Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Zweipolige Trennung mit Verpolschutz


von Ben (blackstar)


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Liebe Forum-Mitglieder,

ich will eine Last zweipolig abschalten über CRL_HS und CRL_LS (s. 
Anhang).
und die Last durch Q5 gegen Verpolung schützen.
Momentan habe ich den vereinfachten Stromlaufplan mit drei n-Kanal FETs. 
Das möchte ich noch günstiger hinbekommen.

Sieht ihr eine Möglichkeit, die Anzahl der FETs auf zwei (2) zu 
reduzieren?
Verpolschutz mit Sicherung und Diode kommt nicht in Frage.

danke vorab!

von Funkenschlosser K. (goalgetter)


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Ein Relais und Gleichrichter?
Weniger Teile und zum Schluss noch Trennstrecke

von Michael B. (laberkopp)


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Ben schrieb:
> ich will eine Last zweipolig abschalten

Du kannst mit einfachen MOSFETs wegen der enthaltenen parasitären Diode 
eine Leitung nicht zweipolig abschalten, du bräuchtest mindestens 4 
MOSFETs.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ben schrieb:
> ich will eine Last zweipolig abschalten über CRL_HS und CRL_LS
Warum zweipolig?

> gegen Verpolung schützen.
Dann brauchst du zwingend einen dritten Mosfet, weil ja die Body-Dioden 
in den "zweipoligen Schaltern" bei Verpolung garantiert leiten. Und dann 
kannst du den dritten Mosfet alternativ in der bekannten Back-to-Back 
Variante einbauen:
- 
https://electronics.stackexchange.com/questions/265260/back-to-back-mosfets-common-source-vs-common-drain

> Verpolschutz mit Sicherung und Diode kommt nicht in Frage.
Woher nimmst du die Ansteuerspannung für den Q3? Der muss am Gate zum 
ordentlichen Durchaschalten ja immer um 10V positiver sein als an der 
Source. Wenn du also 60V durchschalten willst und damit 60V an Drain und 
an Source hast, brauchst du da 70V am Gate.

von Ben (blackstar)


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Lothar M. schrieb:
> Warum zweipolig?

Vorgabe durch die Richtlinie

Lothar M. schrieb:
> Und dann
> kannst du den dritten Mosfet alternativ in der bekannten Back-to-Back
> Variante einbauen:

ist m.E. in meiner Schaltung so verbaut

Lothar M. schrieb:
> Wenn du also 60V durchschalten willst und damit 60V an Drain und
> an Source hast, brauchst du da 70V am Gate.

Das habe ich durch den passenden Gatetreiber

Funkenschlosser K. schrieb:
> Ein Relais und Gleichrichter?
> Weniger Teile und zum Schluss noch Trennstrecke

Relais für den Verpolschutz? Kannst du mir bitte einen Link posten?

von M. K. (sylaina)


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Ben schrieb:
> Sieht ihr eine Möglichkeit, die Anzahl der FETs auf zwei (2) zu
> reduzieren?

Ne Möglichkeit wäre ja ein zweipoliges Relais zu nutzen dass die Last 
entsprechend zu oder weg schaltet ;)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ben schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Warum zweipolig?
> Vorgabe durch die Richtlinie
Wenn es da "die Richtlinie" von irgendwem gibt, dann dürfte das 
naheliegenderweise irgendwie in die Sicherheitstechnik reinspielen, und 
dann stellt sich ratzfatz die Frage: darfst du da dann überhaupt 
Halbleiterschalter nehmen?

> Lothar M. schrieb:
>> Und dann kannst du den dritten Mosfet alternativ in der bekannten
>> Back-to-Back Variante einbauen
> ist m.E. in meiner Schaltung so verbaut
Nicht ganz. Aber egal, denn du hast prinzipiell nur eine einpolige 
Abschaltung bei Verpolung. Was sagt "die Richtlinie" dazu?

> habe ich durch den passenden Gatetreiber
Woraus wird der versorgt?

von Funkenschlosser K. (goalgetter)


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Der Gleichrichter übernimmt den verpolschutz, da läuft das Gerät 
dahinter auch. Einfach das Relais schalten über 2 Schließer.

von Ben (blackstar)


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Funkenschlosser K. schrieb:
> Der Gleichrichter übernimmt den verpolschutz, da läuft das Gerät
> dahinter auch. Einfach das Relais schalten über 2 Schließer.

ich verstehe, du empfiehlst einen Gleichrichter mit Dioden. Da habe ich 
ein Problem mit der Verlustwärme, denn der Strom kann 15-20 A 
erreichen...

Lothar M. schrieb:
>> habe ich durch den passenden Gatetreiber
> Woraus wird der versorgt?

ich verwenden den LF2190NTR mit isolierter 12V Spannung

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ben schrieb:
> ich verstehe, du empfiehlst einen Gleichrichter mit Dioden. Da habe ich
> ein Problem mit der Verlustwärme, denn der Strom kann 15-20 A
> erreichen...
Ich würde es so machen:
1
 Quelle                               Last
2
                       \
3
  A  --------o--------o \o------------- +
4
             |         : 
5
       Diode V         :
6
             -         :
7
             |         :
8
           -----       : Relais
9
           | / | . . . .
10
           -----       : 
11
             |         \
12
  B  --------o--------o \o------------- -
Nur wenn A an plus und B an minus anliegt, schaltet das Relais die Last 
auf.

Und wenn man dann das Relais noch abhängig von irgendeinem Steuersignal 
potentialbezogen mit einem Transistor oder potentialfrei mit einem 
PhotoMos schaltet, dann kann man das Einschalten auch noch steuern.

Der weite Spannungsbereich von 20..60V könnte mit einem kleinen 
Schaltregler erledigt werden.

: Bearbeitet durch Moderator
von H. H. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Der weite Spannungsbereich von 20..60V könnte mit einem kleinen
> Schaltregler erledigt werden.

Braucht nicht mal eine extra Spule.

von Ben (blackstar)


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Funkenschlosser K. schrieb:
> Der Gleichrichter übernimmt den verpolschutz, da läuft das Gerät
> dahinter auch. Einfach das Relais schalten über 2 Schließer.

Lothar M. schrieb:
> Der weite Spannungsbereich von 20..60V könnte mit einem kleinen
> Schaltregler erledigt werden.

Vielen Dank für die Antwort!!
du erwähnst den Schaltregler für den Kreis Diode-Spule oder?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ben schrieb:
> du erwähnst den Schaltregler für den Kreis Diode-Spule oder?
Ja, aber wie bereits gesagt: die Relaisspule kann vorteilhafterweise 
Teil dieses (Konstantstrom-)Schaltreglers sein.

von Ben (blackstar)


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Ich habe nun meinen Stromlaufplan angepasst.
Ich kann die Relais-Spule als Teil des SD-Converters 'integrieren'.
CRL_LS trennt die Last einpolig.
CRL_EXT öffnet das Relais mit der Logik CRL_EXT = 1 --> Relais offen

Ist das Schema richtig so?
Ich finde bei Mouser keine passenden zweipoligen Relais mit der 
Spezifikation: Allzweckrelais Schaltspannung/Schaltstrom >= 60VDC/20A.
Nur einpolige bei über 33 Euro.
sind die Teile wirklich so teuer?

von Harald W. (wilhelms)


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Ben schrieb:

> Spezifikation: Allzweckrelais Schaltspannung/Schaltstrom >= 60VDC/20A.
> Nur einpolige bei über 33 Euro.
> sind die Teile wirklich so teuer?

"Allzweckrelais" schalten nur bis zu 30VDC. Für höhere DC-Spannungen
benötigt man Spezialrelais mit Lichtbogenlöschung.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ben schrieb:
> CRL_EXT = 1
In der Analogtechnik gibt es keine 1, sondern du musst diesen Mosfet mit 
einer Spannung Ugs>>Ugsth ansteuern, damit er in deiner Schaltung den 
Ausgang des Schaltreglers kurzschließt.

Mosfets werden nicht über 0 und 1 am Gate gesteuert, sondern über die 
Spannung **zwischen** Gate und Source.

Ben schrieb:
> Ist das Schema richtig so?
Abgesehen davon, dass der Mosfet nicht einfach die Spule des eigenartig 
gezeichneten Relais kurzschließen sollte, krankt diese schematische 
Darstellung eines Schaltplans an der Diode. Mit der Diode am 
"Massepunkt" verlierst du den Bezugspunkt für deinen Mosfet. Dessen 
Ansteuerung wird deshalb sehr spannend.

Und auch der zweite Mosfet ist ähnlich ungeschickt platziert. 
Vereinfacht gesagt: man schaltet einer Last einfach so niemals die Masse 
ab, sondern immmer Vcc.

: Bearbeitet durch Moderator
von Mikey M. (mikey_m)


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Wie ist denn die Last angeschlossen?
Der einfachste und effektivste Verpolschutz ist immer noch eine 
verpolsichere Steckverbindung...

von Ben (blackstar)


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Ich habe vergessen dass ich im Forum für Analoge Elektronik und 
Schaltungstechnik bin :)
CRL_EXT = 1 bedeutet natürlich Ugs>>Ugsth (3,3V übrigens)
D3 ist nun auf Vcc Seite.
Mosfet Lastseite kann ich noch anpassen.

ich habe sogenannte Blasmagnet-Relais gefunden, allerdings mit einer 
Spulenspannung von 24V. Gibt es welche mit 5 oder 12VDC?

von Ben (blackstar)


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Lothar M. schrieb:
> Wenn es da "die Richtlinie" von irgendwem gibt, dann dürfte das
> naheliegenderweise irgendwie in die Sicherheitstechnik reinspielen, und
> dann stellt sich ratzfatz die Frage: darfst du da dann überhaupt
> Halbleiterschalter nehmen?

Die Schaltung muss die Anforderungen der IEC 60730-1 für Regel- und 
Steuereinrichtungen der Wirkungsweise Typ 2B erfüllen.
Ich finde keine Angabe, dass Halbleierschalter hier 'tabu' sind.

Sind Halbleiterschalter aufgrund des möglichen Fehlverhaltens (Leitend) 
in der Sicherheitstechnik generell nicht erlaubt?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ben schrieb:
> CRL_EXT = 1 bedeutet natürlich Ugs>>Ugsth (3,3V übrigens)
Ja, du musst den Mosfet dann ggfs. eben potentialfrei (oder 
pegelangepasst) ansteuern. Denn in deinen Schaltungen ist eben die 
Source nicht an der µC-Masse.

> smawi_relais_red2.PNG
1. Wofür ist die D2? Welchen Energiefluss kann/soll die verhindern?
2. Warum für die paar mA auf der "Hochspannungsseite" eine 2A 
Schottkydiode? Die haben verpolt bekanntlich einen extra hohen 
Leckstrom. Nimm da doch einfach eine handelsübliche 1N4007.

Ben schrieb:
> muss die Anforderungen der IEC 60730-1 für Regel- und
> Steuereinrichtungen der Wirkungsweise Typ 2B erfüllen
Das geht doch sehr in Richtung Safety und Sicherheit:
- 
https://www.dke.de/de/normen-standards/dokument?id=7156213&type=dke%7Cdokument
- 
https://www.dke.de/de/normen-standards/dokument?id=7183787&type=dke%7Cdokument

> Sind Halbleiterschalter aufgrund des möglichen Fehlverhaltens (Leitend)
> in der Sicherheitstechnik generell nicht erlaubt?
Doch, natürlich sind die erlaubt, wenn die entsprechenden Berechnungen 
(Perfomancelevel, SIL) hinreichend gute Werte ergeben. Und für viele 
elektronische Schalter findest du eben keine entsprechenden Zahlen. 
Deshalb musst du dir was aus den Finger saugen und das auch begründen 
können, damit du die nötige Sicherheitsanforderungsstufe schaffst. Und 
du musst darlegen können, dass kein Personenschaden entsteht, wenn einer 
deiner Schalter "versagt".

: Bearbeitet durch Moderator
von Ben (blackstar)


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Lothar M. schrieb:
> 1. Wofür ist die D2? Welchen Energiefluss kann/soll die verhindern?
> 2. Warum für die paar mA auf der "Hochspannungsseite" eine 2A
> Schottkydiode? Die haben verpolt bekanntlich einen extra hohen
> Leckstrom. Nimm da doch einfach eine handelsübliche 1N4007.

Danke nochmal!
Frage 1: ich nehme an, du meinst D4. ja sie ist überflüssig.
Frage 2: D3 wird durch eine 1N4007 ersetzt.

von Peter D. (peda)


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Für 2-polige Trennung brauchst Du 4 MOSFETs, je 2 antiseriell mit 
Photovoltaic Driver, z.B. FDA217.

https://www.digikey.de/de/products/detail/ixys-integrated-circuits-division/FDA217/4573270

von Ben (blackstar)


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Lothar M. schrieb:
> Doch, natürlich sind die erlaubt, wenn die entsprechenden Berechnungen
> (Perfomancelevel, SIL) hinreichend gute Werte ergeben.

Auch wenn ich ein Relais K3 einsetze, bleibt trotzdem ein 
Halbleiterschalter in der Schaltung smawi_relais_red2.PNG, und zwar T3 
(BSS123)  !!:(
Kann ich das Relais sonst ohne Halbleiter ansteuern. Die Logik wäre wie 
folgt:
- richtige Polung + (CRL_EXT=GND) --> Relais schaltet Lastkreis
- richtige Polung + (CRL_EXT=3,3V) --> Relais bleibt offen
- Verpolung --> Relais bleibt offen

Vorschläge wie ich CRL_EXT einbinde?

PS. Ich habe übrigens die 62.22 DC Relais von Finder gefunden.

von Ben (blackstar)


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Guten Abend!
ich plane die Schaltung im Anhang zu realisieren.
die Eckdaten nochmal:
Solarversorgung aus PV Panel 20..60VDC
Lastkreis wird über ein Finder Relais getrennt. Diode und Schaltregler 
sorgen für den Verpolschutz. Das Relais hat eine Steuerspannung von 12V.

Ich habe früher ähnliche Relais für AC-Lasten verwendet. Sie takten zu 
oft zum Tagesbeginn und -Ende. Die Situation: Das Relais trennt, die 
Sonne scheint, Die Solarspannung steigt, der Schaltregler generiert die 
für die Relaisspule benötigte Spannung, das Relais schließt --> die Last 
'saugt' den Solarstrom, der Schaltregler steigt aus, das Relais trennt 
wieder und der Zyklus beginnt von vorne.

Wie kann ich dieses Takten vermeiden?
Zur Info, ich werte alle Spannungen in einem uController aus.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ben schrieb:
> Wie kann ich dieses Takten vermeiden?
Du könntest deinen Schaltregler einfach erst bei einer "belastbaren" 
Solarspannung einschalten. Ich würde das mit einer Z-Diode machen. Oder 
einem Schaltregler, der einen Powersequencing Eingang mit einer 
bestimmten Schaltschwelle hat.

Wozu denn überhaupt die beidseitige Trennung der Last?

von Ben (blackstar)


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Es werden verschiedene PV Module verwendet mit unterschiedlichen 
Leerlauf- bzw. MPP- Spannungen. Das kann 20, 40 oder 50V sein. Ich kann 
daher keine feste belastbare Solarspannung einstellen.
Außerdem kommen PV Module bereits in den frühen Morgenminuten auf ein 
hohes Spannungsniveau. Sie können aber kaum Strom liefern. Eine 
Spannungsschwelle einstellen wird daher m.E. das Taktproblem nicht 
lösen.

Lothar M. schrieb:
> Wozu denn überhaupt die beidseitige Trennung der Last?

das steht doch oben im Thread, normbedingt.

von Hans (piaggio)


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Lothar M. schrieb:
>> Wie kann ich dieses Takten vermeiden?
z.B.: Wiedereinschalten für eine bestimmte Zeit sperren. ("taktet" 
trotzdem aber viel seltener)

oder:
Vor dem Einschalten des Relais (für eine kurze Impulszeit) den 
Kurzschlussstrom messen.
Die Schaltung dazu kann für diese Kurze Zeit über einen Elko 
weiterversorgt werden. Nimmt man zur Steuerung einen µC kann der auch 
das Relais mit PWM ansteuern und den stepdown-converter ersetzen.

von Rainer W. (rawi)


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Ben schrieb:
> Relais für den Verpolschutz? Kannst du mir bitte einen Link posten?

Sorry, muss man für jede Diode einen Link haben?
Der übliche Weg wäre, als Steuerspannung für das Relais P_In/Gnd_P mit 
einer Diode zu verwenden und mit dem eigentliche Steuersignal zu 
verUNDen.

von Thomas R. (thomasr)


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Du schreibst von 15-20A: das gewählte Finder Relais ist zweipolig nur 
bis 12A spezifiziert. DC mechanisch schalten ist nicht trivial. Über ca. 
30 Volt ensteht praktisch immer ein Lichtbogen, der wird nur mit dem 
Blasmagneten schneller gelöscht. Das "nagt" an dem Kontaktmaterial....

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