Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PWM-Glättung als "verdrehter Abwärtswandler"


von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Hi zusammen,

werft mal bitte einen Blick auf die Schaltung. Eigentlich sollte das 
eine möglichst einfache aber doch auch möglichst saubere Glättung einer 
PWM sein. Vcc=12V, PWM kommt von einem ATmega328P mit 5V. last ist ein 
peltier-Element.

Nachdem Peltiers ja keine PWM mögen, wollte ich die glätten. nach etwas 
herumgebastle ist diese Schaltung dabei rausgekommen. Beim Betrachten 
der Schaltung ist mir aufgefallen, dass das ja eigentlich einem 
"normalen" Abwärtswandler entspricht (Schalter - Diode - Speicherdrossel 
- Ausgangskondensator) nur etwas "verdreht". Diese Verdrehung führt dazu 
dass ein LowSide-Switch eingesetzt werden kann (gut!) andererseits der 
Ausgang bzw. die Last nicht auf Gnd bezogen ist (in dem Fall egal!).

Kann das so funktionieren? (über die konkrete Dimensionierung der 
Bauteile mach ich mir erst später gedanken)

von Achim_42 (Gast)


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Ja. Das geht so.

von Michael K. (Gast)


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Das ist garnicht so verdreht.
Ersetze Rlast durch eine LED dann hast Du eine der Standartschaltungen 
für LED Buck-Wandler.

Da Du keinen Übertrager d.h. keine Streuinduktivität schalten musst 
könntest Du den RC Snubber auch weglassen.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Wunderbar, danke euch!

Damit kommen wir zur Bauteilwahl. Hier muss ich eher dumm fragen, weil 
ich bisher mit MOSFETs noch nie zu tun hatte....

Snubber: ich werd auf jeden Fall den platz im layout vorsehen, man weiss 
ja nie. Beim "Ausklingeln" kann sich ja dann rausstellen dass ich ihn 
nciht bestücken muss.

MOSFET: ist der IRF1010N tauglich? (Hätt ich nämlich als einzigen MOSFET 
zuhause) Sonstige Empfehlungen? (wie geschrieben, Ansteuerung möglichst 
direkt vom PWM-Ausgang eines ATmega mit 5V betriebsspannung). 
Ansteuerung nur über einen Gate-Widerstand so ok?

Diode: in welchem Fall hat die die grösste last? 50% Duty?

Spule?

PWM wird mit 16MHz/256 = 62.5kHz erfolgen.

von Michael K. (Gast)


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Nee, das Datenblatt lesen und rechnen werde ich Dir nicht abnehmen.
Ich helfe, aber ich will Dich schwitzen sehen ;-)

Wichtig sind ein paar Dinge bei dieser simplen Beschaltung.

Die Spule und Puls-Länge müssen klein genug sein das die Schaltung 
komplet im DCM (discontinous conduction mode) läuft.
D.H. die Spule wird nach jedem Puls ihre gesamte Energie wieder los.
Wenn das nicht der Fall ist geht die nach wenigen Zyklen in die 
Sättigung und wirkt wie eine Drahtbrücke.
Im allgemeinen ist die maximale Pulslänge bei deutlich unter 50% 
anzusiedeln.

CCM ist nur mit einer sehr schnellen Regelung möglich und dafür fehlen 
Dir wahrscheinlich die Ressourcen im AVR.

Das Gate muss bei 64Khz über einen Treiber angesteuert werden, sonst 
bekommst Du denn nicht schnell auf und zu.
Bei 5V Ansteuerung müsste das ein Logig Level Fet sein.
Der Gate Widerstand begrenzt nicht den Strom ins Gate wie bei einem 
Bipolaren Transistor, sonder verschleift das Signal ein wenig um die EMI 
Störungen zu reduzieren.

Die Diode muss schnell sein, braucht aber keine hohe Sperrspannung zu 
haben, also Schottky.

Deine Peak Ströme sind ca. 3mal so hoch wie der Durchschnittliche Strom 
durchs Peltier.

Schnapp Dir z.B. das Datenblatt zum MC34063A, der hat zwar mit Deinem 
Problem wenig zu tun, aber das stehen die Berechnungen für die Buck 
Wandler Komponenten recht übersichtlich drin.

Simmulier das ganze mit LTspice und schau die alle Spannungen & Ströme 
an.
Da werden die Zusammenhänge sehr schnell klar ohne ständig was kaputt zu 
machen.
Spiel mal mit Pulslängen, Spannungseinbrüchen und Spulengrößen herum.

Momentan gibt es keine Regelgröße bei Dir, Du taktest also blind darauf 
herum in der Hoffnung immer im richtigen Arbeitspunkt zu sein.
Das kann bei einen relaxten Timing durchaus ganz gut funktionieren.
Eine einfach Messung der Peltierspannung wäre z.B. eine Messung der 12V 
& eine Messung am Drain unmittelbar bevor Du wieder einschaltest.
In dem Moment sollte U-Peltier gerade 12V - U_Drain.

Die hohe Schaltfrequenz führt zu einer sehr schlechten Auflösung.
Der Bereich in dem später effektiv geregelt wird ist erstaunlich klein 
und jede bitbreite hat da große Auswirkungen.
Beim Peltier mag das nichts ausmachen.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Michael Knoelke schrieb:
> Nee, das Datenblatt lesen und rechnen werde ich Dir nicht abnehmen.
> Ich helfe, aber ich will Dich schwitzen sehen ;-)

Dass ich schwitzen kann, kannst du hier nachlesen: 
Beitrag "Flyback-Wandler Störungen auf Versorgung" Hier hab ich wirklich viel 
geschwitzt, war aber schlußendlich erfolgreich, und habe jede Menge 
gelernt...

> Die Spule und Puls-Länge müssen klein genug sein das die Schaltung
> komplet im DCM (discontinous conduction mode) läuft.
> D.H. die Spule wird nach jedem Puls ihre gesamte Energie wieder los.
> Wenn das nicht der Fall ist geht die nach wenigen Zyklen in die
> Sättigung und wirkt wie eine Drahtbrücke.
Nachdem ich mir gerade erst den "L-Power-Checker" vom elm chan 
nachgebaut habe(Beitrag "L Power-Checker"), bin ich 
zumindest in der Lage, meine Spule auf Sättigung zu prüfen...

DCM sicherzustellen ist halt schwer, wenn man von 0-100% aussteuern 
will. aber ich denke das krieg ich hin.

> Das Gate muss bei 64Khz über einen Treiber angesteuert werden, sonst
> bekommst Du denn nicht schnell auf und zu.
> Bei 5V Ansteuerung müsste das ein Logig Level Fet sein.
> Der Gate Widerstand begrenzt nicht den Strom ins Gate wie bei einem
> Bipolaren Transistor, sonder verschleift das Signal ein wenig um die EMI
> Störungen zu reduzieren.
verstanden, danke.

> Die Diode muss schnell sein, braucht aber keine hohe Sperrspannung zu
> haben, also Schottky.

Klar (hab ich überhaupt andere Dioden in meiner Wühlkiste? :-)

> Schnapp Dir z.B. das Datenblatt zum MC34063A, der hat zwar mit Deinem
> Problem wenig zu tun, aber das stehen die Berechnungen für die Buck
> Wandler Komponenten recht übersichtlich drin.

Danke, werd ich mal schmökern....

> Simmulier das ganze mit LTspice und schau die alle Spannungen & Ströme
> an.
> Da werden die Zusammenhänge sehr schnell klar ohne ständig was kaputt zu
> machen.
> Spiel mal mit Pulslängen, Spannungseinbrüchen und Spulengrößen herum.

Hab damit eh schon begonnen...

> Momentan gibt es keine Regelgröße bei Dir, Du taktest also blind darauf
> herum in der Hoffnung immer im richtigen Arbeitspunkt zu sein.
> Das kann bei einen relaxten Timing durchaus ganz gut funktionieren.
> Eine einfach Messung der Peltierspannung wäre z.B. eine Messung der 12V
> & eine Messung am Drain unmittelbar bevor Du wieder einschaltest.
> In dem Moment sollte U-Peltier gerade 12V - U_Drain.

Naja: meine Regelung wird eine sehr langsame sein: Soll/Ist-Temperatur 
der Luft (es soll so eine Art kleine Klimakammer werden) Also sehr 
langsam. Und wenn meine Regelung meint, wir sollten jetzt so ca. 30W 
reinschicken, wird es ziemlich egal sein ob das jetzt 25 oder 35 Watt 
sind. Insofern darf meiner bescheidenen Meinung nach die PWM-Stufe 
"dumm" im Sinne von ungeregelt sein.

von Ulrich (Gast)


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So wirklich kritisch ist das mit der Frage kontinuierlich / 
diskontinuierlich nicht, solange der Elko am Ausgang nicht übermäßig 
groß ist. Das Peltierelement mag PWM nicht, aber eine moderate 
Restwelligkeit ist kein Problem - der Elko muss also nicht besonders 
groß sein. Für einen kontinuierlichen Strom braucht man halt vor allem 
eine größere Induktivität (sowohl vom Wert in µH als auch der Baugröße). 
Das ist in gewissem Sinn die Frage ob man lieber Induktiv oder Kapazitiv 
den Strom glättet also mehr für die Induktivität oder den 
Ausgangskondensator ausgibt.

Ein Frage ist auch noch wie hoch die Nennspannung des Peltierelements 
ist: wenn die Eingangsspannung nicht wesentlich höher liegt kommt man 
kaum um den kontinuierlichen Strom herum. Andersherum ist die Regelung 
mit kontinuierlichem Strom auch relativ unkritisch wenn die 
Eingangspannung nicht viel höher ist.

von Gerd E. (robberknight)


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Michael Reinelt schrieb:
> MOSFET: ist der IRF1010N tauglich?

sieht mir nicht wirklich optimal aus, da kein logic level. Damit 
brauchst Du auf jeden Fall nen richtigen Treiber für 12V.

Die simpelste Variante ist meistens ein IRLR024N (bei Reichelt schön 
billig) oder IRLZ34N und ein 74AC14 als Treiber. Beim 74AC14 ein Gatter 
zum invertieren und von da in die restlichen 5. Die dann parallel auf 
das Gate des FETs.

Ansonsten würde ich auf der Platine noch vom - der Last einen 
Spannungsteiler und von da auf einen ADC-Pin von Deinem Atmega vorsehen. 
Es könnte nämlich gut sein daß für Dein Vorhaben eine zweistufige 
Regelung besser funktioniert. Also von Temp auf Zielspannung und die 
Zielspannung dann einregeln.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Gerd E. schrieb:
> Michael Reinelt schrieb:
>> MOSFET: ist der IRF1010N tauglich?
>
> sieht mir nicht wirklich optimal aus, da kein logic level. Damit
> brauchst Du auf jeden Fall nen richtigen Treiber für 12V.

Okay... hab mal versucht ein paar Quellen zu durchforsten. das ist 
enttäuschend: "logic level" oder Ugs für Sättigung find ich fast 
nirgends, bzw. ist es schwer danach zu filtern. Aber das wird schon 
noch...


> Ansonsten würde ich auf der Platine noch vom - der Last einen
> Spannungsteiler und von da auf einen ADC-Pin von Deinem Atmega vorsehen.
> Es könnte nämlich gut sein daß für Dein Vorhaben eine zweistufige
> Regelung besser funktioniert. Also von Temp auf Zielspannung und die
> Zielspannung dann einregeln.

Klingt nach einer sehr guten Idee. Aber - was macht mein ADC mit dem 
Output Ripple? ("unteren" Widerstand des Spannungsteilers mit 
entsprechend großem C glätten?)

von Ulrich (Gast)


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Für den ADC wird eine gewisse Tiefpassfilterung hilfreich sein. Man darf 
es aber auch nicht überteiben, denn sonst wird die Messung zu langsam. 
Eine weitere Möglichkeit Rippel zu unterdrücken, wäre es z.B. den ADC 
mit dem PWM zu synchronisieren, also den ADC im Timer Interrupt starten 
so dass immer der selbe Teil der Rippelspannung anliegt wenn abgetastet 
wird.

Es hängt davon ab, wie viel Strom das Peltiereelement braucht. Wenn es 
mehr als etwa 50 W werden, wird es so oder so schwer ohne einen Gate 
Treiber auszukommen. Da 12 V zur Verfügung stehen ist dann ein MOSFET 
mit hoher Gatespannung auch kein Problem. Den einzigen Vorteil, den man 
mit einem Lagic Level MOSFET hätte, wäre ggf. das man ein billigers 
Logic IC wie 74AC04 als Treiber missbrauchen kann - wobei sich das IC 
mit einer ungünstigen Pinbelegung (Versorgung Diagonal) rächt und ggf. 
viele HF Störungen verursacht. Wenn es ohne Gate Treiber sein soll dann 
am ehesten mit einem modernen MOSFET für nur 20-30 V und ggf. Kühlung. 
Dazu noch eine eher niedrigere Frequenz um die Umschaltverluste zu 
reduzieren. Als Beispiel etwa ein IRLR8721PbF - wenn der nicht reicht, 
braucht es halt einen Gatetreiber.

Filtern nach Logig Level ist nicht immer einfach. Die Typen für 
niedriger Spannung sind aber häufig Logic level. Der IRF1010 ist halt 
vor allem wegen der hohen Spannungsfestigkeit nicht ideal - daraus folgt 
dann ein ungünstiges Produkt von ON_widerstand und Gatekapazität.

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