Forum: HF, Funk und Felder Li-Fi, wie kriegen die das Signal so schnell moduliert?


von Daniel A. (daniel-a)


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Laut Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Li-Fi) wurden da ja 2013 
schon Geschwindigkeiten von 10Gbit/s erzielt, und mittlerweile angeblich 
sogar bis zu 224 GBit/s.

Wenn ich von nur einem Kanal / Farbe ausgehe, müsste bei 10Gbit/s, die 
LED ja innerhalb von mindestens 1ns geschalten werden. Der Empfänger 
müsste ja genauso schnell sein. Und dann brauch sie noch genug Licht, 
damit das Signal auch stark genug ist, das ist ja nicht schön in einem 
Kabel geführt.

Erstmal muss man da ja passende Sende und Empfangs LEDs finden. 1ns ist 
ja schon sehr anspruchsvoll. Spezielle LED die schneller sind gibt es 
wohl, aber die sind normalerweise nicht besonders hell, oder? Denn je 
grösser die LED, desto grösser die Kapazität. Und je stärker die Led, 
desto mehr Energie braucht man um sie zu betreiben, und die muss man 
dann ja auch schalten. Und je mehr Energie man da schalten muss, desto 
schwieriger wird das ja auch. Und stärkere Transistoren haben 
normalerweise längere Reaktionszeiten.

Wie schaffen die das? Was für LEDs nutzen die, und wie steuern die sie 
so schnell an?

von Arno R. (arnor)


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Daniel A. schrieb:
> müsste bei 10Gbit/s, die
> LED ja innerhalb von mindestens 1ns geschalten werden.

Nein, die LED müsste in erheblich weniger als 100ps geschaltet werden.

von Arno R. (arnor)


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Daniel A. schrieb:
> passende Sende und Empfangs LEDs

LED heißt "Licht Emitierende Diode", also die Sende-Diode. Zum Empfang 
nimmt man da Photo-Dioden, aber keine LEDs.

Was für Teile das sind weiß ich auch nicht. Ich habe lange nach solchen 
LEDs für einen schnellen optischen Pulser im ps-Bereich gesucht und am 
Ende dann eine Laserdiode genommen (die man blöderweise auf einen 
bestimmen Arbeitspunkt regeln muss).

von Max D. (max_d)


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Wenn du die LED jetzt in 10 Miliarden Stufen dimmen könntest, dann 
müsstest du theoretisch nur 1x pro sekunde die Stufe ändern.
Praktisch ist das natürlich unrealistisch und der Erfinder wird wohl 
eine Mischung aus beidem verwenden :D

von Daniel A. (daniel-a)


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Wenn man doppelt so viele Signallevel hat, muss doch auch das Signal 
doppelt so stark, oder der Detektor doppelt so gut sein. Hilft das am 
Ende wirklich?

von Harald W. (wilhelms)


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Arno R. schrieb:

> LED heißt "Licht Emitierende Diode", also die Sende-Diode.

Ach, und ich dachte, das heisst "Licht Empfangende Diode". :-)

von Paul (graumantel)


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Max D. schrieb:
> Wenn du die LED jetzt in 10 Miliarden Stufen dimmen könntest, dann
> müsstest du theoretisch nur 1x pro sekunde die Stufe ändern.
> Praktisch ist das natürlich unrealistisch und der Erfinder wird wohl
> eine Mischung aus beidem verwenden :D


Müssten das nicht 2^10GBit Stufen sein?

von Max D. (max_d)


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Daniel A. schrieb:
> Wenn man doppelt so viele Signallevel hat, muss doch auch das
> Signal
> doppelt so stark, oder der Detektor doppelt so gut sein. Hilft das am
> Ende wirklich?

Wenn du hart am Limit arbeitest ja, aber normal hast du ja schon bischen 
Spielraum. Bei WiFi macht man das ja auch so, dass man sowohl PSK als 
auch ASK gleichzeitig fährt (Stichwort QAM).

Paul schrieb:
> Müssten das nicht 2^10GBit Stufen sein?

Korrekt, das hab ich bei der Konstruktion meines Beispiel übersehen.

von Purzel H. (hacky)


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Diese Laserdioden sind natuerlich auf demselben Chip wie die 
Ansteuerung, da ist nichts mehr mit SMD und so.
Allenfalls sind 5 Laserdioden nebeneinander, welche einzeln moduliert 
und nachher zusammengefuehrt werden. Das gibt's alles auf ein paar mm 
Laenge auf demselben Substrat

von Daniel A. (daniel-a)


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Purzel H. schrieb:
> Diese Laserdioden sind natuerlich auf demselben Chip wie die
> Ansteuerung, da ist nichts mehr mit SMD und so.

Interessant, also integriert man sowas direkt in die IC die sie 
Ansteuern.

Angenommen, ich wollte einen USB-C <-> Licht <-> USB-C Adapter machen 
(Drahtloses Laden ist heute ja einfach, aber für Bildschirm, Tastatur, 
etc. braucht man heutzutage ja immer noch ein Kabel.), dann müsste ich 
doch, bei den Datenraten, sowieso einen eigenen Chip designen.

Es gibt ja Firmen, die die Chips für einen dann herstellen. Und ich 
glaube, google hat da sogar was, wo sie einem das zum Ausprobieren sogar 
gratis machen lassen (https://developers.google.com/silicon), ich habe 
gehört, sie können ihre Wafer oft nicht ganz ausnutzen, und füllen dass 
dann so auf.
Aber Ich vermute, eine Laserdioden könnte ich so vermutlich nicht mit 
einbauen lassen, oder?

Ist es noch machbar, diese Laserdioden separat zu haben, mit einem 
Transistor laser oder einem sonstigen IC, oder muss da zwingend alles 
auf dem selben Chip sein, wenn man die Geschwindigkeiten erreichen will?

Momentan habe ich natürlich (noch) nicht die Skills, irgend was davon 
tatsächlich umzusetzen. Aber irgendwo muss man ja anfangen, deshalb muss 
ich erst mal herausfinden, wie sowas zumindest theoretisch gemacht 
werden könnte.

von Gerhard H. (ghf)


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Purzel H. schrieb:
> Diese Laserdioden sind natuerlich auf demselben Chip wie die
> Ansteuerung, da ist nichts mehr mit SMD und so.

Da frage ich mich doch glatt, wie wir das in 2005
hingekriegt haben. 10 GB/sec über einen Direktsteckverbinder
und zwischen dem Lasertreiber und dem Laser ist noch ein
flexibles Kapton-Bändchen weil der Laser schwimmend
gelagert sein muss. Der Glasfaserstecker braucht das so.

Auf der offenen Platine ist zum Betrachter hin die Sende-
Seite, nach hinten ist der Empfänger.

Gerhard H.

von Klaus K. (Gast)


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Laserdiode, da kann man auch Femtosekundenpulse rausballern, gab 
kürzlich Nobelpreis dafür.

https://www.aerodiode.com/product/high-speed-laser-diode-driver/

Im Lidar-thread gabs Ausführungen zum Thema 
Beitrag "Bosch gibt Lidar-Entwicklung auf"

Beitrag #7529118 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7529120 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Gerhard H. (ghf)


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Um noch was nachzuschieben:

Kaufe Dir fertige XFP- oder SFP-Glasfasertransceiver. SFP ist
viel billiger. Du hast keine realistische Chance, das selber zu
bauen. Das ist weniger ein Know-How-Problem (kann man lernen)
als das Geld für die nötige Messtechnik. Ich habe hier zwar ein
sampling scope mit 50 GHz Bandbreite. Das wäre für 10 GBit/s
ganz kommod angemessen; wir mussten damals mit 20 GHz auskommen.

Aber ich habe keinen optischen Einschub mehr. Der wäre aber
notwendig um das Signal auf der Faser zu beurteilen. Ohne so ein
Ding kannst Du nicht mal den DC-Arbeitspunkt des Lasers einstellen.
Der Arbeitspunkt bestimmt ganz wesentlich die Schönheit des
Augendiagramms.

Und bei 10 GB/s ist eine Bitzelle 100 psec lang. Das kannst Du
verteilen auf 30 ps rise time, 30 ps gewünschter Zustand, 30 ps
fall time. Ok, ein bisschen günstiger, weil immer 2 Einschwing-
zustände aneinanderstoßen. Aber wenn Du viele "0"-Bits gesendet
hast, wird das erste '1'-bit viel zu kräftig ausfallen und das
macht das Augendiagramm kaputt.

Die Modulation selber ist eher easy. Current mode logic ( CML )
ist allemal schnell genug. Du brauchst einen Gleichstrom-Pfad
durch die Diode für den Arbeitspunkt. Das Modulations-Signal
wird da kapazitiv draufgekoppelt. Man nennt das Bias-Tee.
Das bekommt man für einen Arm & ein Bein bei MCL oder PSPL.
oder für €1 und 2 Tage Arbeit wenn man einen 20 GHz-Network-
Analyzer hat. Der geht aber ziemlich ins Geld.

Bei Vertical Cavity Lasers wird das billiger. Wegen des kleinen
Gleichstroms genügt da RC. Sowas selber zu designen ist aber
verlorene Liebesmüh'. Einen optischen Resonator auf den Chip
zu integrieren wäre eine heroische Maßnahme. Das wäre in Google's
Prozess niemals drin. Und ein DFB-Laser genauso wenig. Der
optische Resonator wäre nicht auf dem Chip, und Si ist ehwieso
für Laser ziemlich unbrauchbar. Es gibt auch keine Si-LEDs,
und der Unterschied zwischen LED und Laser ist nun mal der
optische Resonator.

Ich habe gerade in einem Projekt einen tollen neuen VCSL
kommen und gehen sehen. Das ist nix für einen Newcomer.
Na ja, da sind noch Widerholungen möglich.
Das war nicht mal was für ein Firmen-Konsortium incl. Dr.-Riege.

Wennsde Fragen hast, dann frag!

Ein USB-Kabel durch eine Glasfaser zu ersetzen, das finde
ich nur mäßig interessant.

Cheers, Gerhard

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Also ich habe gestern Nachmittag ein bisschen rumrecherchiert.
Als Kodierung ließt man immer wieder SIM-OFDM. OFDM ins optische 
übersetzt ist WDM, Wavelength-Division-Multiplex, also unterschiedliche 
Farben.
Für die Rekordwerte vermute ich, dass wirklich viele Farben/Kanäle 
verwendet wurden, vielleicht sogar Laser, weil die spektral viel 
schmäler sind als LEDs. Und besser modulierbar sind die ja auch.

Käuflich zu erwerben sind wohl Systeme mit 200 MBit.
Als fertige "Sender" gibt es Deckenlampen mit Leistungs-LEDs, der 
Empfänger wird per USB an den Laptop angeschlossen. Die Deckenlampen 
nutzen angeblich normale Leistungs-LEDs. Wenn das nur RGB ist, wären das 
immer noch 67 MBit pro Farbe, das erscheint mir machbar.

Ich vermute, dass der Rückkanal deutlich schwächer ist, und dass man 
zentralseitig dann Kameras nutzt. Das hätte den Vorteil, verschiedene 
Sender unterscheiden zu können, die sich gegenseitig auch nicht stören. 
Wegen der Kamera statt einem Photosensor aber eben viel weniger 
Bandbreite.

Wenn man ein bisschen weiter schaut, findet man auch Sachen wie MIMO, 
Handover/Roaming und adaptive Kanalnutzung, die standardisiert werden 
sollen oder schon sind. Mit mehreren Deckenlampen und der 
Richtmöglichkeit von Licht ist das naheliegend.


Obwohl ich das ganze technisch spannend finde, verstehe ich das 
wirtschaftliche Potenzial nicht, bzw. frage ich mich, was wären mögliche 
Nutzungszenarien?
Auf den Werbebildern sieht man Klassenzimmer- oder Büroszenarien. Warum 
reicht da WLAN für mobile Geräte nicht aus? Und feste Arbeitsplätze kann 
man mit Kabel anbinden. Genauso wie man bei LiFi jede einzelne 
Deckenlampe per Kabel anbinden muss.
Der Vorteil im Vergleich zu Funk: es lässt sich leichter abschirmen, vor 
allem aber vollständig. Aber für wie viele Anwender ist das wirklich 
notwendig?

Was ich als Anwendungsszenario nachvollziehen kann, sind 
Fertigungs/Automatisierungszellen, um die zahlreichen 
Kommunikations-Kabelanbindung für z.B. Sensoren an Robotern zu sparen. 
Da ist die lokale Begrenzung von Licht, im Gegensatz zu Funk, vielleicht 
wirklich vorteilhaft.

von Daniel A. (daniel-a)


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Tilo R. schrieb:
> Auf den Werbebildern sieht man Klassenzimmer- oder Büroszenarien. Warum
> reicht da WLAN für mobile Geräte nicht aus? Und feste Arbeitsplätze kann
> man mit Kabel anbinden. Genauso wie man bei LiFi jede einzelne
> Deckenlampe per Kabel anbinden muss.

LiFi ist sicher ein Nischenprodukt, das W-Lan nie gefährlich werden 
wird. Aber ich denke allgemein, Datenübertragung per Licht ohne Kabel, 
hat schon ein paar interessante Anwendungsmöglichkeiten.
Besonders, wenn man den Standort von Sender und Empfänger kennt, oder 
diese nahe beieinander liegen, erscheint es mir nützlich. Man kann dann 
grosse Datenmengen drahtlos übertragen, und kann mehrere Sender und 
Empfänger haben, die sich nicht in die Quere kommen. Ich denke diese 
Eigenschaften wären ideal, um diese Drahtlosladegeräte mit schneller & 
lokalisierter Datenübertragung zu ergänzen, und so daraus vollwertige 
Docks zu machen.

Das bringt mich zu einem anderen Punkt. Bei Lasern denkt man ja an einen 
geraden Strahl. Aber ich brauche eine gewisse Verteilung / Auffächerung. 
Was nimmt man da? Ein Spiegel? Eine Linse? Oder einen optischen 
Diffusor? Ich hätte eigentlich einen Aufbau wie im Anhang im Sinn.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Daniel A. schrieb:
> ich brauche eine gewisse Verteilung / Auffächerung.
> Was nimmt man da? Ein Spiegel? Eine Linse? Oder einen optischen
> Diffusor?

Je nach Aufgabenstellung alles möglich.
Wenn du aber den "geraden Strahl" länger zusammenhalten willst, musst du 
ihn gleich zu Anfang dicker machen.
So ein Strahlaufweiter besteht im Prinzip aus einem umgekehrten 
Fernrohr, also Lichteintritt am Okular.

P.S.: Die meisten Laserdioden erzeugen ohne Optik ein unscharf 
begrenztes, ovales kegelförmiges Lichtbündel mit einem Öffnungswinkel 
von vllt 15..30°.

: Bearbeitet durch User
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