Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Selbstbau Mikrofon Array für Akkordeon


von Jan K. (jan_k776)


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Hallo zusammen,

ich möchte mir für mein Akkordeon ein Mikrofonarray entwickeln, dass 
entweder von außen angeklemmt oder von innen angebracht werden soll. Wer 
nicht weiß, was ein Akkordeon ist: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Akkordeon ;)

Ich bin nur an der rechten Hand, also dem Melodieteil, nicht am Bass 
(linke Hand) interessiert. Ein Akkordeon hat einen ziemlich hohen 
Dynamikumfang, d.h. man setzt es mit niedrigen als auch hohen 
Lautstärken ein und man nutzt es auch für sehr weiche, verbundene 
Legatopassagen, aber auch für stark betonte, kurze Staccatotöne. Der 
Schalldruckpegel kann an die 120 dB reichen, unmittelbar an den 
Stimmzungen gemessen.

Man bekommt die Aufnahmen grundsätzlich mit externen Mikros in den 
Griff. Die sind aber nichts für die Bühne auf der ich mich ab und zu 
befinde - zu viel Feedback und Fremdschall. Momentan helfe ich mir da 
mit Midi aus, macht aber nicht so viel Spaß.

Daher die Idee, eine Variante zu bauen, die näher an der Schallquelle 
sitzt und somit hoffentlich einen besseren SNR bzw signal to 
Umgebungslärm besitzt und auch feedback unempfindlicher ist.

Es gibt solche Geräte, aber für ziemlich stolze Preise. Hier mal ein 
paar Links, damit ihr euch was vorstellen könnt:
- 
https://www.musictech-midi.it/eng/mic-systems-and-amps/mics-for-piano-accordions/mt-04n
- https://www.akkordeonfreund.de/Mikrofonsystem-Rumberger-TA3000eco
- 
https://petosa.com/collections/accordion-amplification-microphone-pickups
- 
https://www.lamalleauxaccordeons.fr/en/178-external-accordion-microphone-system-musictech-mt05en.html

Die Teile gehen so bei 400 € los und gehen auch mal bis 1000 €. Ob das 
gerechtfertigt ist oder nicht kann ich absolut nicht einschätzen, aber 
wenn ich mir die Platinen auf den Fotos so anschaue scheint nicht viel 
drauf zu sein.

Hat irgendwer sowas in der Richtung schonmal gebaut? Oder Erfahrungen 
mit den verschiedenen Systemen gesammelt? Akkordeonspieler gibts ja 
nicht mehr sooo viele.

Was ich mal zusammengetragen habe, ist dass die eigentlichen 
Mikrofonkapseln häufig sogenannte Electret Mikrofone zum Einsatz kommen, 
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektretmikrofon. Das sind wohl 
Kondensatormikrofone, die einen schön linearen Frequenzgang haben, 
relativ günstig sind und gut klingen. Um Feedback zu dämpfen brauche ich 
wohl welche mit unidirektionaler Charakteristik. Die Hersteller, z.B. 
https://petosa.com/collections/accordion-amplification-microphone-pickups/products/harmonik-stereo-amplification-ac5001-hq 
erwähnen ebenfalls Kondensatormikrofone.

Hier mal ein Versuch einer Anforderungsliste:

- unidirektional Mikrofonkapseln
- möglichst linearer Frequenzgang von ~100 Hz bis max 20 kHz (das 
Akkordeon lebt leider von vielen Obertönen)
- Eingangsspannungsbereich entweder 48 V (Phantomspeisung), oder halt 9 
V Block oder 1.5 V Akkus/Batterien
- Stromverbrauch zweitrangig
- möglichst wenig Feedback/Fremdeinstrahlung
- zur benötigten Sensitivität und SNR kann ich leider noch nix sagen - 
keine Erfahrungswerte. Andere Hersteller geben für die teuren Varianten 
z.B. 67 dB @ 1 kHz an
- < 300 €
- Montage von außen via Klettband, oder Klemmvorrichtung, oder von innen 
unter die Abdeckung, auch z.B. via Klettband
- das Audiosignal wird per XLR oder TRS Stecker zu einem 
https://focusrite.com/products/scarlett-8i6 mit recht passablem Mikrofon 
Eingang geführt, welches eh auf der Bühne steht

Habt ihr irgendwelche Vorschläge, in welche Richtung ich gehen könnte? 
Mikrofonhersteller und empfehlenswerte Audio OPAmps wären ein toller 
Anfang. Könnte eine aktive Rauschunterdrückung sinnvoll sein? Sollte ich 
auch mal in Richtung MEMS Mikros gucken? Die sind allerdings meistens 
digital.

Ich selbst bin eher der Software Heini, habe aber ein ET Studium 
erfolgreich hinter mich gebracht und arbeite in einer Firma mit gut 
ausgestattetem E-Labor (heißt diverse Lötstationen, Scopes, 
Labornetzteile, diverse SMD Standardkomponenten), das ich außerhalb der 
Arbeitszeit wohl nutzen könnte. Eine Schallkammer o.ä. haben wir 
allerdings nicht.

Das ist übrigens ein Hobbyprojet - ich verdiene damit nichts.

Vielen Dank fürs Reinschauen!

von C. D. (derschmied)


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Was mir da umgehend in den Sinn kommt:

James Last, Biscaya

Wird aber schwer werden ein Akkordeon im Stil einer E-Gitarre 
umzurüsten. Viele Musiker sind hier nicht unterwegs...

DerSchmied

von Thomas R. (thomasr)


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Da wird die Mechanik anspruchsvoller sein als die Elektronik. Die 
allermeisten kleinen Elektretmikros sind nicht für Musik geeignet weil 
auf Sprache optimiert. Und deren eingebaute 
Impedanzwandler/Vorverstärker rauschen auch ziemlich heftig.

MEMS Mikrofone funktionieren ohne aufwändige DSP gar nicht, der 
Originalklang wäre grottig.

Gute Elektretkapseln kosten gern über 10€.

In den Beispielbildern sieht man gut den mechanischen Aufbau. Die 
Kapseln sollten möglichst erschütterungsfrei „hängen“, traust du dir das 
zu?

: Bearbeitet durch User
von Daniel C. (dan1el)


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Coole Idee!

Ein paar Ideen dazu findet man auf Youtube:
https://www.youtube.com/results?search_query=akkordeon+mikrofon

Reichen unter dem Strich vier EC-Mikrofonkapseln auf einer Leiste, die 
man zusammenmischt und auf eine Klinkenbuchse nach außen führt?
Wenn ja, mit rauscharmen Operationsverstärkern sollte das kein Problem 
sein.

Also quasi sowas 4x aufbauen:
https://www.mikrocontroller.net/attachment/454484/rauscharmer_VV_fuer_ECM_-1024x543.png
Beitrag "rauscharmer ECM-Vorverstärker"

Dann mit einem Summierer die vier Kanäle zusammenmischen und den Ausgang 
über ein Kabel zum Mischpult.
"Invertierender Addierer/Summierverstärker"
https://de.wikipedia.org/wiki/Operationsverst%C3%A4rker#Invertierender_Addierer/Summierverst%C3%A4rker


Vermutlich gibt es EC-Mikrofone, die besser und welche, die schlechter 
für Dein Vorhaben geeignet sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektretmikrofon

Vielleicht gibt es ja auf dieser Seite hier einen Fachmann, der mehr 
dazu sagen kann...

von Thomas R. (thomasr)


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Du könntest mit den Monacor MCE4001 anfangen. In der Preisklasse wirst 
du kaum Nierencharakteristik finden. Brauchst du auch bei den geringen 
Abständen zur Tonquelle nicht.

Dann noch einen einfachen aber rauscharmen Summierverstärker um die 
Signale zusammenzubringen. Das sollte mit jedem Mikrofonverstärker gehen 
bei dem die Eingangsbeschaltung angepasst wird, z.B. mit NE5532.

von Marci W. (marci_w)


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Hallo Jan,

ich hoffe es hilft ein wenig weiter: ich habe mal mit meinem Onkel 
zusammen ein solches Gerät mit zwei (oder waren es drei?) 
Elektretmikrofonen in sein Akkordeon eingebaut. Ich hatte dafür einen 
ganz einfachen Verstärker auf Lochraster aufgebaut. Als OPs habe ich 
WIMRE irgend welche TLC-Typen (72er, 74er) verwendet. Versorgt wurde das 
mit einem 9V-Block. Eingebaut in ein einfaches Gehäuse mit Batteriefach, 
Schalter, Lautstärkeregler, evtl. noch einen Balanceregler zwischen den 
beiden Mikro-Kanälen (da bin ich allerdings nicht sicher), Klinkenbuchse 
für den Anschluss an den Amp. Verwendet habe ich handelsübliche 
Elektretmikrofone aus dem Elektronikversand, also nix von Sennheiser 
etc. Ich kann mich nicht erinnern, dass es da größere Probleme mit 
Rauschen etc. gab. Und ich kann schon sehr genau hinhören. ;-)

Ich habe nach dem Einbau meinen Onkel leider nicht mehr nach dem 
Ergebnis gefragt. Beim Probespielen nach dem Einbau war er jedenfalls 
ganz zufrieden. Offensichtlich bei weitem besser als die Abnahme mit 
einem externen Mikro!

Resumee: Selbst mit einfachen Mitteln und Standardschaltungen scheint 
sich der Einbau ggü. externen Mikros auf jeden Fall zu lohnen. Ich denke 
der komplette Materialeinsatz lag auf jeden Fall unter 20,- EUR. Ich 
denke, man sollte auf die mechanische Entkopplung der Mikros vom 
Akkordeon-Gehäuse achten. Wie wir das damals gelöst haben, weiß ich 
leider nicht mehr.

Bei Gelegenheit könnte ich meinen Onkel mal fragen, ob die Schaltung 
noch lebt und wie die Tonqualität und das Handling im Live-Einsatz 
ist/war.

Sorry, dass meine Ausführungen sehr im Ungefähren bleiben. Aber das ist 
sicher mehr als zehn Jahre her, und ich weiß nicht mal, ob ich den auf 
Fresszettel gezeichneten Schaltplan überhaupt noch habe. Es war auf 
jeden Fall ganz klassische OP-Amp-Schaltungstechnik.

ciao

Marci

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sennheiser bietet ihr hervorragendes Elektretmikrofon MKE2 in einer 
Version für besonders hohe Schalldrücke an:
https://www.sennheiser.com/de-de/catalog/products/mikrofon/mke-2/mke-2-2r-gold-c-004734
Hat aber, wie alle diese winzigen Elektretmikros Kugelcharakteristik.

Elektret mit Nierencharakteristik wäre das MKE40-4. Auch das ist für 
hohe Schalldrücke gar nicht schlecht:
https://www.sennheiser.com/de-de/catalog/products/drahtlossysteme/mke-40/mke-40-4-003579

Kosten aber alle Geld.

von Mark S. (voltwide)


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von Purzel H. (hacky)


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Das Problem an Mikrophon Arrays ist, dass man die (unbekannte) 
Verarbeitung entweder vor Ort, dh am Mikrophon macht, oder einiges an 
Kabeln rumfuehren muss.
Die Verarbeitung wird einiges an Entzerrung, resp Frequenzgang Anpassung 
benotigen, ich wuerd zu einem DSP tendieren. Damit hast du ein Fass 
aufgemacht.

Mein Tipp. Dir das vorgeschlagene Teil zeigen lassen und kaufen. Es gibt 
immer noch viel zu tun.

von Motopick (motopick)


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> Gute Elektretkapseln kosten gern über 10€.

Das muss nicht sein. Sehr gute (= eng tolerierter Frequenzgang und
Empfindlichkeit) bekommt man von Panasonic guenstig zu kaufen.
Wofuer ein Elektretmikro optimiert ist, bestimmt eher der
mechaniche (= akustische) Aufbau des Mikrofons als die Kapsel.

Extern wuerde ich da nichts anbauen wollen. Im Akkordeon ist
schliesslich genug Platz und sehr gross sind Elektretkapseln nicht.
Ausserdem leidet der Frequenzgang dabei maechtig.

Einfach nur zusammenmischen wuerde ich die Mikros auch nicht.
Da wird man mit Allpaessen und Filtern sicher noch besseres herausholen.

Viel Spass dabei. :)

von Motopick (motopick)


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P.S.

Den Bass muesstest du aber genauso abnehmen.
Das wuerde sonst arg komisch klingen.

von Jan K. (jan_k776)


Angehängte Dateien:

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Wie cool, vielen Dank für die zahlreichen und sinnvollen Antworten, ich 
geh mal auf einige ein.

C. D. schrieb:
> Was mir da umgehend in den Sinn kommt:
>
> James Last, Biscaya

Kenn ich, schon zig mal gespielt ;)

>
> Wird aber schwer werden ein Akkordeon im Stil einer E-Gitarre
> umzurüsten. Viele Musiker sind hier nicht unterwegs...

Tatsächlich spiele ich momentan live eher mit einer Keytar, siehe 
Anhang.

Thomas R. schrieb:
> Da wird die Mechanik anspruchsvoller sein als die Elektronik. Die
> allermeisten kleinen Elektretmikros sind nicht für Musik geeignet weil
> auf Sprache optimiert. Und deren eingebaute
> Impedanzwandler/Vorverstärker rauschen auch ziemlich heftig.
Das könnte natürlich sein. Diese hängende Konstruktion macht aber 
offenbar nur 
https://petosa.com/collections/accordion-amplification-microphone-pickups/products/harmonik-stereo-amplification-ac5001-hq. 
Der Rest hat eher angelötete und ggf. mit Schaum oder so umschlossen
>
> MEMS Mikrofone funktionieren ohne aufwändige DSP gar nicht, der
> Originalklang wäre grottig.
ok
>
> Gute Elektretkapseln kosten gern über 10€.
Ist ein kleines Akkordeon, mehr als 4 brauche ich nicht - wäre i.O.
>
> In den Beispielbildern sieht man gut den mechanischen Aufbau. Die
> Kapseln sollten möglichst erschütterungsfrei „hängen“, traust du dir das
> zu?
In der ersten Iteration definitiv nicht. Wie gesagt, das machen auch 
nicht alle.

Daniel C. schrieb:
> Ein paar Ideen dazu findet man auf Youtube:
> https://www.youtube.com/results?search_query=akkordeon+mikrofon
>
Thx!
> Reichen unter dem Strich vier EC-Mikrofonkapseln auf einer Leiste, die
> man zusammenmischt und auf eine Klinkenbuchse nach außen führt?
> Wenn ja, mit rauscharmen Operationsverstärkern sollte das kein Problem
> sein.
Ja, für eine erste Version könnte sowas reichen.

Thomas R. schrieb:
> Du könntest mit den Monacor MCE4001 anfangen. In der Preisklasse
> wirst
> du kaum Nierencharakteristik finden. Brauchst du auch bei den geringen
> Abständen zur Tonquelle nicht.
>
> Dann noch einen einfachen aber rauscharmen Summierverstärker um die
> Signale zusammenzubringen. Das sollte mit jedem Mikrofonverstärker gehen
> bei dem die Eingangsbeschaltung angepasst wird, z.B. mit NE5532.

Danke! Konkrete Bauteile sind super :)

Marci W. schrieb:
> Bei Gelegenheit könnte ich meinen Onkel mal fragen, ob die Schaltung
> noch lebt und wie die Tonqualität und das Handling im Live-Einsatz
> ist/war.

Magst du ihn mal fragen? Wäre sehr interessant.

Matthias S. schrieb:
> Sennheiser bietet ihr hervorragendes Elektretmikrofon MKE2 in
> einer
> Version für besonders hohe Schalldrücke an:
> 
https://www.sennheiser.com/de-de/catalog/products/mikrofon/mke-2/mke-2-2r-gold-c-004734
> Hat aber, wie alle diese winzigen Elektretmikros Kugelcharakteristik.
>
> Elektret mit Nierencharakteristik wäre das MKE40-4. Auch das ist für
> hohe Schalldrücke gar nicht schlecht:
> 
https://www.sennheiser.com/de-de/catalog/products/drahtlossysteme/mke-40/mke-40-4-003579
>
> Kosten aber alle Geld.

Sehr gut, danke!

Mark S. schrieb:
> Ich würde es mal hiermit versuchen:
> https://www.ebay.de/itm/123971061814?hash=item1cdd404836:g:zMgAAOSws5Ni-m-o

Warum ausgerechnet diese? Hast du Erfahrung damit? Da ist nämlich weder 
Frequenzgang noch Charakteristik spezifiziert.

Purzel H. schrieb:
> Das Problem an Mikrophon Arrays ist, dass man die (unbekannte)
> Verarbeitung entweder vor Ort, dh am Mikrophon macht, oder einiges an
> Kabeln rumfuehren muss.
Hmm, bei den Teilen die man so sieht gibts nur ein Kabel das rausführt 
und das ist die (ggf. symmetrische) Klinke.
> Die Verarbeitung wird einiges an Entzerrung, resp Frequenzgang Anpassung
> benotigen, ich wuerd zu einem DSP tendieren. Damit hast du ein Fass
> aufgemacht.
>
Dann müsste ich aber weg von der analogen Domäne. Macht es schon 
komplizierter. Gibt es analoge ICs für die Frequenzganganpassung, die 
parametriert werden können?

Da das ganze eh über das Audiointerface läuft, könnte ich sogar für v1 
auf dem PC in der DAW in Echtzeit filtern. Aber natürlich nur die Summe.

Um vernünftig entzerren zu können müsste ich natürlich erstmal den 
echten Frequenzgang aufnehmen können...

> Mein Tipp. Dir das vorgeschlagene Teil zeigen lassen und kaufen. Es gibt
> immer noch viel zu tun.

Ich weiß, das wäre die einfachste Lösung. Möchte aber gerne auch 
basteln.

Motopick schrieb:
>> Gute Elektretkapseln kosten gern über 10€.
>
> Das muss nicht sein. Sehr gute (= eng tolerierter Frequenzgang und
> Empfindlichkeit) bekommt man von Panasonic guenstig zu kaufen.
> Wofuer ein Elektretmikro optimiert ist, bestimmt eher der
> mechaniche (= akustische) Aufbau des Mikrofons als die Kapsel.
Panasonic wurde in einigen englischsprachigen Foren häufiger fallen 
gelassen, aber auch, dass die keine Elektrets mehr bauen; hat sich das 
geändert?
>
> Extern wuerde ich da nichts anbauen wollen. Im Akkordeon ist
> schliesslich genug Platz und sehr gross sind Elektretkapseln nicht.
> Ausserdem leidet der Frequenzgang dabei maechtig.
>
Ich habe mal Testmessungen gesehen, da hat sich bis auf den Schalldruck 
und eben SNR erstaunlicherweise gar nicht viel getan zwischen intern und 
extern.
Aber ja, es ist genug Platz und wäre sinnvoll.

> Einfach nur zusammenmischen wuerde ich die Mikros auch nicht.
> Da wird man mit Allpaessen und Filtern sicher noch besseres herausholen.
>
Ja, bestimmt ;) Aber dafür braucht man einen Anhaltspunkt in welche 
Richtung es gehen könnte. Ich bin relativ fit im (digitalen) Filtern, 
aber habe von Akustik leider nicht wirklich Ahnung.

Gibt es Simulationsprogramme? Ansys Acoustics habe ich gesehen, das ist 
leider nicht in unserer Lizenz mit drin ;)

> Viel Spass dabei. :)

Habe ich.

Motopick schrieb:
> P.S.
>
> Den Bass muesstest du aber genauso abnehmen.
> Das wuerde sonst arg komisch klingen.

In erster Version nicht. Ich spiele auch jetzt nur die rechte Hand auf 
der Keytar und würde es vorerst auch dabei belassen - macht die Sache 
nämlich nochmal deutlich komplizierter, weil man das Kabel durch den 
Balg legen muss und so.

von Motopick (motopick)


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> Aber dafür braucht man einen Anhaltspunkt in welche
> Richtung es gehen könnte.

Das Problem bei Arrays ist die Laufzeit zwischen den Mikros, die
frequenzabhaengig Schallanteile einfach ausloeschen kann.
Der 1. Anhaltspunkt waere eine Phasen/Laufzeitmessung zwischen
zwei benachbarten Mikrofonen am Anbringungsort.
Daraus koentest du dann, vermutlich mehrere Allpaesee konstruieren,
die dem entgegenwirken. Filter fuer bestimmte Anteile des Spektrum
per Mikrofon tun dann ein uebriges. Zuviel gefiltert tut aber auch
nicht gut.
Es sollen ja alle Toene etwa gleich laut und gleicht gut klingen.
Und nicht nach "Plastebecher".

Moeglicherweise reicht es auch, jedes Mikrofon durch einen langsam
laufenden Chorus zu leiten.

von Scyte R. (scyte)


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Ich würde sagen bau irgendein Mikro mit Kugelcharakteristik mittig unter 
die Abdeckung. Dann guckst/hörst du dir mal das Signal an. Was ist zu 
leise/zu laut, da kann man noch ein bisschen filtern. Aber auf der Bühne 
hat man ja auch oft Techniker die einem mal schnell einen EQ hindrehen 
können. Den kann man dann als passiven Filter im Nachgang noch mit ins 
Instrument einbauen.

Arrays mit Kammfiltern willst du glaube ich eher nicht, das mit den 
vielen Mics ist ohne aufwendige DSP Bearbeitung Augenwischerei.

Eine Herausforderung könnten Windgeräusche sein, evtl. musst du die 
Kapsel noch mit Schaumstoff umhüllen.

: Bearbeitet durch User
von Andreas (andi-1234)


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Hallo Jan K.,

hast du dir dann ein solches Array zusammengebaut?
Ich bin gerade auch auf das Thema gestoßen.

VG

von Jan K. (jan_k)


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Nein. Denke ich werde eines kaufen. Habe keine Zeit :(

von Maxim B. (max182)


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Ich denke als beruflicher Musiker, daß manche Zahlen eher laut Tradition 
kommen als wirklich durchgedacht sind.
Z.B.:
wenn man alles bis 20 kHz haben will, hat man wirklich Versuche gemacht? 
Beim Klavier ist der höchste Ton c5, das ist ca. 4200 Hz. Eine Orgel 
kann viel mehr: typisch hat eine Orgel bis e3-g3, was für einen 1' 10,55 
- 12,55 kHz bedeutet. Dabei merke ich selbst, daß 1' ganz oben kaum zu 
hören ist - obwohl ein Meßgerät zeigt, daß alles richtig klingt...
Braucht man Frequenzgang bis 20 kHz für Akkordeon wirklich? Ich glaube, 
10 kHz ist mehr als ausreichend.

Untere Grenze 100 Hz ist m.E. richtig einkalkuliert. Tiefere Töne 
bestehen bei Akkordeon nur aus Obertönen und erst in unseren Ohren 
werden daraus richtige Bässe entstehen.

Wenn ein Mikrofon wirklich innerhalb von Gehäuse eingebaut wird, dann 
ist Rauschen nicht von Bedeutung. Erstens, eine durchschlagende Zunge 
hat eine Schwelle, sie braucht etwas Winddruck (so nennt man Luftdruck 
in Musikinstrumentenbau), um mit Schwingen zu beginnen. Je teurer ist 
das Instrument, umso leiser kann es spielen. Wirklich leise ist das erst 
aus einiger Entfernung, das eingebaute Mikrofon wird nur "laut" und 
"sehr laut" haben. Zweitens wird bei so nah zu Schalquelle eingebauten 
Mikrofon Trakturrauschen sehr hoch, auch deshalb sind leise Klänge kaum 
realisierbar. Deshalb denke ich, billige Elektret-Kugelkapseln für 2-3 € 
pro Stück sind genau was man hier braucht. Nur sollte man 
berücksichtigen, daß das Mikrofon ziemlich nah von der Schallquelle 
steht und die Spielventile, die von Mikrofon entfernt sind, werden 
weniger laut aufgenommen. D.h. man braucht mehrere Mikrofone. Vielleicht 
10 oder auch mehr (besonders bei mehrregistrigen Instrumenten, wo oft 
sogenannte "gebrochene Decke" vorhanden ist). Aber bei billigen Elekrets 
ist das ja kein Problem. Einfachste Speiseteil, um aus gewöhnlichen 48 
Volt Mikrofon-Phantomspeisung ein paar Volt für Mikrofone abzuleiten, 
und eine Ausgangsstufe, vielleicht pseudosymmetrisch, das reicht.

: Bearbeitet durch User
von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Maxim B. schrieb:
> Z.B.:
> wenn man alles bis 20 kHz haben will, hat man wirklich Versuche gemacht?
> Beim Klavier ist der höchste Ton c5, das ist ca. 4200 Hz. Eine Orgel
> kann viel mehr: typisch hat eine Orgel bis e3-g3, was für einen 1' 10,55
> - 12,55 kHz bedeutet. Dabei merke ich selbst, daß 1' ganz oben kaum zu
> hören ist - obwohl ein Meßgerät zeigt, daß alles richtig klingt...

Ziemlich viele Menschen können da oben nicht mehr viel hören. Früher 
konnte ich auch hören, ob im Raum ein Fernseher läuft (Zeilenfrequenz), 
später nicht mehr.

Aber bei der Betrachtung vergisst du die Obertöne, welche für den Klang 
ja wichtig sind. Anders gesagt: ein 10kHz Ton auf Akkordeon klingt genau 
so wie der selbe Ton auf Geige oder Orgel. Weil man die Obertöne nicht 
mehr hört.

Die Frage ist, welche Obertöne im Spektrum drin sind.

> ist das ja kein Problem. Einfachste Speiseteil, um aus gewöhnlichen 48
> Volt Mikrofon-Phantomspeisung ein paar Volt für Mikrofone abzuleiten,
> und eine Ausgangsstufe, vielleicht pseudosymmetrisch, das reicht.

Die große Kostenfrage wäre, ob man einfach mehrere Elektretmikros 
parallel schalten kann. Was deren Qualität angeht, denke ich das die 
ausreichet. Solch ein Mikro in Profiversion gekauft kostet vielleicht 
400€. Jetzt muss man aber bedenken, in welchen Stückzahlen solche Geräte 
verkauft werden. Und was das Gehäuse kostet und und und. Da werden in 
den Profigeräten wahrscheinlich auch nur Mikrokapseln für 2€/Stück drin 
sein.

Gruß, Roland

von Maxim B. (max182)


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Roland D. schrieb:
> Die Frage ist, welche Obertöne im Spektrum drin sind.

Die Praxis ist das alleinige Kriterium für die Wahrheit, sagte ein 
Buchhalter Karl Marx...
Wie schrieb Hector Berlioz in "Die moderne Instrumentation und 
Orchestration", wie kann angenehm oder unangenehm etwas sein, was nicht 
zu hören ist?
Außerdem: zwischen 10 kHz und 20 kHz ist nur eine Oktave.

> Die große Kostenfrage wäre, ob man einfach mehrere Elektretmikros
> parallel schalten kann.

lieber über eine Summierschaltung mit OV. Je Widerstand und Kondensator 
pro Mikrofonkapsel, das ist nicht zu aufwendig.

von Rolf (rolf22)


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Maxim B. schrieb:

> Außerdem: zwischen 10 kHz und 20 kHz ist nur eine Oktave.

Zwischen Kammerton a und 10 kHz sind es mehr als 4 Oktaven.

Dabei geht es nicht nur um die Amplituden der Obertöne. Man muss auch 
die Wellenlängen bedenken. 1 kHz ergibt 34 cm. Im Instrumenten-Gehäuse 
entstehen also Phasenüberlagerungen und Auslöschungen zwischen den 
Mikrofonen, und zwar auch schon beim Grundton.

: Bearbeitet durch User
von Maxim B. (max182)


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Rolf schrieb:
> Im Instrumenten-Gehäuse
> entstehen also Phasenüberlagerungen und Auslöschungen zwischen den
> Mikrofonen, und zwar auch schon beim Grundton.

Alles in Wirklichkeit nicht so schlimm wie Theorie sagt.

Es gibt noch eines: wenn wir eine fertige Aufnahme übertragen, dazu noch 
von vielen Musikinstrumenten und noch Gesang dazu, dann sollte die ganze 
Kette möglichst linear bleiben. Im Fall wie hier aber darf 
Mikrofonsystem weniger linear sein, da das zu dem "ursprünglichen" Klang 
des Instrumentes gehört. Werden einige Bereiche etwas heller oder etwas 
dunkler klingen - so ist das Instrument insgesamt, das ist nicht schlimm 
und kann von Musiker beim Spiel berücksichtigt werden. Klangerzeugung in 
Akkordeon selbst ist auch alles andere als linear und ausbalanciert.

: Bearbeitet durch User
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