Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum kein LDO als Referenzspannungsquelle?


von B.W. (Gast)


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Ich würde gerne etwas verstehen/lernen, denn bei Wikipedia heißt es:
"Für kleinste Leistungen wie bei Referenzspannungsquellen verwendet man 
keine Regler, sondern Stabilisierungsschaltungen mit Zenerdioden..."

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsregler#.C3.9Cberblick)

Warum genau benutzt man also für Referenzspannungsquellen keine Regler? 
Z.B. der LDO LP2985, welcher gerade mal mit nur 30µV rauscht, wäre doch 
je nach Anwendung geeignet?

Merci!

von Jay (Gast)


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Glaub halt nicht alles was in der Wikipedia steht. Die 
Halbleiter-Industrie stellt seit Jahren integrierte Spannungsreferenzen 
her, die Zenerdioden um Längen schlagen.

von Sascha (Gast)


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Das muss man interpretieren können, wie so ziemlich alles.

Das bedeutet, dass sich bei sehr kleinen Strömen kein LDO lohnt sondern 
eine Zener reicht.

Aber natürlich kommt das auf den konkreten Anwenungsfall an und die 
Meinung des Autors spielt da auch mit rein.

Da hilft nur eins: Fachwissen und Medienkompetenz.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Meine Meinung: Die Aussage ist so pauschal nicht richtig.

Was man verwendet hängt eher ab von den Anforderungen (und ggf. davon, 
was man in der Bastelkiste rumliegen hat). Besonders das Beispiel 
"Zenerdiode" und differenzieller Widerstand von 5 Ohm ist bestimmt 
kein Paradebeispiel für eine präzise Referenz.

Gruß Dietrich

von MaWin (Gast)


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B.W. schrieb:
> "Für kleinste Leistungen wie bei Referenzspannungsquellen verwendet man
> keine Regler, sondern Stabilisierungsschaltungen mit Zenerdioden..."

Andersrum wird ein Schuh draus: Für grössere Leistungen taugt die 
Methode mit shunt-Spannungsregler und Vorwiderstand nicht mehr weil 
IMMER etwas mehr als der maximale Verbraucherstrom fliessen muss, auch 
wenn der Verbraucher gerade gar nicht so viel Strom benötigt.

Das wäre uneffektiv.

Bei geringen Leistungen kann man sich diesen dauernden Stromfluss 
erlauben.

Z-Dioden sind nicht die besten Referenzspannungserzeuger die es gibt. 
Obwohl es sehr gute Z-Dioden gibt die von 1uA bis 1mA quasi dieselbe 
Spannung liefern
http://rohmfs.rohm.com/en/products/databook/datasheet/discrete/diode/zener/edz3.6b.pdf
und temperaturstabile wie 1N829,
gibt es ICs die mit weniger Strom auskommen (ISL60002) oder 
langzeitstabiler sind (LTZ1000), rauscharme (MAX6350, ist aber eine 
Z-Diode) und extrem genaue (VRE100CA).

Wenn dir ein LP2985 reicht, nimm den, aber achte darauf, daß nicht jeder 
2895 von jedem Hersteller (z.B. LD2985 von ST) dieselben Daten hat wie 
der von TI (NS).

Für eine exakte Referenzspannung legt man aber auf andere Eigenschaften 
wert, als 150mA, low drop, und einen eingebauten Stromregeltransistor 
der damit unterschiedlich viel Wärme auf dem Chip je nach Strom bringt.

TL431A, MC1403 wären ebenso billig, LTC6655 sicher viel besser.

von Christian (Gast)


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Hallo,

man sollte vermutlich beim Einsatz eines LDOs als Spannungsreferenz 
beachten, dass die meisten Spannungsregler zwar einen Strom liefern, 
aber keinen Aufnehmen können. Wenn nun ein Schaltungsteil möglicherweise 
auch Strom in die Referenz einspeisen will, wird die Referenzspannung 
mit einem normalen Spannungsregler ansteigen..

Grüße
Christian

von Arc N. (arc)


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Jay schrieb:
> Glaub halt nicht alles was in der Wikipedia steht. Die
> Halbleiter-Industrie stellt seit Jahren integrierte Spannungsreferenzen
> her, die Zenerdioden um Längen schlagen.

Kommt drauf an was unter "integrierte Spannungsreferenz" verstanden 
wird... Diverse Bandgap, XFET und Floating Gate Referenzen oder auch die 
Buried-Zener wie LM399 und LTZ1000, an die die anderen seit mehr als 25 
Jahren nicht herankommen?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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B.W. schrieb:
> Ich würde gerne etwas verstehen/lernen, denn bei Wikipedia heißt es:
> "Für kleinste Leistungen wie bei Referenzspannungsquellen verwendet man
> keine Regler, sondern Stabilisierungsschaltungen mit Zenerdioden..."
>
> Warum genau benutzt man also für Referenzspannungsquellen keine Regler?
> Z.B. der LDO LP2985, welcher gerade mal mit nur 30µV rauscht, wäre doch
> je nach Anwendung geeignet?

Im Prinzip hat der Wikipedia-Schreiber da schon recht, auch wenn die 
Details etwas fragwürdig sind. So ist z.B. eine Zenerdiode weder die 
einzige noch gar die beste Alternative zu einem Spannungsregler, wenn 
man eine Referenzspannung braucht.

Worum es aber geht, ist der subtile Unterschied zwischen einer 
Referenzspannungsquelle und einem Spannungsregler. Zwar geben beide eine 
stabile Spannung aus, aber zu unterschiedlichen Zwecken. Die Spannung 
aus einem Spannungsregler dient der Energieversorgung einer Schaltung. 
Die Spannung aus einer Referenzspannungsquelle ist hingegen eher als 
Signal zu verstehen.

Entsprechend sind auch die Anforderungen verschieden (wenn auch mit viel 
Überschneidung). Bei einem Spannungsregler fließen i.d.R. nichttriviale 
Ströme am Ausgang. Die Regelung muß insbesondere auch Laständerungen 
ausregeln. Effizienz ist wichtig. Geringe Dropspannung (LDO) ist oft 
erwünscht. Rauschen, Temperatur- und Langszeitstabilität sind meist 
(aber nicht immer) eher zweitrangig.

Bei einer Referenzspannungsquelle hingegen steht die Stabilität der 
Ausgangsspannung im Vordergrund. Laststrom fließt normalerweise fast 
keiner. Dropspannung ist weitgehend egal (wenn es überhaupt eine 
Serien-Referenz ist und kein Shuntregler). Energieeffizienz meint vor 
allem geringen Eigenstrombedarf.

Je nachdem welche Eigenschaften am Ende wichtig sind, spricht wenig bis 
nichts dagegen, einen Spannungsregler als Spannungsreferenz zu 
verwenden. Oder umgekehrt eine Spannungreferenz als Spannungsregler (oft 
zu sehen für Shuntregler).

von Harald W. (wilhelms)


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Jay schrieb:

> Glaub halt nicht alles was in der Wikipedia steht.

ACK

> Die Halbleiter-Industrie stellt seit Jahren integrierte
> Spannungsreferenzen her, die Zenerdioden um Längen schlagen.

Nein. Man verwendet nach wie vor temperaturkompensierte
Z-Dioden für hochwertige Spannungsreferenzen.
Normale LDOs dagegen haben wesentlich schlechtere Daten
als Spannungsreferenzen und neigen zudem auch noch zum
Schwingen.

von B.W. (Gast)


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Vielen Dank für die Zahlreichen Antworten. Ich denke damit kann man 
(ich) etwas anfangen.
Also ist vor allem bei "hohen Anforderungen" eine bessere 
Temperaturstabilität und noch niedrigeres Rauschen mit echten 
Referenzspannungsquellen erreichbar. Super!

Ich verstehe es demnach richtig, eine Standardschaltung mit einem z.B. 
(einfach mal rausgegriffen) TL431 sieht demnach so aus, dass Kathode und 
Referenz kurzgeschlossen und mit einem Vorwiderstand so betreiben wird, 
dass ein Strom von 10mA fließt. Und am TL431 abfallende Spannung ist 
dann meine stabile Referenzspannung.

von Marian (phiarc) Benutzerseite


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Axel S. schrieb:
> Die Spannung aus einer Referenzspannungsquelle ist hingegen eher als
> Signal zu verstehen.

Zeichnet sich eine Referenzspannung nicht eher durch die Abwesenheit von 
Signalen aus? :-)

von Andreas B. (bitverdreher)


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Marian  . schrieb:
> Zeichnet sich eine Referenzspannung nicht eher durch die Abwesenheit von
> Signalen aus? :-)

Die Referenz ist das Signal

von WehOhWeh (Gast)


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B.W. schrieb:
> Warum genau benutzt man also für Referenzspannungsquellen keine Regler?
> Z.B. der LDO LP2985, welcher gerade mal mit nur 30µV rauscht, wäre doch
> je nach Anwendung geeignet?

Generell ist das schon ähnlich, in der Praxis aber auch wieder nicht. Je 
nach Anforderung halt...

Mögliche Gründe wären:
Weil die Genauigkeit schlechter ist als die von einer Referenzquelle.
Weil die Temperaturstabilität schlechter ist.
Weil das Rauschen schlechter ist.
Weil der gute LDO teurer ist als die billige Referenz.
Weitere Gründe gibts viele.

Wenn der LDO die Anforderungen alle erfüllt, bitteschön, nimmst halt den 
LDO.
Es ist eh so, dass es sehr gute LDOs gibt, die besser sind als schlechte 
Referenzen. Wobei "besser" schwierig zu definieren ist, weil es so viele 
verschiedene Parameter gibt...

Ich hab schon Spannungen aus Schaltreglern als Analogreferenz verwendet 
(also die Versorgung) - wenn du nur 10% Genauigkeit brauchst, spricht 
nix dagegen.

Mach einfach einen Versuch:
Definiere dir Anforderungen, dann such ein paar passende Referenzen und 
LDO heraus und vergleiche.

von Georg (Gast)


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B.W. schrieb:
> Warum genau benutzt man also für Referenzspannungsquellen keine Regler?

Weil jede Elektronik bei der Versorgungsspannung mindestens +-2,5% 
Abweichnung toleriert, meistens noch deutlich mehr, und daher muss ein 
Regler für Versorgungsspannung auch nicht besser sein, weder bei 
Genauigkeit noch Temperaturabhängigkeit noch Langzeitdrift.

Georg

von Wolf-Burkhard M. (gurkey)


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Sicherlich "toleriert" eine Elektronik solche Abweichungen. Bei einem 
OCXO führen aber schon geringe Änderungen der Referenzspannung zu 
merklichen Frequenzänderungen, da diese ja quasi die Abstimmspannung des 
OCXO bereitstellt genauso wie Spannungsänderungen der OCXO 
Spannungsversorgung zu vrübergehenden Änderungen bei der 
Temperatursteuerung des Ofens führen, die die Regelschaltung erst wieder 
ins Equilibrium bringen muss. Dadurch werden die Tempersturfehler 
messbar größer, denn Temperaturprozesse sind eben langsam...

Für solche Anwendungen gibt es u.a. spezielle hochkonstante 
Referenzspannungsquellen von z.B. Maxim, Linear Technologies, Analog 
Devices, TI usw: z.B. LTC6655B, LT1496 usw. So benötigen die meisten 5V 
OCXOs z.B. eine hochgenaue Referenzspannung von max. 4096 mV, die auch 
von diesen speziellen Festspannungsreglern entsprechend bereit gestellt 
werden kann. Der Temperaturgang wird dabei bis herunter zu +-2 ppm/°C 
spezifiziert. Diese Referenzspannungsquellen sind meist auch weitgehend 
"immun" gegenüber Versorgungsspannungsschwankungen. Zu berücksichtigen 
ist dabei aber auch der Temperaturgang des Trimmer-Potentiometers (meist 
10k-20kOhm): Cermet bis herab +- 100 ppm/°C, Kunsstoffolie bis herab 
+-10ppm/°C bei enstprechenden Preisen (!). Aus Kostengründen kann auch 
die am OCXO herausgeführte Referenzspannung (Vref) selbst nutzen und 
diese über ein Trimm-Poti dem VCO Eingang zuführen.

Im Netz findet man Anwendungshinweise für die Verwendung (und die 
Arbeitsbedingungen und deren Auswirkungen) von OCXOs seitens diverser 
Hersteller.

: Bearbeitet durch User
von Gästchen (Gast)


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Wenn er die Anforderungen erfüllt, warum nicht.

Nur:
Billiger als eine 1%-Referenz ist ein LDO auch nicht, vor allem keiner, 
der 1% genau ist oder wenig rauscht.

Denn eine popelige TL431 kostet mit 0,1€ weniger als jeder vergleichbar 
genaue LDO.

Wenn man jetzt eine Versorgungsspannung als Referenz heranziehen will 
(was man für einige Anwendungen machen kann), muss man beachten, dass 
diese deutlich "lauter" ist, als jede Referenz.

Drum:
Ja geht, aber ein eigener LDO für eine Referenz zu verwenden ist selten 
sinnvoll.

von Hosenmatz (Gast)


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Generell empfiehlt sich bei allen naturwissenschaftlichen Themen in 
Wikipedia auch die englische Version zu lesen. Du wirst feststellen, 
dass der englische Artikel vergleichbare Aussagen über Referenzen 
überhaupt nicht macht. Das halte ich für bezeichnend.

von Logo (Gast)


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B.W. schrieb:
> Warum genau benutzt man also für Referenzspannungsquellen keine Regler?
> Z.B. der LDO LP2985,

Weil es sich eben um einen Regler handelt, der nur regeln kann mit Hilfe 
einer (diesmal integrierten) Referenzquelle!

Und diese Referenzquelle ist??? Aha!

von Guest (Gast)


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Logo schrieb:
> Und diese Referenzquelle ist??? Aha!

Und wieder jemand der nicht verstanden hat worum es geht.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Was ich nicht verstehe ist, warum jemand eine 4 Monate alte
Threadleiche wieder ausgraben muß.

von Homo Habilis (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Was ich nicht verstehe ist, warum jemand eine 4 Monate alte
> Threadleiche wieder ausgraben muß.

In dem Fall hast Du sicher recht. Die wenigsten werden nach 
Unterschieden oder Zusammenhängen zw. LDO und Spannungsreferenz suchen. 
Threads über häufiger gesuchte (und gebrauchte) Themen aber dürfte man 
genaugenommen legitim "aufgraben" - wenn es denn gute Gründe dafür gibt, 
wie mangelnde Info, falsche Darstellung, .. da auch ältere Threads ja 
bei unzähligen Google Suchen auftauchen (und besucht werden). Das aber 
ist schon ein ungewöhnliches Thema.

von Jakob (Gast)


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Es gibt nun mal Daumen-Regeln und die Optimierung für den
Einzelfall. Manchmal hat man Umstände, wo man sich über die
Daumen-Regeln hinwegsetzen kann - aber oft nicht.

Rechne einfach selber nach!

Als Ausgangspunkt nimmst du das Billigste und arbeitest dich
langsam zu den teureren Varianten durch, bis die gewünschte
Genauigkeit unter allen vorstellbaren Umständen (Änderung der
Eingangsspannung, der Belastung des LDO, der Temperatur, ...)
erreicht wird.

Und wenn du dafür keine Lust, oder Zeit hast - dann richte dich
nach diesen Daumen-Regeln. Meist (nicht immer) kommst du damit
deinem Ziel nahe...

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