Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Isolierung zwischen Primär und Sekundärstromkreis bei Schutzklasse 1 Gerät


von Bernhard (Gast)


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Hallo Zusammen,

ich habe bereits versucht die Foren zu dem Thema Isolierung bzw. Luft 
und Kriechstrecken zwischen Primär und Sekundärstromkreis eines 
Betriebsgerätes der Schutzklasse I zu durchforsten, komme aber nicht 
wirklich auf einen gemeinsemen Nenner.
Vielleicht könnt ihr mir hier weiterhelfen.

Spezifikationen:
Verwendete Norm: EN61347-1 bzw. und EN60950-1
Gebaut wird ein LED Stromregler der Netzseitig (85-265VAC inkl. PFC) 
versorgt wird.
Das Gerät soll laut Schutzklasse 1 gebaut und in einem Schaltschrank 
verbaut werden, also Schutz gegen zufälliges Berühren, beruht auf 
Basisisolierung und Anschluss des PE ans Metallgehäuse.
Meines Erachtens Überspannungskategorie II aufgrund der vorgeschaltenen 
Überspannungsschutzeinrichtungen im Schaltschrank.
Für die Mikrocontrollerversorgung wird ein Sperrwandler verwendet, der 
über die Hilfspannung (AUX-Wicklung) auch die Logik (+5V) versorgt. Die 
Logikversorgung / Kleinspannung wird nicht nach außen geführt und ist 
somit nicht berührbar.
LED Ausgang ist galvanisch getrennt also durch verstärkte oder doppelte 
Isolieurng getrennt.
RS485 wird ebenfalls galvanisch getrennt ausgeführt.

Welche Isolierung im Betriebsgerät ist zwischen Primärstromkreis (230VAC 
gleichgerichtet) und Sekundärstromkreis (Mikrocontroller) und auch 
zwischen L und N nach der Sicherung notwendig? Funktionsisolierung oder 
Basisisolierung?

Ich meine in der Norm EN 60950-1 Anhang X gelesen zu haben, dass im 
Betriebsgerät zwischen Primär und Sekundär Seite keine Isolierung (also 
nur Funktionsisolierung?) notwendig ist. Kann das stimmen, oder habe ich 
etwas falsch aufgefasst?

Die notwendigen Luft und Kriechstrecken zum Gehäuse (PE) ergeben sich 
aus den Norm EN61347-1 bei 230VAC also ca. 1,5mm.
Kriechstrecken können laut Norm auf gedruckten Schaltungen 
(Leiterplatten) noch reduziert werden müssen aber mindest die 
Luftstrecken betragen, also min. 1,5mm.

Ich danke euch schon mal vorab für eure fachlichen Antworten :)

: Verschoben durch User
von Bernhard E. (burnd)


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Bernhard schrieb:
> Ich meine in der Norm EN 60950-1 Anhang X gelesen zu haben, dass im
> Betriebsgerät zwischen Primär und Sekundär Seite keine Isolierung (also
> nur Funktionsisolierung?) notwendig ist. Kann das stimmen, oder habe ich
> etwas falsch aufgefasst?

Nachtrag: ich hatte die falsche Norm im Kopf - ich meinte die 60598-1 
Anhang X "Anforderungen an die Isolierung zwischen aktiven Teilen und 
berührbaren leitfähigen Teilen" - Tabelle X.1:
In dieser Tabelle ist ersichtlich, dass bei Betriebsgeräten die keine 
Isolierung  zwischen LV-Versorgung und Sekundärkreis haben, Schutzklasse 
I Geräte min. Basisisolierung zwischen aktiven Teilen und berührbaren 
leitfähigen Teilen benötigen.

Warum gibt es überhaupt die Möglichkeit in der Tabelle keine Isolierung 
auszuwählen? Keine Isolierung = Funktionsisolierung = Basisisolierung?

Definition LV-Niederspannungsversorgung: Stromkreise, Leitungen oder 
Teile davon, die mit der öffentlichen Niederspannungsversorgung (LV) 
vernetzt sind. Die Spannung dieser Stromkreise entspricht IEC 60449, 
Spannungsband II.
BEISPIEL: 230 V Verteilernetz.
Anmerkung 1 zum Begriff: SELV und FELV sind nicht von dieser Definition 
der Niederspannungsversorgung (LV)
abgedeckt.
Anmerkung 2 zum Begriff: Hochspannungsversorgung (HV) nach IEC 60449, 
Spannungsband III, ist von dieser Definition
der Niederspannungsversorgung (LV) nicht abgedeckt.

von rasterm (Gast)


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Ich denke, du machst dir zu viele Gedanken ;)

Die IEC60664-1 als Grundnorm nennt unter anderem zwei Ziele der 
Isolatitionskoordination
1
- the degree of continuity of service desired
2
- the savety of persons and property

Üblicherweise wird die Hilfsspannungsversorgung ohnehin galvanisch mit 
der Primärseite verbunden.
Gegenüber dem Ausgang gelten für die AUX-Wicklung bzw. dem damit 
versorgten Stromkreis also die selben Spezifikationen wie für die 
Primärseite. Der andere Punkt betrifft die Ausfallwahrscheinlichkeit, 
die mit der Isolation recht wenig zu tun hat - nämlich der Frage, wie 
deine Logikschaltung z.B. auf kapazitiv gekoppelte Störungen reagiert 
bzw. regieren sollte.

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Bernhard schrieb:
> Das Gerät soll laut Schutzklasse 1 gebaut und in einem Schaltschrank
> verbaut werden, also Schutz gegen zufälliges Berühren, beruht auf
> Basisisolierung und Anschluss des PE ans Metallgehäuse.
Der Schaltschrank alleine ist keine ausreichende Bedingung.
Für Laiensicherheit darf das Behältnis nur mit einem Schlüssel zu öffnen 
sein.

> Die Logikversorgung / Kleinspannung wird nicht nach außen geführt
> und ist somit nicht berührbar.
Nicht nach außen geführt, ist ganz was anders als nicht berührbar.

Ist es tatsächlich so, dass leitfähige Teile der Primärstromkreise nicht 
berührbar sind? Das ist eher unüblich, aber möglich.
Ich nehme eher an, dass du annimmst, dass die sekundären Stromkreise mit 
Kleinspannung betrieben werden und man diese ohne Gefahr berühren kann?
Dann ist aber auch eine sichere Trennung zwischen Primär und 
Sekundarstromkreisen notwendig.

> RS485 wird ebenfalls galvanisch getrennt ausgeführt.
Galv. Trennung bei RS485 sagt nichts über die zuverlässige Isolierung 
und max. Spannnungsfestigkeit aus. Da sind auch DCDC-Wandler und 
Optokoppler mit 500V Spannungsfestigkeit ausreichend, wenn man die 
Schaltung gegen höhere Überspannungen schützt (z.B. mit Gasableiter).
Für eine sichere Trennung ist aber deutlich mehr erforderlich (mind. 
2,5kV für Schutzklassse 1).
Da man eine galv. getrennte RS485 nicht auf PE schalten wird (dann wäre 
die galv. Trennung ja Quark), wird man hier eher doppelte oder 
verstärkte Isolierung gegen potentiell gefährliche Sekundärstromkreise 
benötigen (mit Überspannungsferstigkeit mind. 4kV). Dann wird es aber 
schon eng mit geeigneten (zertifizierten) Komponenten für die galv. 
Trennung.

> Welche Isolierung im Betriebsgerät ist zwischen Primärstromkreis (230VAC
> gleichgerichtet) und Sekundärstromkreis (Mikrocontroller) und auch
> zwischen L und N nach der Sicherung notwendig?
> Funktionsisolierung oder Basisisolierung?
Das sind 2 paar Schuhe.
Zwischen L und N braucht man logisch nur die Funktionsisolierung. Beide 
Leitungen gehöhren je schließlich zum Primärstromkreis. Dann gehe ich 
davon aus, dass du aber überall mind. eine Basisisolierung gegen 
Berühren hast und alle berührbaren spannungsführenden Teile zumindest 
fingersicher sind.

Bei Sekundärstromkreisen, die als Kleinspannung gefahrlos berührbar sein 
sollen, sieht das natürlich ganz anders aus.
Du wird auch bei einem Gerät nach Schutzklasse 1 eine sichere Trennung 
erwartet.

> Ich meine in der Norm EN 60950-1 Anhang X gelesen zu haben, dass im
> Betriebsgerät zwischen Primär und Sekundär Seite keine Isolierung (also
> nur Funktionsisolierung?) notwendig ist. Kann das stimmen, oder habe ich
> etwas falsch aufgefasst?
Das kannst du machen, wenn kein Sekundärstromkreis berührbar ist und 
jede Signalleitung galv. getrennt ist (mit ausreichenden Luft-und 
Kriechstrecken  und ausreichender Spannungsfestigkeit).

> Die notwendigen Luft und Kriechstrecken zum Gehäuse (PE) ergeben sich
> aus den Norm EN61347-1 bei 230VAC also ca. 1,5mm.
Ich habe hier die Norm nicht vorliegen, aber ich meine es sollten mind. 
3mm sein für Schutzklasse 1 (Abstand spannungsführende Teile zu 
Schutzleiterpotential).

> Kriechstrecken können laut Norm auf gedruckten Schaltungen
> (Leiterplatten) noch reduziert werden müssen aber mindest die
> Luftstrecken betragen, also min. 1,5mm.
Für Funktionsisolierung!

Für sichere Trennung zwischen Primärkreisen und berührbaren 
Sekundärkreisen wäre das wohl eher grob fahrlässig.

Ich meine, du solltest die Normen noch mal genauer studieren.
Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Bernhard schrieb:
> Welche Isolierung im Betriebsgerät ist zwischen Primärstromkreis (230VAC
> gleichgerichtet) und Sekundärstromkreis (Mikrocontroller)

Basisisolierung.

> und auch
> zwischen L und N nach der Sicherung notwendig?

Funktionsisolierung.

Bernhard schrieb:
> LED Ausgang ist galvanisch getrennt also durch verstärkte oder doppelte
> Isolieurng getrennt.
> RS485 wird ebenfalls galvanisch getrennt ausgeführt.

Doppelte Isolierung SELV.

von Bernhard E. (burnd)


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Hallo zusammen und vielen Dank nochmals für die Antworten.
Anbei noch ein Bild des Sperrwandlers (inkl. eingetragener Isolierungen) 
Bitte um Ergänzung bzw. Korrektur, falls notwendig.

U. M. schrieb:
> Der Schaltschrank alleine ist keine ausreichende Bedingung.
> Für Laiensicherheit darf das Behältnis nur mit einem Schlüssel zu öffnen
> sein.
>
>> Die Logikversorgung / Kleinspannung wird nicht nach außen geführt
>> und ist somit nicht berührbar.
> Nicht nach außen geführt, ist ganz was anders als nicht berührbar.
>
> Ist es tatsächlich so, dass leitfähige Teile der Primärstromkreise nicht
> berührbar sind? Das ist eher unüblich, aber möglich.
> Ich nehme eher an, dass du annimmst, dass die sekundären Stromkreise mit
> Kleinspannung betrieben werden und man diese ohne Gefahr berühren kann?
> Dann ist aber auch eine sichere Trennung zwischen Primär und
> Sekundarstromkreisen notwendig.

Die Leiterplatte wird von einem geerdetem Metallgehäuse umschlossen.
Betriebsgerät wird in einem Baugruppenträger im Schaltschrank 
eingesteckte und verschraubt und somit sind im eingesteckten Zustand 
keine Stromkreise mehr berührbar. Lediglich StatusLEDs werden über 
Lichtwellenleiter und Öffnungen an die Frontblende des Gehäuses 
sichtbar.

U. M. schrieb:
> Da man eine galv. getrennte RS485 nicht auf PE schalten wird (dann wäre
> die galv. Trennung ja Quark), wird man hier eher doppelte oder
> verstärkte Isolierung gegen potentiell gefährliche Sekundärstromkreise
> benötigen (mit Überspannungsfestigkeit mind. 4kV). Dann wird es aber
> schon eng mit geeigneten (zertifizierten) Komponenten für die galv.
> Trennung.

doppelte Isolierung bei galv. getrennter RS485 leuchtet mir ein, aber 
warum Überspannungsfestigkeit von min. 4kV, wenn SurgeProtectiveDevices 
des Typ1+2 im Schaltschrank vorgeschaltet werden?
Wird als gefährlicher Sekundärstromkreis die AUX Wicklung bezeichnet? 
(siehe Anhang)

U. M. schrieb:
> Zwischen L und N braucht man logisch nur die Funktionsisolierung. Beide
> Leitungen gehöhren je schließlich zum Primärstromkreis. Dann gehe ich
> davon aus, dass du aber überall mind. eine Basisisolierung gegen
> Berühren hast und alle berührbaren spannungsführenden Teile zumindest
> fingersicher sind.

Ja, Basisisolierung zu geerdetem Metallgehäuse.

U. M. schrieb:
> Bei Sekundärstromkreisen, die als Kleinspannung gefahrlos berührbar sein
> sollen, sieht das natürlich ganz anders aus.
> Du wird auch bei einem Gerät nach Schutzklasse 1 eine sichere Trennung
> erwartet.
>
>> Ich meine in der Norm EN 60950-1 Anhang X gelesen zu haben, dass im
>> Betriebsgerät zwischen Primär und Sekundär Seite keine Isolierung (also
>> nur Funktionsisolierung?) notwendig ist. Kann das stimmen, oder habe ich
>> etwas falsch aufgefasst?
> Das kannst du machen, wenn kein Sekundärstromkreis berührbar ist und
> jede Signalleitung galv. getrennt ist (mit ausreichenden Luft-und
> Kriechstrecken  und ausreichender Spannungsfestigkeit).

Sekundärstromkreis bzw. Mikrocontrollerversorgung ist nicht berührbar 
(siehe Beschreibung oben) Funktionsisolierung zu PRI Wicklung reicht?
bis auf RS485, welche galv. getrennt ausgeführt wird, sollte keine 
Schnittstelle das Betriebsgerät verlassen.


U. M. schrieb:
> Ich habe hier die Norm nicht vorliegen, aber ich meine es sollten mind.
> 3mm sein für Schutzklasse 1 (Abstand spannungsführende Teile zu
> Schutzleiterpotential).
>
>> Kriechstrecken können laut Norm auf gedruckten Schaltungen
>> (Leiterplatten) noch reduziert werden müssen aber mindest die
>> Luftstrecken betragen, also min. 1,5mm.
> Für Funktionsisolierung!
>
> Für sichere Trennung zwischen Primärkreisen und berührbaren
> Sekundärkreisen wäre das wohl eher grob fahrlässig.

Meines Wissens ist doch Basisisolierung zwischen spannungsführende Teile 
zu Schutzleiterpotential ausreichend bei SK 1(siehe Blockschaltbild)?
laut EN61347-1 (B) bis 250VAC RMS => 1,5mm; 500VAC RMS => 3mm;
Sperrwandler erreicht aufgrund der Spannungsrückkopplung bis 600VDC 
Peak, also müsste 3mm bei Basisisolierung ausreichend sein.

keine berührbaren Sekundärkreise --> Reduzierung der Kriechstrecken 
möglich, wie oben beschreiben zwischen PRI und AUX?

Das Thema L&K / Isolierung ist immer wieder aufs neue eine 
Herausforderung für einen Layouter!!!!

von U. M. (oeletronika)


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Hallo noch mal.
ich denke, ich habe gestern bei den Werten ein wenig zu hoch geriffen.

Ich habe leider die Norm selber nicht studiert, weil mir solche private 
Dinge aus dem Foren tagsüber unwichtig sind, aber ein Kollege, der sich 
da auch gut auskennt hat mir zum Feierabend mal eben seine Gedanken dazu 
vermittelt. Aber auch das ohne Gewähr. Im Zweifelsfall muß man selber 
die Norm lesen und sich schlau machen.

Für Schutzklasse 1 sollte zwischen Primärstromkreisen zu PE ein Abstand 
größer 1,5mm (also ab ca. 1,6mm) ausreichend sein.
Die Spannungsfestigkeit sollte für mind. 1,5kV reichen.

Für sichere Trennung zwischen Primär und Sekundärstromkreisen sollte 
dann auch eine Spannungsfestigkeit von 2,5kV ausreichend sein.
4kV ist für normale Anwendungen wohl nicht nötig (aber z.B. für 
Medizintechnik).

Bezüglich deines Schaltplans habe ich einige Bedenken bzw. Fragen.

Die Wicklung mit Kennzeichnung "PRI" geht oben auf V-Out.  Was ist Vout?
Wo kommt denn da die Netzspannung rein?

Das andere Wicklungsende geht aber nur an Pin5 von IC3?
Was ist IC3 (Bezeichner ist nicht lesbar).

An den gleichen IC geht auch die Wicklung von "AUX".
Eine Isolation zwischen "PRI" und "AUX" kann ich nicht erkennen,
weil die Potentiale über IC3 miteinander verquickt sind?

Sofern das ganze aber gekapselt ist, wäre das ok.
Nur nach außen gehende Signalleitungen wären ein Problem.

Allerdings frage ich micht, was man im Servicefall macht.
Falls man in solchen Fällen an Schaltungsteile ran muß
(z.B. Serviceinterface, Debug- oder Flshinterface), dann müssen auch 
diese sicher gemacht werden.

Die Wicklung, welche als "SEC" bezeichnet ist, scheint sicher zu sein, 
wenn zwischen der Wicklung "PRI" und "SEC" eine doppelte Basisisolierung 
ist und auch sonst große Luft und Kriechstrecken vorhanden sind oder die 
Stromkreise durch leitfähige Teile mit PE gekapselt sind.

Was deine RS485 angeht, kann man da aus dem Plan nichts entnehmen.
Wenn die mit dem fragwürdigen Stromkreis "AUX" verbunden sind, muß auch 
hier sichere Trennung gewährleistet werden (siehe auch die Mails oben).

Gruß Öletronika

: Bearbeitet durch User
von Michael H. (Gast)


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Achtung dein Ldo.passt.so nicht wie. Du ihn eingezeichnet hast.

von Bernhard E. (burnd)


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Michael H. schrieb:
> Achtung dein Ldo.passt.so nicht wie. Du ihn eingezeichnet hast.

Danke für den Hinweis, die Zeichnung soll aber nur als Blockschaltbild 
veranschaulichen, dass bei der AUX Wicklung als Mittelanzapfung die 6V 
abgenommen werden und dahinter ein LDO geschalten wird, der mir 
schlussendlich die gesamte restliche Logik (Im Schaltplan nicht 
dargestellt) mit 5V versorgt.

U. M. schrieb:
> Für Schutzklasse 1 sollte zwischen Primärstromkreisen zu PE ein Abstand
> größer 1,5mm (also ab ca. 1,6mm) ausreichend sein.
> Die Spannungsfestigkeit sollte für mind. 1,5kV reichen.

Sehe ich genauso und stimmt mit den Abständen in der Norm überein.

U. M. schrieb:
> Die Wicklung mit Kennzeichnung "PRI" geht oben auf V-Out.  Was ist Vout?
> Wo kommt denn da die Netzspannung rein?

Bei V-out wird die gleichgerichtet Netzspannung bzw. bis zu 400VDC (nach 
PFC Stufe) angeschlossen.

U. M. schrieb:
> Das andere Wicklungsende geht aber nur an Pin5 von IC3?
> Was ist IC3 (Bezeichner ist nicht lesbar).

IC3 ICE2QR4780Z ist ein "off-line SMPS Quasi-Resonant PWM Controller 
with integrated 800V CoolMOS.." --> PRI Wicklung wird über CoolMOS gegen 
GND getaktet.

U. M. schrieb:
> An den gleichen IC geht auch die Wicklung von "AUX".
> Eine Isolation zwischen "PRI" und "AUX" kann ich nicht erkennen,
> weil die Potentiale über IC3 miteinander verquickt sind?

Korrekt, die AUX Wicklung erzeugt uns die Versorgungsspannung (ca. 
12,5V) für den IC3 und ist somit intern mit PRI verbunden --> das bringt 
mich zu meiner ursprünglichen Frage: Welche Isolation zwischen PRI und 
AUX ist notwendig und welche Luft und Kriechstrecken resultieren daraus?
Nachdem wie oben beschrieben keine Trennung im Chip zwischen AUX und PRI 
vorhanden sind, gehe ich von Funktionsisolierung zwischen Trafo AUX und 
PRI aus.

Wenn man die PINs am Trafo geschickt anordnet ist der maximale 
Potentialunterschied zwischen PRI und AUX Pin 400VDC ansonsten 600VDC 
(aufgrund der Spannungsrückkopplung basierend auf der Sperrwandler 
Topologie).

U. M. schrieb:
> Allerdings frage ich micht, was man im Servicefall macht.
> Falls man in solchen Fällen an Schaltungsteile ran muß
> (z.B. Serviceinterface, Debug- oder Flshinterface), dann müssen auch
> diese sicher gemacht werden.

Das Betriebsgerät wird im Servicefall nicht mit gefährlicher Spannung 
versorgt, der Mikrocontroller wird im Servicefall über die 
Serviceschnittstelle von extern (SELV) versorgt.

U. M. schrieb:
> Was deine RS485 angeht, kann man da aus dem Plan nichts entnehmen.
> Wenn die mit dem fragwürdigen Stromkreis "AUX" verbunden sind, muß auch
> hier sichere Trennung gewährleistet werden (siehe auch die Mails oben).

Trennung erfolgt mittels doppelter / verstärkter Isolierung über diesen 
Burschen: LTM2881HY-5 (Spannungsfestigkeit 2500Vrms)

Grüße und vielen Dank
Bernhard

von Bernhard E. (burnd)


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Anmerkung zu Abstand AUX - PRI:
Der Sperrwandler kann analog ohne IC3 dafür mit externen MOSFETS und 
Ansteuerungen aufgebaut werden. Viele Dieser MOSFETS mit dieser 
Spannungsfestigkeit werden im TO220 Gehäuse gefertigt.
Wie lässt sich hier die Luft und Kriechstrecke mit diesen 
Spannungswerten vereinbaren, da die PIN Abstände <1mm sind!?!?

Anmerkung Funktionsisolierung:
Nachdem in der Norm EN61347-1 nichts unter Funktionsisolierung definiert 
ist, verwende ich ihr hierfür die Isolationskoordination EN60664-1.

Definition Funktionisolierung
Für die Luftstrecke einer Funktionsisolierung ist die für die Bemessung 
zu verwendende Steh-Spannung die
höchste zu erwartende Stoßspannung oder Dauerspannung (bezogen auf 
Tabelle F.7) oder periodische
Spitzenspannung (bezogen auf Tabelle F.7) bei Bemessungsdaten des 
Betriebsmittels, und zwar
insbesondere bei Bemessungsspannung und Bemessungs-Stoßspannung (siehe 
Tabelle F.2). --> Welche Spannung muss für die Tabellen nun verwendet 
werden? Bemessungsstoßspannung des Betriebsmittel 2,5kV? oder doch nur 
max. auftretende PEAK Spannung 600VDC? oder max.möglich auftretende 
Stoßspannung nach dem Überspannungsschutz TYP1+2 von 1,5kV?

Verwirrt!

von Bernhard E. (burnd)


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Hallo Zusammen nochmals!

Nach neuerlichen Normenrecherchen bin ich nun zu folgenden Schlüssen 
gekommen:
Die AUX Wicklung ist als Primärstromkreis zu betrachten, deshalb wird 
nur Funktionsisolierung zu PRI Wicklung benötigt.

Für Funktionsisolierung kann entweder in der entsprechenden Tabelle die 
Luft und Kriechstrecken abgelesen werden oder es kann stattdessen eine 
Spannungsfestigkeitsprüfung durchgeführt werden.

Für die Spannungsfestigkeitsprüfung sind die 
Prüfwechselspannung/gleichspannung entsprechend der 
Überspannungskategorie (ÜSK) im Primärstromkreis zu ermitteln:
ÜSK II --> bei Scheitelgleichspannung <420V: 1,5kV (Prüfwechselspannung 
RMS)
ÜSK II --> bei Scheitelgleichspannung 500V: 1,74kV (Prüfwechselspannung 
RMS)
ÜSK III --> 4kV!!!

Luft und Kriechstrecken laut Tabelle für Funktionsisolierung:
ÜSK II --> <420V: 1,5mm
ÜSK III --> <420V: 2,5mm

Ich hoffe nicht nur ich teile diese Ansicht, gegebenenfalls bitte ich um 
Korrektur :)

Zwecks Interesse habe ich mal ein USB-Handyladegerät auf 
SperrwandlerTopoligie eines namhaften Herstellers unter die Lupe 
genommen.
Dort konnte ich keine Luft & Kriechstrecken von min. 1,5mm zwischen ´PRI 
und AUX Wicklung die die Norm EN60950-1 fordert finden.

Gruß
Bernhard

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Bernhard E. schrieb:
> Zwecks Interesse habe ich mal ein USB-Handyladegerät auf
> SperrwandlerTopoligie eines namhaften Herstellers unter die Lupe
> genommen.
Poste das doch mal mit Fotos und Angaben zu Abständen.
Nenne ruhig auch die Marke, damit andere wissen, was sie nicht kaufen 
sollten.

> Dort konnte ich keine Luft & Kriechstrecken von min. 1,5mm zwischen ´PRI
> und AUX Wicklung die die Norm EN60950-1 fordert finden.
So???

Es gibt leider absolut schrottige Netzteile am Markt (Internet).
Wir hatte solche Dskussion zuletzt hier:
Beitrag "Wie "dreckig" darf ein USB Netzteil sein?"
Beitrag "Re: Wie "dreckig" darf ein USB Netzteil sein?"

Da gibt es auch nur sehr geringe Abstände zwischen Primär- und 
Sekundärstromkreisen. Deshalb kann man so etwas auch nur als potentiell 
gefährlich einschätzen.
Beitrag "Re: Wie "dreckig" darf ein USB Netzteil sein?"

Etwas besser sieht es hier aus, obwohl auch nicht wirklich normgerecht.
Beitrag "Sicherheit eines USB Netzteils"

Ein besseres Beispiel mit guten Aicherheitsabständen von über 7mm habe 
ich mal hier gepostet:
Beitrag "mal ein gutes Beispiel"
Gruß Öletronika

von Bernhard E. (burnd)


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Hallo U.M.

anbei befinden sich die Fotos zum USB Ladegerät EP880 von der Firma 
Sony.

Die Trennung zwischen PRI zu SEC schaut recht ordentlich aus (min. 5mm).

Betrachtet man hingegen die Abstände PRI zu AUX Wicklung (4 LötPins im 
unteren Bereich des Fotos, davon sind die 2 äußersten PINs die PRI und 
die inneren Pins die AUX Wicklung) sind das nie und nimmer 1,5mm.
Auch der verwendete Schalttransistor im TO220 weißt nicht die Abstände 
zwischen Kollektor und Emitter auf.

Okay, jetzt könnte man sagen, dass in Bezug auf Funktionsisolierung die 
Norm keine Abstände vorschreibt, solang die Spannungsfestigkeitsprüfung 
wie oben beschrieben eingehalten wird. Kann ich aber auf Anhieb nicht 
feststellen.

Grüße
Bernhard

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
> Bernhard E. schrieb:
> Die Trennung zwischen PRI zu SEC schaut recht ordentlich aus (min. 5mm).
das finde ich auch.
Wo der Y-Kond. ist, hat man trotz recht ordentlichem Abstand noch die 
Kriechstrecke mit dem Schlitz verlängert.

An der andern engen Stelle, wo D53, D54 sind, wird die Luft- und 
Kriechstrecke durch das durchgesteckte Plastikteil, deutlich verlängert

> Betrachtet man hingegen die Abstände PRI zu AUX Wicklung (4 LötPins im
> unteren Bereich des Fotos, davon sind die 2 äußersten PINs die PRI und
> die inneren Pins die AUX Wicklung) sind das nie und nimmer 1,5mm.
> Auch der verwendete Schalttransistor im TO220 weißt nicht die Abstände
> zwischen Kollektor und Emitter auf.

> Okay, jetzt könnte man sagen, dass in Bezug auf Funktionsisolierung die
> Norm keine Abstände vorschreibt, solang die Spannungsfestigkeitsprüfung
> wie oben beschrieben eingehalten wird. Kann ich aber auf Anhieb nicht
> feststellen.
Naja, da muß man ja in einem gut verschlossenem Gehäuse auch nicht mit 
dem sonst üblichen Verschmutzungsgrad 2 rechnen.
Mit Verschmutzungsgrad 1 darf die Kriechstrecke für 250V AC unter unter 
1mm liegen.
Gruß Öletronika

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