Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rauscharme Mikrofon-Spannungsversorgung (1.3V)


von Burkhard K. (buks)


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Zur Spannungsversorgung eines Knowles FG-23629 Mikrofons (für 
Ultraschall) wird eine rauscharme Spannungsversorgung von ca. 1.3V, zu 
gewinnen aus 3.3V Eingangsspannung, benötigt. In dem interessierenden 
Frequenzbereich >70 kHz wird das Spannungsrauschen mit <156dBV 
(~20nV/rtHz) angegeben.


Nominelle Versorsungsspannung ist 1.3V, möglich sind laut Datenblatt 0.9 
- 3.0V. Bei 1.3V beträgt die Stromaufnahme max. 50 uA. Würde sich hier 
eine rauscharme Referenz zur Spannungsversorgung eignen - und wenn ja 
welche? (Nicht alle Datenblätter machen Angaben zum Spannungsrauschen 
bei höheren Frequenzen).

von Lurchi (Gast)


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Für 50 µA bei 1-3 V und Rauscharm wäre bei mir eine Alkaline AA Zelle 
die erste Wahl.

von Anja (Gast)


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Burkhard K. schrieb:
> Würde sich hier
> eine rauscharme Referenz zur Spannungsversorgung eignen

mhm, eine der rauschärmsten Referenzen (LTZ1000) hat bei 7V Ausgang 
45nV/sqrt(Hz) oberhalb 1 kHz. (also etwa 6nV / V Ausgang).

Eine AD586 hat etwa 100nV/sqrt(Hz) bei 5V Ausgang.

Beides sind rauscharme "buried Zener" Referenzen die >10V input 
brauchen.

Bei 3.3V input gibt es nur ca Faktor 5 stärker rauschende "band gap" 
Referenzen. Die einzige Ausnahme die ich kenne ist die LTC6655. In der 
1.25V Version sind etwa 20nV/sqrt(Hz) mit einem 10uF Ausgangskondensator 
spezifiziert. Dafür genehmigt sich die Referenz auch 5mA Strom.

Falls das nicht reicht könnte man auch zusätzlich mit Tiefpaß und 
rauscharmem Op-Amp nachfiltern.

Die einfachere Lösung ist eine NiMh-Zelle (AA) oder eine Alkaline.

Gruß Anja

von Burkhard K. (buks)


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Anja schrieb:
> Die einzige Ausnahme die ich kenne ist die LTC6655.
Danke, diese Referenz ist mir bei meiner Suche auch aufgefallen, würde 
gut passen. Fast schon Overkill, "initial accuracy" und "long time 
stability" spielen für meine Anwendung kaum keine Rolle.

> Falls das nicht reicht könnte man auch zusätzlich mit Tiefpaß und
> rauscharmem Op-Amp nachfiltern.
Das würde ich gerne vermeiden.


> Die einfachere Lösung ist eine NiMh-Zelle (AA) oder eine Alkaline.
AA wäre im Verhältnis zur restlichen Platine natürlich riesig. Gibt es 
einen wesentlichen Unterschied zwischen AA und AAA?

Die Lösung mit Batterie- oder Akku-Zelle würde einen Analog-Schalter 
erfordern - wie wirkt der sich auf das Rauschverhalten aus?

von Bernd K. (bmk)


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Burkhard K. schrieb:
>
> AA wäre im Verhältnis zur restlichen Platine natürlich riesig. Gibt es
> einen wesentlichen Unterschied zwischen AA und AAA?
>
Ja, eine AAA Alkali Zelle hat weniger Kapazität.

Hier mal die Daten einer solchen Zelle:
https://d2ei442zrkqy2u.cloudfront.net/wp-content/uploads/2016/03/MN2400_US_CT1.pdf

Bei 1mA Entladestrom hat diese Zelle eine Kapazität von 1400 mAh
und wird somit nach 1400 Std entladen sein = 58 Tage.

Bei 50 µA Entladestrom wird die Zelle nach 1166 Tagen entladen sein
was rd. 3 Jahren entspricht.

Damit sollte sich ein Schalter erübrigen.

von Einwand Euer Ehren (Gast)


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Sind die 50uA wirklich der Betriebsstrom? Oder nicht doch ein Leckstrom 
ohne Belastung?

von Anja (Gast)


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Burkhard K. schrieb:
> Gibt es
> einen wesentlichen Unterschied zwischen AA und AAA?

AA hat einen besseren Innenwiderstand. -> auch etwas weniger Rauschen
AAA Zellen (NiMh) sind bei mir regelmäßig schneller defekt.

> Die Lösung mit Batterie- oder Akku-Zelle würde einen Analog-Schalter
> erfordern - wie wirkt der sich auf das Rauschverhalten aus?

Naja 60 Ohm entsprechen 1nV/sqrt(Hz) bei guten Widerständen.
Bei Analogschaltern und 70 kHz wird es einiges Übersprechen von der 
Versorgung zusätzlich geben.
Aber ich verstehe nicht warum man nicht die Eingangsseite der Referenz 
schalten können soll.

Gruß Anja

von MaWin (Gast)


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Burkhard K. schrieb:
> Nicht alle Datenblätter machen Angaben zum Spannungsrauschen bei höheren
> Frequenzen

Höhere Frequenzen lassen sich problemlos mit RC oder LC Kombinationen 
dämpfen, spielen also bei so kleinem Strom keine Rolle.

von Peter D. (peda)


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Für NF nimmt man einfach eine simple RC-Siebung, da die genaue Spannung 
ja keine Rolle spielt.
Wegen Mikrofonie aber keine MLCCs benutzen, sondern Elkos.
Primärelemente rauschen deutlich (chemische Vorgänge), daher wird auch 
bei Batteriespeisung für die Eingangsstufen mit RC gesiebt.

von Lurchi (Gast)


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Die Batterie dürfte auch kleiner sein, ggf. sogar eine etwas größere 
Knopfzelle. 50 µA sind schließlich sehr wenig - da lohnt auch noch kein 
Akku. Das Rauschen wäre minimal höher, aber immer noch sehr niedrig. Ein 
analoger Schalter wäre auch kein Problem.

So empfindlich auf Störungen sollte ein Mikrofon aber eigentlich nicht 
sein, im Ultraschall Bereich sind auch Kondensatoren recht effektiv - 
aber natürlich nicht gerade Klasse 2 Keramik, denn die funktionieren 
ggf. auch als Ultraschall Mikrofon / Sender.

von Harald W. (wilhelms)


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Lurchi schrieb:

> natürlich nicht gerade Klasse 2 Keramik, denn die funktionieren
> ggf. auch als Ultraschall Mikrofon / Sender.

Es gibt genügend Kerkos ohne Mikrofonieeffekt Dazu muss man ins
jeweilige Datenblatt gucken. Dies Kerkos sind dann aber räumlich
etwas grösser.

von MaWin (Gast)


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Harald W. schrieb:
>> natürlich nicht gerade Klasse 2 Keramik
>
> Es gibt genügend Kerkos ohne Mikrofonieeffekt

Daher schrieb er Klasse 2, du weisst nicht, was das bedeutet ?

von Burkhard K. (buks)


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Einwand Euer Ehren schrieb:
> Sind die 50uA wirklich der Betriebsstrom?

Im Datenblatt steht: "Amplifier Current Drain: max. 50uA".

M.W. enthält die Kapsel an Elektronik lediglich einen JFET zur 
Impedanzanpassung, der maximale Signalhub liegt unter 50mV pp und Rs 
wird mit (nominell) 4.4kOhm angegeben.

von Burkhard K. (buks)


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Lurchi schrieb:
> So empfindlich auf Störungen sollte ein Mikrofon aber eigentlich nicht
> sein,

Oberhalb von 12,5kHz fällt die Empfindlichkeit mit 12dB pro Oktave ab, 
was ein Hochpass ausgleichen muss. Bei 100kHz liegt die 
Gesamtverstärkung bei bei ca. 46dB. (Meine Schaltungsidee zu besichtigen 
hier: Beitrag "Re: FDA Mikrophonverstärker - Bitte um Review"). Aufgrund 
dieser hohen Verstärkung nimmt das Rauschen gerade bei hohen Frequenzen 
stark zu.

von Lurchi (Gast)


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Wenn das Mikrofon schon ab 12 kHz in der Empfindlichkeit abfällt, sollte 
man ggf. nach einer besser geeigneten Kapsel suchen. Es gab zumindest 
auch mal welche ohne den Abfall. Ich habe mal vor 20 Jahren eine 
Senheiser Kapsel genutzt - da ging es bei ca. 15 kHz erst einmal noch 
hoch in der Empfindlichkeit und bis 100 kHz kann auch noch was an, ohne 
große Tricks. Viele Kapseln haben einen Tiefpass integriert, um den 
Anstieg der Empfindlichkeit zu kompensieren, so dass es im Audiobereich 
glatt ist. Das wird ggf. zu den hohen Frequenzen ein Problem.

In der Regel nimmt bei den Elektret-mikrofonen das Rauschen zu höheren 
Frequenzen ab. Wie es allerdings deutlich über 20 kHz aussieht weiss ich 
nicht. So super niedrig dürfte das Rauschen nicht sein - bei 50 µA 
sollte man eher nicht mit viel unter 5 nV/Sqrt(HZ) rechnen. Ggf. wäre 
eine Kapsel mit etwas höherem Strom besser.

Um den im Mikrofon intergrierten Tiefpass zu umgehen / auszuschalten 
könnte man ggf. mit einem Verstärker in Basisschaltung besser weg 
kommen. Mit dem JFet im Mikrofon hätte man dann eine Kaskode und ggf. 
mehr Verstärkung auch zu hohen Frequenzen.

von Armer Schlucker (Gast)


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Ich will diesen Thread nicht kappern, aber bitte erlaubt mir eine kleine 
Nebenfrage zu stellen. Anja, du hast von einerLTZ1000 Referenz 
berichtet. Wo kann man die als Einzelstück kaufen? Vielen Dank!

von Anja (Gast)


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Hallo,

Armer Schlucker schrieb:
> Anja, du hast von einerLTZ1000 Referenz
> berichtet. Wo kann man die als Einzelstück kaufen?

DigiKey, Arrow (Spoerle), LT-direkt(mit Kreditkarte) oder auch Conrad 
Beschaffungsservice (zum doppelten Preis).
Du brauchst dann nur noch die entsprechenden Präzisionswiderstände 
(Draht oder Metallfolie) dazu.

Peter D. schrieb:
> sondern Elkos.
> Primärelemente rauschen deutlich (chemische Vorgänge), daher wird auch
> bei Batteriespeisung für die Eingangsstufen mit RC gesiebt.

Elkos rauschen leider auch (ist ja auch Chemie).
Insbesonders der Leckstrom spielt eine Rolle.
Ich würde wenn möglich Folienkondensatoren verwenden.

Gruß Anja

von Burkhard K. (buks)


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Lurchi schrieb:
> Wenn das Mikrofon schon ab 12 kHz in der Empfindlichkeit abfällt, sollte
> man ggf. nach einer besser geeigneten Kapsel suchen.

Eine Alternative wären tatsächlich Kondensatormikrofone (mit 
polarisierender Vorspannung). Diese weisen eine quasi flache 
Empfindlichkeitskurve auf, haben allerdings meist eine starke 
Richtcharakteristik (hier unerwünscht). Wie sich solche  Mikrofone 
selbst herstellen lassen, beschreibt z.B. Justin A. T. Halls: "A 
COMPARISON OF BACKPLATE DESIGNS FOR HOMEMADE MICROPHONES FOR AIRBORNE 
ULTRASOUND", 2004. Aufgrund der benötigten hohen Vorspannung (ca. 
150Volt) und der erwähnten Richtcharakteristik habe ich diese Richtung 
nicht weiter verfolgt. Kommerzielle angebotene Mikrofone + Headstage für 
den Ultraschallbereich gehen schon mal für tausend Euro+ über den 
Ladentisch.

Das Elektretmikrofon FG-23629 von Knowles ist dagegen fast schon ein 
Quasi-Standard für Ultraschalldetektoren, mehrere kommerzielle Geräte 
(Petterson, SSF3 Bat, Dodotronic) arbeiten damit, die Probleme mit der 
abfallenden Empfindlichkeit lassen sich also in den Griff bekommen - 
genau das versuche ich mit meinem Projekt.

>In der Regel nimmt bei den Elektret-mikrofonen das Rauschen zu höheren
>Frequenzen ab.
Das ist auch hier der Fall, das Rauschen fällt von 140dBV/rtHz bei 12kHz 
auf ca. 156 dBV/rtHz bei 100kHz.

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