Forum: Platinen Platine Relais tauschen


von Norbert S. (nobby42)


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Hallo zusammen,

trotz jahrelanger Löterfahrung brauche ich hier mal ein paar Tipps. Ich 
habe hier eine Platine, auf der ich 3 defekte Relais tauschen muss. Raus 
habe ich die ohne Beschädigung der Platine bekommen. Allerdings sind 2 
Bohrungen noch dicht (siehe Markierung). Ich bekomme diese mit meiner 
ZD-985 nicht frei. Bin schon bei 380°C. Hilft aber nicht und ich möchte 
die Platine nicht beschädigen. Wie kann ich die Löcher frei bekommen? 
Heizplatte? Vorsichtig ausbohren?
Des Weiteren müssen die neuen Relais ja wieder rein. Zur Verfügung habe 
ich eine JBC Lötstation mit 061 Spitze. Liefert die genügen Wärme nach, 
so dass das Lot durch die Durchkontaktierung läuft? Kontrollieren kann 
ich das wegen der Relais ja nicht. Welche Temperatur sollte ich zum 
einlöten wählen?

Danke für eure Hilfe.

von Hubert G. (hubertg)


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Nochmal frisches Zinn auf die Lötstelle und etwas warten mit dem Saugen. 
Wenn es trotzdem nicht funktioniert, dann mit dem Lötkolben von der 
anderen Seite dazuheizen. Das Loch aber nicht abdecken.

von Lu (oszi45)


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Man kann auch an Schrott-Leiterplatten üben. Flussmittel und eine 
angespitzte Edelstahl-Rouladennadel sind die üblichen Hilfsmittel um 
spezielle durchkontaktierte Löcher VORSICHTIG frei zu bekommen, wenn 
pusten nicht reicht.

von Th S. (osszilierer)


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Ich nehme da immer frisches Lötzinn, erwärme die Stelle von oben und 
schlage die Platine auf die Tischkante.. wird vielleicht bei den Relais 
keine gute Idee sein, aber die Löcher mache ich auch mit 
Injektionsnadeln auf die ich in das heisse Lötzinn  ins Loch steche

von Michael B. (laberkopp)


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Norbert S. schrieb:
> Wie kann ich die Löcher frei bekommen?

Normal erhitzen und mit Druckluft ausblasen.

von Gerald B. (gerald_b)


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Einen 0,8mm Bohrer zwischen 2 Finger nehmen und "rauszwirbeln" NICHT mit 
einer Maschine ausbohren! Das Lötzinn ist weich und lässt sich so 
ausschälen, ohne das man gleich die Durchkontaktiereungen mit entfernt.
Habe ich beim Elko-Tausch auf alten Mainboards (4 oder 6 lagig) so 
gemacht, wo ich ebenfalls nicht genug Wärme mit herkömmlichen Mitteln 
auf das Lötauge gebracht habe.

: Bearbeitet durch User
von Jörg R. (solar77)


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Hubert G. schrieb:
> Nochmal frisches Zinn auf die Lötstelle und etwas warten mit dem
> Saugen.

So habe ich es bisher auch immer hinbekommen. Wichtig ist dass der 
Entlötkolben sauber und nicht verstopft ist, ggf. mal reinigen.

Ansonsten hilft vielleicht noch Entlötlitze.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Norbert S. schrieb:

> Raus habe ich die ohne Beschädigung der Platine bekommen. Allerdings
> sind 2 Bohrungen noch dicht.

Du könntest beim Erhitzen einen passenden ALU- oder Stahldraht
reinstecken.

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Harald W. schrieb:
> Du könntest beim Erhitzen einen passenden ALU- oder Stahldraht
> reinstecken.

Hat ein Kollege vor Jahrzehnten gebaut.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Norbert S. schrieb:
> Des Weiteren müssen die neuen Relais ja wieder rein. Zur Verfügung habe
> ich eine JBC Lötstation mit 061 Spitze. Liefert die genügen Wärme nach,
> so dass das Lot durch die Durchkontaktierung läuft?

Meinst Du damit eine C245061? 3 mm Breite ist zwar nicht so schlecht, 
aber aber Lötspitze, die den Anschlussdraht stärker umschließt, ist 
wesentlich besser. Von JBC gibt es ein entsprechendes Video:

https://www.youtube.com/watch?v=Id3HgOvVjMs

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die dicke "Drag Soldering"-Spitze 
C245667 unglaublich viel Wärme in die Leiterplatte einbringt. Damit 
lassen sich auch die wirklich fetten Würth-Redcube-Bolzen problemlos 
einlöten. Insbesondere hilft dabei auch das große Lotreservoir zwischen 
den beiden Backen.

> Kontrollieren kann
> ich das wegen der Relais ja nicht. Welche Temperatur sollte ich zum
> einlöten wählen?

Pi mal Daumen so 5-8 Sekunden bei 350 °C und wirklich fetter, 
pinumschließender Spitze (s.o.) dürften ausreichen.

von Flip B. (frickelfreak)


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Bei den anderen löchern sehe ich auch zinnreste.
Schön von beiden seiten  frisch verzinnen, die entlötspitze drauf und 
nochmal zinn hinzugeben, um die wärmeübertragung zu verbessern. Dann 
wirklich warten bis alles aufgeschmolzen ist. 10-15s sind für die 
Platine kein problem, besonders weil die von den 380°C anfangs nicht 
viel sieht. 380 klingen auch gut, über 400 sollte man nicht gehen.

Mit entlötlitze mache ich es ähnlich, ich lege eine bereits verbrauchte 
stelle auf das lötauge, sobald das lötauge durchgeschmolzen ist sieht 
man plötzlich wie sich das zinn an der entlötlitze kapillarisch 
entlangsaugt. Dann ggf nochmal fix nachsetzen an einer ungesättigten 
stelle der litze um wirklich alles aus dem loch zu bekommen.

Auslöten von doppelseitigen Platinen bevorzugt mittels heißluft, 
Kupferdraht oder breiter lötspitze, ohne absaugen. Absaugen mit 
Bauteildraht im loch geht eigentlich nur bei einseitigen richtig gut.

Zuletzt unterwegs ohne Lötsaugpumpe habe ich auch mal löcher nach dem 
auslöten mit einem Stahl-Strohhalm freigepustet. Geht besser als 
Absaugpumpe oder Sauglitze, macht aber etwas sauerei mit lötzinnkugeln, 
jedoch weitaus weniger als richtige druckluft, und auch keine gefahr die 
durch erhitzung erweichte platine zu beschädigen, wie mit draht oder 
Bohrer.

: Bearbeitet durch User
von Joachim B. (jar)


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Neu Verzinnen und wenn das Zinn noch flüssig ist mit einer Stecknadel 
durchstechen, am Chrom oder Stahl hält kein Lötzinn.

Wenn die neuen Relaiskontakte flach aber zu breit sind um zu passen kann 
man die ggffs. auch leicht halbrund schmaler quetschen mit einer Zange.

von Norbert S. (nobby42)


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Vielen Dank für die vielen Tipps. Ich werde heute Abend mal probieren 
was zum Erfolg führt. Zum einlöten habe ich mir die C245667 (Danke 
Andreas) bestellt.

VG

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Jetzt kenne ich nicht die komplette Geschichte von dem Ding und sehe die 
Platine auf den Fotos nicht ganz. Koennte mir aber vorstellen, dass wenn 
bei 12 Relais 3 hinueber sind, die restlichen auch nicht mehr so ganz 
taufrisch sein werden.
Waer's nicht 'ne Option, die ganze Platine (sieht ja auf den Photos 
zumindest auf den Aussenlagen nicht so ganz komplex aus) beim "netten 
Chinesen um's Eck" neu fertigen zu lassen, evtl. gar incl. Bestueckung?

Gruss
WK

von Norbert S. (nobby42)


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Dergute W. schrieb:
> Moin,
>
> Jetzt kenne ich nicht die komplette Geschichte von dem Ding und sehe die
> Platine auf den Fotos nicht ganz. Koennte mir aber vorstellen, dass wenn
> bei 12 Relais 3 hinueber sind, die restlichen auch nicht mehr so ganz
> taufrisch sein werden.
> Waer's nicht 'ne Option, die ganze Platine (sieht ja auf den Photos
> zumindest auf den Aussenlagen nicht so ganz komplex aus) beim "netten
> Chinesen um's Eck" neu fertigen zu lassen, evtl. gar incl. Bestueckung?
>
> Gruss
> WK

Moin,

die Platine ist von einem KNX-Aktor, der für Tests eingesetzt war. Es 
sind nicht alle Kanäle benutzt worden. Die Relais sind Bi-stabile und 
die 3 schalten nicht mehr richtig, bzw. es kleben die Kontakte. Es 
wurden wohl die falschen Verbraucher geschaltet. Also neu fertigen 
lassen lohnt nicht.

Viele Grüße

Norbert

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Es wurden ja schon fast alle möglichen Methoden genannt, nur noch nicht 
von jedem. :)

Ich hätte noch zu bieten:
-Beim Auslöten durchdrücken mit einer Bleistiftspitze. Graphit bleibt 
ebenfalls nicht stecken
-Mit einem Lötkolben die eine Seite heiß machen, mit der Entlötstation 
oder besser mit einer manuellen Entlötpumpe (weil vermutlich höhere 
Strömungsgeschwindigkeit) von der anderen Seite her saugen.
-Könnte auch mit der Entlötstation klappen: Das andere Lochende 
abdecken, damit sich etwas Unterdruck "ansammelt" und dan schlagartig 
freigeben. Aber vermutlich bekommt man die Entlötspitze nicht dicht 
genug auf die Platine gedrückt, damit das gut klappt.
-und zu guter Letzt: Wenns wirklich nur um die zwei Löcher geht und die 
restlichen Beine gut reinrutschen, kann man das Relais durch 
abwechselnden Belöten der beiden Beine auch reindrücken.

von Harald W. (wilhelms)


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Wollvieh W. schrieb:

> -Beim Auslöten durchdrücken mit einer Bleistiftspitze.

Erst wurde das Blei im Lot verboten und
wann wird das Blei im Stift verboten? :-)

von Frank O. (frank_o)


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Michael B. schrieb:
> Normal erhitzen und mit Druckluft ausblasen.

Michael, das ist ein klasse Idee!

von Frank O. (frank_o)


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Andreas S. schrieb:
> https://www.youtube.com/watch?v=Id3HgOvVjMs

Hatte mir gerade erst für die Ersa auch so ein Spitze gekauft. Die ist 
wirklich gut für THT.

von Harald K. (kirnbichler)


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Harald W. schrieb:
> und wann wird das Blei im Stift verboten?

Das ist homöopathisch, das muss man nicht verbieten.

von Norbert S. (nobby42)


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Vielen Dank nochmal für die Tipps.
Ich habe es mit einer Kanüle und Heißluft (360°C) geschafft. Langsam hat 
sich das Ding durchgearbeitet. Was ich vergessen hatte, die Platine ist 
3 lagig. Deshalb wohl auch die Probleme. Einlöten mache ich dann mit der 
anderen Spitze wenn sie da ist.

von Harald K. (kirnbichler)


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Norbert S. schrieb:
> Was ich vergessen hatte, die Platine ist
> 3 lagig.

Werden wohl eher vier Layer sein; eine ungerade Anzahl wäre sehr 
ungewöhnlich.

von Hardy F. (hflor)


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Frank O. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Normal erhitzen und mit Druckluft ausblasen.
>
> Michael, das ist ein klasse Idee!

Wie ist das gemeint?

von Joe (karlskroner)


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Mit einem Holz-Zahnstocher geht es auch, teilweise besser als mit 
Metallnadeln, die die Wärme besser leiten.

von Norbert S. (nobby42)


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Ich habe die Kanüle und Platine mit Heißluft erhitzt und mich langsam 
durchgearbeitet.

Viele Grüße Norbert

von Norbert S. (nobby42)


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Harald K. schrieb:
> Norbert S. schrieb:
>> Was ich vergessen hatte, die Platine ist
>> 3 lagig.
>
> Werden wohl eher vier Layer sein; eine ungerade Anzahl wäre sehr
> ungewöhnlich.


Ja, finde ich auch. Aber es sind definitiv nur 3 Lagen.

VG

von Joachim B. (jar)


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Norbert S. schrieb:
> die Platine ist
> 3 lagig

wann kommt die nächste Salamischeibe?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Norbert S. schrieb:
> Ja, finde ich auch. Aber es sind definitiv nur 3 Lagen.

Es mag sein, dass nur drei der vier Lagen mit sichtbaren Leiterbahnen 
verbunden sind, aber Leiterplatten mit einer ungeraden Lagenzahl setzt 
man eigentlich nur dann ein, wenn man zwei Lagenstapel auf einer 
zentralen gefrästen oder lasergeschnittenen Blech verwendet. Das ist 
aber eine sehr, sehr teure Technik, die man nicht ohne Not einsetzt. 
"Normale" Leiterplatten wären bei drei Lagen wiederum unsymmetrisch 
aufgebaut, da man hierfür einen Core mit nur einem Prepreg verpressen 
müsste. Diese besitzen jedoch leicht unterschiedliche thermische 
Eigenschaften, so dass die Gefahr besteht, dass sich die Leiterplatte 
beim Verpressen bzw. anschließenden Abkühlen dauerhaft verbiegt. Und 
beim späteren Löten passiert das gleiche ggf. noch einmal.

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