Forum: PC Hard- und Software Mini-Firma an zwei Standorten vernetzen


von O. D. (odbs)


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Hallo,

ich werde in Kürze mit einem ehemaligen Kollegen zusammen nebenbei in 
einer gemeinsam gegründeten Firma arbeiten. Dabei ist das Problem, dass 
wir beide sehr viel unterwegs sind und teilweise von unterwegs, 
teilweise vom Home-Office aus (zwei getrennte Standorte) arbeiten 
wollen.

Wir haben einen Virtuellen Server, auf dem unsere E-Mails, die Homepage 
und Projektverwaltung etc. läuft. Auf dem läuft auch eine NextCloud, 
über die wir die Möglichkeit haben, Daten auszutauschen.

Unsere Buchhaltung, die Verträge, den Output unserer Arbeit (also das, 
was wir für die Kunden machen) und unser internes "Wissen" (IP) wollen 
wir aber nicht auf diesem Server ablegen.

Stattdessen wollen wir gerne jeweils zu Hause einen Rechner aufstellen, 
auf dem die Daten liegen und den wir dann untereinander synchronisieren 
wollen. Dabei sind wir dann gleichzeitig gegenseitig unser Backup. 
Zusätzlich wollen wir ein verschlüsseltes Backup auf den Server 
kopieren.

Meine Frage ist, welche Software am besten geeignet ist, um die 
Synchronisation umzusetzen? Git könnte das, ist aber wohl kaum für 
diesen Zweck gemacht. Hat jemand Ideen?

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Was sind das genau für Daten, die du synchronisieren willst? Eine 
allgemein gültige Lösung gibt es nicht.

Git überlässt das Auflösen von Konflikten dem Benutzer. Die dortige 
Umsetzung taugt nur für Textdateien, bzw. darauf aufbauenden Formaten, 
die der Benutzer nanuell beherrschen muss (html, xml  json, ...)

Für normale Office-Anwendungen und Datenbanken müssen die spezifischen 
Anwendungsprogramme eine verteilte Speicherung unterstützen und 
Konflikte verhindern, bevor sie entstehen. Ansonsten läuft das nicht 
alltagstauglich rund.

: Bearbeitet durch User
von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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O. D. schrieb:

> Meine Frage ist, welche Software am besten geeignet ist, um die
> Synchronisation umzusetzen? Git könnte das, ist aber wohl kaum für
> diesen Zweck gemacht. Hat jemand Ideen?

Doch ist genau für diesen Zweck gemacht. Allerdings nur für 
näherungsweise "Text" geeignet (schon bei automatisch generiertem Text 
wird's oft praktisch unbenutzbar).

Das Problem bei solchen verteilten Speichern ist immer: wie löse ich 
Sync-Konflikte auf. Es gibt nix (und kann auch rein theoretisch 
betrachtet nix geben), was das automatisch immer richtig handhabt.

Sprich: deine Idee ist Scheiße! Du musst dir was anderes einfallen 
lassen.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Wenn deine Anwendungsprogramme (wie üblich) für zentrale Datei-Server 
ausgelegt sind, dann lasse es bei einem zentralen Datei-Server (mit 
Backups). Über ein VPN kannst du entfernte Standorte daran anbinden.

von Roland P. (pram)


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Du müsstest beide Standorte mit VPN vernetzen und an Standort A einen 
Server aufsetzen.

Standort B greift nun auf den Server in Standort A zu.

Natürlich kann man nun noch hergehen und an Standort B einen 
"Spiegelserver" aufsetzen, der sich die Daten regelmäßig von Standort A 
zieht. (Auf den Server in Standort B darf dann max. lesend drauf 
zugegriffen werden.)

Je nach Anforderung kann man das mit rsync, git, vmware,... oder 
eingebauten Replikationsmechanismen von Datenbanken machen.

Gruß Roland

von Reinhard S. (rezz)


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O. D. schrieb:
> Stattdessen wollen wir gerne jeweils zu Hause einen Rechner aufstellen,
> auf dem die Daten liegen und den wir dann untereinander synchronisieren
> wollen. Dabei sind wir dann gleichzeitig gegenseitig unser Backup.
> Zusätzlich wollen wir ein verschlüsseltes Backup auf den Server
> kopieren.

Meinst du mit „Server“ hier jetzt den vServer? Ich würde fürs Backup auf 
jeden Fall noch eine Offline-Variante vorsehen. Wöchentlicher Sicherung 
auf USB-Platte, die ansonsten abgestöpselt ist. Ansonsten kommt der 
Verschlüsselungs-Trojaner und alles ist weg.

von Stephan S. (uxdx)


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Ihr könntet Eure Cloud zum Austausch der Dateien nutzen:

Lokal das gewünschte Verzeichnis mit tar sichern (ggf. mit Parameter -g, 
siehe https://wiki.ubuntuusers.de/tar/), dann mit gzip oder bzip2 (packt 
besser als gzip) packen (das geht mit lbzip2 noch schneller) und 
schliesslich mit gpg verschlüsseln, dann ab in Eure Cloud.

Auf der Gegenseite die Datei aus der Cloud holen, entschlüsseln, 
entpacken und mit tar in ein Unterverzeichnis, dann könnt Ihr mit rsync 
die geänderten Dateien  in das gewünschte Verzeichnis kopieren.

Vorteil: Ihr habt eine verschlüsselte Kopie in der Cloud (Sicherheit 
hängt am Passwort bzw. den Schlüsseln), ggf. sogar in den verschiedenen 
Versionen um ggf. eine alte Version zur Verfügung zu haben.

Die verschlüsselten Dateien solltet Ihr aber unbedingt ein 2. Mal auch 
noch auf eine Festplatte etc kopieren, denn Ihr wisst hoffentlich:
*** Kein Backup - kein Mitleid ***

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Wir benutzen Citrix fürs Homeoffice, d.h. man arbeitet direkt auf seinem 
Arbeitsplatz-PC in der Firma. Z.B. Altium ist weiterhin flüssig zu 
benutzen.

Gleichzeitig auf 2 getrennten Dateisystemen zu arbeiten, dürfte zu 
Konflikten führen. Bei Datenbanken wird nicht umsonst ein Datensatz 
gelockt, sobald einer im Schreibmodus darauf zugreift.

von Stephan S. (uxdx)


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Peter D. schrieb:
> Wir benutzen Citrix fürs Homeoffice

Mein Mitleid https://www.cvedetails.com/vendor/422/Citrix.html

von Peter (wokinloksar)


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DRBD mit dual primary kann das (mit den passenden Dateisystemen). 
Allerdings würde ich nur dazu raten sowas aufzusetzen, wenn einer von 
Euch entsprechende Linux-Erfahrung mit replizierenden Dateisystemen hat. 
Im von Dir beschriebenen Szenario halte ich das aber für nicht 
zielführend. Hier würde ich eine gegenseitige DRBD Hot-Standby Lösung 
aufsetzen, bei dem jeweils eine Seite auf die andere Seite gespiegelt 
wird.
Dann wird eben Buchhaltung prinzipiell auf einer Seite ausgeführt, 
Zugriff auf die Buchhaltungssoftware ist ja dann auch von beiden Seiten 
möglich, vorausgesetzt die verwendete Lösung erlaubt sowas. Ansonsten 
legt fest, welche der anderen Dateien auf welcher Seite eingestellt 
werden. Dazu ist, wie Vorredner schon meinten, git ein gutes Werkzeug. 
Damit kann ich dann auch Dinge, die eigentlich remote gespeichert werden 
sollten, zunächst lokal in meinem Replikationsknoten abspeichern und mit 
einem push dann zum anderen Knoten pushen.  So ist alles redundant 
vorhanden, git haut Dir auf die Finger, wenn beide was am gleichen 
Dokument geändert haben sollten.

von Peter D. (peda)


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Stephan S. schrieb:
> Mein Mitleid https://www.cvedetails.com/vendor/422/Citrix.html

Ehrlich gesagt, kann ich mit den Zahlen überhaupt nichts anfangen.
Was z.B. bedeutet es, wenn da für 2023 Code Execution = 2 steht. Sind da 
andere Anbieter besser?

von Arc N. (arc)


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Syncthing könnte da u.U. schon reichen
https://syncthing.net/

Untrusted Device Encryption ist zwar noch Beta 
https://docs.syncthing.net/specs/untrusted.html
muss aber nicht sein, da würde es u.U. reichen mit 7zip ein 
verschlüsseltes Archiv zu erzeugen und das dann regelmäßig auf nen 
Server zu schieben.

Wenn's Linux sein darf, wären die Stichworte FUSE, encfs
Auf die Schnelle:
https://www.osso.nl/blog/2015/on-the-fly-encrypted-backups/
https://www.osso.nl/blog/2020/offsite-on-the-fly-encrypted-backups-gocryptfs/

von Rolf M. (rmagnus)


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Peter D. schrieb:
> Stephan S. schrieb:
>> Mein Mitleid https://www.cvedetails.com/vendor/422/Citrix.html
>
> Ehrlich gesagt, kann ich mit den Zahlen überhaupt nichts anfangen.
> Was z.B. bedeutet es, wenn da für 2023 Code Execution = 2 steht.

Das bedeutet, dass im Jahr 2023 zwei Sicherheitslücken in dieser 
Kategorie gefunden wurden. Wenn man auf die Zahl klickt, werden die 
einem auch angezeigt.

von Peter D. (peda)


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Rolf M. schrieb:
> Das bedeutet, dass im Jahr 2023 zwei Sicherheitslücken in dieser
> Kategorie gefunden wurden.

Ja aber was bedeutet das konkret für meine Verbindung zum Server?
Ich benutze kein Ubuntu sondern W10 und klicke auch nicht einfach so 
rum.
Ich gehe mal davon aus, daß unser IT-Dienstleister sich um alles 
kümmert.

von O. D. (odbs)


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Danke für die Hinweise soweit. Ich sehe schon, ich muss das ein wenig 
anders angehen.

Natürlich wäre es schön, eine VPN-Verbindung zum Server aufzubauen und 
dann direkt mit den Daten von dort zu arbeiten. Die beiden kleinen NAS 
zu Hause wären dann lediglich dezentrale Backups, aber nicht zum 
direkten Schreibzugriff gedacht.

Allerdings gefällt es mir nicht, teilweise doch recht sensible 
Kundendaten auf einen vserver zu packen, für den ich verantwortlich bin, 
über den ich aber letztendlich keine wirkliche Kontrolle habe. Die 
Anbindung zu Hause mit fester IP ist für unsere kleine Firma definitiv 
overkill.

Den vserver würde ich eher als Gateway nach draußen sehen, also 
Webpräsenz, E-Mail, temporäre (verschlüsselte) Dateiablage zum Austausch 
mit Kunden, etc.

von O. D. (odbs)


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Arc N. schrieb:
> Syncthing könnte da u.U. schon reichen
> https://syncthing.net/

Das könnte genau sein, wonach ich suche. Vielen Dank!

Beitrag #7615994 wurde vom Autor gelöscht.
von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Roland P. schrieb:

> Du müsstest beide Standorte mit VPN vernetzen und an Standort A einen
> Server aufsetzen.
[...]

So ungefähr würde ich das auch machen.

von Michael O. (michael_o)


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Windows Server können das seit der 2008ter Version mit Boardmitteln. Bei 
2003 wars noch etwas zickiger.
Und Fritzboxen können VPN Kopplung + Einwahl alle grossen von LanCom und 
Co. Natürlich gegen Einwurf größerer Münzen auch.
Auch Windows bietet ein Einwahl Gateway.

Mfg
Michael

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