Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik STILL Ladegerät 48V/125V - Stromüberwachung schaltet ab bei neuen Akkus


von Paul B. (paule201)


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Hallo zusammen,

ich habe ein STILL Ladegerät zur Reparatur bekommen. Es handelt sich um 
eine Ladegerät für Stapler Blei-Batterien. Fehlerbeschreibung:
Es lädt, aber bei recht neuen Akkus schaltet es nach 3-5s ab.

Das Ladegerät ist BJ04 und wurde eigentlich von BENNING gebaut, genaue 
Bezeichnung: D400 G48/125 TBP

Hat jemand zufällig Service Unterlagen?
Das Mainboard verfügt über mehrere Jumper, ich gehe anhand des Zustandes 
der Gehäuseschrauben davon aus, dass ich nicht der Erste bin, der ins 
Gerät schaut und eventuell ist nur die Strom-Abschaltschwelle via Jumper 
verstellt. Die Ladegerät gibt es in mehreren Leistungsklassen, auch mit 
z.B. 90A für kleinere Akkus, das bestätigt meine Vermutung zusätzlich.

Ab hier folgen meine Tests, die mich auf auf die Jumper gelotst haben, 
für die interessierten User:

Das Ladegerät besteht aus einem 3-phasigen Trafo, welcher über ein 
Schütz direkt mit der Netzspannung verbunden wird, sofern ein Akku 
erkannt wurde (oder man eine Fremdspannung angelegt). Dahinter liegt ein 
Brückengleichrichter, dessen Ausgangsspannung wird direkt auf den Akku 
geschaltet.

Die Spannungserkennung funktioniert tadellos. Nach dem Zuschalten wird 
zyklisch der Strom gemessen, dies erfolgt über einen Shunt, dahinter 
kommt ein LM358 und gibt den Strom mit 1V pro 30A an einen alten STM 
Controller. Das klappt auch soweit. Wenn ich mit einer elektronischen 
Last 30A ziehe ist auch alles OK, der Ladevorgang läuft ohne Probleme 
(hab es ca. 1h laufen lassen). Das gleiche Verhalten sehe ich bei 
älteren Akkus (=höherer Innenwiderstand), auch da, alles im grünen 
Bereich.
Die Stromüberwachung scheint damit auch zu passen.

Ich habe darauf hin die Verbindung zwischen LM358 und Controller 
getrennt und mit einem Labornetzteil die Spannung im mV Bereich nach 
oben gedreht. VCC = 5V, bei 3,850V am Controllerpin schaltet der 
Ladevorgang ab. Umgerechnet auf meine 1V/30A ergibt sich so ein 
Abschaltstrom von ca 110A. Der neue Akku zieht allerdings 120A 
(Strommesszange) und das Ladegerät darf auch bis 125A liefern und hier 
vermute ich den Knackpunkt.

Eine Anfrage von STILL lieferte das überraschende Ergebnis: Elektronik 
kaputt, dass Gerät ist alt, dass muss neu.

Danke für eure Hilfe.
VG Paul

von Scyte R. (scyte)


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Innenwiderstand der neuen Akkus zu klein. Evtl. einen 
Vorwiderstand/Shunt einbauen, es geht ja nur um wenige mOhm oder ein 
längeres Kabel.

Es gibt bestimmt auch andere Lösung aber die sind komplizierter und du 
kommst näher an die Klotzgrenze des Ladegerätes.

von Paul B. (paule201)


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Scyte R. schrieb:
> Es gibt bestimmt auch andere Lösung aber die sind komplizierter und du
> kommst näher an die Klotzgrenze des Ladegerätes.

Sicher, ich könnte auch den OPV in seiner Verstärkung "tunen". Aber das 
ist Plan C (genau wie Manipulation am Shunt), danach kommt Plan B: den 
Innenwiderstand künstlich zu vergrößern.
Aber ich wollte erstmal Plan A versuchen, der wäre einfacher und vor 
allem bestimmungsgemäß.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Paul B. schrieb:

> Ich habe darauf hin die Verbindung zwischen LM358 und Controller
> getrennt und mit einem Labornetzteil die Spannung im mV Bereich nach
> oben gedreht. VCC = 5V, bei 3,850V am Controllerpin schaltet der
> Ladevorgang ab. Umgerechnet auf meine 1V/30A ergibt sich so ein
> Abschaltstrom von ca 110A. Der neue Akku zieht allerdings 120A
> (Strommesszange) und das Ladegerät darf auch bis 125A liefern und hier
> vermute ich den Knackpunkt.
>
> Eine Anfrage von STILL lieferte das überraschende Ergebnis: Elektronik
> kaputt, dass Gerät ist alt, dass muss neu.

Man wird nicht Marktführer, indem man langlebiges Zubehör für seine 
Geräte baut. :) Oder den Kunden günstige Wartung und Reparaturen 
anbietet oder gar Reparaturhandbücher veröffentlicht.

Ich würde mal sagen, das ist nach 20 Jahren einfach leicht aus der 
Kalibrierung geratene Analogelektronik, wo damals der Student einen 
Mikrocontroller drangebastelt hat und der BWLer das Trimmpoti vom 
Vorgängermodell eingespart hat.

Ich hatte mal sowas in älter von Jungheinrich, da waren in der Anleitung 
noch Schaltpläne drin. Aber ich glaube, es war eher ein Verdrahtungsplan 
für die groben Bauteile, die Platine mit den 3, 4 Leds und etwas 
analog/CMOS-Gatter-Logik wurde nicht beschrieben.

von Torsten B. (butterbrotstern)


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Benning Tebechop 7200 erscheint bei Suchanfragen.
Die Geräte kosten gebraucht (z.B. ebay) um die 1000 Euro.

Von Hoppecke gibt es Ladegerät mit dieser Bezeichnung:
https://www.hoppecke.com/fileadmin/Redakteur/Hoppecke-Main/Products-Import/trak_charger_lf_classic_manual_en.pdf
Mit ähnlichem Schaltplan und einer Platine CONTROLLER NR-EPWA-PREMIUM-01
oder CONTROLLER NR-EPWSA-02
Dort steht auch, dass der Trafo Primäranschlüsse für +6, -6 und -10% 
hat.
Damals könnte die Netzspannung noch 220/380V betragen haben, also alle 
Phasen auf +6% klemmen.
Es gibt teilweise auch zwei Ladestufen: N (Normal? Schütz K1) und P 
(Power? Schütz K2)
Besteht dazu Ähnlichkeit mit deinem Gerät?
Gute Fotos und mehr Informationen wären gefragt.

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