Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Leistungsregelung - Analoge Multiplikation


von Martin (Firma: Angestellt) (herki)


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Hallo,

ich muss eine Leistungsregelung über eine Art Widerstand machen.
Der Widerstand ändert seinen Wert über Temperatur drastisch. Auch ist 
die nominale Toleranz recht hoch.

Ich habe keinen ADC/DAC oder uController in der Anwendung. Somit bleibt 
nur einfache analoge Schaltungstechnik. Eine negative Spannung für 
bipolare Versorgung eines OPV habe ich auch nicht.

Einen einfachen Schaltregler kann ich auch nicht nehmen, da sich der 
Widerstand zu sehr ändert und da ja P=UU/R(var) ist.
Die Temperatur des Widerstandes kann ich auch Bauraumbedingt nicht 
messen.

Wie würdet Ihr es machen?
Strom und Spannung messen, damit die Leistung berechnen und ggf. die 
Spannung variieren? Aber wir kann ich kostengünstig die Multiplikation 
realisieren?
Ich habe versucht eine Gilbert-Zelle in LTspice zu simulieren. Aber das 
hat nicht wirklich funktioniert. Hier bin ich noch dran.

Viele Grüße

Herki

von H. H. (Gast)


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von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Martin schrieb:
> Somit bleibt
> nur einfache analoge Schaltungstechnik. Eine negative Spannung für
> bipolare Versorgung eines OPV habe ich auch nicht.

Hallo,

also einfach wird das nicht werden, denn analog ausgerechnet, muß die 
Schaltung schon stimmen, damit es keine Überraschungen gibt.

Es gibt etliche analoge ICs, die analoge Multiplikation können, die 
symmetrische Betriebsspannung kann man auch herstellen, indem man die 
Betriebsspannung halbiert und so eine künstliche "Masse" erzeugt, gut 
abgeblockt mit Kondensatorten und so abgesichert, dap beim Ein- und 
Ausschalten der Ausgang keine gefährlichen Zustände annimmt.

Am Ausgang muß auf jeden Fall eine steuerbare Spannungs- oder 
Stromquelle sein.

Leider muß man verhindern, daß die Regelung schwingt, denn wenn die 
Leistung verringert wird, sieht vorn der Multiplizierer weniger Leistung 
und steuert den Regler wieder auf.

Die Aufgabe zu lösen, wird sicherlich sehr interessant. Im dümmsten Fall 
könnte man neben dem Woiderstand einen Temperatursensor anbringen, der 
nach entsprechender Verzögerung den Regler mit steigender Temperatur 
drosselt.

Aber niemand weiß, was genau da gemacht werden soll in dem 
Geheimprojekt.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Andreas H. (ahz)


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Martin schrieb:
> Strom und Spannung messen

Wie willst Du denn den Strom messen. Mit dem Widerstand ja anscheinend 
nicht ;)

Wenn man drei identische Widerstände in Reihe schaltet, wie verhalten 
sich dann eigentlich die Teilspannungen?
Und wie verhalten sich die Teilspannungen wenn sich die Temperatur 
ändert?

/regards

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Martin schrieb:
> Ich habe versucht eine Gilbert-Zelle in LTspice zu simulieren.

Die Gilbert-Zelle funktioniert nur für Kleinsignale, wenn man sie 
diskret aufbaut.

NAchhilfe hier vom Experten:

https://www.youtube.com/watch?v=7nmmb0pqTU0

Bei mir aufgebaut hat sie zumindest qualitativ als Modulator gewirkt, 
ohne weitere Messungen.

Martin schrieb:
> Somit bleibt
> nur einfache analoge Schaltungstechnik.



Ein Bimetallschalter?

mfg

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Martin schrieb:
> Der Widerstand ändert seinen Wert über Temperatur drastisch.

> Die Temperatur des Widerstandes kann ich auch Bauraumbedingt nicht
> messen.

Versteh ich nicht - wenn der Widerstand sich mit der Temperatur ändert, 
reicht doch eine Widerstandsmessung, um die Temperatur zu bestimmen. 
Gegen Toleranzen hilft kalibrieren.
Konstante Leistung könnte denn, bei thermisch konstanten Bedingungen 
etwas mit konstanter Differenztemperatur zu tun haben. Du müsstest dann 
auf eine Umgebungstemperatur kompensieren Spannung regeln.

Was ist denn dein eigentliches Problem?
Eine Leistung will man ja nicht aus Jux und Dollerei regeln.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Bei einem auch nichtlinearen widerstand kann man sich den Aufwand doch 
sparen. Maximale Spannung bedeutet maximale Leistung. resp maximaler 
Strom bedeutet maximale Leistung.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Martin schrieb:
> Wie würdet Ihr es machen?

Ich wuerde gucken, welche von all den Ausreden, was alles bei dir aus 
Gruenden nicht geht, die faulste ist, oder davon eine Faulheitshitparade 
erstellen.
Dann dem Ausredenerfinder in den Hintern treten und dann entsprechend 
was Vernuenftiges entwickeln.

Gruss
WK

von Uwe B. (uwe_beis)


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Das scheint mir doch wirklich kein Hexenwerk.

Der Strom wird mit einem Shunt gemessen. Das dürfte selbstverständlich 
sein. Evtl. muss der Messwert verstärkt werden. Die Spannung über die 
Last wird mit einem Differenzverstärker bestimmt. Auch trivial.

Dahinter ein Multiplizierer. Der Link
H. H. schrieb:
> https://www.lcsc.com/products/Linear-Analog-Multipliers-Dividers_11188.html
enthält einen überbordende Anzahl von Tipps. Ein paar der ICs davon 
kenne und habe ich. Auch die OTAs LM13700 oder NE5517 kämen in Frage, 
wenn es billiger sein muss, aber dafür komplizierter beim Verständnis 
sein darf.

Die Regelung so auszulegen, dass sie bei verschiedenen Betriebszuständen 
nicht schwingt, scheint mir auch nicht sehr schwierig zu sein. Aber von 
selbst ergibt sich das nicht.

Eine negative Betriebsspannung wird kaum vermeidbar sein, aber auch das 
ist mit einem einzigen IC (7660 etc.) zu lösen. Evtl. reicht eine 
virtuelle Masse, aber der Aufwand dafür wäre kaum geringer.

Für viele hier im Analog-Forum wäre es eine einfache Routine-Aufgabe, 
für viele im Digital-Forum ein Buch mit einer Menge von Siegeln und nur 
per µC lösbar. Keiner weiß alles.

von Michael B. (laberkopp)


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Martin schrieb:
> Wie würdet Ihr es machen?

Auch auf die alten Tage hin, in denen man sich sein ganzes Leben lang 
davor gedrückt hat was Neues zu lernen, endlich programmieren lernen, 
damit man einen uC einsetzen kann.

von Peter H. (peterhofbauer)


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Hallo Martin!

So richtig verstanden habe ich Deine Anwendung nicht.
Eine analoge Berechnung der Leistung mit den AD633 habe ich bei meiner
 Stromsenke gemacht. Weil der Prozessor dafür zu langsam gewesen wäre.
Habe ich recht gut mit eine Simulation entwickeln können.
Ist auf meiner Homepage beschrieben:

http://www.hcp-hofbauer.de/indexisg9050.htm

von Uwe B. (uwe_beis)


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Michael B. schrieb:
> Martin schrieb:
>> Wie würdet Ihr es machen?
>
> Auch auf die alten Tage hin, in denen man sich sein ganzes Leben lang
> davor gedrückt hat was Neues zu lernen, endlich programmieren lernen,
> damit man einen uC einsetzen kann.

Einspruch, eure Eminenz. Ich setze seit über 40 Jahren u. A. auch µCs 
ein, aber das hier würde ich auf jeden Fall analog machen und nicht mit 
Gewalt einen µC da hinein interpretieren.

von Arno R. (arnor)


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Uwe B. schrieb:
> aber das hier würde ich auf jeden Fall analog machen

Ich auch. Abhängig vom Änderungsbereich des Widerstands geht eventuell 
sogar eine ganz einfache Schaltung so wie die hier:

Beitrag "Re: Einstellbarer Linearregler"

die im Bild zwar die Leistung über dem Transistor konstant hält, aber 
auch einfach auf den Lastwiderstand (R5) umzubauen wäre.

von Robert K. (Gast)


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Martin schrieb:
> Einen einfachen Schaltregler kann ich auch nicht nehmen, da sich der
> Widerstand zu sehr ändert und da ja P=UU/R(var) ist.

bei einer konstanten Eingangsspannung ist der Eingangsstrom proportional 
zur Ausgangsleistung (unter Vernachlässigung des Wirkungsgrades). Du 
musst also nur die Ausgangsspannung so regeln, dass sich der gewünschte 
Eingangsstrom ergibt.
Kommt natürlich auch auf die gewünschte Genauigkeit an

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Martin schrieb:

> Ich habe keinen ADC/DAC oder uController in der Anwendung.

Ja, dann bau halt einen ein! Für so einen kleinen 6- oder 8-Pinner ist 
immer Platz. Jede denkbare "analoge" Lösung trägt mit Sicherheit dicker 
auf.

von Günter N. (gnatz)


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Es geht auch über den Halleffekt. Bei einem reinen Hallplättchen (ohne 
Auswertung) ist die Hallspannung proportional aus dem Produkt aus einem 
Magnetfeld durch das Plättchen und dem Strom durch das Plättchen. Das 
Magnetfeld kann man durch einige Spulenwindungen erzeugen, in denen das 
Hallplättchen angeordnet ist. Durch diese Spule wird der Strom durch den 
Widerstand geschickt. Der Strom durch das Hallplättchen wird von der 
Spannung an dem Widerstand über einen Vorwiderstand abgeleitet.

von Nils B. (hbquax)


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Für analoge Multiplikation siehe den Wikipedia-Artikel über Op-Amps

von Ove M. (Firma: ;-) gibt es auch) (hasenstall)


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Andreas H. schrieb:
> Martin schrieb:
>> Strom und Spannung messen
>
> Wie willst Du denn den Strom messen. Mit dem Widerstand ja anscheinend
> nicht ;)
>
> Wenn man drei identische Widerstände in Reihe schaltet, wie verhalten
> sich dann eigentlich die Teilspannungen?
> Und wie verhalten sich die Teilspannungen wenn sich die Temperatur
> ändert?
>
> /regards

Dein grundsätzlicher Lösungsansatz gefällt mir!

Viele Grüße Ove

von Martin (Firma: Angestellt) (herki)


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Hallo zusammen,

vielen Dank für die Diskussion.

H. H. schrieb:
> https://www.lcsc.com/products/Linear-Analog-Multipliers-Dividers_11188.html

Vielen Dank für die Lösung mit den fertigen IC's. Ist leider alles zu 
teuer. Aber ich merke mir die Seite. Ich hab bisher immer auf 
octopart.com geschaut.

Christian S. schrieb:
> Die Aufgabe zu lösen, wird sicherlich sehr interessant. Im dümmsten Fall
> könnte man neben dem Woiderstand einen Temperatursensor anbringen, der
> nach entsprechender Verzögerung den Regler mit steigender Temperatur
> drosselt.

Dankeschön. Ich habe hier schon Versuche gemacht und die 
Temperaturdifferenz des Heizelements und der Steuerungsplatine (so nah 
wie möglich) gemessen.
Innerhalb von ein paar Sekunden ist er 20-25°C und im thermisch 
eingeschwungenen Zustand sind es 50°C (gemessen bei keinem Airflow - 
wenn da noch Airflow hinzu kommt weiß ich es (noch nicht)).
Ich brauche keine Echtzeitregelung. Wenn er einmal alle 2s nachregelt 
ist das vollkommen ausreichend. Danke auch für den Ansatz mit der 
virtuellen Masse.

Andreas H. schrieb:
> Wie willst Du denn den Strom messen. Mit dem Widerstand ja anscheinend
> nicht ;)

--> Ich habe eine kostengünstige Schaltung mit einem Shunt die mir auf 
der highside-Seite den Strom misst und eine auf GND referenzierte 
Spannung ausgibt.

Andreas H. schrieb:
> Wenn man drei identische Widerstände in Reihe schaltet, wie verhalten
> sich dann eigentlich die Teilspannungen?
> Und wie verhalten sich die Teilspannungen wenn sich die Temperatur
> ändert?

--> Das Problem ist, dass sich bei der Serienschaltung ein Widerstand 
einen TK von 3900ppm hat und die normalen SMD-Widerstände 100ppm haben. 
Wobei Dir kein Hersteller sagt, dass es 100ppm sind. Das ist ja nur der 
max. Wert.

Christian S. schrieb:
> Die Gilbert-Zelle funktioniert nur für Kleinsignale, wenn man sie
> diskret aufbaut.

--> Dankeschön.

Christian S. schrieb:
> Ein Bimetallschalter?

--> Schöne simple Idee. Allerdings denke ich, dass diese 
Zweipunktregelung zu simpel für meine Anwendung ist.

Rainer W. schrieb:
> Versteh ich nicht - wenn der Widerstand sich mit der Temperatur ändert,
> reicht doch eine Widerstandsmessung, um die Temperatur zu bestimmen.
> Gegen Toleranzen hilft kalibrieren.

--> Da hast Du vollkommen recht. Vielleicht verfolge ich nun einen 
Chopper-Einsatz.
Kalibrieren wird schwer. Klar kann ich den nominalen Wert messen und in 
einem EEPROM speichern. Allerdings kann ich mit dem Wert auf der 
bestückten Platine nichts anfagen. Der nominale Wert hätte 
wahrscheinlich Auswirkung auf irgendwelche Verstärkungsfaktoren und 
damit auf Widerstandswerte - also eine Bestückungsoption. Das ist leider 
nicht möglich.

Rainer W. schrieb:
> Was ist denn dein eigentliches Problem?
> Eine Leistung will man ja nicht aus Jux und Dollerei regeln.

Die Gesamtleistungsaufnahme meines Produktes ist limitiert.
Es gibt Anforderungen, dass ich die Leistungsaufnahme "maximiere" aber 
nicht über das Limit rüber gehe.

Purzel H. schrieb:
> Bei einem auch nichtlinearen widerstand kann man sich den Aufwand doch
> sparen. Maximale Spannung bedeutet maximale Leistung. resp maximaler
> Strom bedeutet maximale Leistung.

Der Widerstand ist linear. Nur hat er einen hohen TK.

Dergute W. schrieb:
> Ich wuerde gucken, welche von all den Ausreden, was alles bei dir aus
> Gruenden nicht geht, die faulste ist, oder davon eine Faulheitshitparade
> erstellen.
> Dann dem Ausredenerfinder in den Hintern treten und dann entsprechend
> was Vernuenftiges entwickeln.

--> So ist das. Meistens sind es historische Gründe warum etwas so ist 
wie es ist. Manchmal gibt es aber einfach Anforderungen an die man sich 
bzw. ich mich halten muss. Ich würde auch lieber etwas vernünftiges 
Entwickeln aber mein potenzieller Kunde zahlt keinen Cent mehr wenn 
etwas besser funktioniert.

Michael B. schrieb:
> Auch auf die alten Tage hin, in denen man sich sein ganzes Leben lang
> davor gedrückt hat was Neues zu lernen, endlich programmieren lernen,
> damit man einen uC einsetzen kann.

--> So alt bin ich gar nicht. Aber es ist für eine Branche bei der ich 
SW unbedingt vermeiden möchte. Falls uC drin wäre müsste ich über >15 
Jahre SW-Updates bereitstellen, Cyber-Security usw. geschweige denn von 
den BOM-Kosten.

Peter H. schrieb:
> Ist auf meiner Homepage beschrieben:
>
> http://www.hcp-hofbauer.de/indexisg9050.htm

--> Vielen Dank

Arno R. schrieb:
> Ich auch. Abhängig vom Änderungsbereich des Widerstands geht eventuell
> sogar eine ganz einfache Schaltung so wie die hier:
>
> Beitrag "Re: Einstellbarer Linearregler"

--> Das sieht echt super aus. Schaue ich mir im Detail an.

Robert K. schrieb:
> bei einer konstanten Eingangsspannung ist der Eingangsstrom proportional
> zur Ausgangsleistung (unter Vernachlässigung des Wirkungsgrades). Du
> musst also nur die Ausgangsspannung so regeln, dass sich der gewünschte
> Eingangsstrom ergibt.
> Kommt natürlich auch auf die gewünschte Genauigkeit an

--> Das ist ein Ansatz den ich bisher noch gar nicht in Betracht gezogen 
habe. Dankeschön für den neuen Blickwinkel!

Ob S. schrieb:
> Ja, dann bau halt einen ein! Für so einen kleinen 6- oder 8-Pinner ist
> immer Platz. Jede denkbare "analoge" Lösung trägt mit Sicherheit dicker
> auf.

--> Dagegen sprechen Kosten und Software-Aufwand den mein Kunde auf dem 
Hauptgerät hätte. Und dann noch FuSa falls die Verbindung gestört 
wäre...


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