Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum kein Delta-Sigma Converter in guten Messgeräten ?


von Dirk F. (dirkf)


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Hi zusammen,
habe mir eben den EEVBlog vom neuen Agilent Tischmultimeter 34461A 
angesehen. Wirklich sehr gut !
http://www.youtube.com/watch?v=2vkkaygR4HE

Es wird auch sehr gut die Funktionsweise der Multi Duals Slope Wandlers 
erklärt.
Für mich sieht der Hardwareaufwand sehr groß aus.
Frage: Warum verwenden die Hersteller für dolche 6.5 Digit Multimeter 
keine Delta-Sigma 24 Bit Wandler ? Ich denke, damit würde die Hardware 
wesentlich einfacher werden.
Hängt das mit dem Preis oder der Performance zusammen ?

Gruß Dirk

von Marco (Gast)


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ist billiger so und inzwischen auch patentfrei

von Dirk F. (dirkf)


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>>>>>Patentfrei

Ja aber jeder kann doch einen fertigen Delta-Sigma Converter Chip kaufen 
und in sein Produkt einbauen, ohne Patentgebühren zu zahlen , oder ?

LG Dirk

von Jochen F. (jamesy)


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Der Hardwareaufwand für einen Multislope-Wandler ist gar nicht sooo 
groß, wenn man ein FPGA oder einen µC zur Steuerung und Auswertung hat.

von Dirk F. (dirkf)


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Ja, aber im DS- Wandler hat man nur einen Chip.

von Marco (Gast)


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Jochen Fe. schrieb:
> wenn man ein FPGA oder einen µC zur Steuerung und Auswertung hat.
und FPGAs sind ja sehr billig :-)

von Jochen F. (jamesy)


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Das FPGA kann ja auch noch andere Aufgaben im Gerät übernehmen, 
beispielsweise  als Display Controller oder als 
Schnittstellenbaustein...

von Dirk F. (dirkf)


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Hi, danke für die bisherigen Antworten.
Also ist es eine Sache der Kosten ?

von Anja (Gast)


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Dirk F. schrieb:
> Hängt das mit dem Preis oder der Performance zusammen ?

Eher mit der Performance:

Ich kenne keinen 24-Bit-Sigma-Delta-Wandler bei dem man:

- eine garantierte Linearität von 2-3ppm vom Endwert hat
  (eher so im Bereich typ 4-15 ppm).

- +/-10V direkt ohne Spannungsteiler messen kann.
  (meistens nur 0..5V)
   Die Transfernormale haben üblicherweise 10V.

Außerdem braucht man meistens 4 Wandlungen bis das Filter eingeschwungen 
ist.

Wenn Du einen Sigma Delta Wandler haben willst solltest Du ein RIGOL 
DM3068 kaufen. Da ist die Grundgenauigkeit im 2V-Bereich (anstelle 
10/20V-Bereich) und die Linearität ist vorsichtshalber nicht im 
Datenblatt spezifiziert.

Gruß Anja

von Dirk F. (dirkf)


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>>>> eine garantierte Linearität von 2-3ppm vom Endwert hat
  (eher so im Bereich typ 4-15 ppm).

Hallo Anja, ja stimmt, der ADS1256 hat typ 3 max 10 PPM.

>>>>>Außerdem braucht man meistens 4 Wandlungen bis das Filter eingeschwungen ist.

Beim ADS1256ist das zum Glück nicht mehr so. Wenn man einen Kanalwechsel 
macht, kann man den nächsten Datensatz direkt verwenden. Beim Vorgänger 
ADS1211 musste man 3 Werte wegwerfen.

Frage:  Gibt es Dual Slope Wandler auch fertig als einen Chip ?

Gruß Dirk

von lexs (Gast)


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>Frage:  Gibt es Dual Slope Wandler auch fertig als einen Chip ?

http://www.microchip.com/ParamChartSearch/chart.aspx?branchID=11023&mid=10&lang=en&pageId=79

von Harald W. (wilhelms)


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Dirk F. schrieb:

> Frage:  Gibt es Dual Slope Wandler auch fertig als einen Chip ?

7106 und alle seine Nachfolger. :-)
Gruss
Harald

von Anja (Gast)


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und schließlich noch den MAX132

oberhalb von 18 Bit wird die Luft dünn.
für den Preis eines PREMA oder THALER Wandlers kaufe ich mir lieber ein 
6,5 stelliges Messgerät.

Gruß Anja

von Harald W. (wilhelms)


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Anja schrieb:

>> ...7106...
> und schließlich noch den MAX132
>
> oberhalb von 18 Bit wird die Luft dünn.

Ich finde es schon erstaunlich, mit welch geringem Aufwand (Ein IC
für <2EUR) man es geschafft hat, einen Wandler für 12 Bit Auflösung
zu bauen, bei dem auch die Genauigkeit in der Grössenordnung der
Auflösung liegt. Ich nehme an, das liegt u.a. daran, das durch das
DualSlope-Prinzip viele Standardfehler rausfallen. Ob es einen ähn-
lichen Effekt auch beim SigmaDelta-Wandler gibt, weiss ich jetzt nicht.
Gruss
Harald

von W.S. (Gast)


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Der MAX132 war eine scheußliche Mistkrücke und eher als Rauschgenerator 
denn als ADC zu gebrauchen. ich hab mich über diese Teil schon Mitte der 
90er Jahre schwarz geärgert und ihn in hohem Bogen in den Rundordner 
befördert, wo er auch hingehört. Soviel zum Thema Multislope.

Harald Wilhelms schrieb:
> Ich nehme an, das liegt u.a. daran, das durch das
> DualSlope-Prinzip viele Standardfehler rausfallen.

Einiges fällt raus, aber der Nachteil von DualSlope ist immer noch die 
mangelhafte Linearität im Vergleich zum Ladungsbalance- (1 Bit-) 
Wandler. Der SigmaDelta Wandler ist ja nur ne Abwandlung davon. Kurzum, 
SigmaDelta ist de facto das beste - weil linearste - Meßverfahren was es 
derzeit gibt. Die 7 und 8 stelligen Referenzgeräte von Schlumberger (aus 
den 80er Jahren) haben damals schon mit Ladungsbalance gearbeitet und 
nicht mit DualSlope.

Warum Agilent mit seinem Tischgerät nen Multislope-Wandler benutzt, 
werden wohl nur diese Leute wissen. Manches ist eher Firmenträgheit, 
"haben wir ja früher auch so gemacht" und manches ist eventuell für 
einen meßtechnischen Trick, den man beim reinen Gleischspannungmessen 
garnicht braucht.

W.S.

von Anja (Gast)


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W.S. schrieb:
> Kurzum,
> SigmaDelta ist de facto das beste - weil linearste - Meßverfahren was es
> derzeit gibt.

Mhm,

da sind aber einige Dinge stark verallgemeinert worden.
Dual Slope und Multi Slope sind nicht identisch.
Deshalb darf man die beiden auch nicht bei der Linearität in einen Topf 
werfen.

Die Linearität hängt prinzipiell nicht vom Meßverfahren ab, sondern von 
den nicht idealen Bauteilen. Beim Dual Slope Verfahren ist dies 
hauptsächlich die dielektrische Absorption der Kondensatoren, beim 
Multi-Slope Verfahren und beim Sigma-Delta-Verfahren hauptsächlich die 
unsymmetrischen Schaltzeiten sowie unsymmetrischer (spannungsabhängiger) 
RDS,on.
Wobei die Schalthäufigkeit beim Sigma-Delta Wandler (und damit der 
relative Fehler) meistens deutlich höher ist.

Fakt ist daß das HP3458A mit 0.1ppm das linearste Multimeter ist das in 
Serie gebaut wurde. Und es besitzt einen Multi-Slope Wandler.

Gruß Anja

von MiWi (Gast)


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Dirk F. schrieb:

>
> Frage:  Gibt es Dual Slope Wandler auch fertig als einen Chip ?
>

ALD500 in verschiedenen Versionen (http://www.aldinc.com/), bei Mouser 
erhältlich.


Grüße

MiWi

von W.S. (Gast)


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Anja schrieb:
> Fakt ist daß..

..ich nur der Statistik vertraue, die ich selbst gefälscht habe.

Ich hab genug Meßtechnik gesehen und in den Fingern gehabt, um den 
Angaben der Werbeabteilung nicht mehr zu vertrauen. Und da ist ein 
Einbitwandler, sprich Ladungsbalance, mir immer noch der 
vertrauenswürdigste, weil bei ihm sich nix auframpt wie bei allen 
Dula/Multi-Slope Wandlern.

Kurzum, Beiträge die mit "Fakt ist.." beginnen, übersetzen sich zu "Ich 
möchte mal behaupten, daß .. weil ich dran glaube".

Schönen Abend noch, heute bei nem Cuvee Morio/Müller-Th.

W.S.

von Tilmann (Gast)


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W.S. schrieb:
> Und da ist ein
> Einbitwandler, sprich Ladungsbalance, mir immer noch der
> vertrauenswürdigste

Kombiniere Komparator mit 
http://www.edn.com/design/other/4326640/DC-accurate-32-bit-DAC-achieves-32-bit-resolution 
und erhalte einen langsamen ADC mit hoher Linearität?

von Anja (Gast)


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W.S. schrieb:
> vertrauenswürdigste

W.S. schrieb:
> weil ich dran glaube".

Hmm,

Wieder mal was dazugelernt wenn ich das beste Solartron 7081 mit dem 
HP3458A vergleiche:

Die 0.2ppm linearität aus dem Datenblatt des Solartron 7081 sind also 
vertrauenswürdiger als die 0.1ppm des HP 3458A.

Und die Messdauer von 51,2 Sekunden für 8,5 Stellen ist natürlich auch 
vieel vertrauenswürdiger als die 0,2 Sekunden die das HP braucht.
Das kann ja nix sein wenn ein Multislope-Wandler da bloß mal kurz 
drüberhuscht.

Gruß Anja

von Anja (Gast)


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Tilmann schrieb:
> Kombiniere Komparator mit
> 
http://www.edn.com/design/other/4326640/DC-accurate-32-bit-DAC-achieves-32-bit-resolution
> und erhalte einen langsamen ADC mit hoher Linearität?

Nicht unbedingt.
erstens hat die Schaltung keine 32 bit Linearität. Die hängt 
hauptsächlich von der Symmetrie der Schaltzeiten und der 
Ladungsinjektion des Schalters ab.
Und da ist meiner Meinung nach der Artikel sehr optimistisch.
Realistisch wird man ohne Kalibrierung für die Linearität irgendwo 
zwischen 2-20 ppm herauskommen.
zweitens: Ein Komparator ist auch nichtlinear z.B. 
Gleichtaktunterdrückung.

Gruß Anja

von W.S. (Gast)


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Anja schrieb:
> Das kann ja nix sein wenn ein Multislope-Wandler da bloß mal kurz
> drüberhuscht.

Richtig erfaßt. Rechne dir mal den nötigen Rauschabstand aus und dann, 
was für eine Bandbreite man maximal dafür zulassen kann, wenn man bei 
Raumtemperatur mißt. Jeder Widerstand rauscht da mit -174 dBm/Hz. Nun 
mach dir mal die Rechnung auf für die von dir genannten 8 1/2 Stellen.

Beliebig genau und beliebig schnell geht eben nicht - nur bei 
Scharlatanen geht sowas, denn die wissen, daß ihre Kundschaft nicht 
nachmessen kann, sondern dran glauben muß.

Du scheinst mir wirklich sehr HP-gläubig zu sein.

W.S.

von Arc N. (arc)


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Anja schrieb:
> Dirk F. schrieb:
>> Hängt das mit dem Preis oder der Performance zusammen ?
>
> Eher mit der Performance:
>
> Ich kenne keinen 24-Bit-Sigma-Delta-Wandler bei dem man:
>
> - eine garantierte Linearität von 2-3ppm vom Endwert hat
>   (eher so im Bereich typ 4-15 ppm).

Mindestens einen ;)
ADS1259B 0.4 ppm FSR typ., 3 ppm FSR max.

Wobei sich auch bei den anderen ein Blick auf die Definition und 
Spezifikation der INL und DNL lohnt...

> - +/-10V direkt ohne Spannungsteiler messen kann.

Da, je nach dem was gemessen werden soll, u.U. noch ein InstAmp, Buffer 
etc. davor sitzt, auch kein Beinbruch


> Frage:  Gibt es Dual Slope Wandler auch fertig als einen Chip?

Ja, z.B. die guten alten ADC180 (26-Bit) 
http://tcthaler.com/products.html oder MAX132 18-Bit + Vorzeichen

von Tilmann (Gast)


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Anja schrieb:
> Ein Komparator ist auch nichtlinear

Na fein, dann nehmen wir eben einen guten OPV statt eines dedizierten 
Komparators.

Zum PWM-DAC kann man ja ein wenig Material von dir hier finden, es 
sollte natürlich gewährleistet sein, dass dieser DAC auf hohe Linearität 
getrimmt ist, wie auch immer das im Detail aussehen mag.

von Anja (Gast)


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Tilmann schrieb:
> dass dieser DAC auf hohe Linearität
> getrimmt ist, wie auch immer das im Detail aussehen mag.

Dafür ist der 5 Ohm-Widerstand (R7) zuständig. Der soll die 
Spannungsabhängigen Unterschiede der Schalter im RDS,on ausgleichen.
Das funktioniert natürlich nur bei der Abgleichtemperatur.

Tilmann schrieb:
> Na fein, dann nehmen wir eben einen guten OPV statt eines dedizierten
> Komparators.

Die bessere Strategie wäre ein guter OPV (LTC2057) als Vorverstärker für 
ein empfindliches (integrierendes) Multimeter als Nullspannungsdetektor 
zu verwenden. Oder gleich ein Nullspannungsvoltmeter (Zeigerinstrument). 
Die PWM-Schaltung hat ein ziemliches "Rest-Rauschen".

W.S. schrieb:
> Nun
> mach dir mal die Rechnung auf für die von dir genannten 8 1/2 Stellen.

Apropos Rauschen: Schau lieber mal in die Specs bevor Du in die Tiefen 
der Theorie hinabtauchst. Und nicht wundern wenn bei manchen DMMs die 
Abweichung zwischen Theorie und Praxis mehrere Größenordnungen beträgt.

Gruß Anja

von Dirk F. (dirkf)


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Hallo,
also vielen Dank für die zahlreichen Antworten.
Zum Thema Messgeräte noch kurz folgendes:
Hatte bei meinem 6.5 Digit Agilent 34410A den Lüfter über einen 
Widerstand gedrosselt, weil der mir einfach zu laut war.
Heute ist das Gerät vom Kalibrieren zurückgekommen :  Bestanden.

Gruss Dirk

von Messknecht (Gast)


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Dirk F. schrieb:
> Heute ist das Gerät vom Kalibrieren zurückgekommen :  Bestanden.

Naja, in einer Laborumgebung mit konstant +23°C ist die Entlüftung im 
Gerät nicht sooo kritisch.
Beim nächsten Sommertag mit +38°C solltest du dir aber doch Gedanken 
machen.
mfg Messknecht.

p.s. Agilent / HP DMM
Das Agilent im DMM das Dual-Slope-Verfahren verwendet, kann historische 
Gründe haben.
Jahrzehntelang war HP mit seinen DMMs (und dem Dual-Slope-Verfahren) das 
Referenzgerät im Kalibrierlabor.
Eine Änderung des AD-Umsetzers würde alle bisherigen Erfahrungen 
zunichte machen.
Dieses Risiko will Agilent wohl vermeiden.

von Anja (Gast)


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Messknecht schrieb:
> Dieses Risiko will Agilent wohl vermeiden.

immer diese Spekulationen .....

Und nochmal: es ist ein Multi-Slope Verfahren.
(daher die hohe Meßgeschwindigkeit).

hier mal ein paar Infos aus erster Hand:

http://www.hpl.hp.com/hpjournal/pdfs/IssuePDFs/1989-04.pdf

Gruß Anja

von Ernst O. (ernstj)


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Der Beschreibung nach ist LTC2400 ein 24 Bit Delta-sigma-Wandler, der 
sich für Multiplexanwendungen eignet, weil nicht über mehrere Messzyklen 
gemittelt werden muss. Ich habe vor den mal anzutesten. Bin gespannt, 
wieviel Aufwand nötig sein wird, um möglichst hohen Störspannungsabstand 
zu erreichen bzw. wieviele Bits Auflösung tatsächlich nutzbar sind.

Hat jemand Erfahrungen mit dem Teil?

von Ralph B. (rberres)


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Das was ich zu dem Thema Multislopewandler im HP34401 beitragen kann, 
ist folgendes.

Ich habe das Gerät 1992 neu gekauft. ( Es war eines der ersten Geräte 
die auf dem Markt erschienen war ).

Vor einem Jahr war ich mit dem Gerät in einen Kalibrierlabor.

Ich wollte einfach wissen, ob es ratsam ist das Gerät neu zu justieren.

Die gemessenen Abweichungen waren immer noch um Faktor 10 geringer, als 
in den Spezifikationen des Herstellers angegeben. Lediglich im höchsten 
Widerstandsbereich war der gemessene Wert um Faktor 2 besser als  vom 
Hersteller angebeben. Es musste nichts justiert werden.

Soviel zur Langzeitstabilität der Agilent Multislopewandler in den 34401 
Geräten.

Ralph Berres

von Arc N. (arc)


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Um mal andere Messgeräte ins Spiel zu bringen:
Zumindest Isotech (microK) setzt in ihren Messbrücken 
Delta-Sigma-Wandler ein. Der DAC ist dort als 5-Bit DAC mit PWM 
realisiert (Nicht-Linearität <= 0.1 ppm)
http://microk-isotech.blogspot.de/

von Anja (Gast)


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ernst oellers schrieb:
> Hat jemand Erfahrungen mit dem Teil?

Klar.

Im Datenblatt stehen 0.3ppm Rauschen bei 5V Referenz.
Ist natürlich als Effektivwert angegeben.
Das peak-peak Rauschen ist ca 10uVpp.

Ich habe lange gebraucht um das auch hinzubekommen.
Der Eingang des ADC ist ein kapazitiver Schalter der
natürlich auch auf den Puffer-OP-Amp zurückwirkt.

Mit einer geeigneten Entkopplung kann man dann auch
die 10uVpp für Einzelmessungen erreichen ohne die
Linearität des Wandlers zu beeinträchtigen.

Ralph Berres schrieb:
> Soviel zur Langzeitstabilität der Agilent Multislopewandler in den 34401
> Geräten.
Wobei die Referenz = LM399 natürlich auch ihren Beitrag hat.

Arc Net schrieb:
> Der DAC ist dort als 5-Bit DAC mit PWM
> realisiert (Nicht-Linearität <= 0.1 ppm)
mit einer Unsymmetrie der Schalter von < 1ps
normale Analogschalter haben so um die 20 ns Unsymmetrie.


Gruß Anja

von Jochen F. (jamesy)


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Anja schrieb:
> mit einer Unsymmetrie der Schalter von < 1ps

Das entspräche einer Bandbreite von 350 GHz. Wie wurde das realisiert?

von Anja (Gast)


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Jochen Fe. schrieb:
> Wie wurde das realisiert?

Frag isotech, ich habe nur aus deren Blog zitiert.
Aber mit Bandbreite hat das wenig zu tun, eher mit Reproduzierbarkeit.

Gruß Anja

von Arc N. (arc)


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Anja schrieb:
> Jochen Fe. schrieb:
>> Wie wurde das realisiert?
>
> Frag isotech, ich habe nur aus deren Blog zitiert.
> Aber mit Bandbreite hat das wenig zu tun, eher mit Reproduzierbarkeit.

Effect of a PWM feedback DAC on the noise and linearity of a delta-sigma 
ADC
http://digital-library.theiet.org/content/conferences/10.1049/cp_20050150
(wird im Artikel zum ADC zitiert 
http://www.isotechna.com/v/vspfiles/pdf_datasheets/isotech/microk_cal_lab.pdf)

von Frank (Gast)


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Ja das neue Agilent ist sehr gut, weil der Preis deutlich günstiger ist, 
als bei vergleichbaren Produkten. Und es hat ein schönes Display und 
wertvolle Funktionen, die Dave in seinem Blog ja auch alle vorstellt.

> Frage: Warum verwenden die Hersteller für solche 6.5 Digit Multimeter
> keine Delta-Sigma 24 Bit Wandler ? Ich denke, damit würde die Hardware
> wesentlich einfacher werden.

Das ist ganz einfach. Mit den zur Zeit erhältlichen 24 Bit 
Delta-Sigma-Wandlern ist es nicht möglich ein so genaues Messinstrument 
wie das Agilent 34461A zu bauen.

Delta-Sigma-Wandler sind inhärent ungenau (1 Bit) und Rauschen inhärent 
wie die Hölle (vor allem die mit niedriger Ordnung und geringem 
Oversampling). Außerdem sind sie auch noch nichtlinear und sehr 
empfindlich gegenüber der Spannungsversorgung.

Deshalb gibt es kein gutes Multimeter, das einen Delta-Sigma-Wandler 
verwendet. Alle verwenden einen integrierenden Wandler (inhärent 
fehlerfrei, inhärent linear, inhärent rauschfrei, inhärent genau, 
inhärent stabil).

Es gibt viele Quellen von Fehlern bei einem DMM, da will man nicht auch 
noch, daß der Wandler selbst viele weitere produziert bzw. erzwingt. Die 
Schaltung und Bauteileauswahl muß natürlich auch beim integrierenden 
Wandler sorgfältig erfolgen um die inhärenten Vorteile zu nutzen. Das 
ist insgesamt zwar kostspielig, aber man will ja auch ein Messinstrument 
haben.

Die Frage ist eher, warum sollte man überhaupt jemals einen 
Delta-Sigma-Wandler verwenden?
Richtig. Bei der Digitalisierung von Audiosignalen. Dort ist das 
Oversampling Gold wert (weil man keine genauen Filter bauen kann) und es 
auf die absolute Genauigkeit überhaupt nicht ankommt (man will ja nicht 
die Lautstärke absolut messen sondern relativ).

Vielleicht reicht ein moderner 24Bit Sigma-Delta-Wandler für ein DMM 
aus, aber ich würde mich dabei immer Unwohl fühlen und hätte wenig 
Vertrauen in den Messwert, zumal Sigma-Delta-Wandler hoher Ordnung 
schwer stabil zu bekommen sind.

Sollte jemand aber trotzdem vorhaben ein DMM mit einem dafür 
ungeeigneten Sigma-Delta-Wandler zu bauen, so ist der LTC2440 (28 Bit, 
32768-fach Oversampling, 7 Messungen/Sekunde) vmtl. die erste Wahl. 
Angeblich (laut Linear Technology) soll sich damit ein bis zu 
6-stelliges DMM realisieren lassen. Der Nachweis ist freilich noch nicht 
erbracht.

Eventuell hätte man den 31 Bit, 4. Ordnung Delta-Sigma-Wandler ADS1281 
von Texas Instruments verwenden können allerdings ist dieser ein zu 
starker Rauscher im Vergleich zum LTC2440. Die letzte Stelle beim DMM 
würde wie irr rumflippen, der geht also trotz 31 Bit auch nicht.

Wenn man die positiven Eigenschaften der beiden Wandler (28 Bit LTC2440 
-> Rauscharmut und 31 Bit ADS1281 -> Offset, Linearität) kombinieren 
könnte, dann könnte so ein Baustein für ein derartiges Messgerät 
ausreichend sein. Aber so ein Baustein wäre eben noch zu entwickeln.

Etwas lax dargestellt:
Man sieht also Bits sind nicht gleich Bits. Für die (geschätzt) 23,5 Bit 
des Agilent34461A integrierenden Wandlers bräuchte man wohl einen 32+ 
Bit Sigma-Delta-Wandler. Der Sigma-Delta-Wandler verbruzzelt für seine 
inhärenten Eigenfehler viel mehr Bits (integrierender Mehrrampenwandler 
ca. 3-4 Bit (Agilent 34461A), integrierender Zweirampenwandler ca. 0 Bit 
(Zweirampenintegratoren leiden aber an niedriger Messrate), 
Delta-Sigma-Wandler ca. 8-12 Bit zusätzlich für Eigenfehler). Jedenfalls 
für den Anwendungszweck einer Absolutwertmessung.

Man kann sich den integrierenden Mehrfachwandler des Agilent 34461A 
bildlich ungefähr so vorstellen, daß 14 Bit Auflösung beim 
Rampenhochfahren erzeugt werden. Weitere 10 Bit beim Rampenrunterfahren. 
Macht insgesamt 24 Bit, wovon 3,5 Bit zur Erhöhung des Rauschabstandes 
verwendet werden, dann bleiben genau die 6-1/2 Stellen übrig. Das alles 
wohlgemerkt mit einem Linearitätsfehler von 0 bei einem Bauteil das 
nicht mal einen Cent kostet. Einfach geniale Ausnutzung der 
Elektrotechnik, weil die Genauigkeit des Bauteils keine Rolle spielt da 
es sich bei diesem Verfahren rauskürzt. Keine Temperaturabhängigkeit und 
keine Alterung.

Das Agilent 34461A hat natürlich trotzdem einen Messfehler und 
Temperatur- und Alterungsabhängigkeit, wegen der Spannungsreferenz.

Im Gegensatz zu diesem inhärent fehlerfreien Wandler beim Agilent 34461A 
würde ein Delta-Sigma-Wandler noch einen weiteren Fehler einbringen. 
Deshalb bräuchte man viel mehr Bits Auflösung beim Wandler, damit diese 
Fehlerquelle praktisch gesehen verschwindet (real verschwindet dieser 
Fehler zwar nie, aber real ist auch der integrierende Wandler nicht 
völlig fehlerfrei).

von Fritz (Gast)


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Frank schrieb:
> Alle verwenden einen integrierenden Wandler (inhärent
> fehlerfrei, inhärent linear, inhärent rauschfrei, inhärent genau,
> inhärent stabil).

Inhärent scheint ja eines deiner Lieblingsworte zu sein. :-)

Ein Kondensator ist inhärent linear ???
Ein Komerator hat inhärent keinen Offset und Schaltverzögerung ??
..
Das alles benötigt man für integrierende Wandler und beeinflussen sehr 
wohl obige Inhärenzen".

Wenn deine "Inhärenzen" wirklich gültig wären, könnte man ja die 
Genauigkeit beliebig hinauftreiben.

von Frank (Gast)


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>Ein Kondensator ist inhärent linear ???
Was meinst Du mit linear? Ein Kondensator ist konstant und nicht linear.

>Ein Komperator hat inhärent keinen Offset und Schaltverzögerung ??

Reale Komperatoren haben natürlich einen Offset und eine 
Schaltverzögerung. Deshalb muß man beim Aufbau eines integrierenden 
Wandlers natürlich einen Komparator wählen, bei dem der Offset nicht ins 
Gewicht fällt und bei dem die Schaltverzögerung so klein ist, daß sie 
ebenfalls nicht ins Gewicht fällt. Ich habe ja geschrieben, daß die 
Schaltung und Bauelemente sorgfältig ausgewählt werden müssen.

Beim Komparator kommt es tatsächlich darauf an, daß er schnell reagiert. 
Die Verzögerung darf nicht so groß sein, daß der Integrator 
versehentlich in die Sättigung gefahren wird. Die Schaltverzögerung 
selbst spielt trotzdem eine untergeordnete Rolle, da sie sich selbst 
ausgleicht. Womit wir wieder bei den inhärent positiven Eigenschaften 
dieser Schaltung wären. Man muß also sorgfältig sein, damit der 
Integrator nicht in die Sättigung kommt. Ist diese Bedingung erfüllt hat 
man dadurch aber auch keinen Fehler (inhärent fehlerfrei).

Der Offset des Komparators spielt ebenfalls eine untergeordnete Rolle da 
er sich selbst ausgleicht. Wiederum eine inhärent positive Eigenschaft 
dieses Wandlertyps. 5 mV max. Offset und 4 ys Verzögerung sind vmtl. ok.

Ich weiß nicht genau welcher Komparator im Agilent steckt. Ein LM339 ist 
es vielleicht, jedenfalls hat er noch Reserven. Bei einem noch genaueren 
Meßgerät mit noch höherer Frequenz bräuchte man irgendwann einen 
schnelleren Komparator.

Die Schwierigkeit liegt weniger beim Komparator selbst, der ja 
grundsätzlich recht schnell ist, sondern bei der Verzögerung, die der 
Mikrocontroller darüberhinaus erzeugt. Deshalb wird man wohl einen 
programmierbaren Logikbaustein brauchen, damit die Verzögerung der 
Steuerungslogik klein bleibt.

Für diejenigen, die einen integrierenden Wandler bauen: Der Integrator 
darf nie in die Sättigung gefahren werden, weil dann die Ladungsmengen 
für den Zeitraum der Sättigung völlig undefiniert sind, das Meßergebnis 
damit futsch. Die Schaltung also so auslegen, daß immer ein gewisser 
Abstand vom maximalen Output-Rail gehalten wird. Die Gesamtverzögerung 
der Steuerungslogik + Komparaotr muß dann kleiner sein, als die 
Ladekonstante des gewählten Kondensators und der gewählte 
"Sicherheitsabstand".

Man kann also hier durchaus noch kompensieren. Ist die Steuerungslogik 
und/oder der Komparator nicht schnell genug, kann man den 
Sicherheitsabstand erhöhen um dies wieder auszugleichen. Dadurch 
verliert man aber einen Bruchteil an Stellenanzahl. Daher lieber 
Komparator und Logik ausreichend schnell auslegen. Ein guter Richtwert 
zur Auslegung ist jeweils 10% Sicherheitsabstand vom Outputrail. Das ist 
auch mehr als ausreichend um auch Schwankungen in der 
Spannungsversorgung zu kompensieren.

von Frank (Gast)


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> Wenn deine "Inhärenzen" wirklich gültig wären, könnte man ja die
> Genauigkeit beliebig hinauftreiben.
Genau, man kann die Genauigkeit beliebig hinauftreiben. Klar irgendwann 
kommt man an physikalische Grenzen, aber davon ist man noch weit 
entfernt.

Ein konkret implementierter Wandler hat natürlich nur eine bestimmte 
Genauigkeitsgrenze (z.B. 20 Bit / 30 Bit). Aber man kann natürlich 
sagen, ich will einen Wandler mit soundsoviel Genauigkeit und dann kann 
man ihn bauen.

Selbstverständlich steigen die Kosten exponentiell mit der 
Genauigkeitszunahme an. Zunächst kann man noch mit geringen Mehrkosten 
die Genauigkeit steigern, aber irgendwann wird es zu teuer.

Das Genauigkeitslimit ist somit eine Frage des Willens und der 
Sinnhaftigkeit, als der physikalischer Grenzen. Aber das trifft 
grundsätzlich auf jeden Wandlertyp zu.

Das alles ist gar nicht der wirkliche inhärente Vorteil des 
integrierenden Wandlers. Der integrierende Wandler funktioniert so, daß 
die gemessene Spannung relativ zur Referenzspannung direkt proportional 
(inhärent genau, inhärent rauschfrei) und absolut linear (inhärent 
linear) mit der Zeit t ist. Es gibt also keinerlei Bauteilcharakteristik 
die Bestandteil dieser Gleichung ist (inhärent fehlerfrei). Dazu kommen 
eben noch so Zuckerle, daß eine Verzögerung bei der Zeitmessung doppelt 
auftritt und der absolut gemessene Zeitbetrag daher unabhängig von 
dieser Meßverzögerung ist. Außerdem ist es eine Schaltung erster Ordnung 
und damit schwingungsfrei  (inhärent stabil).

Im absoluten Gegensatz dazu der Delta-Sigma-Wandler. Dieser produziert 
erstmal eine enorme Rauschkulisse durch Oversampling (inhärent 
rauschbehaftet), reduziert das Signal auf 1 Bit (inhärent ungenau), 
benötigt für eine Rauschreduktion hohe Ordnungen die den Wandler 
inhärent instabil machen durch die jeweiligen Phasendrehungen jeder 
Ordnung (= Oszillatorbedingung). Dann wird das Signal über einen 
Digital-Analog-Wandler rückgekoppelt, der aber erst einmal Einschwingen 
muß (inhärent fehlerbehaftet, inhärent nichtlinear). Schließlich wird 
ein Digitalfilter angewendet um von einem Bit Genauigkeit auf mehrere zu 
kommen, in welchem Zuge, zwar das Rauschen wieder reduziert wird aber 
schon rein mathematisch ein Rauschen verbleibt (von zusätzlichen 
Problemen realer Implementierungen mal ganz abgesehen).

Ein n Bit integrierender Wandler ist daher mathematisch stets n Bit (+/- 
1 LSB) genau

Ein n Bit Delta-Sigma Wandler hat stets einen bestimmten mathematischen 
Eigenfehler durch seine Nichtlinearität und ein bestimmtes 
mathematisches Rauschen (abhängig von der Ordnung und dem Oversampling), 
dazu noch mathematisch fehlerhafte Ausgabewerte (das modernere Bausteine 
diese automatisch Verwerfen, verbessert die Eigenschaft selbst nicht) 
und eben die potentielle Instabilität durch Schwingungsneigung. Deshalb 
bleiben von den n Bit auch nie n übrig (vorausgesetzt n>1, denn für n=1 
Bit ist auch der Delta-Sigma-Wandler genau)

Natürlich kann man mit einem Delta-Sigma-Wandler die m ungenauen Bits 
streichen und erhält dann ein n-m Bit genaues Ergebnis. Mit dieser 
Restgenauigkeit lässt sich dann ein entsprechendes DMM bauen. Mit einem 
beliebig genauen Delta-Sigma-Wandler kann man also ebenfalls ein 
beliebig genaues DMM bauen. Nur fehlen einem dann stets m Bit ggü. dem 
Stand der Technik im Vergleich zu einem integrierenden Wandler.

Viel schlimmer ist es aber noch, weil die Anzahl der Fehlerbits m 
exponentiell mit der Genauigkeitszunahme ansteigt. Ein 10-fach genauerer 
integrierender Wandler benötigt lediglich linear 10-fach bessere 
Bauteile (und das auch nur bei sehr wenigen Parametern). Ein 
Delta-Sigma-Wandler benötigt für 10-fach bessere Genauigkeit schon 10 
hoch x - fach genauere Bauteile.

Alles für den Anwendungszweck eines DMM wohlgemerkt. Die spezifischen 
Nachteile des Delta-Sigma-Wandlers erweisen sich bei der Digitalisierung 
von Audiosignalen als geradezu erwünschter Vorteil: Oversampling wegen 
der Filter und 1Bit bzw. Bitstream wegen der einfachen Signalbearbeitung 
(Mischen, Equalizer, Digitalverstärker, etc.).

von Anja (Gast)


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Frank schrieb:
> Genau, man kann die Genauigkeit beliebig hinauftreiben. Klar irgendwann
> kommt man an physikalische Grenzen, aber davon ist man noch weit
> entfernt.

von wegen: allein der Integrationskondensator ist weder linear noch 
genau.
Bei Standard  (Polyester) Folienkondensatoren kommt man schon bei ca 12 
Bit an die Grenze:

http://www.scribd.com/doc/168875018/Understand-Capacitor-Soaking

Gruß Anja

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Schade, ich wollte auch gerade auf die dielektrische Absorption 
hinweisen. :-)

Weiterhin ist der Einfluss der Analogschalter nicht zu vernachlässigen, 
da hierbei ein Ladungstransfer des Eingangssignals auf den Ausgang 
erfolgt. Zwar bemühen sich die Hersteller, die Analogschalter möglichst 
symmetrisch aufzubauen, um den Ladungstransfer zu minimieren, aber dies 
gilt leider nicht für den gesamten Spannungsbereich der analogen Ein- 
bzw. Ausgangssignale. Folglich wird auch hier ein systematischer Fehler 
entstehen, der auch bei Mehrrampenverfahren nicht vollständig korrigiert 
werden kann.

Generell befürworte ich für DMM aber auch den Einsatz von 
Mehrrampenwandlern, da sich auch eine sehr gute Unterdrückung eines 
eingekoppelten Netzbrumms realisieren lässt, indem die Wandlung mit der 
Netzfrequenz synchronisiert wird.

von Ulrich (Gast)


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Es ist schon ein Unterschied zwischen den klassischen Dual Slope 
Wandlern wie dem 7106 und den Multislope Wandlern in den guten 
Multimetern. Der klassiche Dual-Slope Wandler ist in der Linearität 
durch den Kondensator begrenzt und auch schon wegen der relativ kurzen 
Zeit über die Integriert wird eingeschränkt und einem halbwegs 
brauchbaren Sigma Delta Wandler unterlegen.

Ein wesentlicher Unterschied bei den Multislope Wandlern ist, dass die 
Steuerung des Desintegrierens mit dem Takt synchron erfolgt, genau wie 
auch beim Sigma Delta Wandler.
Im Prinzip ließe sich der Multislope Wandler auch als eine spezielle 
Umsetzung eines Multi Bit Sigma Delta Wandlers interpretieren: Das 
Signal zum Desintegrieren gibt eine Art PWM als D/A Wandler und der 
Integrator entspricht dem im Sigma Delta Wandler. Viele integrierte 
Lösungen gehen mehr in Richtung Integrator höherer Ordnung und damit 
weniger Aufwand in analogen Teil und dafür mehr im Digitalen Teil. Für 
sehr hohe Auflösungen ist aber auch da Multi-bit auch ein Weg. Das 
zusätzliche langsame Desintegrieren für den letzten Schritt sehe ich bei 
den Multislope Wandlern eher als eine Hilfkonstruktion um den Letzten 
Rest besser zu interpretieren und die digitale Auswertung einfach zu 
halten - so dass man halt keinen vollen digitalen Filter und keine 
Einschwingen braucht.

So ganz groß ist der Unterschiede zwischen einem Multislope Wandler und 
einem Multi-Bit Sigma-Delta Wandler also gar nicht. Da ist der 
Unterschied zum klassischen Dual Slope Wandler fast größer. Geschickt 
ist halt das die Analogen Schalter nur relativ selten umschalten und 
dann auch noch je nach Umsetzung mit einer konstanten Frequenz. Durch 
die Wahl der Zahl Zwischenschritte kann halt zwischen Fehlern beim 
Integrator (Kondensator, OP) und den Schaltern ein guter Kompromiss 
gefunden werden.

von Gerd E. (robberknight)


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Anja schrieb:
> http://www.scribd.com/doc/168875018/Understand-Capacitor-Soaking

Schade daß TI das offline genommen hat. Hier kann man es aber noch ohne 
zu bezahlen lesen:
http://www.datasheetarchive.com/files/national/htm/nsc03883.htm

von Arc N. (arc)


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Gerd E. schrieb:
> Anja schrieb:
>> http://www.scribd.com/doc/168875018/Understand-Capacitor-Soaking
>
> Schade daß TI das offline genommen hat. Hier kann man es aber noch ohne
> zu bezahlen lesen:
> http://www.datasheetarchive.com/files/national/htm/nsc03883.htm

Es gibt auf der TI-Seite noch eine komplette Sammlung seiner 
Ideen/Tipps.
http://www.ti.com/ww/en/bobpease/
http://www.ti.com/ww/en/bobpease/assets/www-national-com_rap.pdf
(Understand Capacitor Soakage to Optimize Analog Systems ist ab Seite 
302 zu finden)

Frank schrieb:
> Deshalb gibt es kein gutes Multimeter, das einen Delta-Sigma-Wandler
> verwendet. Alle verwenden einen integrierenden Wandler (inhärent
> fehlerfrei, inhärent linear, inhärent rauschfrei, inhärent genau,
> inhärent stabil).

Siehe oben Isotechs microK Thermometriebrücke. Die misst zwar "nur" 
Widerstände, in der microK 70 Variante aber mit einer Genauigkeit <= 
0.07 ppm


> Vielleicht reicht ein moderner 24Bit Sigma-Delta-Wandler für ein DMM
> aus, aber ich würde mich dabei immer Unwohl fühlen und hätte wenig
> Vertrauen in den Messwert, zumal Sigma-Delta-Wandler hoher Ordnung
> schwer stabil zu bekommen sind.

Deshalb gibt's auch so viele davon...
http://www.eecs.qmul.ac.uk/~josh/documents/TsenovMladenovReiss-AES124-TheoreticalSimulatedExperimentalResultsStabilitySDMs.pdf
http://www.ict.kth.se/ECS/esd/doc/ar99/andreas/mw.pdf
usw. usf.

> Eventuell hätte man den 31 Bit, 4. Ordnung Delta-Sigma-Wandler ADS1281
> von Texas Instruments verwenden können allerdings ist dieser ein zu
> starker Rauscher im Vergleich zum LTC2440. Die letzte Stelle beim DMM
> würde wie irr rumflippen, der geht also trotz 31 Bit auch nicht.

Auch die DMMs mit integrierendem Wandler mitteln, um das/die letzten 
Bit/s ruhig zu stellen.


> Das Agilent 34461A hat natürlich trotzdem einen Messfehler und
> Temperatur- und Alterungsabhängigkeit, wegen der Spannungsreferenz.

Und diverser Nicht-Linearitäten im ADC...

> Im Gegensatz zu diesem inhärent fehlerfreien Wandler beim Agilent 34461A
> würde ein Delta-Sigma-Wandler noch einen weiteren Fehler einbringen.
> Deshalb bräuchte man viel mehr Bits Auflösung beim Wandler, damit diese
> Fehlerquelle praktisch gesehen verschwindet (real verschwindet dieser
> Fehler zwar nie, aber real ist auch der integrierende Wandler nicht
> völlig fehlerfrei).

34461A Genauigkeit 24h Bereich 100 mV 6 S/s 30 ppm reading + 30 ppm 
range, 0.05 Volt Eingang: 1.5 uV + 3 uV = +-4.5 uV

AD7794: Offset/Gain-Fehler im Bereich des Rauschens bspw. 78 nV RMS bzw. 
514 nV P-P @ 8.33 S/s, 4V Referenz, Gain 32.
INL: 15 ppm FSR d.h. wenn die Fehler addiert würden und bei Gain und 
Offset nicht gemittelt würde, wären es 1.9 uV + 0.5 uV + 0.5 uV, +-2.9 
uV... Hinzukäme die Referenz mit 0.5 ppm, was hier für 24h 
vernachlässigbar ist.

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