Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Gatewiderstände bei MOSFET Treibern?


von Johannes G. (joe19)


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Hallo,

ich habe den MOSFET Treiber TC4427 und schalte damit 2 MOSFETS (für 
einen Brushless Regler).
Nun eine Frage: Soll zwischen Treiber Ausgang und Gate des MOSFETS noch 
ein (kleiner) Widerstand?
Da habe ich bis jetzt immer gegenteilige Meinungen gehört...
Dagegen spricht, dass das Gate schnell ge-/entladen wird, aber so kann 
es EMV Probleme geben oder?

Viele Grüße

: Verschoben durch Admin
von Falk B. (falk)


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Ein KLEINER Widerstand mit 1-22 Ohm KANN ggf. parasitäre Schwingungen 
dämpfen. Eine Ferritperle ist aber ggf. besser. Muss man messen.

MfG
Falk

von Julian R. (tuefftler)


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Wenn du keine Gatewiderstände verwendetst, kann es passieren, dass der 
FET anfängt zu schwingen, bei zu großen Wiederständen dauert das Umpolen 
lange:
Also der Mittelweg, kleine WIderstände für jedes Gate einen!
10 - 50 Ohm ist, soviel ich weis optimal

julian

von Johannes G. (joe19)


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Hallo ;)

so an 10 Ohm habe ich auch gedacht...
Es geht eben um diese Schaltung hier:
Beitrag "Layoutkontrolle für Brushless Regler"

von MaWin (Gast)


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> Beitrag "Layoutkontrolle für Brushless Regler"

Jetzt muß ich's in diesem Thread auch noch schreiben.

> Ein KLEINER Widerstand mit 1-22 Ohm KANN ggf. parasitäre
> Schwingungen dämpfen.

Nein, natürlich nicht, es handelt sich NICHT um eine
Analoganwendung.

Jegliche Schwingung wird viel besser gedämpft, weil der
MOSFET-Treiber das Gate fest an Plus oder Masse legt.
Ein Widerstand dort VERSCHLECHTERT das Verhalten nur.

> Wenn du keine Gatewiderstände verwendetst, kann es passieren,
> dass der FET anfängt zu schwingen,

Nein, natürlich nicht, es handelt nicht NICHT um eine
Analoganwendung ....


Leider sind 50%, wenn nicht 90% der Leute immer komplett
merkbefreit, haben im Kindergarten den Analogieschluss
gelernt und richten damit bis heute jede Menge Unsinn an.


Ein Widerstand ist auch und gerade bei MOSFETs die eine
deutliche höhere Spannung schalten sogar tödlich, weil
über Cdg eingekoppelte Spannungsschwankungen des
Ausgangs (z.B. klingeln nach Abschalten der Last) dann
das Gate viel mehr rumreissen können als wenn ohne
Widerstand der MOSFET-Treiber das Gate direkt mit einer
der Versorgungsspannungspotentiolen verbindet.
Der Innenwiderstand des MOSFET-Teibers ist nämlich netterweise
nach Plus und unter Masse mit Dioden abgesichert, was wie
eine Z-Diode am Gate wirkt um Gate-Spannungen ausserhalb
des zulässigen Bereichs zu verhindern.
Der unsägliche externe Gate-Widerstand macht das nur
wirkungslos. Aber klar, man kann wenn man so blöd war
eine Widerstand dranzubauen natürlich noch eine Z-Diode
dranbauen :-(

von whocares (Gast)


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Hallo MaWin,

http://hmin.tripod.com/als/ccs/docs/pdf/Fairchild_AB-9.pdf

Es ist zwar kein Schwingen aber sogenanntes Ringing was zur erhöhter 
Verlustleistung im MOSFET führen kann. Was meinst du zu den Artikel?

von MaWin (Gast)


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> Was meinst du zu den Artikel?

Das gelb hinterlegte zeigt das Problem:

Das ringing (klingeln) entsteht durch die Induktivität und damit Länge 
der Leitung vom Treiber zum MOSFET.

Also möchte man den Widerstand möglichst nah an den MOSFET bauen.

Eigentlich sollte man aber den Treiber möglichst dort hin bauen, was nun 
durch den blöderweise in die Leitung gelegten Widerstand nicht mehr 
funktioniert.

Man bekämpft also ein Problem, welches man ohne diesen Widerstand nicht 
hätte.

Widerstände machen die Zuleitung länger und sollen eine Problem wegen zu 
langer Zuleitung beheben. Was für ein Widersinn.

Nur wenn der Treiber aus irgendwelchen idiotischen Fehldesigngründen 
zwangsweise dutzende Zentimeter weg wäre und die Zuleitung daher 
deutlich induktiv wird, kann eine Dämpfung des Klingelns direkt am Gate 
des MOSFETs Sinn machen. Das macht man dann aber besser mit 
impedanzmässig richtigem Abschluss der Leitung.

von whocares (Gast)


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Ergibt Sinn. Vll auch der Grund warum die Datei nicht mehr auf den 
fairchildsemi Servern liegt.

von Falk B. (falk)


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@  MaWin (Gast)

>Eigentlich sollte man aber den Treiber möglichst dort hin bauen, was nun
>durch den blöderweise in die Leitung gelegten Widerstand nicht mehr
>funktioniert.

Ohje.

>Widerstände machen die Zuleitung länger und sollen eine Problem wegen zu
>langer Zuleitung beheben. Was für ein Widersinn.

So ein Käse! Wir reden nicht über 10cm lange HV-Widerstände sondern was 
handliches, was maximal 10mm lang ist!

>Nur wenn der Treiber aus irgendwelchen idiotischen Fehldesigngründen
>zwangsweise dutzende Zentimeter weg wäre und die Zuleitung daher
>deutlich induktiv wird,

Was öfter vorkommt als du denkst.

> kann eine Dämpfung des Klingelns direkt am Gate
>des MOSFETs Sinn machen.

Ach, auf einmal?

von Mine Fields (Gast)


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Ein Kurzschluss am Ausgang kann zu Überspannung führen. Langsameres 
Ausschalten kann dann vorteilhaft sein. Wobei man das dann normalerweise 
durch eine passende Schutzschaltung abfängt.

Außerdem muss man natürlich immer noch die Verlustleistung des Treibers 
bedenken. Bei einem Gatewiderstand verheizt man nicht mehr die volle 
Verlustleistung im Treiber.

Ob die beiden Punkte ein Thema ist, ist stark von der Schaltung 
abhängig.

von MaWin (Gast)


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> Ach, auf einmal?

Aber anders.
Der Satz hast du ja aus Arroganz nicht gelesen und weggeschnitten.

von na ja (Gast)


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MaWin,
jetzt stehst Du aber ganz allein auf weiter Flur, trotz sonst guter 
Beiträge. Da verrennst Du Dich, weil Du zu emotional involviert bist und 
Dir der Abstand verloren gegangen ist.

Ziemlich jeder Hersteller spricht in seinen App Notes die 
Gatewiderstände an - und zwar nicht nur, um Ringing zu unterdrücken, 
sondern um die Geschwindigkeit des Schaltvorgangs gezielt zu 
kontrollieren.

Cool bleiben - ist doch alles nicht so wichtig.

Grüsse

von Fralla (Gast)


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"The Art of Slowness"

von Knut (Gast)


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@ MaWin:
Wie hoch ist der Stromipuls den man ins Gate knallt ohne 
Vorwiderstand? Richtig, dass was der Treiber liefert. Macht das Sinn mit 
teilweise 20A ins Gate zu blasen und somit riesige EMV zu erzeugen? Nö, 
daher sinnvoll einen Vorwiderstand vors Gate und gut is. Guck mal bei 
Semikron, die haben schicke Bücher für sowas...



Knut

von MaWin (Gast)


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Noch 2 Bubis,

die nicht verstanden haben, daß, wenn man nur 2A braucht,
man wohl keinen 10A Treiber mit 5 Ohm Gatewiderstand nimmt.
Denn der lädt blöderweise erst mit 2A, nach halb umgeladen mit 1A,
das letzte Viertel mit 0.5A, wird also immer langsamer, wohingegen
echte Treiber die per Abschnürung des MOSFETs den Strom begrenzen
eher wie Stromquellen konstant schnell umladen.
Man kann sogar nachträglich "abrüsten" wenn man beim EMV-Test
Probleme hat, weil die meisten Gate-Treiber pinkompatibel sind.

Aber diese Mentalität ist typisch deutsch, sagte ich schon.

Wenn eine Leitung auf Grund ihrer Länge und der Steilheit der
übertragenen Impulse klingelt, muß man sie impedanzmässig
richtig abschliessen, und nicht ohne darüber nachgedacht
zu haben Beispiele aus Datenblättern abkupfern.

von Hans (Gast)


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Ach, MaWin, du hast es als Genie schon schwer unter den Ignoranten 
dieser Welt.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Falk Brunner schrieb:
> Ein KLEINER Widerstand mit 1-22 Ohm KANN ggf. parasitäre Schwingungen
> dämpfen.

Einverstanden.

> Eine Ferritperle ist aber ggf. besser.

Den Effekt der parasitären Leitungs- und Anschlussinduktivität mit noch
mehr Induktivität bekämpfen? Kann ich nicht nachvollziehen.

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> wenn man nur 2A braucht, man wohl keinen 10A Treiber mit 5 Ohm
> Gatewiderstand nimmt. Denn der lädt blöderweise erst mit 2A, nach
> halb umgeladen mit 1A, das letzte Viertel mit 0.5A, wird also immer
> langsamer, wohingegen echte Treiber die per Abschnürung des MOSFETs
> den Strom begrenzen eher wie Stromquellen konstant schnell umladen.

Das stimmt so alles. Besser der richtige Treiber, als ein Widerstand 
nachgeschaltet.
Es ist auch billiger einen Treiber zu nehmen der genau den Strom gibt 
den man aus EMV oder anderen gründen braucht. Das alles kommt allerdings 
erst bei richtigen Stückzahlen zum tragen. Weshalb man sehr oft diese 
Widerstände sieht. Es gibt wahrlich schlimmeres.

von whocares (Gast)


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@Yalu

Die Ferritperle wirkt nicht wirklich wie eine Induktivität sondern mehr 
als ohmscher Widerstand bei hohen Frequenzen:

http://www.murata.com/products/emc/knowhow/pdf/23to25e.pdf

von Timm T. (Gast)


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Ich hab den Widerstand eher bei "schlechten" Treibern gesehen, also 
direkt aus einem AVR-Pin oder bei einfachen Komplementärstufen. Bei 
richtigen Treibern eher ohne Widerstand.

Insofern passt das, was MaWin sagt: Bei richtigen Treibern überflüssig, 
weil die einen angepassten Ausgangswiderstand / Stromquelle haben. Bei 
einfachen Treiberstufen sinnvoll, eventuell in Verbindung mit einer 
Diode (über R laden, über Diode entladen des Gates).

von ASZ18 (Gast)


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Ich hab jetzt schon die allertollsten Sachen erlebt bei der Ansteuerung 
von diversen Mosfets, dass ich sagen muss, da irgendetwas 
verallgemeinern zu wollen ist schlichtweg Unsinn-
Ja es gibt welche, die man sogar mit ner negativen Spannung ausschallten 
muss, weil sie sich sonst aufgrund des hohen di/dt selber aufmachen, 
weil der Anschlussdraht von chip zu Lötauge im source schon zu lang 
ist...

Dass man die Ansteuerung natürlich so dich wie nur irgendwie möglich am 
Mosfet macht ist sicher allen klar, die Sache ist nur, wieso 
funktioniert dann ein anderer Transistor in der gleichen Anwendung mit 
einer Treiberschaltung auf dem nebenstehenden Steckbrett mit ca 15cm 
verdrillten Leitungen genausogut? So schlimm ist das nicht unbedingt...
Ferritperlen habe ich generell als nicht schlecht erachtet, das beruhigt 
immer etwas.
Ausprobieren! Pauschal sagen gut und böse kann man imo nicht.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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whocares schrieb:
> Die Ferritperle wirkt nicht wirklich wie eine Induktivität sondern mehr
> als ohmscher Widerstand bei hohen Frequenzen:
>
> http://www.murata.com/products/emc/knowhow/pdf/23to25e.pdf

Vielen Dank für die Info.

Ja, durch die besonderen Eigenschaften der Ferritperle könnte die Dämp-
fung der Überschwinger tatsächlich möglich sein. Ich habe mal in LTspice
etwas herumgespielt und die Ferritperle als Parallelschwingkreis mit
jeweils einem Serienwiderstand vor der Induktivität und der Kapazität
modelliert. Mit geeigneten Werten bekommt man die Überschwinger ganz gut
gedämpft. Bei vergleichbarer Dämpfung ist aber die Anstiegszeit auch
nicht kürzer als bei der Dämpfung mit einem Widerstand. Die Dämpfung mit
dem Widerstand hat den Vorteil, dass man dabei den Wert feiner dimensio-
nieren und so gezielter das Optimum bestimmen kann. Bei der Ferritperle
bleibt einem nicht anderes übrig, als eine Hand voll unterschiedliche
Typen durchzuprobieren und zu hoffen, dass einer passt.

von Falk B. (falk)


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@Yalu X. (yalu) (Moderator)

>etwas herumgespielt und die Ferritperle als Parallelschwingkreis mit
>jeweils einem Serienwiderstand vor der Induktivität und der Kapazität
>modelliert.

Eine Ferritperle ist nichtlinear, kann somit also NICHT mit linearen 
Bauteilen simuliert werden.

>gedämpft. Bei vergleichbarer Dämpfung ist aber die Anstiegszeit auch
>nicht kürzer als bei der Dämpfung mit einem Widerstand.

Weil dein Modell falsch ist.

>nieren und so gezielter das Optimum bestimmen kann. Bei der Ferritperle
>bleibt einem nicht anderes übrig, als eine Hand voll unterschiedliche
>Typen durchzuprobieren und zu hoffen, dass einer passt.

Damit kann man leben.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Alexander Schmidt schrieb:
> MaWin schrieb:
>> wenn man nur 2A braucht, man wohl keinen 10A Treiber mit 5 Ohm
>> Gatewiderstand nimmt. Denn der lädt blöderweise erst mit 2A, nach
>> halb umgeladen mit 1A, das letzte Viertel mit 0.5A, wird also immer
>> langsamer, wohingegen echte Treiber die per Abschnürung des MOSFETs
>> den Strom begrenzen eher wie Stromquellen konstant schnell umladen.
>
> Das stimmt so alles. Besser der richtige Treiber, als ein Widerstand
> nachgeschaltet.
> Es ist auch billiger einen Treiber zu nehmen der genau den Strom gibt
> den man aus EMV oder anderen gründen braucht. Das alles kommt allerdings
> erst bei richtigen Stückzahlen zum tragen. Weshalb man sehr oft diese
> Widerstände sieht. Es gibt wahrlich schlimmeres.

Es gibt auch noch andere Gründe, warum externe Widerstände sinnvoll sein 
können:

- Bei hoher Schaltfrequenz werden Gate-Treiber mit kleinem Gehäuse und 
hohem Innenwiderstand manchmal ziemlich warm (z.B. MCP1402 bei 500 kHz), 
wenn damit ein etwas größerer Modsfet angesteuert wird. Mit einem 
externen Widerstand kann man erreichen, dass ein großer Teil der Wärme 
im Widerstand entsteht und nicht im Treiber. Man könnte zwar auch einen 
Treiber mit größerem Gehäuse nehmen, aber das ist nicht immer möglich 
bzw. die Lösung mit Widerstand ist oft preiswerter.

- Manchmal möchte man den Mosfet relativ schnell ausschalten, um die 
Ausschaltverluste zu reduzieren, gleichzeitig aber eher langsam 
einschalten. Das wird oft in einer Halbbrücke bei harter Kommutierung so 
gemacht.
Das kann man mit zwei Widerständen und einer Diode bzw. eine Diode und 
ein Widerstand relativ elegant machen, es gibt aber nur wenige 
Gate-Treiber, die von sich aus so eingestellt sind.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Falk Brunner schrieb:
>>etwas herumgespielt und die Ferritperle als Parallelschwingkreis mit
>>jeweils einem Serienwiderstand vor der Induktivität und der Kapazität
>>modelliert.
>
> Eine Ferritperle ist nichtlinear, kann somit also NICHT mit linearen
> Bauteilen simuliert werden.

Klar, nichts ist linear. Aber spielt das in diesem Fall eine Rolle?
Betreibst du die Ferritperlen am Rande der Sättigung?

>>gedämpft. Bei vergleichbarer Dämpfung ist aber die Anstiegszeit auch
>>nicht kürzer als bei der Dämpfung mit einem Widerstand.
>
> Weil dein Modell falsch ist.

"Falsch" ist ein harter Ausdruck. Wie wäre es mit "nicht perfekt"? ;-)

Ich habe übrigens gerade gesehen, dass es in LTspice schon ein Modell
für Ferritperlen gibt. Das arbeitet ebenfalls mit linearen Komponenten,
nämlich L, C, R_ser und R_par.

>>nieren und so gezielter das Optimum bestimmen kann. Bei der Ferritperle
>>bleibt einem nicht anderes übrig, als eine Hand voll unterschiedliche
>>Typen durchzuprobieren und zu hoffen, dass einer passt.
>
> Damit kann man leben.

Naja, mir wäre das zu viel Aufwand und etwas zu unsicher. Sollten da —
wie du annimmst — tatsächlich auch die Nichtlinearitäten der Ferritper-
len eine Rolle spielen, wird das Ganze im Vergleich zur Bedämpfung mit
einem einfachen Widerstand viel zu kompliziert. Berechnen wird dann fast
unmöglich und Ausmessen in der Schaltung ist auch schwierig, weil man
mit dem Tastkopf immer auch das Schwingverhalten beeinflusst.

Hast du denn festgestellt, dass die Ferritperle anstelle des Widerstands
Vorteile bringt, und wenn ja, welche?

Mich würde auch mal interessieren, mit welchem Typ von Ferritperle du
bei welchem Mosfet-Typ die Schwingungen erfolgreich gedämpft hast.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Yalu X. schrieb:
> Hast du denn festgestellt, dass die Ferritperle anstelle des Widerstands
> Vorteile bringt, und wenn ja, welche?
>
> Mich würde auch mal interessieren, mit welchem Typ von Ferritperle du
> bei welchem Mosfet-Typ die Schwingungen erfolgreich gedämpft hast.

Der Unterschied zwischen Ferrit-Perle und Widerstand ist der, dass beim 
Ferrit nur sehr hohe Frequenzen bedämpft werden.

Ein Widerstand mit z.B. 33 Ohm begrenzt den Gate-Strom auf ca. 0,3A (bei 
12V Treiberspannung), was man in der Regel nicht haben möchte. Eine 
Ferrit-Perle hat bei 50 MHz vielleicht auch 33 Ohm, der Gate-Strom 
selber wird dadurch aber nicht merklich verringert. Eine Schwingung, die 
bei 50 MHz eine Resonanz hat, wird trotzdem ziemlich gut bedämpft.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Soweit ich weiß werden Ferrite Beads immer "in Sättigung" betrieben. 
Also das Störsignal sorgt dafür, dass der Kern in die Sättigung geht. 
Dadurch wird die hohe Frequenz über die Kernverluste in Wärme 
umgewandelt.

Der Effekt setzt dadurch relativ "hart" ein. Im Gegensatz zum ohmschen 
Widerstand, der bei allen Frequenzen den gleichen Widerstand hat oder 
der (idealen) Induktivität, dessen Widerstand linear zur Frequenz 
wächst.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Simon K. schrieb:
> Soweit ich weiß werden Ferrite Beads immer "in Sättigung" betrieben.
> Also das Störsignal sorgt dafür, dass der Kern in die Sättigung geht.
> Dadurch wird die hohe Frequenz über die Kernverluste in Wärme
> umgewandelt.

Nein, das ist nicht richtig. Diese Ferrit-Perlen dämpfen auch sehr 
schwache Stör-Signale, bei denen das Material noch nicht gesättigt ist. 
Weiß du überhaupt, was Sättigung bedeutet?

von Falk B. (falk)


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@  Yalu X. (yalu) (Moderator)

>> Eine Ferritperle ist nichtlinear, kann somit also NICHT mit linearen
>> Bauteilen simuliert werden.

>Klar, nichts ist linear. Aber spielt das in diesem Fall eine Rolle?

Sicher.

>Betreibst du die Ferritperlen am Rande der Sättigung?

Das ist nebensächlich.

>"Falsch" ist ein harter Ausdruck. Wie wäre es mit "nicht perfekt"? ;-)

Falsch. Punkt!

>Ich habe übrigens gerade gesehen, dass es in LTspice schon ein Modell
>für Ferritperlen gibt. Das arbeitet ebenfalls mit linearen Komponenten,
>nämlich L, C, R_ser und R_par.

Und wer sagt, dass die stimmen? Onkel LT? Schon mal was von 
Hystereseverlusten gehört? Die sind frequenzabhängig. Ebenso 
Wirbelstromverluste. Ein einfacher PSpicewiderstand ist vollkommen 
frequenzUNabhängig.

>>Typen durchzuprobieren und zu hoffen, dass einer passt.

> Damit kann man leben.

>Naja, mir wäre das zu viel Aufwand und etwas zu unsicher.

Das Leben ist DEUTLICH mehr als LTSpice. Und man kann und muss nicht 
jeden Scheiß zu 100,0% simulieren. Und nein, diese Ferritperlen sind 
nicht unsicher. Wie immer im Leben muss man wissen was man tut.

> Sollten da —
>wie du annimmst — tatsächlich auch die Nichtlinearitäten der Ferritper-
>len eine Rolle spielen, wird das Ganze im Vergleich zur Bedämpfung mit
>einem einfachen Widerstand viel zu kompliziert.

Nö. DU machst ein Drama draus, weil es in dein LTSpice Weltbild nicht 
reinpasst.

>Berechnen wird dann fast unmöglich

Siehe oben.

> und Ausmessen in der Schaltung ist auch schwierig, weil man
> mit dem Tastkopf immer auch das Schwingverhalten beeinflusst.

Wenn das alles so stimmen würde, dürfte man nie mehr was messen und 
immer alles nur simulieren. Merkst du was?

Und schon mal überlegt, wie stark sich so ein Vorgang am Gate eines 
mittleren Msofets ändert, der vielleicht 1nF Eingangskapazität hat, wenn 
man dort mit einem 10pF Tastkopf rangeht? Hmmmmm . . .

>Hast du denn festgestellt, dass die Ferritperle anstelle des Widerstands
>Vorteile bringt, und wenn ja, welche?

Ich habe aktuell keinen MOSFET-Treiber, wo ich das nachmessen kann. Fakt 
ist aber, dass Ferritperlen in nennenswerten Stückzahlen benutzt werden.

>Mich würde auch mal interessieren, mit welchem Typ von Ferritperle du
>bei welchem Mosfet-Typ die Schwingungen erfolgreich gedämpft hast.

Kann ich im Moment nicht beantworten. Vielleicht weiß Mr. Schaltnetzteil 
aka Fralla da mehr.

MfG
Falk

von GB (Gast)


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Hallo,

MaWin schrieb:
> Noch 2 Bubis,
>
>
>
> die nicht verstanden haben, daß, wenn man nur 2A braucht,
>
> man wohl keinen 10A Treiber mit 5 Ohm Gatewiderstand nimmt.

Natürlich kann man immer den passenden Gate-Treiber nehmen, sofern es 
ihn gibt.
Die Abstufungen sind jedoch nicht unbedingt so fein wie man sie gerne 
hätte...

Beispiel:

Wir nutzen die Treiber IR2112 und IR2113 (für einphasige Geräte) sowie 
den IR2213 (für dreiphasige Geräte), weil diese alle zueinander 
pinkompatibel sind und die Ansteuerung für einphasige und dreiphasige 
Geräte im Prinzip gleich sind.
Der
- IR2112 kann +0,2A/-0,4A, der
- IR2113 kann +-2A und der
- IR2213 kann auch +-2A.

Also hast Du gar keine Wahlmöglichkeit und musst mit 
Gate-Vorwiderständen arbeiten, sobald Du unterschiedlich große Module 
benutzt.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Johannes E. schrieb:
> Simon K. schrieb:
>> Soweit ich weiß werden Ferrite Beads immer "in Sättigung" betrieben.
>> Also das Störsignal sorgt dafür, dass der Kern in die Sättigung geht.
>> Dadurch wird die hohe Frequenz über die Kernverluste in Wärme
>> umgewandelt.
>
> Nein, das ist nicht richtig. Diese Ferrit-Perlen dämpfen auch sehr
> schwache Stör-Signale, bei denen das Material noch nicht gesättigt ist.
> Weiß du überhaupt, was Sättigung bedeutet?

Du hast Recht, Sättigung (des Kernmaterials durch den Strom) hat damit 
nichts zu tun. Weiß auch nicht wieso ich das da jetzt untergerührt habe 
;-) Aber die Sache mit den Kernverlusten sollte so stimmen.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Falk Brunner schrieb:
>>Ich habe übrigens gerade gesehen, dass es in LTspice schon ein Modell
>>für Ferritperlen gibt. Das arbeitet ebenfalls mit linearen Komponenten,
>>nämlich L, C, R_ser und R_par.
>
> Und wer sagt, dass die stimmen? Onkel LT? Schon mal was von
> Hystereseverlusten gehört? Die sind frequenzabhängig. Ebenso
> Wirbelstromverluste.

Hystere-Verluste lassen sich in LTSpice simulieren, dafür gibt es 
spezielle Parameter.

> Ein einfacher PSpicewiderstand ist vollkommen
> frequenzUNabhängig.

Schon, aber wenn er zu einer Induktivität parallel geschaltet ist, dann 
wird der Strom durch den Widerstand dadurch frequenzabhängig. Damit kann 
man die Wirbelstromverluste schon einigermaßen nachbilden.

Es gibt aber auch Simulationsmodelle für SMD-Ferrite von Würth, die 
entsprechen ziemlich gut der Realität. Die bestehen vermutlich nicht aus 
linearen Bauelementen, allerdings sind die Modelle verschlüsselt, so das 
man nicht sehen kann, was genau drin steckt.

Für die Simulation der Schwingungsdämpfung am Mosfet-Gate reicht aber 
ein einfaches Modell aus einer Induktivität mit Parallel- und 
Serien-Widerstand; dazu braucht man kein nicht-lineares Verhalten.
Es geht doch nur darum, dass man oberhalb einer bestimmten Grenzfrequenz 
ein einigermaßen ohmsches Verhalten hat. Wo diese Grenzfrequenz liegen 
muss, hängt davon ab, in welchem Frequenzbereich die Schwingungen 
auftreten und wie groß die Strom-Anstiegszeit am Gate sein soll.

Da braucht man auch nicht viel rechnen, die Ferrit-hersteller liefern in 
der Regel Diagramme mit, in denen der induktive und der ohmsche Anteil 
der Impedanz eingezeichnet ist.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Falk Brunner schrieb:
> Nö. DU machst ein Drama draus, weil es in dein LTSpice Weltbild nicht
> reinpasst.

Mein Weltbild beschränkt sich keineswegs auf LTspice, aber:

Wenn die Simulation sagt, dass eine Schaltung nicht funktioniert, dann
tut sie das i.Allg. in der Realität erst recht nicht. Nur der Umkehr-
schluss ist oft nicht richtig :)

> Und schon mal überlegt, wie stark sich so ein Vorgang am Gate eines
> mittleren Msofets ändert, der vielleicht 1nF Eingangskapazität hat, wenn
> man dort mit einem 10pF Tastkopf rangeht? Hmmmmm . . .

Aber es gibt auch Mosfets mit geringerer Eingangskapazität. Und der
Tastkopf hat nicht nur Kapazität, sondern auch Induktivität. Wir
sprechen hier von Effekten, die durch ein paar Zentimeter Leitungslänge
verursacht werden.

>>Hast du denn festgestellt, dass die Ferritperle anstelle des Widerstands
>>Vorteile bringt, und wenn ja, welche?
>
> Ich habe aktuell keinen MOSFET-Treiber, wo ich das nachmessen kann.

Achso. Als du dieses schriebst

Falk Brunner schrieb:
> Eine Ferritperle ist aber ggf. besser. Muss man messen.

hatte ich gedacht, die Aussage sei aus deiner eigenen Erfahrung entstan-
den und du hättest Dinge wie Anstiegszeit und Überschwinghöhe und -dauer
nachgemessen.

Ich habe leider auch keinen Mosfettreiber da, deswegen habe ich den Si-
mulator angeschmissen, um meine Mutmaßungen wenigstens ein Bisschen mit
Fleisch zu füllen.

> Fakt ist aber, dass Ferritperlen in nennenswerten Stückzahlen benutzt
> werden.

Was ist denn das für eine Begründung? Ich weiß ganz genau, wie du darauf
reagiert hättest, wenn sie von jemand anderem als dir gekommen wäre ;-)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Johannes E. schrieb:
> Ein Widerstand mit z.B. 33 Ohm begrenzt den Gate-Strom auf ca. 0,3A (bei
> 12V Treiberspannung), was man in der Regel nicht haben möchte.

Aber auch die Induktivität einer Ferritperle "bremst" das Umladen des
Mosfet-Gates etwas , wenn auch auf andere Weise als der Widerstand.

Johannes E. schrieb:
> Es gibt aber auch Simulationsmodelle für SMD-Ferrite von Würth, die
> entsprechen ziemlich gut der Realität. Die bestehen vermutlich nicht aus
> linearen Bauelementen, allerdings sind die Modelle verschlüsselt, so das
> man nicht sehen kann, was genau drin steckt.

Ich habe bei Laird recht komplexe und unverschlüsselte Ferritperlenmo-
delle gefunden, die insbesondere auch Nichtlinearitäten berücksichtigen:

  http://www.lairdtech.com/Products/EMI-Solutions/Ferrite-Products/Ferrite-Chip-Beads/

Ob Hyterese drin ist, kann ich gerade nicht sagen. Da müsste man die
Modelle mal etwas genauer anschauen.

Aber auch mit mit diesen Modellen will es mir nicht gelingen, das Gate-
Signal eines Mosfets in der Simulation nachhaltig zu dämpfen, wobei ich
allerdings nicht alle 125 Typen aus der Bibliothek durchprobiert, son-
dern nur einige Repräsentanten ausgewählt habe.

Das Problem: Nimmt man eine Ferritperle mit kleiner Induktivität, zeigt
sie kaum Wirkung. Nimmt man eine mit größerer Induktivität, trägt sie
selbst zur Schwingung bei und verschlechtert das Ergebnis damit teilwei-
se sogar noch. Die Schwingungen enthalten offensichtlich mehr Energie,
als durch die Verluste in den von mir betrachteten Ferritperlen aufge-
braucht werden kann.

Deswegen keimt in mir so langsam der Verdacht, dass Ferritperlen zur
Dämpfung der Gate-Signalschwingungen überhaupt nicht geeignet sind.

von Falk B. (falk)


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@  Yalu X. (yalu) (Moderator)

>Deswegen keimt in mir so langsam der Verdacht, dass Ferritperlen zur
>Dämpfung der Gate-Signalschwingungen überhaupt nicht geeignet sind.

Weil DU etwas nicht kannst ist es unbrauchbar. Auch ne Theorie.
Ich kann auch nicht Geige spielen, deshalb ist musizieren damit 
vollkommen unmöglich . . .

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Falk Brunner schrieb:
> Weil DU etwas nicht kannst ist es unbrauchbar. Auch ne Theorie.
> Ich kann auch nicht Geige spielen, deshalb ist musizieren damit
> vollkommen unmöglich . . .

Ach Falk, warum denn immer so giftig?

Wenn DU (oder auch jemand anderer) mir einen Fall konstruieren kannst
(egal, ob rechnerisch, simulativ oder im realen Aufbau), wo man die
positiver Wirkung der Ferritperlen erkennen kann, lasse mich meinen
Verdacht sofort fallen.

Aber leider kam von dir bisher nur die Aussage, dass die Sache deswegen
funktionieren muss, weil

> Ferritperlen in nennenswerten Stückzahlen benutzt werden.

von Falk B. (falk)


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@  Yalu X. (yalu) (Moderator)

>Ach Falk, warum denn immer so giftig?

Warum so absolut?

>Wenn DU (oder auch jemand anderer) mir einen Fall konstruieren kannst
>(egal, ob rechnerisch, simulativ oder im realen Aufbau), wo man die
>positiver Wirkung der Ferritperlen erkennen kann, lasse mich meinen
>Verdacht sofort fallen.

Hab ich nicht.

>Aber leider kam von dir bisher nur die Aussage, dass die Sache deswegen
>funktionieren muss, weil

"Nur"? Der Herr belieben zu scherzen . . .

>> Ferritperlen in nennenswerten Stückzahlen benutzt werden.

Es ist EIN Argument, wenn gleich nicht das stärkste.

von Bernd K. (bmk)


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Interessantes Thema, nur schade, dass nicht alle gleichgerichtet sind:

MaWin: provokativ-konstruktiv
Falk:  oppositiv-konstruktiv
Yalu:  simulativ-konstruktiv

Ist jetzt nicht provokativ gemeint, sondern eher auflockerativ :-)

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die schwingungsärmsten Ergebnisse
erzielt werden, wenn der Treiberausgang möglichst nah am Gate liegt,
nach Möglichkeit unter 1cm, damit die induktive Komponente der Leiter-
bahn minimiert wird. Daher ist es für mich nicht vorstellbar, dass
irgendeine induktive Komponente, etwa in Form einer Ferritperle in
diese Leitung eingefügt, eine Verbesserung erzielen soll. Letztlich
handelt es sich doch um die Reihenschaltung einer Induktivität
(Ferritperle) mit einer Kapazität (Gate-Kapazität). Und in Verbindung
mit einer steilflankigen Ansteuerung muss! doch da eine Schwingung
produziert werden. Hmm...

von Fralla (Gast)


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Immer kann der Treiber nicht nahe am Gate Plaziert werden. Oft sind Gate 
Übertrager im einsatzt (Stärkere Brücken).
Gerade bei parallelgeschaleten Mosfets hilft ein Widerstand Schwingungen 
des Gates zu Verhindern. Der wichtigere Zeck, ist es aber 
Einschaltgeschwindigkeit zu begrenzen, wass gerade in resonanten 
Brückenanordnungen wichtig ist.

Meiner Erfahrung nach kann eine Ferritperle nicht die Schwingungen am 
Gate, welche sich meist im ein- bis zweistelligen Mhz-Bereich bewegen 
NICHT hinreichend Dämpfen.

Ich setz die Perlen eher selten ein und wenn dann meist als 
"nachträgliche Lösung" für EMV Probleme. Und da hilft kein Simulieren 
sondern, nur Testen.
Die Perlen wirken durch ihre "Kernverluste" als Widerstand. Mach einer 
hat Versucht (auch ich früher) schlechtes Layout, welches Überschwingen 
in Brücken Verursacht, durch stark dämpfende Perlen zu dämpfen. Das 
Ergebnis war, dass diese fast glühten.

Ob die Verluste im Treiber oder am Widerstand abfallen ist egal.
Am besten lässt man starke Gate schwingungen, welche auch durch DS 
schwigungen über die DG-Kapazität aufs Gate gekoppelt werden erst gar 
nicht entstehen. Und da helfen Grundlegede Layoutregeln, als mit einer 
getakteten Leitung keine Schleife machen...

MFG

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Yalu X. schrieb:
> Johannes E. schrieb:
>> Ein Widerstand mit z.B. 33 Ohm begrenzt den Gate-Strom auf ca. 0,3A (bei
>> 12V Treiberspannung), was man in der Regel nicht haben möchte.
>
> Aber auch die Induktivität einer Ferritperle "bremst" das Umladen des
> Mosfet-Gates etwas , wenn auch auf andere Weise als der Widerstand.

Die Ferrit-Perle wirkt vor allem bei einem hohen di/dt, sie begrenzt 
also die Stromanstiegszeit. Ein typischer Schaltvorgang an einem Mosfet 
läuft so ab, dass der Gate-Treiber von 0V nach 15V schaltet; durch den 
Innenwiderstand des Treibers wird dabei der Strom begrenzt, am Gate 
steigt die Spannung also relativ langsam.

Die Stromänderung von z.B. 0A auf 2A geschieht wesentlich schneller 
(wenige ns) als die Gate-Spannung ansteigt (einige 10 bis einige 100 
ns). Der Stromverlauf ist dabei ungefähr rechteckig, zumindest am 
Anfang; hinten raus sinkt der Strom dann irgendwie ab.

Die Ferritperle begrenzt dabei vor allem den Stromanstieg ganz am 
Anfang, der wird etwas länger. Da diese Zeit aber meistens viel kleiner 
ist als die Anstiegszeit der Gate-Spannung, macht das keinen großen 
Unterschied. Zumindest sollte das so sein, wenn man die Induktivität der 
Ferritperle sinnvoll auswählt, kommt aber auch .

> Aber auch mit mit diesen Modellen will es mir nicht gelingen, das Gate-
> Signal eines Mosfets in der Simulation nachhaltig zu dämpfen, wobei ich
> allerdings nicht alle 125 Typen aus der Bibliothek durchprobiert, son-
> dern nur einige Repräsentanten ausgewählt habe.

Was genau möchtest du denn dämpfen? Das "normale" Überschwingen, welches 
durch die Induktivität der Leitung zwischen Treiber und Mosfet erzeugt 
wird, bekommt man durch einen Ferrit nicht weg, es wird eher noch 
schlimmer. Diese Schwingungen sind auch relativ langsam, da ist ein 
Widerstand besser geeignet oder am besten weniger Leitungsinduktivität.

> Das Problem: Nimmt man eine Ferritperle mit kleiner Induktivität, zeigt
> sie kaum Wirkung. Nimmt man eine mit größerer Induktivität, trägt sie
> selbst zur Schwingung bei und verschlechtert das Ergebnis damit teilwei-
> se sogar noch. Die Schwingungen enthalten offensichtlich mehr Energie,
> als durch die Verluste in den von mir betrachteten Ferritperlen aufge-
> braucht werden kann.

s. oben.

> Deswegen keimt in mir so langsam der Verdacht, dass Ferritperlen zur
> Dämpfung der Gate-Signalschwingungen überhaupt nicht geeignet sind.

Es kommt drauf an, was man für Schwingungen hat, die gedämpft werden 
sollen. Ferrite sind bei sehr hochfrequenten Schwingungen sinnvoll, die 
in der Regel durch eine Rückwirkung vom Drain-Strom bzw. Drain-Spannung 
auf das Gate Entstehen.

Es ist relativ schwierig, so etwas in einer Simulation nachzustellen, 
weil die Mosfet-Modelle dafür nicht optimiert sind und weil da auch die 
parasitären Induktivitäten und Kapazitäten der Leitungen bzw. Platine 
beteiligt sind.
Ich habe in einer Simulation mal so etwas mit einem Infineon Coolmos C6 
beobachtet, bin mir aber nicht sicher, ob das vielleicht auch ein Fehler 
im Mosfet-Modell war. Ich hab mal eine Simulation angehängt, da sieht 
man eine relativ hochfrequente Schwingung, wenn der Ferrit überbrückt 
ist. Den Ferrit habe ich durch zwei unterschiedlich große Induktivitäten 
jeweils mit Parallelwiderstand modelliert.

Im Datenblatt der C6-Mosfets empfielt Infineon solche Ferrite bei 
Parallelschaltung von Mosfets.

von Mine Fields (Gast)


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Fralla schrieb:
> Ob die Verluste im Treiber oder am Widerstand abfallen ist egal.

Ganz egal ist es nicht, denn ein Treiber kann nicht beliebig viel 
Verlustleistung abführen. Bei einem Widerstand ist das schon deutlich 
einfacher.

von Fralla (Gast)


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Das ist klar, aber die gesammtleistung bleibt gleich. Und die meisten 
Gate treiber können den spezifizerten Strom auf liefern ohne heiß zu 
werden. Und die ausführungen mit thermal Pad sowieso.

Ferritperlen sind oft(nicht immer) ein Hinweis, dass nicht sorgfälltig 
designt wurde. Und bei Gehäusformen wie CANPAK, D²pak, etc kann man sie 
nicht verwenden. Und nicht nur die 10nH der Anschlussbeine ist die 
Ursache.

>Im Datenblatt der C6-Mosfets empfielt Infineon solche Ferrite bei
>Parallelschaltung von Mosfets.
Stimmt, aber gerade bei den C6 ist dies einfacher, im vergleich zu den 
giftigeren CP. Aber auch die kann man ohne parallel betreiben.

von Mine Fields (Gast)


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Fralla schrieb:
> Das ist klar, aber die gesammtleistung bleibt gleich. Und die meisten
> Gate treiber können den spezifizerten Strom auf liefern ohne heiß zu
> werden. Und die ausführungen mit thermal Pad sowieso.

Das hängt ja immer noch von der Taktfrequenz und der Umgebungstemperatur 
ab. Man muss es auf jeden Fall mal rechnen. Ein isolierender Treiber 
(Optokoppler oder die neueren kapazitiven Koppler) haben prinzipbedingt 
kein Thermal Pad.

von ASZ18 (Gast)


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Was passiert bei nem Coolmos in nem TO247-Gehäuse, der 50A Strom führt 
und dann auf einen Schlag abgeschaltet wird (Flankensteilheit <20ns)
Das Problem ist jetz dass man ja das Source (und die anderen) irgendwo 
reinlöten muss, und ab da sind keine Layoutfehler mehr für die 
Fehlfunktion zuständig.
Ich hatte in einer Schaltung neulich auch immer Layoutprobleme 
befürchtet,
ein anderes Problem war das Abrissverhalten einer Freilaufdiode.
Andere Diode rein und Pulse wie ausm Bilderbuch bei 50A 500V!

von Falk B. (falk)


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@  Fralla (Gast)

>designt wurde. Und bei Gehäusformen wie CANPAK, D²pak, etc kann man sie
>nicht verwenden.

Ferritperlen gibt es auch als SMD.

MFG
Falk

von ASZ18 (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Ferritperlen gibt es auch als SMD.

Cool, wusst ich garnicht - Danke!

von Falk B. (falk)


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Was man vielleicht noch sagen sollte. Ferritperlen sind vor allem dazu 
da, parasitäre Schwingungen zu dämpfen, die DEUTLICH höherfrequenter als 
die normale Schaltfrequenz sind. Sprich, wenn ich 100 kHz mit 100ns 
Anstiegszeit schalte (~3,5 MHz), sollen eher 20MHz++ gedämpft werden.

Und nicht zuletzt sind Ferritperlen manchmal auch eher Angstperlen, 
deren Wirkung eher psychiologischer Art ist ;-)

MfG
Falk

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Johannes E. schrieb:
> Was genau möchtest du denn dämpfen? Das "normale" Überschwingen, welches
> durch die Induktivität der Leitung zwischen Treiber und Mosfet erzeugt
> wird, […]

Ja, darum ging es mir, da es meiner (anfänglichen) Meinung nach in
diesem Thread primär um dieses Thema ging.

Fralla schrieb:
> Meiner Erfahrung nach kann eine Ferritperle nicht die Schwingungen am
> Gate, welche sich meist im ein- bis zweistelligen Mhz-Bereich bewegen
> NICHT hinreichend Dämpfen.

Johannes E. schrieb:
> […] bekommt man durch einen Ferrit nicht weg, es wird eher noch
> schlimmer. Diese Schwingungen sind auch relativ langsam, da ist ein
> Widerstand besser geeignet oder am besten weniger Leitungsinduktivität.

Ok, das deckt sich genau mit meinen Beobachtungen.

> Es kommt drauf an, was man für Schwingungen hat, die gedämpft werden
> sollen. Ferrite sind bei sehr hochfrequenten Schwingungen sinnvoll, die
> in der Regel durch eine Rückwirkung vom Drain-Strom bzw. Drain-Spannung
> auf das Gate Entstehen.

Diese Rückwirkung kannte ich bisher nur in Form des Miller-Effekts, der
aber zu einer Verzögerung des Gatespannungsanstiegs führt und somit der
Überschwingung entgegen wirkt. Deine Simulation hat mir aber gerade
gezeigt, dass es da noch andere Effekte gibt.

> Ich habe in einer Simulation mal so etwas mit einem Infineon Coolmos C6
> beobachtet, bin mir aber nicht sicher, ob das vielleicht auch ein Fehler
> im Mosfet-Modell war. Ich hab mal eine Simulation angehängt, da sieht
> man eine relativ hochfrequente Schwingung, wenn der Ferrit überbrückt
> ist.

Das ist sehr interessant. Wenn man C1 (der an der Schwingung beteiligt
ist) weglässt, sieht man auch sehr gut, wodurch die Schwingung angeregt
wird, nämlich durch eine kurzzeitige Überhöhung der Gatespannung zu
Beginn des Miller-Plateaus. Bei näherem Hinsehen ist für diese Überhö-
hung die Induktivität des Source-Anschlusses verantwortlich, die sich
über die Gate-Source-Kapazität auf das Gate auswirkt. Die Anschlussin-
duktivitäten sind in dem von dir geposteten Mosfet-Modell enthalten,
nicht aber in den bei LTspice mitgelieferten Modellen, deswegen bin ich
bei meinen obigen Experimenten nicht auf diesen Effekt gestoßen. Ich
hätte auch nicht gedacht, dass die Anschlussinduktivität eine so starke
Wirkung hat.

Da die Resonanzfrequenz viel höher ist als die durch die Gate-Leitungs-
induktivität und die Eingangskapazität des Mosfets verursachte, lässt
sie sich mit den von dir hinzugefügten Ferriten gut dämpfen.

> Den Ferrit habe ich durch zwei unterschiedlich große Induktivitäten
> jeweils mit Parallelwiderstand modelliert.

Solche Ferritperlen mit 10uH und nur 10Ω Parallelwiderstand sind aber
nicht realistisch, oder? Wobei das kein Problem ist, da man in der
Praxis natürlich einen externen 10Ω-Widerstand parallelschalten kann.

Auf jeden Fall noch ganz großen Dank für deinen Beitrag, aus dem ich
einiges dazugelernt habe :)

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Yalu X. schrieb:
>> Den Ferrit habe ich durch zwei unterschiedlich große Induktivitäten
>> jeweils mit Parallelwiderstand modelliert.
>
> Solche Ferritperlen mit 10uH und nur 10Ω Parallelwiderstand sind aber
> nicht realistisch, oder? Wobei das kein Problem ist, da man in der
> Praxis natürlich einen externen 10Ω-Widerstand parallelschalten kann.

Wie realistisch das ist, kann ich nicht sagen, ich hab die Parameter so 
lange angepasst, bis der gewünschte Effekt da war. Zuerst hatte ich nur 
die mit 100 Ohm. Die hat für sehr hohe Frequenz zwar funktioniert, dafür 
gab es dann eine niederfrequente Schwingung.

Reale Ferrit-Perlen haben über einen relativ großen Frequenzbereich ein 
ohmsches Verhalten, das habe ich versucht, durch die Reihenschaltung 
nachzubilden. So ganz falsch wird das Modell also nicht sein, auch wenn 
die genauen Parameter sicherlich abweichen.

von Fralla (Gast)


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Das wird scheinbar zur glaubensfrage  ob die Perlen Gate Schwingungen 
dämpfen können.

>ein anderes Problem war das Abrissverhalten einer Freilaufdiode.
>Andere Diode rein und Pulse wie ausm Bilderbuch bei 50A 500V!
Ist ja der klassiker.

Das bei schnellem Schalten jedem mm Leitung ein Spannung stehen bleibt 
ist klar. Ich schalte in einem Vienna Rectifier 62A Peak über zwei 
antiserielle CP Fets in TO-247. Und keine Perle weit und breit.

>Und nicht zuletzt sind Ferritperlen manchmal auch eher Angstperlen,
>deren Wirkung eher psychiologischer Art ist ;-)

Das sehe ich auch so ;)

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