Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik DAC Dithering


von Ralf H. (dacula)


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Hallo Leute,

ich habe momentan das Problem, das ich den gewünschten DAC (ein 
MCP48CVB24: 4 Kanal, 12 Bit, TSSOP, 1 LSB Genauigkeit) nicht für privat 
in kleiner Stückzahl auftreiben kann :(

Aber ich kann 8 Bit mit 8 Kanälen (MCP48FVB08 u.A. bei TME) bekommen. 
Der hat zwar definitiv nicht die benötigte Breite und ist weniger genau 
(rechnerisch brauche ich "nur" 10 Bit - 12  Bit wäre hier ein Bonus), 
aber doppelt so viele Kanäle und wäre, bis auf die extra 4 Ausgänge ein 
kompatibler Ersatz was das Footprint angeht.

Jetzt kam mir die Idee, DAC-Dithering zu machen. Normalerweise wird 
hierzu ja ein DAC zwischen zwei Signalen hin und her geschaltet und der 
Mittelwert entspräche dann dem Sollwert. Um die 
Umschwingzeit/"Setteltime" des DACs außer acht zu lassen, würde ich 
jetzt einfach zwei DAC Kanäle (einen der ersten vier und einen zweiten 
der letzten vier, die der 4-Kanal nicht hat) die benötigten Werte für 
das Dithering vorgeben und per Muxer zwischen Ihnen umschalten - 
adäquater Filter hinter dem Muxer natürlich inklusive.

Wenn ich das geschickt layoute, kann ich so mit nur einer PCB-Variante 
später auch den Ziel-DAC einsetzten ohne die Hardware anzupassen - dafür 
brauche ich halt einen billigen Muxer, den ich eh schon auf dem Board 
hätte nochmal :)

By the way...
Ich benötige nicht die große Genauigkeit oder Geschwindigkeit, sondern 
nur die Auflösung. - Ein 22 Bit ADC (MCP3561) macht eine Offset-Messung, 
so das ich Abweichungen gegenregeln könnte, wenn ich das brauche.

Glaubt ihr, das wäre eine provisorisch gute Lösung?

von F. M. (foxmulder)


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Ralf H. schrieb:
> icht für privat
> in kleiner Stückzahl auftreiben kann :(

Blödsinn, 600 Stück auf Lager bei Mouser.

Ralf H. schrieb:
> Glaubt ihr, das wäre eine provisorisch gute Lösung?

Nein.

: Bearbeitet durch User
von Eckhard T. (etik)


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Funktioniert bei mir super, indem die Ausgänge zweier DACs (im selben 
Gehäuse) über einen PWM-gesteuerten Analogmultiplexer laufen und 
gefiltert werden. Das ist je nach Anwendung durchaus kein Provisorium. 
Dithern würde an den Bereichsenden immer weniger nützen.

von Motopick (motopick)


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> Das ist je nach Anwendung durchaus kein Provisorium

sondern einfach Murks.

von Ralf H. (dacula)


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Danke für ernstgemeintes Feedback.

F. M. schrieb:
> Blödsinn, 600 Stück auf Lager bei Mouser.

Irgendwie hatte ich Mouser gar nicht auf dem Schirm für private 
Lieferungen (eher TME), aber ich habe mich gerade eines besseren 
belehren lassen: https://www.mouser.de/new-customers/ -> "...Im 
Gegensatz zu vielen unserer Wettbewerber verkaufen wir gleichermaßen an 
Unternehmen wie an Verbraucher..."
Danke für den Hinweis :)

F. M. schrieb:
>> Glaubt ihr, das wäre eine provisorisch gute Lösung?
>
> Nein.
Weil? Warum wird das dann in der Literatur so häufig erwähnt?

@ Eckhard T. (etik)22.09.2023 09:53
Cool! Kannst du mir etwas mehr Details nennen? Hast du das irgendwie 
vermessen?

Motopick schrieb:
> sondern einfach Murks.

Weil? Warum wird das dann in der Literatur so häufig erwähnt?

von F. M. (foxmulder)


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Ralf H. schrieb:
> Warum wird das dann in der Literatur so häufig erwähnt?

Weil:
-Literatur alt
-Design für extremen Preisdruck zB. integrierte DACs verwenden obwohl zu 
wenig bits
-Es gibt keinen DAC für die Anwendung der gut genug ist zB. für 
Raumfahrtanwendung etc.

https://www.edn.com/combine-two-8-bit-outputs-to-make-one-16-bit-dac/

" I recently designed for a tunable-diode laser spectrometer for a 
Mars-exploration ...  everything in the design had to consist solely of 
components from the NPSL (NASA parts-selection list)"

Also ja, kann man machen aber bitte nicht für ein normales Produkt und 
schon gar nicht, wenn du später sowieso einen anderen DAC verwenden 
willst.

Ralf H. schrieb:
> Wenn ich das geschickt layoute, kann ich so mit nur einer PCB-Variante
> später auch den Ziel-DAC einsetzten ohne die Hardware anzupassen - dafür
> brauche ich halt einen billigen Muxer, den ich eh schon auf dem Board
> hätte nochmal :)

...


mfg

von Motopick (motopick)


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> Warum wird das dann in der Literatur so häufig erwähnt?

Wird es das?
Es reicht eine einfache Fehler- und Aufwandsabschaetzung.

Zeig doch mal nur eine Literaturstelle, die "Vorteile" zeigt.

Man kann wohl "Noiseshaping" und aehnlich esoterische Dinge tun,
aber doch nicht mit einem dazugemurksten Analogmultiplexer...

von Rainer W. (rawi)


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Ralf H. schrieb:
> Irgendwie hatte ich Mouser gar nicht auf dem Schirm ...

Digikey anscheinend auch nicht:
Für den Anfang sollten die 68 Stück doch schon einmal helfen, ab 8 Stück 
versandkostenfrei.
https://www.digikey.de/de/products/detail/microchip-technology/MCP48CVB24-20E-ST/14565740

von Ralf H. (dacula)


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Nachdem ich jetzt ein Teardown von einem E3631xA Netzteils von Keysight 
gesehen habe, rudere ich meine Anspruch am Präzision zurück und denke, 
ich war klar auf dem Wege des Overengineerings!

"Früher" zu Zeiten der E363xA Serie an Netzteilen, war da ein 16 Bit DAC 
(eigentlich einer für Audio) mit Abgleichmöglichkeiten und selbst 
gebauten Sample'n'Hold (aus Muxern und OPs) um U/I/OVP auszugeben und 
ein hochauflösender Flash-ADC vorgesehen. Das war meines Erachtens gut, 
sehr gut sogar und zog sich so durch diverse Serien die auch heute noch 
in vielen Laboren stehen!

Aber heute in den E36312A? Ein 16Bit ADC (ADS1120), vermutlich für die 
Ausgangsmessung/Abgleich des DACs und - jetzt kommts - ein PWM-DAC!
Die erzeugen doch echt per µC (einem pro Netzteil-Kanal!) ein PWM Signal 
je "SET-Wert", jagen es auf einen 74LVC04A (der aus einer 2,5V Referenz 
(REF3125) versorgt wird)der vermutlich nur als invertierender Buffer 
dient und dann auf RC-Filter. Ich sehe da drei Ausgänge und würde die 
U/I/OVP zuschreiben.

Hier die Ausschnitte auf die ich mich beziehe: 
https://xdevs.com/doc/HP_Agilent_Keysight/E36300A/img/psu_hvpia.jpg und 
https://xdevs.com/doc/HP_Agilent_Keysight/E36300A/img/psu_hvpc2.jpg
Die komplette Zerlegung ist hier https://xdevs.com/review/e36312a/ zu 
finden.

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, was meine Analyse angeht!

Nachdem ich das sehe, würde ich sowas in der Art auch bauen. Allerdings 
würde ich nicht eine 74x04 mit der Referenz versorgen, sondern würde die 
Referenz auf einen Muxer Kanal legen und den Muxer per PWM Takten.

Meine Idee ist übrigens ein Zig-Kanal Netzteil, das ohne Display/Knöppe 
auskommen soll und per USB/PC bedient wird. Sowas brauche ich in letzter 
Zeit ziemlich oft - und dann meist auch mehr als einen Kanal den mein 
Korad 3005P nur hat - so viel Leistung wie es bietet brauche ich jedoch 
nicht). Und da ich von einigen Leuten aus meinem Umfeld angesprochen 
wurde (u.A. ein Reparier-Café und ein Funker), die auch sowas suchen, 
dachte ich mir, machste mal was. ;)

von Björn W. (bwieck)


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Ralf H. schrieb:
> Meine Idee ist übrigens ein Zig-Kanal Netzteil, das ohne Display/Knöppe
> auskommen soll und per USB/PC bedient wird.

Ein Netzteil das sich nur per PC einstellen lässt halte ich für äusserst 
Unpraktisch. Und wenn es nichtmal ein Display hat weiss man nichtmal was 
einen beim einschalten erwartet.

von Motopick (motopick)


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> ein PWM-DAC!

Du sulltest nochmal nachlesen worauf sich meine Bemerkung bezog.

Naemlich auf das "Umschalten zwischen zwei DACs" mit einer PWM.
Und das ist sehr wohl Murks. Selbst wenn beide DACs moeglicherweise
auf dem selben Die sitzen.
Wenn man nur das LSB des DAC "fein" verstellen will, kann man
das sicher schlauer anstellen.

Und ob so ein Netzteil mit einem PWM-DAC, dann vielleicht doch
nicht so hurtig und spontan auf Steuerbefehle reagiert?
Fuers "Knoepfchen" drehen wird es wohl reichen.

von Motopick (motopick)


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> sondern würde die
> Referenz auf einen Muxer Kanal legen und den Muxer per PWM Takten.

Schlauer geworden bist du also auch noch nicht.
So ein Mux hat wesentlich schlechtere dynamische Eigenschaften als
ein "Wald-und-Wiesen" 74LVC04A, was das Umschalten zwischen seinen
Kanaelen angeht. Die "gute" Bandbreite gibt es nur "im" umgeschalteten
Kanal...

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Motopick schrieb:
> Man kann wohl "Noiseshaping" und aehnlich esoterische Dinge tun,

Noiseshaping ist keineswegs esotherisch, sondern einfach nur angewandte 
Signalverarbeitung. Das Rauschspektrum wird dadurch nach oben geschoben, 
wodurch es besser gefiltert werden kann. Jeder 1-Bit-DAC, PDM / 
PWM-Wandler arbeitet so.

von Motopick (motopick)


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> Noiseshaping ist keineswegs esotherisch

Ich bin durchaus im Besitz mehrerer Geraete die dieses "Feature"
aufweisen. Das erlaubt mir, dass als "esotherisch" zu klassifizieren.
Aber es wird sicherlich plurale Meinungen geben.

Es traegt aber nichts zum Sachthema bei.

von Peter D. (peda)


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Ralf H. schrieb:
> Die erzeugen doch echt per µC (einem pro Netzteil-Kanal!) ein PWM Signal
> je "SET-Wert", jagen es auf einen 74LVC04A (der aus einer 2,5V Referenz
> (REF3125) versorgt wird)der vermutlich nur als invertierender Buffer
> dient und dann auf RC-Filter.

Ja, ist eine bewährte Methode für billige DACs mit hoher Auflösung.
Der 74xx04 schaltet auch schnell und niederohmig und damit ist der DAC 
auch schön monoton.
Statt einfacher PWM kann man auch PCM in Software nehmen, dann ist die 
Frequenz höher und man muß weniger filtern.

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Motopick schrieb:
> Ich bin durchaus im Besitz mehrerer Geraete die dieses "Feature"
> aufweisen.
Ich bin im Besitz mehrere Cores und Lösungen dieser Art, die bei Kunden 
erfolgreich ihren Dienst tun.

> Das erlaubt mir, dass als "esotherisch" zu klassifizieren.
Dann hast du etwas von jemandem, der was falsches eingebaut hat oder du 
hast falsch gemessen.

> Aber es wird sicherlich plurale Meinungen geben.
Nur, wer die Theorie nicht verstanden hat. Die Wirkung von Rauschen 
lässt sich mathematisch ja leicht untersuchen.

> Es traegt aber nichts zum Sachthema bei.
Sehe ich auch anders: DAC-Dithering geht schon durchaus in die Richtung.

Allerdings:

Ralf H. schrieb:
> ich kann 8 Bit ... 10 Bit - 12  Bit ...
Wenn man 8 Bit auf 12 Bit bringen will geht es erst einmal nicht ohne 
Überabstastung. Je nachdem welches Nutzspektrum du erzeugen musst, 
braucht es dazu pro Bit eine Oktave, einen perfekten Modulator und eine 
perfekte Filterung. Da beides nicht vorliegt / liegen kann, braucht es 
in der Praxis 1.5 bis 2.5 Oktaven je Bit. Deine zusätzlichen 4 Bit sind 
also mit etwa einem Faktor 12 .. 20 verbunden, um den die Samplefrequenz 
des DACs größer sein muss. Das Noiseshaping / Dithering wird letztlich 
in dem Modulator stecken, der die unteren Bits verarbeitet. Wenn du sehr 
einfach denkst, hast du mit deinem 8 Bit Wandler einen 7-Bit + 1 
Ein-Bit-Wandler, der die 5 unteren Bits ersetzen muss.

Ein 1-Bit Wandler, der gleich 16 Bits ersetzt, kennen wir vom Audio: 
Nennt sich DSD und hat bis zum 512-fachen der Samplefrequenz

von Peter D. (peda)


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J. S. schrieb:
> Wenn man 8 Bit auf 12 Bit bringen will geht es erst einmal nicht ohne
> Überabstastung.

Zuerst mal muß der 8Bit-DAC dazu auf 12 Bit monoton sein. Ansonsten 
gewinnt man nur 4 Bit an Lottozahlen hinzu.
Ein 1Bit-DAC mit PWM oder PCM ist prinzipiell beliebig monoton, wenn die 
Schaltstufe schnell genug ist und daher gut erweiterbar.
Ein 8Bit-DAC mit R2R-Netzwerk ist es typisch nicht. Warum sollte jemand 
teuere Widerstände vorsehen, als für 8 Bit nötig.
Ältere DAC waren oft sogar nur auf 2..4 LSB monoton, d.h. ein 16Bit-DAC 
schaffte real nur 14 Bit Auflösung.

von Hermann W. (hermannw)


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Peter D. schrieb:
>> Überabstastung.
> Zuerst mal muß der 8Bit-DAC dazu auf 12 Bit monoton sein. Ansonsten
> gewinnt man nur 4 Bit an Lottozahlen hinzu.

Es kann ja sein, dass ich mit meinem Test-µC Glück gehabt habe. Aber der 
Test mit einem einfachen Tiny861 hat wunderbar 2 zusätzliche Bits 
geliefert. Mehr aber nicht, da sonst die Nichtlinearität größer war.
Ich habe das stur nach AVR-121 gemacht: Oversampling von 16 Werten, d.h. 
16 Werte addiert, 2Bit-Rechtsshift und Teilen durch 4 sollte ein 
Ergebnis mit 12Bit Auflösung, d.h 0,27mV bei Vref=1,1V ergeben. Auch das 
Rauschen wurde wie vorgeschlagen mit einem Timer erzeugt, das +-2Bit 
nicht
überschritten hat. Es wurde am Eingang aufaddiert.
Ich habe den ganzen Bereich in engen Stufen durchgefahren mit Rohwerten
von 10 bis 1021. Die Eingangswerte wurden mit meinem HP34401 gemessen
und mit den intern kalibrierten Werten verglichen.
Es wurde im ganzen Bereich kein einziges Mal eine
Abweichung größer 0,27mV erreicht, siehe Anhang.

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Peter D. schrieb:
> Zuerst mal muß der 8Bit-DAC dazu auf 12 Bit monoton sein.
Korrekt. Das ist eine weitere Randbedingungen, allerdings nur, wenn man 
keine Rückkopplung hat. Wenn man mit den unteren Bits einen Modulator 
aufbaut, korrigiert der eine darüber liegende nichtlineare Schaltstufe 
und sogar auch eine nicht-monotone.

Peter D. schrieb:
> Ein 1Bit-DAC mit PWM oder PCM ist prinzipiell beliebig monoton
Korrekt und wenn man dessen Amplitudenbeitrag ausreichend hoch auslegt, 
bekommt man bei genügender Überabtastung und Filterung einen beliebig 
genauen Wert, im Rahmen der Möglichkeiten eines Delta-Sigma-Prizips.

Der Vorteil ist dann der, dass einem die oberen Bits die hohen 
Schaltleitungen abnehmen, grobe Stufen definieren und für den 
Delta-Sigma nur noch eine Restaufgabe besteht - wichtig bei 
Leistungsschaltungen. Ich habe ein solches System erfolgreich bei einem 
Studiowandler etabliert. Die Schaltstufen sind nicht perfekt, nur auf 
einige Prozente genau und auch nicht exakt binär angesteuert, steuern 
aber das gros der Leistung korrekt. Den Rest macht der Modulator mit 
entsprechend hohem Spektrum.

Peter D. schrieb:
> Ältere DAC waren oft sogar nur auf 2..4 LSB monoton, d.h. ein 16Bit-DAC
> schaffte real nur 14 Bit Auflösung.
Das ist dann aber ein richtig schlechter DAC :-)
Ein aktueller 16 Bit-DAC ist mit Linearitätsfehler <0.5LSB erhältlich 
und das ist überwiegend der Übertragungskennlinie geschuldet. Der ist 
perfekt monoton. Bei 24-Bittern sieht das anders aus. Ganz anders 
bisweilen.

von Günter N. (gnatz)


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Aus 2 Wandlern zu 8 Bit mit Spannungsausgang einen mit höherer Auflösung 
zu machen könnte doch auch einfacher gehen. Ein Bit hat eine Stufenhöhe 
von einem 256-stel des Aussteuerbereichs. Gibt man den Ausgang des 
"Hauptwandlers" über einen Widerstand auf einen gemeinsamen Punkt und 
den des DAWs für die "feinauflösung" über einen 256-mal so hohen 
Widerstand auf den gleichen Punkt, bekommt man dort die gewünschte 
Spannung mit feinerer Auflösung.

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Günter N. schrieb:
> Ein Bit hat eine Stufenhöhe
> von einem 256-stel des Aussteuerbereichs.

Du glaubst nicht, wie oft ich diese Idee schon gehört und auch gelesen 
habe. Mir sind allein 2 Patentanmeldungen bekannt, die in diese Richtung 
gehen und beide sind - oh Wunder - aus dem Bereich Audio.

Zu lesen war u.a. von der unglaublichen 64 Bit-Wandlerqualtität, und 
einem Teil, der sogar auf 128 Bit genau arbeiten können sollte und mit 
einem 2MHz-Datenstrom arbeitete. Das Teil wurde sowohl im Musikerforum, 
als auch in einem Keyboarderfoum vorgestellt, diskutiert und verrissen.

Der eine hat einen gewaltigen Interpretationsfehler, was die Auflösung 
angeht und versucht, genauer zu sein, als die im Audio benutzen 24/192, 
mit denen man praktisch alles hörbare darstellen kann und der andere 
macht den Denkfehler, die Bits zu addieren, ohne die Analogtechnik 
anzuschauen:

Um es kurz zu machen:

Diese Idee funzt nur mathematisch! Sobald man einen realen DAC nimmt, 
schlägt der Einwand von Peter wieder zu: Der "obere" 8-Bit-DAC müsste 
eine Präzision von >96dB haben, was er nicht hat. Wenn er das hätte, bzw 
die Technologie das hergäbe, könnte man ihn ja gleich so bauen und 
verkaufen.

Das Einzige, was praktisch wirklich geht, ist die Überlagerung von 2 
Wandlern, sodass sie sich überschneiden und die Auslegung des unteren so 
zu wählen, dass er ihm Rahmen der durch die Überabtastung und Filterung 
möglichen Genauigkeitssteigerung arbeitet und den oberen komplementiert. 
Das was der obere falsch macht, wird vom unteren präzisiert. 
Schaltungstechnisch ist man da flexbibler, als wenn man nur den ersten 
DAC dithert, weil man ständig mit dessen Nichtlinearität kämpft.

In jedem Fall gibt der obere in der kurzfristigen und statischen 
Betrachtung die mögliche Genauigkeit vor. Daher lohnt so ein Konzept nur 
bei sehr hoher Überabtastung und bei eben den genannten Anwendungen der 
Leistungselektronik, sowie dann, wenn man mit einer der beiden 
Technologien Parallel-Flash und Delta-Sigma allein an die Grenzen stößt.

Bei allen typischen Anwendungen mit mittleren Auflösungsbereich ist es 
allemal billiger, zu dem nächst besseren DAC zu greifen.

von A. F. (chefdesigner)


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Ralf H. schrieb:
> und per Muxer zwischen Ihnen umschalten -
> adäquater Filter hinter dem Muxer natürlich inklusive.

Ich würde dann wetten, dass du die Schaltfrequenz im Signal siehst

von Ralf H. (dacula)


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Hi Leute,
ich hatte einige Zeit lang Stillstand, will das ganze dennoch "des 
lernen/mal gemacht" willens trotzdem weiter machen :)

Angeregt durch die PWM DACs der Keysight Dinger habe ich mal eine 
Simulation "angestoßen".

Ein STM32 erzeugt mir 2x 8Bit PWM (1x MSB und 1x LSB) bei (aktuell) 
250kHz, die über Buffer gejagt auf Hi(2,5V)/Lo(0V) gesetzt werden. 
Hierzu würde ich auch 74LVC04 Hex Inverter nehmen. In der Simulation 
habe ich zwei hintereinander wegen der Invertierung - kann man sich 
natürlich sparen, wenn man das PWM in der Software dreht.
Die PWM Signale werden über zwei Widerstände, die nahezu 1/256'tel 
entsprechen zusammen geführt. Gefolgt von zwei RC-Filtern. Um das ganze 
etwas in der Ausgangsimpedanz anzupassen kommt danach ein Opamp, der 
auch noch etwas filtern.

Wie gesagt, es kommt ja nicht auf die absolute Genauigkeit an, sondern 
nur auf die Auflösung. Der DAC-Ausgang soll später mit einem ADC 
abgeglichen und ggf. nachgeführt werden.
In der Simulation sieht es so aus, als ob der Ausgang nach spätestens 
10ms eingeschwungen ist was mir dicke reichen würde.

Ich frage mich aktuell, ob es Sinn macht, die beiden PWMs 50% 
Phasenverschoben zueinander zu betreiben, denke aber, das es 
kontraproduktiv wäre?

Glaubt ihr, das würde alles so klappen? - Wie gesagt, um es mal gemacht 
zu haben bzw. um was neues zu lernen ;)

von Michi S. (mista_s)


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Ralf H. schrieb:
> Ich frage mich aktuell, ob es Sinn macht, die beiden PWMs 50%
> Phasenverschoben zueinander zu betreiben

Warum probierst Dus nicht einfach aus? Also zumindest mal in Deiner 
Simulation?

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Erstmal macht dieser Ansatz für mich schon wenig Sinn . ich hatte das 
hier ja bereits ausgeführt.
Beitrag "Re: DAC Dithering"

Das als PWM Lösung zu versuchen, macht noch viel weniger Sinn, weil der 
obere "grobe" Zweig soviel Störungen einbringt (weil 1. überhaupt PWM, 
2, PWM nicht perfekt) dass der untere Zweig völlig überschrieben wird.

Es gibt überhaupt nur einen mir bekannten Fall, wo das technisch 
umgesetzt ist, nämlich in Pseudo-analogen Synthesizern, wenn 
PDM-Signale, die als DSD Datenstrom ausgegeben werden, analog gemischt 
werden. Die Grenzfrequenzen und Verstärkungen der Filter sind dann 
entsprechend ausgelegt, bzw sie werden über Mischstufen gekoppelt. Man 
spart sich dann das digitalisieren und addieren. Es funktioniert aber 
nur insoweit, als dass die Signale ähnliche Pegel haben, weil man um das 
Rauschen des System nicht herum kommt. Ein Zweig ist automatisch 
dominant und maskiert den zweiten.

Mit Hinweis auf den ersten Satz darf man nämlich nicht vergessen, dass 
PWM-Schaltstufen nicht ideal schalten, sondern ihre Nichtlinearitäten in 
die Suppe abgeben.

Praktisch kann man soetwas für eine Gegentaktendstufe nutzen. Im 
niederohmigen Leistungsbereich allerdings nur dort, wo ohnehin mit PWM 
gearbeitet wird und wurde. Als Beispiel das hier:
http://www.96khz.org/oldpages/pushpullaudiopldoutamplifier.htm

Ich benutzte die Technik aber auch nur noch hochohmig mit entsprechenden 
Frequenzen, um einfach ein symmetrisches Signal zu erzeugen. Anders als 
in der damaligen Schaltung gibt es inzwischen eine Rückkopplung an jedem 
Zweig und die PDM-Modulatoren laufen eigenständig, d.h. das Signal ist 
nur in der gefilterten Betrachtung symmetrisch. Das ist vom Rauschen her 
minimal ungünstiger, hat aber den Vorteil, dass jede der beiden Stufen 
ihre Fehler ausgleicht und das gefilterte Signal sehr symmetrisch ist. 
Außerdem bekommt man eine gute Nullpunkt balance, die ebenfalls gemessen 
wird.

Wenn Du einen 16 Bit DAC mit PWM machen willst, dann musst du in diese 
Richtung arbeiten:
Beitrag "Re: Noise Shaper in VHDL"

nur eben mit einem einizgen Bit oder in deinem Fall eben 2.
Das könnte dann so aussehen wie im Bild.

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