Forum: Platinen Analog- und Digital-Teil bestmöglich trennen


von Alex K. (ko-j)


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Hallo Leute,

ich habe ein paar Fragen, was Analoge und Digitale Versogungsspannungen 
im Layout betrifft.
Ich habe schon viel im Internet gesucht,
jedoch auch viele gegensätzliche Aussagen gefunden und auch nichts,
was ich für meinen Fall so richtig verwenden kann.

Es handelt sich um einen Messverstärker für DMS,
der einen USB-Anschluss besitzt und zusätzlich mit einem Akku betrieben 
werden kann, damit auch ohne Computer Messdaten aufgenommen werden 
können.

Dafür hat es leider auch schon zwei Prototypen gegeben,
wobei der Erste relativ gut funktioniert hat und der Zweite jetzt 
wesentlich schlechter ist,
was das Rauschen/Schwanken der ADC Messwerte angeht.
Dabei habe ich jedoch nur eine gemeinsame Versorgungs- und Masselage im 
einer 4-lagigen Leiterplatte verwendet.

Da das starke Rauschen +-10 vom Mittelwert der Messwerte bei 12 Bit 
Auflösung nicht akzeptabel ist, muss nun ein dritter Prototyp her,
der funktionieren muss!

Mit meinem alten Oszi habe ich mir bei den zwei Prototypen die 
Versorgungsspannungen angesehen und tatsächlich ist diese bei beiden mit 
vielen Spikes übersät.
Beim zweiten Prototypen sind diese jedoch größer.
Da ich durch viel herum probieren die analogen Schaltungselemente 
ausschließen kann, kann dies meiner Meinung nach nur an der unsauberen 
Versorgungsspannung bzw. der fehlenden Trennung von Analog- und 
Digital-Teil liegen.

Zur neuen Schaltung für den dritten Prototypen:
USB Versorgungsspannung geht an den PMIC LTC4067.
An dessen Ausgang sitzen nun zwei Spannungsregler,
jeweils für Analog- und Digital-Teil.
Als ADC wird nun der ADS7049-Q1 verwendet,
da dieser getrennte Versorgungsspannungs-Pins (AVDD, DVDD, GND) besitzt.

Nun zu den Fragen:

1.
Im Datenblatt des ADCs ist beschrieben, dass im Layout unter dem IC die 
Masseflächen getrennt sein sollen.
Jedoch bin ich der Meinung, dass diese dort eine kleine Verbindung haben 
sollten, da wegen der digitalen IO Pins ja auch gepulste Ströme über den 
GND Pin auf der analogen Massefläche entstehen und man diesen einen 
direkten "Rückweg" ermöglichen soll.
Wie soll ich das jetzt realisieren?
Am besten schaut ihr euch das Datenblatt an,
um die Frage besser verstehen zu können.

2.
Im Datenblatt des ADCs sind im Example Layout auch Widerstände bei den 
IO Pins eingezeichnet, für die ich keine Erklärung finde.
Warum?

3.
Ich habe auch bemerkt, dass die Spikes auf der Versorgungsspannung 
größer sind, wenn das Gerät über USB am Computer angeschlossen ist.
Wobei das die Messwerte nicht sehr stark beeinflusst.
Das könnte natürlich auch durch einer Masseschleife hervorgerufen worden 
sein, die wegen der Erdung vom PC und vom Oszi entsteht.
Ist es trotzdem ratsam, für die Masse vom USB-Anschluss auch eine extra 
Leitung bis zum PMIC zu legen, anstatt diese direkt auf die digitale 
Masse zu verbinden?


Ich hoffe ihr könnt mir da weiter helfen.
Falls noch etwas unklar ist, dann einfach fragen.

Vielen Dank im Voraus.

MfG
Alex

von Florian X. (florian_mc)


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Ist der Prototyp ein gewerbliches oder privates Produkt?

Grüße,
Florian

: Bearbeitet durch User
von Cyborg (Gast)


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Schaltpläne wären hilfreich, aber da es sich wohl um berufliche
Probleme zu handeln scheint, wirst du das wohl geheim halten müssen
und damit kaum Hilfe erwarten kannst, wenn dir die Grundlagen dazu
fehlen. Oft wird mit Masseflächen hirnlos rum gemurkst oder die
Stromführung ist ne einfache Katastrophe. Auch der Güte der
Stromversorgung wird zu oft wenig Beachtung geschenkt, mal von
den Abblockmassnahmen gegen Störungen ganz abgesehen. Von EMV
fange ich erst gar nicht an.

von Alex K. (ko-j)


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@Florian:
Ist ausschließlich für die "private" Nutzung (wird nicht vermarktet) in 
unserem Verein als kleines Trainingsgerät gedacht.

Wenn ich dir das Hirngespinst meines Trainers genau erklären muss,
dann sitze ich morgen noch da :)

@Cyborg:
Schaltplan müsste ich erst für euch aufbereiten,
aber dazu habe ich heute keine Zeit mehr.


Gruß
Alex

von Wühlhase (Gast)


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Nur Prosa zu deinem Schaltplan ist etwas dünn. Wenn wir hier schon dein 
Projekt unentgeltlich wuppen sollen wäre etwas mehr Doku ja wohl das 
mindeste.

Bei Freizeitbastlern helfe ich ja gern, aber auf gewerblicher Ebene 
finde ich solche Anfragen irgendwie ziemlich dreist.

Nun aber dennoch etwas zu deinem Problem:
Vorschläge zu EMV im Datenblatt sind im Grunde meist witzlos. Sie sind 
zwar nicht verkehrt, allerdings kennt der Hersteller deine 
Rahmenbedingungen nicht und deswegen sind Empfehlungen immer mit 
Vorsicht zu genießen.

Daher: versuche zu verstehen, warum der Hersteller dir was empfiehlt wie 
zu tun.
Ohne deinen Aufbau näher zu kennen ist es sinnlos dir Tips zu geben, nur 
soviel: Für gewöhnlich will man eine möglichst niedrige Impedanz im 
Versorgungssystem (Masse und Spannungsversorgung) haben. Die häufigste 
Problemursache liegt an dieser Stelle.


Ich kann noch dringend raten dieses Buch hier zu lesen:
https://www.amazon.de/EMV-St%C3%B6rungssicherer-Aufbau-elektronischer-Schaltungen/dp/3834817813/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1488226295&sr=8-1&keywords=emv

von Sebastian S. (amateur)


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Das Teil hat getrennte Spannungsversorgungen für den digitalen und den 
analogen Teil.

Speist Du den Kerl mit 3,3V, so kannst Du ruhig die analoge Versorgung 
trennen.
Wir verwenden dafür eine Reihenschaltung aus einer Spule, einem 
Widerstand (10 - 30 Ohm) und dahinter einen dicken (10-100µ-Bereich) 
Kondensator gegen Masse. Durch die Spule und den Widerstand kommt es 
zwar zu einem geringen Spannungsabfall, aber der Kerl hat diesbezüglich 
ja Reserve.

Auch das Datenblatt spricht von:
–  AVDD: 2.35 V to 3.6 V
–  DVDD: 1.65 V to 3.6 V (Independent of AVDD)
Vor allem die Klammer hinter der DVDD-Angabe finde ich lecker.

von Gustl B. (-gb-)


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Hm, also DMS ist ein Dehnungsmessstreifen?
Dann misst Du ja einen Widerstand über eine Wheatstonesche Messbrücke? 
Welchen Spannungsbereich bekommst Du am ADC? Die Quelle hat wohl einen 
eher großen Ausgangswiderstand, hast Du einen Operationsverstärker vor 
dem ADC?

Aber weil ich ja auch schon mit 12 Bit ADCs (AD7356) gebastelt habe:
Board wird versorgt mit 5V, dann zwei LDOs, beide 3,3V, einer für alles 
was digital ist und einer für den Analogteil. Direkt am ADC noch 
Kondensatoren, ich habe je Versorgungs Pin einen 100nF und einen 10uF.
Bei den Lagen habe ich:
- Signale
- Masse
- Versorgung
- Signale
Wobei ich versucht habe möglichst alle Signale auf der Oberseite zu 
routen so dass ich unter der Masse kaum Signale habe die die Versorgung 
stören. Digitale Masse und Analoge Masse sind direkt unter dem ADC 
verbunden. Die Masse ja der Rückweg für die Versorgung, daher müsste man 
eigentlich auch die Versorgung unter dem ADC durchlegen zum Analogteil 
vor dem ADC (um die Stromschleife klein zu halten). Gute Erfahrungen 
habe ich auch mit durchgehender Masse.

Edit:
Und nicht an Ferritperlen sparen.

: Bearbeitet durch User
von Sebastian S. (amateur)


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Ich Vergaß:
Bei einer billigen Spule kann eventuell der Widerstand entfallen. Auch 
kann der übliche Blockkondensator, parallel zu dem Dicken nicht schaden.

von Alex K. (ko-j)


Angehängte Dateien:

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Hallo,

tut mir leid, dass es einen Tag länger gedauert hat.
Im Anhang befindet sich nun der Schaltplan.

@Wühlhase:
Dein Buch Tipp gefällt mir, hört sich in einigen Rezensionen echt super 
an.
Werde mir das gleich mal bestellen, danke dafür.

@Sebastian S.:
Wie Wühlhase vor dir schon beschrieben hat, möchte ich doch eigentlich 
eine impedanzarme Versorgungspannung?

@Gustl Buheitel:
Genau Dehnungsmessstreifen mit Messbrücke.
Spannungsbereich am ADC entspricht der vollen analogen 
Versorgungsspannung.
Mir ist bewusst, dass ich mit meiner Schaltung keine Messwerte in der 
Nähe von 0 bzw. 4095 erreichen kann, aber ist in meinem Anwendungsfall 
auch nicht nötig.
Du meintest auch "nicht an Ferritperlen sparen", davon habe ich ziemlich 
wenig Ahnung. Wo sollte man die üblicherweise verwenden?


Gruß
Alex

von Gustl B. (-gb-)


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Alex K. schrieb:
> Mir ist bewusst, dass ich mit meiner Schaltung keine Messwerte in der
> Nähe von 0 bzw. 4095 erreichen kann, aber ist in meinem Anwendungsfall
> auch nicht nötig.

Wieso eigentlich nicht? Man möchte doch den ADC voll nutzen und nicht 
nur einen kleinen Teil der 4096 Stufen. Mit einem Operationsverstärker 
kannst Du das Signal entsprechend verstärken. Welchen Spannungsbereich 
liefert Dir denn diese Messbrücke?

Ferritperlen sind Induktivitäten, also frequenzabhängige Widerstände bei 
denen der Widerstand mit der Frequenz zunimmt. Im Gegensatz zu Spulen 
senden sie aber weniger Störungen aus sondern wandeln das in Wärme um. 
Ich würde die Versorgungsspannungen durch Ferritperlen (gibt es auch als 
SMD) führen. Dann zu den Kondensatoren und dann zum Verbraucher.

von Wühlhase (Gast)


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@Gustl:
Sei mit den Ferritperlen lieber etwas sparsamer.

Mit Ferriten erhöhst du tatsächlich die Induktivität, gerade in höheren 
Frequenzbereichen. Allerdings willst du genau das ja zumindest im 
Versorgungssystem nicht. Da Ferrite reinzuhämmern bringt dir meist mehr 
Probleme, als es dir welche löst.

Wo man sowas ab und an mal macht ist Gleichtaktunterdrückung, da werden 
Hin- und Rückleitung duch die gleiche Induktivität geführt. Die beiden 
Ströme heben sich durch ihr unterschiedliches Vorzeichen (da 
gegensätzliche Flußrichtung) auf, und nur Ströme, die über beide 
Leitungen in diesselbe Richtung fließen, werden gedämpft. Ob und wo man 
das allerdings braucht ist eine andere Frage. Mit "einfach Ferrite 
reinnageln" wäre ich jedenfalls etwas vorsichtiger.

@Alex:
Berechtigte Frage: Warum kein Verstärker vor den ADC?

von Gustl B. (-gb-)


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Also ich mache das so:

Ferritperle, Kondensator, Verbraucher. Und da hatte ich bisher keinerlei 
Probleme. Also gut der SMD Ferrit muss einen niedrigen DC Widerstand 
haben und dahinter der/die Kondensatoren sollten nicht zu klein sein. 
Vor OPVs und ADCs habe ich hier so 1kOhm@100MHz 200mA Ferrite in 0603 
und dann noch einen 10uF und einen 100nF je Versorgungspin.

Was ich gemerkt habe ist, dass es bei ungünstigem Aufbau irgendwie 
resonieren kann und dann hatte ich ein ungewünschtes Signal.

von Alex K. (ko-j)


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@Gustl Buheitel:
Ich habe doch einen Verstärker vor dem ADC (sogar 2).
Ich glaube du hast meine Aussage missverstanden.
Eigentlich meinte ich, dass ich diese Werte nie erreichen werde,
da die Verstärker in den Grenzen der Versorgungsspannung ja nicht 
arbeiten können. Ich komme bis 4 runter und nach oben hin hab ich es 
gerade nicht im Gedächtnis.

Außerdem bin ich immer noch offen und dankbar für Tipps rund ums Layout,
oder anderweitigen Kritik zur Schaltung :)

Ansonsten warte ich mal auf das mir vorgeschlagene Buch.


Gruß
Alex

von Gustl B. (-gb-)


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Ah ok, ja dann wäre doch mal interessant wie Dein Layout und die 
Schaltung aussieht. Also welcher Spannungsbereich kommt von der 
Messbrücke? Welcher Spannungsbereich geht dann an den ADC?
Der ADC hat keine Referenz eingebaut, sondern AVDD ist die 
Spannungsreferenz, das sollte also schön sauber sein.

von Alex K. (ko-j)


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@Gustl Buheitel:
Also Schaltplan habe ich schon weiter oben mal als PDF im Anhang 
gepostet.
Und Layout dazu gibt es noch nicht, da ich ungerne aufwändige Layouts 
immer wieder ändere. Das kostet zu viel Zeit, es ist meistens besser 
sich vorher darüber Gedanken zu machen, wie man die Sache angeht.
Falls es was bringt könnte dir höchstens das alte Layout vom zweiten 
Prototypen zeigen, jedoch auch erst am nächsten Wochenende, da ich unter 
der Woche nicht zuhause bin und die ganzen Daten nicht bei mir habe.

Spannungsdifferenz an der Messbrücke ist ziemlich klein, nur wenige mV.
Für den ADC wird diese dann auf den gesammten 
Versorgungsspannungsbereich versärkt.


Gruß
Alex

von Thomas (kosmos)


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Der Digitalteil sollte gut abgeblockt sein. Also möglichst nah an die 
Versorgungspins 100nF Abblockkerkos, davor kann man eine kleine Drossel 
setzen falls ihr Widerstand zu groß ist muss man dem kleinen Kerkos 
evtl. noch einen Elko zur Seite stellen.

Aber auch bei der ADC Versorgung wird das eigentlich immer empfohlen. 
Weiterhin kann man mit einem langsamen Wandlertakt und Oversampling noch 
was raus holen.

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Gustl B. schrieb:

> Ferritperlen sind Induktivitäten, also frequenzabhängige Widerstände bei
> denen der Widerstand mit der Frequenz zunimmt. Im Gegensatz zu Spulen
> senden sie aber weniger Störungen aus sondern wandeln das in Wärme um.
> Ich würde die Versorgungsspannungen durch Ferritperlen (gibt es auch als
> SMD) führen. Dann zu den Kondensatoren und dann zum Verbraucher.

Ja, das gilt so ab ~30...50MHz. Dadrunter sind die Teile rein induktiv. 
Damit kann man sich hervorragend einen Schwingkreis bauen. Man muß nur 
mit einer flotten Flanke anstoßen.

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