Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schmitt Trigger schaltet P-FET nicht sauber ab


von Dirk K. (dekoepi)


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Ich spiele gerade mit Schmitt Trigger NL17SZ17DF von Onsemi.
http://www.onsemi.com/pub_link/Collateral/NL17SZ17-D.PDF

An den Ausgang habe ich direkt einen AO3415A P-FET gehängt - ohne Pullup 
am Gate. Damit sehe ich im Oszilloskop das angehängte Bild. Steiles 
Einschalten. Beim Abschalten hingegen scheint einmal die korrekte steile 
Flanke vorzuliegen, aber dann geht das Gate sofort wieder auf >2V, um 
langsamer abzufallen.

Ich bin davon ausgegangen, dass ein Schmitt Trigger so einen kleinen FET 
direkt treiben kann, immerhin schafft der mehr als 24mA weg.

Ist die Steile Flanke möglicherweise eine Fehlmessung vom Oszilloskop, 
oder muss ich trotz Schmitt Trigger beispielsweise einen 10kOhm-Pullup 
an das P-FET-Gate zur Source löten?

von Falk B. (falk)


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@ Dirk K. (dekoepi)

>An den Ausgang habe ich direkt einen AO3415A P-FET gehängt - ohne Pullup
>am Gate.

Braucht man bei einem Push-Pull Ausgang auch nicht.

> Damit sehe ich im Oszilloskop das angehängte Bild.

An welchem Punkt? Am Drain?

> Steiles
>Einschalten. Beim Abschalten hingegen scheint einmal die korrekte steile
>Flanke vorzuliegen, aber dann geht das Gate sofort wieder auf >2V, um
>langsamer abzufallen.

Sieht nach einem Messfehler aus.

>Ich bin davon ausgegangen, dass ein Schmitt Trigger so einen kleinen FET
>direkt treiben kann, immerhin schafft der mehr als 24mA weg.

Kann er auch.

>Ist die Steile Flanke möglicherweise eine Fehlmessung vom Oszilloskop,

Ja.

>oder muss ich trotz Schmitt Trigger beispielsweise einen 10kOhm-Pullup
>an das P-FET-Gate zur Source löten?

Nein.

Dreh mal die Zeitauflösung hoch, dann sehen wir was. Und Denk an deine 
Masseanbindung des Tastkopfes.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Oszilloskop#Tastk.C3.B6pfe_richtig_benutzen

Hast du 100nF NAH am IC?

https://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Entkoppelkondensator

von Jens G. (jensig)


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Wenn die runde Flanke die Abschalt(HL-)flanke am Gate sein soll, dann 
ist das in Wirklichkeit die Einschaltflanke für den Mosfet, denn das ist 
ja ein P-Kanal.
Damit wird das die Rückwirkung vom Drain sein (via Crss)

>Ich bin davon ausgegangen, dass ein Schmitt Trigger so einen kleinen FET
>direkt treiben kann, immerhin schafft der mehr als 24mA weg.

24mA ist nicht unbedingt viel, wenn es um das treiben von 
Leistungsmosfets geht.

von Dirk K. (dekoepi)


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Ich messe am Drain des P-FET 
(http://www.aosmd.com/pdfs/datasheet/AO3415A.pdf - kein besonderer 
Klopper, fast noch Kleinsignaltransistor ;) ).

Um Modifikationen am Tastkopf kann ich mich erst am Wochenende kümmern, 
den Karton mit dem Zubehör des Oszilloskops raussuchen. Hätte aber 
vermutet, da ich hier mit gemächlichen ~1400Hz schalte, müsste ich da 
nicht für Hochfrequenz aufrüsten.

Ich habe zur Sicherheit direkt über den Schmitt Trigger nochmal 100nF 
gelötet. Macht keinen Unterschied.

Größere zeitliche Auflösung zeigt jedoch, dass das wohl kein Messfehler 
ist, das schwingt da permanent ohne Ausnahme so rum. Sonst würde das 
Absinken ja nicht so lange dauern, vergleiche auch mit dem verlinkten 
Oszilloskop-Artikel, wo der Messfehler in einem Thread nur kurze 
Schwinger umfasst, aber nicht längere abfallende Spannung.

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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>Ich messe am Drain des P-FET

Aha. Und was ist am Drain so alles dran?
Grundsätzlich wird die fallende Flanke durch das bestimmt, was am Drain 
so dran ist, und nicht so sehr durch die Schaltgeschwindigkeit des 
Mosfets.
Wie immer - Schaltplan, und bei solchen Problemen, auch Foto vom Aufbau 
wären deutlich informativer ...

>(http://www.aosmd.com/pdfs/datasheet/AO3415A.pdf - kein besonderer
>Klopper, fast noch Kleinsignaltransistor ;) ).

>Um Modifikationen am Tastkopf kann ich mich erst am Wochenende kümmern,
>den Karton mit dem Zubehör des Oszilloskops raussuchen. Hätte aber
>vermutet, da ich hier mit gemächlichen ~1400Hz schalte, müsste ich da
>nicht für Hochfrequenz aufrüsten.

die 1400Hz interessieren hier überhaupt nicht. Wenn Du harte 
Schaltflanken haben willst, dann geht es um weit mehr als die reine 
Schaltfrequenz (Oberwellen).

>Ich habe zur Sicherheit direkt über den Schmitt Trigger nochmal 100nF
>gelötet. Macht keinen Unterschied.

>Größere zeitliche Auflösung zeigt jedoch, dass das wohl kein Messfehler
>ist, das schwingt da permanent ohne Ausnahme so rum.

Falsche Masseanbindung des Tasstkopfes können sowas bewirken, und wären 
damit ein Meßfehler.

von Skyper (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> Größere zeitliche Auflösung zeigt jedoch, dass das wohl kein Messfehler
> ist, das schwingt da permanent ohne Ausnahme so rum.

Gegen das Schwingen verwendet man bei größeren Fet's einen 
Gatewiderstand... Teste doch mal mit ein paar Ohm

von Jens G. (jensig)


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>Falsche Masseanbindung des Tasstkopfes können sowas bewirken, und wären
>damit ein Meßfehler.

Zusatz: generell falsche Masse-, Betriebspannungsführung in der 
Schaltung, C's an ungünstigen Stellen, und Tastkopf mit Masseanbindung 
sind ein Quell solcher Spannungsspitzen, wegen parasitärer 
Induktivitäten der Leitungen.
Im Screenshot sieht man wohl auch, daß es nur um wenige ns geht - also 
vermutlich induktive Effekte in den Leitungen.
Einfach mal überlegen, wo die Gateströme, Drainströme, und vielleicht 
auch Querströme im Trigger entlanggehen, und dies mal in Bezug auf die 
die Tastkopfanbindung betrachten

: Bearbeitet durch User
von Dirk K. (dekoepi)


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Die Schaltung ist abgewandelt: Statt N-Fet + Pullup + Schottky-Diode 
(M1, D1, R8 alle weg) zum Treiben des P-FET (hier als Ersatzbauteil 
BSS84) halt den Schmitt-Trigger.
Als Last hängt eine etwa 1,50m lange LED-Kette mit 20 parallelen LEDs. 
Da fließen so um die 7mA RMS.

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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>Als Last hängt eine etwa 1,50m lange LED-Kette mit 20 parallelen LEDs.

Dann ist alles klar. Die lange Leitung erzeugt beim Abschalten den Peak 
(Induktivität), und die LEDs (deren Sperrschichtkapazitäten) verursachen 
die lange Flanke.

Mach doch mal einen Test mit einem kurzangebundenen, induktionsarmen 
Widerstand.

>Da fließen so um die 7mA RMS.

Nur 7mA bei 20 LEDs parallel? Und wieso RMS ...

von Dirk K. (dekoepi)


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Das ist eine gute Idee, teste ich morgen. Danke!

Naja, RMS, weil die Kette 1400mal in der Sekunde an- und abgeschaltet 
wird. An den Akkus liegen ~7mA (glatt) an. Ist Deko-geeignet hell. Soll 
keine Raumbeleuchtung sein.

: Bearbeitet durch User
von Dirk K. (dekoepi)


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These bestätigt. Mit einem 10k NTC (hatte ich grad passend bedrahtet für 
den Anschluss zur Hand) sieht das sofort richtig aus!

Hätte den Effekt niemals so groß eingeschätzt.

Verbrenne ich an der Stelle mit der LED-Kette nun Energie, wie das bei 
einem tatsächlich derart schaltenden FET wäre? Der erzeugt aus 
derartigen Schwingern Wärme. Was passiert jetzt damit? Soll/will/kann 
ich dagegen etwas machen oder ist das einfach in der Natur der Dinge und 
gehört halt so?

Entschuldigung nach dieser Sinnfrage. Aber ich habe jetzt ein Ergebnis 
und weiß nicht, was ich damit anfangen kann. Gelernt habe ich zumindest 
schon mal etwas dabei. Immer wieder erstaunlich, so eine dämliche, 
einfache Lichterkette.

: Bearbeitet durch User
von Dirk K. (dekoepi)


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Einen Teil kann ich mir selbst beantworten: MBR0520 als Freilaufdiode 
(hier gelernt: Beitrag "Funktion der Schottky-Diode in dieser Schaltung.") über den 
Ausgang gelötet (von GND Richtung Drain des Ausgangs-FET in 
Durchlassrichtung) ergibt schon ein etwas schöneres Bild, 0V erreicht 
der Ausgang jetzt überhaupt erst mal. Die "Rückschwinger" vom 
kapazitativen Teil der Last bleiben jedoch. Der "Overdrive" von zuvor 
-2V ist auf etwa -1V gefallen. Weniger Funkgerät, denke ich.

Auf den "Verbrauch" der Schaltung hatte das jetzt im Übrigen keinerlei 
Einfluss.

Wäre eine bessere Version, eine BAV99 zu verwenden, quasi 
GND->Drain->Vcc in Flussrichtung? Quasi wie bei einem ESD-Schutz?

: Bearbeitet durch User
von Dirk K. (dekoepi)


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Nachtrag: Eine BAV99W ist komplett wirkungslos, damit sieht der 
Oszillosgraph wieder aus wie am Anfang.

von zablr (Gast)


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Dirk K. schrieb:
> Nachtrag: Eine BAV99W ist komplett wirkungslos, damit sieht der
> Oszillosgraph wieder aus wie am Anfang.

Weil du an der falschen Stelle herumdoktorst. Wie Jens schon sagte, gibt 
es zwei Effekte:

Die Leitungsinduktivität - die ist mit schätzomativ 10-20µH zu 
vernachlässigen. Ansonsten wäre der "Overdrive" ohne Diode wesentlich 
stärker ausgeprägt. Zulässig wären übrigens bis zu -17V (BVdss + Vcc). 
Auch die zulässige Sperrspannung der LED könnte man heranziehen. In 
beiden Fällen ist aber die Energie zu gering um, auch beim Überschreiten 
dieser Spannungen, einen Schaden zu verursachen.

Der flache Verlauf von Ud unterhalb von ca. 1V verursacht durch die in 
den LED gespeichterte Ladung. Hier hilft nur ein parallel zur LED-Kette 
geschalteter Entladewiderstand (oder ein Push-Pull-Ausgang) - versuch es 
einmal mit 1k und wundere dich.

Für den Stromverlauf durch die LED ist diese Schönheitsoperation des 
Spannungsverlaufs am Drain allerdings vollkommen irrelevant, da der Stom 
unmittelbar unterbrochen wird. Je steiler die Stromänderung desto höher 
die resultierende Spannung - eine Freilaufdiode ist in diesem Sinne 
sogar kontraproduktiv, da der Strom bei geringerer Spannung länger 
fließt, bis die in der Induktivität gespeicherte Energie abgebaut ist.

Achja - die MBR0520 sieht deshalb besser aus als die BAV99W, da sie 
einen wesentlich höheren Sperrstrom hat. Wirkt also eher als 
Parallelwiderstand.

von Dirk K. (dekoepi)


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Vielen Dank für die Erläuterungen, zablr!

Ich habe das gleich mal getestet, siehe die beiden Graphen im Anhang:
1) Mit zusätzlichen 1kOhm entlädt sich die Ketter schneller. (Graph mit 
-1.png am Ende)
2) Entferne ich die Schottky-Diode, geht der Peak wieder deutlich höher 
auf fast -2V, umd dann auf 3V wieder hochzuschwingen. Bei 1 1/2 m Kabel 
zwar kein starkes, aber immerhin doch Funkgerät/Störsender. (Graph mit 
-2.png am Ende)

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