Hallo Elektronikfreunde, die Datenblätter der Elite der transatlantischen Spannungsreferenzhersteller bleiben mir ein Rätsel. Ich verstehe die Angaben zur Langzeitdrift nicht - trotz eingehender Lektüre der einschlägigen Aufklärungsliteratur, wie sie jeder Referenzhersteller in Form zahlreicher PDFs zum Herunterladen anbietet. Auf der ersten Seite des Dokumentes "How to choose a voltage reference" von LT geht die Verwirrung schon los. http://cds.linear.com/docs/en/lt-journal/LTMag-V19N1-03-References-BrendanWhelan.pdf Ich erwarte konkret die Parameter einer Formel, die mir in Abhängigkeit von der Betriebsdauer einer Spannungsreferenz in Stunden oder auch in "1000-Stunden" die "Drift" berechnet. Nehmen wir als Beispiel die LT1031, die mit 15ppm/kHr spezifiziert ist. Bedeutet das, dass nach 7 Monaten Laufzeit (etwa 5000 Stunden) sich der Ausgangswert der Spannung um 5000 Hr* 15ppm / kHr = 75 ppm ändert? Die nächste Referenz mit Driftangabe, LT1027 weist 20ppm pro Monat auf. Warum denn jetzt plötzlich der Wechsel der Bezugsbasis? Driftet diese Referenz auch im ausgeschalteten Zustand? Oder ist das die Supermarktstrategie, wo die teuren Waren ganz zufällig pro 100g ausgezeichnet werden und die anderen pro kg? Der Monat hat für mich etwa 30,5*24 = 732 Stunden. Wenn man die Drift pro 732 Stunden ausweist, wird sie kleiner, wie der Supermarktpreis für 100g. Bei 1000 Stunden Laufzeit müsste die Referenz dann ja wohl ein Drittel mehr Drift in der anderen Spezifikation zeigen, also bei 26,6ppm/kHr liegen. Allem Übel zum Trotz taucht nun eine dritte Spezifikation auf: Die LT6652 weist 60ppm/Wurzel(kHr) auf. Irgendwie soll der Wurzelterm im Nenner ausdrücken, dass die Drift mit steigender Laufzeit fällt. Wie soll ich nun rechnen? 60ppm/Wurzel(5) ? oder 5 * 60ppm/Wurzel(5)? Eine Erklärung dazu habe ich in den Datenblättern nicht gefunden. Mir fehlt da offensichtlich ganz elementares Wissen. Merkwürdig ist auch, dass das Phänomen Drift von den Herstellern mit nur einer Zahl beschrieben wird. Guck' ich mir die schicken Driftgrafiken in den Prospekten an, dann sieht es meistens so aus, als ob da eine gerichtete Drift vorliegt, die im Zeitablauf schwächer wird und zusätzlich von einer Zufallsbewegung überlagert wird. Um einen solchen Vorgang zu beschreiben, braucht man aber zwei Kenngrößen (z.B. Mü und Sigma), eine reicht nicht. Nach meinem Verständnis ist Drift eine zielgerichtete Bewegung, die bei Spannungsreferenzen im Zeitablauf zu verschwinden scheint. Es bleibt dann eine Zufallsbewegung übrig. Infolgedessen sollte mich bei Langfristbetrachtungen aber nicht die Drift interessieren, die ja zu verschwinden scheint, sondern das Ausmaß der Streuung der Zufallsbewegung. Der Begriff "long-term drift", also Langzeitdrift erscheint mir zumindest so wie ich ihn im Deutschen verstehe, als ungeeignet, um das Verhalten von Referenzen zu charakterisieren. Anders gesagt, Drift klingt wie Mü, langfristig interessant ist doch das Sigma. Danke für Eure Aufmerksamkeit. Peter
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Hallo, Die Drift ist normalerweise pro 1000 Stunden (1 kHr) angegeben. Messbedingunge ist dabei "in Betrieb" ohne Laststrom und bei 25 Grad. Theoretisch nimmt die Drift mit Wurzel aus Zeit ab. Also nach 5 kHr hast Du theoretisch den 2.3 fachen Datenblattwert. Aber Vorsicht: das ganze ist nur eine "typische" Angabe. Also der Mittelwert aus vielen vielen Referenzen des gleichen Typs. Und die Angabe gilt immer ausschließlich für das "beste" Gehäuse (Metall oder Keramik), auch wenn dieses meist nicht mehr hergestellt wird. Bei Plastik-Gehäusen sieht das ganze schlimmer aus da diese zusätzlich feuchtigkeitsempfindlich sind und daher schneller altern. Außerdem mißt man mehr oder weniger die Luftfeuchtigkeit mit. Manche Hersteller geben auch die Alterungsdrift mit beschleunigten Tests (bei 70,85 oder 125 Grad) an. Hiermit erreicht man ggf. besonders niedrige Werte fürs Datenblatt. Bei hohen Anforderungen mußt du dir selbst ein Bild machen. Gruß Anja
Hallo, Hier gibt es 2 Messungen zur Langzeitdrift: AD586LQ (Keramik) gegen LT1027CCN8-5 (DIP8) Beitrag "Re: Langzeitdriftarmer 3,3V Spannungsregler für 100mA gesucht" Gruß Anja
Peter M. schrieb: > Hallo Elektronikfreunde, > > die Datenblätter der Elite der transatlantischen > Spannungsreferenzhersteller bleiben mir ein Rätsel. > Ich verstehe die Angaben zur Langzeitdrift nicht - trotz eingehender > Lektüre der einschlägigen Aufklärungsliteratur, wie sie jeder > Referenzhersteller in Form zahlreicher PDFs zum Herunterladen anbietet. Du meinst solche? http://cds.linear.com/docs/en/design-note/dn229f.pdf http://www.analog.com/media/en/technical-documentation/application-notes/AN-713.pdf Vielleicht hilft Dir das: Beitrag "Erfahrungen mit Hysterese und Alterung von Referenzspannungsquellen?" > Ich erwarte konkret die Parameter einer Formel, die mir in Abhängigkeit > von der Betriebsdauer einer Spannungsreferenz in Stunden oder auch in > "1000-Stunden" die "Drift" berechnet. Ich fürchte, da erwartest Du zuviel. > Nehmen wir als Beispiel die LT1031, die mit 15ppm/kHr spezifiziert ist. > > Bedeutet das, dass nach 7 Monaten Laufzeit (etwa 5000 Stunden) sich der > Ausgangswert der Spannung um 5000 Hr* 15ppm / kHr = 75 ppm ändert? Nö, dass bedeutet, dass der Hersteller aufgrund weniger Stichproben erwartet, dass fast alle Referenzen nach 1kHr um maximal 15ppm vom initialen Wert entfernt sind. Für ein bestimmtes Exemplar könnten es also auch nur 3ppm sein, oder -18ppm. > Die nächste Referenz mit Driftangabe, LT1027 weist 20ppm pro Monat auf. > Warum denn jetzt plötzlich der Wechsel der Bezugsbasis? > Driftet diese Referenz auch im ausgeschalteten Zustand? Oh, Aus- und wieder Einschalten kann ganz böse Folgen haben - etwa ein erneutes Durchlaufen einer Initialdrift. > Oder ist das die Supermarktstrategie, wo die teuren Waren ganz zufällig > pro 100g ausgezeichnet werden und die anderen pro kg? Glaube nicht, eher Gewohnheit oder Bequemlichkeit, alltägliche Angaben (Monat) nicht in ungewöhnliche Einheiten (Kilostunden) umzurechnen. > Der Monat hat für mich etwa 30,5*24 = 732 Stunden. Wenn man die Drift > pro 732 Stunden ausweist, wird sie kleiner, wie der Supermarktpreis für > 100g. > Bei 1000 Stunden Laufzeit müsste die Referenz dann ja wohl ein Drittel > mehr Drift in der anderen Spezifikation zeigen, also bei 26,6ppm/kHr > liegen. also 27ppm/kHr. Irgendwo hörte ich eine etwas wie "15ppm/Monat ~ 20ppm/kHr", das würde dem auch entsprechen. > Allem Übel zum Trotz taucht nun eine dritte Spezifikation auf: > > Die LT6652 weist 60ppm/Wurzel(kHr) auf. > > Irgendwie soll der Wurzelterm im Nenner ausdrücken, dass die Drift mit > steigender Laufzeit fällt. > > Wie soll ich nun rechnen? Beides kommt doch ungefähr in die gleiche Größenordnung für die erwartete maximale Abweichung -- wenn Du es richtig haben möchtest, musst Du regelmäßig kalibrieren /messen. Die Berechnung mit der Größe sagt Dir höchstens, wie häufig Du kalibrieren müsstest bzw. welchen Stellbereich Deine Abgleich-Stellgrößen haben müssen. > Merkwürdig ist auch, dass das Phänomen Drift von den Herstellern mit nur > einer Zahl beschrieben wird. > > Guck' ich mir die schicken Driftgrafiken in den Prospekten an, dann > sieht es meistens so aus, als ob da eine gerichtete Drift vorliegt, die > im Zeitablauf schwächer wird und zusätzlich von einer Zufallsbewegung > überlagert wird. > Um einen solchen Vorgang zu beschreiben, braucht man aber zwei > Kenngrößen (z.B. Mü und Sigma), eine reicht nicht. > > Nach meinem Verständnis ist Drift eine zielgerichtete Bewegung, die bei > Spannungsreferenzen im Zeitablauf zu verschwinden scheint. Kann, muss nicht. Es gibt wohl auch Referenzen, deren Änderung mit der Zeit konstant wird.
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