Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Funktionsgenerator selber bauen


von Cait (Gast)


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Hallo Liebe Communitiy,

ich will mit einem Kollegen im Rahmen eines Fh Projektes einen 
Funktionsgenerator bauen. Wir haben uns für eine Wien-Robinson-Brücke 
als Ozillator entschieden und für einen JFET zur 
Amplitudenstabilisierung. Unsere Simulation funktioniert bereits 
einwandfrei, nun stellt sich für uns allerdings die Frage was für 
konkrete Bauteile wir verwenden sollen. Dies bezieht sich hauptsächlich 
auf die Frage welchen Transistor und welchen OPV wir nehmen. Habt ihr 
vielleicht einen Tipp für mich?

Wir haben uns für folgendes vorgegeben:
Frequenzbereich: 1Hz...100kHz
Klirrfaktor: 0, 01%
Amplitudenstabilität: 1%
Frequenzstabilität: 1%

Und vielleicht weiß noch jemand wie man für diesen Bereich möglichst 
einfach aus einer Rechteck- Sinus- oder Dreiecksspannung eine 
Sägezahnspannung generieren kann.

von Harald W. (wilhelms)


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Cait schrieb:

> Klirrfaktor: 0, 01%

Habt ihr denn ein Messgerät, mit dem ihr einen derart kleinen
Klirrfaktor messen könnt? Für einen derartig weiten Frequenz-
bereich nimmt man heutzutage eigentlich DDS-Chips.

: Bearbeitet durch User
von Ulrich H. (lurchi)


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Für den guten Klirrfaktor auch bei hoher Frequenz wird man wohl einen 
relativ schnellen OP benötigen, ggf. noch irgendwas aus dem Bereich high 
End Audio. Super rauscharm muss nicht, aber halt klirrarm. Je höher die 
Frequenz, desto kritischer wird es.

Der 2. Punkt ist dann der Gleichlauf des Poties, bzw. der 
Ersatzschaltung, damit der JFET nicht so viel nachregeln muss. Ggf. 
könnte man da auch einen Teil der Amplitudenregelung digital machen, 
damit es wenige Verzerrungen gibt, wenn große Gleichlauffehler 
ausgeglichen werden müssen.

Der Frequenzbereich ist auch schon recht groß. Für 1 Hz wird es da mit 
den Kondensatoren ggf. unhandlich, wenn man mit den Widerständen nicht 
so hoch will.

von Max Nilp (Gast)


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0.01% klirr ist ein furz..  1% ist auch schon wenig.

von Herbert (Gast)


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Der Klirrfaktor ist schon hart. Sonst nehmt einen XR2206.

von Jochen F. (jamesy)


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Zuverlässing kann das nur ein DDS mit 16 oder mehr Bit Ausgangsbreite, 
der Akkumulator muß noch deutlich breiter sein, um auch bei 100 kHz die 
Frequenzschritte nicht zu weit wählen zu müssen.
Trotzdem macht dann die analoge Ausgangsstufe immer noch genug Arbeit. 
Ein Prozent Schwankung in der Amplitude, das kann man machen. Aber 80 dB 
summierter Oberwellenabstend, das ist ein Brocken. Mit einem 
Spektrumanalysator wie dem HP 3585 oder einem R&S FSU kann man noch eine 
Größenordnung besser messen als hier verlangt. Einfach wird es ber 
keinesfalls.
Tip: Bei einer recht hohen Folgefrequenz der digitalen Ausgabe und er 
nachfolgenden Filterung kann man schon ein wenig herausholen.

von Ulrich H. (lurchi)


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Wenn man beim Klirrfaktor ein paar Abstriche macht, könnte man einen DDS 
Chip nehmen. Wenn es aber auf den guten Klirrfaktor ankommt, dann wird 
es nicht so einfach das per DDS zu erreichen. 100 kHz sind nicht so 
super schnell, das könnt ggf. sogar noch im Bereich einer Softwarelösung 
mit schnellem µC und 14-16 Bit DAC liegen.

Die Wien Brücke ist aber auch nicht unmöglich und auch nicht so schwer. 
Die Schwächen sind halt bei der Frequenzstabilität und der Amplitude, 
aber da sind die Anforderungen ja auch recht gering. Das Schwierige Teil 
ist vermutlich ein guter Stereo Poti, damit der Gleichlauf gut ist. Eine 
Low-cost Lösung mit guten Daten wären Stufenschalter auch für den groben 
Teil der Widerstände - nur die Bedienung ist dann eher 
gewöhnungsbedürftig.
Wenn die Simulation schon funktioniert, hat man ja im Prinzip auch einen 
Plan, und weiss was man an Teilen braucht.

von HST (Gast)


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Hallo,

natürlich lässt sich ein Klirrfaktor von 0,01% problemlos mit einem 
Wien-Robinson Generator erreichen. Entscheidend ist die Slew-Rate des 
Verstärkers (obere Grenzfrequenz) und ein möglichst guter Gleichlauf der 
beiden RC-Glieder (Klirrfaktor).

Habe hier zur Info mal einen Versuchsaufbau mit Messungen aus dem Jahre 
1978/79 drangehängt. Dafür habe ich damals einen ordinären Stereo-Chip 
TBA231 (SN76131) verwendet. Die Schaltung erreichte damit k <=0,01% von 
10Hz bis 15kHz - gemesssen mit einem HP339A (Messbereich bis 90db = 
0,003%). Diese Werte wurden mit einem Stereo-Poti erzielt, dessen 
Gleichlauf alles andere als optimal war. Die HP-Geräte verwendeten daher 
für einen sehr guten Gleichlauf einen Doppeldrehko (mit FET-Eingang bei 
ca. 30MOhm), um den Regelungsgrad extrem niedrig zu halten.

Solche kleine Klirrfaktoren kann man heute zumindest im NF-Bereich bis 
20kHz auch bequem mit einer 24bit Soundkarte messen (als 
Spektrumanalysator).

100kHz sind sicher zu erreichen mit einem entsprechend schnellen 
Verstärker. Eine Herausforderung sehe ich bei der unteren Frequenzgrenze 
von 1Hz. Hier wird eine stabile Regelung mit einer vertretbar langen 
Einschwingzeit schon sehr kritisch (PID-Regelung).

Für Dreieck/Rechteck würde ich einen separaten Generator vorsehen, z.B. 
mit dem XR2206.

Horst

von Ulrich H. (lurchi)


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Eine Sägezahnspannung würde ich auch eher mit einem separaten Generator 
erzeugen, wenn es sein muss als PLL an das Rechteck anhängen.

von MaWin (Gast)


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Cait schrieb:
> Und vielleicht weiß noch jemand wie man für diesen Bereich möglichst
> einfach aus einer Rechteck- Sinus- oder Dreiecksspannung eine
> Sägezahnspannung generieren kann.

Eigentlich ist Wien-Robinson nicht mehr zeitgemäss, und wenn man so 
viele Kurvenformen gaben will nimmt man erst recht DDS.

Aber aus Sinus macht man Rechteck per Komparator und aus Rechteck macht 
man Dreieck und Sägezahn per Integrator.

Für 0.01% Klirr bis 100kHZ tut es schon ein TL071 wenn er nicht zu sehr 
verstärken muss, denn es spielt keine Rolle wenn er bereits mit der 
Verstärkung nachlässt - die Amplitude wird ja nachgeregelt. Als 
Integrator bis 100kHz ist er aber viel zu langsam.

von Ulrich H. (lurchi)


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Um einen kleinen Klirrfaktor zu erreichen wird der Verstärker schon 
einiges an Loop Gain gebrauchen. Das nachregeln der Amplitude hilft da 
gar nicht, es verhindert nur das durch die Amplitudenbegrenzung viel 
zusätzliche Verzerrungen dazu kommen.

Bei einem JFET OP kommt noch das Problem einer nichtlinearen 
Eingangskapazität dazu. Das könnte je nach Auslegung bei den höheren 
Frequenzen und damit kleinen Kapazitäten ein Problem werden.

Selbst ein ausgesprochener Audio OP wie OPA134 hat bei 100 kHz als x3 
Verstärker schon Probleme die 0,01% Klirr zu schaffen. Ich würde da ggf. 
sogar schon so etwas wie AD8051 in Betracht ziehen, auch wenn man nur 
100 kHz braucht und keine 100 MHz.

von Klaus R. (klara)


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Cait schrieb:

> ich will mit einem Kollegen im Rahmen eines Fh Projektes einen
> Funktionsgenerator bauen. Wir haben uns für eine Wien-Robinson-Brücke
> als Ozillator entschieden und für einen JFET zur
> Amplitudenstabilisierung.

Wie MaWin schon sagte, nicht mehr zeitgemäss. Das wäre etwas für die 
80iger Jahre gewesen. Was will man aus diesem nostalgischen Projekt 
lernen?
mfg klaus

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Klaus Ra. schrieb:
> Wie MaWin schon sagte, nicht mehr zeitgemäss. Das wäre etwas für die
> 80iger Jahre gewesen. Was will man aus diesem nostalgischen Projekt
> lernen?

Wie Analogtechnik funktioniert. Ich habe angesichts der Fragen im Forum 
sehr oft den Eindruck, daß analoge Schaltungstechnik kaum noch gelehrt 
(oder gelernt) wird. Mit einem Arduino wollen alle basteln. Mit OPV oder 
gar Transistoren kaum noch einer.

Den Widerspruch sehe ich hauptsächlich in dem Wort "Funktionsgenerator". 
Denn darunter versteht man ja einen Generator der mehr als nur einen 
Sinus zu liefern vermag. Und wenn man diesen Anspruch hat, dann ist die 
Wienbrücke von vorn herein draußen. Der andere klassische Ansatz für 
einen solchen Generator ist die Integrator-Schmitt-Trigger Schleife, 
optional mit Sinusformer. Sowas kann man ja (wegen des Lerneffekts, 
wissen schon) durchaus auch mit OPV aufbauen. Statt die vollintegrierten 
Varianten (XR2206, MAX038) zu bemühen.


XL

von Olaf (Gast)


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> Wie MaWin schon sagte, nicht mehr zeitgemäss. Das wäre etwas für die
> 80iger Jahre gewesen. Was will man aus diesem nostalgischen Projekt
> lernen?

Wie Analogtechnik funktioniert. Da tut sich naemlich gerade eine immer 
groesser werdende Bildungsluecke auf. Dabei sollte das eigentlich die 
Grundlagen sein auf die alles andere aufbaut.

Olaf

von Ulrich H. (lurchi)


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Wenn man wirklich die Anforderungen wie oben hat, ist der 
Wienbrücken-generator schon keine so schlechte Wahl. Bis 20 kHz könnte 
man natürlich auch einfache eine nicht ganz schlechte Soundkarte nehmen 
- 100 kHz werden da aber eher nicht gehen.

von Cait (Gast)


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Also als erstes mal ein ganz großes Dankeschön für die vielen schnellen 
und aufschlußreichen Antworten.

Wir wollen die Schaltung analog aufbauen, da dies für das Projekt schon 
so feststeht. in erster Linie geht es bei dem Projekt nicht darum einen 
perfekten Funktionsgenerator zu bauen, sondern viel mehr darum einiges 
über analoge Schaltungstechnik zu lernen. So sind auch die Vorgaben zu 
verstehen, wir streben an diese Bereiche einzuhalten, aber wenn es mit 
vertretbarem Aufwand nicht geht, werden wir unsere Vorgaben herunter 
schrauben müssen. Die Wien-Robinson-Brücke steht schon und davon werden 
wir auch nicht mehr abrücken. Wir bauen allerdings parallel einen 
Funktionsgenerator mit einem XR2206 um etwa abschätzen zu können, wie 
gut unser Funktionsgenerator ist.

Da der Stoff an den FHs allerdings mittlerweile ziemlich theorielastig 
ist und die Labore/Praktikas meist aus vorgefertigten Versuchen 
bestehen, die einfach nach Anleitung durchgeführt werden, fehlt 
(zumindest bei mir) die Kenntniss über konkrete Bauteile. Am meisten 
würde mir in erster Linie helfen wenn einer von euch schreiben könnte:

Ich würde Transistor/OPV X verwenden, falls der nicht zu bekommen ist 
gäbe es noch Y und Z.

Ich kenne mich wie gesagt leider absolut nicht mit Transistor Baugruppen 
aus :/

Vielen Dank schon mal im voraus

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Cait schrieb:

> Wir wollen die Schaltung analog aufbauen, da dies für das Projekt schon
> so feststeht. in erster Linie geht es bei dem Projekt nicht darum einen
> perfekten Funktionsgenerator zu bauen, sondern viel mehr darum einiges
> über analoge Schaltungstechnik zu lernen. So sind auch die Vorgaben zu
> verstehen, wir streben an diese Bereiche einzuhalten, aber wenn es mit
> vertretbarem Aufwand nicht geht, werden wir unsere Vorgaben herunter
> schrauben müssen.

In diesem Fall halte ich die Vorgaben generell für sinnlos. Wenn es um 
den Lerneffekt geht, dann solltet ihr einfach eines der klassischen 
Konzepte aufbauen und untersuchen.

Das Konzept könnte z.B. "Wien-Brücken Generator" heißen. Und dann nehmt 
ihr euch einfach irgendeinen OPV aus der Schublade, sucht dazu zwei 
gleiche Kondensatoren und zwei gleiche Widerstände die eine gut 
beherrschbare (auch: meßbare) Frequenz ergeben und baut das auf.

Ob man zur Amplitudenregelung nun einen Kaltleiter (klassisch: Miniatur- 
Glühlämpchen) nimmt oder Dioden in der Rückkopplung oder einen SFET - 
geschenkt. Baut am besten alle 3 Varianten mal auf und testet wie die 
sich jeweils verhalten:

1. Anschwingfreudigkeit
2. Amplitudenkonstanz
3. Klirrfaktor

Im nächsten Schritt würde man dann entweder die Widerstände durchstimm- 
bar machen (Stereo-Poti). Oder die Kondensatoren (Drehko aus einem alten 
Mittelwellen-Tuner). Und wenn es dann bei höheren Frequenzen nicht mehr 
geht, mal den OPV tauschen. Bei der Gelegenheit könnt ihr dann auch 
gleich ausloten, wieviel Durchstimmbarkeit pro Bereich machbar ist. Ob 
10:1 oder 30:1 oder 100:1. Denn 1Hz bis 100kHz muß man definitiv mit 
mehreren Bereichen machen.

Aber prinzipiell: machen! Nicht im Forum fragen. Nicht simulieren. 
Aufbauen und messen!

Erfahrung kriegt man dadurch, daß man etwas macht. Die typischen Labor- 
"Versuche" an der Hochschule helfen dabei überhaupt nicht, weil man da 
ja nur versucht, ein vorgegebenes Ergebnis zu wiederholen.
Dabei lernt man aber nichts (außer natürlich, wie man bereits begangene 
Wege nochmal geht).


XL

von Ulrich H. (lurchi)


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Vom Aufbau wird man wohl in Stufen etwa 1:10 umschalten (Kondensatoren 
oder Widerstände) und dann den Bereich 1...12 per Poti der 
Drehkondensator einstellen. Schon 1...10 erfordert einen guten Poti oder 
viel nachregeln.

Welche Teile man nimmt, hängt von der Schaltung ab. Wenn man die ICs 
sockelt, kann auch leicht austauschen und es etwa mit einem LM358, 
NE5532 und OPA2134 probieren. Mit den letzten beiden hätte man ggf. eine 
Chance den Klirrwert zu erreichen.

von Alexander S. (alesi)


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Cait schrieb:
> Wir haben uns für eine Wien-Robinson-Brücke
> als Ozillator entschieden und für einen JFET zur
> Amplitudenstabilisierung. Unsere Simulation funktioniert bereits
> einwandfrei, nun stellt sich für uns allerdings die Frage was für
> konkrete Bauteile wir verwenden sollen.

Hallo,

wahrscheinlich habt Ihr schon im Internet gesucht. Hier denoch einige 
Links:

Die Hobby - Bastelecke: Ein einfacher Wien-Robinson Oszillator
http://www.hobby-bastelecke.de/projekte/signalgenerator_wien.htm

Der basiert auf "A classic Wien Bridge oscillator using an Op-Amp
covering a frequency range of 15 to 150kHz in four switched steps."
von Andy Collinson
http://www.zen22142.zen.co.uk/Circuits/Testgear/sinegen.htm

... die unendliche Suche nach dem reinen Sinus
Ultra Low Harmonic Distortion 10kHz Oszillator mit -160dBc
http://www.amplifier.cd/Technische_Berichte/Amplifier_reiner_Sinus/Amplifier_reiner_Sinus.htm

Budget Wien bridge oscillator with low THD
http://myelectrons.com/wien-bridge-oscillator-low-thd/

WIEN Bridge Oscillator
http://users.otenet.gr/~athsam/wien_bridge_oscillator.htm

von Stephan M. (stephanm)


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Hallo,

was passiert in Eurer Simulation, wenn der Benutzer den Frequenzregler 
sehr schnell dreht und das Stereopoti, dass diesen Regler darstellt, 
keine ideale Gleichlaufgenauigkeit hat?

Mich würde nämlich interessieren, wie ihr die Regelschleife für die 
Amplitudenstabilisierung ausgelegt habt. Bei meinen bisherigen Versuchen 
(mit Spice), gute Daten hinsichtlich stabiler Amplitude, niedriger Klirr 
und kein "Pumpen" zu bekommen bin ich bisher immer an dem Punkt 
gelandet, dass die Amplitudenregelung entweder sehr langsam war oder 
instabil.

Was ich eigentlich fast immer beobachtet habe, war dass der Oszillator 
nach Frequenzwechseln zeitweise völlig übersteuert - eben so lange, bis 
die Amplitudenstabilisierung nachgeregelt hat. Währenddessen hatte ich 
dann statt Sinus zeitweise ein Rechteck und/oder eine viel zu hohe 
Amplitude am Ausgang. Für ein solides Universalgerät ist mir das 
persönlich zu hässlich, aber vielleicht bin ich da einfach nur zu 
empfindlich.

Grüße, Stephan.

von Possetitjel (Gast)


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Stephan M. schrieb:

> Mich würde nämlich interessieren, wie ihr die Regelschleife
> für die Amplitudenstabilisierung ausgelegt habt.

Sehr gute Frage.

> Bei meinen bisherigen Versuchen (mit Spice), gute Daten
> hinsichtlich stabiler Amplitude, niedriger Klirr und kein
> "Pumpen" zu bekommen bin ich bisher immer an dem Punkt
> gelandet, dass die Amplitudenregelung entweder sehr langsam
> war oder instabil.

Das ist normal - und einer der großen Nachteile des Generators
mit Wien-Brücke.

> Was ich eigentlich fast immer beobachtet habe, war dass der
> Oszillator nach Frequenzwechseln zeitweise völlig übersteuert -
> eben so lange, bis die Amplitudenstabilisierung nachgeregelt
> hat.

Das ist mehr oder weniger auch normal. Mein alter Clamann&Grahnert
GF21 hat das auch.

> Währenddessen hatte ich dann statt Sinus zeitweise ein Rechteck
> und/oder eine viel zu hohe Amplitude am Ausgang.

Ganz so schlimm (Rechteck) ist es bei mir nicht, aber die
Amplitude schaukelt ganz schön, bis sie wieder stabil ist
(Regelschwingungen).

> Für ein solides Universalgerät ist mir das persönlich zu hässlich,
> aber vielleicht bin ich da einfach nur zu empfindlich.

Ist hässlich, aber prinzipbedingt. Die Literatur (Tietze/Schenk)
sagt dazu, das sei ein "parametrischer Effekt" (--> parametrischer
Verstärker). Für den LC-Schwingkreis ist das relativ einfach
erklärbar und gut vorstellbar:
Im (ungedämpften) Schwingkreis pendelt ja eine gewisse Blindleistung
zwischen L und C und führt z.B. nach W = 1/2CU^2 zu einer bestimmten
Spannung am Kondensator. Ändert man den Kondensator plötzlich, dann
muss dieselbe im Kondensator gespeicherte Energie zu einer anderen
Spannung führen.

Analogie: Fadenpendel.
Wenn man beim zunächst frei schwingenden Pendel die Fadenlänge
plötzlich verkürzt, vergrößert sich der Auslenkungswinkel stark.
Die gespeicherte Energie kann nicht plötzlich verschwinden.

von gk (Gast)


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Wenn es wirklich ein kleiner Klirrfaktor sein soll, kannst Du mal hier 
schauen:

http://scopeboy.com/scopeblog/?tag=distortion

oder

http://www.tech-diy.com/TestEquipment/SG505/SG505_Oscillator.gif

gk

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
wenn es noch ein Thema ist. LT hat aktuell einen Demo Circuit 
herausgegeben.

LT1028/LT1055/LT1634 Demo Circuit - Super Low Distortion Variable Sine 
Wave Oscillator

Hier der Link dazu:
http://www.linear.com/docs/45649

Es ist das ASC-File was mit LTSpice zu öffnen ist.
Nach einer Beschreibung dazu habe ich nicht gesucht.

mfg klaus

von alesi (Gast)


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Klaus Ra. schrieb:
> LT hat aktuell einen Demo Circuit
> herausgegeben.

"Aktuell" ist gut. Auf    http://www.linear.com/solutions/1623   steht
oben "Super Low Distortion Variable Sine Wave Oscillator
Nov 1st 1983"   :-)

von Klaus R. (klara)



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Hallo,
Lt sendet mir "New Product Releases From Linear Technology Corporation". 
Dort war unter "New LTspice IV Demo Circuits" das Simu-File verlinkt. 
Das LT etwas von 1983 noch einmal auffrischt passt ja hier zum FH-Thema. 
Zumindest hat man die Schaltung in der Simu leicht verändert.

Wenn ich daran denke womit ich 1983 gearbeitet habe, dann muss man von 
LT den Hut ziehen, alle Achtung. Aber vermutlich waren die IC damals für 
den Bastler nicht bezahlbar.

mfg klaus

von Murmelchen (Gast)


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http://www.linear.com/docs/45649

Das ist eine Entwicklung von Jim Williams und diese wird in der AN43 
näher beschrieben. Es geht dort dann noch zwei Schaltungen weiter bis 
runter auf 0,0003 %. Wobei, er hält das Lämpchen allerdings immer noch 
für ziemlich genial.

http://www.linear.com/docs/4134


Mit besten Grüßen und viel Spaß

Murmelchen

von Ulrich H. (lurchi)


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Das Lämpchen ist auch gar nicht so schlecht, vor allem bei etwas höheren 
Frequenzen ist es recht gut linear im Vergleich zum JFET.

Der Nachteil beim Lämpchen ist halt, das man die Zeitkonstante nicht gut 
anpassen kann. Entsprechend wenig Optionen hat man bei der Regelschleife 
für die Amplitude. Vor allem kriegt man die Amplitudenregelung nur 
schwer schneller als die Thermische Trägheit der Lampe. Langsamer und 
mehr Gain geht im Prinzip, indem man die Lampe noch einmal extra Regelt, 
etwa mit zusätzlichem Gleichstrom.

von Helmut S. (helmuts)


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> Das Lämpchen ist auch gar nicht so schlecht, vor allem bei etwas höheren
Frequenzen ist es recht gut linear im Vergleich zum JFET.


Die 1Hz unter Grenzfrequenz sind eh nicht "prickelnd", weil der Regler 
dann extrem langsam sein muss. Nach jeder Frequenzverstellung sitzt man 
dann 1 Minute oder noch länger da bis die Amplitudenregelung fertig ist.

von Ulrich H. (lurchi)


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Bei niedrigen Frequenzen hat man eine lange Regelzeit. Da ist die 
Wienbrücke nicht so toll. Für ein Überungsprojet aber nicht so schlimm.

Damit man die sehr langsame Regelung nicht auch bei den höheren 
Frequenzen hat, sollte man die Amplitudenregelung auch umschalten - so 
dass man die extrem langsamen Zeitkonstanten nur bei den niedrigen 
Frequenzen hat. Eine gute (d.h. vergleichsweise schnelle) 
Amplitudenregelung wird da schon zur Herausforderung.

von Checker (Gast)


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Hallo,

mal eine grundlegende Frage.
Erzeugt man die Frequenz rein mit dem µC oder nimmt man dafür ein 
Signal-IC, zum Bsp. AD9833 und steuert das nur noch mit dem µC? Wie ist 
da die grundlegende Herangehensweise? Ich meine, wenn ein µC mit 16MHz 
taktet, kann man ja im besten Fall eine Rechtecksignal mit 8MHz 
ausgeben. Bei Sinussignal dann nur noch im kHz Bereich, wenn überhaupt.

von MaWin (Gast)


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Checker schrieb:
> Erzeugt man die Frequenz rein mit dem µC oder nimmt man dafür ein
> Signal-IC, zum Bsp. AD9833 und steuert das nur noch mit dem µC?

Kommt auf die Frequenz an, die du erzeugen musst.

Bei 8MHz natürlich ein DDS-IC wie AD9833.
Bei Audiofrequenzen kann ein uC mit A/D-Wandler ausreichend sein.
Bei noch geringeren Frequenzen (Sinus für 50Hz Wechselrichter) eventuell 
PWM als A/D-Wandler.

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