Forum: Offtopic Fukushima Chronik eines Desasters


von Peter D. (peda)


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In Arte lief kürzlich ein Beitrag:

http://www.arte.tv/guide/de/047156-000/fukushima-chronik-eines-desasters

Man kann sich nur an den Kopf fassen, ein Notventil, was bei 
Stromausfall schließt, also in den gefährlichen Zustand geht.

von Paul B. (paul_baumann)


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Peter schrub:
>....ein Notventil, was bei
>Stromausfall schließt, also in den gefährlichen Zustand geht.

Da waren die Projekt-Tanten nicht bei der Sache.
:-(
MfG Paul

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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leicht offtopic ;)

Meine Meinung: "Die Technik ist reif für die Kernspaltung, der Mensch 
noch nicht."

Es ist immer wieder erstaunlich, wie "einfallsreich" manche Menschen 
gegen die einfachsten Sicherheitsmaßnahmen argumentieren, sogar wenn sie 
keine Nachteile befürchten müssen. Aber wenn sie nur einen Handgriff 
mehr machen müssen, denkt man oft, dass man gegen einen Berg ankämpft. 
Wenn man die einzuhaltenen gesetzlichen Vorschriften umsetzen will, 
kommen die absurdesten Argumentationen warum man das nicht machen 
müsste. In der Zeit, die man mit dem Argumentieren vertut, hätte man die 
Vorrichtung schon sicher machen können.
Ich verstehe es einfach nicht :(

von (prx) A. K. (prx)


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Peter Dannegger schrieb:
> Man kann sich nur an den Kopf fassen, ein Notventil, was bei
> Stromausfall schließt, also in den gefährlichen Zustand geht.

Bei einem Erdbeben können sich automatisch schliessende Ventile sehr 
wohl sinnvoll sein. Der Haken bestand darin, dass die Bediener davon 
keine Ahnung hatten. Vollautomatisch arbeitende Sicherheitsverfahren 
sind bei Anlagen dieses Alters nicht selbstverständlich. Eine klare 
Vorgehensweise für den diesen Katastrophenfall gab es andererseits auch 
nicht, erst recht nicht für den totalen Blackout ohne Not- und 
Fremdstrom: http://www.cagle.com/2014/03/fukushimas-3rd-anniversary/

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler, 
sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem 
Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut. Was dann 
passiert wenn der Keller dann im Falle eines Tsunamis überflutet wird 
sollte jedem klar sein.

Und wenn der Strom dann erstmal irreparabel weg ist und somit rein gar 
nichts mehr funktioniert (Licht, Kontrollanzeigen und Steuerungsrechner, 
Pumpen und Ventile) hat die Bedienmannschaft bei einer solchen Anlage 
keine Chance mehr.

Ein einzelner Notstromdiesel war auf einem höher gelegenen Ort 
aufgestellt, dieser hat die Blöcke 5 und 6 einigermaßen problemlos 
gerettet.

Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher 
betreiben. Schwierig wirds, wenn irgendwelche kartellähnlich 
organisierten Abzock-Konzerne probieren, den letzten Pfennig an Geld 
herauszuquetschen. Dann wird irgendwo kaputtgespart, unsichere (aber 
lukrativere) Reaktortypen gebaut, nicht genug nachgedacht bzw. nicht den 
Vorschriften entsprechend gehandelt und dann passieren solche Unfälle.

Beispielsweise könnte man in der Nähe von Atomkraftwerken eine Talsperre 
aufbauen, die genug Wasser zur Notkühlung vorhält. Über eine (oder 
zwecks Redundanz zwei) Druckleitung mit dem Kraftwerk verbunden bekommt 
man jede Menge Kühlwasser, völlig ohne Strom. Entsprechende Schläuche 
vorzuhalten, die durch Erdbeben nicht beschädigt werden können und 
einfach von Hand bedienbare Ventile inklusive rein 
mechanisch/physikalisch arbeiten Anzeigen für die notwendigsten Daten 
einzubauen sollte eigentlich auch nicht das Problem sein.

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler,
> sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem
> Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut.

Ein Tsunami dieser Grössenordnung war schlicht nicht auf der Rechnung. 
Und dann ist es auch egal, ob
- die Diesel geflutet werden,
- dessen Treibstofftanks wegschwimmen,
- der Torus nicht gekühlt wird (besonders bei #2 und #3).

Es ergibt keinen Sinn, dabei nur die Diesel rauszupicken. Der Bereich 
zwischen den Reaktoranlagen und dem Meer mit vielen Sekundäranlagen 
wurde komplett zerstört und damit waren mindestens die Blöcke 2 und 3 
nicht mehr beherrschbar.

> Ein einzelner Notstromdiesel war auf einem höher gelegenen Ort
> aufgestellt, dieser hat die Blöcke 5 und 6 einigermaßen problemlos
> gerettet.

Diese Blöcke waren zum Zeitpunkt des Katastrophe bereits seit Monaten 
abgeschaltet. Die Nachzerfallswärme war folglich entsprechend weit 
abgeklungen.

> Beispielsweise könnte man in der Nähe von Atomkraftwerken eine Talsperre
> aufbauen, die genug Wasser zur Notkühlung vorhält. Über eine (oder
> zwecks Redundanz zwei) Druckleitung mit dem Kraftwerk verbunden

Wäre ausgesprochen erbebengefährdet. Sicherere Anlagen sind in sich, 
also innerhalb eines Sicherheitsbehälters, für eine Übergangszeit ohne 
aktiv betriebene Komponenten autark und können danach mit Behelfsmitteln 
versorgt werden, z.B. drucklosen Wasserbehälter nachfüllen.

Paradoxerweise könnte das auf Block 1 im Prinzip zutreffen (Spekulation 
von mir, basierend auf der dokumentierten Technik). Dessen Notkühlsystem 
war bis auf die erwähnte Ventilfrage autark und der Umlauf erfolgte ohne 
Pumpen. Der Kühlwasserbehälter war drucklos und somit behelfsmässig 
nachfüllbar. Die Kühlung scheiterte aufgrund der erwähnten geschlossenen 
Ventile (plus mögliche Risse durch das Erdbeben, unbestätigt).

Demgegenüber arbeitete die Notkühlung der Blöcke 2 und 3 aktiv per 
Hochdruckpumpe, betrieben über den Differenzdruck zwischen Druckbehälter 
und Torus und mit Kühlung durch den Torus. Das hatte funktioniert bis 
der Torus dafür zu heiss wurde. Daher die gegenüber Block 1 um Tage 
verzögerte Wasserstoffexplosion in Block 3. Die Technik zur Kühlung des 
Torus wurde vom Tsunami komplett zerstört, Strom hätte die Katastrophe 
allenfalls besser dokumentiert, aber m.E. nicht vermieden.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Dann wird irgendwo kaputtgespart, unsichere (aber
> lukrativere) Reaktortypen gebaut, nicht genug nachgedacht bzw. nicht den
> Vorschriften entsprechend gehandelt und dann passieren solche Unfälle.

Die Vorschriften ändern sich über die Jahre. Entscheidend ist der 
Zeitpunkt der Genehmigung. Danach wird zwar ab und zu nachgerüstet, aber 
Anlagen aus den 60/70ern wären 20 Jahre später auch mit der erfolgten 
Nachrüstung nicht mehr genehmigungsfähig gewesen. Man kann also 
innerhalb der Vorschriften bleiben und trotzdem unvorbereitet sein. Erst 
recht, wenn man die möglichen Katastrophen weit unterschätzt.

Man kann andererseits nicht so einfach neue Anforderungen an Altanlagen 
ansetzen, wenn sie nicht realisierbar sind (z.B. Anzahl Notkühlsysteme 
und Kühlkreisläufe). Jedenfalls nicht, wenn Anlagen finanziell planbar 
und die laufenden Kosten im Rahmen bleiben sollen. Denn die Rentabilität 
ist auf einige Jahrzehnte kalkuliert, eine vorzeitige Abschaltung sorgt 
für entsprechende Kosten. Das ist übrigens bei Flugzeugen ähnlich, auch 
da fliegt ganz legal einiges Zeug rum, was heute nicht mehr genehmigt 
würde.

Wenn man alle unbekannten finanziellen Risiken durch veränderte 
Bedingungen über die Jahrzehnte des Betriebs vorher einrechnen muss, 
dann werden solche Anlagen hoffnungslos unrentabel (mal vorausgesetzt 
sie waren es jemals).

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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Wenn eine innere Kühlung nicht mehr möglich ist (warum auch immer), dann 
muß man eben den Reaktor drucklos machen und auf eine Durchlauf- bzw. 
Verdampfungskühlung umsteigen. Problematisch dabei ist die Freisetzung 
geringer Mengen an Radioaktivität durch das freiwerdende angeregte 
Kühlmittel des Primärkreislaufs. Es kommt jedoch nicht zu einer 
Zerstörung der Brennstäbe und damit zur direkten Freisetzung des 
Brennstoffs durch Kernschmelze und Explosion. Möglicherweise wird der 
Reaktor durch Einleitung von solch relativ ungefiltertem Wasser 
geschädigt, aber das wäre mir persönlich in einem derartigen Havariefall 
egal. Wenn mir der Kessel um die Ohren fliegt wird alles nur noch 
schlimmer.

Block 4 war übrigens auch schon längere Zeit abgeschaltet, kein einziger 
Brennstab im Reaktor und trotzdem hat es ihn durch eine Explosion 
zerrissen.

In gewissen Grenzen erfolgt der Kühlmittelumlauf durch die 
Temperaturunterschiede immer autark, wie bei einer Schwerkraftheizung. 
Das löst jedoch nicht das eigentliche Problem, daß ich mit der Wärme 
irgendwo hin muß. Sonst steigt die Temperatur und der Druck immer weiter 
an und irgendwann fliegt nunmal der Deckel weg.

Die Wasserstoffexplosion ist auch nur das Tüpfelchen auf dem i. Wenn 
Wasserstoff in solchen Mengen freigesetzt wird, ist der Kern schon lange 
am Schmelzen, der Wasserstoff entsteht durch die Reaktion des Wassers 
bzw. Wasserdampf mit den überhitzten Brennstäben.

Ich bin weiterhin der Meinung, Dieselgeneratoren zusammen mit ihren 
Tanks auf einer Anhöhe, wie bei besagtem einem Diesel auch geschehen, 
hätten vieles einfacher gemacht.

Klar, bei direkten Schäden an der Struktur hilft die beste 
Notstromversorgung nichts mehr. Allerdings ist das dann wieder ein 
Fehler, der bei Planung und Bau gemacht worden ist - man hätte stabiler 
bauen müssen. War aber wahrscheinlich wieder mal zu teuer.

Was da wirklich schiefgelaufen ist und letztlich neben den Planungs- und 
Baufehlern zur Zerstörung beigetragen hat, kriegen wir sowieso nie raus. 
Dafür hat hier auch niemand genug Ahung von dieser Technik. Ich bin aber 
der Meinung, daß das frühere Einleiten von Meerwasser unter Inkaufnahme 
der durch das Salz erfolgenden Schädigung der Reaktoren (wie später auch 
geschehen) evtl. die Explosionen verhindert hätte. Vielleicht wurde zu 
lange probiert, die Reaktoren für die Zukunft in betriebsfähigem Zustand 
zu halten. Letztendlich läuft sowieso alles auf durch den Tsunami 
verursachte Schäden hinaus, die nicht hätten passieren dürfen.

von Icke ®. (49636b65)


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magic smoke schrieb:
> Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
> betreiben.

Das wollen uns die Konstrukteure glauben machen, seit es Kernkraftwerke 
gibt. Reichen zwei Super-GAUs und weitere schwere Störfälle innerhalb 
weniger Jahrzehnte als Gegenbeweis immer noch nicht aus? Von der 
Abfallproblematik gar nicht zu reden.

von Magic S. (magic_smoke)


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Jo dann fassen wir mal zusammen:

1. Wasserstandsmessung über den Dampfdruck ist nicht so toll. Das 
gleiche, als würdest Du bei einem Teekessel probieren, den Wasserstand 
anhand der austretenden Dampfmenge zu messen. Mir unverständlich, wer so 
eine Scheiße bei so einer gigantischen Anlage bauen durfte.

2. Sicherheitstests unter Missachtung der Vorschriften, Blockierung des 
Reaktorschutzes und trotz klarer Anzeichen, daß sich der Reaktor nicht 
wie gewohnt verhält, waren auch keine gute Idee. Dazu fehlendes 
Containment, positiver Dampfblasenkoeffizient (verursacht steigende 
Reaktorleistung bei abnehmender Kühlwassermenge) und Steuerstäbe, die 
beim Einfahren in den Kern die Reaktivität zusätzlich anheben... für 
mich klare Widersprüche gegen ein sicheres Reaktorkonzept.

3. Dieselgeneratoren, die in einem Tsunami-gefährdeten Gebiet im Keller 
stehen und zusätzlich die gesamte Anlage dort nur wenige Meter über 
Meeresniveau gebaut ist. Wär hätte denn gedacht, daß da wirklich mal ein 
Tsunami kommt? Die Japaner offenbar nicht.

Was Nachrüstungen betrifft: Ich find wenn so eine Anlage nicht 
nachgerüstet wird bzw. nicht nachgerüstet werden kann, so daß sie den 
höchsten Sicherheitsanforderungen (die man an eine solche Anlage zum 
Schutz der Bevölkerung stellen muß) und neusten Erkenntnissen 
entspricht, dann muß sie umgehend außer Betrieb genommen werden. Kurz 
und schmerzlos. Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber wenn ich mit 
meinem Auto zum TÜV fahre und vorne an der Stoßstange steht irgendein 
spitzes scharfes Metallteil ab, dann darf ich damit auch nicht mehr 
fahren. Da fragt niemand ob mein Auto schon bezahlt ist oder noch zum 
Arbeiten gebraucht wird. Es könnte ja sein, da verletzt sich jemand dran 
wenn er vor mir über die Straße rennt.

von Georg W. (gaestle)


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Nicht zu vergessen dass der ursprünglich geplante Bauplatz höher gelegen 
war. Die Anlage wurde näher am Meer errichtet um bei den 
Kühlwasserpumpen sparen zu können. Die ersatzweise errichtete 
Schutzmauer wurde auch abweichend von der Baugenehmigung erstellt. Was 
nützt die beste Technik wenn ein Klüngel aus Politik und Industrie deren 
wirkungsvollen Einsatz verhindert und Mängel vertuscht?

von Paul B. (paul_baumann)


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Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
in private Hände. Da kommt nur Mumpitz raus, weil von der Gier 
gesteuerte
"Experten" sog. "Sparkonzepte" umsetzen.

:-(

MfG Paul

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Wenn eine innere Kühlung nicht mehr möglich ist (warum auch immer), dann
> muß man eben den Reaktor drucklos machen und auf eine Durchlauf- bzw.
> Verdampfungskühlung umsteigen.

Das ist einer der bekannten Knackpunkte von Reaktoren mit Kühlung durch 
Wasser. Es funktioniert nur mit hohem Druck. Flüssigsalzreaktoren und 
natriumgekühlten Typen haben dieses(!) Problem nicht.

So sind beispielsweise die Druckwasser-Reaktoren aus Reaktoren für 
U-Boote abgeleitet. Die kannte man in den USA damals und hat darauf 
aufgebaut, Deutschland hat dieses Prinzip davon übernommen. Für den 
zivilen Einsatz war deren hohe Leistungsdichte den Technikern schon 
lange unangenehm, aber es ist halt einfacher, bestehende Technik zu 
verbessern als neue zu entwickeln.

Die russischen RBMK-Typen (Tschernobyl) sind speziell darauf optimiert 
worden, neben Strom auch Plutonium zu liefern. Weshalb es die auch nur 
in der SU gab, nicht in den Satellitenstaaten.

Andere Linien waren auch nicht unbedingt problemlos. Die Briten hatten 
graphitmoderierte Typen mit CO2-Kühlung und Probleme damit führten zur 
Umbenennung von Windscale in Sellafield (so löst man dort Problem).

Die Franzosen hatten natriumgekühlte Brutreaktoren. Hatten. Glücklich 
sind sie damit auch nicht geworden.

Ich gehe davon aus, dass bei jedem fundamental neuen Typ mindestens 
die erst produktive Generation nach den Erfahrungen weniger Jahre 
eigentlich auf den Müll gehört. Weil man erst dann lernt, wo der 
Knackpunkt dieser Technik liegt. Das ist der Grund, weshalb man so 
gerne auf bestehender Technik mit bestehenden Schwachstellen aufbaut. 
Die kennt man.

> Block 4 war übrigens auch schon längere Zeit abgeschaltet, kein einziger
> Brennstab im Reaktor und trotzdem hat es ihn durch eine Explosion
> zerrissen.

Dem Untersuchungsbericht zufolge war da eigentlich Block 3 dran schuld. 
Der über eine gemeinsame Abluftanlage den Block 4 mit Wasserstoff 
versorgte. Erspar mit dabei bitte die Gundersens dieser Welt - 
angesichts des Unsinns den der alles verzapft hat.

> In gewissen Grenzen erfolgt der Kühlmittelumlauf durch die
> Temperaturunterschiede immer autark, wie bei einer Schwerkraftheizung.

Man kann einen Notkühlkreislauf so konzipieren.

> Das löst jedoch nicht das eigentliche Problem, daß ich mit der Wärme
> irgendwo hin muß. Sonst steigt die Temperatur und der Druck immer weiter
> an und irgendwann fliegt nunmal der Deckel weg.

Gasgekühlte Anlagen kann man angeblich so bauen, dass die Oberfläche des 
Sicherheitsbehälters zur Notkühlung ausreicht.

> man hätte stabiler bauen müssen

Was man vorher hätte besser machen sollen weiss man hinter immer ganz 
genau. ;-)

> Was da wirklich schiefgelaufen ist und letztlich neben den Planungs- und
> Baufehlern zur Zerstörung beigetragen hat, kriegen wir sowieso nie raus.

Weshalb? Nicht bis ins letzte Detail, klar, weil die Instrumentierung 
kaum noch funktionierte, und das was davon verblieb unzuverlässig war. 
Aber so ganz blank ist man nicht. Der japanische Untersuchungsbericht 
ist offiziell verfügbar - und übrigens auch in Englisch.

> Dafür hat hier auch niemand genug Ahung von dieser Technik. Ich bin aber
> der Meinung, daß das frühere Einleiten von Meerwasser unter Inkaufnahme
> der durch das Salz erfolgenden Schädigung der Reaktoren (wie später auch
> geschehen) evtl. die Explosionen verhindert hätte.

Solche "hätte man ..." Szenarien wirst du im Untersuchungsbericht 
freilich nicht lesen. Das war nicht deren Aufgabe.

Zum Isolation Condenser von Block 1 (s.u.) gibts allerdings ziemlich 
viele Seiten mit Details in einem Vorbericht der Untersuchung. Der hatte 
die Mitglieder ganz offensichtlich sehr interessiert. Im 
Abschlussbericht blieb davon weit weniger.

http://en.wikipedia.org/wiki/Isolation_Condensor

> Vielleicht wurde zu
> lange probiert, die Reaktoren für die Zukunft in betriebsfähigem Zustand
> zu halten.

Ja, das ist dokumentiert.

> Letztendlich läuft sowieso alles auf durch den Tsunami
> verursachte Schäden hinaus, die nicht hätten passieren dürfen.

Korrekt.

: Bearbeitet durch Moderator
von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> 1. Wasserstandsmessung über den Dampfdruck ist nicht so toll.

Ich habe grad nicht im Kopf wie das technisch funktionierte - aber 
mach's erst einmal besser. Schwimmer geht nämlich nicht und alles was 
man dafür verwendet muss man drauf abklopfen, ob dadurch keine neue 
Schwachstelle entsteht, beispielsweise in Festigkeit und möglicher 
Leckage.

> positiver Dampfblasenkoeffizient ...

Nur der Einordnung halber: Hier mischst du Tschenobyl mit rein.

> mich klare Widersprüche gegen ein sicheres Reaktorkonzept.

Eindeutig.

> Was Nachrüstungen betrifft: Ich find wenn so eine Anlage nicht
> nachgerüstet wird bzw. nicht nachgerüstet werden kann, so daß sie den
> höchsten Sicherheitsanforderungen (die man an eine solche Anlage zum
> Schutz der Bevölkerung stellen muß) und neusten Erkenntnissen
> entspricht, dann muß sie umgehend außer Betrieb genommen werden.

Das wäre zweifellos die sicherste Methode. Auch deshalb, weil das von 
vorneherein sicherstellt, dass eine Anlage, die auf 40-50 Jahre 
finanziert wird, erst garnicht gebaut wird. Weil unkalkulierbar.

Allerdings wird dann auch dein Urlaub deutlich teurer. Wenn du diese 
Messlatle auch bei Flugzeugen ansetzt.

> Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber wenn ich mit
> meinem Auto zum TÜV fahre und vorne an der Stoßstange steht irgendein
> spitzes scharfes Metallteil ab, dann darf ich damit auch nicht mehr
> fahren.

Der hinkt aber wirklich ziemlich extrem. Um solchen Kleinkram geht es 
hier nicht. Nachrüstungen gibt es. Aber eine Anlage mit 2 
Kühlkreisläufen kriegst du nicht zu einer 4 umgerüstet, die kannst du 
abreissen.

Wobei man freilich auch sehr gerne bei den Nachrüstungen schlampt, weil 
niemand drauf erpicht ist, in Zeugs "was ja läuft" Geld reinzustecken. 
Und die Kontrollgremien dank Personalrotation mit den kontrollierten 
Firmen eng verschwistert sind.

Aber lang mal an die eigene Nase: Wie gerne vernähmst du selbst die 
frohe Botschaft, dass aufgrund von Sicherheitsbedenken bei den Anlagen 
der Strompreis mal eben um 50% erhöht werden muss? Vor der Katastrophe 
würdest du vermutlich die ach so gierigen Bosse und Politiker dafür in 
die Hölle wünschen.

von Jörg S. (joerg-s)


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magic smoke schrieb:
> Was Nachrüstungen betrifft: Ich find wenn so eine Anlage nicht
> nachgerüstet wird bzw. nicht nachgerüstet werden kann, so daß sie den
> höchsten Sicherheitsanforderungen (die man an eine solche Anlage zum
> Schutz der Bevölkerung stellen muß) und neusten Erkenntnissen
> entspricht, dann muß sie umgehend außer Betrieb genommen werden. Kurz
> und schmerzlos. Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber wenn ich mit
> meinem Auto zum TÜV fahre und vorne an der Stoßstange steht irgendein
> spitzes scharfes Metallteil ab, dann darf ich damit auch nicht mehr
> fahren. Da fragt niemand ob mein Auto schon bezahlt ist oder noch zum
> Arbeiten gebraucht wird. Es könnte ja sein, da verletzt sich jemand dran
> wenn er vor mir über die Straße rennt.
Konsequenterweise müsste man das dann auch auf den Privatsektor 
ausweiten.
Also:
Stegleitung in der Wand ist nicht sicher? Also ALLE solche Häuser 
aufreißen und neu machen.
Kühlmittel in alten Kühlschränken ist nicht sicher? Also ALLE solche 
Kühlschränke auf den Müll.
Auto hat zu viel CO2 Ausstoß? Also ALLE solche Autos auf den Müll...

Mal schauen was von der Forderung dann noch übrig bleibt :)

von (prx) A. K. (prx)


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Paul Baumann schrieb:
> Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
> in private Hände.

Beim Wasser bin ich bei dir. Energie wird durch den Staat aber nicht 
sicherer. Der schlampt nämlich genauso. Wieviele Staaten kennst du, die 
genug Geld für ungeplante sauteure Nachrüstungen haben? Jenes Geld, das 
man zur Rettung des eigenen Hosenbodens lieber in Wahlgeschenke 
investierten könnte.

Geld, was in Vermeidung von Katastrophen investiert wird, wird 
unweigerlich wie eine Fehlinvestition wahrgenommen. Weil ja die 
Katastrophe ausbleibt und niemand was davon merkt, dass sie ausblieb.

von S. E. (crayse)


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Bei der Diskussion, ob solche (oder ähnliche) Katastrophen generell von 
Menschen beherrschbar sind, muss ich immer an ein lustiges Zitat aus 
Futurama 3-9 (The Birdbot of Ice-Catraz) denken:

Leela: Dark matter oil? What if we hit something? The tanker could leak.
Prof. Farnsworth: Impossible! The tanker has 6,000 hulls. So, unlike me, 
it's entirely leak-proof.

und dann später

Fry: What happened?
Dr. Zoidberg: All six thousand hulls have been breached.
Fry: Oh, the fools! Why didn't they build it with six thousand and one 
hulls? When will they learn?

Im Nachhinein ist man immer schlauer, das war und wird wohl immer so 
bleiben. Außerdem ist zwischen Vorgaben und Umsetzung immer noch ein 
gewisses "Restrisiko", mal vom generellen Restrisiko Mensch abgesehen.

-> Besser auf Technologien verzichten bei denen man keine Fehler 
tolerieren kann, weil die damit verbundenen Schäden und Risiken einfach 
den Gesamt-Nutzen komplett übersteigen. Hinzu kommt natürlich noch das 
(schon allein moralisch) unlösbare Abfallproblem. Das Hauptrisiko ist da 
in meinen Augen wieder auf menschlicher Seite. Bei der Asse weiß man 
jetzt schon (nach knapp einem halben Jahrhundert) nicht mehr was da 
eigentlich genau drin ist. Kann doch wirklich niemand behaupten, dass 
nicht spätestens in 5000 Jahren irgendeine Zivilisation die dann die 
Erde bevölkert (in der optimistischen Hoffnung, dass es dann überhaupt 
noch Menschen gibt) neugierig herumgräbt, um dann (wahrscheinlich viel 
zu spät) festzustellen, dass sie ein nukleares "Endlager" entdeckt hat.
Wer weiß wer dann überhaupt noch etwas mit Radioaktivität anfangen kann. 
Ist ja keineswegs so, dass die Menschheitsgeschichte nur linear 
verläuft. Denken wir 5000 Jahre zurück hat es in der Zwischenzeit einige 
Vor- und Rückschritte und damit verbundene komplette Wissensverluste 
gegeben.

Aber klar, wär ja auch gerade hier in den Industrieländern kaum 
auszuhalten, wenn die kWh 3-4 Cent mehr kostet (weil in den Atomstrom 
die echten Kosten gar nicht eingerechnet sind).

Nene, schon gut, dass wir da raus sind. Hoffen wir mal, dass es uns 
wenigstens unsere Nachbarn schnell nachtun.

von Axel L. (axel_5)


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A. K. schrieb:
> Paul Baumann schrieb:
>> Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
>> in private Hände.
>

Tepco ist doch quasi öffentliche Hand. Die haben doch Hand in Hand 
geschlampt.

Letzlich gelten zuallererst immer Murphies Gesetze. Und die verbieten 
den sicheren Betrieb eines AKW.

Man kann viel darüber philosophieren, wie man ein AKW sicherer machen 
kann, aber das ändert nichts daran, dass man nicht an alles denken kann, 
selbst wenn man unbegrenzte Mittel hätte. Bei Flugzeugen fällt dann eben 
mal eines runter, der Schaden ist aber durchaus überschaubar und der 
Nutzen im Vergleich recht hoch, vor allem, wo die Alternativen deutliche 
Nachteile haben. Der Nutzen eines AKW ist demgegenüber begrenzt, der 
potentielle Schaden aber enorm.

Gruss
Axel

von Axel L. (axel_5)


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S. E. schrieb:

> Aber klar, wär ja auch gerade hier in den Industrieländern kaum
> auszuhalten, wenn die kWh 3-4 Cent mehr kostet (weil in den Atomstrom
> die echten Kosten gar nicht eingerechnet sind).

Das war mal. Die aktuell gebauten AKW kommen bei den Strompreisen nicht 
besser weg als selbst Solarenergie. Billig sind nur die alten, 
abgeschriebenen Schrottmeiler, weil die auf dem Sicherheitsstandard von 
1960 arbeiten.

Gruss
Axel

von Paul B. (paul_baumann)


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A.K. frug:
> Wieviele Staaten kennst du, die
>genug Geld für ungeplante sauteure Nachrüstungen haben?

Da fällt mir bei kurzem Nachdenken Finnland ein.
Andere Fragen: Wie lange gibt es schon Kernkraftwerke? Hat man nicht in 
den
vielen Jahren bei den unterschiedlichsten Typen die Schwachstellen 
erkannt?
Will man die vielleicht gar nicht beseitigen, weil das den Profit 
schmälern
würde?

Ich bleibe dabei: Ein privater Investor wird immer nach der Methode 
handeln:
"So billig und einfach wie möglich -wenn es kracht und knallt, kann ich
die Schäden ohnehin nicht abdecken und DANN wird diese Art der 
Energie-
versorgung vergesellschaftet -aber eben erst DANN

:-((

MfG Paul

von Jörg S. (joerg-s)


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S. E. schrieb:
> Kann doch wirklich niemand behaupten, dass
> nicht spätestens in 5000 Jahren irgendeine Zivilisation die dann die
> Erde bevölkert (in der optimistischen Hoffnung, dass es dann überhaupt
> noch Menschen gibt) neugierig herumgräbt, um dann (wahrscheinlich viel
> zu spät) festzustellen, dass sie ein nukleares "Endlager" entdeckt hat.
> Wer weiß wer dann überhaupt noch etwas mit Radioaktivität anfangen kann.
Ob sie nun hoch toxischen Giftmüll oder Atommüll finden, ist recht egal. 
Solange also Giftmüll problemlos unter der Erde verbuddelt wird, wüsste 
ich nicht warum das mit Atommüll was anderes sein soll.
Und was viele immer dabei vergessen: DER MÜLL IST DA! Reden lässt ihn 
nicht verschwinden.

von (prx) A. K. (prx)


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Paul Baumann schrieb:
> Andere Fragen: Wie lange gibt es schon Kernkraftwerke? Hat man nicht in
> den vielen Jahren bei den unterschiedlichsten Typen die Schwachstellen
> erkannt?

Natürlich.

> Will man die vielleicht gar nicht beseitigen, weil das den Profit
> schmälern würde?

Doch. Ebenfalls Finnland. Denen hat man den EPR verkauft, die 
Weiterentwicklung der klassischen Druckwasser-Reaktoren. Die Franzosen 
bauen selber auch, da kommt der her. Der Berliner Airport lässt grüssen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Olkiluoto

Andere Weiterentwicklungen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Generation_III_reactor

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Konsequenterweise müsste man das dann auch auf den Privatsektor
> ausweiten.
> Also:
> Stegleitung in der Wand ist nicht sicher? Also ALLE solche Häuser
> aufreißen und neu machen.
> Kühlmittel in alten Kühlschränken ist nicht sicher? Also ALLE solche
> Kühlschränke auf den Müll.
> Auto hat zu viel CO2 Ausstoß? Also ALLE solche Autos auf den Müll...

Nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich. Das Schadenspotential der 
genannten technischen Anlagen ist um Größenordnungen geringer, als das 
eines AKW. Den Strom auf einer Stegleitung kann man abschalten, 
entwischte Radioaktivität nicht..

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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magic smoke schrieb:

> Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler,
> sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem
> Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut. Was dann
> passiert wenn der Keller dann im Falle eines Tsunamis überflutet wird
> sollte jedem klar sein.

In einem technisch hochentwickeltem Land wie Japan sollte es doch
möglich sein, innerhalb von ein paar Stunden Ersatzstromaggregate
z.B. per Hubschrauber nach Fukushima zu bringen. Vielleicht war es
aber ein Problem speziell in Japan, auf Grund der dort üblichen
unterschiedlichen Stromsysteme, passende Aggregate zu finden. Es
gibt in Japan ja nicht diese Quasinorm wie in D mit 400V Drehstrom.
Gruss
Harald

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:
> In einem technisch hochentwickeltem Land wie Japan sollte es doch
> möglich sein, innerhalb von ein paar Stunden Ersatzstromaggregate
> z.B. per Hubschrauber nach Fukushima zu bringen.

- Die Instrumentierung arbeitet vermutlich mit Gleichstrom.
- Stromverteiler und Schaltanlagen lagen unter Wasser. Salzwasser.

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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> Ob sie nun hoch toxischen Giftmüll oder Atommüll finden, ist recht egal.
> Solange also Giftmüll problemlos unter der Erde verbuddelt wird, wüsste
> ich nicht warum das mit Atommüll was anderes sein soll.
> Und was viele immer dabei vergessen: DER MÜLL IST DA! Reden lässt ihn
> nicht verschwinden.

Ach? Für mich ist das schon ein qualitativer Unterschied!
Vielleicht denkst du da an andere Giftstoffe als ich, aber die so 
normalerweise endgelagerten Gifte, d.h. Dioxine, Furane, Cyanide haben 
im normalen Erdboden Halbwertszeiten von der Größenordnung Jahrzehnten 
im Vergleich zu Jahrtausenden bei Atommüll. Für Schwermetalle 
(Quecksilber, Arsen) sieht das natürlich anders aus. Durch die ist aber, 
wenn man die jetzt ausgraben sollte auch nicht automatisch alles 
verseucht. Die sind ja in der Natur sowieso schon immer da gewesen. Nur 
eben nicht an einem Ort konzentriert. Selbst wenn sich diese überall 
gleichmäßig verteilen würden, wäre die Belastung wahrscheinlich noch 
auszuhalten. Insbesondere weil der Mensch dort eine (sehr kleine) Dosis 
auch toleriert.
Atommüll dagegen ist komplett vom Menschen gemacht. Selbst wenn der (was 
nicht trivial ist) komplett gleichmäßig auf alle Weltmeere und alle 
Dinge verteilt steigt damit die Hintergrundbelastung für den Menschen 
und alle Lebewesen signifikant an. Und natürlich je mehr, desto mehr 
Müll wir produzieren. Insofern ist eine Argumentation nach dem Motto, 
jetzt haben wir ja eh schon ein bisschen Müll, also das Problem, dann 
ist es ja auch egal, wieviel da noch dazukommt, wenig zielführend.

Aber klar, der Müll der da ist, mit dem müssen wir irgendwie umgehen. 
Mit viel Glück gibt es in ein paar Jahrzehnten mal die Möglichkeit das 
wenigstens zum Teil durch Transmutation in weniger lange strahlenden 
Müll umzuwandeln. Wahrscheinlich muss man dann dabei aber mindestens so 
viel Energie reinstecken, wie man damals im Kraftwerk rausbekommen hat, 
ist also unklar, ob nachfolgende Generationen diesen "Energiekredit" den 
wir aufgenommen haben jemals zurückzahlen werden. Nachhaltigkeit ist ja 
im Allgemeinen nicht die große Stärke der Tagespolitik.
Auch hier gilt aber wieder: Je mehr Müll, desto teurer und aufwändiger.

von Uhu U. (uhu)


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Harald Wilhelms schrieb:
> In einem technisch hochentwickeltem Land wie Japan sollte es doch
> möglich sein, innerhalb von ein paar Stunden Ersatzstromaggregate
> z.B. per Hubschrauber nach Fukushima zu bringen.

Bei schönem Wetter - aber nicht nach einem Beben der Magnitude 9 mit 
nachfolgendem Tsunami...

von Roland E. (roland0815)


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Jungs, die ihr hier über "Reaktor drucklos machen" reden:
Fukushima sind(waren) Siedewasserreaktoren. Die sind quasi von Haus aus 
"Drucklos". Das echte Problem ist die massive Freisetzung von Cäsium, 
wenn man tatsächlich den Stöpsel zieht, um Wasser ohne Druck reinlaufen 
zu lassen. Das Iod ist nach 1 Jahr vergessen...

Und prinzipiell reicht es im Notfall tatsächlich, den Reaktor "ins 
Wasser zu stellen", um ein Durchschmelzen des Druckbehälters zu 
verhindern. Wie es dort auch mit der Betonpumpe gemacht wurde. Das 
Inventar ist dann natürlich futsch...

von (prx) A. K. (prx)


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Roland Ertelt schrieb:
> Fukushima sind(waren) Siedewasserreaktoren. Die sind quasi von Haus aus
> "Drucklos".

Wie bitte???

von G. C. (_agp_)


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Jörg S. schrieb:

"in 5000 Jahren"
> Ob sie nun hoch toxischen Giftmüll oder Atommüll finden, ist recht egal.
> Solange also Giftmüll problemlos unter der Erde verbuddelt wird, wüsste
> ich nicht warum das mit Atommüll was anderes sein soll.

Ein wesentlicher Unterschied ist
- der eine Müll strahlt, der andere nicht
- Strahlung schreckt Bürger; der Müll könnte von Böslingen als Waffe 
eingesetzt werden, muss also besonders bewacht werden
- Strahlung erzeugt definitiv Langzeitschäden wie Krebs
- Strahlenmüll strahlt schön lange vor sich hin und wird im Havariefall 
(oder bei zufälligem Antreffen) leicht verschleppt, wie bei Tepco zu 
sehen
- Strahlung ist optisch nicht erkennbar, im Gegensatz zu irgendwelchen 
atypisch ausschauenden verklappten Reststoffen, die man gerne mal bei 
Grabungen auf alten Firmengeländen vorfindet und als solche leicht 
erkennt
- Strahlenmüll ist schwer zu entsorgen
- Quecksilber, Arsen usw. könnten vielleicht später sogar mal wichtige 
Rohstoffe sein, nur was willst du mit strahlendem Abfall mal anfangen? 
Den Fluxkompensator befüllen?

> Und was viele immer dabei vergessen: DER MÜLL IST DA! Reden lässt ihn
> nicht verschwinden.

Daran hätte man besser vorher mal denken sollen. Was macht Tepco jetzt 
mit den vielen, vielen Tonnen kontaminierten Wassers? Wieviel davon ist 
bereits ins Meer gelangt? Wieviel ins Grundwasser? Die Umwelt freut sich 
darüber bestimmt nicht sonderlich.

Es sei auch mal das Leid der zurückgelassenen Haustiere erwähnt. Viele 
Streicheltiere sind kontaminiert und durften bzw. dürfen (so wurde 
berichtet) nicht mit evakuiert werden.

Haben die überhaupt inzwischen nach der langen Zeit ein tragfähiges 
Konzept für die Reinigung ihres versuchten Areals oder mehr so "Ideen"?

Setzt Tepco eigentlich noch immer Leiharbeiter unter erbärmlichen 
Bedingungen ein um den Strahlendreck zu bändigen? Was man vereinzelt an 
Berichten aus der Region Fukushima so mitbekommt scheint das der Fall zu 
sein. Die Gebiete rund um den Reaktor sehen wie aus? Ödlandschaft weil 
keiner dort sich traut aufzuräumen ..

Geschätzt 150 bis 187 Milliarden Euro Kosten für die Reaktorkatastrophe 
(Wikipedia). Wie gut das Atomenergie so "billig" ist.

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Bei schönem Wetter - aber nicht nach einem Beben der Magnitude 9 mit
> nachfolgendem Tsunami...

Sehe ich auch so.
Die Kraftwerke waren nicht Priorität 1, das sind sie nur bei uns, dank 
der langjährigen Stimmungsmache.
Es ging eher darum, 250000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit zu 
bringen, das wird bis heute in den Medien hintenan gestellt.
Und die Logistik ist in einem solchen Disaster quasi null. Da geht 
nichts schnell.

von (prx) A. K. (prx)


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g. c. schrieb:
> Daran hätte man besser vorher mal denken sollen. Was macht Tepco jetzt
> mit den vielen, vielen Tonnen kontaminierten Wassers?

Was sie wollen und auch tun wenns grad mal wieder funktioniert: Wasser 
reinigen. Nur sah es das letzte Mal als ich da reinsah eher so aus, als 
ob mehr solches Wasser anfällt als sie reinigen können.

Aber wenn die Behälter so weiterrosten, dann löst sich das beim nächsten 
Erdbeben auf natürlichem Weg und fliesst einfach ab.

> Wieviel davon ist bereits ins Meer gelangt?

Zu viel.

> Haben die überhaupt inzwischen nach der langen Zeit ein tragfähiges
> Konzept für die Reinigung ihres versuchten Areals oder mehr so "Ideen"?

Für eine Parkanlage ist es früh. Wobei die Gegend um die Reaktoren 
drumrum nicht so schlimm dran ist. Da hatte Tschernobyl sehr viel mehr 
zu bieten. Und die Trümmer sind m.W. beseitigt.

> Setzt Tepco eigentlich noch immer Leiharbeiter unter erbärmlichen
> Bedingungen ein um den Strahlendreck zu bändigen?

Es liegt in der Natur der Sache, dass dreckige Jobs in dieser Branche 
keine Daueranstellung zulassen. Da muss man rotieren. Ist hierzulande 
nicht anders.

> Die Gebiete rund um den Reaktor sehen wie aus? Ödlandschaft weil
> keiner dort sich traut aufzuräumen ..

Vermutlich haben sie andere Prioritäten, als die Gegend in japanische 
Steingärten umzuwandeln.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Roland Ertelt schrieb:
> Das echte Problem ist die massive Freisetzung von Cäsium,
> wenn man tatsächlich den Stöpsel zieht, um Wasser ohne Druck reinlaufen
> zu lassen.

So'n normaler Druckkochtopf für die Küche sieht von aussen auch drucklos 
aus. Bis man ihn aufmacht (wenn es denn ginge). Dann sieht die Küche 
hinterher nicht mehr schön aus - und deine Haut auch nicht. Und der hat 
keine 75atm bei an die 300°C.

Dass ein Druckwasserreaktor noch ein paar mehr Atm zu bieten hat heisst 
nicht, dass in einem Siedewasserreaktor kein Druck drin wär. Eine 
athmosphärische Dampfturbine wär mörderisch schlecht fürs Geschäft.

: Bearbeitet durch User
von G. C. (_agp_)


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A. K. schrieb:

> Vermutlich haben sie andere Prioritäten, als die Gegend in japanische
> Steingärten umzuwandeln.

Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich sehe da schon einen 
Unterschied für die Menschen vor Ort - rund um den Reaktor - zwischen 
dem Versuch die mechanisch entstandenen Schäden an den Häusern wieder zu 
reparieren und mit dem radioaktiven Fallout zurechtzukommen, der 
großflächig aber vereinzelt auch sehr induviduell über die Grundstücke 
herabgeregnet ist. Auf Phoenix zeigten sie wie dort Dekontamination 
betrieben wird oder besser gesagt versucht wird. Wirkte mehr als 
hilflos. Ich stelle mir jetzt gerade mal hier ein Immobilienangebot in 
der Zeitung vor: (De-)Kontaminiertes Eigenheim samt Grundstück zu 
verkaufen. Ob das potentielle Käufer anlockt? Ob sich überhaupt dort 
jemand freiwillig nochmal ansiedeln möchte?

Achja, ein Japaner mittleren Alters erzählte dem Kamerateam, dass er 
sich nicht mehr um mögliche Strahlenschäden für ihn schert. Er rechnet 
in den nächsten Jahren ohnehin mit seinem baldigem Tod durch 
strahlenbedingte Leukämie.

An den Schäden in den Küstenregionen durch die Tsunamiewelle werden sie 
auch noch lange zu knabbern haben. Aber die sieht man wenistens und wenn 
sie weggeräumt sind, sind sie weg. Das ist denke ich wenigstens eine 
Perspektive anders als kontaminierte Gründstücke und Umgebung.

von (prx) A. K. (prx)


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g. c. schrieb:
> der Zeitung vor: (De-)Kontaminiertes Eigenheim samt Grundstück zu
> verkaufen. Ob das potentielle Käufer anlockt? Ob sich überhaupt dort
> jemand freiwillig nochmal ansiedeln möchte?

Solange jedes Erdbeben die Gegend endgültig verseuchen könnte, weil die 
Reaktoren nach wie vor wacklig sind, wär so ein Ansinnen eher komisch.

Nope. Erst müssen die Reaktoren wirklich gesichert sein. Also #4 
entleert - da sind sie wohl dran. Und die übrigen müssen mit einem 
sauberen Kreislauf versehen sein, bei dem nicht das meiste Wasser als 
Dreck sonstwohin läuft - davon sind sie noch sehr weit entfernt.

von Falk B. (falk)


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@ magic smoke (magic_smoke)

>Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler,
>sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem
>Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut.

FALSCH! Es war der TECHNIKWAHN der 50er und 60er, der ein ATOIMKRAFTWERK 
DIREKT an den PAZIFIK gebaut hat! Das ist kein Ententeich, das ist der 
größte und gefährlichste Ozean dieses Planeten. Und Tsunamimarken auf 
vergangenen Zeiten lagen KILOMETER hinter dem AKW im INLAND!!! Das wurde 
alles ignoriet bzw. "ingenieurtechnisch" berücksichtigt, mit einer 
Mauer. Weil ja auch bekanntermasen Mauern jahrhundertelang immer gut 
funktioniert haben. Chinesische Mauer, Berliner Mauer, Israelelische 
Mauer . . .


>Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
>betreiben.

Vielleicht. Aber dann wird es DEUTLICH teurer!

@ A. K. (prx)

>Ein Tsunami dieser Grössenordnung war schlicht nicht auf der Rechnung.

Siehe oben!

>Und dann ist es auch egal, ob
>- die Diesel geflutet werden,
>- dessen Treibstofftanks wegschwimmen,
>- der Torus nicht gekühlt wird (besonders bei #2 und #3).

>Es ergibt keinen Sinn, dabei nur die Diesel rauszupicken. Der Bereich
>zwischen den Reaktoranlagen und dem Meer mit vielen Sekundäranlagen
>wurde komplett zerstört und damit waren mindestens die Blöcke 2 und 3
>nicht mehr beherrschbar.

Tja, ein Kohlekraftwerk, Gas, whatever wäre bestenfalls exlopiert, viel 
Rauch, vielleicht ein paar Dutzend bis hundert Tote, aber das wars. Beim 
AKW ist das "etwa" anders.

>Diese Blöcke waren zum Zeitpunkt des Katastrophe bereits seit Monaten
>abgeschaltet. Die Nachzerfallswärme war folglich entsprechend weit
>abgeklungen.

Ja, schon echt doof dass man monatelang AKTIV kühlen muss, damit die 
Katastrophe ausbleibt. Einfach vor die Tür stellen reicht nicht!

>Wäre ausgesprochen erbebengefährdet. Sicherere Anlagen sind in sich,
>also innerhalb eines Sicherheitsbehälters, für eine Übergangszeit ohne
>aktiv betriebene Komponenten autark und können danach mit Behelfsmitteln
>versorgt werden, z.B. drucklosen Wasserbehälter nachfüllen.

GENAU!

>Paradoxerweise könnte das auf Block 1 im Prinzip zutreffen (Spekulation
>von mir, basierend auf der dokumentierten Technik). Dessen Notkühlsystem
>war bis auf die erwähnte Ventilfrage autark und der Umlauf erfolgte ohne
>Pumpen. Der Kühlwasserbehälter war drucklos und somit behelfsmässig
>nachfüllbar. Die Kühlung scheiterte aufgrund der erwähnten geschlossenen
>Ventile (plus mögliche Risse durch das Erdbeben, unbestätigt).

Schöner Scheiß!

von Unbekannt U. (Gast)


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> Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
> betreiben.

Rein technisch gesehen, ja.

Praktisch, mit Faktor Mensch berücksichtigt: Nein.

Es ist ein immer noch sehr weit verbreitetes Konzept, das Verhalten von 
Menschen zu ignorieren. Das fängt im ganz kleinen an, bei der 
Bedienmannschaft vor Ort bis ganz nach Oben, den Menschen im Management, 
Politik und Anteilseigner. Alle ticken sie gleich.

Technik steht nicht alleine im Raum, sondern Menschen interagieren mit 
Technik. Lässt sich doch täglich im Beruf und Freizeit beobachten.

Darüber hinaus ist ist doch irre, die Schlussfolgerung des Films ernst 
zu nehmen es würde nur an diesem einem Ventil liegen. Die Welt ist doch 
ein wenig komplexer und besteht nicht nur aus Schwarz und Weiß. So hat 
dieses Ventil nicht nur die beiden Stellungen "Gut" und "Böse".

Das wird im besagten Film auch kurz angesprochen: Das Ventil geht direkt 
in den Reaktor. Ist das Ventil also offen und die Rohrleitungen bzw. 
dieses Notkühl-Wärmetauscher-Dingens hinter dem Ventil leck, entweicht 
ernsthaft viel Radioaktivität direkt in die Umwelt. Auch nicht schön. Es 
gibt also auch einen ernsthaften Grund, dass das Ventil sich automatisch 
schließt.

Zweiter Punkt, wird im besagtem Film auch kurz angeschnitten aber nicht 
weiter verfolgt: Das Personal ist überhaupt nicht bis zum Ventil 
vorgedrungen, wegen erhöhten Strahlungswerten. Darüber hinaus war alles 
dunkel und auch in diesem Raum wegen des Erdbebens wahrscheinlich auch 
nicht mehr alles an seinem normalen Platz. Ob das Ventil überhaupt von 
Hand hätte geöffnet werden können aufgrund der Umweltbedingungen 
(Zerstörung, Strahlung, Dunkelheit) steht nicht fest.

Dritter Punkt: Angenommen das Ventil wäre rechtzeitig geöffnet gewesen. 
Woher das Wasser für den Notkühler nehmen? Nach einigen Stunden wäre 
alles verdampft gewesen. Die Infrastruktur um das Kraftwerk war 
weiträumig zerstört. Kommunikation zusammengebrochen. Wasser fließt 
nicht bergauf. Es wäre wirklich paradox: Das Kraftwerk überschwemmt, 
überall steht Wasser meterhoch, aber keine Möglichkeit vorhanden 
ausreichende Mengen schnell genug nach oben zum Notkühler zu pumpen. 
Verrückt!

von (prx) A. K. (prx)


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von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Unbekannt Unbekannt schrieb:
> Praktisch, mit Faktor Mensch berücksichtigt: Nein.
>
> Es ist ein immer noch sehr weit verbreitetes Konzept, das Verhalten von
> Menschen zu ignorieren. Das fängt im ganz kleinen an, bei der
> Bedienmannschaft vor Ort bis ganz nach Oben, den Menschen im Management,
> Politik und Anteilseigner. Alle ticken sie gleich.

Das erinnert an einen Spruch eines Raketentechnikers aus den 60ern : 
"Die Baugruppe Mensch verdirbt jeden Entwurf".

g. c. schrieb:
> Daran hätte man besser vorher mal denken sollen. Was macht Tepco jetzt
> mit den vielen, vielen Tonnen kontaminierten Wassers? Wieviel davon ist
> bereits ins Meer gelangt?

Machen wir uns nichts vor - die Jungs werden alles früher oder später 
ins Meer kippen. 'Dekontaminieren' geht hier doch gar nicht, wie sollte 
das klappen? Was im allgemeinen so 'Dekontamination' genannt wird, ist 
doch mehr oder weniger ein Verdünnen (mit Wasser) bis auf einigermassen 
akzeptable Strahlungswerte. Also landet die Brühe im Meer...

Und was bei Tschernobyl ein heimlichtuerisches Regime versaubeutelte, 
macht in Japan die viel zu enge Verzahnung von Industrie und Regierung.

: Bearbeitet durch User
von Rainer U. (r-u)


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Paul Baumann schrieb:
> Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
> in private Hände. Da kommt nur Mumpitz raus, weil von der Gier
> gesteuerte
> "Experten" sog. "Sparkonzepte" umsetzen.

Transport? Was meinst Du - Personen, Güter oder beides? Erklär mal..

von (prx) A. K. (prx)


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Matthias Sch. schrieb:
> Was im allgemeinen so 'Dekontamination' genannt wird, ist
> doch mehr oder weniger ein Verdünnen (mit Wasser) bis auf einigermassen
> akzeptable Strahlungswerte.

Im Gegenteil. Das H2O selber strahlt nicht. Es geht eher darum, den 
Dreck aus dem Wasser rauszufischen, also aufzukonzentrieren. Das 
entstehende leidlich saubere Wasser ist dann kein Problem mehr und das 
Konzentrat ist vergleichbar zu "normalem" Reaktormüll.

Bislang liegt das Problem aber darin, dass weiterhin grosse Mengen 
solchen Wassers anfallen, weil die Anlagen nach wie vor nicht dicht sind 
und viel Wasser aus dem Sumpf gepumpt wird, mit allem unterwegs 
eingesammelten Dreck. Zudem ist diese Dekontaminationstechnik nicht 
trivial.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ A. K. (prx)

>eingesammelten Dreck. Zudem ist diese Dekontaminationstechnik nicht
>trivial.

Wie man Probleme mit HighTec löst, die man ohne sie nie hätte . . .
:-(

von (prx) A. K. (prx)


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Falk Brunner schrieb:
> Wie man Probleme mit HighTec löst, die man ohne sie nie hätte . . .

Yep. Und nun sattle dein Ross und reite zur Arbeit. ;-)

von Jörg S. (joerg-s)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich. Das Schadenspotential der
> genannten technischen Anlagen ist um Größenordnungen geringer, als das
> eines AKW. Den Strom auf einer Stegleitung kann man abschalten,
> entwischte Radioaktivität nicht..
Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.

von Paul B. (paul_baumann)


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Rainer frog:
>Transport? Was meinst Du - Personen, Güter oder beides? Erklär mal..

Ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken kann als oben. Daß
Personen nicht in private Hände gehören, versteht sich eigentlich
von selbst. Also bleiben die Güter d.h. Maschinen, Anlagen, Grundstücke
etc.

MfG Paul

von Jörg S. (joerg-s)


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S. E. schrieb:
> Vielleicht denkst du da an andere Giftstoffe als ich, aber die so
> normalerweise endgelagerten Gifte, d.h. Dioxine, Furane, Cyanide haben
> im normalen Erdboden Halbwertszeiten von der Größenordnung Jahrzehnten
> im Vergleich zu Jahrtausenden bei Atommüll.
Klar, es gibt ja auch schwach Radioaktiven Müll. Aber einige Giftstoffe 
bleiben halt auf ewig giftig. Und die Deponie die tödliche Giftstoffe 
AUF EWIG sicher bewahren müsste wird seit Jahrzehnten betrieben, aber 
eine für Atommüll der "nur" Millionen Jahre gefährlich ist nicht.


> Für Schwermetalle
> (Quecksilber, Arsen) sieht das natürlich anders aus. Durch die ist aber,
> wenn man die jetzt ausgraben sollte auch nicht automatisch alles
> verseucht. Die sind ja in der Natur sowieso schon immer da gewesen.
Strahlendes Material ist auch schon immer da gewesen.

> Selbst wenn sich diese überall
> gleichmäßig verteilen würden, wäre die Belastung wahrscheinlich noch
> auszuhalten. Insbesondere weil der Mensch dort eine (sehr kleine) Dosis
> auch toleriert.
Genau wie bei Strahlung.

> Atommüll dagegen ist komplett vom Menschen gemacht.
Jain, Strahlung ist auch natürlich.


> Mit viel Glück gibt es in ein paar Jahrzehnten mal die Möglichkeit das
> wenigstens zum Teil durch Transmutation in weniger lange strahlenden
> Müll umzuwandeln. Wahrscheinlich muss man dann dabei aber mindestens so
> viel Energie reinstecken, wie man damals im Kraftwerk rausbekommen hat,..
Es wurde berichtet das dabei auch Strom erzeugt werden könnte.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Jörg S. schrieb:
> Es wurde berichtet das dabei auch Strom erzeugt werden könnte.

Na, dann warten wir mal, bis die Technik so weit ist. Wenn man also oben 
in diesen Star Trek Replikator alten KKW-Müll reinsteckt und unten eine 
Tasse edlen Katzenkaffees rauskommt.

von Sni T. (sniti)


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Paul Baumann schrieb:
> Ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken kann als oben.

Ich denke, er zielt darauf ab, dass vermutlich der Transport "von" 
Personen, sprich ÖNV, Bahn usw gemeint ist. Denn unter "Transport" 
alleine könnte man, wenn man will, auch alle Speditionen verstehen ;-)

von S. E. (crayse)


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Jörg S. schrieb:
> Klar, es gibt ja auch schwach Radioaktiven Müll. Aber einige Giftstoffe
> bleiben halt auf ewig giftig.

Das ist natürlich sehr pauschal. Schreib doch mal an welche Giftstoffe 
du da denkst, von denen wir in 5000 Jahren noch was haben und die deiner 
Meinung nach mit der Toxizität von Pu-239 einigermaßen vergleichbar 
sind.

> Strahlendes Material ist auch schon immer da gewesen.

Haha, na klar, das bisschen was da gewesen ist, sind nur die paar 
natürlichen Isotope die mit ihrer Halbwertszeit von Milliarden Jahren 
noch von der letzten Supernova übrig sind. Ist ja aber auch klar, dass 
die (eben auf Grund der gigantisch langen Halbwertszeit) nur so langsam 
zerfallen, dass die abgegebene Strahlendosis gering ist und deswegen die 
Giftigkeit dieser Materialien auch vergleichsweise gering ist. Die 
Giftigkeit von Uran bei Inkorporation geht hauptsächlich auf die 
chemische Giftigkeit und nicht auf die Strahlung zurück. Bei Plutonium 
mit einer Halbwertszeit von "nur" 24000 Jahren ist es gewaltig anders. 
Hier überwiegt die Toxizität durch Strahlung bei weitem.

Das Problem entsteht ja gerade dadurch, dass der Mensch durch 
Verwandlung dieser gering strahlenden Isotope in sehr gefährliche 
"kürzer strahlende" Isotope die eigentliche Verseuchung herbeiführt. 
Diese stärker strahlenden Isotope sind bei seit ihrer Entstehung bei der 
letzten Supernova schon lange zerfallen gewesen, als die Erde (und 
insbesondere das Leben auf der Erde) entstand. Natürlich sind sie heute 
auch noch "natürlicherweise" in geringeren Mengen vorhanden, wenn sie in 
den Zerfallsketten der langlebigen Isotope vorkommen. Aber 
"natürlicherweise" nur in viel geringerer Konzentration.

Zu sagen dass das ja schon immer da war ist genauso qualifiziert wie zu 
sagen, dass ja ein Kilo Atommüll genauso problematisch ist wie eine 
Tonne.

>> Selbst wenn sich diese überall
>> gleichmäßig verteilen würden, wäre die Belastung wahrscheinlich noch
>> auszuhalten. Insbesondere weil der Mensch dort eine (sehr kleine) Dosis
>> auch toleriert.
> Genau wie bei Strahlung.

NEIN! Nicht wie bei Strahlung. Für viele Schwermetalle und giftige aber 
nicht krebserregende Substanzen kann man eine sogenannte NOAEL-Grenze 
(No observable adverse effect level) bestimmen. Unterhalb dieser Grenze 
werden (z.B. im Tierversuch) keine schädlichen Effekte festgestellt. Für 
strahlende Substanzen (und viele krebserregende Stoffe) ist das anders. 
Hier nimmt die Schädlichkeit pro Dosis nicht ab, wenn man einen gewissen 
Schwellwert unterschreitet sondern bleibt proportional zur aufgenommenen 
Menge. Jedes einzelne strahlende Atom, was du aufnimmst kann bei dir zu 
einer Mutation führen, die Krebs auslöst, ein einzelnes Arsen-Atom macht 
aber normalerweise nur ein einzelnes Enzym kaputt, was du (wenn es dabei 
bleibt) unbeschadet überstehst.

Wie gesagt, für krebserregende Substanzen ist es ähnlich z.B. 
Dimethylsulfat oder Benzol. Zum Glück sind diese oft entweder
- nicht so giftig wie Atommüll (z.B. Asbest)
- oder nicht so langlebig
- oder sie lassen sich mit vertretbarem Aufwand entsorgen, d.h. in etwas 
weniger krebserregendes überführen

Auf Atommüll trifft das i.A. nicht zu.
Die "Grenzwerte" die man so festlegt, heißen übrigens nicht, dass die 
Strahlung darunter ungefährlich ist, sondern sind eigentlich ziemlich 
willkührlich gewählt. Deswegen passt man die ja auch ab und zu mal an, 
wenn es die praktischen Gegebenheiten erfordern. Unseren Nachfahren wird 
wahrscheinlich auch gar nichts anderes übrig bleiben, wenn sie nicht 
verhungern wollen.

>> Mit viel Glück gibt es in ein paar Jahrzehnten mal die Möglichkeit das
>> wenigstens zum Teil durch Transmutation in weniger lange strahlenden
>> Müll umzuwandeln. Wahrscheinlich muss man dann dabei aber mindestens so
>> viel Energie reinstecken, wie man damals im Kraftwerk rausbekommen hat,..
> Es wurde berichtet das dabei auch Strom erzeugt werden könnte.

Klar, und in 30 Jahren haben wir die funktionierende Kernfusion. Das 
wird dann alle Energieprobleme lösen und dann Friede, Freude, 
Eierkuchen. Wovon träumst du sonst so? Wenn ich daran arbeiten würde, 
würde ich das auch versprechen, ... in solche "Berechnungen" geht dann 
aber z.B. meistens nie etwa der Aufwand zum Bau und zur Entsorgung der 
eigentlichen Anlage ein.


Ist nicht persönlich gemeint, aber für mich wirkt das echt wie 
Atomlobby-braingewashte Blauäugigkeit gepaart mit ungebrochenen 
Technikglaube. Kann ich leider nicht so stehen lassen.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Matthias Sch. schrieb:
> Machen wir uns nichts vor - die Jungs werden alles früher oder später
> ins Meer kippen.

Und nach dem Windscale-Prinzip die Gegend einfach umbenennnen, damit das 
Gemüse wieder verkäuflich wird...

von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.

Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher - es gibt nur 
mehr davon und alle zusammen bringen es nicht auf das Schadenspotential 
eines AKW.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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magic smoke schrieb:
> Wasserstandsmessung über den Dampfdruck ist nicht so toll.

Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann 
man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?

: Bearbeitet durch User
von Jörg S. (joerg-s)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Jörg S. schrieb:
>> Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.
> Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher...
Die Wahrscheinlichkeit eines Stromunfalls oder einer Vergiftung ist 
genau so hoch wie die eines AKW GAU?

von Georg W. (gaestle)


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g. c. schrieb:
> (De-)Kontaminiertes Eigenheim samt Grundstück zu
> verkaufen. Ob das potentielle Käufer anlockt? Ob sich überhaupt dort
> jemand freiwillig nochmal ansiedeln möchte?

Ob sich Kaufer für dieses Angebot finden werden? Entrümmertes Grundstück 
in 1A-Lage direkt am Meer.
Ich denke ja, obwohl jedem klar sein muss dass jederzeit wieder ein 
Tsunami möglich ist. Der Mensch bewertet mögliche Gefahren völlig 
irrational. Die Gefahren durch Tabak, Alkohol, Teilnahme am 
Straßenverkehr u.s.w. sind uns bestens bekannt, trotzdem macht sich kaum 
einer Gedanken. Irgendwelche abstrakte Gefahren, seien sie noch so 
unwahrscheinlich, lösen jedoch massive Ängste aus.

von (prx) A. K. (prx)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann
> man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?

Ich glaube mich zu erinnern, dass es im Untersuchungsbericht steht.

von S. E. (crayse)


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Jörg S. schrieb:
> Uhu Uhuhu schrieb:
>> Jörg S. schrieb:
>>> Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.
>> Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher...
> Die Wahrscheinlichkeit eines Stromunfalls oder einer Vergiftung ist
> genau so hoch wie die eines AKW GAU?

Ja, oder zumindest größenordnungsmäßig vergleichbar

Beispiel:

Tödliche Stromunfälle: In Deutschland sterben laut Wiki pro Jahr 50-120 
Menschen an Stromunfällen. Rechnen wir mal mit 100 das geht einfacher, 
geht eh nur um eine grobe Abschätzung.
Hier leben 80 Mio Menschen, d.h. die Chance für einen einzelnen 
Deutschen pro Jahr an einem Stromunfall zu sterben ist:

Weltweit gibt es zur Zeit um die 400 Kernkraftwerke. Von denen sind bei 
weitem nicht alle am Netz (zur Zeit wohl nur grob die Hälfte), aber 
machen wir mal ne Abschätzung zu Gunsten der AKWs und tun so, als wären 
alle am Netz. Zusätzlich nehmen wir an, die wären alle schon seit 60 
Jahren durchgängig gelaufen. Ist natürlich unrealistisch, früher gab es 
gar nicht so viele.
Anyhow: Zählen wir Fukushima und Tschernobyl als echte GAUs, auch wenn 
das die Atomlobby bestimmt zum Teil bestreiten würde, dann erhalten wir 
für die empirische Häufigkeit des Auftretens eines GAUs pro Jahr für ein 
beliebiges Atomkraftwerk

Selbst nach dieser Abschätzung nach oben, ist es also für ein einzelnes 
Atomkraftwerk pro Jahr mehr als zehnmal wahrscheinlicher einen GAU zu 
erleben, als für einen einzelnen Deutschen einen tödlichen Stromunfall 
zu erleiden.

Traurig aber wahr. Schade, dass viele das nicht wissen.

von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Die Wahrscheinlichkeit eines Stromunfalls oder einer Vergiftung ist
> genau so hoch wie die eines AKW GAU?

Ich hatte mich über die unterschiedlichen Schadenspotentiale - 
geäußert und du argumentierst mit Wahrscheinlichkeiten. Beide haben nun 
wirklich nicht die Bohne miteinander zu tun.

von (prx) A. K. (prx)


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Ein GAU ist der einkalkulierte und theoretisch beherrschbare Störfall. 
Erst der Super-GAU ist nicht einkalkuliert.

von Rick M. (rick-nrw)


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S. E. schrieb:
> Selbst nach dieser Abschätzung nach oben, ist es also für ein einzelnes
> Atomkraftwerk pro Jahr mehr als zehnmal wahrscheinlicher einen GAU zu
> erleben, als für einen einzelnen Deutschen einen tödlichen Stromunfall
> zu erleiden.
>
> Traurig aber wahr. Schade, dass viele das nicht wissen.

Mag ja richtig sein, nur wenn ich einen tödlichen Stromunfall erleide, 
bin nur ich tot, ab unter die Erde fertig.

Bei einem Gau bleibt es nicht bei einem Toten, und die Sache ist nicht 
in 2 Wochen unter der Erde und vergessen.

Wobei beim Stromunfall auch die Idioten dabei sind, die grob fahrlässig 
handeln, u.a. Dachakrobaten auf Zügen neben einer 15kV Leitung - Zoom!

von Falk B. (falk)


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@ A. K. (prx)

>Ein GAU ist der einkalkulierte und theoretisch beherrschbare Störfall.
>Erst der Super-GAU ist nicht einkalkuliert.

Expect the unexpected!

Wir hatten schon 2x Super-GAU. Das 2. mal in mitten er HigTec Welt, dazu 
noch mit hoher Siedlungsdichte. Es gab enie handvoll GAUs, ala 
Harrisburg etc., wom man mit einem blauen Auge davongekommen ist. Hmm.

Vielleicht ist die "Idee", denn natürlichen Fusionsreaktor Sonne 
schlicht dort zu lassen wo er ist und wie er ist und per Solarenergie 
diesen anzuzapfen gar nicht so dumm?

von Jörg S. (joerg-s)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Ich hatte mich über die unterschiedlichen Schadenspotentiale -
> geäußert und du argumentierst mit Wahrscheinlichkeiten. Beide haben nun
> wirklich nicht die Bohne miteinander zu tun.
Wie sollten sie NICHT etwas miteinander zu tun haben?

von Jörg S. (joerg-s)


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Falk Brunner schrieb:
> Vielleicht ist die "Idee", denn natürlichen Fusionsreaktor Sonne
> schlicht dort zu lassen wo er ist und wie er ist und per Solarenergie
> diesen anzuzapfen gar nicht so dumm?
Nichts ist umsonst, auch Solarenergie hat ihre Nachteile.

von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Wie sollten sie NICHT etwas miteinander zu tun haben?

Au Mann, räum mal in deinem Kopp auf...

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Warum denkt den niemand mehr an Bopal?

Gegen Bopal ist doch Fukushima fast harmlos gewesen. In Bopal gab es 
wahrscheinlich mehr Tote durch Kostendruck, als durch den Zunami der 
Japan heimsuchte.


Antwort: "Weil da keine Radioaktivität im Spiel war"

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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von S. E. (crayse)


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Was wollt ihr denn damit suggerieren?

> Warum denkt den niemand mehr an Bopal?

und

> http://de.wikipedia.org/wiki/Banqiao-Staudamm

Etwa: Habt euch mal nicht so, schlimmer geht immer!
???
Wäre in meinen Augen ziemlich zynisch und hat mit der Sachdiskussion 
über die Beherrschbarkeit von Atomkraft gar nix zu tun. Das rechtfertigt 
doch die Risiken der Atomkraft in keinster Weise.

> Antwort: "Weil da keine Radioaktivität im Spiel war"

Ja, denn eben um die geht es doch grade.

und:
> Nichts ist umsonst, auch Solarenergie hat ihre Nachteile.
Ist mal wieder ein sehr pauschales Argument auf Stammtischniveau, in 
etwa so wie das hier:

http://fdogblog.wordpress.com/2012/04/22/deutsche-energiewende-fordert-mehr-tote-wie-fukushima/

In meinen Augen geht da einiges durcheinander und es verpasst den in 
meinen Augen zentralen moralischen Punkt:
Klar fallen Leute von Windrädern und natürlich hat man von Solarzellen 
auf dem Dach nicht nur Vorteile. Aber, den Schaden hat da im Normalfall 
die Generation, die auch den Nutzen hat. Wer auch ohne Strom leben kann, 
braucht sich ja keine Solarzellen aufs Dach schrauben.
Im Fall von radioaktivem Abfall haben wir den Nutzen jetzt, den Schaden 
aber haben alle nachfolgenden Generationen (insbesondere solche, die 
wahrscheinlich gar nichts mehr von unserem Nutzen damals wissen und wohl 
auch nicht mal mehr indirekt davon profitieren). Ähnlich wie bei den 
Staatsschulden, die aber im Vergleich glimpflich sind, weil das im 
Endeffekt ja einfach Versprechungen und Verträge unter Menschen sind und 
man die ja theoretisch auch wegdefinieren kann ohne jemandem physisch 
weh zu tun.

Nur so zu rechnen, dass man den Nutzen für sich jetzt anschaut ist 
absolut egoistisch und für mich zumindest unmoralisch. Mal abgesehen 
dass das sowieso oft auch sachlich einfach komplett falsch ist.

Und jetzt bitte keine Gegenargumente a la "Bei Öl, Gas und anderen 
Bodenschätzen beuten wir doch auch schon alles aus und lassen der 
nächsten Generation nichts übrig. Bzw. beim Klimawandel machen wir doch 
auch nix anderes."
Mit einem Unrecht kann man doch ein anderes nicht rechtfertigen. Und 
zumindest ist auch in dem Zustand den wir erreichen, wenn alles Gas und 
Öl verbrannt ist mindestens noch Leben auf der Erde möglich (sonst hätte 
das Gas und das Öl ja gar nicht entstehen können). Wenn wahrscheinlich 
auch mit viel kleinerer Landmasse (und damit natürlich auch für weniger 
Menschen) und an anderen Stellen. Und in der Steinzeit ist man ja auch 
irgendwie ohne Bodenschätze und Luxus wie Strom ausgekommen. Vielleicht 
waren die Leute damals ja auch nicht unglücklicher als heute, wer weiß. 
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass das den Klimawandel und die 
Ausbeutung irgendwie rechtfertigt, ...

von Uhu U. (uhu)


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S. E. schrieb:
> In meinen Augen geht da einiges durcheinander und es verpasst den in
> meinen Augen zentralen moralischen Punkt:

Dein Ansatz taugt nix - wie alle moralisierenden Ansätze.

: Bearbeitet durch User
von Roland E. (roland0815)


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A. K. schrieb:
> ...
>
> Dass ein Druckwasserreaktor noch ein paar mehr Atm zu bieten hat heisst
> nicht, dass in einem Siedewasserreaktor kein Druck drin wär. ...

Druck ist aber nur drin, wenn das Kühlwasser in Summe wärmer als ~95°C 
ist. Und da drunter zu kommen ist bei einer Abschaltung ja Ziel.

Wenn man genug frisches Wasser reinbekäme, kann man sehr wohl einfach 
den Hahn ganz oben aufschrauben. Das hat das Endergebnis, dass der 
Reaktor sehr schnell abkühlt. Siehe auch 
Verdampfungskühlung/Nasskühlung.

Aber genug sauberes (entminerlisiertes) Wasser heranzubekommen war ja 
eines der Hauptprobleme nachdem das Gelände verwüstet war.

von (prx) A. K. (prx)


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Roland Ertelt schrieb:
> Druck ist aber nur drin, wenn das Kühlwasser in Summe wärmer als ~95°C
> ist. Und da drunter zu kommen ist bei einer Abschaltung ja Ziel.

Aber das schaffst du nicht, indem du einfach den Deckel aufmachst, in 
der Hoffnung, dann Wasser rein zu bekommen. Noch bevor du das 
reingekippt hast fliegt dir das ganze Wasser darin erst einmal entgegen.

Die Massnahmen nach Schnellabschaltung dienen grad dem Zweck. Druck und 
Temperatur so weit runter zu bekommen, dass man drucklos ist. Aber dahin 
muss man erst einmal kommen, und zwar trotz weiterhin anhaltender 
Wärmeproduktion durch den Core.

> Wenn man genug frisches Wasser reinbekäme,

Was bei 75atm nicht ganz einfach ist.

Exakt so waren die Notkühlsysteme von Block 2 und 3 aufgebaut, mit 2 
verschiedenen Pumpsystemen, angetrieben durch Dampfturbinen mit 
Reaktordampf, der in den Torus abgeleitet wird. Mit Wasserzufuhr für die 
Pumpen aus externen Tanks oder dem Torus. Dummerweise funktionieren die 
nur so lange, bis der Torus voll ist bzw. siedet. Ohne Toruskühlung sind 
diese Systeme folglich nur zeitlich begrenzt funktionsfähig.
http://en.wikipedia.org/wiki/Boiling_water_reactor_safety_systems#High-pressure_coolant_injection_system_.28HPCI.29
http://en.wikipedia.org/wiki/Boiling_water_reactor_safety_systems#Reactor_core_isolation_cooling_system_.28RCIC.29
(Torus = suppression pool = wetwell)

Im Notkühlsystem von Block 1 bestand aus separaten passiven 
Kühlkreisläufen mit Kühlung durch drucklose Tanks, der oben erwähnte 
Isolation Condenser. Macht Hochdruckpumpen unnötig.
http://en.wikipedia.org/wiki/Boiling_water_reactor_safety_systems#Isolation_Condenser_.28IC.29
http://en.wikipedia.org/wiki/Isolation_Condensor

> Aber genug sauberes (entminerlisiertes) Wasser heranzubekommen war ja
> eines der Hauptprobleme nachdem das Gelände verwüstet war.

Das Problem war nicht (nur) das Wasser. Das Problem war, das Wasser da 
reinzukriegen und einen Kühlumlauf herzustellen. Letztlich mit egal 
welchem Wasser. Bei einem 1000MW Reaktor musst du nach 
Schnellabschaltung anfangs um die 200MW wegkühlen, das ist nicht grad 
wenig. Einfach Wasser reinkippen reicht nicht.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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Um es mal auf den Punkt zu bringen:
- weltweit sind 434 Kernkraftwerke am Netz
- Anzahl der GAU in 40 Jahren = 2
- einmal Faktor Mensch (Tschernobyl)
- einmal Faktor Natur (Fukushima), evtl. wegen Planung auch Faktor 
Mensch

Das entspricht einer "Ausfallrate" von 0.46%, man lernt dazu und baut 
sicherer, also wird dieser Prozentsatz sinken.

Verglichen mit den Auswirkungen von oberirdischen Kernwaffentests oder 
Vulkanausbrüchen ist das so gut wie nichts.

Angesichts der verstärkten Braunkohleverstromung in Deutschland und den 
damit angestiegenen Atemwegserkrankungen (verstärkte 
Krankschreibungswelle deswegen) frage ich mich, was gesünder ist.

... just my 2 cents ...

: Bearbeitet durch User
von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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A. K. schrieb:
> Ein GAU ist der einkalkulierte und theoretisch beherrschbare Störfall.
> Erst der Super-GAU ist nicht einkalkuliert.

Super Gau ist eine Wortfindung des Fernsehens und Presse, welchen es als 
solchen nicht gibt.

Weil größter anzunehmender Unfall nun schonmal superlativ ist, das kann 
man nicht weiter steigern.


Dennis

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> - Anzahl der GAU in 40 Jahren = 2

Super-GAU

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Super-GAU

Gibt's nicht, ist Presse-Jargon zum Quotensteigern.
;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Dennis H. schrieb:
> Super Gau ist eine Wortfindung des Fernsehens und Presse, welchen es als
> solchen nicht gibt.

Laut Duden gibt es diesen Begriff.
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/super%2Bgau

: Bearbeitet durch User
von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Mh, aber bei Tschernobyl hat den noch keiner verwendet. Das ist echt ein 
recht neues Wort. Schon schlimm, das so ein Blödsinn in sich auch noch 
in den Duden aufgenommen wird.

Aber damit habe ich mich geirrt und ihr dürft gern weiterhin Super-Gau 
schreiben, aber wenns totaler Blödsinn ist. :-)


Dennis

von B. O. (t_65)


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Dennis H. schrieb:
> das so ein Blödsinn in sich auch noch
> in den Duden aufgenommen wird.

Der Duden ist leider zum BILD-Wörterbuch verkommen. Schade eigentlich 
...
;-)

von Sni T. (sniti)


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Dennis H. schrieb:
> Weil größter anzunehmender Unfall nun schonmal superlativ ist, das kann
> man nicht weiter steigern.

Auch wenn das sicherlich Streit mit jedem Germanisten hervorrufen wird 
und kein "schönes" Deutsch ist:

GAU ist als "Größter anzunehmender Unfall" definiert.

Sprich die Arten von Unfällen, die bei der Planung irgendwie als 
schlimmster Ausgang einbezogen wurden. Derjenige, der das Wort definiert 
hat, hat sich sicherlich keine Gedanken gemacht, wie die Steigerung des 
Wortes aussehen könnte und das Wort selbst schon mit einem Sperlativ 
definiert.

Wie auch immer, die Realität schert sich nicht um Sprache. Wenn man 
heute sagt, dass etwas das "größte ist", kann es nun mal vorkommen, dass 
man morgen sagen muss, dass man noch etwas größeres gefunden hat, das 
ist immer die Gefahr bei den Superlativen.

Dann kann man entweder alle bisherigen Dokumente umschreiben und "GAU" 
durch
"vermuteter GAU" ersetzen (und später durch "ganz davor vermuteter GAU".
Oder, man steigert hald doch nochmal, indem man nicht wirklich die 
ursprüngliche Bezeichnung, sondern die Situation (die vorher festgelegt 
wurde) steigert.

B. Obachter schrieb:
> Gibt's nicht, ist Presse-Jargon zum Quotensteigern.

Dass du nicht weißt, was GAU bedeutet, hat du oben schon gezeigt, 
immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Aber gut, wenn man das Wort nicht mehr Steigern kann. Wenn dann morgen 
alle Atomsprengköpfe Amerikas wegen einer Fehlfunktion losfliegen, kann 
man sagen, das ist ja nicht so schlimm. Bestimmt ist irgendwo als GAU 
definiert, dass einer der Sprengköpfe auf der Rampe hochgehen könnte, da 
man das nicht steigern kann, wäre die Auslöschung ganzer Nationen also 
"nicht schlimmer".

B. Obachter schrieb:
> Verglichen mit den Auswirkungen von oberirdischen Kernwaffentests oder
> Vulkanausbrüchen ist das so gut wie nichts.

Mal davon abgesehen, dass du die Umweltbelastung durch den Müll nicht in 
deine Rechnung miteinbeziehst, werden Kernwaffentests meistens nicht in 
dicht besiedeltem Gebiet durchgeführt.

Zudem gibt es einige GAUs, die du nicht mitgezählt hast.

von (prx) A. K. (prx)


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Dennis H. schrieb:
> Mh, aber bei Tschernobyl hat den noch keiner verwendet.

Stammt aus den 70ern, lange vor Tschernobyl.
http://books.google.de/books?id=GkI3mUhsrDQC&pg=PA643&lpg=PA643&dq=china+syndrom+super+gau&source=bl&ots=l-VRv0p05Q&sig=NgRHbgOu60ziHkQqPx6PRhemmn8&hl=de&sa=X&ei=1wMiU5XOEazy7Aagw4DIDg&redir_esc=y#v=onepage&q=china%20syndrom%20super%20gau&f=false

> recht neues Wort. Schon schlimm, das so ein Blödsinn in sich auch noch
> in den Duden aufgenommen wird.

Da steht sicherlich noch weit mehr Blödsinn drin. In diesem Fall ist es 
aber keiner. Denn "Super" heisst "über" und über dem Grössten 
Anzunehmenen Unfall ist inhaltlich noch Luft. Nicht weil er grösser als 
der Grösste sei, sondern weil er bei der Auslegung als nicht 
anzunehmendend schien.

von B. O. (t_65)


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Sni Ti schrieb:
> immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Nachweis?

Sni Ti schrieb:
> Mal davon abgesehen, dass du die Umweltbelastung durch den Müll nicht in
> deine Rechnung miteinbeziehst

nochmal: Nachweis?

Sni Ti schrieb:
> werden Kernwaffentests meistens nicht in
> dicht besiedeltem Gebiet durchgeführt.

Aber dass die "Auswirkungen" rund um die Welt ziehen ist bekannt?

Sni Ti schrieb:
> Zudem gibt es einige GAUs, die du nicht mitgezählt hast.

Nochmal: welche?

von (prx) A. K. (prx)


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Sni Ti schrieb:
> immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Klar. Nur waren diese beiden (also Tschernobyl und Fukushima) keine 
GAUs. Der GAU ist präzise gesagt der Auslegungsstörfall. Also das, wofür 
die Anlage gebaut ist, was sie ohne grössere Auswirkung auf die 
Aussenwelt verkraften sollte. Und beide Fälle gingen weit darüber 
hinaus. Bei Fukushima ist nur zu offensichtlich, und auch offiziell, 
dass die Anlage für das Szenario nicht ausgelegt war.

Als GAU kann man Three Mile Island 1979 vielleicht gerade noch 
betrachten. Wenn auch knapp, mit mehr Glück als Verstand.

: Bearbeitet durch User
von Sni T. (sniti)


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A. K. schrieb:
> Nicht weil er grösser als
> der Grösste sei, sondern weil er bei der Auslegung als nicht
> anzunehmendend schien.

Deutlich besser und sauber erklärt ;-)

B. Obachter schrieb:
> Nachweis?

Ein Beispiel wäre das Three Mile Island. Google wird dir sicher helfen 
weitere zu finden.

B. Obachter schrieb:
> Aber dass die "Auswirkungen" rund um die Welt ziehen ist bekannt?

Es gibt einige Leute, die fast ihr gesamtes Berufsleben bei Atomtests 
verbracht haben, einige leben jetzt im Ruhestand. Betonung auf leben, 
völlig gesund ohne Leukämie. Schau' dir mal die Bilder und Videos bei 
dem Waffentests an, da sind die Leute deutlich exponierter zu der 
freigegebenen Strahlung als die Leute in den Wohngebieten um die 
verunfallten Kernkraftwerke. Trotzdem sind bei denen nach kürzester Zeit 
gesundheitliche Probleme feststellbar. An der unterschiedlich starken 
Strahlung wird's wohl nicht liegen..

Hiroshima wurde z.B. 1949 wiederaufgebaut, in Tschernobyl wirst du noch 
eine ganze Weile keine Bewohner antreffen. Mal davon abgesehen, dass der 
Reaktor immer noch weiter strahlt und die die jetzige Ummantelung wieder 
erneuern und da noch eine Weile etwas zu tun  haben.

So einfach ist also ein Kernwaffentest (und meinetwegen auch alle in 
Nevada) nicht mit einem Reaktorunfall gleichzusetzen.

von Sni T. (sniti)


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Ich möchte damit nicht sagen, dass ich Atomwaffentests begrüße. Ich 
finde es nur falsch zu sagen, "ein Kind ist schon ins Wasser gefallen, 
werfen wir alle anderen hinterher".

von (prx) A. K. (prx)


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Sni Ti schrieb:
> Es gibt einige Leute, die fast ihr gesamtes Berufsleben bei Atomtests
> verbracht haben, einige leben jetzt im Ruhestand. Betonung auf leben,
> völlig gesund ohne Leukämie.

Die Gefahr kommt von innen, nicht so sehr von aussen. Kurze rein 
äusserliche Strahlenexposition ist radiologisch gänzlich anders zu 
bewerten als beispielsweise die Aufnahme von radioaktivem Jod über die 
Nahrung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sni Ti schrieb:
> Dass du nicht weißt, was GAU bedeutet, hat du oben schon gezeigt,
> immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Das zeigt allerdings, das es offensichtlich doch nötig ist, zwischen GAU 
und GPU (Größter Passierter Unfall oder meinetwegen Grösster Unfall, den 
man vorher nicht annehmen konnte) zu unterscheiden. Immerhin sind 
Harrisburg und Tschernobyl von unterschiedlicher Qualität. Das gilt auch 
für Windscale und Fukishima Daiichi.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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A. K. schrieb:
> Da steht sicherlich noch weit mehr Blödsinn drin. In diesem Fall ist es
> aber keiner. Denn "Super" heisst "über" und über dem Grössten
> Anzunehmenen Unfall ist inhaltlich noch Luft. Nicht weil er grösser als
> der Grösste sei, sondern weil er bei der Auslegung als nicht
> anzunehmendend schien.

OkayOkayOkay, ich nehm ja schon alles zurück und behaupte das Gegenteil 
:-)

Nicht ernst gemeint....

Dennis

von B. O. (t_65)


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Sni Ti schrieb:
> Ein Beispiel wäre das Three Mile Island.

Kein GAU!

Sni Ti schrieb:
> Es gibt einige Leute, die fast ihr gesamtes Berufsleben bei Atomtests
> verbracht haben, einige leben jetzt im Ruhestand. Betonung auf leben,
> völlig gesund ohne Leukämie. Schau' dir mal die Bilder und Videos bei
> dem Waffentests an, da sind die Leute deutlich exponierter zu der
> freigegebenen Strahlung als die Leute in den Wohngebieten um die
> verunfallten Kernkraftwerke. Trotzdem sind bei denen nach kürzester Zeit
> gesundheitliche Probleme feststellbar. An der unterschiedlich starken
> Strahlung wird's wohl nicht liegen..
>
> Hiroshima wurde z.B. 1949 wiederaufgebaut, in Tschernobyl wirst du noch
> eine ganze Weile keine Bewohner antreffen. Mal davon abgesehen, dass der
> Reaktor immer noch weiter strahlt und die die jetzige Ummantelung wieder
> erneuern und da noch eine Weile etwas zu tun  haben.
>
> So einfach ist also ein Kernwaffentest (und meinetwegen auch alle in
> Nevada) nicht mit einem Reaktorunfall gleichzusetzen.

Auf gut Deutsch:
es gibt gute und schlechte Strahlung?
Gesundheitliche Probleme, die entweder durch die Presse vertuscht oder 
hervorgehoben werden?
Nein, es disqualifiziert sich manch Einer bei den Äußerungen zum Thema 
...

von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> es gibt gute und schlechte Strahlung?

Irgenwie schon, auch wenn der bestrahlte Tumor das vielleicht anders 
sieht als der Patient. Aber darum gehts wohl nicht.

Es ist nur einfach so, dass Strahlen sehr unterschiedlich wirken. 
Einerseits weil Alpha- und Betastrahlung äusserlich kaum durch Klamotten 
und Haut dringt. Andererseits weil langfristige sehr örtliche Strahlung 
durch in den Körper aufgenommen Substanzen sehr gefährlich ist - da sind 
Alphastrahler mörderisch.

von Sni T. (sniti)


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B. Obachter schrieb:
> Kein GAU!

Was ist das deiner Meinung nach dann?

B. Obachter schrieb:
> Auf gut Deutsch:
> es gibt gute und schlechte Strahlung?
> Gesundheitliche Probleme, die entweder durch die Presse vertuscht oder
> hervorgehoben werden?

Nein. Aber nur weil es eh schon Strahlung gibt (was schlimm genug ist), 
ist das noch keine Rechtfertigung leichtfertig noch mehr zuzulassen. Und 
zu sagen "pro 40 Jahre enden 0,5% der Kernkraftwerke in einem Super-GAU, 
das ist OK" ist nun mal mehr als leichtfertig.

> Nein, es disqualifiziert sich manch Einer bei den Äußerungen zum Thema
> ...

Oh ja!

B. Obachter schrieb:
> Kein GAU!

(und weiteres)

von B. O. (t_65)


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> Nein. Aber nur weil es eh schon Strahlung gibt (was schlimm genug ist),
> ist das noch keine Rechtfertigung leichtfertig noch mehr zuzulassen. Und
> zu sagen "pro 40 Jahre enden 0,5% der Kernkraftwerke in einem Super-GAU,
> das ist OK" ist nun mal mehr als leichtfertig.
>
>> Nein, es disqualifiziert sich manch Einer bei den Äußerungen zum Thema
>> ...
>
> Oh ja!
>
> B. Obachter schrieb:
>> Kein GAU!
>
> (und weiteres)

Für mich der Ausstieg aus der Diskussion, da zu viel Ideolgie im Spiel 
ist.
Das Hauptproblem der "Energiewende" Deutschlands ...

von (prx) A. K. (prx)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann
> man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?

Ab Seite -8- in
http://www.cas.go.jp/jp/seisaku/icanps/eng/03IIfinal.pdf

von John D. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
>
> Für mich der Ausstieg aus der Diskussion, da zu viel Ideolgie im Spiel
> ist.

Deine Autokorrektur hat wohl aus "Terminologie" "Ideologie" gemacht? Es 
ist dein Problem, wenn du die notwendigen Begriffe nicht kennst. GAU und 
Super-GAU sollten wirklich schon seit Jahrzehnten bekannt sein.

von Uhu U. (uhu)


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von G. K. (zumsel)


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B. Obachter schrieb:
> Das entspricht einer "Ausfallrate" von 0.46%, man lernt dazu und baut
> sicherer, also wird dieser Prozentsatz sinken.

Nur sind diese "Ausfälle" nicht eingepreist, und die o.g. Ausfallrate 
umfasst nur die spektakulären Ausfälle, es gibt auch jede Menge nicht so 
bekannter Ausfälle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unf%C3%A4llen_in_kerntechnischen_Anlagen

http://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelze#Liste_bekannter_Kernschmelzunf.C3.A4lle

Es gibt wohl auch keinen Versicherungskonzern der nach einem solchem 
Schadensfall nicht pleite wäre. Wahrscheinlich wäre der auch schon 
vorher pleite, den wer würde sich bei einer Versicherung versichern die 
mit Sicherheit in den nächsten Jahren pleite geht.

Die oben angegebene "Ausfallrate" rechtfertigt IMHO ein 
Havariemanagement, und Havarien dieser Größenordnung sind nur in einer 
Diktatur halbwegs beherrschbar.

Auch gibt es einen Energiebedarf in Ländern die über keine stabile 
Gesellschaft und ein stabliles politisches System verfügen. AKWs in 
Somalia würden eine wesentlich höhere Ausfallrate haben.

Auch die zu erwartenden Aufwendungen für das Altlastenmanagement 
(Müllentsorgung, Rückbau der Anlagen) treiben die Betreiber solcher 
Anlagen in die Insolvenz. Entsprechende Kapitalmengen über die zu 
erwartenden Laufzeiten sind auf dem heutigen neoliberalen Geldmarkt 
nicht beschaffbar.

AKWs gefährden also ihren Geldbeutel und ihre gesellschaftliche Ordnung.

: Bearbeitet durch User
von G. K. (zumsel)


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A. K. schrieb:
> Uhu Uhuhu schrieb:
>> Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann
>> man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?
>
> Ab Seite -8- in
> http://www.cas.go.jp/jp/seisaku/icanps/eng/03IIfinal.pdf

Gibt es einen Bericht über die Statik des Stahlbetons nach dem 
Salzwassereintrag?

Werden die Gebäude lang genug halten um das radioaktive Inventar zu 
bergen?
Oder spült der nächste Tsunami die Brennstäbe ins Hinterland?

von G. K. (zumsel)


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Michael m. schrieb:
> Meine Meinung: "Die Technik ist reif für die Kernspaltung, der Mensch
> noch nicht."

Wäre diese (fiktive) Technik wirtschaftlich konkurenzfähig?

von G. K. (zumsel)


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A. K. schrieb:
> Das ist einer der bekannten Knackpunkte von Reaktoren mit Kühlung durch
> Wasser. Es funktioniert nur mit hohem Druck. Flüssigsalzreaktoren und
> natriumgekühlten Typen haben dieses(!) Problem nicht.

Dafür halt andere Probleme.

von (prx) A. K. (prx)


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Peter C. schrieb:
> Werden die Gebäude lang genug halten um das radioaktive Inventar zu
> bergen? Oder spült der nächste Tsunami die Brennstäbe ins Hinterland?

Kritisch ist die Statik von Block 4. Wo das gesamte Inventar im 
Abklingbecken ist. Das wird freilich bereits ausgeräumt.

von G. K. (zumsel)


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A. K. schrieb:
> Kritisch ist die Statik von Block 4. Wo das gesamte Inventar im
> Abklingbecken ist. Das wird freilich bereits ausgeräumt.

Gibt es dafür eine seriöse Quelle?

von (prx) A. K. (prx)


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http://fukushima.grs.de/content/fukushima-daiichi-zustand-und-entladung-des-brennelement-lagerbeckens-block-4
Wobei sich die Bedenken bei der Statik demgemäss nicht bestätigt haben.

von Georg W. (gaestle)


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S. E. schrieb:
> Selbst nach dieser Abschätzung nach oben, ist es also für ein einzelnes
> Atomkraftwerk pro Jahr mehr als zehnmal wahrscheinlicher einen GAU zu
> erleben, als für einen einzelnen Deutschen einen tödlichen Stromunfall
> zu erleiden.

Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Korrekt wäre es die infolge in den 
letzten 60 Jahren an Stromunfällen weltweit mit denen infolge von 
AKW-Unfällen zu Tode gekommenen zu vergleichen.

Anhand dieser Quelle http://www.ffe-emf.de/download/Juehling.pdf komme 
ich auf ca. 10k statistisch gesicherte Todesfälle durch Elektrounfälle 
seit 1950 in Deutschland. Macht dann 10000/80E6*60=2E-6. Daten zur 
weltweiten Situation konnte ich leider keine finden, ev. hat jemand eine 
Quelle?
Tschernobyl hat laut WHO bisher 9000 Todesfälle zur Folge, Fukushima 
Daichi 2 Tote und 100 starker Strahlung ausgesetzte Personen. Gehen wir 
auch von 10000 aus. Diese müssen wir aber auf die Weltbevölkerung 
(vereinfacht 5E9) umlegen: 10000/(5E9*60)=3,3E-8. Sieht schon anders 
aus.

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Korrekt wäre es die infolge in den
> letzten 60 Jahren an Stromunfällen weltweit mit denen infolge von
> AKW-Unfällen zu Tode gekommenen zu vergleichen.

Auch das ist Quatsch. Ein schwerer AKW-Unfall hat weit mehr Folgen, als 
die Anzahl Todesopfer widerspiegelt.

Man muß die Kosten vergleichen. Das mag manchen Leuten makaber 
vorkommen, aber anders kann man die verschiedenen Aspekte nicht 
vergleichen.

Die Überlegungen zu Versicherungen, die G.K. hier 
Beitrag "Re: Fukushima Chronik eines Desasters" angeschnitten hat, 
sind die richtige Spur. Daß sich keine Versicherung findet, die ein AKW 
versichern würde, sollte zu denken geben.

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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> Du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Jain. Meine Rechnung bezog sich auf

> Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher - es gibt nur
> mehr davon

im Sinne von mehr Deutsche als Atomkraftwerke. Die Wahrscheinlichkeit 
für einen Menschen einen Stromschlag zu erleiden ist aber tatsächlich 
kleiner als ein Super-GAU für ein AKW. Ich wollte das ausdrücken und 
weniger darauf abzielen was schlimmer ist im Sinne von mehr Opfer 
fordert.

Deine Rechnung ist aber vom Ansatz her auch interessant.
Aber wenn man das "korrekt" rechnen möchte, sollte man das auch so 
machen, dass man z.B. die Atomkraftopfer nicht auf die Weltbevölkerung 
bezieht. Ist ja leider so, dass knapp ein Drittel der Weltbevölkerung 
gar keinen Strom hat. Die lässt man für die Stromunfälle dann ja auch 
außer Acht.
In meinen Augen sollte zum Vergleich eher ein Industrieland heranziehen, 
welches tatsächlich einen Großteil seines Strombedarfs aus Atomkraft 
deckt.
Frankreich zum Beispiel:
Dort gibt es zur Zeit 58 Atomkraftwerke. Wie ich oben grob abgeschätzt 
hatte ist das Risiko für einen Super-GAU knapp 8e-5 pro Jahr für ein 
Kraftwerk. Bei knapp 60 Kraftwerken macht das ein Risiko von 0.48 % pro 
Jahr. Angenommen ich nehme auch mal die 10000 Toten pro Super-GAU an, 
dann komme ich auf statistische 48 Tote pro Jahr durch 
Kernkraft-Super-GAUs.
Denke mal, dass die Stromunfälle in Frankreich ähnlich sind wie in 
Deutschland, auf Grund der geringeren Bevölkerung werden diese also wohl 
zwischen 40 und 90 Toten liegen, ist also auch in der selben 
Größenordnung.

Das geht natürlich davon aus, dass z.B. wegen dem Super-GAU in 
Tschernobyl kein weiteren Menschen sterben. Das kann man ja aber in 
meinen Augen heute noch gar nicht abschätzen. Dort ist ja in Kürze mal 
wieder ein neuer Sarkophag fällig,...

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die Überlegungen zu Versicherungen, die G.K. hier
> Beitrag "Re: Fukushima Chronik eines Desasters" angeschnitten hat,
> sind die richtige Spur. Daß sich keine Versicherung findet, die ein AKW
> versichern würde, sollte zu denken geben.
Für eine petrochemische Großanlage findet sich auch keine einzelne 
Versicherung. Das kann höchstens noch ein Kosortium großer Versicherer 
leisten. Und selbst dann gibt es irgendwo eine Deckelung.
Kohlebergwerke sind m.W. auch nicht versichert, Bergschäden werden aus 
Rückstellungen reguliert, wenn diese aufgebraucht sind schauen die 
betroffenen auch in die Röhre. Oder bei deiner Bank. Da gibt es 
wahrscheinlich auch keine Versicherung für die Einlagen. Wenn z.B. 
genügend Volksbanken gleichzeitig über die Wupper gehen, geht der 
Sicherungsfonds gleich mit. AKW stehen also in diesem Punkt nicht 
alleine auf weiter Flur. Hier gibt es auch ein System aus Rückstellungen 
und Sicherungsfonds. Ob man denen auch die Kosten des politischen 
Irrsinns um die Endlagersuche aufbürden soll?

Die fehlgeschlagene Geothermiebohrung in Staufen alleine wird 
voraussichtlich Schäden in Höhe von 30 Mio. EUR verursachen. 24 Mio. 
davon bleiben am Land hängen. Nicht mal bei einem alltäglichen Projekt 
sind also alle Schäden abgedeckt. Bei deiner Haftpflicht übrigens auch 
nicht.

Dann noch all die Bergleute mit Staublunge und anderen 
Berufskrankheiten... Viele sind nicht alt geworden.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Mh?

Wenn nicht gemacht wird was nicht versicherbar ist, dann sieht es für 
meine Urenkel düster aus. Jedenfalls haben Hebammen gerade eine 
Versicherungskrise. Bleibt nur das Anheben der Preise für Geburten um 
die Versicherung zu mästen.
wollen wir das wirklich immer weiter treiben jedes Lebensrisiko zu 
versichern?
klar die Atomwirtschaft ist wohl nicht der geeignete Spielplatz für 
Risikobereitschaft, obgleich mir da unglaublich viel gepokert wird.

Kopf wackle

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Das kann höchstens noch ein Kosortium großer Versicherer leisten.

Es gibt die Rückversicherer, bei denen sich die Versicherungen gegen 
Großschäden rückversichern - das ist der Normalfall. 
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCckversicherung

> Da gibt es wahrscheinlich auch keine Versicherung für die Einlagen.

Aber natürlich gibts die. Nennt sich Einlagensicherung und die ist 
nichts anderes, als eine Versicherung.


Die Rechnungen der Versicherer sind deswegen interessant, weil sie nicht 
dazu neigen, Risiken zu unterschätzen, wie man es von Lobbies und 
zuweilen auch von Ingenieuren gewöhnt ist. Sie haben eigene Abteilungen 
für Risikoabschätzung, deren Ziel es ist, Risiken realistisch 
abzuschätzen und nicht irgend welche Ideologien mit einfließen zu 
lassen.

Die AKW-Betreiber gehen völlig anders vor: Sie gehen einfach frech davon 
aus, daß sie den GAU beherrschen können und ein Super-GAU erstens nicht 
vorkommt und zweitens sowieso so verheerend ist, daß nur der Staat dafür 
geradestehen kann - das ist die Vorgängerversion von "too big to 
fail".

Das Schadenspotential großer chemischer Anlagen kann zwar auch sehr groß 
sein, aber gegen einen Super-GAU sind sie trotzdem eher Petitessen und 
deswegen tut der Eigner gut daran, alle Vorkehrungen zu treffen, daß er 
bei einer Katastrophe nicht gleich selbst mit umgeht.

> Ob man denen auch die Kosten des politischen Irrsinns um die
> Endlagersuche aufbürden soll?

Ja wem denn sonst? Sie kassieren ja schließlich auch den Gewinn aus der 
Anlage.

Was würdest DU sagen, wenn ich mir ein Auto kaufe und DU für das mit dem 
Fahren des Vehiels verbundene Risiko aufkommen müßtest?

AKWs wurden bisher noch nicht auf dem Mond gebaut - man muß sich also 
zwangsläufig Gedanken über deren irdische Umwelt machen und dazu gehört 
auch die lokale Bevölkerung, die sich - nicht völlig grundlos - gegen 
derlei Segnungen in der näheren Umgebung wehrt. Dinge die politisch 
nicht durchsetzbar sind, sind eben nicht durchsetzbar.

von Uhu U. (uhu)


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Winfried J. schrieb:
> Wenn nicht gemacht wird was nicht versicherbar ist, dann sieht es für
> meine Urenkel düster aus.

Ich verlange nicht, daß alles und jedes versichert wird. Ich will aber, 
daß für Großanlagen von Versicherungen realistische Angebote eingeholt 
werden und die Kosten dafür in die Rentabilitätsberechnungen eingehen.

Wenn man die Rückbau- und Endlagerungskosten ebenso realisitsch 
berechnet und die Kosten für das Risio, dann bleibt von den Vorzügen 
eines AKW vermutlich nicht mehr viel.

von Magic S. (magic_smoke)


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Ich hab Tschernobyl nicht nur reingemischt, sondern die meiner Meinung 
nach ursächlichen Probleme für den eigentlichen Reaktorschaden genannt.

1. Three Mile Island: Unbemerkter Kühlmittelverlust über einen längeren 
Zeitraum, dadurch spätestens nach Abschalten der Hauptumwälzpumpen 
Freiliegen der Brennelemente mit anschließendem Schmelzen.

2. Tschnernobyl: Katastrophal schief gelaufener Sicherheitstest unter 
Missachtung der Vorschriften und einem problematischen Reaktordesign 
führte beim Versuch der Notabschaltung zur Explosion des Reaktors mit 
anschließendem Graphitbrand.

3. Fukushima: Bekam Besuch von Neptun.

Was Windscale bzw. heute Sellafield angeht: Das war ein militärischer 
Reaktor, der allein zur Plutoniumgewinnung entworfen wurde und kein auch 
nur halbwegs moderner Leistungsreaktor zur Stromerzeugung.

> Kühlmittel in alten Kühlschränken ist nicht sicher? Also ALLE solche
> Kühlschränke auf den Müll.
Achso? Ich wußte gar nicht, daß die Detonation meines alten 
R12-gefüllten Kühlschrankes zur Kontamination und Unbewohnbarkeit weiter 
Landstriche führen kann.

> aber keine Möglichkeit vorhanden
> ausreichende Mengen schnell genug nach oben zum Notkühler zu pumpen.
> Verrückt!
Nee, nicht verrückt, sondern ein ziemlich einfacher Bau- bzw. 
Planungsfehler. Wenn ich weiß, ich bin auf solche Anlagen bzw. 
Kühlwasser angewiesen, dann muß ich entsprechende Anlagen ausreichend 
geschützt und erdbebensicher vorhalten, die im Notfall eingreifen 
können. Da hätte eine bzw. zur Redundanz mehrere große Pumpen gereicht, 
die mit flexiblen Leitungen erdbebensicher gewesen und bei 
entsprechendem Aufbau (des gesamten Kraftwerks) auch nicht 
weggeschwommen wären.

von Falk B. (falk)


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@ Uhu Uhuhu (uhu)

>Wenn man die Rückbau- und Endlagerungskosten ebenso realisitsch
>berechnet und die Kosten für das Risio, dann bleibt von den Vorzügen
>eines AKW vermutlich nicht mehr viel.

So sieht's aus. Aber Milchmädchenrechnungen waren schon immer beliebt, 
um technologische Spielzeuge durchzusetzen.

von G. K. (zumsel)


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Georg W. schrieb:

> Für eine petrochemische Großanlage findet sich auch keine einzelne
> Versicherung. Das kann höchstens noch ein Kosortium großer Versicherer
> leisten. Und selbst dann gibt es irgendwo eine Deckelung.
> Kohlebergwerke sind m.W. auch nicht versichert, Bergschäden werden aus
> Rückstellungen reguliert, wenn diese aufgebraucht sind schauen die
> betroffenen auch in die Röhre. Oder bei deiner Bank. Da gibt es
> wahrscheinlich auch keine Versicherung für die Einlagen. Wenn z.B.
> genügend Volksbanken gleichzeitig über die Wupper gehen, geht der
> Sicherungsfonds gleich mit. AKW stehen also in diesem Punkt nicht
> alleine auf weiter Flur. Hier gibt es auch ein System aus Rückstellungen
> und Sicherungsfonds. Ob man denen auch die Kosten des politischen
> Irrsinns um die Endlagersuche aufbürden soll?

All diese Risiken hinterlassen keine komplett entvölkerten und nicht 
mehr nutzbaren Regionen, (Groß)Städte, und das mindestens auf Jahrzehnte 
wenn nicht sogar auf Jahrhunderte hinaus.

Und flächenmäßig kleine Staaten können sich sowas auf keinen Fall 
leisten, weil ein großer Anteil der Volkswirtschaft dann betroffen wäre.
Wieviel Prozent der Wirtschaftsleistung der Schweiz würden wohl nach 
einem INES-7 Störfall in der Schweiz nicht mehr existieren? Und wohin 
mit den ganzen Flüchtlingen?

AKW-Havarien (INES 7) sind ein anderes Kaliber. Und solche Dinger alle 
20-30 Jahre?

Und dabei entstehen jedesmal auch riesige Mengen strahlender Müll ....

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Tschernobyl hat laut WHO bisher 9000 Todesfälle zur Folge,

Diese Menge macht der Marburg-Bund in einem halben Jahr.

Allerdings unterschlägst Du glatt mal, dass auch Leukämie und andere 
Krebsarten nicht gerade angenehm sind. Man muss nicht gleich sterben...

> Fukushima
> Daichi 2 Tote und 100 starker Strahlung ausgesetzte Personen.

Die hatten einfach unheimlich Glück, dass der Wind konstant Richtung 
Meer ging. Bei Wind Richtung Tokio hätte das sehr anders ausgesehen.

von G. K. (zumsel)


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von Dave B. (gaston)


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Die hohen Tschernobyl-Verluste kommen ja auch teilweise dadurch das die 
SU einfach ungeschützte/nur rudimentär geschützte Leute reingeschickt 
hat.

Aber da hab ich keinen Überblick ob die 9000, die Helfer/Soldaten mit 
einschließt oder die Zivilbevölkerung.
Also nur "Folge-Tote" und keine direkten Toten.

von c. m. (Gast)


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Dave B. schrieb:
> Die hohen Tschernobyl-Verluste kommen ja auch teilweise dadurch das die
> SU einfach ungeschützte/nur rudimentär geschützte Leute reingeschickt
> hat.
>
> Aber da hab ich keinen Überblick ob die 9000, die Helfer/Soldaten mit
> einschließt oder die Zivilbevölkerung.
> Also nur "Folge-Tote" und keine direkten Toten.

das wird auch unbedingt vermieden das direkt leute sterben.
hängt imho mit der aufmerksamkeitsschwelle der bevölkerung zusammen die 
einzelne akut auftretende tote die zu einem ereignis gehören besser 
wahrnehmen als hunderte tote die mit der zeit wegen dieses ereignisses 
(früher als nötig) sterben.

ersteres würde schlechte presse bedeuten, während letzteres im rauschen 
untergeht - also sind akut auftretende tote strikt zu vermeiden.

von Magic S. (magic_smoke)


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> leute
> aufmerksamkeitsschwelle
> bevölkerung
Shift-Taste kaputt?

> (..)
Nö, geht doch...

Bei Tschernobyl mußten die sogenannten Liquidatoren auch direkt die 
kompletten Kerneinbauten wegräumen. Nach der Explosion lag das Zeug ja 
überall um den Block 4 in der Gegend herum. Graphit, Steuerstäbe, 
Brennstäbe... Das ist bei Fukushima ja zum Glück alles größtenteils im 
Reaktorgefäß geblieben.

von Uwe R. (aisnmann)


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magic smoke schrieb:
> Bei Tschernobyl mußten die sogenannten Liquidatoren auch direkt die
> kompletten Kerneinbauten wegräumen. Nach der Explosion lag das Zeug ja
> überall um den Block 4 in der Gegend herum. Graphit, Steuerstäbe,
> Brennstäbe... Das ist bei Fukushima ja zum Glück alles größtenteils im
> Reaktorgefäß geblieben.

Deswegen ist es mir auch nur schwer verständlich wieso Fukushima mit 
Tschernobyl gleichgesetzt wird, bzw. werden kann.

Es ist nicht so das ich daran zweifle, ich kann es mir nur nicht so 
recht vorstellen. Der eine Kern lag so frei das man reingucken konnte, 
der andere (die anderen 3) waren im grossen und ganzen noch im inneren. 
"Lediglich" Kühlwasser ist in rauen Mengen ausgetreten. Nun sind viele 
der Stoffe nicht so sehr gut Wasserlöslich... hier hört meine bildhafte 
Vorstellung auf.

Aber egal. Wollte ich nur mal gesagt haben ;o))
bye uwe

von Uwe R. (aisnmann)


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Ich dachte mir, mann sollte sich das mal vor Ort anschauen. Leider komme 
ich nicht so sonderlich gut nach Kiev. Das fliegt von Dortmund, 
Frankfurt und Memmingen, oder von Budapest. Von Budapest immerhin 
täglich. Ansonnsten könnte man gut über andere osteuropäische Länder. 
Von Prag fliegt man leider auch nicht direkt hin...

Aber wenn man mal da ist:
http://www.minihostelkiev.com/chernobyl-tour/


bye uwe

von Uhu U. (uhu)


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Uwe R. schrieb:
> Aber egal. Wollte ich nur mal gesagt haben ;o))

Gut das wir darüber gesprochen haben :P

von Magic S. (magic_smoke)


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Im Normalbetrieb verhindert die Ummantelung der Brennstäbe, daß der 
Kernbrennstoff direkt mit dem Kühlwasser in Verbindung kommt. Dann wird 
auch nichts ausgewaschen und die Radioaktivität des Kühlwassers bleibt 
sehr gering obwohl es direkt durch den aktiven Kern strömt.

Problematisch wirds wenn die ganze Kacke schmilzt und danach wieder mit 
Wasser gekühlt wird. Dann ist die Ummantelung der Brennstäbe zerstört, 
der Brennstoff liegt frei und wird ausgewaschen. Was da noch alles an 
giftigen und radioaktiven Produkten entsteht weiß ich nicht, aber auf 
jeden Fall ist klar wieso nach einer Kernschmelze so große Mengen 
radioaktiv verunreinigtes Kühlwasser anfallen.

Und naja was heißt der Kern liegt frei daß man reinschauen kann ... Der 
eigentliche Reaktorkern liegt ja recht tief im Gebäudeinneren. Wenn man 
den Berichten Glauben schenkt ist nichts so tief auseinandergeflogen, 
sondern "nur" die Wetterschutzgebäude (wobei ich das bei Block 3 nicht 
unbedingt glaube, da ist deutlich mehr durch die Gegend geflogen als bei 
Block 1). Und das Reinschauen ist auch kein Problem solange der Kern mit 
genug Wasser überdeckt ist. Bei den Schwimmbadreaktoren (TRIGA) ist das 
völlig normal, da kann man sogar beim Betrieb reinschauen. Rein 
theoretisch betrachtet reicht es völlig aus, wenn man einen 
abgeschalteten Kern drucklos unter Wasser "lagert". Vielleicht kocht das 
Wasser irgendwann wenn es nicht gekühlt wird und verdampft, aber solange 
man die verdampfende Menge Wasser ersetzt, überhitzt sich da nichts. 
Gerade bei Siedewasserreaktoren sollte dies einigermaßen unproblematisch 
machbar sein, wenn ansonsten eine Kernschmelze ins Haus steht.

von Uwe R. (aisnmann)


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magic smoke schrieb:

> giftigen und radioaktiven Produkten entsteht weiß ich nicht, aber auf
> jeden Fall ist klar wieso nach einer Kernschmelze so große Mengen
> radioaktiv verunreinigtes Kühlwasser anfallen.

Ja, das kann ich mir vorstellen.

> Und naja was heißt der Kern liegt frei daß man reinschauen kann ... Der
> eigentliche Reaktorkern liegt ja recht tief im Gebäudeinneren. Wenn man
> den Berichten Glauben schenkt ist nichts so tief auseinandergeflogen,
> sondern "nur" die Wetterschutzgebäude (wobei ich das bei Block 3 nicht

Nee, ich meine Tschernobyl, da konnte man reingucken bzw. vom 
hubschrauber aus reinfilmen. Graphitbruchstücke auf dem Dach verstreut 
undso.

Das ist mir eben so unklar wie so offensichtliche Unterschiede zu so 
scheinbar gleichartigen Auswirkungen führen können.

Die meisten Wertesammeldomains sind geschlossen, so richtige Werte wie 
gnaz zu Anfang finde ich nicht. Es war 'damals' ziemlich gut zu sehen 
das die Verteilung ziemlich ungleichmässig war, Futaba im Norten weinige 
Kilometer entfernt war viel stärker betroffen als Südliche und westliche 
Gebiete. Jetzt kann man sich irgendwie garkein Bild von der Lage machen. 
Dabei muss man aber auch noch sehen das in Japan die Grundsätzliche 
Radioaktivität wesentlich geringer ist als hier in Germanien. Für uns 
sind 0.12 uS/h normal. In Japan ist das jetzt auch normal und eben 
deutlich mehr als es bisher war. Klar das dann ein Gebiet mit 0,2uS/h 
als belastet angesehen wird. Leider finde ich keine Werte aus der 
Sperrzone, während früher früher sogar zwischen Tor, Parkplatz, den 
einzelnen Blöcken (vorplatz) und etwa 5 oder 6 Messstellen am 
Gelängezaun rundrum Messwerte angucken konnte. Geigercrowd.net war da 
sehr interessant.

http://japan.failedrobot.com/
http://odlinfo.bfs.de/
http://www.tschernobyl-info.de/reise-nach-tschernobyl/sicherheitshinweise#strahlung

Also alles ziemlich undurchsichtig.
bye uwe

von c. m. (Gast)


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magic smoke schrieb:
> Im Normalbetrieb verhindert die Ummantelung der Brennstäbe, daß der
> Kernbrennstoff direkt mit dem Kühlwasser in Verbindung kommt.

wenn die ummantelung zu heiß wird reagiert sie mit dem wasser. wenn ich 
mich richtig erinnere wird da eine zirkoniumlegierung verwendet wegen 
"den neutronen" (abbremsen/durchlässigkeit?).

wikipedia, unter "entstehung von wasserstoff" 
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelze

> Rein
> theoretisch betrachtet reicht es völlig aus, wenn man einen
> abgeschalteten Kern drucklos unter Wasser "lagert".

was wenn der kern so viel energie abgibt daß das wasser vor lauter dampf 
gar nicht mehr in alle ritzen kommt? quasi ein erweiterter leidenfrost 
effekt.

von Uwe R. (aisnmann)


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c. m. schrieb:
> magic smoke schrieb:
>> Im Normalbetrieb verhindert die Ummantelung der Brennstäbe, daß der
>> Kernbrennstoff direkt mit dem Kühlwasser in Verbindung kommt.
>
> wenn die ummantelung zu heiß wird reagiert sie mit dem wasser. wenn ich
> mich richtig erinnere wird da eine zirkoniumlegierung verwendet wegen
> "den neutronen" (abbremsen/durchlässigkeit?).

Ja, wegen durchlässigkeit.

>> Rein
>> theoretisch betrachtet reicht es völlig aus, wenn man einen
>> abgeschalteten Kern drucklos unter Wasser "lagert".
>
> was wenn der kern so viel energie abgibt daß das wasser vor lauter dampf
> gar nicht mehr in alle ritzen kommt? quasi ein erweiterter leidenfrost
> effekt.

Das darf nicht passieren. Bei heruntergefahrenem Reaktor passiert es 
auch nicht. Andernfalls könnte man die Brennstäbe auch ins Abklingbecken 
befördern und dort lagern.
Passieren tut es dann, wenn eben die Nachzerfallswärme noch zu stark ist 
oder der Druck während des Betriebs sinkt.
Trennen muss man hier aber zwischen eben dem Leidenfrosteffekt und dem 
normalen Kochen. Kochen tut es auch im Abklingbecken wenn man nicht ab 
und zu "eine Kanne kaltes Wasser hinzu gibt".

bye uwe

von Magic S. (magic_smoke)


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> was wenn der kern so viel energie abgibt daß das wasser vor lauter dampf
> gar nicht mehr in alle ritzen kommt? quasi ein erweiterter leidenfrost
> effekt.
So heiß ist ein abgeschalteter Kern nicht lange. Die Nachzerfallswärme 
sinkt bei einer Schnellabschaltung nach 10 Sekunden auf 5% der 
(thermischen) Reaktornennleistung, nach 10 Minuten sinds noch 2% und 
nach 5 Stunden nur noch 1%.

Nochmal zum Unterschied: Der Reaktor in Tschernobyl ist nicht wegen 
Nachzerfallswärme hochgegangen, sondern durch einen unzulässigen 
Betriebszustand, in dem er binnen einiger Sekunden das 100fache seiner 
Nennleistung erreichte. Dadurch ist das Kühlmittel (Wasser) im Kern 
quasi schlagartig verdampft und hat das alles auseinandergebaut und die 
Kerneinbauten in der Gegend verteilt. Erst danach hat der im Reaktor 
verbliebene Rest bei direktem Kontakt mit der Atmosphäre über Tage 
gebrannt und ist geschmolzen. Die Explosion stand ganz am Anfang und ist 
nicht erst nach vielen Stunden wie bei Fukushima passiert.

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> nach 5 Stunden nur noch 1%.

Was bei den 2400 MW(th) der Blöcke 2 und 3 immer noch 24 MW(th) sind. 
Das entspricht 2t Heizöl pro Stunde und reicht, um pro Stunde 40t Wasser 
verdampfen zu lassen (drucklos).
http://www.biosensor-physik.de/energie/kilowattstunde.htm

Ein Zentralheizungsbrenner eines Einfamilienhauses hat so um die 10 kW.

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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Jo und eben leider keine Talsperre oder Pumpe in der Nähe, die diese für 
Atomkraftwerke läppischen 40t/h liefern kann. Sagte ich ja schon, daß 
man sowas eben braucht wenn man so sehr auf Kühlwasser angewiesen ist.

10kW Brenneleistung für ein EFH sind dann doch recht knapp bemessen. Da 
sind eher so 30-40kW Nennleistung verbaut, auch wenn die entsprechend 
wenig laufen.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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magic smoke schrieb:
> 10kW Brenneleistung für ein EFH sind dann doch recht knapp bemessen. Da
> sind eher so 30-40kW Nennleistung verbaut, auch wenn die entsprechend
> wenig laufen.

Ich habe eine Wärmepumpe mit 10kW. Reicht dicke für meinen Altbau.
;-)

Mehr zu installieren nutzt nur den Versorgern, ist aber völlig unnötig.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uwe R. schrieb:
> Ich dachte mir, mann sollte sich das mal vor Ort anschauen. Leider komme
> ich nicht so sonderlich gut nach Kiev.

In nur 26 h mit der Eisenbahn. ;-)

von c. m. (Gast)


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magic smoke schrieb:

> Nochmal zum Unterschied: Der Reaktor in Tschernobyl ist nicht wegen
> Nachzerfallswärme hochgegangen, sondern durch einen unzulässigen
> Betriebszustand

naja genau genommen passieren alle unfälle weil irgenetwas nicht so ist 
wie es sicherheitstechnisch sein sollte. um bei den kkw's zu bleiben: 
bei chernobyl wars irgendein nicht fachgerecht durchgeführter test, und 
bei fukuchima die fehlende stromversorgung nach dem tsunami - hätte 
alles nicht passieren dürfen, ist es aber.

von Magic S. (magic_smoke)


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Hm nee. Wenn ich den Tschernobyl-Reaktor auf 100fache Nennleistung hätte 
bringen wollen, ich glaube ich hätte es genauso gemacht wie die 
Belegschaft in der Nacht. Erst Xenonvergiftung herbeiführen, dadurch 
Ausfahren aller Steuerstäbe möglich und bei beginnendem Xenon-Abbau 
rein mit den die Reaktivität steigernden Steuerstäben. kawumm

Eine 10kW Wärmepumpe läuft auch fast durchgehend. Ein 30kW Brenner 
taktet halt entsprechend.

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Eine 10kW Wärmepumpe läuft auch fast durchgehend. Ein 30kW Brenner
> taktet halt entsprechend.

Hab nochmal nachgesehen. Aus dem Verbrauch berechnet läuft der nicht 
mehr ganz neue Ölbrenner mit 18kW. Ist letztlich die über die Düse 
eingestellte Untergrenze des Brenners, nicht des Bedarfs, da ginge auch 
weniger. Kurze Einschaltzeit des Brenners ist m.E. ineffizient (alte 
Kesselanlage ohne Speicher), hoher Leistungsüberschuss also nicht 
sinnvoll. Das dürfte bei der WP ähnlich sein.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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A. K. schrieb:
> Kurze Einschaltzeit des Brenners ist m.E. ineffizient (alte
> Kesselanlage ohne Speicher), hoher Leistungsüberschuss also nicht
> sinnvoll.

So ist es.
Ich habe einen Speicher mit 100 Liter. Die WP läuft so alle drei Stunden 
an, für ca. 30..45 Minuten, je nach Außentemperatur. Nix mit 
Dauerbetrieb.

magic smoke schrieb:
> usfahren aller Steuerstäbe möglich und bei beginnendem Xenon-Abbau
> rein mit den die Reaktivität steigernden Steuerstäben.

Ist bei den deutschen Konvoianlagen (Druckwasserreaktoren) anders. Die 
Steuerstäbe können nur einen Teil der Reaktorleistung regeln, der Rest 
wird durch die Borsäurekonzentration im Kühlwasser eingestellt.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> Ist bei den deutschen Konvoianlagen (Druckwasserreaktoren) anders. Die
> Steuerstäbe können nur einen Teil der Reaktorleistung regeln, der Rest
> wird durch die Borsäurekonzentration im Kühlwasser eingestellt.

Auch Siedewasserreaktoren regeln nicht nur über die Steuerstäbe, sondern 
auch über den Pumpendurchsatz. Und IMHO haben auch die hiesigen Typen 
unzulässige Betriebsbereiche. Immerhin haben sie sich in Tschernobyl 
genau in einem solchen befunden. Die Konstruktion der Steuerstäbe 
freilich...

von Magic S. (magic_smoke)


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Im Normalbetrieb wird eigentlich keine Borsäure benötigt. Die Leistung 
von Siedewasserreaktoren kann in weiten Bereichen durch die den Kern 
durchströmende Wassermenge geregelt werden (Beeinflussung durch den 
Dampfblasenkoeffizienten). Borsäure ist eher was für den Testbetrieb 
oder für eine Notborierung falls der Reaktor bei Fehlfunktionen nicht 
mit den Steuerstäben abgeschaltet werden kann (Kosloduj-5 2006).

Bei der Konvoi-Baureihe bzw. ich glaub generell in der westlichen Welt 
war auch niemand so blöde, Steuerstäbe mit Graphitspitzen zu verwenden, 
die eben nicht nur beim Ausfahren die Reaktivität steigern, sonden 
verhängnisvollerweise auch beim Einfahren.

Für einen sicheren Reaktorbetrieb muß immer eine Mindestanzahl Steuer- 
oder Abschaltstäbe im Kern sein. Der Reaktorschutz stellt das sicher, 
auch in Tschernobyl. Das Ding wäre nie explodiert wenn nicht 
irgendwelche Doofs den Reaktorschutz deaktiviert hätten.

von B. O. (t_65)


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>Im Normalbetrieb wird eigentlich keine Borsäure benötigt.

Im Betrieb nicht, nur zum Anfahren des Reaktors muss vorher aufboriert 
werden, um den Kern beim Ziehen der Steuerstäbe nich ungleichmäßig von 
unten nach oben auf "Leistung" zu bringen und ihn damit zu "vergiften".
Erst wenn die Stäbe gezogen sind (welche und wie weit hängt von der 
Kernbeladung ab) wird entboriert und gleichmäßig auf 100% gefahren.

>Für einen sicheren Reaktorbetrieb muß immer eine Mindestanzahl Steuer-
>oder Abschaltstäbe im Kern sein. Der Reaktorschutz stellt das sicher

Müssen nicht, der Reaktorschutz gibt lediglich den Befehl zum 
Stabeinwurf (RESA => REaktorSchnellAbschaltung).

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Im Betrieb nicht, nur zum Anfahren des Reaktors muss vorher aufboriert
> werden, um den Kern beim Ziehen der Steuerstäbe nich ungleichmäßig von
> unten nach oben auf "Leistung" zu bringen und ihn damit zu "vergiften".

Wie bekommt man eigentlich die Borsäure wieder aus dem Primärkreislauf 
heraus?

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> Tschernobyl hat laut WHO bisher 9000 Todesfälle zur Folge,
>
> Diese Menge macht der Marburg-Bund in einem halben Jahr.
>
> Allerdings unterschlägst Du glatt mal, dass auch Leukämie und andere
> Krebsarten nicht gerade angenehm sind. Man muss nicht gleich sterben...

Vorsicht, mein Freund! Ich unterschlage hier nichts, diese Summe 
beinhaltet auch diese Fälle! Hier etwas zum Hintergrund dieser Zahlen: 
http://www.osti.gov/scitech/biblio/381695

von Timm T. (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Vorsicht, mein Freund!

Erstens bin ich nicht Dein Freund.

Georg W. schrieb:
> diese Summe
> beinhaltet auch diese Fälle

Zweitens: Nein, diese 9000 Todesfälle gelten zusätzlich zu den direkten 
Strahlenopfen (etwa 50) für die drei am stärksten betroffenen Länder. Da 
wird es also in den nichts so stark betroffenen Ländern noch ein paar 
mehr geben.

Allerdings schreibe ich von der Lebensbeeinträchtigung durch Leukämie 
und Co. Das sind deutlich mehr als die 9000 Todesopfer. Eine um mehrere 
hundert Prozent gesteigerte Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs. Bis 2011 
allein 6000 Fälle in der Region. Ist ja nett, dass die Sterblichkeit nur 
1% beträgt.

Du erklärst Deinem Kind dann: Ja mein Kleiner, Du hast 
Schilddrüsenkrebs. Sterben wirst Du zwar nicht dran, 
höchstwahrscheinlich. Dafür haben wir schön billigen Strom...

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:

> Wie bekommt man eigentlich die Borsäure wieder aus dem Primärkreislauf
> heraus?

Eine definierte Rate des Primärkreises entnehmen und in einen 
Lagerbehälter pumpen, gleichzeitig die selbe Menge vollentsalztes Wasser 
(Deionat) einspeisen. Beim Aufborieren genau andersherum.

von Uhu U. (uhu)


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D.h. daß die Menge an gebrauchtem boriertem Kühlwasser immer größer 
wird. Wird das Wasser vor Ort wieder eingedampft, oder wie wird damit 
verfahren?

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> D.h. daß die Menge an gebrauchtem boriertem Kühlwasser immer größer
> wird. Wird das Wasser vor Ort wieder eingedampft, oder wie wird damit
> verfahren?

Das borierte Wasser wird gebunkert und für die nächste Aufborierung 
wieder verwendet.
Es wird auch kontinuierlich Wasser entnommen und gereinigt, aber dann 
wieder zugeführt. Das Wasser, das bei Reinigungsarbeiten (nicht im 
Primärkreislauf) anfällt, wird verdampft und das gereinigte, analysierte 
Wasser wird in den Fluss (das sekundär-Kühlmedium) abgegeben.

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Das borierte Wasser wird gebunkert und für die nächste Aufborierung
> wieder verwendet.

Aber das bedeutet doch, daß sich im Bunker für boriertes Wasser mit der 
Zeit immer mehr von der Brühe ansammelt, oder nicht?

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Aber das bedeutet doch, daß sich im Bunker für boriertes Wasser mit der
> Zeit immer mehr von der Brühe ansammelt, oder nicht?

Nein, das Wasser wird ja immer wieder verwendet, es wird nur in 
Behältern "zwischengelagert".
Darum ist auch das Hilfsanlagengebäude (Kontrollbereich) so groß und 
aufwändig. Dort wird das komplette Wasserinventar immer wieder 
aufbereitet, um wiederverwendet werden zu können. Sogar das dem 
Primärkreis entnommenen Gas (H2 und O2) wird wieder zu Wasser 
"verbrannt" (rekombiniert) und dem Kreislauf wieder zugeführt. Es soll 
so wenig wie möglich zugeführt und (gereinigt, verdampft) nach außen 
abgegeben werden.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Nein, das Wasser wird ja immer wieder verwendet, es wird nur in
> Behältern "zwischengelagert".

Jetz überleg doch mal:

Wenn der Reaktor boriert wird, kommt eine kleine Menge Borsäure in eine 
große Menge Wasser - auf Deutsch: sie wird stark verdünnt.

Nun soll wieder Borsäure raus: man pumpt boriertes Wasser in den Bunker 
und füllt Frischwasser nach - ergo wird die Borsäure im Kern verdünnt.

Bei jeder Runde nimmt die borierte Wassermenge zu, deren Borgehalt aber 
nicht mehr ausreicht.

Man wird also kaum um eine Eindampfung herum kommen, um die Borsäure 
wieder aufzukonzentrieren.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Man wird also kaum um eine Eindampfung herum kommen, um die Borsäure
> wieder aufzukonzentrieren.

Selbstverständlich wird ein Teil des "gebunkerten" aufborierten Wassers 
wieder in die Teile Borsäure und Wasser getrennt (verdampft). Danach 
können sie wieder neu verwendet werden, wobei die Borsäure in 
kristalliner Form dann nicht mehr verwendet wird, sie wird neu 
angesetzt, um die vorgegebene Konzentration wieder zu erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Mal was Neues:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/fessenheim-55-greenpeace-aktivisten-in-polizeigewahrsam-a-959719.html

Achne, so neu ist das nicht, hatten wir vor ein paar Wochen schonmal.

Macht euch das nicht Angst? Wenn Greenpeace das kann, dann können das 
auch ein paar durchgeknallte Islamisten, und die haben vielleicht 
überzeugendere Argumente als ein paar Plakate dabei. Kann mir nicht 
vorstellen, dass die Wände und der Reaktordruckbehälter ein paar gezielt 
eingesetzten Panzerbrechern so viel entgegenzusetzen haben. Ich mein, 
denkt denn keiner über sowas nach? Über die Gefahr von gezielten 
Flugzeugabstürzen auf AKW hat man auch schnell den Mantel des Schweigens 
gebreitet.

von Vn N. (wefwef_s)


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Timm Thaler schrieb:
> Macht euch das nicht Angst? Wenn Greenpeace das kann, dann können das
> auch ein paar durchgeknallte Islamisten, und die haben vielleicht
> überzeugendere Argumente als ein paar Plakate dabei.

Nein, warum denn? Um genau sowas zu verhindern werden wir ja Überwacht, 
dann brauchen AKW nicht mehr sicher sein.
Denn vergiss nicht: auch du bist Terrorist
https://www.youtube.com/watch?v=SGD2q2vewzQ

von Dipl.- G. (hipot)


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Icke ®. schrieb:
> magic smoke schrieb:
>> Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
>> betreiben.
>
> Das wollen uns die Konstrukteure glauben machen, seit es Kernkraftwerke
> gibt. Reichen zwei Super-GAUs und weitere schwere Störfälle innerhalb
> weniger Jahrzehnte als Gegenbeweis immer noch nicht aus? Von der
> Abfallproblematik gar nicht zu reden.

Ich stimme zu. Nuklearingenieure sprechen von 
"auslegungsüberschreitendem Störfall" - und das bei der stärksten Kraft 
im Universum. Daß es bei dieser gefährlichen Technologie so etwas wie 
"auslegungsüberschreitend" geben kann, ist der blanke Wahnsinn. Des 
weiteren wurde die Technologie vom Steuerzahler entwickelt, die Gewinne 
werden von den Betreibern eingestrichen und den Atommüll bekommt 
anschließend wieder der Steuerzahler auf eigene Kosten vors Haus 
abgeladen. Für die Abfallprodukte gibt es bis heute keine Lösung. 
Deswegen produzieren wir stur und unablässig welchen.
Vom Standpunkt der Netzregelung betrachtet ist Atomenergie außerdem 
schlecht regelbar. Insgesamt eine ingenieurwissenschaftlich absolut 
fehlgeleitete, gefährliche und unkontrollierbare Energiequelle. 
Abschalten die Buden, aber alle. Statistisch gesehen passiert ein GAU 
alle 10000 Jahre. Tschernobyl war 1986, Fukushima 2011. Da waren die 
ersten 10000 Jahre schon rum. :-P

von Dipl.- G. (hipot)


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https://www.youtube.com/watch?v=IMabpbAIAEI



Etwas reißerisch, aber wenigstens interessante Hintergründe zu den 
Beteiligten:

https://www.youtube.com/watch?v=a2NR1p0t_sg

von Magic S. (magic_smoke)


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Jaja die aufgebauschten und reißerisch dramatisierten Dokus kennen wir 
alle. Ich halte da nicht sooo viel von. Allein die Titel reichen mir 
schon für den Lachanfall.

Man muß halt "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall 
auslegen oder vielfache Redundanzen schaffen, auf die man sich im 
Ernstfall auch verlassen kann. Dazu ein in sich sicheres Reaktordesign 
ohne "ein wenig Plutoniumproduktion" nebenbei und dann kriegt man es 
auch hin. Da kostet die kWh vielleicht einen Cent mehr.

Im Grunde kann man Fukushima auf einen einzigen Fehler zurückführen, der 
ursächlich für die Reaktorschäden war: Fehlendes Kühlwasser. Ich bleib 
dabei, eine geeignete Talsperre in der Nähe, mit dem AKW über eine oder 
zwei erdbebensichere Druckleitung verbunden, und man hätte durch das 
Gefälle ganz ohne Pumpen riesige Mengen Kühlwasser gehabt.

von Timm T. (Gast)


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magic smoke schrieb:
> "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall
> auslegen

Und was ist der größtmögliche Störfall? Ein Meteoreinschlag?

Als die Anlagen gebaut wurden, hat niemand mit Attentätern gerechnet, 
die freudig ihren eigenen Tod in Kauf nehmen. Das sieht heute ganz 
anders aus.

Also, gegen was willst Du die Anlagen schützen? Einen entführten Jumbo? 
Eine Handvoll Idioten mit Panzerfäusten? Alle Anlagen mit Flak ausrüsten 
und wie militärisches Sperrgebiet behandeln?

Angesichts dessen, dass da mal eben 50 Leute von Greenpeace einen 
Reaktor beklettern, wundert mich echt, dass da in den letzten Jahren 
nicht mehr passiert ist.

von Magic S. (magic_smoke)


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Wenn mir 50 Greenpiss Aktivisten aufs Dach steigen, dann würd ich das 
plakativ als Werbegag nutzen: Schauen Sie selbst, was unsere 
Reaktorkuppel aushält! Die sind doch keine Gefahr für das Atomkraftwerk. 
Selbst wenn sie ihre hastig zusammengeflickten Stoffbanner da 
runterrollen wird die Reaktorkühlung nicht darunter leiden. Soll ich sie 
deswegen mit MG-Salven da runterblasen? Nöö, sollen sie doch da oben 
sitzen, mir doch egal.

Bei Terroristen, die eine echte Gefahr darstellen, würde ich das tun und 
man könnte so eine Anlage sehr wohl gehen sowas sichern. Sieht dann zwar 
aus wie 'ne größere Kaserne, aber dann ist das halt so. Erfordert halt 
eine gut bewaffnete Schutztruppe, da sehe ich kein Problem. Eine 
Panzerfaust oder Panzerabwehrrakete müßte das Ding ebenfalls abkönnen 
(wenn ich es bauen sollte), sollte sich jemand mit so einem Ding dicht 
genug nähern können.

Meteoreinschlag kommt auf die Größe des Objektes an. Ab einer gewissen 
Größe ist es sowieso egal, dann ist die Gegend in weitem Umkreis platt, 
egal ob da ein Kraftwerk stand oder nicht. Ich bin kein Statiker, ich 
weiß nicht ob man irgendwelche Mauerkonstruktionen bauen kann, die einen 
größeren Meteoriten vom Reaktor fernhalten könnten. Bei Flugzeugen geht 
es. Da haben sie Crashtests mit Triebwerken durchgeführt, bei denen die 
Turbinenwellen mit Raketen beschleunigt und gegen solche Wände 
geschossen werden. Eine ausreichend dicke Wand hat da kein Problem mit.

https://www.youtube.com/watch?v=tUwfj8-bcsc

von Vn N. (wefwef_s)


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Dipl.- Gott schrieb:
> Statistisch gesehen passiert ein GAU
> alle 10000 Jahre. Tschernobyl war 1986, Fukushima 2011. Da waren die
> ersten 10000 Jahre schon rum. :-P

Die Statistik ist sogar ziemlich zutreffend, denn die Jahre beziehen 
sich auf ein AKW. Über die Gesamtzahl der AKW weltweit kommen dann so 
ca. 20 Jahre raus, bis irgendwo was passiert. Waren aber glaub ich 
1000 Jahre und nicht 10000 pro AKW.

von Falk B. (falk)


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@ magic smoke (magic_smoke)

>Man muß halt "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall
>auslegen oder vielfache Redundanzen schaffen, auf die man sich im
>Ernstfall auch verlassen kann.

"Einfach" gesagt.

> Dazu ein in sich sicheres Reaktordesign
>ohne "ein wenig Plutoniumproduktion" nebenbei und dann kriegt man es
>auch hin. Da kostet die kWh vielleicht einen Cent mehr.

Genau!

>Im Grunde kann man Fukushima auf einen einzigen Fehler zurückführen, der
>ursächlich für die Reaktorschäden war: Fehlendes Kühlwasser.

Nein. Größen- und Technikwahn!

>Ich bleib
>dabei, eine geeignete Talsperre in der Nähe, mit dem AKW über eine oder
>zwei erdbebensichere Druckleitung verbunden, und man hätte durch das
>Gefälle ganz ohne Pumpen riesige Mengen Kühlwasser gehabt.

Du machst den gleichen Denkfehler wie die Erbauer von Fukushima. Wenn 
man es WIRKLICH eigensicher bauen will, dann kann JEDER Mist passieren 
und dennoch muss sich der Schaden in Grenzen halten.

Jede noch so sichere Leitung kann knacken, auch wenn es zwei sind. Und 
dann? Deine Talsperre liegt oberhalb des AKW. Was, wenn die Staumauer 
bricht?

Ein Kohle- oder Gaskraftwerk kann so ziemlich jeden Mist im Störfall 
machen den es will, ausser viel Boom und Dampf passiert da nicht. Ein 
kleines, lokales Problem, keine globale Verseuchung!

Ich wiederhole mich. Vielleicht ist der Fusionsreaktor, der sei geraumer 
Zeit in 150 Millionen km Entfernung vor sich hinkocht doch gar nicht so 
dumm?

<Ironie>
Warum hat man denn den Reaktor nicht gleich INS Meer gebaut, so in 50m 
Tiefe? Dann hat man IMMER Kühlwasser und kann sogar ohne Pumpe per 
Schwerkraft/Thermik zirkulieren. Und überflutet werden kann er auch 
nicht. Und Tsunamis, Stürme gibt es auf 50m Tiefe auch nicht. Es ist 
erstaunlich, wie ruhig das Meer in ein paar Dutzend m Tiefe ist, egal 
was oben passiert.
</Ironie>

Ich hab mal ewigen Jahren einen Artikel gelesen, wo angeblich ein 
Italiener einen "Müllreaktor" gebaut hat, der zu ziemlich jeden miesen 
Brennstoff frisst den es gibt (keine Wiederaufbereitung, Vernichtung von 
militärischem Plutonium etc.) und dennoch sehr sicher ist, u.a. weil er 
eine niedrige Energiedichte hat. Gekühlt mit flüssigem Blei (?). Hat 
davon schon mal einer was gehört?

von c. m. (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> magic smoke schrieb:
>> "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall
>> auslegen
>
> Und was ist der größtmögliche Störfall? Ein Meteoreinschlag?

nah. das wäre ein "super GAU".
man muss sich der bedeutung des abkürzung "GAU" bewusst werden: 
*G*rößter *A*nzunehmender *U*nfall, mit betonung auf "anzunehmender".
ist es sinnvoll anzunehmen das ein geeigneter meteor einen reaktor 
beschädigt? nö, zu seltenes ereignis.
ist es sinnvoll anzunehmen das AKW-betreiber einen reaktor so anfahren 
das er platzt (chernobyl)? nö, sind ja spezialexperten.
ist es sinnvoll anzunehmen das ein tsunami an der küste AKW's so 
beschädigt das sie platzen? nö, "haben wir ausgerechnet - das passiert 
nicht!".
ist das alles möglich, und die schäden und das leid danach groß, ja 
klar, aber das nehmen wir in kauf wegen der gewinne.

> Angesichts dessen, dass da mal eben 50 Leute von Greenpeace einen
> Reaktor beklettern, wundert mich echt, dass da in den letzten Jahren
> nicht mehr passiert ist.

tatsächlich. wahrscheinlich brauchst du nur ein/zwei mann in einem 
reaktor die verhindern daß das teil heruntergefahren wird - durch 
beschädigen irgendwelcher regelmechanismen (siehe GAU, "es ist nicht 
anzunehmen das diese 2 pumpen ausfallen UND dann noch ein faustgroßes 
leck DA entseht", "*völlig* ausgeschlossen ist das DIESE tür, der zugang 
zu xyz, zugeschweißt ist!"), und ein paar leute die außen am reaktor 
dafür sorgen das die notstromgeneratoren kaputt sind und die externe 
stromzuführung aus dem netz weg ist.
eine geeignet große und ausgerüstete gruppe leute könnte das wohl 
leisten.

> Also, gegen was willst Du die Anlagen schützen? Einen entführten Jumbo?
> Eine Handvoll Idioten mit Panzerfäusten? Alle Anlagen mit Flak ausrüsten
> und wie militärisches Sperrgebiet behandeln?

es gibt verneblungsgerät für AKW das die gesamte anlage einhüllt 
(einhüllen soll) so das ein flugzeug schwerer auf den reaktor gelenkt 
werden können soll.

ob man diese nebelgeneratoren auch nutzen kann um einen bodengestützen 
angriff auf einen reaktor zu schützen? (nicht den reaktor, sondern den 
angriff)

von G. K. (zumsel)


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Timm Thaler schrieb:

> Als die Anlagen gebaut wurden, hat niemand mit Attentätern gerechnet,
> die freudig ihren eigenen Tod in Kauf nehmen. Das sieht heute ganz
> anders aus.

Die Notstandsgesetze von 1968?

Und ein Krieg in Europa war zur Bauzeit und Planungszeit eine völlig 
valide Option.

: Bearbeitet durch User
von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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c. m. schrieb:
> das wäre ein "super GAU".

es gibt für alles noch mal eine Steigerung, z.B.

tot - toter - am totesten - am allertotesten

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> es gibt für alles noch mal eine Steigerung, z.B.
> tot - toter - am totesten - am allertotesten

Und täglich grüsst das Murmeltier:
Beitrag "Re: Fukushima Chronik eines Desasters"

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein 
wenig Ahnung von der Materie hat?
Irgendwie wird immer alles durcheinander gebracht, und mit Halb- und 
Falschwissen geglänzt. Auf beiden Seiten!
Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand 
hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik 
gemacht hat.

Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte 
Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.
Und so weiter und so fort.

Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen 
Gründen fast ausgestorben ist. Und Studiengänge wie E-Technik werden als 
altmodisch bezeichnet. Lieber wird ein "moderner" Studiengang wie 
Tourismusmanagement angeboten. Uns so laufen dann auch die Diskussionen.

von Timm T. (Gast)


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Michael m. schrieb:
> Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen
> Gründen fast ausgestorben ist.

Ich prangere auch an, dass die Ausbildung zum Heizer für 
Dampflokomotiven in Dt. arg vernachlässigt wird.

Nachdem man endlich mal soweit ist, die wahren Herstellungskosten für 
Atomstrom anzusetzen, stellt man fest, dass der Betrieb nicht wirklich 
wirtschaftlich ist. Siehe Finnland, wo man zwar weiterbaut, weil man 
nicht mehr zurück kann, aber eigentlich jeder weiss, dass es ein 
Zuschussgeschäft bleiben wird. Siehe England, wo die Chinesen gern 
mitbauen, aber nur wenn der Staat eine Einspeisevergütung von 12ct/kWh 
garantiert. Dass die Chinesen selbst AKW als Prestigeprojekte 
durchziehen und dabei auf Sicherheitsstandards sche...en, ist sicher 
richtig, aber daran muss man sich nicht orientieren, finde ich.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
> wenig Ahnung von der Materie hat?

Erwartest du ernsthaft, dass sich in einem Forum für Elektronik viele 
Leute rumtreiben, die das von dir gewünschte Profil haben?

Abgesehen davon beschreibst du hier in dem Profil eher die Kernphysik 
als die Kernenergietechnik. Die Physik ist zwar ein Teil davon, aber 
dann kommt der Nächste und verlangt eine Ausbildung als Kerntechnik-Ing, 
und zwar mit solider Kenntnis in der real verwendeten Technik.

Und alle anderen sollen die Klappe halten und ehrfürchtig aufschauen?

> Irgendwie wird immer alles durcheinander gebracht, und mit Halb- und
> Falschwissen geglänzt.

Unweigerlich. Und wenn überhaupt niemand dabei ist, der es besser weiss, 
dann ist das Pech. Ansonsten darfst du dich gerne einbringen. Manche 
sind noch lernfähig.

Mal auf die Elektronik gemünzt: Sollen hier im Forum nur Experten zur 
Diskussion zugelassen sein? Also solche, die auch die Halbleiterphysik 
runterbeten können?

> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.

Einfangquerschnitt, Reaktivität etc wirf man in Büchern der Schulphysik 
wohl recht selten finden und bei denen für die Physiker wirds schnell 
unverständlich. Da muss man schon bei den Kerntechnikern reinschauen.

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Timm Thaler schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen
>> Gründen fast ausgestorben ist.
>
> Ich prangere auch an, dass die Ausbildung zum Heizer für
> Dampflokomotiven in Dt. arg vernachlässigt wird.

Genau das meine ich, keine Ahnung aber blöd daher reden.

Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.
Die meisten können sich gar nicht vorstellen, wo man das überall 
braucht.
Medizin, Elementanalysen, Materialprüfung, Luftmesstechnik, 
Lebensmittelkonservierung (sehe ich kritisch, wird aber gemacht), 
Raumfahrt,....

Das war die Zielsetzung bei Kern und Strahlungstechnik in meinem 
Studium. Aber durch den Atomausstieg, braucht man ja kein wissen mehr, 
um z.B.eine Positronen-Emissions-Tomographie machen zu können.

Durch die Kerntechnik wurden mehr Menschen gerettet, als zu schaden 
gekommen sind.

Ach nochwas zur Kernfusion, diese wird schon lange, nicht nur für 
Bomben, Technisch in Neutronenquellen genutzt (leider aber ungeeignet 
für die Energieversorgung).

> Ich prangere auch an, dass die Ausbildung zum Heizer für
> Dampflokomotiven in Dt. arg vernachlässigt wird.
>
> Nachdem man endlich mal soweit ist, die wahren Herstellungskosten für
> Atomstrom anzusetzen, stellt man fest, dass der Betrieb nicht wirklich
> wirtschaftlich ist. Siehe Finnland, wo man zwar weiterbaut, weil man
> nicht mehr zurück kann, aber eigentlich jeder weiss, dass es ein
> Zuschussgeschäft bleiben wird. Siehe England, wo die Chinesen gern
> mitbauen, aber nur wenn der Staat eine Einspeisevergütung von 12ct/kWh
> garantiert. Dass die Chinesen selbst AKW als Prestigeprojekte
> durchziehen und dabei auf Sicherheitsstandards sche...en, ist sicher
> richtig, aber daran muss man sich nicht orientieren, finde ich.

lies mal nochmal, was ich geschrieben habe.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.

Richtig. Aber oben steht "Mikrocontroller.net" auf der Leiste. Da sind 
solide Kenntnis in Kernphysik und Kerntechnik nicht grad zwingend.

Aber abgesehen davon: Was hat das mit Fukushima zu tun?

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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A. K. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
>> wenig Ahnung von der Materie hat?
>
> Erwartest du ernsthaft, dass sich in einem Forum für Elektronik viele
> Leute rumtreiben, die das von dir gewünschte Profil haben?
>

Ich habe gefragt, warum sich niemand mehr zu Wort meldet, wer das wissen 
eigentlich haben müsste.
Das gleiche Phänomen sieht man auch schön bei der Energiewende, man hört 
da auch nur noch Leute darüber reden, die oft nicht einmal Leistung und 
Energie auseinaderhalten können.

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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A. K. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.
>
> Richtig. Aber oben steht "Mikrocontroller.net" auf der Leiste. Da sind
> solide Kenntnis in Kernphysik und Kerntechnik nicht grad zwingend.
>
> Aber abgesehen davon: Was hat das mit Fukushima zu tun?

Ich hab geschrieben:
"Und Studiengänge wie E-Technik werden als
altmodisch bezeichnet. Lieber wird ein "moderner" Studiengang wie
Tourismusmanagement angeboten"

Bezug zu Microcontroller.net ;)


"Uns so laufen dann auch die Diskussionen."
Bezug zu Thread hier ;)

von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> Ich habe gefragt, warum sich niemand mehr zu Wort meldet, wer das wissen
> eigentlich haben müsste.

In jene Tiefen, die du skizzierst, geht es in diesem Thread doch 
überhaupt nicht. Worauf beziehst du dich konkret?

Im Hauptthread zu Fukushima vor 3 Jahren war streckenweise etwas mehr 
Physik und Technik dabei:
Beitrag "Sicherheit von AKWs bei Erdbeben"

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> "Und Studiengänge wie E-Technik werden als
> altmodisch bezeichnet.

Hier im Forum? ;-)

Ok, im Irrenhaus (Bereich A&B) gibts ein paar Leute, die empfehlen allen 
den Studiengang "Überleben mit Hartz 4", aber sonst?

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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Michael m. schrieb:
> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.

Man braucht bei weitem kein Abitur, um zu erkennen, dass bei empirischen 
2 Super-GAUs in 30 Jahren genau die Leute, die damals die AKWs geplant 
haben Fehler gemacht haben. Nämlich den zu glauben, dass sich alles und 
jedes Problem durch technische Maßnahmen und Statistik ausschließen 
lässt. Obwohl diese ja sicherlich die von dir geforderte Ausbildung 
durchlaufen haben.

Michael m. schrieb:
> Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
> Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
> Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte
> Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.
> Und so weiter und so fort.

Ich denke ich weiß das alles, bin aber nicht der Meinung, dass man das 
alles wissen und verstanden haben muss, um über den Sinn und Unsinn von 
Kernkraft entscheiden zu können. Dazu reichen imho schon ein paar wenige 
Kernfakten, wie etwa das ungelöste Abfallproblem, eine realistische 
Kostenabschätzung der Technologie und eine realistische Abschätzung des 
Super-GAU-Risikos und der damit verbunden Folgen. Außerdem habe ich 
Argumente nach dem Motto: "Du kannst das ja gar nicht beurteilen, weil 
du XY nicht weißt" schon als Kind gehasst, insbesondere wenn klar war, 
dass derjenige das nur als vorgeschobenes Totschlagargument verwendet, 
um einer echten sachlichen Diskussion zu entgehen.

Tatsächlich habe ich eher das umgekehrte Gefühl: Die meisten 
Kernphysikbücher, die ich kenne, in denen natürlich auch die von dir 
geforderten Dinge drinstehen präsentieren imho ein Recht verklärtes Bild 
über Nutzen und Risiken der Kernkraft. Ich vermute, dass es daran liegt, 
dass einige Standardwerke noch aus der Prä-Super-GAU-Zeit stammen. 
Außerdem ist natürlich auch verständlich, dass die Autoren, die ja 
selbst oft an Kernkraft (sei es Fission oder Fusion) forschen, die Dinge 
subjektiv etwas positiver sehen. Sonst hätten sie sicherlich auch 
Probleme gehabt die eigene Tätigkeit vor sich selbst rechtfertigen zu 
können.

Sowieso scheint meiner Meinung nach der Glaube alles und jedes mit 
Technik lösen zu können insbesondere unter denen "technisch Gebildeten" 
verbreitet zu sein.

Was ich in meinem eigenen Physikstudium zum Beispiel wirklich vermisst 
habe, sind Lehrveranstaltungen zu Ethik und Technikfolgenabschätzung. 
Ich weiß, dass das hier anscheinend einige für überflüssig halten, finde 
aber, dass das Bestandteil jedes technischen Studiums sein sollte.

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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A. K. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> "Und Studiengänge wie E-Technik werden als
>> altmodisch bezeichnet.
>
> Hier im Forum? ;-)
>


Nein, hier Gott sei dank nicht. ;)
Aber ein E-Technik Prof meinte, das die Hochschulführung eine solche 
Meinung hatte.

Ich habe halt Angst, das es so weiter geht. Schon Bald kann man 
vielleicht Homöopathie studieren. Und Niemand interessiert sich mehr für 
die Fakten, sondern nur noch für eine Ideologie (und was es kostet). Und 
das sieht man auch hier im Thread manchmal sehr schön. Z.B. S.E. hat im 
letzten Beitrag über dem hier auch nicht richtig gelesen, was ich 
geschrieben habe. Es wird einfach nur das unreflektiert wiederholt, was 
man schon tausendmal gehört hat.

Werde aber jetzt das selbe machen, was ein Kollege mal sagte, einfach 
raushalten, und hoffen, das man von den "Spinnern in ruhe gelassen" 
wird.
Dann wird halt da wo es vorgeschrieben wird mit Pi=3,2 gerechnet, und 
für sich selber macht man es dann richtig ;)
soll eine Anspielung auf "Indiana Pi Bill" sein, wer es noch nicht 
kennt, googeln ;)

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Ich kann's mir nicht verkneifen ;)

S. E. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
>> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
>> gemacht hat.
>
> Man braucht bei weitem kein Abitur, um zu erkennen, dass bei empirischen
> 2 Super-GAUs in 30 Jahren genau die Leute, die damals die AKWs geplant
> haben Fehler gemacht haben. Nämlich den zu glauben, dass sich alles und
> jedes Problem durch technische Maßnahmen und Statistik ausschließen
> lässt. Obwohl diese ja sicherlich die von dir geforderte Ausbildung
> durchlaufen haben.

Meiner Meinung nach gab es schon 5 Super-Gaus seit den 50ern, und jetzt? 
;)

So in etwa hätte auch mal das mit den Müll gemacht gehört:
http://de.wikipedia.org/wiki/Untertagedeponie_Herfa-Neurode
Vergleicht mal die Mengen und Lagerzeiten. Bis jetzt wäre das Problem 
mit dem Müll noch relativ klein, wenn sie ihn nicht vergraben hätten. 
Natürlich soll aber kein weiterer Müll mehr produziert werden. Wie ich 
schon schrieb, bin ich auch gegen die jetzige AKW-Technik, aber halt 
nicht gegen Kernenergie an sich, und erst recht nicht gegen Kerntechnik.


aber jetzt bin ich wirklich raus. ;)

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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> S.E. hat im
> letzten Beitrag über dem hier auch nicht richtig gelesen, was ich
> geschrieben habe. Es wird einfach nur das unreflektiert wiederholt, was
> man schon tausendmal gehört hat.

Gelesen schon, aber wahrscheinlich nicht verstanden, wäre cool, wenn du 
mich da aufklärst.

Ich hatte dich oben tatsächlich so verstanden, dass du der Meinung bist, 
dass ausschließlich die, die sich "auskennen" (in dem Sinne von die 
Dinge verstehen, die du schriebst), mitreden sollten bei der Frage, ob 
Kernkraft (zur Energiegewinnung) sinnvoll/beherrschbar ist, oder nicht 
(darum geht/ging es hier ja die meiste Zeit).

In den folgenden Aussagen stimme ich dir übrigens uneingeschränkt zu, 
allerdings sehe ich weder, was das mit diesem Thread zu tun hat, noch 
dass das jemand hier anzweifeln würde:

> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.
> Die meisten können sich gar nicht vorstellen, wo man das überall
> braucht.
> Medizin, Elementanalysen, Materialprüfung, Luftmesstechnik,
> Lebensmittelkonservierung (sehe ich kritisch, wird aber gemacht),
> Raumfahrt,....

> Das war die Zielsetzung bei Kern und Strahlungstechnik in meinem
> Studium. Aber durch den Atomausstieg, braucht man ja kein wissen mehr,
> um z.B.eine Positronen-Emissions-Tomographie machen zu können.

> Durch die Kerntechnik wurden mehr Menschen gerettet, als zu schaden
> gekommen sind.

> Ach nochwas zur Kernfusion, diese wird schon lange, nicht nur für
> Bomben, Technisch in Neutronenquellen genutzt (leider aber ungeeignet
> für die Energieversorgung).

von Axel L. (axel_5)


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Michael m. schrieb:
> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
> wenig Ahnung von der Materie hat?
> Irgendwie wird immer alles durcheinander gebracht, und mit Halb- und
> Falschwissen geglänzt. Auf beiden Seiten!
> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.
>
> Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
> Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
> Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte
> Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.
> Und so weiter und so fort.
>
> Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen
> Gründen fast ausgestorben ist. Und Studiengänge wie E-Technik werden als
> altmodisch bezeichnet. Lieber wird ein "moderner" Studiengang wie
> Tourismusmanagement angeboten. Uns so laufen dann auch die Diskussionen.

Weil das in dem Zusammenhang alles egal ist. Dann geht es nur noch 
darum, ob einer der Notstromdiesel anspringt (sofern er überhaupt noch 
da ist).

Wenn man sich die Geschichte der Fehler (aber auch der Installationen) 
in deutschen AKW ansieht, wundert man sich nur noch, was wir für ein 
unverschämtes Glück hatten, bei der offensichtlichen Inkompetenz, mit 
der die gebaut wurden.

Gruss
Axel

von Timm T. (Gast)


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Michael m. schrieb:
> Genau das meine ich, keine Ahnung aber blöd daher reden.

Das kannst Du beurteilen? Ob ich keine Ahnung habe? Interessant...

> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.

Und vor 50 Jahren nannte man das auch noch so. Nagut, es gibt ein paar 
Ewiggestrige, die das auch heute noch so nennen.

> Die meisten können sich gar nicht vorstellen, wo man das überall
> braucht.

Ja, Du anscheinend auch nicht, weil...

> Medizin, Elementanalysen, Materialprüfung, Luftmesstechnik,
> Lebensmittelkonservierung (sehe ich kritisch, wird aber gemacht),
> Raumfahrt,....

Das heisst ionisierende Strahlung. "Kern"strahlung ist nur ein kleiner 
Teil, bei der die Stahlung in den Atomkernen entsteht. Da gibt es aber 
noch Synchotronstrahlung, Röntgenbremsstrahlung, Paarzerfall,... die 
ebenfalls ionisierende Strahlung erzeugen und genutzt werden. Sich hier 
auf "Kerntechnik" beschränken ist so sinnvoll, wie ein E-Techniker, der 
glaubt sein Fachgebiet besteht nur aus Dynamomschinen.

von G. K. (zumsel)


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Michael m. schrieb:
> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
> wenig Ahnung von der Materie hat?

Und wo bleibt der Beitrag der Fachleute zur Lösung des Atommüllproblems?

> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.

Hinterher dumm rumlabern das dieses und jenes niemals hätte sein dürfen 
ist kein Privileg von Fachleuten. Die ganzen Unfälle sind passiert und 
die Fachleute haben das nicht verhindert.

Und hier noch eine Meinung zu den Konzepten von Kernphysikern: 
http://alternativlos.org/14/ (Ab 1:41:20)

von Dipl.- G. (hipot)


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Michael m. schrieb:

> Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
> Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
> Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte
> Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.

Das müßte normalerweise Stoff Realschule Klasse 10 sein. Jedenfalls 
haben wir das damals gelernt. Die berühmten Zerfallsreihen- und 
Atomkern-Lehrerkarten aus DDR-Zeiten, die nach wie vor an den 
sächsischen Schulen benutzt werden, kennen jedenfalls alle Ossis.

u.a. Physik Klasse 10:
http://www.ebay.de/itm/DDR-Lehrmittel-LEHRKARTE-ATOMREAKTOR-Rollkarte-Atomphysik-Atome-Physik-ALT-8457-/251304594532?nma=true&si=012%252BpMprX%252B4HU5PdRv7wdedmCFw%253D&orig_cvip=true&rt=nc&_trksid=p2047675.l2557

http://www.ebay.de/itm/DDR-Lehrmittel-LEHRKARTE-Kuenstliche-KERNUMWANDLUNG-Rollkarte-Atomphysik-ALT-8160-/360627463611?nma=true&si=012%252BpMprX%252B4HU5PdRv7wdedmCFw%253D&orig_cvip=true&rt=nc&_trksid=p2047675.l2557


Chemie Klasse 10/ Vorbereitung von Physik und Chemie Klasse 11:
http://www.ebay.de/itm/Energiezustande-Wasserstoffatoms-DDR-Rolltafel-Lehrmittel-Leinwand-/201036599050?pt=DDR_Ostalgie&hash=item2eceb70f0a


Mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung ist eigentlich 
Kernbestandteil der Allgemeinbildung. Scheinbar höchstens im Osten. Kein 
Wunder, daß dort Neuntklässler 1-3 Jahre Vorsprung in diesen Fächern 
haben.

von S. E. (crayse)


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> Ich habe halt Angst, das es so weiter geht. Schon Bald kann man
> vielleicht Homöopathie studieren. Und Niemand interessiert sich mehr für
> die Fakten, sondern nur noch für eine Ideologie (und was es kostet).

Ich interessiere mich sehr für die Fakten und würde mich freuen, wenn du 
zur Abwechslung auch mal ein paar Fakten auf den Tisch legen würdest.

Bis jetzt hab ich da nur das hier von dir gehört:
> So in etwa hätte auch mal das mit den Müll gemacht gehört:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Untertagedeponie_Herfa-Neurode
> Vergleicht mal die Mengen und Lagerzeiten. Bis jetzt wäre das Problem
> mit dem Müll noch relativ klein, wenn sie ihn nicht vergraben hätten.

Die Endlagerung von Giftmüll und Atommüll zu vergleichen ist aber, wie 
ich oben schon schrieb meiner Meinung nach ziemlich verharmlosend. Bei 
deinem letzten Satz hab ich leider wieder mal keine Ahnung, was du mir 
damit sagen willst.

Ich kenne persönlich auch viele Leute, die jeden, der Atomkraft 
kritisiert direkt als fortschritts- und technikfeindlich abstempeln. Als 
ob der Industriestandort Deutschland jetzt untergehen würde, weil wir da 
aussteigen.
In meinen Augen sieht es so aus: Atomkraft ist für mich bei Leibe keine 
Zukunftstechnologie sondern eine von vorgestern. Wenn man ehrlich 
gewesen wäre, hätte man da schon vor 30 Jahren aussteigen sollen. Selbst 
die Kernfusion, die ja gerne als Allheilmittel gehandelt wird sehe ich 
sehr kritisch. Mal abgesehen davon, dass da selbst Optimisten nicht vor 
2050 mit einem funktionierenden Kraftwerk rechnen, ist das keine echte 
Lösung für unsere Energieprobleme. Grund:
- Wenn sich Kernfusion überhaupt lohnen soll, dann nur mit sehr großen 
Kraftwerken, weil sich anders der immense Aufwand nie ammortisieren 
kann. Diese müssten mindestens in der Größenordnung unserer jetzigen 
Atomkraftwerke sein (2 GW aufwärts). Auf Grund des riesigen 
Kühlwasserbedarfs solcher Kraftwerke, wäre die Möglichkeit diese 
aufzustellen beschränkt, man könnte sie nur in begrenzter Anzahl an 
großen Flüssen bauen und selbst dort hätte man im Winter und im Sommer 
massive Versorgungsprobleme, wie man sie in Frankreich heute schon hat:
http://www.taz.de/!71955/

An eine flächendeckende oder gar weltweite Versorgung (insbesondere in 
wärmeren und trockeneren Gebieten) ist gar nicht zu denken. Der zu 
diesem Zeitpunkt dann wahrscheinlich weit fortgeschrittene Klimawandel 
wird das Problem zusätzlich verschärfen.

Abgesehen davon, werden unsere Strom-Netze zu diesem Zeitpunkt gar 
nichts mehr mit solchen unflexiblen (weil nicht wirtschaftlich 
regelbaren) zentralisierten Kraftwerken anfangen können.

Was wir wirklich brauchen ist eine Lösung zur flexiblen 
Energiezwischenspeicherung. Wenn uns die "Kerntechnik" hierzu eine 
praktikable Lösung anzubieten hat, dann gerne her damit!

von Timm T. (Gast)


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S. E. schrieb:
> die Kernfusion, die ja gerne als Allheilmittel gehandelt wird sehe ich
> sehr kritisch. Mal abgesehen davon, dass da selbst Optimisten nicht vor
> 2050 mit einem funktionierenden Kraftwerk rechnen

Nana, schließlich wurde uns schon vor 20 Jahren versprochen, dass wir in 
20 Jahren bestimmt Kernfusion haben, wenn wir nur genügend Geld 
reinstecken.

Und dass der Strom dann so billig ist, dass man die Zähler ausbauen 
wird, weil sich die Verbrauchsmessung nicht mehr lohnt. Achnee, das hat 
man schon vor 50 Jahren für Atomkraftwerke versprochen...

von (prx) A. K. (prx)


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S. E. schrieb:
> Wenn man ehrlich
> gewesen wäre, hätte man da schon vor 30 Jahren aussteigen sollen.

In gewisser Hinsicht hat man das hierzulande sogar. Vor 32 Jahren wurden 
die letzten deutsche KKW in Betrieb genommen.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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A. K. schrieb:
> Vor 32 Jahren wurden
> die letzten deutsche KKW in Betrieb genommen.

Kleine Korrektur:
Neckarwestheim 2 wurde als letztes deutsches KKW 1989 in Betrieb 
genommen, das sind bei mir 25 Jahre.
;-)

von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> Kleine Korrektur:

Oops, falsche Spalte erwischt. Ok, es wurde seit 32 Jahren kein neues 
mehr gebaut. ;-)

von Timm T. (Gast)


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In Grundremmingen könnte es jederzeit zum Super-GAU kommen: 
http://www.ippnw.de/startseite/artikel/14a7ad0fd9/akute-unfallgefahr-im-atomkraftwerk.html

Nagut, der TÜV Süd ist da anderer Meinung. Moment, war der TÜV Süd nicht 
der, der Magnetstäbchen für Benzintanks zertifiziert hat? Das ist dann 
natürlich seriös.

von (prx) A. K. (prx)


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Timm Thaler schrieb:
> In Grundremmingen könnte es jederzeit zum Super-GAU kommen:

In Fukushima ist ein ähnliches Szenario mindestens in den 3 aktiven 
Reaktoren aufgetreten, möglicherweise auch in ein paar weiteren 
anderswo. Denn die im Artikel erwähnten Frischdampfventile werden bei 
einem Erdbeben geschlossen und das Reaktorgebäude vom Maschinenhaus 
getrennt. Das hatten die Kraftwerke überlebt.

Wenn hier speziell auf Grundremmingen Bezug genommen wird, dann stellt 
sich die Frage, ob das Problem speziell dort aufgrund der Auslegung bzw. 
eines Auslegungsfehlers auftreten kann. Denn eine schlagartige Isolation 
des Reaktorgebäudes vom Maschinenhaus ist ein Standardszenario bei 
Problemsituationen und eigentlich ein Auslegungsstörfall.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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von Manuel X. (vophatec)


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Ich hab mir jetzt nicht die ganze Diskussion durchgelesen, aber :

A. K. schrieb:
>
> Ein Tsunami dieser Grössenordnung war schlicht nicht auf der Rechnung.
>

Und den Planern des Karftwerkes war nicht klar das sich Japan direkt 
auf/neben dem pazifischen Feuerring befindet? Wo genau sowas eigentlich 
jederzeit passieren kann? Joa, ne, da haben wohl eher einige nicht nur 
ein Auge zugedrückt und gehofft das es schon passen wird (war da nicht 
auch was in den Nachrichten zu).

Oo

von c. m. (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> Zum Thema "End"lagerung:
> 
http://www.heise.de/tp/news/Unfall-in-US-Atomlager-verstaerkt-Zweifel-an-Lagerung-von-Atommuell-in-Salz-2164399.html
1
…solle festgestellt werden, ob mehr als 13 Menschen betroffen seien,
2
sagte am Donnerstag der Projektleiter des Waste Isolation Pilot Plant
3
(WIPP), Farok Sharif. 
4
Er lehnte unter Hinweis auf die Privatsphäre der Betroffenen eine
5
Einschätzung ab, wie viel Strahlung sie ausgesetzt worden waren.
http://taz.de/Nach-Strahlungsleck/!133984/

er hätte es auch mit verweis auf die "nationale sicherheit" ablehnen 
können, oder sagen das es ein NDA mit IP-ansprüchen der hersteller der 
strahlenmessgeräte gibt.
naja, mir egal. die usa sind weit weg, und wenn die bürger da am 
atommüll verrecken und sich nicht dagegen wehren solls mir auch recht 
sein.

von Timm T. (Gast)


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Ihr habt es sicher schon gehört: Den Betreibern werden die Rückbaukosten 
zu hoch. Deswegen soll der Rückbau jetzt DDS* aufgebrummt werden.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/atomausstieg-wer-zahlt-endlagerung-von-atommuell-und-abriss-der-meiler-a-968835.html

Ich will ja nicht sagen: Hab ich gleich gesagt, dass das kommt. Aber ich 
hab gleich gesagt, dass das kommt.

*) DDS = Der Dumme Steuerzahler

Btw: Hier mal ein paar Simulationen, wie sich Cäsium-137 so über Dt. 
verteilen würde:

http://www.spiegel.de/fotostrecke/nuklearunfall-simulation-zeigt-moegliche-verseuchung-fotostrecke-84721.html

Und ich dachte, wir sind hier weit genug weg. Scheisse wars...

von Falk B. (falk)


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Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren. Wie immer. Kapitalismus in 
Reinstform.

von (prx) A. K. (prx)


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Falk Brunner schrieb:
> Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren. Wie immer. Kapitalismus in
> Reinstform.

Jargon dafür ist "Sozialismus für Reiche".

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Ihr habt es sicher schon gehört: Den Betreibern werden die Rückbaukosten
> zu hoch. Deswegen soll der Rückbau jetzt DDS* aufgebrummt werden.

Dieses Vorgehen ist nur konsequent, denn bei den Ewigkeitskosten der 
Steinkohlenförderung hat es ja auch bestens funktioniert: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Ewigkeitskosten

von B. O. (t_65)


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Timm Thaler schrieb:
> *) DDS = Der Dumme Steuerzahler

Dass von den Betreibern 30 Milliarden in die Stiftung einfließen und 
weitere 15 Milliarden, auf die geklagt werden (und die Klage dann 
entfällt) wird schön verschwiegen. ;-)

Also doch nicht ALLES zu Lasten des Steuerzahlers, wenn überhaut etwas 
aus Steuermitteln benötigt wird.

von Weingut P. (weinbauer)


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Die paar Milliarden sind Peanuts gegen die tatsächlichen auflaufenden 
Kosten für Rückbau und Lagerung ... Portokasse sozusagen

von Timm T. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
> Dass von den Betreibern 30 Milliarden in die Stiftung einfließen und

Die im Falle von EnBW nur theoretisch vorhanden sind. Man müsste EnBW 
abwickeln, um die zur Verfügung zu haben. Witzig!

> weitere 15 Milliarden, auf die geklagt werden

Warum klagen die nicht auf 150Mrd, dann hätten sie noch was übrig. 
Witzig!

von B. O. (t_65)


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Fhutdhb Ufzjjuz schrieb:
> Die paar Milliarden sind Peanuts gegen die tatsächlichen auflaufenden
> Kosten für Rückbau und Lagerung ... Portokasse sozusagen

In Obrigheim z.B. geht's recht genau auf.
Die Kosten für die Lagerung werden immer übertrieben hoch ausgelegt (von 
einschlägig dafür bekannten Parteien), rein die Erkundung der Endlager 
wird immer wieder durch Blockadepolitik immens verteuert.

Bei diesem Thema wird immer schön mit der Angst der Leute gespielt, um 
Ideologien durchzudrücken.
Denn: je mehr man hat, desto mehr Angst hat man, das zu verlieren.
Leichtes Spiel, solchen Menschen Angst zu machen.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Neues aus der Rubrik: Bei uns ist Kernkraft sicher!

Wenn ich Feuerlöscher aufhängen will, möchte ich ja die Sicherheit 
erhöhen. Dazu müssen die aber auch gut befestigt werden. Was würde sich 
dazu besser eignen als die 3cm dicke gasdichte Stahlwand eines 
Containments.

http://m.suedkurier.de/region/hochrhein/waldshut-tiengen/Ruege-fuer-Atomkraftwerk-Sicherheitshuelle-mit-sechs-Loechern-durchbohrt;art372623,7074670

Der Handwerker, der DIE Löcher bohren musste, wird ordentlich geflucht 
haben.

von Uhu U. (uhu)


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Da kann man ja direkt froh sein, dass der Bohrer nicht lang genug war, 
um bis in den Kern vorzudringen...

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Da kann man ja direkt froh sein, dass der Bohrer nicht lang genug war,
> um bis in den Kern vorzudringen...

Dafür müsste er wohl ca. 20m länger sein. ;-)

Was ein Handfeuerlöscher im Ringraum soll weiß ich sowieso nicht, da 
gibt's eine Feuerlöschanlage (Sprinkler). Zumindest in deutschen 
Kernkraftwerken.
Und Personal, die zu bedienen hat's dort auch kaum mal, außer es ist 
Revision.

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Was ein Handfeuerlöscher im Ringraum soll weiß ich sowieso nicht

Aber sicherlich kannst du uns erklären, wieso man für unnötige 
Feuerlöscher das Containment durchbohren muss :-)

von Georg W. (gaestle)


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Wenn die Hülle magnetisch ist ist es kein großer Kraftakt da per 
Magnetbohrmaschine durchbohren. Die ganze Geschichte zeugt aber nicht 
von Intelligenz der handelnden. Oder herrscht in Leibstadt auch 
Kadavergehorsam wie in Fukushima?
Was der Artikel leider nicht erhellt ist die Frage wie es überhaupt dazu 
kommen konnte. Irgendjemand muss den Auftrag dazu erteilt haben und 
irgendwer hätte die Arbeiten genehmigen, beaufsichtigen und abnehmen 
müssen. Wer war das? Diese Personen sind das eigentliche 
Sicherheitsrisiko und gehören irgendwo anders hin, wo sie keinen Schaden 
anrichten können.

B. Obachter schrieb:
> Was ein Handfeuerlöscher im Ringraum soll weiß ich sowieso nicht, da
> gibt's eine Feuerlöschanlage (Sprinkler). Zumindest in deutschen
> Kernkraftwerken.

Vielleicht war es ein Sicherheitsbeauftragter, der aus seiner Bibel 
heraus gelesen haben will dass genau an dieser Stelle ein Feuerlöscher 
sein muss? Auf dieser Position findet man immer wieder Personen vor, die 
sonst zu nichts zu gebrauchen sind und dann mit solchen Aktionen zeigen 
wollen was für ein toller Hecht sie sind.

von Paul B. (paul_baumann)


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Vielleicht haben es die Projekt-Tanten, äh Projektanten so vorgesehen...

Auf Baustellen ist es immer lustig, wenn man sieht, daß es überhaupt
keine Abstimmung der Planer untereinander gegeben hat: In einem Labor-
gebäude existiert ein langer Gang, an dessen Decke ein Lüftungsrohr
von ca. 60cm Durchmesser verlaufen sollte. Exakt in der gleichen Höhe
hatte man auch ein Lichtband aus Leuchtstofflampen geplant.

Der Lüftungskanal hing schon. Mein Kollege hat sich dann den Spaß 
gemacht,
eine Lampe mit Anschlußkabel zu versehen und IN den Kanal zu schieben.

Auftrag erfüllt! Lampe an der richtigen Stelle.

;-)

MfG Paul

von Timm T. (Gast)


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Paul Baumann schrieb:
> Auftrag erfüllt! Lampe an der richtigen Stelle.

Nacharbeit, natürlich extra abzurechnen: Löcher in den Kanal bohren, 
damit das Licht raus kann.

von Uhu U. (uhu)


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Timm Thaler schrieb:
> Nacharbeit, natürlich extra abzurechnen: Löcher in den Kanal bohren,
> damit das Licht raus kann.

Oder an der Wand darunter ein Regal montieren, in dem die Säcke 
deponiert werden, in denen man das Licht aus dem Kanal hinaus befördern 
kann...

von B. O. (t_65)


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Georg W. schrieb:
> Vielleicht war es ein Sicherheitsbeauftragter, der aus seiner Bibel
> heraus gelesen haben will dass genau an dieser Stelle ein Feuerlöscher
> sein muss? Auf dieser Position findet man immer wieder Personen vor, die
> sonst zu nichts zu gebrauchen sind und dann mit solchen Aktionen zeigen
> wollen was für ein toller Hecht sie sind.

Das stimmt.
Eine unbeliebte Beschäftigung die irgendeiner machen muss (weil 
vorgeschrieben), da schiebt man gerne Leute hin, die man nicht gerne 
verantwortungsvollere Aufgaben erledigen lässt.
:-)

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