Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Zweck von Leistungs-MOSFETs mit hohem RDSon


von AMDFreak (amdfreak2006)


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Hallo zusammen,

wofür dienen Leistungs-MOSFETs mit hohem RDSon?

Dazu konnte ich bislang nichts finden.

Hohe RDSon bei Signal-MOSFETs erkläre ich mir so, dass es dort aufgrund 
der geringe Ströme (und somit geringem Spannungsabfall) quasi egal ist 
und zum anderen der hohe RDSon vielleicht sogar gewünscht ist, um 
separate Schutz-/Vorwiderstände im Signalpfad einsparen zu können.

Ist die Begründung für diese "Signal"-MOSFETs korrekt?


Für Leistungs-MOSFETs erschließt es sich mir hingegen überhaupt nicht.
Wozu gib es Leistungs-MOSFETs, die 10A verkraften aber 5-10 Ohm RDSon 
und somit extreme Abwärme haben?

Die Teile sind auch nicht nennenswert günstiger bzw. laut Datenblatt 
auch nicht nennenswert älter als "normale"-Leistungs-MOSFETs mit RDSon 
im 1 bis 3 stelligen milliOhm-Bereich.

Wofür benötigt mal also derartige Leistungs-MOSFETS mit hohem RDSon?

von Michael B. (laberkopp)


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Wenn man MOSFETs im linearen Abschnür-Bereich betreibt, z.B. als 
Stellelement in einem Labornetzteil, kommt es auf niedrigen RDS nicht 
an, weil er sowieso mit einigen Volt zwischen D und S betrieben wird, 
sondern auf grosse SOA also gleichmäßige Stromverteilung auf dem Chip, 
die durch hohen Bahnwiderstand erleichtert wird.

Ansonsten versucht man den RDSon zu verringern, technologischer 
Fortschritt brachte ihn von über 1 Ohm bis unter 1mOhm. Die MOSFETs 
taugen nur im Schaltbetrieb.

von Georg M. (g_m)


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AMDFreak schrieb:
> laut Datenblatt

OK, alles klar.

von Falk B. (falk)


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AMDFreak schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> wofür dienen Leistungs-MOSFETs mit hohem RDSon?

Was heißt dienen? Es gab/gibt sie halt, weil es technologisch bedingt 
nicht besser ging/geht. Niemand baut die absichtlich hochohmiger als 
nötig.

> Hohe RDSon bei Signal-MOSFETs erkläre ich mir so, dass es dort aufgrund
> der geringe Ströme (und somit geringem Spannungsabfall) quasi egal ist
> und zum anderen der hohe RDSon vielleicht sogar gewünscht ist, um
> separate Schutz-/Vorwiderstände im Signalpfad einsparen zu können.
>
> Ist die Begründung für diese "Signal"-MOSFETs korrekt?

Du meinst KleinsignalMOSFETs. Ja, dort ist R_DS_ON zweiranging. Aber 
auch die baut keiner absichtlich schlechter.

> Für Leistungs-MOSFETs erschließt es sich mir hingegen überhaupt nicht.
> Wozu gib es Leistungs-MOSFETs, die 10A verkraften aber 5-10 Ohm RDSon
> und somit extreme Abwärme haben?

Das sind alte Typen mit hoher Sperrspannung. Denn je höher die 
Sperrspannung, umso hochohmiger wird ein MOSFET, technologisch bedingt. 
Ein 20V MOSFET mit 1mOhm ist heute machbar, bei 600-1000V noch nicht. 
Auch wenn SiC dort besser ist als reines Silizium.

> Wofür benötigt mal also derartige Leistungs-MOSFETS mit hohem RDSon?

Es gibt keine direkte Anwendung dafür, sie sind auch nicht auf besondere 
Hochohmigkeit entwickelt worden. Sie sind einfach vorhanden und man muss 
sehen, daß sie für die Anwendung ausreichend gut sind.

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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AMDFreak schrieb:
> wofür dienen Leistungs-MOSFETs mit hohem RDSon?

Die Frage ist schon falsch. Nenne doch mal die Quelle, wo behauptet 
wird, daß Mosfets für irgendwelche Zwecke extra hochohmig hergestellt 
werden.

von Peter K. (chips)


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bei DCDC-Wandlern ist für den Wirkungsgrad der RdSon wichtiger beim 
lowside Fet (Sync Fet), die Schaltverluste wichtiger beim Highside-Fet 
(Control-FET) mit weniger Qc, dafür höherem RDSon

von (prx) A. K. (prx)


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Anders ausgedrückt: Ein hoher Rds(on) ist kein Sinn an sich, sondern der 
Folgeeffekt einer Verbesserung eines anderen Parameters.

von AMDFreak (amdfreak2006)


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> Was heißt dienen? Es gab/gibt sie halt, weil es technologisch bedingt
> nicht besser ging/geht. Niemand baut die absichtlich hochohmiger als
> nötig.

Dann wäre die Frage ob die Lagerbestände einfach noch so riesig sind 
oder warum man sowas dann überhaupt noch zum Verkauf anbietet, wenns 
teilweise für weniger oder zumindest gleich viel Geld neuere MOSFETs mit 
besseren Eigenschaften gibt...

Mal abseits des Linearbetriebs der meist nur noch bei älteren 
Leistungs-MOSFETs möglich ist, ging ich davon aus dass es für MOSFETs 
mit hochohmigem RDSon noch andere Einsatzzwecke gibt. Die Sache mit dem 
Alter hielt ich ebenso wie ihr für wahrscheinlich, doch die Datenblätter 
sind teils auf ähnliche Datumsangaben datiert wie die neueren Modelle. 
Liegt dann aber vermutlich daran dass zum aktuellsten Datum lediglich 
die letzte Datenblattrevision stattgefunden hat...

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Es gibt noch genügend Anwendungen (also nicht nur lineare 
Audio-Endstufen), wo der Linearbetrieb von Leistungsmosfets benötigt 
wird. Ein niedriger RDSon ist bei diesen Schaltungen nicht erforderlich.

von Veit D. (devil-elec)


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Hallo,

es gibt viele Parameter die die Eigenschaften bestimmen. Der direkteste, 
besser gesagt indirekte, Zusammenhang ist Kapazität vs. RDSon. Da kann 
kein Hersteller zaubern. Bestens Bsp. sind Mosfets für I2C Pegelwandler 
usw. Da zählt geringe Kapazität. RDSon ist nebensächlich.

von AMDFreak (amdfreak2006)


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Veit D. schrieb:
> Hallo,
>
> es gibt viele Parameter die die Eigenschaften bestimmen. Der direkteste,
> besser gesagt indirekte, Zusammenhang ist Kapazität vs. RDSon. Da kann
> kein Hersteller zaubern. Bestens Bsp. sind Mosfets für I2C Pegelwandler
> usw. Da zählt geringe Kapazität. RDSon ist nebensächlich.

Nunja, gerade das scheint eben schon sehr stark technologieabhängig zu 
sein.
Neuere Typen von MOSFETS haben bei gleicher Sperrspannung und geringerem 
RDSon mittlerweile auch (deutlich) geringere Kapazitäten 
(Total-Gate-Charge).
Mir gings ja gerade darum herauszufinden ob die somit scheinbar alten 
Modelle/Typen an MOSFETs neben Linearbetrieb noch irgendeinen sinnvollen 
Einsatzzweck haben, außer dass die meist (aber nicht immer) günstiger 
sind als die neuesten Hochleistungs-Modelle..

PS: Für I2C-Pegelwandler hast du recht, aber das sind für mich, wie auch 
schon im Eingangsbeitrag erwähnt, Kleinsignal-MOSFETs. Dass da eher hohe 
Schaltgeschwindigkeit und geringer Ansteueraufwand bzw. geringer 
erforderlicher Ansteuerstrom von Belang sind, ist denke ich klar.

: Bearbeitet durch User
von Peter K. (chips)


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AMDFreak schrieb:
> Für Leistungs-MOSFETs erschließt es sich mir hingegen überhaupt nicht.
> Wozu gib es Leistungs-MOSFETs, die 10A verkraften aber 5-10 Ohm RDSon
> und somit extreme Abwärme haben

Nenn doch mal bitte Beispiele dazu, vielleicht wirds dann klarer

von Michi S. (mista_s)


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AMDFreak schrieb:
> Für Leistungs-MOSFETs erschließt es sich mir hingegen
> überhaupt nicht.
> Wozu gib es Leistungs-MOSFETs, die 10A verkraften aber 5-10
> Ohm RDSon und somit extreme Abwärme haben

Für Dauerbetrieb taugen die definitiv nicht, wie willst bis zu 1kW Wärme 
denn abführen? Aber Anlaufströme, Inrush-Current usw. fließen i.A. kurz 
genug, um für die dauerhafte Erwärmung (und damit die Kühlung) belanglos 
zu sein, trotzdem muß der FET sie aushalten.


AMDFreak schrieb:
> irgendeinen sinnvollen
> Einsatzzweck haben, außer dass die meist (aber nicht immer)
> günstiger sind als die neuesten Hochleistungs-Modelle..

Günstiger zu sein ist für den Einsatz in moderner Jubelelektronik (mit 
Millionenstückzahlen) oft das zentrale Kriterium, da zählt jeder Cent 
auf der BOM.

von Jörg R. (solar77)


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Michi S. schrieb:
> AMDFreak schrieb:
>> Für Leistungs-MOSFETs erschließt es sich mir hingegen
>> überhaupt nicht.
>> Wozu gib es Leistungs-MOSFETs, die 10A verkraften aber 5-10
>> Ohm RDSon und somit extreme Abwärme haben
>
> Für Dauerbetrieb taugen die definitiv nicht, wie willst bis zu 1kW Wärme
> denn abführen? Aber Anlaufströme, Inrush-Current usw. fließen i.A. kurz
> genug, um für die dauerhafte Erwärmung (und damit die Kühlung) belanglos
> zu sein, trotzdem muß der FET sie aushalten.

IXTK110N20L2 geht schon in die Richtung. Design für linearen Betrieb, 
also z.B. elektronische Lasten.

https://www.mouser.de/datasheet/2/240/ixyss04253_1-2272222.pdf

Natürlich benötigt der eine entsprechende Kühlung. In größeren EL werden 
für den Lastkreis i.d.R. mehrere Transistoren parallel geschaltet.

von Jens G. (jensig)


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Peter K. schrieb:
> AMDFreak schrieb:
>> Für Leistungs-MOSFETs erschließt es sich mir hingegen überhaupt nicht.
>> Wozu gib es Leistungs-MOSFETs, die 10A verkraften aber 5-10 Ohm RDSon
>> und somit extreme Abwärme haben
>
> Nenn doch mal bitte Beispiele dazu, vielleicht wirds dann klarer

Und wenn er so ein Beispiel hat, dann solle uns der TO doch mal 
erklären, wieso er meint, daß angeblich der Entwickler dieses Mosfet es 
extra auf hohen Rds_on abgesehen hätte.

von Veit D. (devil-elec)


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AMDFreak schrieb:
> Veit D. schrieb:
>> Hallo,
>>
>> es gibt viele Parameter die die Eigenschaften bestimmen. Der direkteste,
>> besser gesagt indirekte, Zusammenhang ist Kapazität vs. RDSon. Da kann
>> kein Hersteller zaubern. Bestens Bsp. sind Mosfets für I2C Pegelwandler
>> usw. Da zählt geringe Kapazität. RDSon ist nebensächlich.
>
> Nunja, gerade das scheint eben schon sehr stark technologieabhängig zu
> sein.
> Neuere Typen von MOSFETS haben bei gleicher Sperrspannung und geringerem
> RDSon mittlerweile auch (deutlich) geringere Kapazitäten
> (Total-Gate-Charge).
> Mir gings ja gerade darum herauszufinden ob die somit scheinbar alten
> Modelle/Typen an MOSFETs neben Linearbetrieb noch irgendeinen sinnvollen
> Einsatzzweck haben, außer dass die meist (aber nicht immer) günstiger
> sind als die neuesten Hochleistungs-Modelle..

Es wird niemand bestreiten das es durch neue Materialien in Summe 
bessere Eigenschaften gibt. Aber der Zusammenhang bleibt dennoch 
bestehen. Das heißt auch mit neuem Material kann/muss der Hersteller 
entscheiden weniger RDSon dafür höherer Kapazität oder umgekehrt. Nur 
mit dem Unterschied das das Niveau der Werte woanders liegt. Deswegen 
ist aber der Zusammenhang nicht verschwunden.

Der gemachte Punkt "technologieabhängig" verkompliziert diesen Thread.

Außerdem muss man Mosfets mit RDSon im Ohm Bereich nicht 
kaufen/verwenden wenn es nicht zur Anwendung passt. Von daher sind 
solche allgemeinen Fragen eher nicht nachhaltig. Jeder könnte Tausende 
Fragen stellen "Warum gibt es Produkt xy wenn es sinnlos ist." Irgendwer 
wird es schon benutzt haben für irgendwas.  :-)  :-)

von AMDFreak (amdfreak2006)


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Vergleicht man beispielsweise

https://www.mouser.de/ProductDetail/Vishay-Semiconductors/SIHA690N60E-GE3?qs=%252B6g0mu59x7J4wIa6T8JnLA%3D%3D

und

https://www.mouser.de/ProductDetail/Toshiba/TK2Q60DQ?qs=t5G4LXHbEGxUKSwyM5wruw%3D%3D

hat letzterer einen um Faktor 7 schlechteren RDSon, ist 9 Jahre älter 
und hat ansonsten recht identische Werte zu erstgenanntem MOSFET. 
Kostenunterschied pro Stück: 42 Cent zu Lasten den neueren MOSFETs.

Es scheint also wirklich alles nur technologischer Fortschritt zu sein, 
recht beachtlich durchaus innerhalb der letzten 10 Jahre 
MOSFET-Entwicklung...

Die neuesten MOSFETs im SMD-Gehäuse erreichen ja teilweise auch noch mal 
einen um Faktor 3-4 besseren RDSon als die besten MOSFETs im 
THT-Gehäuse...

In dem Sinne, Danke für eure Antworten.

: Bearbeitet durch User
von Peter K. (chips)


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bei den beiden Beispielen nicht zu ignorieren: das Gehäuse und damit 
indirekt die Ziel-Applikation.
der Toshiba ist mMn nicht für Kühlkörpermontage geeignet/gedacht, und 
ist somit für SMPS mit wenigen Watt Leistung;
der Vishay ist TO-220F und für Kühlkörpermontage prädestiniert - mit 
Kühlung kann man damit SMPS mit deutlich mehr Leistung aufbauen;
bez. Preis ist der Toshiba nicht mMn marktgetrecht - das ist verm. noch 
der Preis aus 2010 - wenn du heute Toshiba fragen würdest, würden die 
sagen: nimm doch den xten Nachfolgetyp, ist 4x besser und kostet das 
gleiche

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