Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsversorgung für Antriebsprüfstand


von Johnson 3. (johnson3000)


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Hallo zusammen,

ich baue mir privat einen kleinen Antriebsprüfstand mit Komponenten aus 
dem C2000-Ecosystem von Texas Instruments: zwei permanenterregte 
Synchronmaschinen (Teknic M-2310P-LN-04K, 
https://www.teknic.com/files/product_info/N23_Industrial_Grade_Motors_v6.3.pdf), 
ein Mikrokontroller (TMS320F28379D) und zwei Motortreiber 
(BOOSTXL-DRV8305EVM, BOOSTXL-DRV8323RS).

Ich habe mir ein MeanWell AD/DC Converter 23 V, 451 W (SE-450-24) als 
Spannungsversorgung bestellt; vorhin ist mir aufgefallen, was für ein 
Blödsinn das ist, weil ich den generatorischen Betrieb nicht 
berücksichtige. Aus dem Studium kam mir nun ein Vierquadrantensteller in 
den Sinn; alternativ eine Senke, um die Leistung zu verheizen ... Bei 
Leistungselektronik hole ich mir jedoch gerne den Rat von erfahreren 
Menschen ein. ;)

1. Der Motortreiber beinhaltet den Wechselrichter. Somit benötige ich 
eine bidirektionelle Wandlung von AC 230 V/50 Hz nach DC 4.4V-45V 
(BOOSTXL-DRV8305EVM) bzw. 6V-54V für (BOOSTXL-DRV8323RS). Welche Art der 
Spannungsversorgung empfiehlt ihr mir?

2. Was gibt es allgemein in Hinblick auf Hardware, Sicherheit und 
Betrieb zu beachten? Wieviel Leistung kann ich z.B. in die Steckdose 
eines Privathaushalts zurückspeisen?

Danke im Voraus für alle Antworten. Liebe Grüße

Jonny

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Johnson 3. schrieb:
> Wieviel Leistung kann ich z.B. in die Steckdose
> eines Privathaushalts zurückspeisen?

Gar keine, ohne Genehmigung.

Mit Genehmigung in der Regel 600 Watt. Frage deinen lokalen 
Netzbetreiber bei der Gelegenheit auch gleich nach den Kosten.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Was ist denn der Anwendungsbereich deiner Antriebe? Wenn du für Autos 
entwickelst, sind Akkus am nächsten an der Realität. Ists z.B. ein 
Roboter, kannst du die Rückspeisung ignorieren.

von Stefan F. (Gast)


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Johnson 3. schrieb:
> Was gibt es allgemein in Hinblick auf Hardware, Sicherheit und
> Betrieb zu beachten?

Zu viel, um das hier im Rahmen einer Diskussion zu vermitteln. Dafür 
machen andere eine mehrjährige Berufsausbildung. Du kannst ja mal mit 
den VDE Richtlinien anfangen (die muss man kaufen).

Vielleicht kannst du mit jemandem vom TÜV ins Gespräch kommen, um 
Beratung zu bekommen.

von Armin X. (werweiswas)


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Johnson 3. schrieb:
> weil ich den generatorischen Betrieb nicht berücksichtige

Hi
Bei max 450W Einspeiseleistung würde ich die Energie verheizen.
Oder alternativ, weis jetzt nicht ob das so einfach möglich ist, die 24V 
des Netzteiles stützen. Ich gehe jetzt mal davon aus dass aus diesen 
auch die Speisung des Antriebes erfolgt.
Solltest Du natürlich versehentlich ein Perpetuum Mobile entwickelt 
haben musst Du dennoch etwas Energie verheizen.

von Johnson 3. (johnson3000)


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Die beiden Synchronmaschinen sollen miteinander gekoppelt werden, um 
eine als Lastmaschine betreiben zu können. Der Prüfstand soll 
Fortbildungszwecken dienen: Parameteridentifikation, Erprobung 
unterschiedler Reglerverfahren usw. Also im Wesentlichen 
Software-Themen. Eine hohe Leistung ist nicht erforderlich.

Dann scheint die Idee mit der Rückspeisung bereits gestorben. Wie sähe 
es mit einer Senke aus, an der ich die Generatorleistung verheize?

: Bearbeitet durch User
von Dieter (Gast)


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Stefan F. schrieb:
> Mit Genehmigung in der Regel 600 Watt.

Wenn Du eine Balkonsolaranlage verwendest, kannst Du als zusaetzliche 
Quelle die Generatorleistung verwenden. Die Regelung der Bremsleistung 
ist eine Herausforderung.

In der Regel werden ueber PWM Bremswiderstaende angesteuert. Das laesst 
sich einfach regeln.

von Stefan F. (Gast)


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Johnson 3. schrieb:
> Wie sähe es mit einer Senke aus, an der ich die
> Generatorleistung verheize?

Diese Methode würde ich bevorzugen, weil sie genehmigungsfrei und 
billiger ist. Vielleicht ganz banal mit einem Heizlüfter für LKW.

von Paul (Gast)


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Stefan F. schrieb:
> Johnson 3. schrieb:
>> Wieviel Leistung kann ich z.B. in die Steckdose
>> eines Privathaushalts zurückspeisen?
>
> Gar keine, ohne Genehmigung.

Seit wann hält sich Physik an Genehmigungen?
Er kann so viel zurückschieben bis die Sicherung fliegt. Er darf es nur 
nicht in D. Aber die Ortsangabe fehlt, daher ist deine Aussage 
belanglos.

Bis 2KW würde ich nicht mal im Ansatz drüber nachdenken das ganze 
regenerativ aufzubauen, Kosten/Nutzen stehen in keinem Verhältnis.

EA hat Quellen, Senken und bidirektionale Labornetzteile, die Lasten 
gibts auch in regenerativ und die können mit den Quellen gekoppelt 
werden. Aber plane dann so 10k€ ein. Da kannst du ganz schön lange 
heizen ;).

VG Paul

von Johnson 3. (johnson3000)


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Mich interessiert im Grunde nicht, welche genauen Vorschriften bzgl. der 
Rückeinspeisung innerhalb Deutschlands gelten. Mir genügt eure 
Einschätzung, dass ein Bremswiderstand die typische Lösung in meinem 
angestrebten Leistungsbereich ist. Wie könnte nun die konkrete Umsetzung 
aussehen?

Ich habe im Internet gesucht, finde aber keinen rechten Zugang zu dem 
Thema. Unter "dynamic breaking" und "resistive breaking" gibt es häufig 
nur Artikel mit wenig Tiefgang. Dabei werden mein Problem wohl auch 
schon andere gehabt haben. Folgendes habe ich gefunden:

- Understanding Thermal Dissipation and Design of a Heatsink 
(https://www.ti.com/lit/an/slva462/slva462.pdf?ts=1670694067237)
- OpAmp-Schaltung zur Ansteuerung eines Bremswiderstands
https://electronics.stackexchange.com/questions/318295/dynamic-braking-resistor-chopper-circuit

3. Unter welchen Schlagworten und wo finde ich detaillierte 
Informationen für das Design einer Schaltung für das Schalten eines 
Bremswiderstands? (Website, Fachbuch, ...) Da die Schaltung schnell und 
zuverlässig sein soll, wird es dort mit Sicherheit auch etwas zu 
beachten geben.

4. Unter welchem Namen kann ich die benötigte Technik kaufen? 
Elektronische Last?

5. Schließe ich die elektronische Last einfach parallel zur DC 
Spannungsversorgung meines Motortreibers an? Im Internet werden bei 
professionellen Lösungen immer separate Anschlüsse für einen 
Lastwiderstand erwähnt, den ich nicht habe. 
(https://www.ti.com/lit/ug/slvuai8a/slvuai8a.pdf?ts=1670781007711&; Wie 
definiere ich an diesen Geräten die Spannungsschwelle, ab der die Last 
aktiv wird. ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F)

von Stefan F. (Gast)


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Offenbar brauchst du eine Entwickler-Firma, die das für dich 
ausarbeitet. Das Thema ist zu komplex, um es im Rahmen einer Diskussion 
abschließend zu klären.

Um einen Bremswiderstand zu schalten braucht man keine spezielle 
Schaltung. Du brauchst aber mehr als nur einen einfachen Schalter, denn 
du willst sicher steuern können, wie stark gebremst wird.

Elektronische Lasten kann man natürlich fertig kaufen, aber in der 
Leistungsklasse ist das nichts, was man bei Conrad finden wird. Also 
auch wieder ein Fall für Spezialfirmen, die das genau für deine Anlage 
passend bauen.

> Schließe ich die elektronische Last einfach parallel zur DC
> Spannungsversorgung meines Motortreibers an?

Was willst du belasten, den Motortreiber oder das Fahrzeug?

Offenbar brauchst du einen speziellen Motortreiber, der mit 
Bremswiderstand bremsen kann. Das muss alles eng aufeinander abgestimmt 
sein.

Ich kann dir da nicht großartig helfen. Ich möchte dir mit diesen 
Gegenfragen klar machen, dass du ein Konzept für die ganze Anlage 
brauchst. Lass dir das von einer Firma erstellen, die damit Erfahrung 
hat.

von Johnson 3. (johnson3000)


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Ich möchte eine Synchronmaschine A mit einer zweiten Synchronmaschine B 
koppeln und sie somit generatorisch betreiben. Das Drehmoment der 
Maschine A  im generatorischen Betrieb und somit ihre "Bremswirkung" 
stelle ich über meinen Motortreiber ein. Ich erwarte im generatorischen 
Betrieb jedoch einen Spannungsanstieg im Zwischenkreis. Diese Energie 
möchte ich über einem Widerstand verheizen. Dieser muss aktiviert 
werden, wenn die Zwischenkreisspannung einen Wert größer x V 
überschreitet. Offengestanden kann ich mir nicht vorstellen, dass das so 
schwer sein soll, wenngleich ich deine Intention verstehe, Stefan.

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Johnson 3. schrieb:
> Ich
> erwarte im generatorischen Betrieb jedoch einen Spannungsanstieg im
> Zwischenkreis. Diese Energie möchte ich über einem Widerstand verheizen.
> Dieser muss im Grunde aktiviert werden, wenn die Zwischenkreisspannung
> einen Wert größer x V überschreitet.

So einfach geht das nicht. Stelle dir mal vor, der Generator erzeugt 10 
Watt Überschuss, was zu einem Spannungsanstieg führt. Dann müsstest du 
einen Widerstand zuschalten, der genau 10 Watt aufnimmt. Du bräuchtest 
unendlich viele Widerstände für alle möglichen Leistungen. Und du 
müsstest fortlaufend den Überschuss ermitteln, während sich die Leistung 
des Generators ändert und die Widerstände umgeschaltet werden.

So geht das nicht.

Du brauchst ein funktionierendes Konzept. Das wird mit Sicherheit nicht 
aus einem einfachen Add-On zwischen Netzteil und Motortreiber bestehen. 
Da müssen alle Teile aufeinander abgestimmt werden, sonst wird eine 
hinkende Krückenlösung.

Was du haben willst, ist eine Zenerdiode die hunderte Watt verheizen 
kann, auch "Shunt Regulator" genannt. Das gibt es aber nicht fertig zu 
kaufen. Schau mal ins Datenblatt des TL-431, da ist eine 
Beispielschaltung für viel kleinere Leistungen drin. Das könntest du in 
großem Stil bauen. Ich halte es aber für keine gute Idee.

von Stephan (Gast)


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Johnson 3. schrieb:
> Wie definiere ich an diesen Geräten die Spannungsschwelle, ab der die Last aktiv 
wird.

Die Spannung ZKmax ergibt sich aus Deiner Zwischenkreis-Spannung (wenn 
Du sowas hast) + X oder eben der max. Spannung, die im Motorkreis durch 
die EMK entstehen darf. Die Spannung im Motorkreis/ZK ist ja 
typischerweise recht konstant - bis der Motor abgeschaltet wird und er 
(ungebremst) als Generator läuft.
Beispiel: Bei den Antriebsreglern, die wir hier instandsetzen (3-4 
Schuhkartons gross), ist der Bremswiderstand ein simpler Ohm'scher 
Widerstand (~ 3-7 Ohm) (grosses, gekühltes Teil). Die Regelung des 
Bremseinsatzes erfolgt über eine Erfassung der ZK Spannung und schnelle 
Regelung des Bremswiderstands ("Brems-Chopper")... 
Dauerleistung/Spitzenleistung der Bleeder hier: ~2kW/40kW

https://bremsenergie.de

https://www.frizlen.com/de/service/bremswiderstand-berechnen

https://www.techniker-forum.de/thema/umrichtertechnik-bremswiderstand-auslegen.92591

http://www.servotechnik.de/fachwissen/auslegung/f_beitr_00_720.htm

Wurde ja schon geschrieben:
Rückspeisen ist eine tolle Idee, aber Kosten/Nutzen muss eben passen...
Haben wir hier in unseren beiden Prüfständen (DC und AC3~) auch nicht.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Johnson 3. schrieb:
> Offengestanden kann ich mir nicht vorstellen, dass das so
> schwer sein soll, wenngleich ich deine Intention verstehe, Stefan.

Die Energie wird über einen PWM-gesteuerten Bremswiderstand verheizt. Je 
höher die Überspannung desto länger werden die Einschaltphasen. Der 
Umrichter für den Motor muss dafür einen Anschluss bereitstellen.

https://www.js-technik.de/produkte/zubehoer-frequenzumrichter/bremswiderstaende/
https://shop.osd-schenck.de/epages/es549793.mobile/de_DE/?ObjectPath=/Shops/es549793/Categories/Nach_Artikelgruppe_sortiert/Bremswiderstaende/Siemens

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Johnson 3. schrieb:
> Ich möchte eine Synchronmaschine A mit einer zweiten Synchronmaschine B
> koppeln und sie somit generatorisch betreiben. Das Drehmoment der
> Maschine A  im generatorischen Betrieb und somit ihre "Bremswirkung"
> stelle ich über meinen Motortreiber ein.

Kannst Du nicht beide Umrichter aus einem gemeinsamen DC-Zwischenkreis 
speisen? Aufgrund der Verluste sollte die generatorisch erzeugte 
Leistung geringer sein als die motorische.

Für dynamische Vorgänge (starkes Bremsen) würde dann ein sog. 
Bremschopper in diesem Zwischenkreis genügen, also ein 
Hochlastwiderstand, der über einen pw-modulierten Leistungstransistor 
auf den Zwischenkreis geschaltet wird.

Grüßle,
Volker

von Purzel H. (hacky)


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Als Bremswiderstand kann man zB Autoscheinwerfer, aber keine Halogen 
verwenden.
Als mechanische Last mit einstellbarem Drehmoment kann man zB einen 
Ruehrer in einem Wasserkuebel verwenden.

von Johnson 3. (johnson3000)


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Volker B. schrieb:
> Kannst Du nicht beide Umrichter aus einem gemeinsamen DC-Zwischenkreis
> speisen? Aufgrund der Verluste sollte die generatorisch erzeugte
> Leistung geringer sein als die motorische.

Witzigerweise habe ich gerade genau denselben Gedanken gehabt.

Volker B. schrieb:
> Für dynamische Vorgänge (starkes Bremsen) würde dann ein sog.
> Bremschopper in diesem Zwischenkreis genügen, also ein
> Hochlastwiderstand, der über einen pw-modulierten Leistungstransistor
> auf den Zwischenkreis geschaltet wird.

Verstehe ich dich richtig: Maschine A treibt Maschine B mit einer 
Drehzahl >> 0 an. Drehmoment der Maschine A wird nicht weiter aktiv 
angetrieben, Maschine B wird zum Bremsen verwendet. Dann würde keine 
weitere Leistung aus dem Zwischenkreis entnommen, die verbleibende 
Energie aus der Rotationsbewegung jedoch zurückgespeist. Diese müsste 
über dem Bremschopper abgebaut werden.

Lande ich dann aber nicht wieder bei meinem ursprünglichen Problem, 
diesen Bremschopper auszulegen? Also anders formuliert: Was ist bei der 
von dir beschriebenen Lösung anders, dass hier ein einfacher 
Bremschopper möglich ist, während mir zuvor zu einer professionellen 
Spannungsversorgung mit Senke geraten worden ist? Keine kontinuierliche 
Leistungsumwandlung am Bremswiderstand?

PS: Als "fertige" Spannungsversorgung käme z.B. das Delta Elektronika 
M60-100 Option P233 in  Frage. Ich sehe allerdings ein, dass die Geräte 
relativ teuer sind. 
(https://pim.schulz-electronic.de/document/SM6000-PowerSink_D_E.pdf)

: Bearbeitet durch User
von AVL (Gast)


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Wenn ich unsere Prüfstände ansehe, funktionieren die so es gibt eine DC 
Schiene auf der der Prüfling und die Lastmaschine hängen. Die Schiene 
wird von einem 4 Quadranten Netzteil versorgt. In unseren Fall so um die 
250kW, kann man sicherlich nach unten skalieren. Wenn sich 
Überschussleistung ergibt, dann wird vom Netzteil rückgespeist, 
ansonsten aus dem Netz bezogen.
Es gibt von Delta Netzteile die eine Senke haben, die die Leistung 
verheizen, oder aber auch rückspeisen.

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