Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik # Was ist das für ein Relais HFD2/005-M-D(555) ?


von Dirk (bad_boy)


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Hallo Leute,

stehe mal wieder auf dem Schlauch. Ich kann für ein paar Audio Projekte 
etliche Miniatur Relais günstig bekommen, mit denen ich die 
Eingangsumschaltung vornehmen will.

Aber ich komme mit der Bezeichnung nicht klar.

Habe zwar das Datenblatt gefunden, aber irgendwie passen die Angaben 
nicht so ganz mit dem überein was wohl auf dem Relais steht.

Auf dem Relais steht "HFD2/005-M-D(555)" laut Bild vom Verkäufer.

Also 5V Version als "Single Side Stable" = also normales Relais, Strom 
an= umschalten, Strom aus = wieder zurück ?

Aber was dann nach dem "-M" kommt finde ich nicht im Datenblatt, denn 
irgendwie übersehe ich was oder verstehe es nicht.

Laut Datenblatt sollte danach dann ein L1 , L2 oder Nil (null= Nichts?) 
kommen.

Das "D(555)" ist klar.

Aber ist das nun ein normales Relais (Spannung an = schalten, Spannungs 
aus = zurück fallen) oder doch was anderes?

Die Teile wären ansonsten echt gut passend für das kleines Projekt.

Vielleicht kann mich einer ja mal aufklären, denn mein Englisch ist 
leider auch nicht das beste.

Danke ! :-)

Gruss

Dirk

von Luca E. (derlucae98)


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Nil bedeutet, dass die Angabe fehlt. Du hast da die Single Side Stable 
Version. Das 'D' ist dann schon das Kontaktmaterial.
Single Side Stable ist ein normales Relais.

von Peter D. (peda)


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Dirk schrieb:
> Ich kann für ein paar Audio Projekte
> etliche Miniatur Relais günstig bekommen, mit denen ich die
> Eingangsumschaltung vornehmen will.

Dafür nimmt man heutzutage CMOS-Schalter, z.B. HEF4052.
Die gibt es auch in High-End, wenns teurer sein darf.
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/adg5208f_5209f.pdf

Müssen es aber unbedingt Relais sein, dann nur mit Goldbeschichtung und 
am besten Reed (Schutzgas).

von Jens G. (jensig)


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Peter D. schrieb:
> Dafür nimmt man heutzutage CMOS-Schalter, z.B. HEF4052.

Die hat man auch schon vor 50 Jahren (oder so) dafür genommen ...
Bei den CMOS-Teilen hat man aber den Nachteil, daß man da die 
Signal-Spannungslage mit beachten muß in Bezug auf Betriebsspannungen. 
Bei Relais ist das dann schon eher egal beim hier anvisierten 
Verwendungszweck ...

von Peter D. (peda)


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Jens G. schrieb:
> Bei den CMOS-Teilen hat man aber den Nachteil, daß man da die
> Signal-Spannungslage mit beachten muß in Bezug auf Betriebsspannungen.

In einem ordentlichen Design hat man Koppelkondensatoren an den 
Eingängen, damit kein Schaltknacken entsteht.
Auch hat man oft +/-15V Versorgung für die Vorstufen.

Bei den RFT ELA-Anlagen hatte mal ein schlauer Ökonom die Au GBR-Relais 
durch die billigen mit AgPd Kontakt ersetzt. Hui, hat das schöne 
Aussetzer und Verzerrungen gegeben.

von Dirk (bad_boy)


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Danke für die Hilfe! :-)

Da es normale Relais sind, kann ich die nehmen. Erleichtert mir die 
Sache ungemein.

Das mit den Cmos Schaltern ist mir bekannt. Hat Elektor schon vor so 30 
Jahren oder noch länger her, in deren Vorverstärkern mal eingesetzt.

Bin aber eher ein Fan des klackens von Relais. ;-)

Grüße

Dirk

von Peter D. (peda)


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Dirk schrieb:
> Bin aber eher ein Fan des klackens von Relais. ;-)

Na dann warte mal ein paar Jahre, bis die Kontakte oxydiert sind. Du 
willst doch, daß auch leise Passagen (wenige mV) schon durchgeschaltet 
werden.
Ich habe früher mal ELA-Anlagen gewartet. Ich weiß daher, wovon ich 
spreche.

: Bearbeitet durch User
von Dirk (bad_boy)


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Peter D. schrieb:
> Dirk schrieb:
>> Bin aber eher ein Fan des klackens von Relais. ;-)
>
> Na dann warte mal ein paar Jahre, bis die Kontakte oxydiert sind. Du
> willst doch, daß auch leise Passagen (wenige mV) schon durchgeschaltet
> werden.

Welche Relais wären denn dann ratsam ?
Vorallem die nicht ein riesen Loch ins Sparschwein reißen und noch einen 
Ehefrauen freundlichen Preis haben ? ;-)

von Manfred P. (pruckelfred)


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Dirk schrieb:
> Welche Relais wären denn dann ratsam ?

Verwende das von Dir gezeigte Relais und ignoriere die Klugscheißer.

Egal, was man macht oder zeigt, auf µC-net findet sich immer jemand, 
der es mit dem Mundwerk besser könnte.

von Wolfgang D. (blitz_f)


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Moin,
bei dem gezeigten Relais ist leider keine Kennung für das 
Kontaktmaterial vorhanden. Das sog. "trockene Schalten" ist für Relais 
extrem anspruchsvoll. Es bedeutet: Schalten von Stromkreisen in denen 
praktisch kein Strom fließt (uA) und bei denen die Signalspannung im 
Millivoltbereich liegt. Also Messtechnik- und Audio-Anwendungen. Ein 
stabiler Kontaktwiderstand bedingt eine Mikroverschweissung an der 
Kontaktstelle, die bei den o.g. Bedingungen nicht hinreichend erfogt. 
Durch die "schiebende" Relativbewegung der Kontakte zu einander bilden 
sich häufig isolierende Reibpolymere, die einen instabilen 
Kontaktwiderstand zur Folge haben. Die Kontaktmaterialien bilden ggf. 
einen Katalysator für die Reibpolymere. Besonders Silber-Palladium 
Kontakte sind dafür bekannt, aber auch bestimmte Goldlegierungen agieren 
ebenso. Relais für höhere Ströme sind in der Regel  mit Ag-Pd-Kontakten 
versehen, für Audio also ungeeignet. Man sollte Relais auswählen, die 
nach Datenblatt für "trockenes Schalten"  spezifiziert sind (z.B. die 
SDS-Relais). Reed-Relais sind leider keine Abhilfe, da bei ihnen im o.g. 
Anwendungsfall sich störende Silikate (aus dem Einschmelzprozess) auf 
den Kontaktzungen ablagern können.
Zu CMOS-Schaltern: Ein zu beachtender Effekt: der Kanalwiderstand ist 
von der Signalspannung abhängig. Knn also ggf. Verzerrungen zur Folge 
haben (bei Goldohren in jedem Fall).
Gruß, Wolfg.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Wolfgang D. schrieb:
> bei dem gezeigten Relais ist leider keine Kennung für das
> Kontaktmaterial vorhanden.

Nur für die, die zu dämlich sind, ein Datenblatt zu lesen:

D: Ag-AuAg8 / Ag-AuAg8

von Jörg R. (solar77)


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Manfred P. schrieb:
> Egal, was man macht oder zeigt, auf µC-net findet sich immer jemand,
> der es mit dem Mundwerk besser könnte.

Es findet sich leider auch immer jemand der sich im Ton vergreift..

Manfred P. schrieb:
> Nur für die, die zu dämlich sind, ein Datenblatt zu lesen:

Zudem hat Luca E. geschrieben dass das „D“ für Kontaktmaterial steht, 
wenn auch ohne es explizit zu benennen.

Luca E. schrieb:
> Das 'D' ist dann schon das Kontaktmaterial.


Bei Conrad findet man das Relais, allerdings nur in der Ausführung 
„Sensitiv“.

https://www.conrad.de/de/p/hongfa-hfd2-005-s-d-printrelais-5-v-dc-3-a-2-wechsler-1-st-629507.html

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Dirk schrieb:
> Aber ist das nun ein normales Relais (Spannung an = schalten, Spannungs
> aus = zurück fallen)

Ja, aber ungeeignet für Audiosignale, trotz Edelmetallkontakten.

Peter D. schrieb:
> Dafür nimmt man heutzutage CMOS-Schalter, z.B. HEF4052.

Natürlich nicht diese allerersten der Analogschalter.

> Die gibt es auch in High-End, wenns teurer sein darf.

Schon besser, aber noch besser Pericom clickless, und Audioschalter 
müssen nicht bidirektional sein.

> Müssen es aber unbedingt Relais sein, dann nur mit Goldbeschichtung und
> am besten Reed (Schutzgas).

Eben, zumindest Reed, am Besten quecksilberbenetzt.

Peter D. schrieb:
> In einem ordentlichen Design hat man Koppelkondensatoren an den
> Eingängen, damit kein Schaltknacken entsteht.

Gerade die Koppelkondensatoren sind die Ursache des Knackens, das ist 
ihr aufladen.
Aber Koppelkondensatoren führen zu riner symmetrischen Spannungslage um 
0.

Manfred P. schrieb:
> Verwende das von Dir gezeigte Relais und ignoriere die Klugscheißer.
> Egal, was man macht oder zeigt, auf µC-net findet sich immer jemand, der
> es mit dem Mundwerk besser könnte.

Es gibt hier halt immer Klugscheisser, die alle Hinweise in den Wind 
schlagen.

Dirk schrieb:
> Welche Relais wären denn dann ratsam ?

Elektronische Audio-Signalquellenumschalter.

MAX47xx 
https://de.farnell.com/en-DE/c/semiconductors-ics/switches-multiplexers-demultiplexers/switches-multiplexers-demultiplexers?ic-function=audio-clickless-switch 
PI5Axx
https://www.diodes.com/search/?q=pi5a&t=keyword&action_results=Go 
TS5Axx 
https://www.ti.com/audio-ic/interface/audio-switches/products.html
KA2250/S5A2250 SJ2258 (6+Klang) CXA1646/CXA1746/CXA1846 
LC7520/LC7535/LC7536/LC75343 M5241L M51523L M61539/M62446 (6+Klang) 
LV75366 (Stereo) SJ2258 (6 Kanal) R2A15218FP (+Klang)
der Standard für Audio 4 Stereo Eingänge mit Klang und Volume: 
TDA7314=ST2314=DET2314=AT7314=AX2314=CD2314=SC2314F=FL2314FS28=HD2314=HX 
J2314=IT2314=OBL2314=SC2314=SC7314=TM2314=AP2314=AP2600=BT2314=CD3314=CS 
3703=DT2314=ET2314=HL2314=HR2314=HY2314=JR2314=LS2314=LX2314=MC2314=MS67 
14=PM2314=RD2314=RSM2314=SM9614=SSC2314=SV8314=TT7314=TX2314=UE2314=XHF2 
314=YD2314=ZD2314=ADS2314=ZL2314=HBS2314=HYK2314=MXT9114=OC2314 
https://datasheetspdf.com/pdf-file/1077469/SilanMicroelectronics/SC7314S/1

von Peter D. (peda)


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Michael B. schrieb:
> R2A15218FP

Der werkelt in meinem Onkyo TX8050.
Kein Klicken, kein Übersprechen oder sonstige Störungen.
Leider sieht es bei Renesas immer schlecht mit Datenblättern aus.

Ich bin am Überlegen, die Lautsprecherrelais durch MOSFETs zu ersetzen. 
Die klappern schon ziemlich laut, das Metallgehäuse scheppert richtig.
MOS-Relais lassen sich in der Goldohrenfraktion ja richtig teuer 
vermarkten.
https://www.amp-master.de/home/leistungen/elare/
Selbstbau spart da ne Menge.

: Bearbeitet durch User
von Jörg R. (solar77)


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Peter D. schrieb:
> Ich bin am Überlegen, die Lautsprecherrelais durch MOSFETs zu ersetzen.
> Die klappern schon ziemlich laut, das Metallgehäuse scheppert richtig.

Ja, würde ich auch machen. Dieses ständige geklappere beim Musikhören 
kann schon nervig sein:-)

von Peter D. (peda)


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Jörg R. schrieb:
> Dieses ständige geklappere beim Musikhören
> kann schon nervig sein:-)

Ich schrecke da schon etwas zusammen beim Einschalten und hatte 
überlegt, die Relais von der Platine zu nehmen und gedämmt zu montieren.

Es geht mir aber vorwiegend um die Zuverlässigkeit. Man liest in 
Audioforen ja öfter über Probleme mit mechanischen Lautsprecherrelais. 
Weniger bei fabrikneu, sondern erst nach längerer Nutzung (vintage 
Geräte).
FETs für 80V, <2mΩ sind heutzutage gut und preiswert verfügbar.

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