Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Billige Hardware...wie machen "die" das?


von Karl (Gast)


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Hallo,

ich denke viel über die Welt nach =) Und vorhin habe ich mir überlegt,
wie viel Aufwand ich treiben müsste, um ein Gerät mit USB 2.0 zu
bauen (480 MBit/sek) oder ein Gerät mit SerialATA-Schnittstelle
(geht bei 1,5 GBit/sek los!). Das ganze verwirrt mich etwas:

Wie erzeugen die diese hohen Frequenzen? Sind da Quarze drauf?
Habe im Handel noch nie einen Quarz mit 1,5 GHz gesehen!

Und wie hoch muss die Frequenz beim Empfänger erst sein? Oder
wie lösen die das Problem, dass man im richtigen Takt die
Daten bei so unglaublich hohen Frequenzen noch richtig
erkennt? Präambel und Einschwingen ist mir bekannt, aber
das kann ich nach meinem Wissensstand doch auch nur machen,
wenn ich das Signal wesentlich öfter abtaste, als mit der
Frequenz, mit der es gesendet wird?!?

Und wie können die das so billig bauen? Ich weiß, kommt aus
China.
Aber trotzdem ist es mir ein Rätsel, wie man ein Festplatten-
Gehäuse mit USB 2.0-Schnittstelle für € 10,- anbieten kann,
das Ding hat ja eine lange Reise hinter sich und irgendwie
verdient ja auch noch der eine oder andere daran. Wenn ich
nämlich ICs kaufe, zahle ich ein vielfaches (egal welche).
Und die von mir gekauften Chips kommen doch auch aus China!

Gruß, Karl.

von crazy horse (Gast)


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"Habe im Handel noch nie einen Quarz mit 1,5 GHz gesehen!"
PLL heisst das Zauberwort. In deinem PC ist auch kein 3GHz-Oszillator.

"wenn ich das Signal wesentlich öfter abtaste, als mit der
Frequenz, mit der es gesendet wird?!?"
nö, muss man nicht. Gibt mehrere Verfahren, die ohne Überabtastung 
auskommen.

Mit dem Preis ist mir allerdings auch ein Rätsel.
Gerade gestern wieder gesehen: 4fach USB-Hub, 4,95.
Gehäuse, Kabel, Buchsen, Platine...Irgendjemand hat das ganze auch 
designt, Spritzgusswerkzeuge hergestellt, Material- und Energieeinsatz 
ist auch da und es wollen eine ganze Menge Leute wenigstens ein bisschen 
was dran verdienen. Ganz gewiss den grössten Happen bekommt das 
Finanzamt, die gehen nie leer aus. Entwicklungskosten, Herstellung, 
Verpackung, Transport, Zoll, Grosshandel, Umsatzsteuer, Einzelhandel.
Selbst wenn man die Lohnkosten im Ursprungsland noch so klein hält, das 
kann eigentlich funktionieren. Macht es aber doch...

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Stückzahlen. Das Geheimnis heißt Stückzahlen. Und die erste Frage ist 
mit PLL wohl zumindest in Teilen beantwortet.

von jojansen (Gast)


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Moin,
ich denke mal, daß sich die Entwicklungskosten auf eine sehr hohe 
Stückzahl verteilen. Ich habe keine Ahnung wo und zu welchen Kosten 
entwickelt wird, aber die IC Hersteller machen es den Entwicklern nicht 
unnötig schwierig. In meiner Firma machen wir seit einigen Jahren mit 
USB Peripherie herum und das sieht nicht wirklich kritisch aus. Es geht 
dabei allerdings 'nur' um USB 1.1. Wir verwenden von Cypress die 
CY7c63231 Controller und die brauchen z.B. noch nicht mal einen externen 
Takt wie einen Quarz, und der USB Host läuft extern mit 6MhZ und die 
interne PLL macht daraus dann 48MhZ. Zum einen ist der Quarz schön 
billig, zum anderen gibt es weniger Probleme mit der EMV Prüfung. Auf 
diesen Boards ist auch ein USB2.0 Slave und die Geschichte wird vom 
Coldfire Controller direkt gemacht. Dafür gibt es dann C Bibliotheken.
Zum Thema Signalqualität ist noch zu sagen, daß z.B. USB differentiell 
funktioniert. Das heist, daß die beiden Datenleitungen D+ und D- jeweils 
den entgegengesetzten Pegel haben. Man muß sich also nur die 
Pegeldifferenz zwischen beiden Leitungen anschauen, ausserdem wirken 
Störungen auf beide Signale (fast) gleich ein, wobei sich in gewissen 
Grenzen immer noch die Differenz zwischen D+ und D- verwerten lässt. 
Schau dir mal bei Wikipedia den Artikel über das 'Augendiagramm' an: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Augendiagramm
Ich denke mal, daß man z.B. einen USB-IDE Adapter ganz gut mit einer 
Hardwarebeschreibungssprache wie VHDL beschreiben kann.
Ist nicht uninteressant aber 'Die' kochen auch nur mit Wasser ;-)
Gute Nacht,
Johannes

von Drei N. (3_newton)


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...Irgendjemand hat das ganze auch
designt, ...

Ja, aber der verkauft es nicht für 10 Euro, sondern das chinesische 
Partnerunternehmen, was ganz zufällig, auch sowas "ent"wickelt hat. 
Steht ja immer lustig Vaio etc. drauf...

3N

von Drei N. (3_newton)


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Wobei hier anzumerken wäre, das externe Festplattengehäuse und ihre 
Netzteile zum allergrößten Schrott gehören, den die Menschheit je 
fabriziert hat. Die Qualität unterbietet echt alles.

von Michael S. (mst)


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Hi Volks,

möchte da jetzt niemand auch den Schlips treten, aber...

...ich bezweifle das irgendwelche zwielichtige Firmen die irgendwelchen 
minderwertigen "Schrott" anbieten überhaupt eine Ent"wicklung"sabteilung 
haben...

...eher eine Ent"wendungs"sabteilung;

Gruß Micha,

PS: @3_newton, ich stimme dir da voll und ganz zu mit dem Schrott. Mir 
ist erst vor einiger zeit ein 8EUR E-Trafo für Halogenlampen abgebrannt. 
War wohl  für 20W anstatt den aufgedruckten 200W designed worden! Zum 
Glück was die Holzdecke noch nicht geschlossen!!!

von Christian S. (kriki)


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Solche Preise sind über die hohen Stückzahlen erreichbar, und auch 
Fertigung in China etc.

die Vorteile von hohen Stückzahlen:

- Fixkosten und Entwicklung schlagen sich wesentlich geringer aufs 
Produkt.
- Bei hohen Mengen senken sich auch die Preise für Bauteile drastisch.

z.b. ATMEGA32 bei RS:
1Stk 9,77€
11+  9,28€
26+  8,99€

den gleichen bei EBV (Großhändler):

4,02 € (inkl. 20% MwSt.) - Minstestmenge 476 Stk.

Und wenn man nun nicht nur 500Stk bestellt sondern 500.000 Stk. liegt 
der Preis wahrschleinlich nicht mal mehr bei 1,5€.

Von einem Hersteller für Küchenkasten-Schaniere weiss ich, dass die ihre 
Schrauben um 0,02 CENT pro 1000 Stk. kaufen.

--> Die Menge machts.

von Browncoat (Gast)


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Außerdem ist da noch das Zauberwort Restposten, wieviel wird als 
Restposten von großen Handelsketten zum Spottpreis aufgekauft und dann 
verscherbelt? Dann kommen noch so Sachen wie Überproduktion, im 
Container ganz hinten mit Eingeschmuggelt und Insolvenzware dazu und 
schon gehen die Preise noch weiter in den Keller.

MfG BC

von Unbekannter (Gast)


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Das Faktor für den Preis wurde ja schon genannt: Stückzahlen.

Die anderen Faktoren sind:

  - Nicht vorhandene Qualität, sprich China-Schrott. Billigstes
    Plastik, billigste, ungenaue und ausgelutschte Spritzgussformen.

  - Arbeitnehmer in China und Vietnamm etc. sind nix Wert und
    bekommen kaum Lohn. Keine Sozialversicherung, keine Unfall-
    versicherung. Wer krank ist, fliegt und wird durch den
    nächsten Arbeitssklaven ersetzt.

  - Null Umweltschutz. Abfälle landen in der Pampa, egal wie giftig.
    Schutz für die Arbeitssklaven: Fehlanzeige. Wer die giftigen
    Dämpfe nicht verträgt und krank wird, hat eben Pech und wird
    ersetzt. Wer sich an einer Stanze die Hand abhackt, hat auch
    Pech und wird einfach durch den Nächsten ersetzt. Die Stanze
    wird nie sicherer gemacht. Das ist viel zu teuer.

  - Null Rechte für die Arbeitssklaven. Wer nicht spurt, fliegt.

Was glaubt ihr, wie viele Menschen schon mit ihrem Leben bezahlt haben, 
nur damit ihr einen USB-Hub für 4,95 oder gefärbte Baumwoll-T-Shirts für 
1,95 kaufen könnt?

Der Wohlstand des Westens stüzt sich auf die (indirekte) Ausbeutung von 
Entwicklungsländern. Politisch korrekt nennt sich das dann 
"Globalisierung".

von Winfried (Gast)


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Wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen der Welt von weniger als 3 
Dollar pro Tag leben müssen, versteht man auch solche Preise. Und auch, 
dass wir hier in Europa zu einer kleinen Reichtums-Elite gehören, die 
sich dann wundert, wie solche Preise zustande kommen können ;-)

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Richtig pervers wird es, wenn man sich die Preise ansieht, zu denen 
derzeit in Baumärkten Elektrowerkzeug (oder etwas, was vorgibt, welches 
zu sein) verkauft wird:

5 EUR für eine Schlagbohrmaschine mit Links/Rechtslauf und 
elektronischer Drehzahlregelung. Eine kleine Wasserwaage ist auch schon 
eingebaut, und das Teil hat ein Dreibackenbohrfutter nebst 
Futterschlüssel.

5 EUR für eine Pendelhubstichsäge ...


Im Gegensatz zu einem USB-Hub, der mitsamt Verpackung vielleicht 100 g 
wiegt, ist so eine Bohrmaschine richtig schwer ... und kostet trotzdem 
praktisch garnichts.

An solchen Perversionen kann man erkennen, daß das Transportieren von 
Waren wohl viel zu billig geworden ist.

von Browncoat (Gast)


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Wartet mal ab, zwanzig (oder weniger) Jahre weiter siehts bei uns 
genauso aus, weil Dtl. sonst nicht mithalten kann.

MfG BC

von Winfried (Gast)


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In 20 Jahren bauen wir für 20 Cent eine Bohrmaschine für die reichen 
Chinesen. Und die fragen sich, wie die das in Deutschland bloß 
hinbekommen ;-)

Ist schon wirklich pervers, 5 Euro für eine Bohrmaschine, 
Winkelschleifer...

Das führt ja im übrigen auch dazu, dass Konsumenten die Arbeit gar nicht 
mehr wertschätzen können, die man in manche Produkte steckt. Die wollen 
dann alles für 5 Euro haben. Das macht es noch schwerer, in Deutschland 
zu produzieren.

von inoffizieller WM-Rahul (Gast)


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Nicht nur, dass es keine Wertschätzung der Arbeit mehr gibt, eine 
Bohrmaschine für 5 Euro entsorgt man eher, als dass man sie 
repariert/reparieren lässt.

Andererseits sehe ich es nicht ein, mir einen 100-Euro-Akkuschrauber zu 
kaufen, wenn der sowieso die meiste Zeit nicht genutzt wird.
Ärgerlich ist dann natürlich, wenn man ihn braucht und der Akku den 
Geist aufgegeben hat. Das passiert aber auch den teureren Geräten.
Interessanterweise bieten einige Baumärkte Akkuschrauber für ca. 30Euro 
mit einer Garantie über 5 Jahre an. Sowas lohnt sich dann für den 
ambitionierten Heimwerker...

Noch was perverses:
In Deutschland werden Rinder und Schweine gezüchtet, die dann quer durch 
Europa transportiert werden, weil es billiger ist, sie in Portugal zu 
schlachten. Die zerlegte Rinderhäften kommen dann zurück, um hier 
weiterverarbeitet zu werden.
Das hat irgendwas mit "Freihandelsabkommen" (oder sowas) zutun...

Der o.g. dumme Sklave fährt in Europa übrigens LKW...

von Dirk (Gast)


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>Der o.g. dumme Sklave fährt in Europa übrigens LKW...

oder ist Zeitarbeiter.

von inoffizieller WM-Rahul (Gast)


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>oder ist Zeitarbeiter.

Nö.
Zeitarbeiter haben im Gegensatz zu anderen i.d.R. einen unbefristeten 
Arbeitsvertrag und geregelte Arbeitszeiten.

von Unbekannter (Gast)


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Einen Winkelschleifer aus dem Baumarkt für 5,- Euro werde ich nie im 
Leben benutzen, meine Gesundheit ist mir das wert. Das "Werkzeug" aus 
Baumärkten ist regelmäßig gemeingefährlich. Wer nicht so viel Wert auf 
seine Gesundheit legt, kann den Schrott gerne kaufen.



von Karl (Gast)


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Hi,

danke für die Antworten. Ich habe mir inzwischen mal die PLL
angesehen, aber so ganz klar ist mir das noch nicht, ich habe
noch ein paar Fragen:

Wieso muss ein Tiefpassfilter zur Verzögerung des rückgekoppelten
Steuersignals eingesetzt werden?

Wie löst man das Problem der genauen Frequenzerzeugung in höheren
Frequenzbändern über einen großes Frequenzband? Da die Frequenz
des VCO spannungsabhängig ist, benötigt man doch sehr genaue
Spannungsregler und ich frage mich, wie man da die geforderte
Genauigkeit erreicht?

Beim FM-Empfang zum Beispiel folgt in der PLL die Spannung
direkt der Frequenzänderung und so kann das FM-Signal demoduliert
werden.
Aber wie sage ich dem VCO im der Praxis, dass er auf eine
bestimmte Frequenz einrasten soll, wenn der jedem FM-Signal
folgt? Muss man da erst doch mit Prescaler auf eine Grund-
frequenz gehen und dann den Prescaler ausschalten und sogleich
den VCO direkt an den Phasendetektor hängen?

Die Frage nach der billigen Hardware wurde zu meiner vollsten
Zufriedenheit beantwortet. Habt vielen Dank!

Karl.

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