Forum: HF, Funk und Felder Stromkompensierte Drossel als Speicherdrossel für niedrige Frequenz und niedrigen Strom


von And.! (Gast)


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Bevor ich auf ältere Fragestellungen verwiesen werde, will ich anmerken, 
dass ich mich wirklich (meiner Meinung nach) umfangreich informiert 
habe. Dass man die oben erwähnten Drosseln nicht als Speicherdrosseln 
verwenden kann (Sättigung) verstehe ich, allerdings habe ich ein 
wirklich spezielles Problem.

Mein Problem ist, dass ich eine PWM Regelung habe, die eine maximale 
Frequenz von nur ~800Hz! ausgeben kann und damit eine sehr geringe Last 
angesteuert werden soll.


Nur unwichtige Information:
[Konkret geht es um eine Lüftersteuerung, welche die Lüfter leider nur 
per PWM ansteuern kann und das mit eben maximal 825Hz. Man kann zwar die 
Frequenz zwischen 5Hz und 825Hz regeln, allerdings "klackern" die Lüfter 
bei einer niedrigen Ansteuerungsfrequenz und bei einer hohen Frequenz 
lassen sie sich nicht mehr runterregeln.]


Deshalb will ich dieses PWM Signal glätten (gleiche Schaltung wie beim 
Step-Down Wandler). Wegen der sehr niedrigen Frequenz und dem niedrigen 
Strom (<100mA) bieten sich meiner Meinung nach (nur) stromkompensierte 
Drosseln an, da diese eine sehr hohe Induktivität aufweisen (ca 30mH 
werden benötigt). Diese will ich umwickeln, sodass ich nur noch eine 
Wicklung bei angegebener Induktivität habe (eine Wicklung einfach 
entgegengesetzt neuwickeln).
Hiermit wurde die Induktivität berechnet:
http://schmidt-walter.eit.h-da.de/smps/abw_smps.html
Ue=12V Uo~6V und Io~100mA



Kennt jemand ungefähr den Sättigungsbereich solcher Drosseln? Da, wenn 
ich richtig informiert bin, die meisten dieser Drosseln Eisen/Ferrit als 
Kernmaterial haben (hohe Permeabilität), sollte dieser Bereich von Kern 
zu Kern nicht zu stark abweichen.


Eine andere Möglichkeit wäre das PWM Signal über mehrere RC Glieder zu 
glätten und dann über einen Inpendanzwandler auszugeben, [quasi ein 
Linearregler, welcher das Tastverhältnis als Stellgröße hat]. Die 
Verlustleistung spielt hierbei keine Rolle (sehr kleiner Strom). 
Allerdings wird dieser Aufbau größer als die oben erwähnte Methode.

Methode 1 (pro Kanal: eine Drossel, ein Kondensator und eine Diode, 
wobei nur die Drossel bestellt werden müsste) vs Methode 2(pro Kanal: 
mehrere Cs und Rs und ein Op Amp, dafür aber alles vorhanden).


Nochmal kurz zusammengefasst: Ich will eine sehr niedrige PWM Frequenz 
mäglichst gut glätten. Fällt jemandem noch etwas dazu ein?

von Holler (Gast)


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Hallo,
ich glaube im HF-Forum ist deine Frage etwas off-Topic.

Dennoch so viel: warum die stromkompensierte Drossel umwickeln? kannst 
du nicht einfach die beiden Wicklungen hintereinanderschalten, dann hast 
du die 4-fache Nominalinduktivität ?!

Zum Sättigungsstrom: ist selbstverständlich von deiner Drossel abhängig, 
vor allem der mechanische Querschnitt des Ferrits und Windungszahl.

Wenn kein Datenblatt zur Hand, kannst du das mit einem 
2-Kanal-Oszilloskop, einem Widerstand und einer Wechselstromquelle (zur 
Not z.B. ein kleiner 230V/12V/1A 50Hz-Trafo) ausmessen: 
Wechselspannungsquelle über Widerstand an die Drossel anschliessen. 
Widerstand so dimmensionieren, dass rund 200mA fliessen. Spannung über 
der Drossel und Widerstand (also den Strom) mit dem Oszi messen: wenn 
alles schön sinusförmig ist, gibts keine Sättigung. Durch andere 
Widerstände läßt sich der Sättigungsstrom ermitteln. Bei Einsatz der 
Sättigung siehst du heftige Verzerrungen, der Strom zeigt im Maximum 
deutliche Beulen hin zu größeren Werten.

von And.! (Gast)


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Wieso bin ich da nicht drauf gekommen? Natürlich muss ich eine Wicklung 
nur umpolen, und schon habe ich eine "normale" Speicherdrossel.

Noch eine Frage: Beziehen sich die angegebenen Induktivitäten (z.B. wie 
hier: 
http://www.reichelt.de/Stromkompensierte-Drosseln/CAF-1-2-10/index.html?;ACTION=3;LA=2;ARTICLE=32275;GROUPID=3183;artnr=CAF+1%2C2-10;SID=13TtFaV38AAAIAAA-aYkYac3e8fe5553d3cf96a07e10a6baa5878 
) quasi nur auf eine der beiden Wicklungen? Wenn ich, wie du schon 
sagtest, die beiden Wicklungen nun in Reihe schalte, käme eine 
Induktivität mit 40mH dabei heraus?

von Udo S. (urschmitt)


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And.! schrieb:
> Nur unwichtige Information:
> [Konkret geht es um eine Lüftersteuerung, welche die Lüfter leider nur
> per PWM ansteuern kann und das mit eben maximal 825Hz. Man kann zwar die
> Frequenz zwischen 5Hz und 825Hz regeln, allerdings "klackern" die Lüfter
> bei einer niedrigen Ansteuerungsfrequenz und bei einer hohen Frequenz
> lassen sie sich nicht mehr runterregeln.]
Das ist wohl eher die wichtige Information.
Bist du sicher daß in den Lüftern Gleichtrommotoren verwendet werden 
oder sind das evt. Lüfter mit integrierter Elektronik? Falls ja kannst 
du sie nicht über PWM und auch nicht im Konstanttrombereich 
(Speicherspule nachgeschaltet) betreiben.
Der Thread könnte mal wieder ein Lehrstück über den falschen Ansatz für 
ein Problem sein.

von Helmut L. (helmi1)


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And.! schrieb:
> Kennt jemand ungefähr den Sättigungsbereich solcher Drosseln? Da, wenn
> ich richtig informiert bin, die meisten dieser Drosseln Eisen/Ferrit als
> Kernmaterial haben (hohe Permeabilität), sollte dieser Bereich von Kern
> zu Kern nicht zu stark abweichen.

Ferrit hat ungefaehr eine maximal Flussdichte von 200..300mT.

von Holler (Gast)


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And.! schrieb:

> Noch eine Frage: Beziehen sich die angegebenen Induktivitäten (z.B. wie
> hier:
> http://www.reichelt.de/Stromkompensierte-Drosseln/...
> ) quasi nur auf eine der beiden Wicklungen? Wenn ich, wie du schon
> sagtest, die beiden Wicklungen nun in Reihe schalte, käme eine
> Induktivität mit 40mH dabei heraus?

Auf eine, steht in dem bei Reichelt hinterlegtem Datenblatt.

Aber schaue dir nochmal genau den Motor an.
Wie Udo Schmitt schrieb, könnte die ggf im Lüfter integrierte Elektronik 
im Konstantstrombetrieb aussteigen.

von And.! (Gast)


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@Helmut Lenzen
Vielen Dank, damit kann ich schonmal was anfangen. Immerhin kann ich 
jetzt ungefähr abschätzen, wie viele Wicklungen ich max. wickeln darf!


@Udo Schmitt
Es handelt sich, wie bei allen Lüftern für den PC um sog. bürstenlose 
Gleichstrommaschinen. Ich weiß, dass diese nicht einfach durch ein PWM 
Signal angeseuert werden können. Deshalb sagte ich auch, dass sich die 
Lüfter mit steigender Ansteuerfrequenz nicht runterregeln lassen -> die 
verbauten Kondensatoren in der Steuerelektonik stützen die Spannung 
während der kurzen Off-Zeit einfach zu stark -> kaum Spannungabfall 
(kein Runterregeln möglich), obwohl die On-Zeit vielleicht nur 10% 
beträgt.

Deshalb habe ich auch den Ansatz mit dem Stepdown Wandler genommen. 
Anscheinend habe ich das wohl nicht deutlich genug formuliert.
Mit einer mehr oder weniger glatten Gleichspannung lassen sich diese 
Lüfter samt Elektronik prima regeln.

Die Lüftersteuerung stellt nur das PWM Signal zur Verfügung und mit 
meiner Schaltung (gleiche Schaltung wie im Link meines erten Posts) soll 
dieses Signal in eine Gleichspannung "geglättet" werden. Die Drossel 
muss deshalb eine rel. hohe Induktivität aufweisen, damit es nicht zum 
lückenden Betrieb kommt.

Keine Sorge ich kenne mit mit der Materie schon ein wenig aus.
Es bleibt nur noch eine Frage offen, und zwar ob die ausgesuchten Kerne 
bei gegebener Wicklungszahl und gegebenem Strom nicht im 
Sättigungsbereich arbeiten. Das werde ich allerdings wohl mehr oder 
weniger nur durch Ausprobieren erfahren, da ich die zwar die 
Sättigungsflussdichte kenne, die Kerngeometrie aber nur sehr schwer 
abschätzen kann.

von Helmut L. (helmi1)


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And.! schrieb:
> Mit einer mehr oder weniger glatten Gleichspannung lassen sich diese
> Lüfter samt Elektronik prima regeln.

Wenn du sowieso aus der PWM wieder eine Gleichspanung machst warum gehst 
du dann nicht mit der Frequenz rauf? Die ist doch dann nach der 
Filterung unabhaengig von deinem Luefter. Mit hoehere Frequenz werden 
auch die Drosseln kleiner und damit die Energiemenge im Kern.

von And.! (Gast)


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Ich würde ja gerne mit der Frequenz höher gehen (>20kHz wären optimal), 
aber die Lüftersteuerung erlaubt das nicht. Die ist dafür ausgelegt, die 
Lüfter mit niedrigen PWM Frequenzen anzusteuern. Das Funktioniert wegen 
der Trägheit des Lüfters ja auch, aber nur mit niedrigen Frequenzen 
<100Hz.

von Helmut L. (helmi1)


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And.! schrieb:
> Ich würde ja gerne mit der Frequenz höher gehen (>20kHz wären optimal),
> aber die Lüftersteuerung erlaubt das nicht. Die ist dafür ausgelegt, die
> Lüfter mit niedrigen PWM Frequenzen anzusteuern. Das Funktioniert wegen
> der Trägheit des Lüfters ja auch, aber nur mit niedrigen Frequenzen
> <100Hz.

Die kannst du doch auch mit 20KHz ansteuern. Die Drossel samt 
Kondensator dahinter macht dir doch aus der PWM mit 20Khz wieder eine 
Gleichspannung. Der Luefter davon bekommt von der ganzen Schalterei nix 
mit der sieht nur eine sich aendernde Gleichspannung (vom PWM 
Tastverhaeltnis abhaengig).

PWM----Filter-- Gleichspannung ---- Luefter.

von And.! (Gast)


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Ich glaube wir reden aneinander vorbei.

Ich weiß, dass eine höhere Frequenz in diesem Fall besser wäre, und 
auch, dass es dem Lüfter wegen der Glättung egal ist, aber die max. 
einstellbare Frequenz in der Steuerung beträgt max. 825 Hz. Und da ich 
weder die Programmierkenntnisse, noch den Quelltext oder die Hardware 
für eine Änderung der Steuerung habe (irgend eine Atmel Cpu atmega16 
oder so), bleibt es leider bei den max. 825Hz.

von Helmut L. (helmi1)


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Oder mit einem RC-Glied eine DC Spannung daraus machen und die einem PWM 
IC ala SG3524 daraus eine hoeherfrequente PWM zu machen.

von Ulrich (Gast)


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Die Sättigung wird vermutlich schon zu früh einsetzen. Die Kerne der 
stromkompensierten Drosseln haben ein sehr hohe Permeabilität und damit 
wenig Strom bis zur Sättigung.  Wenn man die Windungszahl hätte könnte 
man ggf. nachrechnen, einfacher ist aber wohl nachmessen.

Da hat man schon bessere Chancen mit einem kleinen Trafo mit Eisenkern 
und dann vielleicht 100-500 Hz als Frequenz.

Wenn man neu Wickeln will, könnte man über ein sehr stramme Wicklung die 
Permeabilität reduzieren und den Sättigungsstom erhöhen. Man braucht 
dann aber auch mehr Windungen - es bleibt aber ein höherer 
Sättigungsstromm auch mit den zusätzlichen Windungen. Ob das reicht 
müsste man probieren.

von Holler (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo And.!,

mir fiel gerade ein, dass ich noch ein paar 10mH stromkompensierte 
Drosseln von Reichelt vorrätig habe: sind nicht von Talema sondern von 
RADIOHM und haben 1A Nennstrom statt die von Dir verlinkten 1,2A.

Ich habe die beide Spulen in Reihe geschaltet und vermessen, siehe 
Oszi-Bilder. Die gelbe Kurve misst den Strom über einem 140-Widerstand.
Die Lila ist die über den Spulen abfallende Spannung.

Bis 3,5 mA (!) sind kaum Verzerrungen sichtbar. Bei über 10 mA sieht's 
schon übel aus.

Also für deinen Zweck unbrauchbar.


Man könnte zwar die Sache auch errechnen, dazu braucht man die 
Windungszahl (schätze mal 2x100Wdg), die Geometrie (A, d=12mm) sowie die 
max Flußdichte (o.g. 300mT): ist recht umständlich.

von Falk B. (falk)


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@  Holler (Gast)

>Bis 3,5 mA (!) sind kaum Verzerrungen sichtbar. Bei über 10 mA sieht's
>schon übel aus.

Eben. Siehe Transformatoren und Spulen

>Man könnte zwar die Sache auch errechnen, dazu braucht man die
>Windungszahl (schätze mal 2x100Wdg), die Geometrie (A, d=12mm) sowie die
>max Flußdichte (o.g. 300mT): ist recht umständlich.

Nö, siehe Spule.

MFG
Falk

von Holler (Gast)


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Falk Brunner schrieb:

>>Man könnte zwar die Sache auch errechnen, dazu braucht man die
>>Windungszahl (schätze mal 2x100Wdg), die Geometrie (A, d=12mm) sowie die
>>max Flußdichte (o.g. 300mT): ist recht umständlich.
>
> Nö, siehe Spule.
>
> MFG
> Falk

Wenn du meinst es ist einfach, bitte schön:

L = 40mH
N = 200 Wdg (grob geschätzt, da z.T. doppellagig)
d = 12mm    (gemessen)
A = 15mm²   (grob gemessen)
B < 300mT   (grob geschätzt)

Wie groß ist der Sättigungsstrom?
Hau rein (-;

MfG Holler

von Helmut L. (helmi1)


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L * l
u = ------- = 800E-6
    N^2 * A

     u  N  I
B = ----------
        l

Also ist:

    B  A  N     0.3T * 15mm^2 * 200
I = ---------  =  -------------------  = 0.0225A
        L               40mH

von Marko ⚠. (mos6502) Benutzerseite Flattr this


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Also so eine Spule richtig zu designen kann verdammt kompliziert werden. 
Ich empfehle dir, deine Schaltung in LTSpice zu simulieren und dann die 
Software von Micrometals runterzuladen: 
http://www.micrometals.com/software_index.html

Da klickst du dann auf "DC BIASED", gibst deine Werte ein, und das 
Programm spuckt dir dann die empfohlenen Kerne mit den Windungsdaten 
aus. Die Kerne gibts z.B. bei Reichelt oder auch spulen.com.

Übrigens verwenden auch viele "fertige" Spulen die Kerne von 
Micrometals. Anhand der Farbe und der Abmessungen kann man den Kern 
entschlüsseln und dann entsprechend umwickeln.

von And.! (Gast)


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Da das mit der Drossel wohl Nichts wird (außer ich verwende eine riesige 
0,5kg schwere Spule), realisiere ich das ganze mit einer RC Glättung und 
anschließendem Impendanzwandler.

Trotzdem vielen Dank an all die hilfreichen Beiträge. Tolles Forum!

von Holler (Gast)


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Ich  kann mir noch immer nicht exakt vorstellen was du machen willst, 
aber wenn eine aktive Lösung mit RC und Traansistor geht ist die sicher 
am einfaachsten und kompaktesten.
Dennoch ist eine 10mH-Drossel mit 100mA Strom auch mit einigen Gramm 
Masse herstellbar: man muss nur den richtigen Kern nehmen.

- Einmal gibts sog. RM-Schalenkerne mit integriertem Luftspalt 
(wichtig). Ein RM5 (Größe) sollte schon gehen. Der Spulenkörper läßt 
sich bequem wickeln.

- zum anderen könnte man aus einem alten PC (CPU-Spannungswandler) oder 
PC-Netzteil Rinkerne entnehmen. Deren Permeabilität ist gering, gehen 
also kaum in Sättigung aber erfordern viele Windungen. Das ist ohne 
Maschine lästig. Zum Testen ca. 20 Wdg aufbringen, Induktivität messen. 
Die Wurzel aus 10mH/Messwert ist die Zahl der benötigten Windungen. Dann 
siehst du ob es geht.

Viele Grüße und Erfolg!

von Holler (Gast)


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Messwindungen * Wurzel (10mH/Messwert)

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