Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik parasitäres Glimmen beim LED-Muxing. Transistoren? Einstreuungen?


von A. S. (rava)


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Hi,

ich habe eine LED-Multiplexermatrix aufgebaut nach dem angehängten 
Schaltplan:
Eine lineare Konstantstromquelle treibt mit 40mA pro Ausgang. Die 
jeweils aktive LED wird über die PMOS-Transistoren angewählt.

Das Multiplexen funktioniert hervorragend. Allerdings, wenn ich 
beispielsweise nur eine LED aktiviere, etwa LED3_BLUE, dann leuchtet 
LED3 stark und die LEDs 1,2,4,5,6,7,8 am selben KSQ-Ausgang glimmen 
leicht in blau (die anderen sind aus). Irgendwie scheinen also die 
abgeschalteten Transistoren Strom durchzulassen.
An den Gates messe ich saubere 5V, wenn ich sie vom µC (PIC18) 
abschalten lasse.

Alles was ich von diesem Effekt bisher beobachten konnte, sieht für mich 
nicht nach einem Softwareproblem aus. Daher meine folgende Frage:
Kann das an den PMOS-Transistoren liegen?

Ist es möglich, dass sie, obwohl sie abgeschaltet sind (U_GS = -0V), bei 
U_DS=-5V einen geringen Strom durchlassen, der die LEDs zum glimmen 
bringt?
Das Datenblatt spricht von einem Drain-To-Source-Leakage current von 
25µA. Unter Berücksichtigung des Tastverhältnisses von 1:8 stellt sich 
also die Frage: sind 3µA durch eine 20mA LED noch sichtbar? Wohl eher 
nicht, oder?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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A. S. schrieb:
> Ist es möglich, dass sie, obwohl sie abgeschaltet sind (U_GS = -0V), bei
> U_DS=-5V einen geringen Strom durchlassen, der die LEDs zum glimmen
> bringt?
Kann es sein, dass du "Ghosting" hast?

> An den Gates messe ich saubere 5V, wenn ich sie vom µC (PIC18)
> abschalten lasse.
Statisch oder dynamisch (Multimeter oder Oszi)?

> sind 3µA durch eine 20mA LED noch sichtbar? Wohl eher nicht, oder?
Das kannst du doch einfach mit einer der LEDs ausprobieren, oder 
nicht?

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter D. (peda)


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A. S. schrieb:
> Alles was ich von diesem Effekt bisher beobachten konnte, sieht für mich
> nicht nach einem Softwareproblem aus.

Ghosting ist fast immer ein SW-Fehler.

von A. S. (rava)


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Lothar Miller schrieb:
> Das kannst du doch einfach mit einer der LEDs ausprobieren, oder
> nicht?

facepalm

wenn man mal 6h durch code gescrollt hat, kommt man auf diese Idee nicht 
mehr.

Ich habe soeben gemessen: 3µA sind im dunkeln noch gut sichtbar (1M 
Vorwiderstand an 5V); selbst 0.3µA glimmen noch leicht (10M) - damit 
könnte ich aber leben.


jetzt brauche ich also neue Logik-Level-PMOS-Transistoren in SOT23 mit 
einem Leckstrom unter 300nA. Ideen?

: Bearbeitet durch User
von User (Gast)


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Oder Pull-Down für jede Spalte.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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A. S. schrieb:
> Das Datenblatt spricht von einem Drain-To-Source-Leakage current von
> 25µA.

Hast du diesen Strom auch geemessen? Die 25µA sind für 9,6V und 55°C als
Maximalwert angegeben. Der tatsächliche Wert bei 5V und Zimmertemperatur
wird sehr, sehr viel niedriger liegen, auf jeden Fall unter 1µA (s.
Datenblatt eine Zeile darüber), wahrscheinlich aber eher bei 0,1µA oder
noch weniger. Wenn du diesen Wert durch 8 dividierst bleiben noch 13nA
übrig.

: Bearbeitet durch Moderator
von 132 (Gast)


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Ein Mofettreiber wäre wohl auch keine schlecht Idee ...

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Wie hoch ist die Multiplexfrequenz? Wenn es mehrere kHz sind, könnten
die parasitären Kapazitäten der Mosfets die Ursache sein.

von Falk B. (falk)


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@ A. S. (rava)

>Alles was ich von diesem Effekt bisher beobachten konnte, sieht für mich
>nicht nach einem Softwareproblem aus.

Mal nicht so schnell!
Reihenfolge beim MUXen beachten

ALLE Spalten AUSschalten
Neues Zeilenmuster laden
Neue Spalte anschalten

Damit ist sichergestellt, dass sich die Spaltenansteuerung NICHT 
überlappt.

>Das Datenblatt spricht von einem Drain-To-Source-Leakage current von
>25µA. Unter Berücksichtigung des Tastverhältnisses von 1:8 stellt sich
>also die Frage: sind 3µA durch eine 20mA LED noch sichtbar? Wohl eher
>nicht, oder?

Im stockdunklen Raum vielleicht. Ein 1k Widerstand von den Drains nach 
Masse schließt auch diesen Leckstrom kurz. Das wird es aber 
wahrscheinlich nicht sein.

Ach ja, dein Schaltplan ist Mist. Solche wilden Kreuzungen zeichnet man 
nicht. Da kann man SEHR sauber mit einer Matrixkreuzung zeichnen. Vom 
LED-Treiber alle Leitungen waagerecht raus, nach oben senkrecht raus, 
ohne weitere Kreuzungen.

: Bearbeitet durch User
von A. S. (rava)


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UPDATE

ich habe mich noch etwas mit der Sache befasst.

Yalu X. schrieb:
> Hast du diesen Strom auch geemessen? Die 25µA sind für 9,6V und 55°C als
> Maximalwert angegeben.

Das war leider der richtige Hinweis. Wenn ich an einem NEUEN Transistor 
Gate und Source auf 5V lege, fließt aus dem Drain kein messbarer Leakage 
current nach Masse. Mein Feld-Wald-Wiesen-Multimeter zeigt bei 200µA 
minimal 0.1µA an. Diese Größenordnung wurde damals mit den 10MOhm an der 
LED auch angezeigt. Jetzt sieht man 0.0µA.

Falk Brunner schrieb:
> Mal nicht so schnell!

Die von dir beschriebene Reihenfolge in der Software passt. Aber danke 
fürs Rätseln. Wäre der Code mit allem außen 'rum nicht mittlerweile so 
groß (31kB), würde ich den glatt mal posten. Vielleicht reduziere ich 
das ganze am Wochenende mal auf ein paar Dateien, wenn wir bis dahin 
keine Lösung gefunden haben.

User schrieb:
> Oder Pull-Down für jede Spalte.

der vorgeschlagene 1k-Widerstand von Drain nach Masse bringt tatsächlich 
in 5 von 7 Fällen etwas (ich habe ihn einfach nur hingehalten). Also 
sind es doch Leckströme, obwohl ich die am neuen FET nicht messen 
konnte? Oder habe ich irgendwie meine FETs zerschossen (Überstrom kann 
ich aber ausschließen)?
Da steckt doch noch mehr dahinter. Warum glimmen 2 Spalten trotz 
pulldown, obwohl er bei den anderen 5 Spalten hilft???
(außerdem möchte ich nicht die bereits fertigen Platinen wegwerfen 
müssen ;-)

Yalu X. schrieb:
> Wie hoch ist die Multiplexfrequenz?

vielleicht ist es tatsächlich ein dynamisches Problem. Ich habe das 
Gefühl, dass es bei höheren Frequenzen schlimmer wird - aber vielleicht 
trügen mich meine Augen.
Meine Frequenz ist: 12.5kHz pro Spalte, 1.56kHz pro Bild auf der Matrix, 
100Hz pro PWM-Zyklus (4 Bit-PWM).
Wenn ich mittels Vorteiler & 50% pwm-duty-cycle auf 1/512 dieser 
Frequenz heruntergehe, ist das Glimmen allerdings trotzdem noch zu 
erkennen (die LED blinkt nun merklich).


Lothar Miller schrieb:
> Statisch oder dynamisch (Multimeter oder Oszi)?

ich muss mir wohl ein Oszi zulegen; das hat mir schon desöfteren 
gefehlt.

: Bearbeitet durch User
von Mw E. (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)


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PFET Logiclevel haben eine monströse Gatekapazität.
Daher schaltet der wohl einfach nicht schnell genug ab und es glimmt.

Auf dem etwas grottigen Bild, dass ich grade von der Platte gekramt habe 
ist zu sehen:
-Gatespannung gegen GND (max 5V)
-Spannung über LED gegen GND (max 2,2V also)
-10µS/div Zeitwert
-FET: IRF7220

Also man sieht wie langsam die Spannung über die LED einbricht und wie 
langsam die Spannung übers Gate wieder ansteigt.
Als "Mosfettreiber" hält ein 74HC245 her.

von Peter D. (peda)


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Ich nehme zum Multiplexen der Anoden gerne NPN in Kollektorschaltung, 
die sind sauschnell, könnten sogar MHz schalten. Da ghostet nix mehr.

Für blaue LEDs könnte das aber knapp werden.
Man könnte die NPN dann an höherer Spannung betreiben mit Pegelwandler 
CD4504.

von Peter D. (peda)


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Martin Wende schrieb:
> Als "Mosfettreiber" hält ein 74HC245 her.

CMOS-"Treiber" sind oftmals schwächer als direkte MC-Ausgänge.
Die machen den FET also nur noch langsamer.

von Falk B. (falk)


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@ Martin Wende (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)

>PFET Logiclevel haben eine monströse Gatekapazität.

Naja, OK, dein IRF7220 hat bis zu 125nC. Zum Vergleich ein IRLZ34N hat 
max. 25nC.

>Also man sieht wie langsam die Spannung über die LED einbricht und wie
>langsam die Spannung übers Gate wieder ansteigt.
>Als "Mosfettreiber" hält ein 74HC245 her.

Da stimmt was nicht. Auch ein 74HC245 braucht keine 2-3us, um 125nC 
umzuladen.

Beitrag "Re: Transistor, 1A, 4MHz Schaltfrequenz"

Oder vielleicht doch?

von Mw E. (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)


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Ich werd mal bei Gelegenheit heute Abend mein neues Oszi an die 
Schaltung halten.
Dann sieht man mehr.

von Teo D. (teoderix)


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Mach doch einfach mal die Pausen zwischen ein und aus länger!

von A. S. (rava)


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holt mich nochmal ab, worüber ihr gerade nachdenkt?
ihr glaubt, es liegt daran, dass die Transistoren nicht schnell genug 
abschalten, wenn ich sie direkt vor dem LATCH-CLK-Signal erst abschalte?

Auch das kann ich ausschließen, denn ich habe eine Intensitätskorrektur 
mit einem logarithmischen Verlauf. Wenn ich also "Helligkeit=1/16" 
einstelle, dann wird im ersten PWM-Schritt die LED nur einmal kurz an- 
und sofort wieder ausgeschaltet. Und das lange bevor, der nächste 
PWM-Schritt beginnt (in dem die LED dann aus ist).

wie würde das erklären, dass die meisten LEDs das Glimmen nicht mehr 
haben, sobald ich den 1k-Pulldown in den Leistungsteil packe?

von Teo D. (teoderix)


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A. S. schrieb:
> der nächste
> PWM-Schritt

Meinst Du damit das ansteuern der nächsten spalte?!

A. S. schrieb:
> wie würde das erklären, dass die meisten LEDs das Glimmen nicht mehr
> haben, sobald ich den 1k-Pulldown in den Leistungsteil packe?

Könnte sein das der Pic die Gates nicht ganz auf GND zieht. Zeig doch 
mal das Layout.


Bin etwas verwirrt von Deiner Beschreibung. Steuert Du die LEDs in den 
Spalten einzeln (hinter einander) o. parallel an?

von A. S. (rava)


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hier wird's etwas unübersichtlich für Neueinsteiger.
Ich habe einen neuen Thread gestartet:
Beitrag "LED Multiplexer glimmt"


gerne diesen hier schließen :)

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