Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Anfänger: NPN-Transistor in Emitterschaltung - berechneter Basisstrom sehr niedrig


von Sven G. (sgut)


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Hallo zusammen,

dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ich hoffe, ihr könnt 
mir helfen.
Vorab sei gesagt, dass ich noch nie zuvor mit Transistoren gearbeitet 
habe und ich deren Berechnung irgendwie "mysteriös" finde.

Hier im Forum und im Wiki habe ich mir bereits folgende Beiträge bzw. 
Artikel angesehen:
- [Anfängerfrage: Wie finde ich geeigneten Transistor?] - 
Beitrag "Re: Anfängerfrage: Wie finde ich geeigneten Transistor?"
- [RIchtigen Transistor bestimmen] - 
Beitrag "RIchtigen Transistor bestimmen"
- [Basiswiderstand] - 
http://www.mikrocontroller.net/articles/Basiswiderstand
- [Relais mit Logik ansteuern] - 
http://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern
- [Transistor] - http://www.mikrocontroller.net/articles/Transistor


Mein Vorhaben:
Ich möchte einen elektrischen Türöffner mit einem der GPIOs eines 
Raspberry Pi ansteuern. Der Türöffner läuft mit 12 V. Da ich kein 
Datenblatt habe, weiß ich nicht genau, welchen Strom er zum Schalten 
(Öffnen der Tür) benötigt. Vergleichbare Türöffer liegen bei etwa 0,85 
A. Sicherheitshalber bin ich daher mal von 1A bis 1,5A ausgegangen.
Sofern ich weiß, beträgt die max. Strombelastbarkeit eines GPIOs des 
Raspberrys 16mA, sofern der Gesamtstrom aller GPIOs nicht 51 mA 
übersteigt.


Angedachte Umsetzung:
1)
Direkte Ansteuerung des Türöffners mit einem NPN-Transistor in 
Emitterschaltung.
Diesen Fall habe ich noch nicht durchgerechnet, habe mich aber schon 
nach entsprechenden Transistoren umgeschaut (z.B. BD433/437). Ich weiß 
allerdings noch nicht, ob ich hier den nötigen Basisstrom erreichen 
kann.
Tipps hierzu wären sehr nett.

2)
Ansteuerung des Türöffners über Relais, welches wiederum von einem 
Transistor geschaltet wird.
Für das Relais (TR5V-M 12V, Rei) habe ich eine Ansprechleistung von 100 
mW und eine Leistungsaufnahme von 150mW gegeben. Sollte ich ein anderes 
Relais verwenden, liegen diese Werte darunter, sodass das ausreichend 
sein sollte.
Bei 12 V beträgt der Kollektorstrom also 12,5mA (berechnet über [math] 
I=\frac{P}{U}[\math]). Sicherheitshalber habe ich im weiteren Verlauf 
mit 25mA gerechnet.
Für den Transistor fiel die Wahl auf den BC328 (wie im entsprechenden 
Artikel zur Berechnung des Basisstromes durchgerechnet). h_Fe beträgt 
lt. Datenblatt 100. Wie im Wiki-Artikel für die Sättigung allerdings nur 
30.
Mit [math]I_b=\frac{I_c}{h_FE}=\frac{25 mA}{30}=0,83 mA [\math], habe 
ich anschließend den Basisstrom bestimmt.
Genau hier wurde ich stuzig, dieser Wert erscheint mit doch sehr sehr 
gering. Gefühlt würde ich sagen, dass dieser Basisstrom zum 
Durchschalten des Transistors viel zu klein ist.
Mit den 3,3V HIGH-Pegeln am GPIO des Raspberry und einer angenommenen 
Toleranz von 5 % (lt. Datenblatt des Spannungsreglers NCP1117 nur 1%, 
wobei ich hoffe, dass die 3,3V am GPIO vom NCP1117 kommen) und dem 
Spannungsabfall zwischen Basis und Emitter von 0,7V ergibt sich eine 
Spannung von 2,4V, sodass sich der Basiswiderstand zu 2891 Ohm 
berechnet.

Stimmt meine Rechnung? Wie gesagt, bei dem doch sehr kleinen Basisstrom 
bin ich stuzig geworden.

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.


Vielen Dank

Sven

: Bearbeitet durch User
von Rowland (Gast)


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Du hast das soweit schon richtig bestimmt, allerdings bringt der Aufwand 
wenig. Der Transistor fungiert als Schalter und sollt somit in Sättigung 
betrieben werden, also der Basistrom sollte höher gewählt werden, also 
die Berechnung über die Stromverstärkung ergibt.

Der Umweg über ein Relais ist nicht unbedingt nötig. 12V bei 1A sind 
Daten, die mit einem MOSFET direkt geschaltet werden können. Wenn Du 
einen geeigneten Logic-Level-MOSFET für 3V verwendest, sind die Verluste 
und somit die Erwärmung am Transistor minimal. Ein solcher MOSFET kann 
dann über einen Umladewiderstand direkt vom GPIO gesteuert werden.

Was jedoch (eigentlich auch beim Betrieb mit Relais) notwendig ist, 
antiparalell zum Türöffner eine Diode zu schalten, um die 
Induktionsspannung von der Magnetspule im Öffner zu überbrücken.

von hinz (Gast)


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Rowland schrieb:
> 12V bei 1A sind
> Daten, die mit einem MOSFET direkt geschaltet werden können.

Zweifellos, aber die Türöffner laufen meist mit Wechselspannung.

von Route_66 (Gast)


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Rowland schrieb:
> also der Basistrom sollte höher gewählt werden, also
> die Berechnung über die Stromverstärkung ergibt.

Hat er doch, er rechnet mit 30 statt 100.

von hau den Lukas (Gast)


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Sven G. schrieb:
> 1)
> Direkte Ansteuerung des Türöffners mit einem NPN-Transistor in
> Emitterschaltung.
> Diesen Fall habe ich noch nicht durchgerechnet, habe mich aber schon
> nach entsprechenden Transistoren umgeschaut (z.B. BD433/437). Ich weiß
> allerdings noch nicht, ob ich hier den nötigen Basisstrom erreichen
> kann.
> Tipps hierzu wären sehr nett.

+ Um den Basisstrom zu treiben, kann man den Verstärker mehrstufig 
aufbauen.

+ Als Leistungstransistor (Schalter) eignet sich besser ein FET. Für 12V 
DC gibt es eine große Auswahl für Automotive.

+ Es muss unbedingt das Verhalten der I/Os des PI in verschiedenen 
Situationen beachtet werden. Was passiert bei Power On? Nicht das 
ungewollt die Tür geöffnet wird.

+ Bei AC Last kann der Schalttransistor mit einem Brückengleichrichter 
im Lastkreis betrieben werden.

+ Ein bipolarer Schalttransistor wird mehrfach übersteuert. Siehe auch:
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0208031.htm
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/1506161.htm

von Rowland (Gast)


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Route_66 schrieb:
> Hat er doch, er rechnet mit 30 statt 100.

Oh, glatt überlesen :-/.

von Wilhelm F. (Gast)


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hinz schrieb:

> Rowland schrieb:
>> 12V bei 1A sind
>> Daten, die mit einem MOSFET direkt geschaltet werden können.
>
> Zweifellos, aber die Türöffner laufen meist mit Wechselspannung.

Da bietet sich doch bestimmt auch ein TRIAC an. Bzw. auch ein 
Solid-State-Relais, weil ich das in einem Nachbarthread gerade sah.

von Sven G. (sgut)


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Die Verwendung eines MOSFET dämmerte mir ehrlich gesagt schon, 
allerdings habe ich davon abgesehen, weil ich im Moment noch nicht 
einmal die "normalen" Transistoren komplett verstanden habe.

Die derzeitige Ansteuerung des Türöffners erfolgt über zwei Transistoren 
an einer der Signalleitung der RS232-Schnittstelle eines Computers, der 
Öffner läuft also auch jetzt schon mit Gleichspannung.

In der Zwischenzeit habe ich mir mal die Standard-MOSFETs angesehen 
(http://www.mikrocontroller.net/articles/MOSFET-%C3%9Cbersicht#N-Kanal_MOSFET 
und http://www.sprut.de/electronic/switch/nkanal/nkanal.html).

Nach aktuellem Kenntnisstand habe ich mich für folgenden entschieden: 
IRL3803.

Habt ihr sonst noch irgendwelche Anmerkungen? Würdet ihr mir für meinen 
Anwendungsfall eher einen anderen Logic-Level-MOSFET empfehlen?

: Bearbeitet durch User
von Paul (Gast)


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www.transistoramp.de

dort kannst du kostenlos das Programm Transistoramp runterladen, damit 
lassen sich ganz einfach Transistorschaltungen durch Parametereingabe 
berechnen - sehr empfehlenswert!

von Amateur (Gast)


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Versuchs mit 'nem Relais. Damit bist Du auf der sicheren Seite.

Die meisten Türöffner arbeiten wie bereits gesagt mit Wechselspannung 
und die Umgebung ist nicht gerade die "Sauberste". Jede Menge Spikes und 
der Strom (>> 1 A)ist auch nicht gerade ohne.

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