Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik aktiver Gleichrichter, präzise Ansteuerung gesucht


von Martin P. (horst_hobel)



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Hallo

ich muss einen aktiven Gleichrichter aufbauen. Dazu habe ich bereits die 
Schaltung auf dem rechten Bild erfolgreich simuliert. Allerdings 
benötige ich trotzdem eine Diode nach dem Gleichrichter, da ich einen 
Glättungskondensator verwenden muss.

Die linke Schaltung verwendet OPV zur Ansteuerung der Mosfet.
Und hier komme ich nicht weiter: Wie kann ich möglichst effizient die 
komplette steigende Halbwelle bis zum Scheitelpunkt durchlassen und dann 
sofort sperren? Punkt C in der Simulation ist der Ausgang des linken 
OPV, welcher scheinbar nur sehr kurz angesteuert wird.

In einem anderen Thread hab ich gelesen, dass für die Ansteuerung eine 
Strommessung notwendig wäre

Beitrag "MOSFET-Gleichrichter mit OPV"




benötigte Spezifikationen der Schaltung:

Spannungsbereich: ca 3-20 V
max Strom: 500- 1000 mA
keine fertigen ICs wie "Diode Bridge Controller" (nur OPV o.ä.)

(Nachtrag: Eintrag leider ins falsche Forum gerutscht, bitte 
verschieben)

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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Martin P. schrieb:

> Schaltung auf dem rechten Bild erfolgreich simuliert. Allerdings
> benötige ich trotzdem eine Diode nach dem Gleichrichter, da ich einen
> Glättungskondensator verwenden muss.

Eine gescheite Ansteuerung braucht das nicht.
Allerdings ist die etwas komplexer als 2 einfache Komparatoren. Sowas 
gibt es bereits vollintegriert als IC, Analog Devices etc. haben sowas. 
Suche nach Power OR-ing COntroller (amerikanische Wortschöpfung)

> komplette steigende Halbwelle bis zum Scheitelpunkt durchlassen und dann
> sofort sperren?

Man muss den Stromfluß messen.

von Martin P. (horst_hobel)


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Ja das ist das leidige Thema: Ich bekam die Vorgabe, dass das ganze ohne 
fertige Controller aufgebaut werden soll. Also solche, die explizit für 
dieses Thema entwickelt wurden.

(Die rechte Schaltung gefällt mir eigentlich. Ich müsste jetzt nur 
irgendwie die nachgeschaltete Diode (nicht eingezeichnet) rechtfertigen. 
Über dieser fallen ca. 0.3 V ab. Die ganze Schaltung sollte ja ohne 
Dioden aufgebaut werden.)

Bei der Ausführung auf der linken Seite könnte ich ja Shunts zur 
Strommessung verwenden. ->neg. Strom -> Mosfet sperren. Aber für eine 
Messung müsste ich den richtigen Mosfet ja erstmal leitend machen

Kann mir hier jemand auf die Sprünge helfen?

von Falk B. (falk)


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@  Martin P. (horst_hobel)


>Ja das ist das leidige Thema: Ich bekam die Vorgabe, dass das ganze ohne
>fertige Controller aufgebaut werden soll. Also solche, die explizit für
>dieses Thema entwickelt wurden.

Und warum? Bist du Student? Dann wäre es als Studienobjekt OK. Als 
Industrielösung ist das Mumpitz.

>(Die rechte Schaltung gefällt mir eigentlich. Ich müsste jetzt nur
>irgendwie die nachgeschaltete Diode (nicht eingezeichnet) rechtfertigen.

Wozu? Ein MOSFET ist schon so eine schaltbare Diode. Man muss sie nur 
richtig schalten ;-)

>Bei der Ausführung auf der linken Seite könnte ich ja Shunts zur
>Strommessung verwenden. ->neg. Strom -> Mosfet sperren.

Braucht man nicht, der MOSFET ist als Shunt ausreichend.

>Messung müsste ich den richtigen Mosfet ja erstmal leitend machen

Nö, denn die MOSFETs arbeiten im gesperrten Zustand als passive Dioden, 
die fangen alleine an zu leiten. Man muss dann nur erkennen, wenn der 
Stromfluß negativ wird, dann muss man den MOSFET wieder schließen.

von Michael B. (laberkopp)


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Martin P. schrieb:
> Wie kann ich möglichst effizient die komplette steigende Halbwelle
> bis zum Scheitelpunkt durchlassen und dann sofort sperren?

Das ist doch unsinnig.

90% der steigenden Halbwelle sind ohne jeden Effekt weil die 
Elko-Ladespannung noch grösser ist als die Eingangswechselspannung. Du 
würdest den Elko bloss entladen. Ohne weitere Diode in Richtung 
Ladeeelko geht das so primitiv also nicht.

Und am Scheitelpunkt ist definiert durch die Stelle, an der die 
Elkospannung wieder grösser wird als die Eingangsspannung, und der Strom 
in Gegenrichtung fliesst, also den Elko entlädt.

Wenn die MOSFETs nicht eingeschaltet sind, ist das ja auch ein 
funktionierender Brückengleichrichter über die Body-Dioden der MOSFETs. 
Dein Einschalten in gegenpoliger Richtung verbessert ja nur den 
Wirkungsgrad durch Verringerung der Flussspannung.

Es ist also sinnvoller, den Strom vom Dynamo (es geht sicher mal wieder 
um Fahrräder) zu messen. Entsteht ein positiver Stromfluss, schaltest du 
einen Zweig des Brückengleichrichters ein. Ändert der Stromfluss die 
Polarität, schaltest du wieder aus. Du schaltest NICHT die gegenteilige 
Polarität ein. Dann ist der Stromfluss erst mal 0. Entsteht ein 
negativer Stromfluss, schaltest du den anderen Zweig ein (der Stromfluss 
wird grösser). Sinkt der Stromfluss und dreht ins positive, schaltest du 
aus.

Das Problem sind die unterschiedlichen Bezugspunkte. Beim 
MOSFET-Schalten deren Source, bei Wechselstrom eine Dynamoleitung, die 
mal positiver und mal negativer sind. Und der Elko ist zu Beginn leer, 
was nicht schlimm ist, weil bis zu dessen Aufladen auf eine ausreichende 
Betriebsspannung der Gleichrichter als normaler Gleichrichter wirkt.

Wenn der Strom au dem Dynamo übrigens 0 ist weil alle MOSFETs gesperrt 
sind und die Body-Dioden nicht leiten, ist die Spannung an den Leitungen 
nicht definiert, weil sie keine Verbindung zur Gleichspannungsseite 
haben. Ein Dynamo der 0V liefert, kann also 2 Anschlüsse mit 0.5V, 2 
Anschlüsse mit 3V oder 2 Anschlüsse mit 6V haben in Bezug zur 
Gleichspannungsseite. Eine Spannungsmessung ist daher nicht möglich. Man 
könnte durch einen Widerstand eine Verbindung und damit Potentialbezug 
herstellen, aber dann jammerst du wieder wegen ach so grosser Verluste.

von nemesis... (Gast)


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Michael B. schrieb:
> (es geht sicher mal wieder
> um Fahrräder)

Und daher gibts das vermutlich schon.
http://fahrradzukunft.de/14/mosfet-gleichrichter/

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Hi,
Die Messlatte ist der LT4320. In 100er Stückzahlen 4€ bei Farnell.
Das LT4320 Datenblatt enthält alle Informationen, die für einen Nachbau 
notwendig sind.
Limitierung: 7V min / 72V max. Vorteil: Iq = 1,5mA

Sind p/n-Kanaler erlaubt, ist die Aufgabe übersichtlich.
Das ist mit der LM339 Familie und ein paar Widerständen zu lösen.

Dürfen es aber nur n-Kanaler sein, dann muss eben noch eine 
Villard-Schaltung (mit Spannungsbegrenzung für die maximal zulässige 
Komparator-/Gate-Spannung) an den Wechselspannungseingang gehängt 
werden. Nun wird die Sache interessant, da die LM339 ab 2V laufen, d.h. 
diese Schaltung startet früher als der LT4320.

Nachteil:
- Iq höher als beim LT4320
- Flächenmäßig größer (Widerstände, Dioden, Kappas, 
Überspannungsbegrenzung,...)

Kosten:
- wahrscheinlich kein großer Kostenvorteil gegenüber LT4320

Grüße,
 marcus

von Martin P. (horst_hobel)


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@ Falk Brunner:

Ja ich bin Student und habe dieses Projekt im Rahmen meines Studiums 
bekommen.

>Nö, denn die MOSFETs arbeiten im gesperrten Zustand als passive Dioden,
>die fangen alleine an zu leiten.

Hm das versteh ich noch nicht so ganz, warum die alleine anfangen zu 
leiten, ich steuere sie doch über Ugs. Kannst du das kurz erläutern

>Man muss dann nur erkennen, wenn der Stromfluß negativ wird, dann muss man >den 
MOSFET wieder schließen.

Ja versteh ich.



@ Michael Bertrandt

>Das ist doch unsinnig.
Stimmt. Hier hatte ich einen Denkfehler :)
Ich dachte hier, es wäre doch schade die schöne Energie einfach zu 
verschwenden, die im Rest der Halbwelle steckt. (ja das war dämlich)
Tatsächlich regelt sich das ja von selbst. Wenn genug Energie in den 
Verbraucher fließt, dann sinkt die Spannung am Kondensator und er wird 
auch früher wieder geladen. Das hinge also nur davon ob, um welchen Wert 
die Kondensatorspannung schwanken darf. Richtig?


>Wenn die MOSFETs nicht eingeschaltet sind, ist das ja auch ein
>funktionierender Brückengleichrichter über die Body-Dioden der MOSFETs.
Oh man das ist mir peinlich. Ich hatte einfach angenommen der MOSFET 
sperrt dann komplett. Ok, das hab ich jetzt nachgeschlagen.

Nein es geht hier definitiv nicht explizit um Fahrräder.
Es geht eher um einen universell einsetzbaren Gleichrichter, welcher 
aber natürlich auch für Fahrräder geeignet sein könnte, aber in dieser 
Hinsicht bin ich noch nicht informiert.

>Du schaltest NICHT die gegenteilige Polarität ein [......] Entsteht ein 
>negativer Stromfluss, schaltest du den anderen Zweig ein (der Stromfluss >wird 
grösser). Sinkt der Stromfluss und dreht ins positive, schaltest du >aus.
>Das Problem sind die unterschiedlichen Bezugspunkte

Hm ja das ist wirklich ein schwieriges Problem.



>Ein Dynamo der 0V liefert, kann also 2 Anschlüsse mit 0.5V, 2
>Anschlüsse mit 3V oder 2 Anschlüsse mit 6V haben in Bezug zur
>Gleichspannungsseite. Eine Spannungsmessung ist daher nicht möglich. Man
>könnte durch einen Widerstand eine Verbindung und damit Potentialbezug
>herstellen, aber dann jammerst du wieder wegen ach so grosser Verluste.

Sind das fahrradspezifische Spannungen? Mit diesen Werten kann ich 
momentan nichts anfangen.
Und wegen der großen Verluste jammere ich doch jetzt schon. :)


@ Markus H.

ok das hört sich vielversprechend an, aber das einzige was ich dem 
Datenblatt entnehmen kann, ist ein Blockdiagramm, wie soll ich davon auf 
eine Schaltung schließen?
7 V Mindestspannung ist außerdem viel zu hoch.

von Martin P. (horst_hobel)


Angehängte Dateien:

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Ich habe in den letzen Tagen versucht, eine Schaltung erfolgreich zu 
simulieren. Dabei hab ich das Problem auf einen Einweggleichrichter 
reduziert, um die Probleme aufzusplitten.

Auf der rechten Seite des Bildes ist ein Gleichrichter aus dem 
Eingangspost (ebenfalls auf einen Einweggleichrichter reduziert). Was 
sind hier die Vorteile der Beschaltung als invertierender Verstärker? 
(Ich hatte in meinem Versuch einen einfachen Komparator im Sinn)




Links ist der Eigenversuch meinerseits, den MOSFET als Shunt zu 
verwenden und den OPV als einfachen Komparator zur Ansteuerung zu 
Verwenden. Das funktioniert allerdings nur wenn ich eine separate Quelle 
als Versorgungsspannung verwende.
Warum? In der rechten Schaltung wird der OPV doch auch aus dem 
Kondensator gespeist?

Außerdem ist mir aufgefallen, dass der MOSFET bei mir viel zu spät 
schließt. Woher kommt das?

von Falk B. (falk)


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@ Martin P. (horst_hobel)

>>Nö, denn die MOSFETs arbeiten im gesperrten Zustand als passive Dioden,
>>die fangen alleine an zu leiten.

>Hm das versteh ich noch nicht so ganz, warum die alleine anfangen zu
>leiten, ich steuere sie doch über Ugs.

Nö. Du steuerst den MOSFET über UGS. Die parasitäre Diode zwischen Drain 
und Source ist immer da.

Wenn der MOSFET gepserrt ist ( UGS=0V), arbeitet sie wie eine normale 
Diode. Wird der MOSFET geöffnet, so schließt er seine eigene Bodydiode 
kurz, sprich, die Flußsspannung sinkt deutlich.

von Harald W. (wilhelms)


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Martin P. schrieb:

> Nein es geht hier definitiv nicht explizit um Fahrräder.
> Es geht eher um einen universell einsetzbaren Gleichrichter, welcher
> aber natürlich auch für Fahrräder geeignet sein könnte,

Fahrraddynamos zeichnen sich dadurch aus, das sie mehr Stromquellen
als Spannungsquellen sind. Deshalb verhalten sie sich auch beim
Gleichrichten anders. Einen universellen Mosgleichrichter wird
man m.E. nicht bauen können, sondern man muss diesen immer an die
bestehenden Verhältnisse anpassen. Bei Spannungen >12V macht ein
solcher Gleichrichter auch immer wweniger Sinn, da die Durchlass-
verluste gegenüber den sonstigen Verlusten immer mehr vernach-
lässigbar sind.

von Martin P. (horst_hobel)


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>Bei Spannungen >12V macht ein
>solcher Gleichrichter auch immer wweniger Sinn, da die Durchlass-
>verluste gegenüber den sonstigen Verlusten immer mehr vernach-
>lässigbar sind.

das sehe ich anders, genau dafür gibt es ja aktive Gleichrichter, die 
bei höheren Strömen die Verlustleistung reduzieren sollen.

Kann mir trotzdem jemand erklären warum in meinem letzen Post der OPV in 
der rechten Schaltung als invertierender Verstärker ausgelegt ist. Wie 
kann er dabei den MOSFET als Schalter ansteuern?

von Falk B. (falk)


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@Martin P. (horst_hobel)

>>Bei Spannungen >12V macht ein
>>solcher Gleichrichter auch immer wweniger Sinn, da die Durchlass-
>>verluste gegenüber den sonstigen Verlusten immer mehr vernach-
>>lässigbar sind.

>das sehe ich anders,

Dann siehst du das falsch 8-)

> genau dafür gibt es ja aktive Gleichrichter, die
>bei höheren Strömen die Verlustleistung reduzieren sollen.

Ja, aber die RELATIVEN Verluste des Gleichrichters sinken mit der 
Nennspannung des Generators!

Wenn der Generator Up=5V bei 10A liefert, sind 2x1V Didoenverlust satte 
40%. Bei Up= 320V und 10A sind es nicht mal 0,6%.
Also wird man bei 320V bestenfalls dann einen aktiven Gleichrichter 
verbauen, wenn Kühlung absolut problematisch ist. Das ist aber nur bei 
Nischenanwendungen der Fall.

>Kann mir trotzdem jemand erklären warum in meinem letzen Post der OPV in
>der rechten Schaltung als invertierender Verstärker ausgelegt ist. Wie
>kann er dabei den MOSFET als Schalter ansteuern?

Diese Schaltungen kann man bestenfalls als Prinzipschaltbilder 
batrachten, real braucht man noch einiges mehr, damit es sicher und 
korrekt funktioniert.

von Martin P. (horst_hobel)


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>Diese Schaltungen kann man >bestenfalls als >Prinzipschaltbilder batrachten, 
>real braucht man noch einiges >mehr, damit es sicher und korrekt >funktioniert.

Genau das muss ich wissen. Wo kann ich das nachlesen?

von Falk B. (falk)


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