Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Regelung Schaltnetzteile


von Martin M. (murmele)


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Hallo,

ich versuche derzeit zu verstehen, wie man die Regelung eines 
Schaltreglers entwickelt. Leider verstehe ich nicht, wie man an ein 
solches Problem ran geht. Stellt man ein Modell auf, bestimmt die DGLs 
und entwickelt daraus analytisch die Übertragungsfunktion und führt dann 
die Analysen und Kompensationen (Stabilitätsanalyse, 
Polstellenkompensation,...) durch oder lässt man sich die Bodediagramme 
plotten und versucht dann irgendwie diese so zu "verbiegen", um das 
gewünschte Ergebnis zu erhalten?

Gruß

Martin

: Verschoben durch User
von Helmut L. (helmi1)


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https://www.amazon.de/Switch-Mode-Power-Supplies-Simulations-Practical/dp/0071823468

Christopher Basso hat ein Buch geschrieben das sich damit beschaeftigt.

von Mark S. (voltwide)


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Du kannst die einzelnen Baugruppen durch deren äquivalente 
Ersatzschaltungen beschreiben und dann in LTspice simulieren und daraus 
die Bode-Diagramme generieren.
Stichpunkte sind das "state average model" und "compensator type 1/2/3"
Am einfachsten ist der strom-kontrollierte Wandler.
Christophe Basso ist sicher empfehlenswert, darüberhinaus die "alten 
Meister" aus den 80ern ("Dean Venable", white papers), sofern die noch 
irgendwo auf dem Netz aufzutreiben sind. Die hab ich rechtzeitig privat 
gesichert.

: Bearbeitet durch User
von Martin M. (murmele)


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Helmut L. schrieb:
> Christopher Basso hat ein Buch geschrieben das sich damit beschaeftigt.

Vielen Dank. Werde mal schauen ob es die Bib zum Ausleihen hat.

Mark S. schrieb:
> Du kannst die einzelnen Baugruppen durch deren äquivalente
> Ersatzschaltungen beschreiben und dann in LTspice simulieren und daraus
> die Bode-Diagramme generieren.

Um daraus dann die Pol und Nullstellen abzulesen und daraus dann den 
Regler zu bestimmen. Stimmt das?

von Mark S. (voltwide)


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Ja, insbesondere kannst Du Transitfrequenz, Phasen- und 
Verstärkungsreserve ablesen.
Gängige Praxis ist es, die Transitfrequenz auf 1/5 der Taktfrequenz ein 
zu stellen.

Bei der LTSpice Standardinstallation sind meines Wissens unter 
"educational" auch fertige Simulationen von Schaltnetzteilen zu finden.
Versehen mit diversen Texthinweisen von Mike Engelhardt.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Martin M. schrieb:
> Stellt man ein Modell auf, bestimmt die DGLs
> und entwickelt daraus analytisch die Übertragungsfunktion und führt dann
> die Analysen und Kompensationen (Stabilitätsanalyse,
> Polstellenkompensation,...) durch oder lässt man sich die Bodediagramme
> plotten und versucht dann irgendwie diese so zu "verbiegen", um das
> gewünschte Ergebnis zu erhalten?

Kann man machen, oder man probiert aus und passt an, eine geschaltete 
Last (MOSFET schaltet induktionsarmen Widerstand) und mit dem Scope 
nachgucken.

Die Theorie:

Beitrag "Verdammte Regelung eines 200W Buckwandlers!"

von Mark S. (voltwide)


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Die Lastwechselmethode sagt einem aber leider nicht, an welchen 
Polen/Nullstellen man drehen muß für optimales Transientenverhalten. 
Dazu brauchts sehr viel Erfahrung.

von Mark S. (voltwide)


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von voltwide (Gast)



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Hier weitere papers von Dean Venable

von voltwide (Gast)



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nr2

von voltwide (Gast)



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nächster Versurch

von voltwide (Gast)


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Wie kann man hier mehrere pdf-Dateien hochladen?

von Tobias (Gast)


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voltwide schrieb:
> nächster Versurch

Warum 2x die Nr.3? Das vorige Mal war auch die 3...

von Tobias (Gast)


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voltwide schrieb:
> Wie kann man hier mehrere pdf-Dateien hochladen?

"weitere Datei anhängen" anklicken

von Martin M. (murmele)



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Vielen Dank für die Antworten und Anregungen. Werde mir jetzt mal die 
ganzen Dokumente und auch den geposteten Beitrag durchschauen, um da ein 
bisschen besser durchzublicken.

Habe gestern Abend mal versucht eine Konstantstromquelle zum schwingen 
zu bringen (siehe Anhang Bodediagramm des Mosfets), die Stromquelle kann 
nur schwingen (mit einer Frequenz von 300kHz), falls die Regelung eine 
Verstärkung von 19dB und eine Phasenverschiebung von -(74,7°+180°) = 
-254,7° hat? Kann ich das Bodediagramm so zeichnen, mit dem Offset am 
Gate des Mosfet?

von Murmele (Gast)



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Im Anhang noch Teil 2 damit es vollständig ist :)

von voltwide (Gast)


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Bevor Du zur AC-Analyse schreitest, ist es sinnvoll mittels 
Transientenanalyse zu prüfen ob die Schaltung im linearen Arbeitsbereich 
ist. AC-Analyse setzt lineare Bauteile voraus, warnt aber nicht, wenn 
nicht-lineare verbaut werden.
Besser ist es mit rein linearen Teilen wie idealen 
operationsverstärkern, AC-Analysen durch zu führen.

von Mark S. (voltwide)


Angehängte Dateien:

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ich versuchs jetzt nochmal, alles in einem zip-file

von Homo Habilis (Gast)


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@voltwide: Hat wohl funktioniert - zumindest ich konnte es laden.

Irgendwo im Netz waren mal um die 20 Dokumente zu dem Thema (ich denke, 
alle lesenswert) - wenn nicht sogar mehr. Aber schon damals hatten in 
der Liste ein paar Nummern gefehlt. Das mag mittlerweile noch schlimmer 
sein...

Bei Interesse würde ich mal den vorherig benutzten Rechner suchen und 
anwerfen, da sollte ein großer Teil davon gespeichert sein.

von Martin M. (murmele)


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Homo Habilis schrieb:
> Aber schon damals hatten in
> der Liste ein paar Nummern gefehlt. Das mag mittlerweile noch schlimmer
> sein...

http://venable.biz/uploads/files/
Ja einige fehlen, aber sind doch noch einige.

von voltwide (Gast)


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Die standen mal auf Dean Venables homepage. Nach seinem Tode hatte man 
nichts Besseres zu tun als sie sang- und klanglos von der homepage 
verschwinden zu lassen, so dass all die alten links heute ins Leere 
gehen.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn der Rest hier auch noch hoch geladen 
würde.

von voltwide (Gast)


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Edit - ich sehe gerade das vorangegangene posting - ist wohl doch noch 
so Einiges vorhanden.

von voltwide (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hier ist nun der gesamte Bestand aus dem aktuellen link

von Martin M. (murmele)


Angehängte Dateien:

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Ich habe jetzt mal versucht eine AC Analysis auf den Duty Cycle 
anzuwenden. Kann man die AC Analysis wie im Anhang testen, den mir kommt 
vor, dass das Bodediagram so nicht stimmt?

von Mark S. (voltwide)


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Nee, die AC-Analyse kannst Du darauf nicht anwenden.
Schau Dich mal hier nach Simulationsschaltungen um, z.B. bei Basso
http://ltwiki.org/index.php5?title=LTspiceIV-library_Examples_Listing_Expanded

von Alexander (Gast)


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Auf Youtube gibt es zahlreiche Videos. Auch das das verlinkte Video nun 
die Simulation mit PLECS darstellt, ist das Prinzip bzw. die Theorie 
dahinter diesselbe.
https://www.youtube.com/watch?v=mAO7Aq2dLB8

Ferner kann ich folgende Literatur empfehlen, die tief in die Materie 
eingeht und das Thema entsprechend gut und tiefgründig behandelt und 
auch in Fachkreisen gerne zitiert wird:
https://www.amazon.com/Fundamentals-Power-Electronics-Robert-Erickson/dp/0792372700


Kurze Zusammenfassung:
PWM Schaltungen sind stark nichtlineare Systeme. Damit die (klassische) 
Regelungstechnik angewendet werden kann, muss man das System 
linearisieren. Das linearisierte System kann man nun nach den 
gewöhnlichen Methoden untersuchen und den Regler gleichermaßen auslegen. 
Dabei verwendet man z.B. oft das Nyquist Kriterium, bei dem der Regler 
so ausgelegt wird, das die Phasenreserve bei der Durchtrittsfrequenz 
ausreichend ist.

Fakt ist nämlich, dass geregelte Systeme, wenn sie zu sehr vom 
Arbeitspunkt abweichen, durchaus instabil werden können.

von Martin M. (murmele)


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Mark S. schrieb:
> Nee, die AC-Analyse kannst Du darauf nicht anwenden.

Laut dem Video von Alexander wird das so gemacht. Wieso denn auch nicht?

Alexander schrieb:
> Ferner kann ich folgende Literatur empfehlen

Ja das Buch ist wirklich gut. Konnte es mir in der Bib ausleihen.

von Alexander (Gast)


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Ich kenne mich mit LTSpice nicht sonderlich aus, aber wo genau 
injezierst du das AC Signal und von wo nach wo misst du die 
Übertragungsfunktion?

von Mark S. (voltwide)


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Das Video zeigt u.a. das "plant model".
Das ist der Ersatz für die geschaltete PWM und als lineares Modell 
geeignet für die AC-Analyse.

von Martin M. (murmele)


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Alexander schrieb:
> wo genau
> injezierst du das AC Signal und von wo nach wo misst du die
> Übertragungsfunktion?

Dort wo das Label "AC" ist, wird auf einen Kontanten Duty Cycle von 50% 
eine AC Analyse mit einer Amplitude von 200mV durchgeführt. Dieser Sinus 
wird mit einem Sägezahn Signal verglichen und dann dementsprechend der 
Schalter geschaltet. Die Spannung habe ich hier zwischen Ausgang und GND 
gemessen, müsste aber wahrscheinlich zwischen Ausgang und AC Analyse 
messen? Hat aber keinen Unterschied gebracht, da kommt bei 1mV Amplitude 
-60dB mit konstanter Phase raus.

Mark S. schrieb:
> Das Video zeigt u.a. das "plant model".
> Das ist der Ersatz für die geschaltete PWM und als lineares Modell

Du meinst, da bei mir die Diode nicht als ideal angenommen wird?

von Mark S. (voltwide)


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Weder eine Diode noch ein Schalter sind ein lineares Element.

von Martin M. (murmele)


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Mark S. schrieb:
> Weder eine Diode noch ein Schalter sind ein lineares Element.

Aber in dem Video mit Plecs, wurde ja auch ein Schalter diskret 
angesteuert.

von Alex (Gast)


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Martin M. schrieb:
> Mark S. schrieb:
>> Weder eine Diode noch ein Schalter sind ein lineares Element.
>
> Aber in dem Video mit Plecs, wurde ja auch ein Schalter diskret
> angesteuert.

Ihr bezieht euch auf zwei verschiedene Sachen im Video. Das Plant Model 
wird bei 2:26 besprochen. Dort bestimmt man auf die 
Übertragungsfunktion, die man zur Reglerauslegung verwendet. Wie man 
darauf kommt, kannst du im Erickson nachlesen. Dort wird das 
Kleinsignalmodell (small signal model) hergeleitet.

Bei 8:54 im Video kommt wieder der eigentliche Buck Converter als 
nichtlineares System ins Spiel, mit Diode und Schalter.

von Martin M. (murmele)


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Alex schrieb:
> Ihr bezieht euch auf zwei verschiedene Sachen im Video.

Ja genau. Liegt es daran, dass die Sprungantwort in Plecs berechnet 
wird, und dies dann in die Übertragungsfunktion umgerechnet wurde, oder 
nimmt Plecs einfach stur das nichtlineare modell?

von Mark S. (voltwide)


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Das "state space average model" verstehe ich dahingehend, dass die 
zeitabhängigen Spannungen und Ströme ersetzt werden durch konstante 
Werte, gemittelt über einen Taktzyklus. PWM-Schalter fallen dabei weg 
und werden ersetzt durch gesteuerte Strom- oder Spannungsquellen. 
Ausgangsfilter und Regelverstärker sind ohnehin lineare Komponenten, so 
dass der AC-Analyse nichts im Wege steht. Das Ganze funktioniert wohl 
bis zur Nyquist-Frequenz, wenn ich recht erinnere - ist schon ne Weile 
her.

: Bearbeitet durch User
von Martin M. (murmele)


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Ja genau, aber im Video werden ja diskrete Schalter und Dioden für die 
Aufnahme des Bodediagramms benutzt, welche nicht linear sind. Die 
Simulation hat ja in dem Sinne nichts mit dem state space average model 
zu tun.

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