Forum: Platinen Flex Kabel kopieren


von Daniel J. (theend)


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Hallo, mich würde interessieren wie es rechtlich aussieht wenn man 
flexkabeln kopiert.

Beispiel:
In einem Gerät eines namhaften Herstellers sind 3 Platinen per 
flexkabel, dass speziell für dieses Gerät hergestellt wird und nur dafür 
verwendet wird verbunden. Das Kabel geht kaputt und es gibt dieses 
Flexkabel nicht einzeln zu kaufen, nirgends. Ist es erlaubt dieses 
Flexkabel herzustellen (1:1 Klon oder zumindest die Anschlüsse)? Wenn 
ja, auch zu verkaufen?

Danke
Lg

von Rüdiger B. (rbruns)


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Herstellen ja, verkaufen ?

von Michael B. (laberkopp)


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Daniel J. schrieb:
> Ist es erlaubt dieses Flexkabel herzustellen (1:1 Klon oder zumindest
> die Anschlüsse)? Wenn ja, auch zu verkaufen?

Ja.

Automobilhersteller haben auch lange Drittanbieter für Ersatzteile vom 
Markt verbannen wollen und verloren.

Ob sich die Herstellung lohnt, steht auf einem anderen Blatt.

von Harald K. (kirnbichler)


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Michael B. schrieb:
> Ob sich die Herstellung lohnt, steht auf einem anderen Blatt.

Sieh Dir mal an, was das bei jlcpcb.com kostet. Sofern das Kabel nicht 
besonders lang ist, ist das spottbillig.

Ohne vergoldete Kontakte kostet sowas bei 100x100mm Größe als "flex PCB" 
14 EUR plus Versand - das sind dann gleich fünf Stück.

Und das sind dann schon zweilagige Kabel mit Durchkontaktierungen.
(Einlagig wird bizarrerweise gleich doppelt so teuer)

https://cart.jlcpcb.com/quote?orderType=1&plateType=7&stencilLayer=2&stencilWidth=100&stencilLength=100

Keine Ahnung, wie sich das für jlcpcb rechnet. Wirklich nicht.

von Michael B. (laberkopp)


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Harald K. schrieb:
> Keine Ahnung, wie sich das für jlcpcb rechnet

Automatisierte Fertigung.

Ob da 100000 gleiche oder 100000 verschiedene gefertigt werden, spielt 
dank Industrie 4.0 keine Rolle.

Resist und Lötstop und Bestückungsdruck mit Inkjet, bohren und fräsen 
per CNC.

Da könnten deutsche Fabriken was von lernen, aber die nehmen ihre 
Wucherpreise 'jeder Auftrag kostet 50€ alleine fürs schreiben der 
Rechnung' noch mit ins Grab.

von Harald W. (wilhelms)


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Daniel J. schrieb:

> In einem Gerät eines namhaften Herstellers sind 3 Platinen per
> flexkabel, dass speziell für dieses Gerät hergestellt wird und nur dafür
> verwendet wird verbunden. Das Kabel geht kaputt und es gibt dieses
> Flexkabel nicht einzeln zu kaufen,

M.E. werden Flexkabel nur verwendet, weil sie bei Massenfertigung
billiger sind. Bei Reparatur eines einzelnen Gerätes könnte es
einfacher sein, diese gegen normale Schaltlitze zu tauschen.

: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Harald W. schrieb:
> Bei Reparatur eines einzelnen Gerätes könnte es
> einfacher sein, diese gegen normale Schaltlitze zu tauschen.

Kommt auf die Definition dessen an, was man als "Flexkabel" bezeichnet.

Das auch als FFC bezeichnete Flexkabel hat oft Rastermaße, die die 
Verwendung von Schaltlitze gar nicht erst in Betracht kommen lassen, die 
Abwesenheit von Steckverbindern, an die die Schaltlitze angeschlossen 
werden könnte, kommt noch dazu.

Das hier
https://www.leotronics.co.uk/wp-content/uploads/2016/03/ffc_cable_assemblies.jpg
sind standardisierte Flexkabel (die man sich natürlich nicht anfertigen 
lassen muss, sondern einfach als Standardteile kaufen kann). So etwas 
gibt es bis herunter ins 0.5mm-Raster.

Und das hier
https://pcbwayfile.s3-us-west-2.amazonaws.com/web/20/05/05/1039003068884.jpg

ist ein Beispiel für ein kundenspezifisches Flexkabel.

von Soul E. (soul_eye)


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Daniel J. schrieb:
> In einem Gerät eines namhaften Herstellers sind 3 Platinen per
> flexkabel, dass speziell für dieses Gerät hergestellt wird und nur dafür
> verwendet wird verbunden. Das Kabel geht kaputt und es gibt dieses
> Flexkabel nicht einzeln zu kaufen, nirgends. Ist es erlaubt dieses
> Flexkabel herzustellen (1:1 Klon oder zumindest die Anschlüsse)? Wenn
> ja, auch zu verkaufen?

Das Kupferbild auf einer Leiterplatte kann man als graphisches Werk 
schützen. Genau wie die graphische Darstellung eines Schaltplanes.

Genauso wie Du den Schaltplan selber neu zeichnen und dann als Dein 
eigenes Werk frei verbreiten darfst, darfst Du auch die Flexfolie 
nachmalen und dann selber verkaufen. D.h. sie muss funktional identisch 
sein, sollte aber keine 1:1 Kopie des Leiterbildes darstellen.

von Martin S. (sirnails)


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Soul E. schrieb:
> Das Kupferbild auf einer Leiterplatte kann man als graphisches Werk
> schützen. Genau wie die graphische Darstellung eines Schaltplanes.

Das Erscheinungsbild ist aber eine Folge der technischen Anforderungen, 
und keine künstlerische.

Zwar hat man als Urheber auch das Urheberrecht darauf (auf den 
Originalen), aber ein Durchsetzen etwaiger Rechte ist so aufwändig und 
teuer, dass sich das nicht lohnt. Vielleicht würde Apple das versuchen.

Selbst bei soetwas, wie Autoscheinwerfer, gibt es nur einen 
Geschmacksmusterschutz, der allerdings nach relativ kurzer Zeit 
erlischt, weshalb dann plötzlich 1:1 Kopien auftreten, die auch legal 
sind. Teilweise sind es die Originalteile mit ausgefrästem 
Herstellerlogo (sieht man bei wimre Hella öfters).

von Rainer W. (rawi)


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Martin S. schrieb:
> Das Erscheinungsbild ist aber eine Folge der technischen Anforderungen,
> und keine künstlerische.

Da bietet es sich an, eine der Leiterbahnen mit einem kleinen Schlenker 
künstlerisch aufzuwerten.
So eng werden die technischen Anforderungen schon nicht sein.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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: Bearbeitet durch User
von Harald K. (kirnbichler)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Es gibt Firmen die sowas kundenspezifisch
> fertigen, aber da sollten es schon größere Stückzahlen sein

Wenn das Kabel(-geflecht) nicht zu groß ist, und man mit einem 
Programm wie z.B. KiCad umgehen kann, dann ist --wie oben schon 
erwähnt-- jlcpcb eine Variante. Eine spottbillige.

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