Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltplan für Mikrowaage gesucht


von Michael (Gast)


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Hallo

Ich bin bei der Suche nach einer günstigen Mikrowaage auf dieses Video 
gestoßen.

 https://youtu.be/u7ToB4gT1tk

Leider werde ich bisher nicht so recht schlau was die Schaltung angeht. 
Es gibt zwar ein einen Hinweis zu einem ähnlichen Video nur spricht der 
Autor davon, dass er die Schaltung aus dem anderen Video 
(https://youtu.be/ta7nlkI5K5g) noch modifiziert hat.

Das Ergebnis finde ich beeindruckend und würde das gern nachbauen 
wollen.

Danke für eure Unterstützung.
Michael

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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TI hat dazu ein gutes Video mit Prinzipschaltbild:
https://www.youtube.com/watch?v=n90whRO-ypE

Du brauchst ein empfindliches 'Galvanometer' aka Drehspulinstrument.

von Cerberus (Gast)


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Dann mail doch dem Autor des Videos mal, ob er helfen will.
Hier kann man nur raten. Außerdem solltest du selbst drauf
kommen, wie es bewerkstelligt wird. Der Schaltplan im
verlinkten Video ist doch simpel und leicht nach zubauen.

von Werner H. (werner45)


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Suche Dir ein Spannbandinstrument für gute Reproduzierbarkeit.
Professionelle Mikrowaagen nutzen auch dieses Prinzip.

Der OpV sorgt dafür, daß der Zeiger immer an der selben Stelle hängt.
Der Instrumentenstrom ist dem Gewicht proportional.
Ist das selbe Prinzip wie bei den elektromagnetischen Schwebekörpern.

Gruß   -   Werner

von Purzel H. (hacky)


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Ohne jetzt das Video gesehen zu haben.. Ein Standardansatz ist einen 
Topfkern fuer die Kraft zu verwenden. Der darf natuerlich nicht 
verkanten, braucht also noch etwas Mechanik. zB einen Wiegebalken. Die 
Position des Topfkernbodens wird ber lichtschanke auf fixe position 
geregelt. Dh der Luftspalt des Topfkernes ist immer kosntant. Und die 
Kraft strikt proportional dem Strom.

von Hp M. (nachtmix)


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Michael schrieb:
> Das Ergebnis finde ich beeindruckend und würde das gern nachbauen
> wollen.

Vergiß es!
Richtige Mikrowaagen bestehen immer noch aus Präzisionsmechanik und 
sorgfältig ausgesuchten elektronischen und mechanischen Bauteilen. 
Temperaturkonstanz (doppelte Gehäuse) ist sowohl in der Elektronik wie 
im Wägeraum nötig.
Das alles schlägt sich leider auch im Preis nieder.

Vermutlich hast du noch nie versucht Präzisionsschaltunegn aufzubauen, 
denn  dann  wüsstest du, das es mit eine Schaltplan allein nicht getan 
ist.
Mit solch einem klapperigen Aufbau und einer primitiven Schaltung auf 
einem Steckbrett ist jedenfalls kein Blumenpott zu gewinnen.
Schau mal, was professionelle Mikrowaagen heute leisten: 
http://www.mt.com/de/de/home/products/Laboratory_Weighing_Solutions/Micro_Ultra_Balances.html
Überleg mal, wieviel stabile Bits das sind, und wieviele dein 
Digitalvoltmeter liefert!

Hinzu kommt, dass du genaue Gewichte zum Kalibrieren brauchst, sonst 
kannst du besser gleich einen Knobelbecher nehmen. In kommerziellen 
Waagen sind solche Kalibriergewichte (oft Drahtringe aus Platin o.ä.) 
meist eingebaut.

Wenn du allerdings eine richtige, wenngleich etwas ältere, Mikrowaage 
brauchst, dann schreib mir mal deine Anforderungen und was du dafür 
auszugeben bereit bist.
An Infrastruktur solltest du einen Wägetisch haben oder im Keller 
messen. Nicht gerade, wenn nebenan  LKWs oder Güterzüge vorbeifahren !

von Wolfgang (Gast)


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Michael schrieb:
> Leider werde ich bisher nicht so recht schlau was die Schaltung angeht.

Was verstehst du daran nicht. Soooh kompliziert ist die doch nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=ta7nlkI5K5g&t=75

> ... nur spricht der Autor davon, dass er die Schaltung ... noch
> modifiziert hat.

... und beschreibt die Änderung in der Antwort auf den Kommentar von 
Amol Ghodke.

Was genau ist jetzt deine Frage?

von Michael (Gast)


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Ich verstehe leider nichts von Schaltungstechnik und bräuchte einen 
klaren Schaltplan.

von Werner H. (werner45)


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Die im Video gezeigte Waage ist keine Mikrowaage, sondern eigentlich 
eine Ultramikrowaage. Und die sind wieder einfach und durchaus 
selbstbaufähig.

Eine Waage für das Chemielabor, und dort ist der zahlenmäßig größte 
Einsatzubereich, war früher ein meisterlich konstruiertes mechanisches 
Präzisionsinstrument. Der Meßbereich ist für analytische Zwecke meist 
200g mit einer Auflösung von <1 mg, also 6stellig und linear.
Für ganz kleine Proben unter 1 g mußte man alles mechanisch verkleinern, 
was aber an Grenzen stieß. Abhilfe waren andere Prinzipien, z.B. die 
Glasfadenwaage, bei der die Biegung eines Glasfadens mikroskopisch 
gemessen wurde.
Für Laborwaagen setzte sich das Tauchspulprinzip durch, bei dem die 
Kompensation des Gewichts über den Tauchspulstrom erfolgt, der präzise 
gemessen und dann angezeigt wird. Damit sparte man den größten Teil der 
teuren Präzisionsmechanik ein, weil hochauflösende AD-Wandler verfügbar 
waren.

Ultramikrowaage:
Für den Meßbereich unter 1g kann man auf ein 
SPANNBAND-Drehspulinstrument zurückgreifen, weil das Band diese Last 
aushält. Mit einem einfachen Regelkreis (uber eien Lichtschranke) sorgt 
man dafür, daß der Waagebalken (Zeiger) immer an der gleichen Stelle 
"festgenagelt" ist. Bei Belastung erhöht sich der Strom, der gemessen 
wird. Das war das Cahn-Patent.
Der Waagebalken war aus rautenförmige gebogenem Aluminiumdraht. 
Klebestellen mit leitfähigem Kleber (Silberpulver-Zusatz) gegen die in 
diesem Bereich schon störende elektrostatische Aufladung.

Die erste Cahnwaage arbeitete noch mit Röhren, die folgenden dann mit 
den damals neu aufgekommenen OpV 709 und 741, im Regelkreis und 
Auswertung. Die Anzeige erfolgte über Kompensationsschreiber (1 - 10 mV 
Vollausschlag). Als die ersten hochauflösenden DVM mit 6 Stellen 
verfügbar waren, entfiel der Schreiber.
Im Waagebalken-Regelkreis war noch ein NTC zur Temperaturkompensation, 
der in den Regelkreis eingeschleift war. Hauptgrund dafür ist die 
Abhängigkeit der magnetischen Feldstärke von der Temperatur.
(Bei guten alten Milliamperemetern ist zur Kompensation ein kleiner 
Blechstreifen aus spezieller Legierung über dem Luftspalt verschiebbar 
angeschraubt)
Bekannt ist mir die Perkin-Elmer Mikrowaage AD2 und die Thermowaage 
TGS-2.
Die Elektronik mit den OpV ist auf einer kleinen Platine, die 
Strommeß-Widerstände haben 0,01 % Toleranz (!), die Weiterverarbeitung 
erfolgte in einem 6-stelligen DVM.
An Reparaturen waren nur Ersatz gerissener Hängebänder und bei 
Spannbandriß durch Fehlbedienung des gesamten Wägesystems bötig, aber 
nie der Regelkreis.

Diese Waagen sind ohne Fehlbehandlung sehr einfach und robust und 
durchaus DIY-fähig. Ein normales DVM gibt immerhin schon 4-5-stellige 
Ergebnisse, mit einem 24-bit ADC entsprechend mehr. Thermostatisierter 
Betrieb ist dann aber nötig.

Hier noch ein Link zur Glasfadenwaage und der Kalibration:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=29076.msg216819#msg216819

Soviel erstmal   -   Werner

P.S.:  @Michael:
Ohne Elektronikerfahrung ist Dein Wunsch hoffnungslos, da hilft auch ein 
Schaltplan nichts!
Suche Dir einen Elektroniker, der Dir helfen kann

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Michael schrieb:
> Ich verstehe leider nichts von Schaltungstechnik und bräuchte einen
> klaren Schaltplan.

Die genaue Auslegung der Schaltung ist ein regelungstechnisches Problem 
und hängt von der Dämpfung des Zeigerwerks ab, wie auch im Video 
erläutert.

von Michael B. (laberkopp)


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Michael schrieb:
> Ich verstehe leider nichts von Schaltungstechnik und bräuchte
> einen klaren Schaltplan.

Die Schaltung von stopperl:
1
+5V  +5V      +5V
2
 |    |        |
3
470R 10k    10kPoti<-|+\
4
 |    |        |     |  >------+--680R--100uAMeter-- GND
5
 |    +--470k--(--+--|-/       |
6
 |    |        |  |            |
7
LED::|<        |  +------470k--+
8
 |    |E       |  |
9
GND  GND      GND +--200k--+-----1MPoti--+     
10
                           |        ^    |
11
                      +5V  +--|+\   |    |
12
                       |      |  >--+----+-- Messausgang
13
                    10kPoti<--|-/
14
                       |
15
                      GND
Aus Sicht eine E-Technikers eine Katastrophe. Mit dem Phototransistor in 
der Lichtschranke nutzt er nicht den linear von der Beleuchtung 
abhängigen Photostrom einer Photodiode sondern macht die Schaltung 
hochgradig verstärkend, und zwar vor allem verstärkend für die 
Temperatur des Transistors. Da redet er selbst von nur noch digtalem 
an/aus der Schaltung, verstärkt die aber analog mit dem zweiten OpAmp.

Die Schaltung hat viele Probleme:
1. die Regelstrecke ist PD aber sein Regler hat keinen D-Anteil
2. die Vergleichsspannungen werden aus den 5V abgeleitet, und schwanken 
daher mit den 5V die er aus einem instabilen 7805 zieht.
3. Ausserdem werden sie mit Potis abgeleitet, so was ist hochgradig 
instabil, deren Widerstandswert schwankt mit der Luftfeuchte und 
Temperatur.
4. Selbst die Helligkeit einer LED ist bei dem Strom aus den 5V nicht 
konstant, weil bei steigender LED-Chip-Temnperatur und damit sinkendem 
LED-Spannungsbedarf die Spannung an den 470 Ohm steigt und damit der 
Strom durch die LED und damit deren Helligkeit, und zudem auch noch die 
Umwandlungseffektivität von Strom in Licht -0.55%/K abnimmt. Die LED 
Temperatur hat also einen Wäge-Einfluss von ca. 0.45% pro GradC.

Als Mess-Schaltung also völlig unbrauchbar, nur zur Demonstration.
1
  +5V
2
   |
3
  470R     +-----------------------------------+-----------+ VRef
4
   |       |                                   |           |
5
   +---+---+-------------|+\                   |           R
6
   |   |   |             |  >--+--10k--+--10k--+           | 
7
   |   |   |  +--|>|--+--|-/   |       |          +--------+
8
   |   |   |  | Photo |        +--1nF--+          |        |
9
   |   |   |  |       +----R---+       |          |        |
10
   |   |   |  |       |        |       +--|+\     |       (A)
11
 100n LED  |  |       +----C---+          |  >-+  |        |
12
   |   |   |  |                        +--|-/  |  +--|+\   |
13
   |   |   +--(----------|+\           |       |     |  >--+
14
   |   |      |          |  >--+--10k--+---10k-+-----|-/   
15
   +---+------+--|>|--+--|-/   |                  OPA4376
16
   |            Photo |        |          
17
   |            fest  +----R---+
18
   |                  |        |
19
   |                  +----C---+
20
  GND
Diese Schaltung macht einiges anders:
Sie versucht gar nicht erst die LED mit Konstantstrom zu betreiben oder 
die LED Helligkeit konstant zu halten, sondern verwendet einfach 2 
Photodioden, eine immer halb von der LED beleuchtet, die andere von dem 
Alufolienschnipsel am Zeiger abgedeckt. So heben sich Strom- und 
Lichtänderungen schon mal raus, es wird nur noch die Differenz auf 0 
geregelt. Dann wird der Strom und damit die Helligkeit auf den 
Photodioden mit 2 Transimpedanzverstärken in eine Spannung gewandelt, 
die R und C parallel zu den OpAmps bestimmen die Verstärkung, der R ist 
so zu wählen daß bei normaler (halber) Helligkeit auf den LEDs die 
Spannung am OpAmp Ausgang bei ca. 2.5V liegt (also 1.25V über der 
Eingangsspannung) und der C ist ein kleiner Kondensator der die 
Kapazität der Photodiode bekämpft, 10pF reichen meist es sei denn die 
Kabelzuleitungen zu den LEDs haben auch eine Kapazität. Wenn's schwingt, 
war C zu klein, bei zu grossem C wird der Regler zu langsam.
Dann folgt ein Differenzverstärker mit eigentlich beliebigem 
Verstärkungsfaktor, ich nahm 1, und ein Spannungs- und Strom Wandler der 
das Messinstrument mit Strom betreibt, gemessen über den R rechts oben.

Dieser R rechts oben wirkt genau wie die Verstärkung des 
Differenzverstärkers, macht man ihn grösser muss auch die Verstärkung 
des Differenzverstärkers grösser gemacht werden, ist er aber zu klein, 
kommt man in den Bereich der Offsetspannungen der OpAmps. Wähle den R 
so, daß bei Messinstrument-Vollausschlag (100uA?) ca. 1V an ihm abfällt 
(10k), an ihm wird auch die Spannung gemessen die als Ausgangssiognal 
der Waage gilt (wenn das anzuschliessende Multiemeter lieber 0.2V misst, 
dann nimm halt 2k und genauere OpAmps).

Der Kondensator von 1nF soll den D-Anteil des Regkers darstellen, er ist 
an die Trägheit deines Instruments anzupassen.

Die 100nF parallel zur LED stabilisieren die LED Spannung, weil die auch 
als Refernzspannung für den Rest der Verstärker (virtuelle Masse) 
hergenommen wird, 1000 mal stabiler als die Versorgungsspannung.

Wie genau kann man werden ? Die Schaltung hängt nur von der Stabilität 
und relativen Genauigkeit der Widerstände und Eingangsoffsetspannugen 
der OpAmps im Vergleich zu den ca. 1V Signalamplitude ab, und der 
Temperaturabhängigkeit der Umwandlung von Strom in Kraft vom 
Messinstrument (welches mit NTC ausgeglichen werden sollte).

: Bearbeitet durch User
von Cerberus (Gast)


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Michael schrieb:
> Ich verstehe leider nichts von Schaltungstechnik und bräuchte einen
> klaren Schaltplan.

Ne, einen hinter die Ohren, weil du nicht richtig liest.
Das ganze ist ein ein Kombination aus Feinmechanik und
Feinelektronik, also nix für Amateurbastler.
Du bist nur zu geizig dir ein fertiges Gerät zu kaufen.
Mehr steckt nämlich nicht dahinter. Du hast hier mehr Output
bekommen als du verdient hast. Mach was draus oder lass es.
Die Community hilft hier gern, bei Einzelproblemen, aber nicht
bei ganzen Projekten, denn dafür ist das Forum nicht da.

von Hp M. (nachtmix)


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Werner H. schrieb:
> Eine Waage für das Chemielabor, und dort ist der zahlenmäßig größte
> Einsatzubereich, war früher ein meisterlich konstruiertes mechanisches
> Präzisionsinstrument. Der Meßbereich ist für analytische Zwecke meist
> 200g mit einer Auflösung von <1 mg, also 6stellig und linear.

Aber das ist eben längst noch keine Mikrowaage.
So ein Teil (Sartorius 3705) benutze ich hier als Briefwaage. Meßbereich 
160g, Auflösung 1mg.
Man kann mit dieser oberschaligen Waage noch ganz gut ohne Windschutz 
arbeiten, aber die elekrostatischen Kräfte mancher Kleidungsstücke 
können nerven.
Es wäre möglich, daß ich aus dunklen Quellen sogar den Schaltplan dafür 
habe, aber mach dir nichts vor: Einen Selbstbau schaffst du nicht!

Werner H. schrieb:
> Ein normales DVM gibt immerhin schon 4-5-stellige
> Ergebnisse, mit einem 24-bit ADC entsprechend mehr.

Schön wärs!
Die letzten Bits dieser Wandler bestehen hauptsächlich aus Rauschen und 
wenn man nicht außerordentlich sorgfältig vorgeht, ist bei 18 stabilen 
Bits Schicht.
Das entspräche dann etwa der Leistung des uralten ADC obiger Waage, aber 
da waren Künstler am Werk!
Erstaunlicher Weise kommt deren Elektronik nämlich mit überwiegend 
hausbackenen Teilen aus: Ein paar 741 und überwiegend 4000er CMOS-ICs.
Das teuerste daran dürfte die auf Tk0 ausgesuchte 1N829 (Zenerdiode) 
sein.

Kunst kommt von Können!

von Werner H. (werner45)


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Es geht hier aber nicht um Tauchspulwaagen samt deren Mechanik, sondern 
um Waagen nach dem Drehspulprinzip.
Und das ist viel einfacher, weil nur 1 Lagerung und 1 Regelkreis nötig 
sind.

Übrigens wurde statt der 1N829 schon lange der LM399 verwendet.

Gruß   -   Werner

: Bearbeitet durch User
von Lurchi (Gast)


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Die Auslegung der Regelschaltung hängt recht stark vom Messwerk und der 
Lichtschranke ab. Von daher wird man einiges probieren / abgleichen 
müssen bis der Zeiger stabil ist. Im Video ist die Fahne am Zeiger schon 
recht schwer - wenig Masse wäre da gut.

Für die Demonstration kann die einfache Schaltung ausreichen - besonders 
stabil wird die aber ggf. nicht sein. Immerhin sind die Temperaturdrift 
von LED und Phototransistor gegenläufig. Die Drift sollte vor allem den 
Nullpunkt betreffen, nicht so sehr den Skalenfaktor.

von Hp M. (nachtmix)


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Werner H. schrieb:
> Es geht hier aber nicht um Tauchspulwaagen samt deren Mechanik, sondern
> um Waagen nach dem Drehspulprinzip.
> Und das ist viel einfacher, weil nur 1 Lagerung und 1 Regelkreis nötig
> sind.

Ich weiß, aber dennoch steckt auch da der Teufel im Detail.
Bei der Spannbandaufhängung (und sogar bei den alten Apothekerwaagen) 
ändert sich nämlich bei Belastung die Geometrie bzw. die Lage des 
Schwerpunkts.
Wenn dadurch Fehler im Promillebereich entstehen, nützt dir auch ein 
24-Bit ADC und ein LTZ1000 nichts mehr.

von Michael H. (mihi)


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Danke für die ganzen Inputs nur hat es nichts mit Geiz zu tun. 
Professionelle Waagen sind für privat einfach viel zu teuer. Ich habe 
eine Waage die bis ca. 10mg-Bereich messen kann. Ich war auf der Suche 
nach einer kostengünstigen Messmöglichkeit für den Sub-mg Bereich 
(0,05-10mg).
Ich bin durchaus in der Lage eine Schaltung aus bestehendem Schaltplan 
nachzubauen. Nur tue ich mich mit der Auslegung von Regelkreisen schwer, 
da ich damit zu selten Berührung habe.

Michael Bertrandt erwähnt ja auch zahlreiche Fallstricke an die man 
denken muss. Ich denke sein Ansatz ist gut, bedarf aber weiterer 
praktischer Erprobung.

Das ganze sollte auch zur Anregung dienen, da es sicher auch andere 
Interessenten für so etwas gibt. Da ja keine exotischen Bauelemente 
verwendet werden,  ist Projekt auch kostenseitig interessant.

Einen schönen Sonntag euch.
Michael

von Werner H. (werner45)



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Ich habe mich erbarmt, die Kisten auf dem Dachboden durchsucht und noch 
Unterlagen gefunden.

Eine Ansicht, Prinzip und Daten sowie ein zweiteiliger Schaltplan einer 
Ultramikrowaage nach dem Drehspulprinzip im Anhang. Das war die zweite 
Generation. Das DVM war das größte Teil im Gehäuse, dann ein kleiner 
Trafo und kleine Platinen. Alles sehr übersichtlich und robust, keine 
Ausfälle.
Die originale, röhrenbestückte Cahn-Waage erster Generation hatte die 
Abmessungen einer längs halbierten Waschmaschine.

Damals, 1974, war eine fünfstellige Anzeige schon echter Luxus (üblich 
waren dreieinhalbstellige (2000 Counts). Für eine Ultramikrowaage reicht 
das aber völlig aus. Alle Mikroanalysengeräte liefern sowieso nur 3 
gültige Stellen, das ist auch heute noch so (bestenfalls 4).

Gruß   -   Werner

von Hp M. (nachtmix)


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Michael H. schrieb:
> Professionelle Waagen sind für privat einfach viel zu teuer.

Dann sag doch mal, wieviel du ausgeben kannst und was deine 
Vorstellungen von Meßbereich und Auflösung sind.
Vielleicht kenne ich jemanden, der etwas Passendes hat....

von Michael H. (mihi)


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@ Werner
Danke für die Unterlagen

Ich würde 200€ investieren. Als Messbereich wäre es schön von 0.1mg bis 
10mg mit einer Auflösung von 0.01mg(0.02mg)

von Hp M. (nachtmix)


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Na, ja, wenn es in gute Hände kommt, gäbe es dafür z.B. so etwas: 
https://www.mt.com/dam/mt_ext_files/Editorial/Generic/1/AE240_BA_0x000010083f817d8940009f1e_files/ae240-ba-e-702499.pdf
Da sie schon ein paar Jahre im Schrank steht, müssen wir in einer 
stillen Stunde aber erst ausprobieren, ob sie noch funktioniert.
Kannst du sie selbst abholen, etwa zwischen Bonn und Koblenz?

Wenn du mal ein bischen plauderst, was du damit anfängst, könnte ich mir 
vorstellen, dass du alternativ auch eine Ultramikrowaage mit 0,1µg 
Auflösung haben könntest ;-)

von Oblivion Spawn (Gast)


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Cerberus schrieb:
> Die Community hilft hier gern, bei Einzelproblemen, aber nicht
> bei ganzen Projekten, denn dafür ist das Forum nicht da.

Was Du so denkst... Ich finde den Thread hochinteressant.

von Michael H. (mihi)


Angehängte Dateien:

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Hallo nachtmix,

Ja die Waage wäre schon das was ich suche, Ultramikro wär dann der 
Hammer, wenn es ginge.
Leider ist die geografische Lage so garnicht mein Einzugsgebiet. Da 
müsste ich mal schauen, ob das mit der Abholung irgendwie möglich wäre.

Der Verwendungszweck ist recht schnell erklärt. Ich habe noch ein 
Ourdoorhobby. Ich gehe gelegentlich Gold waschen und möchte die Funde 
gern nach Größe und Aussehen klassifizieren. Damit lässt sich einiges 
zum Ursprung herleiten. Dazu suche ich verschiedene Gegenden auf, auch 
wenn da niemand erwas vermutet. Manchmal auch mit Hilfe alter 
geologischer Karten mit Hiweisen, die natürlich geprüft werden müssen. 
Nun ist es ja so dass Funde größer 100mg in D schon eher die Ausnahme 
sind und das meiste doch sehr viel kleiner. Auch der "Beifang" ist 
manchmal überraschend und lohnt sich festzuhalten. Um die statistische 
Aufarbeitung anzugehen, braucht es die Waage.

Einen schönen Abend noch.
Michael

von Patrick J. (ho-bit-hun-ter)


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Hi

Wie transportiert man so eine Waage?
Könnte mir vorstellen, daß Die auf dem Beifahrersitz - angeschnallt - 
irgendwie nicht korrekt transportiert wird.

Zwischen 'Nähe Koblenz' und Siegen könnte ich als Zwischenstop fungieren 
- wäre mir aber recht, wenn die Waage die Fahrt auch überlebt :/

MfG

PS: interessantes Hobby

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Hübsch.
Ich habe auch mal versucht Gold zu waschen, im Regen.
Die Körnchen waren auch etwa so groß, aber entpuppten sich dann 
lediglich als Pyrit   )-:

Michael H. schrieb:
> Auch der "Beifang" ist
> manchmal überraschend und lohnt sich festzuhalten. Um die statistische
> Aufarbeitung anzugehen, braucht es die Waage.

Bei solchen Präzisionsinstrumenten schmeisst man aber den Dreck nicht 
einfach auf die Waagschale, sondern man verwendet ein Gefäß, z.B. ein 
aus Alufolie gefaltetes Schiffchen oder ein Wägegläschen.
Papier funktioniert nicht, weil das durch Feuchtigkeitsaufnahme oder 
-abgabe ständig sein Gewicht verändert.
Weil die Tara also oft viel schwerer ist als das eigentliche Wägegut, 
wärest du mit einem umgemodelten Zeigerinstrument oder soetwas
> Als Messbereich wäre es schön von 0.1mg bis
> 10mg mit einer Auflösung von 0.01mg(0.02mg)

wohl nicht weit gekommen.

Selbstabholung wäre aber schon von Vorteil.
Zwar haben Waagen selbstverständlich eine Transportsicherung, die man so 
oder so aktivieren muß, aber eine sichere Verpackung herzustellen ist 
schon ein etwas mühsames und zeitraubendes Unterfangen, das der Besitzer 
gerne vermeiden würde.
Wo solls denn hingehen?

von Michael H. (mihi)


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Das das nicht so auf die Waage kommt ist klar ? Gläschen und Co. sind 
vorhanden.

Ziel wäre 1mal quer durch die Republik in die Nähe von Dresden.

von Werner H. (werner45)


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Die Mikrowaagen sind robust und einfach zu transportieren, das 
Wägesystem hat sehr wenig träge Masse, keine Schneiden und man kann die 
Waage im Kofferraum transportieren.
Die Verkäufer hatten immer eine im Auto.

Die von mir gezeigte Waage hatte keine Transportsicherung und überstand 
sogar einen Schütteltest problemlos:
Ein Eichgewicht wurde in die Waagschale gelegt und gewogen. Daraufhin 
wurden die Waagschalen entfernt, die Waage ausgeschaltet und das 
separate Wägesystem geschüttelt (natürlich nicht zu brutal). Nach 
Wiedereinschalten und Nachwägen  wurde der vorherige Gewichtswert wieder 
angezeigt. Das überzeugte jeden Kunden von der Robustheit und 
Stabilität.

Als Gehänge war ein dünnes Platinbändchen mit leitfähigem Kleber an den 
Aluwaagebalken angeklebt. Am unteren Ende zu einer Schlaufe 
punktgeschweißt. Dort wurde der Schälchenhalter eingehängt. Der Halter 
bestand aus ein einem dünnen Drahtring aus einer harten Platinlegierung 
mit einem seitlich angepunkteten Bügel mit Haken zum Einhängen in die 
Schlaufe. Der Ring mit etwa 8 mm Durchmesser nahm hutförmig aus Alufolie 
geprägte Wägeschälchen auf.

Das Problem aller Ultramikrowaagen ist die elektrostatische Aufladung, 
die Kräfte liegen im Wägebereich. Als Abhilfe konnte man eine schwach 
radioaktive Folie zukaufen, die ins Waagegehäuse gelegt wurde und darin 
die Luft ionisierte. Damit waren die Probleme beseitigt, bis die EU 
diese Folien per Erlaß verbot, sie durften offiziell nicht mehr verkauft 
werden. Aber in England waren sie noch erhältlich.
Kunden, die keine Verbindung nach England hatten oder keine Dienstreise 
dorthin genehmigt bekamen, mußten improvisieren: Eigenbau eines Uran- 
oder Thoriumpräparates (Verbindungen beider waren erhältlich). Uranoxid 
wurde in verdünntem Zaponlack aufgeschlämmt und in ein Metall- oder 
Glasschälchen geschüttet und getrocknet.
Heute ist das warscheinlich auch verboten, aber es hilft am besten und 
wird immer noch gemacht.

Gruß   -   Werner

von Michael H. (mihi)


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Um nicht ganz vom Ausgangsthema abzuschweifen hier mal noch ein Artikel 
den ich gefunden habe.

https://erowid.org/archive/rhodium/chemistry/equipment/scale.html

Das scheint recht simpel aufgebaut zu sein.

Schönen Tag euch.

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