Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Oszillator für niedrige Temperaturen (-80°C)


von Joel W. (jwinterhadler)


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Ich habe eine frage zu Oszillatoren, es handelt sich um eine Anwendung 
welche bei -80°C läuft. Das Problem dabei ist das bei diesen 
Temperaturen der Frequenzdrift des Oszillators zu groß wird und die 
Anwendung nicht mehr funktioniert. Gibt es für solch niedrige 
Temperaturen Oszillatoren welche in diesem Temperaturbereich arbeiten 
oder muss ich da direkt Hersteller anfragen, denn ich konnte leider noch 
nichts für so niedrige Temperaturen finden.
Danke schon im Voraus für Antworten.
Grüße Joel

von Wf88 (wf88)


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Joel W. schrieb:
> der Frequenzdrift des Oszillators zu groß wird

Es driftet bei -80° mehr hin und her als bei 20° oder ist die absolute 
Frequenzabweichung von 20 nach -80 zu gross?

von Purzel H. (hacky)


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Das Problem an tiefen Temperaturen ist die Leitfaehigkeit von silizium 
in Bipolartransistoren, sowie die Zyklenfestigkeit der Bondstellen 
bezueglich der Temperatur. Der Bandgap einer PN-Verbindung steigt mit 
2mV pro Grad kaelter. -80 Grad bedeutet als 100 Grad unterhalb 
Raumtemperatur, bedeutet die Dioden Spannung resp Basis-Emitter Spannung 
ist 200mV hoeher. Welche Schaltung vertraegt das ?
Ich weiss nicht, ob es fertige Oszilatoren fuer diese Temperaturen gibt, 
allenfalls eben selbst Bauen. Fets funktionieren bei diesen 
Temperaturen.

Ich wuerde allenfalls kaufen und probieren, oder den Hersteller 
anfragen.
Allenfalls kommen Space-rated Komponenten in Frage. Bedeutet ein 
Oszillator, welcher normalerweise 5 Euro kostet, kostet dann eben 400 
Euro. Der ist dann designt und qualitaetskontrolliert fuer den ganzen 
Temperaturbereich,

von Thomas W. (dbstw)


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Zyklenfestigkeit ist ein wichtiger Punkt. Ueblicherweise versucht man 
den Oszilator auf Raumtemperatur zu bringen und das Taktsignal thermisch 
isoliert  einzuspeisen.

von Joel W. (jwinterhadler)


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Die gesamt Abweichung ist zu groß ich hatte mir schon überlegt ob man 
das mit einem TCXO Oscillator ausgleichen könnte finde aber keinen für 
so niedriege temperaturen

von S. K. (hauspapa)


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Was für einen Oszillator verwendest du bisher?

Bauteile sind fast immer nur bis -55°C spezifiziert. Einfach weil 
tiefere Temperaturen auf dieser Erde im Massenmarkt praktisch nicht 
auftreten.

Ich hätte keine bedenken Bauteile auch bei tieferen Temperaturen 
einzusetzen würde mich dabei aber von der minimalen Versorgungsspannung 
fernhalten. Natürlich nur wenn es sich nicht um Serienproduktion 
handelt, sonst Freigabe vom Hersteller holen. Allerdings können durch 
Wärmeausdehnungskoeffizienten, Sprödigkeit von Kunststoffen und grosse 
thermische Zyklen Lebensdauerprobleme entstehen.

von Thomas W. (dbstw)


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Joel W. schrieb:
> Die gesamt Abweichung ist zu groß ich hatte mir schon überlegt ob man
> das mit einem TCXO Oscillator ausgleichen könnte finde aber keinen für
> so niedriege [SIC!] temperaturen

Aber Dir schon klar, dass Du so oder so den Oszilatoren thermisch 
stabilisieren musst? Bei 300K kalibrieren und bei 200K die gleichen Wert 
erwarten: das klappt nicht (Purzel hatte Dir ja die Elektronik 
erklaert).

von Joel W. (jwinterhadler)


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Ich dachte auch das ich den Oszillator bei -80°C kalibrieren könnte da 
die Anwendung dauerhaft bei -80°C laufen soll oder habe ich da etwas 
nicht verstanden?

von S. K. (hauspapa)


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Was ist die Problemstellung, wenn quarzgenau nicht reicht? Das sollte 
doch deutlich unter 200ppm zu schaffen sein.

Du hast auf -80°C sicher keinen Batteriebetrieb. Musst also eh Kabel 
rein und raus bringen. Warum kein Clocksignal mitführen?

von Michael B. (laberkopp)


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Joel W. schrieb:
> Gibt es für solch niedrige Temperaturen Oszillatoren

Es gibt eigentlich gar keine Bauteile, die für so niedrige Temperaturen 
spezifiziert sind, kein Widerstand, kein Transistor.

Immerhin gibt es jetzt keinen physikalischen Grund warum die Bauteile 
bei der Temperatur nichts mehr funktionieren würden, wie das bei +800 
GradC der Fall wäre, aber du betreibst alles ausserhalb der Spec und 
musst selber rausfinden wie sie da noch funktionieren.

http://www.extremetemperatureelectronics.com/tutorial1.html

von Joel W. (jwinterhadler)


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Das Problem ist das es eine Batterieanwendung werden soll somit kann ich 
nicht über ein Kabel ein Clocksignal mitführen. Bei der Applikation 
handelt es sich um einen Batteriebetrieben Logger welcher dauerhaft bei 
-80°C betrieben werden soll.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Welche Batterien schaffen -80°C?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Joel W. schrieb:
> es handelt sich um eine Anwendung welche bei -80°C läuft.
Ist die "Anwendung" eher digital oder eher analog? Und in welchem 
Frequenzbereich soll der Oszillator schwingen?

> Die gesamt Abweichung ist zu groß
Wovon oder wofür? Und wie groß darf diese Abweichung denn in 
Zahlenwerten ausgedrückt überhaupt sein?

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Joel W. schrieb:
> Die gesamt Abweichung ist zu groß

Dann nenn doch endlich mal konkrete Werte. Was ist "zu groß" (ppm/°C) 
und was benötigst Du. Und welche Frequenz (Hz, GHz).
Ein Techniker kann immer nur mit Zahlen arbeiten und nicht mit "zu 
groß", "ganz genau" usw.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Meiner Meinung nach macht die Kombination aus -80°C und Batterie die 
Frage nach Oszillatorstabilität schon überflüssig.

von H. H. (Gast)


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Wolfgang R. schrieb:
> Welche Batterien schaffen -80°C?

Beheizte.

von Joel W. (jwinterhadler)


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-80°C geht noch mit Lithiumbatterien von Tadiran. Dies sind zwar auch 
nicht für diesen Temperaturbereich spezifiziert können aber die Spannung 
aufbringen. Sie geben aber nicht mehr so viel Strom ab und gehen 
schneller kaputt

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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H. H. schrieb:
> Wolfgang R. schrieb:
>> Welche Batterien schaffen -80°C?
>
> Beheizte.

Ich hab die Lösung: Oszillator auf die Batterie kleben. Mission erfüllt.

von Bernd G. (Gast)


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H. H. schrieb:
> Beheizte.

Da stelle ich sofort die Frage, wie man ein modulares System, das als 
"batteriebetrieben" geplant ist (und damit autark sein dürfte), 
überhaupt beheizen will. Hoffentlich nicht mit einer Batterie :-)

Purzel H. schrieb:
> Der Bandgap einer PN-Verbindung steigt mit
> 2mV pro Grad kaelter.

uns hat man erklärt, der Bandabstand sei konstant. Er sei nur bei 
tieferen Temperaturen genauer definiert, weil der Übergang nicht so 
verschmiert ist.

Die Leitfähigkeit als solche nimmt natürlich ab, weil die Elektronen 
weniger beweglich sind.

von Andrew T. (marsufant)


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Joel W. schrieb:
> Ich dachte auch das ich den Oszillator bei -80°C kalibrieren
> könnte da
> die Anwendung dauerhaft bei -80°C laufen soll oder habe ich da etwas
> nicht verstanden?

Die Frage ist eher: Welche Energiequelle für die Versorgung hast zur 
Verfügung?
Wenn Du reichlich Leistung hast:

Tesla hat z.B. in den frühen Modellen seiner automobilen Steuergeräte 
einfach sehr kleinen Heizmanschetten um wichtige IC gelegt (da es diese 
IC zur Entwicklungszeit nur als commercial Grade bis -25C zu kaufen gab) 
und so die -40C geschafft. Wenn deren Gerät erstmal einige Zeit lief, 
reichte die Verlustleistung des Restes der Platine, um die 
Heizmanschette abzuschalten.

Wenn Du also genug Energie hast, kannst Du Deine Baugruppe thermisch 
isolieren und thermostatgesteuert bei z.B. -40C halten --- für diese 
Temperatur gibt es reichlich spezifizierte Bauelemente, die sogar recht 
preisgünstig sind.

von Andrew T. (marsufant)


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Joel W. schrieb:
> Die gesamt Abweichung ist zu groß ich hatte mir schon überlegt ob
> man
> das mit einem TCXO Oscillator ausgleichen könnte finde aber keinen für
> so niedriege temperaturen

OCXO nehmen und diesen zusätzlich themisch abkoppeln mit Manschette 
siehe oben.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Joel W. schrieb:
> -80°C geht noch mit Lithiumbatterien von Tadiran.

Die härtesten Li-Batterien von Tadiran sind lt. Webseite bis -55°C 
spezifiziert, sehen da aber schon nicht mehr so gut aus...

von Helmut L. (helmi1)


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Wolfgang R. schrieb:
> Ich hab die Lösung: Oszillator auf die Batterie kleben. Mission erfüllt.

Oder direkt einen Roehrenoszillator nehmen, da heizt das aktive Element.

von Purzel H. (hacky)


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Quarze sind so geschnitten, dass bei etwa Raumtemperatur ein Umkehrpunkt 
des Temperaturkoeffizienten stattfindet. Wenn ich so einen Quarz nun 
100K tiefer betreibe, habe ich einen riesigen Temperaturkoeffizienten. 
Fuer spezielle Anwendungen wird dieser Umkehrpunkt verlegt. zB laufen 
OCXO bei erhoehter Temperatur und werden beheizt und 
temperaturstabilisiert.
Bei erhoehten Anforderungen verwendet man anstelle von AT-cut Quarzen 
SC-cut Quarze. Die haben verbesserte Eigenschaften, sind unter 
mechanischer Spannung gezogen und werden hoeher ausgesteuert. Ich 
verweise auf das Quarz-Kochbuch.
Natuerlich gibt es Tieftemperatur Elektronik. Das ist einfach eine 
Disziplin fuer sich selbst. Wie gesagt, werden Bipolartransistoren durch 
FET ersetzt, Kondensatoren bleiben, Widerstaende bleiben, man kann sehr 
gut Verstaerker bauen, welche bei Fluessig Helium und tiefer laufen. Die 
Temperatur geht direkt ins Rauschen rein. Die Rauschleistung eines 
Widerstandes ist proportional zur Temperatur, und wenn man von 290K auf 
2.9K runter geht, ist die Rauschleistung 100 Mal kleiner. Bedeutet im 
wesentlichen, man muss 100 mal weniger integrieren fuer denselben 
Signal-zu-Noise, resp kann viel kleinere Signale noch sinnvoll messen.
Vereinfacht.. wenn die Batterie schon beheizt ist, den Oszillator auch 
gleich mitheizen. Oszillatoren gibt es ja auch im 7x5mm Gehaeuse.

Interessant waere, was das Ganze soll.

: Bearbeitet durch User
von Mobile (mobileteser)


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Es gibt auch Temperaturmessgeräte die einen Quarz als Temperatursensor 
verwenden.
Nur wenn die Temperatur konstant ist, ist sicherlich ein gut ausgelegter 
RC Oszillator eine recht genaue Sache.

von Bernd G. (Gast)


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Purzel H. schrieb:
> und wenn man von 290K auf
> 2.9K runter geht, ist die Rauschleistung 100 Mal kleiner

War das nicht logarithmisch mit der Bolzmannkonstante?

von H. H. (Gast)


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B. schrieb:
> Purzel H. schrieb:
>> und wenn man von 290K auf
>> 2.9K runter geht, ist die Rauschleistung 100 Mal kleiner
>
> War das nicht logarithmisch mit der Bolzmannkonstante?

Ur(eff)~sqrt(T) und damit Pr~T.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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B. schrieb:
> Bolzmann
Ja, ich weiß, es ist nur ein Flüchtigkeitsfehler...
- https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Boltzmann

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Joel W. schrieb:
> Ich habe eine frage zu Oszillatoren, es handelt sich um eine Anwendung
> welche bei -80°C läuft. Das Problem dabei ist das bei diesen
> Temperaturen der Frequenzdrift des Oszillators zu groß wird und die
> Anwendung nicht mehr funktioniert.

Joel W. schrieb:
> Bei der Applikation
> handelt es sich um einen Batteriebetrieben Logger welcher dauerhaft bei
> -80°C betrieben werden soll.

Das halte ich für ausgemachten Schwachsinn. Welcher Logger braucht denn 
bitte einen Takt, der genauer ist als ein Quarz? Auch bei 100K unter der 
Normaltemperatur. Und vor allem: welcher Logger "funktioniert nicht 
mehr", wenn der Takt zu sehr abweicht?

Bei -80°C ist man ohnehin außerhalb jeglicher Spezifikation. Experimente 
sind dann angesagt. Wurde denn wenigstens eins gemacht? Wie groß war die 
Frequenzabweichung da und wie äußerte sich das "Nichtfunktionieren"?

Ach ja: alle batteriebetriebenen Uhren weichen früher oder später ab. 
Das kann man nicht vermeiden. Entweder man lebt damit oder man muß 
wenigstens ab und zu mal mit einer externen Quelle (z.B. GPS) 
synchronisieren.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Axel S. schrieb:
> Bei -80°C ist man ohnehin außerhalb jeglicher Spezifikation.

Vielleicht sollte der TO mal erwähnen in welchen Frequenzbereich er sich 
bewegt. Außerdem, ob dieser mit Quarz stabilisiert wurde.

Es gibt für den Quarz mehrere Lösungen:
a) Eine Lösung geht mit einer Temperaturmessung und Kapazitätsdioden um 
den Quartz gesteuert zu ziehen.
b) Eine andere Lösung schaltet üm auf einen zweiten Quarz mit einer 
leicht abweichenden Resonanzfrequenz, die dann paßt.
c) Der Quarz wird beheizt.

von Heinrich K. (minrich)


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... hat sich extra für diesen Thread neu angemeldet...

von Joachim B. (jar)


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Thomas W. schrieb:
> Ueblicherweise versucht man den Oszilator auf Raumtemperatur zu bringen

wenn die Raumtemperatur (in Laboren) aber von +18°C bis +35°C schwanken 
kann ist es sinnvoller Oszillatoren auf +45°C zu heizen und die 
Oszillatortemperatur konstant zu halten damit Meßergebnisse Sommer wie 
Winter vergleichbar bleiben.

> und das Taktsignal thermisch
> isoliert  einzuspeisen.

hier sinnvoller als den Oszillator auf -80°C zu bringen.

: Bearbeitet durch User
von Wf88 (wf88)


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Heinrich K. schrieb:
> ... hat sich extra für diesen Thread neu angemeldet...

und das ist ein Problem? Dürfte nicht der erste Internet-User sein, der 
sich in einem Forum anmeldet, weil er eine Frage hat...

von Gerhard H. (ghf)


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Heinrich K. schrieb:
> ... hat sich extra für diesen Thread neu angemeldet...

Ja, wenn er den Betrieb hier kennen würde, dann hätte er
sich die Mühe nicht gemacht.

Der beste Vorschlag war bisher, einen ungeeigneten Quarz bei
einer ungeeigneten Temperatur mit einer Stromversorgung zu
betreiben die man nicht hat.

2 Min. googlen nach "crystal inflection point" stößt einen
mit der Nase z.B. auf <  https://arxiv.org/pdf/1804.07432.pdf  >
und die Fig. 8 sieht schon mal ganz vernünftig aus.

Und carrier freeze out findet selbst bei BJTs nicht bei -80°C
statt; Infernion hat für seine SiGeTs mal Werbung für das
Rauschverhalten bei RICHTIGEN Cryo-Temperaturen gemacht.

Gerhard  (ghf, dk4xp)

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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B. schrieb:
> uns hat man erklärt, der Bandabstand sei konstant.
Der Bandabstand ist keine konstante Größe sondern variiert je nach 
Impuls und Energie eines Elektrons. Aufschluss gibt das Banddiagramm / 
WK-Diagram.  Dort kann man sehen, dass z.B. bei Silizium das Minimum des 
LB nicht über dem Maximum des VB liegt, im Ggs zu GaAs z.B.

In beiden Fällen bedeutet dies, dass die Wahrscheinlichkeit, mit welchem 
Impuls und Energie ein Elektron über geht, mer oder wenig flach verteilt 
ist. Bildlich ausgedrückt, braucht ein niederenergetisches Elektron 
einfach  einen anderen Impuls. Impuls heißt hier "Gitterschwingung" und 
die ist direkt von der Wärme abhängig. Damit ist direkt plausibel, dass 
bei stark abnehmender Temperatur (links im Diagramm) die Übergänge immer 
mehr dort stattfinden, wo mehr Energie im Elektron stecken muss. Es 
braucht also mehr Elektronvolt. Das kann man nun so interpretieren, dass 
der Bandabstand steigt.

> bei tieferen Temperaturen genauer definiert,
das ist korrekt

> Die Leitfähigkeit als solche nimmt natürlich ab, weil die Elektronen
> weniger beweglich sind.
Das kann man so pauschal nicht sagen, weil in die Leitfähigkeit auch die 
Ladungsträgerlebensdauer mit hineinspielt. Entscheidend ist auch die 
Besetzung der Bänder: Je stärker gefüllt, desto mehr Trapping / 
Rekombination findet statt und desto eher nimmt die Leitfähigkeit mit 
zunehmender Temperatur auch wieder ab, weil die Elektronen "keinen Platz 
haben". Bei Metallen wie dem Kupfer ist das der Fall, weswegen deren 
Widerstand nur nahe am Nullpunkt sinkt und dann sofort mit realistischen 
Temperaturen steigt. Umgekehrt lässt sich so erklären, warum Solarzellen 
bei niedrigen Temperaturen im Winter bis hinunter zu einem Grenzpunkt 
relativ besser funktionieren: Es gibt weniger 
(Zwischenniveau-)rekombination und die Lebensdauer der Ladungsträger 
steigt.

von Jürgen S. (engineer) Benutzerseite


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Gerhard H. schrieb:
> Infernion
Ist das eine neue Siemenstochter? :D

Oszillatoren für sehr niedrige Temperaturen hat man z.B. fürs Quanten 
Computing: https://ieeexplore.ieee.org/document/9866099

von Norbert (der_norbert)


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J. S. schrieb:
> Gerhard H. schrieb:
>> Infernion
> Ist das eine neue Siemenstochter? :D

Erinnert sofort an den ersten Teil von Dantes ›Divina Commedia‹
Und bei Commedia schließt sich gleich in mehrfacher Hinsicht der Kreis 
zu:
Zirkus … Zeche … Ziemens

von Lu (oszi45)


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Axel S. schrieb:
> welcher Logger "funktioniert nicht
> mehr", wenn der Takt zu sehr abweicht?

Einfacher wäre den Logger laufen lassen und die Abweichung rausrechnen? 
Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass h21e viel geringer wird und 
Quarze weniger Lust zum Schwingen haben bei -80 Grad. Dann setzt die 
Schwingung aus. Zuverlässigkeitsprobleme sehe ich eher bei 
Temperaturwechsel und abreißen von Leiterzügen. Wahrscheinlich sollte er 
statt einem Logger besser 10 benutzen, um die Ausfallrate zu 
kompensieren?

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Schon aufgefallen? Der TO hat am 9.2. das letzte Mal geantwortet. Ist 
ihm vielleicht doch zu kalt geworden...

von Joel W. (jwinterhadler)


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Hallo, Ich hatte am Wochenende nicht geschaut wie sich die Diskussion 
weiterentwickelt. Erstmal möchte ich mich bedanken, das so viele Leute 
geschrieben haben. Des weiteren würde ich gerne meine Problem noch 
einmal spezifizieren, Ich habe einen Logger mit welchem ich Messungen 
für Trockeneis bei ca. -80°C Raumtemperatur überwachen möchte. Dabei 
habe ich beim Logger aber einen Funktionsausfall der Funkverbindung. Der 
Rest der Funktionen läuft noch und ich glaube die Funkverbindung 
funktioniert nicht da es einen zu großen Frequenzdrift beim einem 
Oszillator gibt. Im Logger sind zwei Oszillatoren verbaut einmal ein 
32.768kHz Oszillator und einmal ein 40MHz Oszillator. Dabei ist der 
40MHz Oszillator für die Trägerfrequenz des Signals verantwortlich und 
der 32.768KHz Oszillator für die Richtigen timestamps. Die Anwendung ist 
nicht selbst beheizt und ich habe als einzige Energiequelle eine 
Batterie. Deswegen war meine Frage ob es Oszillatoren gibt welche für so 
niedrige Temperaturen noch funktionieren oder ob es verfahren gibt 
welche mir helfen könnten meinen Frequenzdrift in den Griff zu bekommen, 
für welches ich nicht viel Energie benötige da ich auf dieser Seite sehr 
limitiert bin und nicht einfach den Oszillator auf z.B. -40°C erhitzen 
kann.
Grüße Joel

von Lu (oszi45)


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Joel W. schrieb:
> welche mir helfen könnten meinen Frequenzdrift in den Griff zu bekommen

Läuft die Frequenz weg oder setzt die Schwingung des Oszillators aus? 
Wenn sie nur wegläuft, dann bau doch notfalls 2 ein.

von Klaus (feelfree)


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Joel W. schrieb:
> ich glaube die Funkverbindung funktioniert nicht da es einen zu großen
> Frequenzdrift beim einem Oszillator gibt.

Es ist immer eine gute Idee, ein Problem anhand von Vermutungen lösen zu 
wollen. Wenn's dann doch eine andere Ursache hat, hat man ja noch 
drölfundneunzig weitere Iterationen vor sich und die Arbeit geht nie 
aus.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Joel W. schrieb:
> habe ich beim Logger aber einen Funktionsausfall der Funkverbindung.
> Der Rest der Funktionen läuft noch

Hmm, Salami! Es handelt sich also gar nicht um einen Logger, der "nicht 
funktioniert", sondern um eine Funkverbindung.

> und ich glaube die Funkverbindung
> funktioniert nicht da es einen zu großen Frequenzdrift beim einem
> Oszillator gibt.

Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Tip: ob die Sendefrequenz 
wegdriftet, kann man mit einem geeigneten (vulgo: durchstimmbaren) 
Empfänger einfachst feststellen. Mit einem fest abgestimmten Empfänger 
aber natürlich nicht.

> Deswegen war meine Frage ob es Oszillatoren gibt welche für so
> niedrige Temperaturen noch funktionieren

Du weißt doch gar nicht, ob der der Oszillator noch funktioniert oder 
nicht? Eine Frequenzabweichung ist nicht das selbe wie "funktioniert 
nicht". Im Gegenteil ist die Drift genau spezifiziert. OK, zumindest in 
einem gewissen Temperaturbereich, den du vermutlich verlassen hast.

Die kanonische Anwendung für niedrige Temperaturen ist die Raumfahrt. 
Die haben sicher etwas, das dir weiterhelfen kann. Für entsprechende 
Preise versteht sich.

von Michael B. (laberkopp)


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Joel W. schrieb:
> ich glaube die Funkverbindung funktioniert nicht

Ich glaube, deine Analyse ist lückenhaft.

Joel W. schrieb:
> ich habe als einzige Energiequelle eine Batterie.

Welche funktioniert denn noch bei -80 GradC ?

Welche Elektronik funktioniert noch bei -80 GradC.

Die Oszillatoren könntest du überprüfen ob sie schwingen und auf welcher 
Frequenz, EMI Probe mit langem Koaxkabel an Messgerät im Warmen.

Viel klüger wäre es, gleich den Sensor in den Stickstoff zu stecken, 
Kabel dran zur Auswerteschaltung die im Warmen sitzt  und auf den 
Funkmist zu verzichten.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Trockeneis ... lass mich raten, da gibt es auch ein Ausserhalb. Lass die 
Elektronik ausserhalb und du bist die Sorgen los.
Was spricht dagegen ?


Wenn der Poster nun etwas von Satellit gesagt haette ... waere auch das 
Budget dagewesen.

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