Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik OPV (Subtrahierer) Abgleich


von Bastian B. (basti85)


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Hallo allerseits,

ich hätte da eine eher allgemeine Frage bezüglich Operationsverstärker:

Ich habe mit einem LMH6702 einen Subtrahierer aufgebaut 
(http://www.mikrocontroller.net/articles/Operationsverst%C3%A4rker-Grundschaltungen#Der_Subtrahierer_.28Differenzverst.C3.A4rker.29), 
frage mich jetzt aber, wie ich den am Besten abgleiche.
R4 - R7 sind jeweils 25-Gang-Spindeltrimmer mit 1 kohm. Die Trimmer 
deswegen, weil so die Dämpfung noch einstellbar ist, da die Messwerte 
eine hohe Bandbreite haben (deswegen der OP mit nominell 1,7GHz). 
LTSpice hat mit 1000 Ohm viel zu stark gedämpft, 100 Ohm schien den 
Kollegen viel zu wenig, deswegen hab ichs halt komplett mit Trimmern 
gemacht, dann ist alles zwischendrin auch möglich.

Wie kann ich die am Besten in der Schaltung abgleichen? Wenn ich immer 
alle 4 nachregle, komme ich zwar zum Ziel, brauche aber viele 
Iterationen, bis ich Offset und Verstärkung bei den gewünschten 
Werten/Genauigkeiten habe (Versorgung OPV +-5V, Ua -3V...+3V, 
Genauigkeit 0-5mV).

Wenn ich R6 und R7 überbrücke, kann ich über R4 und R5 den Offset 
einstellen, brücke ich R4 und R5, kann ich die Verstärkung über R6 und 
R7 einstelllen. Aber wie mache ich das am Besten in der Schaltung? Dafür 
nochmal an der Platine rumzulöten find ich nicht besonders sauber.

Da gibts doch sicher ne bessere Lösung. Vielleicht kann mir auch wer 
noch ein paar Informationen / Links zum Abgleich geben, zur Berechnung 
und Funktionsweise hab ich genug Infos gefunden, zur praktischen 
Durchführung des Abgleichs eigentlich gar nichts...

vielen Dank und schönes Wochenende,
Bastian

von Helmut S. (helmuts)


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> frage mich jetzt aber, wie ich den am Besten abgleiche.

Jede Art von mechanisch betätigtem Trimmer ist das schwächste Glied in 
dieser Kette.

Nimm gar keine Trimmer, wenn das ein Seriengerät werden soll.
Sorge dafür, dass du Widerstände einbaust die auf 0,01%(0,1%) genau sind 
und einen kleinen Temperaturkoeffizienten haben. Alternativ nimm einen 
Instrumentenverstärker in dem die Widerstände schon drin sind.

von Bastian B. (basti85)


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Ne, die Trimmer sind nur in der 1. Version der Schaltung drin. Danach 
naürlich Festwiderstände.

Da ich zwar eine reine Subtraktion durchführen will und somit alle 
Widerstände gleich sein sollen, den genauen Wert aber noch variieren 
können will, um das Optimum zwischen Dämpfung und Schwingungsneigung 
herauszuholen, sehe ich da keine großartig andere Möglichkeit...

von Philipp C. (philippc)


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Bei einem 1,7GHz OP und der Schaltung wird jede Einstellung an den 
Trimmern absolut nichts mit einem Aufbau in dem es dann Festwiderstände 
sind zu tun haben. Schon gar nicht mit Spindeltrimmern. Je nach Aufbau 
und Layout kann es bei solchen OPs entscheidend sein ob auf der Platine 
ein Kondensator 5mm weiter weg vom OP ist oder nicht.
Und 1k für R6 macht in einem 0805 Gehäuse (ca. 150fF) auch schon eine 
-3dB Eckfrequenz von rund 1GHz. Das ist bei diesem OP wohl völlig egal, 
ich meine damit nur, dass man wirklich nicht höher gehen sollte.

Viele Grüße
Philipp

: Bearbeitet durch User
von Mike (Gast)


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Bastian B. schrieb:
> Wie kann ich die am Besten in der Schaltung abgleichen?

Das Problem deiner Schaltung hast du schon richtig erkannt: Für jeden 
variablen Parameter brauchst du eine Abgleichvorschrift.

Wenn du dir die Gleichung für den Subtrahierer ansiehst, wirst du 
feststellen, dass zumindest dein R6 und R7 o.b.d.A. fest und von 
gleichem Wert sein können. Das reduziert die Anzahl der Abgleiche schon 
mal auf die Hälfte.

Du kannst auch einfach z.B. R4 und R6 als Festwiderstände wählen und für 
R5/R7 ein einziges Trimmpoti nehmen. Damit wäre die Anzahl der 
Abgleichpunkte auf ein Viertel reduziert.

von Philipp (Gast)


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Beschreibe doch mal bitte ein wenig mehr was Du vor hast. Welche Signale 
erwartest Du an den beiden Eingängen. Evtl. erübrigt sich dann schon 
einiges.

Viele Grüße
Philipp

von ja nun (Gast)


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Subtrahierer gleicht man in der Regel nicht ab. Denn hinten und vorne 
kommt ja meist auch noch was.

Was soll das Ganze denn bringen ?

von Bastian B. (basti85)


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Philipp C. schrieb:
> Schon gar nicht mit Spindeltrimmern. Je nach Aufbau
> und Layout kann es bei solchen OPs entscheidend sein ob auf der Platine
> ein Kondensator 5mm weiter weg vom OP ist oder nicht.
> Und 1k für R6 macht in einem 0805 Gehäuse (ca. 150fF) auch schon eine
> -3dB Eckfrequenz von rund 1GHz. Das ist bei diesem OP wohl völlig egal,
> ich meine damit nur, dass man wirklich nicht höher gehen sollte.

Klar, die Trimmer haben ca. 10% Toleranz (hab grad die genauen Daten 
nicht bei der Hand). Aber ob der nun von 100 Ohm bis 900 Ohm geht, 
sollte doch egal sein, wenn ich z.B. 500 Ohm einstelle. Die Stellung von 
der Spindel ist natürlich abhängig von der Toleranz, aber es sollte doch 
möglich sein, die gleichen Werte einzustellen, Temperaturdrift mal außen 
vor. (Oder?)
Ich hätte ja die 100 Ohm aus der Simulation genommen, aber dann hieß es 
"OPV muss hochohmig". Deswegen der Kompromiss mit den Trimmern.

Die Kondensatoren liegen direkt an den Spannungsreglern (7805 / 7905, 
0,1 µ auf den Ausgangspins). Sollten die besser nah oder weit weg sein?

Mike schrieb:
> R6 und R7 o.b.d.A. fest und von gleichem Wert sein können.

Ich würde alle Widerstände gleich wählen. Die Frage war nur: 100 Ohm 
oder 1k oder irgendwas dazwischen...

An den Eingängen erwarte ich 2 invertierte Signale von ca. 2Vpp, die ca. 
400ns dauern. Diese werden i.A. differentiell auf 2 Eingängen des Oszis 
gemessen und numerisch weiterverrechnet, der OPV soll beide auf einen 
Eingang zusammenlegen und den additiven Fehler analog eliminieren (also 
(x + Fehler) - (-x + Fehler)).
Die Sensoren können 100-400Mhz, der OPV soll auch bei höheren 
Bandbreiten  nicht der limitierende Faktor sein.

von Philipp C. (philippc)


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Ich bezog mich bei denen Trimmern auch eher auf die parasitären Effekte 
die diese mitbringen. Natürlich haben die DC mässig schon irgendeinen 
Widerstand und bei DC kommt es auch nicht auf irgendwelche Genauigkeiten 
an, denn Du könntest sie ja einfach nach zufriedenstellender Einstellung 
ausmessen. Aber hier willst Du ja bis zu 400MHz durch diesen Trimmer 
übertragen.

Mit dem Kondensator meinte ich die Kondensatoren die Teil Deines 
Rückkoppelnetzwerkes sind (hier ja noch nicht vorgesehen). Bei einigen 
100MHz sind irgendwann die Induktivitäten der Leiterbahnen nicht mehr zu 
vernachlässigen (über den Daumen 1nH/cm).

Zudem sollte man sich bei 400MHz langsam auch überlegen ob man das Ganze 
nicht vernünftig terminiert. Schau Dir doch mal Datenblätter einiger 
schneller OPs an. Ich habe da jetzt zum Beispiel OPA657 oder so im Kopf. 
Da wirst Du schnell sehen, dass die Widerstände dort alle sehr klein 
gewählt sind (also eher um 100Ohm oder etwas größer) und auch wie sich 
die Widerstände auf die Übertragungsfunktion der Schaltung auswirken.

Ich fürchte mit einfach vier Widerständen um einen schnellen OP wird der 
Abgleich vermutlich Dein kleinstes Problem sein, wenn das eine flache 
Übertragungsfunktion von DC bis über 400MHz haben soll.

Viele Grüße
Philipp

von Roland E. (roland0815)


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Vergiss das mit dem Trimmer ganz schnell. Rechne vorher aus, was kommen 
wird und dimensioniere es mit 0,1%igern Widerständen aus.

Sieh parallel zu R6 und R7 noch mindestens einen Footprint für einen 
weiteren Widerstand vor, um ggf auch "Zwischenwerte" bestücken zu 
können.

Wenn du bei R4=R5 und R6=R7 angekommen bist, hast du die wenigsten 
Probleme.

Für einen Experiment-Aufbau würde ich nur R4 und R5 als Trimmer 
ausbilden.

: Bearbeitet durch User
von Philipp C. (philippc)


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Bevor Du in 0,1% Widerstände investierst würde ich zunächst mal so 
bestücken wie Du es Dir denkst und dann einen Bodeplot aufnehmen. Wenn 
das dann eine handvoll dB daneben ist, dann ist ja alles gut und man 
kann die Widerstände besorgen, aber ich vermute es wird einfach ganz und 
gar nicht so aussehen wie gewünscht.

Viele Grüße
Philipp

von lowf (Gast)


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R6 = 237 Ohm oder zumindest nahe daran. Ist ein current feedback OP, 
dafür optimiert, steht im Datenblatt.

von Falk B. (falk)


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@ Bastian B. (basti85)

>möglich sein, die gleichen Werte einzustellen, Temperaturdrift mal außen
>vor. (Oder?)

Möglich schon, sinnvoll nein. Sowas baut niemand, das macht man anders.

>Ich würde alle Widerstände gleich wählen. Die Frage war nur: 100 Ohm
>oder 1k oder irgendwas dazwischen...

Kommt auf deine Quelle an. 100Ohm ist schon ARG niederohmig.

>An den Eingängen erwarte ich 2 invertierte Signale von ca. 2Vpp, die ca.
>400ns dauern.

Nicht wirklich kurz.

> Diese werden i.A. differentiell auf 2 Eingängen des Oszis
>gemessen und numerisch weiterverrechnet, der OPV soll beide auf einen
>Eingang zusammenlegen und den additiven Fehler analog eliminieren (also
>(x + Fehler) - (-x + Fehler)).

Auf gut Deutsch, du willst das Signal echt differentiell messen, weil 
die Messung mittels zweier single ended Oszikanäle zuviele Fehler 
reinbringt. Das ist logisch, denn dieser Trick funktioniert nur bei 
relativ niedigen Frequenzen, wo der genaue Frequenzgangabgleich der 
beiden Kanäle noch nicht ins Gewicht fällt.

>Die Sensoren können 100-400Mhz,

Bla. Ich kann Skat. Und? ein 400ns Puls ist weit weg von 400MHz.
Un einen Differenztastkopf für ECHTE 400MHz baut man nicht einfach mal 
so mit einem schnellen OPV. Schon gar nicht mit Trimmern. Zu groß, 
zuviel Induktivität und Kapazität. Wurde schon endlos gesagt. Und man 
krieg eine Meise, wenn man das abgleichen will.

> der OPV soll auch bei höheren
>Bandbreiten  nicht der limitierende Faktor sein.

Dream on ;-)

Das Zauberwort eines jeden Differenzverstärkers bzw. Differenztastkopfes 
lautet Gleichtaktunterdrückung, auf neudeutsch common mode reject ratio. 
Wie hoch soll die sein? Welche Bandbreite wird WIRKLICH benötigt? Für 
400ns Pulsbeite sicher nicht 400 MHz, es sein denn, man will halt 1ns 
Anstiegszeit noch genau wiedergeben.

von lowf (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> der genaue Frequenzgangabgleich der
> beiden Kanäle...

...und auch ohne äussere paras. Kapazitäten  würde das bei Hf nicht 
gegeben sein. Sieht man in Fig. 5 u. 6 des DB. Aber danach hat der TO 
nicht gefragt.

von basti85 (Gast)


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Philipp C. schrieb:
> Ich bezog mich bei denen Trimmern auch eher auf die parasitären Effekte
> die diese mitbringen.

Okay, klar.

lowf schrieb:
> R6 = 237 Ohm oder zumindest nahe daran. Ist ein current feedback OP,
> dafür optimiert, steht im Datenblatt.

ja, das hatte ich zwischenzeitlich auch gefunden. Nu is der Aufbau aber 
eh schon da, dann kann ich mir die genannten Effekte selber auch 
anschauen. Schadet sicher nicht...

Falk Brunner schrieb:
> Auf gut Deutsch, du willst das Signal echt differentiell messen

Jep. Funktioniert numerisch aber auch erstaunlich gut, es geht vor allem 
darum, die Messungen zu vereinfachen.

Falk Brunner schrieb:
> common mode reject ratio.
> Wie hoch soll die sein? Welche Bandbreite wird WIRKLICH benötigt?

Das sehe ich als einen Teil meiner Ergebnisse. Ist bei handgefertigten 
Sensoren auch gewissen Schwankungen unterworfen.
So gut als möglich...

Ich werde jetzt in den nächsten Tagen ein paar Messungen machen, wie 
gesagt - der Aufbau steht, dann wird er auch vermessen. Danke 
schoneinmal für euren Input, damit fällts mir auf jeden Fall leichter, 
die Ergebnisse zu beurteilen..

vg Bastian

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