Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Transimpedanzwandlung, Schaltung schwingt


von Hans Dorsch (Gast)


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Hallo alle zusammen,

die angefügte Schaltung hat eine Bandbreite von 5MHz und schwingt mit 
der selbigen Frequenz am Ausgang. Die Schaltung wurde in LTSpice 
erfolgreich getestet, jedoch ist jetzt beim Aufbau ein 5MHz Schwingen zu 
erkennen. Woran kann das liegen?

Jede Verstärkerstufe wurde einzeln simuliert und überschwingerfrei auf 
f0=5MHz dimensioniert.

Wo könnte sich der Fehler eingeschlichen haben?

Ich habe bereits die Versorgungsspannung an jedem OP mit einem extra 
Kondensation geblockt, ohne erfolg.

Bei dem Entfernen der Differenzenverstärkerstufe endete das Schwingen.

Beste Grüße

Hans

von Andrew T. (marsufant)


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> Wo könnte sich der Fehler eingeschlichen haben?

z.B. in Deinem m Layout.
Siehe Erklärungen in:


http://www.ti.com/lit/ds/sbos197e/sbos197e.pdf

von ArnoR (Gast)


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Hans Dorsch schrieb:
> die angefügte Schaltung hat eine Bandbreite von 5MHz und schwingt mit
> der selbigen Frequenz am Ausgang.
>
> Jede Verstärkerstufe wurde einzeln simuliert und überschwingerfrei auf
> f0=5MHz dimensioniert.

Das geht so nicht. Wenn du 3 Stufen à 5MHz Bandbreite in Reihe 
schaltest, dann ist die resultierende Bandbreite höchstens 
~5MHz/SQRT(3)~2,9MHz.

Die 22R als Last für U1 finde ich etwas wenig.

> Jede Verstärkerstufe wurde einzeln simuliert und überschwingerfrei auf
> f0=5MHz dimensioniert.
> Bei dem Entfernen der Differenzenverstärkerstufe endete das Schwingen.

Ja, aber in der Realität arbeiten die Stufen zusammen und belasten 
sich gegenseitig bzw. stellen andere Quellbedingungen dar als in der 
einzelnen Simulation.

von Hans Dorsch (Gast)


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Danke für die ersten Anregungen!

Ich habe das PCB-Design dem Datenblatt entsprechend durchgeführt. Alles 
in 1206 aufgebaut.

Das sich die Bandbreite bei einem stufigen Aufbau reduziert ist mir 
bekannt, was das Schwingen aber nicht erklärt.

Kann der Grund für das Schwingen am Spannungsteiler der letzten Stufe 
liegen?

PS: Eine kapazitive Last am Ausgang ist nicht vorhanden.

von Jens (Gast)


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Hallo,

Du hast doch eine Kapazität in der Rückkopplung. Kann es sein, dass an 
einer Stelle in deinem Aufbau sich ein Fehler eingeschlichen hat und die 
auf Masse liegt?
Trenne alle Stufen von einander und messe alle für sich durch. Dann 
kannst du sehen, wann der Schwinger auftritt.
Warum begrenzt du die Bandbreite der einzelnen Stufen? Warum machst du 
das nicht einmal am Anfang und dannach lässt du das weg? Wenn du die 
hohen Frequenzen am Eingang nicht drauf gibst werden die auch ganz am 
Ende nicht drauf sein.

Gruß, jens

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Deine Schaltung hat insgesamt eine ziemlich hohe Verstärkung, das ist 
immer anfällig für Schwingungen.

Wenn so eine Schaltung schwingt, liegt die Ursache meistens darin, dass 
das Ausgangssignal irgendwie auf den Eingang zurückgekoppelt wird. Das 
kann z.B. über die Versorgungsspannung passieren oder über die Masse 
oder auch irgendwie kapazitiv oder induktiv direkt vom Ausgang zum 
Eingang.

Ich würde als erstes mal die Spannungs-Versorgungen der einzelen Stufen 
voneinander entkoppeln (Kondensatoren an jeden einzelnen OP, dazwischen 
Reihenwiderstände oder Ferrite).

von Rückrage (Gast)


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Kannst du mir erklären, was U5 tut?
Die Beschaltung sieht für ich einfach falsch aus, aber ich würde gerne 
lernen.
Grüße

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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R6/R7 bei U5 schaut jetzt schon verdächtig aus, dass hier von der 
Betriebspannung was rückgekoppelt wird. Vlt. mit gefilterter Spannung 
versorgen und mit Kondensator für HF stabilisieren.

Grüsse

von Jens (Gast)


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Das sehe ich jetzt erst.
Bei deiner Simulation ist V2 falsch rum drin. Du willst doch eine 
symmetrische Spannung erzeugen. Da ist aber auch der (-)Anschluss auf 
V-.
Wenn du das in deinem Aufbau auch so hast, dann hast du keine 
symmetrische Versorgung. Dann stimmt dein gesamtes Spannungskonzept 
nicht und deine Masse in der Schaltung ist nicht stabil.
Messe das mal nach und poste die Ergebnisse der Messungen hier.

Gruß, jens

von ArnoR (Gast)


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Jens schrieb:
> Bei deiner Simulation ist V2 falsch rum drin.

Nee, ist schon richtig, denn da steht ein "-" von der 5.

von Thomas (Gast)


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Jens schrieb:
> Da ist aber auch der (-)Anschluss auf
> V-.

Die Spannung ist aber -5V, soweit man das erkennen kann.

von Jens (Gast)


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Ok. Und wie sieht das beim Aufbau aus?

von Rückrage (Gast)


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Warum eigentlich 3x OPA656?
Der niedrige Input Bias Strom ist doch nur in der Transimpedanzstufe 
wichtig.

von Hans Dorsch (Gast)


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Die Versorgungsspannung liegt korrekt auf -5V.

Der Spannungsteiler wurde bereits erfolglos durch eine eigene 
stabilisierte Spannungsquelle ersetzt.

Ich bin grade drauf und dran nochmal auf die ausgeschlossene kapazitive 
Last zu prüfen. Ein abgeschlossenes Koaxialkabel von 3m kann doch nicht 
die Ursache sein, oder?

von Joachim (Gast)


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Schau Dir mal diese Simulation an.

Gruß

von Kai K. (klaas)


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>Wo könnte sich der Fehler eingeschlichen haben?

Der OPA656 ist ein 200MHz OPamp, den darf man nicht einfach wie einen 
gewöhnlichen OPamp beschalten. Insgesamt sind C3 und Ctot zu groß und R2 
zu klein. Das ergibt ein "phase lag"-Maximum von rund 50° im Bereich von 
rund 5MHz. Kein Wunder, daß die Schaltung dort schwingt.

Wahrscheinlich kommen noch ein paar andere Fehler hinzu, weil der OPamp 
eigentlich gerade noch stabil laufen müßte. Hast du denn eine 
durchgehende Massefläche und einen kompakten Aufbau? Jeder Millimeter 
zählt!

Hauptfehler, der immer wieder gemacht wird, ist die mangelhafte 
Entkopplung der OPamps. Es reicht nicht nur, jeden einzelnen OPamp zu 
entkoppeln, sondern die OPamp müssen auch noch voneinander isoliert 
werden. Dazu kann man mit kleinen Widerständen (10...22R) RC-Glieder 
bauen, die für jeden OPamp individuell die Versorgungsspannung sieben. 
In hartnäckigen Fällen schaltet man den Widerständen sogar noch kleine 
SMD "ferrite beads" in Serie.

Wovon man heute abgeht, ist die Verwendung von unterschiedlichen, 
parallelgeschalteten Entkoppelcaps. Heute nimmt man 2,2...10µ/X7R/0805 
Caps, die man alleine vom Versorgungsspannungspin zur Massefläche 
schaltet. Das völlig überholte Gemurkse in den Datenblättern entstammt 
einer Zeit, in der Caps im µF-Bereich noch globige Monster waren. Große 
Kapazität plus niedrige Induktivität konnte man nur mit einer solchen 
Parallelschaltung erzielen, wobei man die entstehenden, höchst 
unerwünschten Resonanzen in Kauf nehmen mußte oder durch geschickte 
Bauteilwahl zumindest in einen Frequenzbereich geschoben hat, in dem sie 
weniger Unheil anrichteten.

Der Spannungsteiler R6/R7 ist der Kracher in der Schaltung. Wie dämlich 
ist das denn?? Du kannst doch nicht die verseuchte Versorgungsspannung 
direkt in den Signalweg schleusen! Wenn du einen Offset erzeugen willst, 
dann mußt du das natürlich mit einer gründlich gesiebten Spannung 
machen!!!

Und wie Arno schon sagte: R1 ist viel zu klein.

>Ich bin grade drauf und dran nochmal auf die ausgeschlossene kapazitive
>Last zu prüfen. Ein abgeschlossenes Koaxialkabel von 3m kann doch nicht
>die Ursache sein, oder?

Das hast du ja wohl hoffentlich in 50R-Technik angeschlossen??

von Uwe (Gast)


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Erhö doch mal R1 und R4 um eine Größenordnung bzw. auch C1. Oder laß C1 
einfach mal kurz weg. Hab das jetz nicht alles durchgerechnet. Aber 
zuerst wär es gut wenn du nur mal die erste Stufe testen könntest und 
die Filter bzw. die weitere Signalaufbereitung erst mal wegläßt.

von Hans Dorsch (Gast)


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Die erste Stufe arbeitet mit einer Phasenreserve von 70° vollkommen 
stabil.
Die zweite Stufe arbeitet mit der ersten Stufe schwingungsfrei, wenn die 
dritte Stufe abgeklemmt worden ist.

Die dritte Stufe ist scheinbar problematisch. Wenn ich das 
Ausgangssignal über eine Koaxialleitung abnehme sehe ich deutlich das 
5MHz-Schwingen. Nun wird es spannend: Entnehme ich das Signal mit einem 
Tastkopf anstelle des Koaxialkabels ist das Schwingen verschwunden. - 
Nur warum?

Ich weiß, das ich in dem ersten Design den Serienwiderstand zum 
Koaxialkabel unterschlagen habe. Das wird soweit behoben, jedoch erklärt 
sich für mich dadurch noch nicht das Schwingen. Wenn ich am 
Leitungsanfang keinen Leitungsabschluss habe, wirkt an dieser Stelle 
nach Lettice ein Reflexionsfaktor von 1. Dieser sollte die Schaltung 
doch nur tangieren, wenn kein korrekter Leitungsabschluss am Ende des 
Koaxialkabels vorliegt (Reflexionsfaktor ungleich 0). Wenn am 
Leitungsende nichts zum Leitungsanfang reflektiert wird, sollte die 
Leitungsanpassung am Eingang doch zunächst unerheblich sein, oder?

Kann es nicht auch daran liegen, das das Koaxialkabel eine deutlich 
höhere kapazitive Last bildet, als der Tastkopf?

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Hans Dorsch schrieb:
> Entnehme ich das Signal mit einem
> Tastkopf anstelle des Koaxialkabels ist das Schwingen verschwunden. -
> Nur warum?
> ...
> Kann es nicht auch daran liegen, das das Koaxialkabel eine deutlich
> höhere kapazitive Last bildet, als der Tastkopf?

Hast du die bisherigen Antworten nicht gelesen?
Die dritte Stufe hat am Ausgang den größten Signalpegel; wenn man den 
Belastet (z.B. mit einem 50 Ohm-Kabel), dann fließt auch ein 
entsprechend hoher Strom. Dieser Strom fließt aber nicht nur in die Last 
rein, sondern auch in den Versorgungs-Pins der Operationsverstärker und 
über die Kondensatoren dort auch auf die Masse.

Es gibt jetzt irgend einen Pfad, über den sich dieses Signal vermutlich 
auf den Eingang der ersten Stufe einkoppelt und dadurch schwingt die 
Schaltung.

Entkopple als erstes mal (wie oben schon vorgeschlagen) die 
Spannungsversorgungen der einzelnen Operationsverstärker. Wenn die 
Schwingung dann immer noch da ist, solltest du dir Gedanken über die 
Masse (Layout) machen.

von Hans Dorsch (Gast)


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Danke nochmal für die Zusammenfassung. Ich werde die Spannungsversorgung 
genauer untersuchen. Wenn ich die Spannungsversorgung mit LC-Gliedern 
stabilisieren möchte, wo lege ich dessen Resonanzfrequenz hin? Lege ich 
jedes LC-Glied auf eine unterschiedliche Resonanzfrequenz?

von Kein Troll (Gast)


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Ein Koaxialkabel von 3m Laenge wirkt auch noch wie eine 300pF 
Kapazitaet.

von Kai K. (klaas)


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>Die erste Stufe arbeitet mit einer Phasenreserve von 70° vollkommen
>stabil.

Hast du nicht meinen Beitrag gelesen?? Wie hast du denn diese 
Phasenresereve bestimmt?

>Die zweite Stufe arbeitet mit der ersten Stufe schwingungsfrei, wenn die
>dritte Stufe abgeklemmt worden ist.

Die zweite Stufe ist zu niederohmig. Hast du denn nicht unsere Beiträge 
gelesen??

>Ich weiß, das ich in dem ersten Design den Serienwiderstand zum
>Koaxialkabel unterschlagen habe. Das wird soweit behoben, jedoch erklärt
>sich für mich dadurch noch nicht das Schwingen.

Na, weil es einen Unterschied macht, ob du ein nacktes Kabel anhängst 
oder die Geschichte in 50R-Technik aufbaust. Das eine Mal hast du eine 
kapazitive Last von 300pF, die dir die "phase margin" ruiniert, das 
andere Mal eine "ohmsche Last" von 100R.

>Kann es nicht auch daran liegen, das das Koaxialkabel eine deutlich
>höhere kapazitive Last bildet, als der Tastkopf?

Ich arbeite in meiner täglichen Praxis mit GHz-OPamps, bei denen sogar 
die kapazitive Last eines Tastkopfs zu viel ist. Will ich dort messen, 
muß ich immer erst einen 22R Serienwiderstand einfügen.

>Es gibt jetzt irgend einen Pfad, über den sich dieses Signal vermutlich
>auf den Eingang der ersten Stufe einkoppelt und dadurch schwingt die
>Schaltung.

R6/R7 ist ein solcher Pfad. Hier wird die ungefilterte 
Versorgungsspannung direkt in den Signalweg eingekoppelt. So etwas 
sollte man nicht einmal mit lahmen OPamps machen. Mit schlecht 
gesiebten, hochverstärkenden 200MHz-OPamps ist es eine völlige 
Katastrophe. Will der TO einen Offset erzeugen, muß er es anders machen.

>Wenn ich die Spannungsversorgung mit LC-Gliedern stabilisieren möchte, wo
>lege ich dessen Resonanzfrequenz hin? Lege ich jedes LC-Glied auf eine 
>unterschiedliche Resonanzfrequenz?

Die wird nicht mit LC-Gliedern entkoppelt, sondern mit RC-Gliedern. Den 
Widerständen kann man dann noch kleine "ferrite beads" in Serie 
schalten. Hast du denn garnicht meinen Beitrag gelesen??

Zeige uns doch mal dein Layout. Ist es wirklich HF-Tauglich, so wie in 
diesem Beispiel?

Beitrag "Re: OPA890 vs. OPA847 als Tranzimpedanzverstärker"

: Bearbeitet durch User
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