Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik EFD30 Kern mit Cu-Folie oder mit HF-Litze wickeln?


von Axel R. (Gast)


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Hallo,

ich möchte mir einen kleinen DC/DC Wandler bauen. 12-14V Input 2 x 
22Volt Out bei ca.4-5Ampere.ich habe zwei Kerne vorgesehen. Der DC7DC 
muss für ca.1 Minunte ca.150 Watt liefern.

Dazu habe ich eigentlich vor gehabt, Kupferfolie für die Wicklungen zu 
nehmen. Der Kern hat 30mm Wickelbreite und die Folie passt dort 
haarscharf hinein. Einmal habe ich 0.1mm und einmal 0.035mm zur 
Verfügung. ZUr Isolation kann ich Kaptonband verwenden.
Ein Kollege meinte neulich zu mir, Kupferfolie sei "Mist", wegen der 
kapazitiven Kopplung zwischen den Windungen. Eine Windung entspräche ja 
genaus einer Lage.
Ich solle lieber HF-Litze nehmen.
Was meint ihr?


Danke & Gruß
Axelr.

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von Axel R. (Gast)


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doch im falschen Unterforum, mist ...

von Mark S. (voltwide)


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Das hängt davon ab, wieviel Windungen Du brauchst. HF-Litze bi-,tri- 
oder quadfilar zu wickeln ist auch nicht immer der Hit.In diesem Falle 
könnte Cu-Folie durchaus im Vorteil sein.

30mm Wickelbreite klingt nach E42 - das sollte in jedem Falle reichen.

Was die kapazitive Kopplung betrifft - sie ist nun nicht wesentlich 
größer als bei HF-Litze. Und im übrigen kann dieser Effekt EMV-relevant 
sein, muß aber nicht.

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von Axel R. (Gast)


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Es sind 20mm Wickelbreite uns es ist die flache Ausführung vom E20 mit 
11-12mm Bauhöhe. Etwas Luft ist auch noch im Wickelfenster.
Ich war "natürlich" von meiner Idee begeistert und konnte günstig Folie 
und KaptonBand und auch das ganze Kern-Zeuchs (Körper, Kernhälften und 
Clip) bestellen. Jetzt meint mein Kollege halt, das man das nicht mit 
Folie macht.

Jetzt, wo ich fertig bin :(

Es sind schon einige Windungen: 5 auf der 12Volt-Seite mit der0.1er 
Folie und 18Windungen auf der 20Volt-Seite. Hat ja auch rauf gepasst. 
Ich habe zum Test meinen Tongenerator angeschlossen und prinzipiell 
funktioniert das schon mal.

Ich wollte im nächsten Schritt einen Halbbrücken-Resonanzwandler 
versuchen und die Ausgangsspannung mal zu belasten.

Das ganze dann zwei mal: einmal für die Positive und einmal für die 
negative Spannung.

zwei Bilder anbei...

Gruß
Axelr.

von Hp M. (nachtmix)


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Axel R. schrieb:
> Der Kern hat 30mm Wickelbreite und die Folie passt dort
> haarscharf hinein.

Auf dem Foto sieht es aber so aus, als ob die Folie wesentlich schmaler 
als das Wickelfenster ist.
Wenn du beabsichtigst die Wicklungen nebeneinander aufzubauen, so wird 
dir das eine erhöhte Streuinduktivität bescheren, und in den meisten 
Fällen ist jedenfalls das Mist.

von Uwe S. (regionalligator)


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Axel R. schrieb:
> Halbbrücken-Resonanzwandler

Bei dem ist die erhöhte Kapazität der Wicklungen ziemlich egal.
Ansonsten hat dein Kollege völlig recht, bei dünner Isolation ist die 
Kapazität bei Folie um Größenordnungen höher, als bei HF-Litze.

von LEler (Gast)


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>>5 auf der 12Volt-Seite mit der 0.1er

Ich empfehle einen Vollbrücken-Resonanzwandler, um den Primärstrom zu 
halbieren, du hast bei einer Halbrückenschaltung sonst >20 A 
Primärstrom, das ist zuviel für die 3 mm²! Bei 100 kHz Schaltfrequenz 
liegt dein kappa (=> Dowell-Curves) ungefähr bei 0.7, das passt gut für 
fünf Lagen und die Kernauslenkung ist mit 100mT im grünen Bereich.

Die Werte waren nicht geraten, oder?

Bei 18 Windungen (bei Folie gleich Lagenanzahl) auf der 20Volt-Seite
ist die 0.035 mm Folie die bessere Wahl.

Falls deine Sekundärwickungen nicht 
verschachtelt(Sek1_1|Sek2_1|Sek1_2|Sek2_2|...|Sek1_18|Sek2_18) sind, 
solltest du die Resonanzkondensatoren auf die Sekundärseiten packen, 
weil die Streuinduktivitäten nicht gleich sein werden und die 
Resonanzkondensatoren unterschiedliche Werten brauchen.

>dir das eine erhöhte Streuinduktivität bescheren, und in den meisten
>Fällen ist jedenfalls das Mist

Dehalb hat er sich wahrscheinlich für den Resonanzwandler entschieden, 
dort stört die Streuinduktivität nicht.

Aus dem Bauch heraus (ohne rechnen) erschient mir dein EFD30 etwas klein 
für 150 W, ich würde einen equivalenten E-Kern eine Nummer größer 
wählen.

LEler

von Mark S. (voltwide)


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Für einen Resonanzwandler (LLC) wird bei diesem Aufbau die 
Streuinduktivität nicht ausreichen, d.h. entweder Du spendierst eine 
zusätzliche Streuinduktivität, oder Du änderst den Aufbau drastisch 
(2-Kammer Wicklung)

von Axelr. (Gast)


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Vielen Dank für dei wertvollen Hinweise!
ich hatte die Folie mit der Goldblattschere "etwas" schmaler, auf 18mm, 
geschnitten. Das (gut klebende) Kaptonband ist auch exakt 20mm breit. So 
genau habe ich die Wickelei beim ersten Versuch nicht hinbekommen, ohne 
das sich da was berührt.
Ich habe erst die 5 Windungen der "12V Seite" gewickelt und dann doppelt 
isoliert die anderen Windungen mit der35µm Folie obendrauf. Das 
Kaptonband immer mit eingewickelt, damit sich nichts berührt.
Verschachtelt habe ich die Wicklungen nicht.
Die Enden sind schmale Folienstreifen 90° aufgelötet und 
Wicklungsanfang/Ende so versetzt, das es sich nicht überlappt.
Ich gestehe, das das jetzt schon wieder eine ganze Weile auf meinem 
Basteltisch rumoxidiert. Aber jetzt muss ich das endlich mal fertig 
bauen.
Es sind, wie geschrieben, zwei von diesen Trafos vorgesehen. Die 
Leistung ist erheblich, wird aber nur kurzzeitig benötigt.
Es soll so flach und so klein wie möglich werden.
Die Werten snd tatsächlich nicht komplett geraten.
Ich habe zwar keinen Studiengang in dieser Richtung belegt, aber 
interessiert hat mich die Sache schon und ich habe tatsächlich ein wenig 
gerechnet. Wer mich kennt -> Ich und Mathe, hehe :)

Ich lasse das einstweilen mit der Folie so und baue mir die Tage eine 
Vollbrücke auf, mit der ich dann den Trafo resonant ansteuern werde.

Der letzte Resoanzwandler war als Hallbrücke mitm 555er, IR2184 und 
Rückführung in ermangelung eines IR2153 auf Lochraster gebastelt. Dort 
hatte ich einen "ostzonalen" RM4 Kern verwendet. Die Schaltung war 
ursprünglich jener ausm kapitel10 dieser Netzteil-Saga
http://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap10/Kapitel10.html
von Hernn Rehrmann angelehnt. In einer der Applikationen mitm 
IR2153(selbstschwingende Halbbrücke) war das einfach erklärt.
http://www.trifolium.de/netzteil/kap10.html
Habe damit meine UV-LEDs im Belichter betrieben (ca. 80V/120mA) - lief 
sehr gut!
Dort wollte ich jetzt aufbauend was größeren probieren...

Danke ersteinmal für die wertvollen Tips!

Axelr.
DG1RTO

von axelr. (Gast)


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Noch eine kurze Frage sei gestattet:
wieiviel Strom kann ich durch einen Kondensator schicken. Wir sprachen 
oben von einigen zehn "Amperen". Ich möchte das ja gern schön klein und 
flach basteln, am Ende sind die 22 x 0.47µF Folienkondensatoren das 
größsste an der gesamten Schaltung...
Ich muss da noch mal mit Herrn Thomson telefonieren. Das war doch der 
Herr mit seiner Schwingungsgleichung. Der grüne Schätzdaumen allein wird 
hier nicht reichen. Aber ich habe wiedermal GLÜCK :) Dank DL8UBR
http://www.qsl.net/dl8ubr/thompson.htm
komme ich bei 22µH und 125kHz auf eine Kapazität von 73687.27pF, also 4 
x 18nF parallel? oder 4 x 22nF paralle und die Frequenz etwas tiefer...

Ich frage deshalb, weil ich bisher noch nicht in die Verlegenheit kam, 
20A über ein paar 22nF zu schicken. Gibt es da spezielle 
"Hochstrom"Typen?
Danke
Axelr.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Kurzzeitig, soso. Und nach der Minute darf der Wandler dann sterben? :)

Du hast schon recht, daß man Trafos in kurzen Pulsen weit über 
zulässiger Dauerbelastung betreiben kann, aber: Wie häufig kommt es 
(worst case) zu besagter Minute?

Und: Hast Du den Tip mit Resokondi(s) sekundär (also z.B. SPRC) gelesen?
Freilich kann man den/die Cs primär setzen (bei optimiertem Trafo), aber 
sekundär werden viele Unzulänglichkeiten / Parasiten kompensiert oder 
gar vernützlicht, und je größer das Übersetzungsverhältnis, desto mehr 
entschärft sich auch noch das Problem mit der hohen benötigten 
Kapazität...

Ich fand den Tip gut.

: Bearbeitet durch User
von LEler (Gast)


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Ich empfehle dir statt dem Halbbrücken-Resonanzwander mit sekundärseitig 
18 x 0.035 mm Kupferband lieber einen Vollbrücken-Resonanzwander mit 
sekundärseitig 9 x 0.1 mm Kupferband aufzubauen.
Die 5 x 0.1mm primärseitig bleiben.

Was die Resonanzkondenstoren angeht, so kannst du die Verluste mit I² * 
tan(delta)/(2*Pi*f*C) ausrechnen. tan (delta) ist abhängig vom 
Dielektrikum und dem Aufbau des Kondensators. Die maximale zumutbare 
Verlustleistung für einen Folienkondensators wird häufig in Abhängigkeit 
des Rastermaßes angegeben (z.B. Wima Produktkatalog 2013 Seite 10).
Manchmal veröffentlichen die Hersteller auch Derating-Kurven der 
maximalen Wechselspannung über die Frequenz, das ist dann weniger 
Rechenarbeit.

Bei 125 Khz wird (volumentechnisch) wahrscheinlich ein Kondensator mit 
PP oder PPS-Dielektrikum die beste Wahl sein. Sieh dir mal die WIMA FKP 
1 und MKP 10-Serie an.


LEler

von eProfi (Gast)


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Es kommt auch darauf an, ob der Kern einen Luftspalt hat. Wenn ja, ist 
Folie eher schlecht, da sie an dieser Stelle wegen der auftretenden 
Wirbelströme warm wird.
Siehe die guten alten Unitrode (heute TI)-pdfs von Dixon et al.:
Beitrag "Re: ETD39 Trafo wird extrem heiß"
Beitrag "Re: Ferrit-Trafokerne ETD59 "blind" gekauft. Vermutung war N27 o.ä., aber Aufdruck "M9-97" ?"
Beitrag "Re: HF Litze für Speicherdrossel?"
http://www.ti.com/lit/ml/slup262/slup262.pdf

von Alfred B. (alfred_b979)


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eProfi schrieb:
> ob der Kern einen Luftspalt hat

Guter Punkt - wurde nicht ausgeschlossen. Ach ja, (siehe verlinkte 
Seiten) "Poor Man´s"-Litze: Da beim Verdrillen die Positionierung nur 
schlecht beeinflußbar ist (sprich: schlimmstenfalls bleibt ein Teil der 
Drähte immer oder großteils innen), kann man auch "verzopfen", also 
flechten. Auch mehrfach.

Nur ist das mehr Arbeit, und wird evtl. recht starr. Also muß man von 
Anfang an auf die Festigkeit achten, evtl. lockerer flechten. Zu enge 
Biegungen sind eh schlecht für den Lack.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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axelr. schrieb:
> Ich frage deshalb, weil ich bisher noch nicht in die Verlegenheit kam,
> 20A über ein paar 22nF zu schicken. Gibt es da spezielle
> "Hochstrom"Typen?

Ja, z.B. die, die in Induktionsherdplatten verwendet werden. 
MetallPapier und PolyPropylen hält auch mehr aus als MKS und Styroflex. 
Man muss also schon in die Datenblätter der verbauten Kondensatoren 
gucken, ob die den Ripplestrom (oder die Ripplespannung) aushalten, und 
dann so viel Geld ausgeben, wie nötig ist.

von Axel R. (Gast)


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Hallo,
nun - da gibt es ja doch ne ganze Menge zu beachten, Luftspalt hat der 
Kern keinen. Ich probier mal einige 22nF in parallel. Da habe ich noch 
eine Tüte voll liegen.
Ich habe hier alternativ zur Folie aber auch noch HF-Litze zum wickeln.

Der Verstärker ist auch eben eingetroffen, jetzt muss ich langsam mal 
anfangen :)

Na, wie geasgt: nochmal vielen Dank. Da denkt man, man weiß alles.
So:"Folie rum und gut, Hauptsache sieht professionell aus".
Ich kann ja beide Varianten aufbauen. Einmal mit Folie und einmal mit 
Litze.

Bis dahin erstmal
Gruß und Danke
Axel

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