Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wie beim Projektmanagement um Verständnis werben?


von sid (Gast)


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Hallo,

mich würde eure Meinung zu folgenden Sachverhalt intressieren:

Ein neues Software-Projekt steht in den Startlöchern einer kleinen 
Firma. Entstehen soll ein Produkt womit der Kunde arbeiten kann. Das 
Unternehmen hat sehr viel Kompetenz im eigenen Fachbereich, allerdings 
fehlt mMn viel Kompetenz im Bereich der Softwareentwicklung. Die 
fachliche Logik soll mittels eigener Sprache/Compiler/ToolChain 
umgesetzt werden. Es ist schon eine gewisse Vorarbeit entstanden und die 
derzeitigen Entwickler machen das auch bestimmt mit den besten 
Vorsätzen...

Aber ich bezweifle allerdings stark, dass eine eigene 
Sprache/Compiler/ToolChain zielführend für das Produkt sind. Oder ums 
kurz auszudrücken:
Ich denke es wurde sich in eine sehr komplexe Lösung verrannt die für 
mich viel mehr offensichtliche Nachteile als Vorteile bietet.



Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?

PS: mir geht es hier nicht um die Diskussion von technischen Details. 
Mich würde nur intressieren was ihr für einen guten Ansatz haltet, um 
das Produkt an sich evtl. noch auf eine andere Schiene zu heben.

von Der Andere (Gast)


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sid schrieb:
> was ihr für einen guten Ansatz haltet

Da gibts nur die folgenden Gründe:

spart Geld
spart Zeit
bringt mehr Nutzen
bringt mehr Kunden

und zwar nachvollziehbar in Zahlen ausgedrückt.

Ansonsten steht dir frei in deiner Freizeit ein (Teilprojekt) mit der 
von dir propagierten Technologie zu implementieren und deinen Chefs das 
dann als Beleg deiner These zu zeigen.

Das Posting klingt für mich wie das Gejammer eines Teils unserer 
SW-Entwicklung, die ständig neue Tools und Methoden ausprobiert aber 
seit Jahren nix gescheits rausgebracht hat mit dem man Geld verdienen 
kann.
Das wird seit über 10 Jahren durch die Gruppen verdient, die mit den 
bewährten Tools bestehende Produkte erweitern und auch neue 
(Teil)Produkte implementieren.

von A. S. (Gast)


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sid schrieb:
> Die fachliche Logik soll mittels eigener
> Sprache/Compiler/ToolChain umgesetzt werden.

Mache Dich mit der Sprache und der fachlichen Logik vertraut und setze 
das in einer für Dich genehmen Sprache um.

Wenn Du innerhalb von einem Tag keinen vielversprechenden Ansatz 
findest, dann vergiss es.

von Quatsch (Gast)


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sid schrieb:
> Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?

Kündigen.

von A. H. (dernetteeddie1978)


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>Da gibts nur die folgenden Gründe:

>spart Geld
>spart Zeit
>bringt mehr Nutzen
>bringt mehr Kunden

>und zwar nachvollziehbar in Zahlen ausgedrückt.

Konkrete Beispiele helfen da meistens gut weiter.
Wenn ein Management trotzdem nicht vernüftig entscheidet bleibt nur noch 
eins:

>sid schrieb:
> Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?

>Kündigen.

von Falk B. (falk)


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@ sid (Gast)

>Unternehmen hat sehr viel Kompetenz im eigenen Fachbereich, allerdings
>fehlt mMn viel Kompetenz im Bereich der Softwareentwicklung. Die
>fachliche Logik soll mittels eigener Sprache/Compiler/ToolChain
>umgesetzt werden.

Optimale Kombination.

> Es ist schon eine gewisse Vorarbeit entstanden und die
>derzeitigen Entwickler machen das auch bestimmt mit den besten
>Vorsätzen...

;-)

>Aber ich bezweifle allerdings stark, dass eine eigene
>Sprache/Compiler/ToolChain zielführend für das Produkt sind.

Wahrscheinlich. Man sollte als ersten Ansatz so weit wie möglich mit 
Standardlösungen arbeiten und nur dann, wenn es WIRKLICH nötig ist und 
DEUTLICHE Vorteile bringt, auf Sonderlösungen einschwenken.

>Ich denke es wurde sich in eine sehr komplexe Lösung verrannt die für
>mich viel mehr offensichtliche Nachteile als Vorteile bietet.

Kann sein, ist aber nur deine Ansicht.

>Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?

Warum? Damit die vermeintliche Sackgasse verläßt, bevor noch mehr Geld 
verbrannt wird? Damit du glücklich bist?

Das ist gar nicht dein Job und in den allermeisten Situationen ist deine 
Meinung gar nicht gefragt.

>Mich würde nur intressieren was ihr für einen guten Ansatz haltet, um
>das Produkt an sich evtl. noch auf eine andere Schiene zu heben.

Das ist ein gefährliches Pflaster, auf dem du dich bewegst. Denn neben 
den technischen Belangen, die fast immer als Letztes eine Rolle spielen, 
geht es hier vor allem um Psychiologie. "Die da oben", Chef und seine 
Freunde haben das Projekt losgetreten und die Eigenentwicklung als ganz 
tolle Idee gehabt. Und wenn sich jetzt rausstellt, daß das eher ein 
Eigentor war? Hmm, ob der Chef (oder wer auch immer) selbstkritisch 
genug ist, um das zu erkennen und zu korrigieren?
Mal abgesehen davon, daß man auch ansatzweise technisch nachweisen muss, 
daß es eine Sackgasse ist. Da kann man sich auch den Mund fusselig 
reden.

Mach's wie die Arbeiter beim BER. Einfach laufen lassen, solange man 
dafür bezahlt wird. "Die da oben" müssen und wollen das schließlich 
entscheiden und nicht der kleine Pampel.

von sid (Gast)


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Der Andere schrieb:
> spart Geld
> spart Zeit
> bringt mehr Nutzen
> bringt mehr Kunden

Klingt erstmal logisch, erwarte da aber typische Konter:
"Wir haben schon so viel Zeit/Aufwand/Geld investiert, wir müssen das 
jetzt so durchziehen."
Oder
"Mehr Nutzen / mehr Kunden ist doch nur spekulativ"

Der Andere schrieb:
> Das Posting klingt für mich wie das Gejammer eines Teils unserer
> SW-Entwicklung, die ständig neue Tools und Methoden ausprobiert aber
> seit Jahren nix gescheits rausgebracht hat mit dem man Geld verdienen
> kann.
> Das wird seit über 10 Jahren durch die Gruppen verdient, die mit den
> bewährten Tools bestehende Produkte erweitern und auch neue
> (Teil)Produkte implementieren.

Das sehe ich genauso, es sollte zur Umsetzung eines Projekts eben nicht 
noch künstliche Komplexität mit eingebracht werden. Ich halte es 
allerdings schon für notwendig auch mal über den Tellerrand zu schauen. 
Nur muss das eben im sinnvollen Rahmen bleiben.

Achim S. schrieb:
> Mache Dich mit der Sprache und der fachlichen Logik vertraut und setze
> das in einer für Dich genehmen Sprache um.
>
> Wenn Du innerhalb von einem Tag keinen vielversprechenden Ansatz
> findest, dann vergiss es.

Die eigentliche fachliche Logik ist Algorithmik die mit einer beliebigen 
Hochsprache erschlagen werden kann. Mir fehlt der "aha"-Moment, warum 
unbedingt eine eigene Sprache&Compiler dafür entwickelt werden muss. Und 
das möchte ich gern beim Managment anbringen. Wenn mir jemand plausibel 
erklären kann warum das Ganze notwendig ist --> ok.

Quatsch schrieb:
>> Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?
>
> Kündigen.

Bin erst paar Monate in der Firma. Und ich möchte auch nicht gleich die 
Flinte ins Korn werfen, vor allem weil ich meine Softskills erweitern 
will. Kündigen würde sicher für die Firma erstmal bedeuten neue Leute zu 
rekrutieren, aber ich glaub es ändert sich dann trotzdem nicht viel am 
Managment. Ich möchte das ändern, aber möglichst ohne "Hau drauf" 
Methode.

von sid (Gast)


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@Falk:
 hab grad noch deinen Beitrag bemerkt ;)
Du scheinst da schon viele einschlägige Erfahrungen zu haben..

Falk B. schrieb:
> Optimale Kombination.
Du sagst es. :D

Falk B. schrieb:
> Mach's wie die Arbeiter beim BER. Einfach laufen lassen, solange man
> dafür bezahlt wird. "Die da oben" müssen und wollen das schließlich
> entscheiden und nicht der kleine Pampel.

Ich hab bedenken, dass die Firma dadurch den Bach runter geht. Ok muss 
auch nicht mein Bier sein. Es ist aber total unbefriedigendes 
(&sinnfreies) Arbeiten.

von Falk B. (falk)


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@sid (Gast)

>Das sehe ich genauso, es sollte zur Umsetzung eines Projekts eben nicht
>noch künstliche Komplexität mit eingebracht werden.

Du vergißt den Spieltrieb der Leute. Des Chefs, der Softwerker etc.

> Ich halte es
>allerdings schon für notwendig auch mal über den Tellerrand zu schauen.
>Nur muss das eben im sinnvollen Rahmen bleiben.

Sollte es, ist aber oft nicht der Fall.

>Die eigentliche fachliche Logik ist Algorithmik die mit einer beliebigen
>Hochsprache erschlagen werden kann.

Dazu ein paar gute Beispiele wie man das Spezialproblem damit darstellt 
und fertig.

> Mir fehlt der "aha"-Moment, warum
>unbedingt eine eigene Sprache&Compiler dafür entwickelt werden muss.

Siehe oben. Plus der Drang, etwas Besonderes zu schaffen. Die Pharaonen 
ließen Pyramiden bauen, die sind heute noch zu sehen. Der kleine 
Chef/Angestellte baut halt die eigene Toolchain. ;-)

> Und
>das möchte ich gern beim Managment anbringen. Wenn mir jemand plausibel
>erklären kann warum das Ganze notwendig ist --> ok.

90% der Erklärung sind nichttechnischer Natur. Willst du die WIRKLICH 
hören?

>> Kündigen.

Ist Unsinn.

>Bin erst paar Monate in der Firma. Und ich möchte auch nicht gleich die
>Flinte ins Korn werfen, vor allem weil ich meine Softskills erweitern
>will. Kündigen würde sicher für die Firma erstmal bedeuten neue Leute zu
>rekrutieren, aber ich glaub es ändert sich dann trotzdem nicht viel am
>Managment. Ich möchte das ändern, aber möglichst ohne "Hau drauf"
>Methode.

Funktioniert auch nicht. Und das mit den Änderungen einbringen ist 
harte, politische Langzeitarbeit. Die Technik ist da nebensächlich. 
Willst und kannst du das leisten?

> hab grad noch deinen Beitrag bemerkt ;)
>Du scheinst da schon viele einschlägige Erfahrungen zu haben..

Tja, Ü40 ;-)

>Ich hab bedenken, dass die Firma dadurch den Bach runter geht.

Kann sein, ist es oft nicht. In der Praxis wird in kleinen wie großen 
Läden teilweise arg rumgemurkst, trotzdem fließt Kohle in rauen Mengen. 
Klingt komisch, ist aber so.

>Ok muss  auch nicht mein Bier sein. Es ist aber total unbefriedigendes
>(&sinnfreies) Arbeiten.

Stimmt, aber da mußt du deinen Spaß bzw. Erfüllung halt woanders suchen. 
In der Familie, Hobby, Welteroberung. Nicht zutreffendes bitte streichen 
;-)
Im einfachsten Fall in einem anderen Projekt in der gleichen Firma.

Beitrag "Re: Was machen wenn der Chef keine Ahnung hat?"

Dein Problem ist also nicht neu, im Gegenteil, es ist eher Standard.

Beitrag "Kunde wirft die fertige Arbeit weg."

von A. S. (Gast)


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sid schrieb:
> Mir fehlt der "aha"-Moment, warum
> unbedingt eine eigene Sprache&Compiler dafür entwickelt werden muss. Und
> das möchte ich gern beim Managment anbringen. Wenn mir jemand plausibel
> erklären kann warum das Ganze notwendig ist --> ok.

dann finde das doch heraus. Was nützt es, wenn der Kunde (Beweg-)Gründe 
hat und Du sie nicht kennst. Es ist sein Business.

von Falk B. (falk)


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@Achim S. (achs)

>> Mir fehlt der "aha"-Moment, warum
>> unbedingt eine eigene Sprache&Compiler dafür entwickelt werden muss. Und
>> das möchte ich gern beim Managment anbringen. Wenn mir jemand plausibel
>> erklären kann warum das Ganze notwendig ist --> ok.

>dann finde das doch heraus. Was nützt es, wenn der Kunde (Beweg-)Gründe
>hat und Du sie nicht kennst. Es ist sein Business.

Glaubst du ernsthaft, "der Kunde" hätte entschieden, eine eigene 
Toolchain zu entwickeln?

von Jack (Gast)


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sid schrieb:
> Hallo,
>
> mich würde eure Meinung zu folgenden Sachverhalt intressieren:

Mich würde erst einmal interessieren, welche Rolle du dabei spielst?

Kunde?
Berater?
Mit dem Projekt betrauter Entwickler, Manager?
Firmenmitarbeiter, aber nicht in diesem Projekt?
Außenstehender Beobachter?
Werkstudent?

Dann, welche realen Erfahrungen hast du in solchen Projekten:
Als Leiter?
Als "Architekt"?
Als Entwickler?

Wie sieht deine Kompetenz im speziellen Anwendungsbereich aus?

> Entstehen soll ein Produkt womit der Kunde arbeiten kann.

Das man das heutzutage erwähnen muss ... Wenn es nicht gerade SAP oder 
Microsoft ist, dann ist es allgemein üblich Produkte zu liefern mit 
denen der Kunde arbeiten kann.

> Das
> Unternehmen hat sehr viel Kompetenz im eigenen Fachbereich, allerdings
> fehlt mMn viel Kompetenz im Bereich der Softwareentwicklung. Die
> fachliche Logik soll mittels eigener Sprache

Domain Specific Languages (DSLs) können sehr erfolgreich sein. Gerade 
wenn die Sprache von jemandem mit "sehr viel Kompetenz im eigenen 
Fachbereich" gemacht wird.

> /Compiler/ToolChain
> umgesetzt werden.

Den Unterbau unter der DSL kann man nachträglich immer noch gerade 
ziehen. Z.B. Compiler-Spezialisten (für viel Geld) kaufen die 
optimieren. Wichtig ist erst einmal dass die DSL gut ist und nicht 
gerade 12 Passes benötigt um compiliert zu werden.

Ein halbwegs vernünftiger Informatiker der in den Grundlagen nicht 
gepennt hat sollte das überwachen können.

> Aber ich bezweifle allerdings stark, dass eine eigene
> Sprache/Compiler/ToolChain zielführend für das Produkt sind. Oder ums
> kurz auszudrücken:
> Ich denke es wurde sich in eine sehr komplexe Lösung verrannt die für
> mich viel mehr offensichtliche Nachteile als Vorteile bietet.

Klingt nach einer Einzelmeinung.

> Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?

Wie schon geschrieben, was hast du eigentlich mit dem Projekt zu tun?

Als Kunde sähe die Verständniswerbung zum Beispiel so aus:

"Will ich nicht, kauf ich nicht. Noch Fragen?"

Als Mitarbeiter außerhalb des Projektes: Gar nicht. Man kann ein Projekt 
nicht eigenhändig retten.

Als Mitarbeiter im Projekt: Zusehen dass die DSL gut wird.

von A. S. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Glaubst du ernsthaft, "der Kunde" hätte entschieden, eine eigene
> Toolchain zu entwickeln?

Ich nahm an, der Kunde hat die Fachsprache mitgebracht. Falls nicht, 
dann sollte es für sid ja noch leichter sein, dem Management seine 
Alternative zu skizzieren.

Also ernsthaft, entweder weil sein Weg plausibel ist oder mit einem 
rudimentären Mockup.

von Geheim (Gast)


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sid schrieb:
> Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?

Erstmal gar nicht. Lieber zunächst Fragen stellen:
- "Warum wird eine eigene Sprache/Compiler/ToolChain verwendet?"
- "Was sind die Vor- und Nachteile?"
- "Hat jemand mal was anderes ausprobiert bzw. sind alle happy, dass 
eine eigene Sprache/Compiler/ToolChain verwendet wird?"

von Realist (Gast)


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Eigene Ideen werden von den meisten bis in den Tod verteidigt, weil sich 
die Leute nicht eingestehen wollen, dass Kritiker allenfalls recht haben 
könnten. Wenn die Personen aber aus eigenem Antrieb als erste erkennen 
das die Idee doch nicht das Wahre ist, sieht das schon ganz anders aus. 
Dann ist ihre Idee nicht suboptimal, sondern sie haben eine Lösung 
gefunden diese nochmals zu verbessern. Ergo führe ihn ohne das er es 
merkt mit einfachen Fragen auf die Schiene das erkannt wird das die Idee 
doch nicht so gut ist.

von Danny Wilde (Gast)


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sid schrieb:

> Die fachliche Logik soll mittels eigener Sprache/Compiler/ToolChain
> umgesetzt werden.

Ohne nähere Details gibts keine sinnvolle Antwort. Die richtigen Fragen 
wurden schon oben gestellt. Also rück mal mit den Fakten raus.

von Name (Gast)


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Sag dem PM ihr solltet Scrum anwenden, dann fällt ggf. früh wenn keine 
sinnvollen Inkrements rauskommen.

von Martin S. (sirnails)


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sid schrieb:
> Wie würdet ihr beim Management um Verständnis für Änderung werben?

Gar nicht! Was interessiert Dich das auch?

Die Darstellung von Dir klingt mir stark danach, das Du als Außenseiter 
im entsprechenden Projektbereich mitschwätzen willst. Warum?

Kennst Du die Motive, die zu der Entscheidung geführt haben, eine eigene 
Toolchain zu entwickeln? Warum wurden vorhandene Lösungen (die 
prinzipiell immer angestrebt werden - alleine schon aus wirtschaftlichen 
Gründen) abgelehnt?

Was man im Berufsleben lernt: Egal ob man selbst der Überzeugung ist, 
die anderen machen Käse - solange es nicht um Manipulation oder Betrug 
geht, ist das ein Thema, dass nur diejenigen angeht, die damit selbst zu 
tun haben. Das ist der PM, die Entwickler und der VG.

Natürlich kann man immer Anregungen geben, aber wenn Du da jetzt 
hinrennst, und sagt: Ich weiß, Sie haben das so entschieden, aber sie 
machen da gerade Käse; ja dann wird Dir das keinen Gefallen tun ;-)

von Jack (Gast)


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Ich glaube der Threadstarter will nicht mehr mit uns reden. So eine 
geballte Ladung Realität kann abschrecken.

von sid (Gast)


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Danke für eure Beiträge, die Beiträge von Geheim & realist & Falk & jack 
fand ich bisher am sinnvollsten.


Ich bin zukünftiger Entwickler im Projekt von daher habe ich 
berechtigtes Interesse. Meine Motivation: in bisherigen Firmen, in denen 
ich arbeitete habe ich Projekte gesehen, die vor sich hin vegetieren. 
Entweder an der Grenze des Wirtschaftlichen und/oder an der Grenze der 
Wartbarkeit.



Martin S. schrieb:
> Warum wurden vorhandene Lösungen (die
> prinzipiell immer angestrebt werden - alleine schon aus wirtschaftlichen
> Gründen) abgelehnt?
Die Begründung ist: weil es technisch geht. --> aber nicht alles was 
technisch geht sollte auch benutzt werden.

Jack schrieb:
> Domain Specific Languages (DSLs) können sehr erfolgreich sein. Gerade
> wenn die Sprache von jemandem mit "sehr viel Kompetenz im eigenen
> Fachbereich" gemacht wird.

Es ist leider keine echte DSL sondern eine generische Metasprache die 
intern entstanden ist. --> "over the top"
Nochmal zur Erinnerung: mir geht es nicht um eine technische Diskussion 
sondern um eure Erfahrungen ob/wie ihr dem Management Bedenken 
beibringen würdet.

von yugbchjm (Gast)


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Der Schluessel zur Bewertung der Aussagen des TO ist doch hier ganz 
klar:

sid schrieb:
> Bin erst paar Monate in der Firma.

Damit ist doch auch Alles klar.


yugbchjm

von Martin S. (sirnails)


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sid schrieb:
> Ich bin zukünftiger Entwickler im Projekt von daher habe ich
> berechtigtes Interesse.

Ahhh, die Info wäre natürlich auch wichtig gewesen -.- Mensch, geizt 
doch nicht immer so rum mit Fakten.

Dann verstehe ich auch Dein Dilemma. Du bist erst recht kurz dabei, 
wirst irgendwann selbst Entwickler im Projekt und siehst, dass sich der 
PM mit seiner dämlichen Entscheidung (das scheint wohl bei PMs normal zu 
sein) verrennt.

Wenn Du ihm also jetzt vorwirfst, einen Irrweg zu gehen, dann wirfst Du 
ihm indirekt auch vor, inkompetent zu sein.

Wenn Du also wissen möchtest, wie Du ihm das am besten beigringen 
kannst, dann frage Dich, wie Du wolltest, das man Dir das sagt, wenn Du 
selbst von der Idee überzeugt bist.

Keiner kennt deinen PM. Es kann sein, dass man mit ihm Reden kann, wenn 
man sinnvolle Argumente auf den Tisch legt, und sachlich bleibt, es gibt 
aber auch Menschen wie meinen Chef, bei dem Entscheidungen nach 
Sonnenstand um 15:34 getroffen werden, und dann absolut unumstößlich 
sind. Ich habe Monate an einem Projekt deswegen verloren.

Entsprechend würde ich es einfach konstruktiv sehen. Vllt. aus anderem 
Grund ein Gespräch suchen (z.B. Entschuldigen Sie, dass ich neugierig 
bin, aber so langsam habe ich mir hier eingefunden, und bin daran 
interessiert, was zukünftig hier so alles geplant ist ... irgendein bla 
bla halt). Dann kann man das Gespräch auch schnell auf das aktuelle 
Projekt richten, und im Zuge dessen ganz unverblümt fragen: Ach ja, das 
Projekt. Da bauen wir doch aktuell eine eigene Toolchain. Jetzt wollte 
ich doch glatt mal fragen, warum wir sowas selbst machen?

So könntest Du es machen, erstmal abklopfen, warum ER das so wollte, und 
dann kann man auch konstruktiv einhaken und fragen "Aber was spräche 
gegen Lösung xyz? Immerhin wäre das schon fertig und wir könnten uns auf 
die Hauptarbeit konzentrieren?!"...

von sid (Gast)


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@Martin Schweikert:

Vielen Dank für Deinen Beitrag und das Du Dir die Mühe gemacht hast so 
ausführlich zu schreiben. Finde ich gut formuliert und sehr aufs Thema 
bezogen. Die Information, dass ich mehr mit dem Projekt zu tun habe 
schien wirklich noch gefehlt zu haben.


Martin S. schrieb:
> Keiner kennt deinen PM. Es kann sein, dass man mit ihm Reden kann, wenn
> man sinnvolle Argumente auf den Tisch legt, und sachlich bleibt

Das Reden an sich halte ich nicht für das Problem, dass bringen von 
guten Argumenten, die wirklich überzeugen schon.
Es geht dabei nicht mal um das Argument eine technische besser Lösung zu 
haben. Es geht vor allem darum, diese Argumente zu entkräften:
- wir haben einen funktionalen Prototyp, welcher für einige Dinge 
brauchbare Code liefert, warum nochmal anfangen, es funktioniert doch?
- was ist mit der Zeit / dem Aufwand der schon investiert wurde?

Ich finde es schwierig eine Diskussion mit guten Argumenten zu führen, 
wenn auf der Gegenseite wenig Verständnis ist für softwaretechnische 
Dinge wie Komplexität, Wartbarkeit, Planung. (KISS,YAGNI, BDUF ...)


Martin S. schrieb:
> es gibt
> aber auch Menschen wie meinen Chef, bei dem Entscheidungen nach
> Sonnenstand um 15:34 getroffen werden, und dann absolut unumstößlich
> sind. Ich habe Monate an einem Projekt deswegen verloren.

Wie gehst Du damit um? Arrangieren? Meinung äußern? Wie ist dann Dein 
Frustlevel / Deine Motivation?

von Der kein Bock mehr A. (Gast)


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Hmm, immer schwierig sowas von aussen zu beurteilen, da uns ja nicht die 
Vorzeichen alle bekannt sind um aus einem Erfahrungsschatz schöpfen zu 
können.

Irgendjemand KANN hier einem Fehlurteil unterliegen, entweder Du als 
Entwickler (kein Angriff, nur mal hypothetisch für die Diskussion) oder 
auch die anderen aus dem betreffenden Team. Ich hab da schon fast ALLES 
erlebt, supermotivierte Tekkies denen keiner was vorgemacht hat , aber 
auch protektionistische Eigenbrötler, die nichts drauf hatten als sich 
durch proprietäre Eigenentwicklungen unentbehrlich und unkündbar zu 
machen.
Schwierig.
Ich denk Du darfst/kannst/willst auch nicht zu sehr aus dem Nähkästchen 
plaudern um das zu präzisieren, verstehe ich. Ich glaub da können wir 
(ernsthaft) nix groß raten, was man da am besten macht.

Klar, es gibt so eindeutig Sachen ... wo man gleich merkt dass das ne 
Scheissidee ist.

Und Leute, nicht gleich pauschal aufs PM bashen, sind auch nur Menschen. 
Gibt Leute die nach 20 Jahren Berufserfahrung "an der Front" da rein 
rutschen weil sie Expertise mitbringen ;-) Muss nicht immer ein 
ahnungsloser Powerpoint-Blender-Schlipsi sein ...

PS: Der Trick ist, das mit dem PM zu erörtern, ohne dabei den Kollegen 
eins reinzuwürgen ... Wenn das PM gut ist, hört es wenigstens mal zu und 
berücksichtigt die Bedenken. Wenn net, lasse machen und seh zu dasses 
für Dich schadlos bleibt.

Gruß

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