Forum: Offtopic Urteil bei Unfall mit Auto-Pilot: Fahrer ist schuld


von Gustav K. (hauwech)


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Hallo,

eben gefunden: "Berner Gericht fällt wegweisendes Tesla-Urteil"

"Ein Berner Regionalgericht entschied heute Donnerstag, ob ein 
Tesla-Fahrer trotz eingeschaltetem Assistenzsystem für einen Crash 
verantwortlich ist."

https://www.blick.ch/news/schweiz/das-fahr-assistenz-system-soll-schuld-am-crash-sein-tesla-lenker-fordert-mildernde-umstaende-id7650500.html

In dem Video im nächsten Link sieht man, wie der Tesla drauframmelt:
https://www.aargauerzeitung.ch/limmattal/zuerich/schweizer-tesla-fahrer-baut-wegen-autopilot-unfall-auf-a1-130310981

[Mod: obiger Link ist tot, der hier funktioniert noch: 
https://www.20min.ch/story/richter-laesst-autopilot-ausrede-nicht-gelten-227025978580 
]

Fand auf Youtube auch einen Test, wo so ein Autopilot bei einem 
kommenden Kreisverkehr einfach gerade aus weiter fahren wollte. Hingegen 
kann man bei Youtube eine Menge Videos von Usern sehen, die auf der 
Autobahn fahrend auf den vorderen Sitzen "Schiffle versenken" spielen 
oder man sich gleich auf die Rückbank begeben hat.

Nutzer des Auto-Piloten oder dieser sog. Assistenzsystem sollten das 
eigene Sparbuch zur Regulierung des Schadens oder zumindest der Zahlung 
einer deftigen Geldstrafe immer gut gefüllt halten.

: Bearbeitet durch Moderator
von Georg G. (df2au)


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Das Tesla System wird vom Hersteller ausdrücklich als NICHT-Autopilot 
beworben und es wird stark auf die Verantwortung des Fahrers 
hingewiesen. Insofern ist das Urteil konsequent und richtig.

von Soul E. (Gast)


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Nun, auch in DE haben wir erstmal die Gefährdungshaftung. Der Betreiber 
einer potentiell gefährlichen Anlage, und dazu gehört auch ein Auto, 
haftet für die dadurch verursachten Schäden.

Nachgelagert kann der Betreiber sich dann einen Schuldigen suchen und in 
Regress nehmen: den Hersteller, der gegen den geltenden Stand der 
Technik verstoßen hat, oder andere Verkehrsteilnehmer, die unerwartet 
Verkehrsregeln verletzt haben.

von Harald W. (wilhelms)


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soul e. schrieb:

> Nun, auch in DE haben wir erstmal die Gefährdungshaftung. Der Betreiber
> einer potentiell gefährlichen Anlage, und dazu gehört auch ein Auto,
> haftet für die dadurch verursachten Schäden.

Ja, wenn das Auto ohne Autopilot und Fahrer ins Rollen gerät,
muss der Schaden ja auch bezahlt werden. Jede andere Entschei-
dung wäre m.E. lebensfremd.

von Jan H. (j_hansen)


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Gustav K. schrieb:
> Nutzer des Auto-Piloten oder dieser sog. Assistenzsystem sollten das
> eigene Sparbuch zur Regulierung des Schadens oder zumindest der Zahlung
> einer deftigen Geldstrafe immer gut gefüllt halten.

"Assistenzsystem" sagt doch eh schon alles, oder?

Beitrag #5322226 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Richard B. (r71)


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Gustav K. schrieb:
> In dem Video im nächsten Link sieht man, wie der Tesla drauframmelt:

Na dann sieht dir mal das Video nochmal an.
Der Autopilot hat richtig reagiert-und gebremst.

Fehlverhalten (Teilschuld) könnte mann den Autofahrer,
welcher zu spät und knapp überholt hat -> vorwerfen.

von Martin W. (martin_s86)


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Richard B. schrieb:
> Der Autopilot hat richtig reagiert-und gebremst.

Der Nicht-"Autopilot" hat einen Scheiß gemacht. Was bringt mir dieses 
ganze Geraffel an Sensorik und Software, wenn diese Karre bei gefühlt 30 
km/h nicht mal RECHTZEITIG darüber informiert, dass sich ein STEHENDES 
Objekt auf meiner Spur befindet. Nein, da fängt das System ca. 3 m 
vorher an zu piepen (habs mal abgeschätzt im Video), da hat der Fahrer 
nicht mal mehr Zeit den Blick von seinem P*rnohäftchen auf den 
Straßenverkehr zu lenken und inklusive Reaktionszeit rechtzeitig zu 
bremsen.

Assistenzsysteme sollen mich unterstützen und ein Gewinn an Sicherheit 
bringen. Hier hat das System (HW, SW, Konzept oder Verschleiß??) 
versagt! Der Fahrer hätte mit dem Wissen, dass das Fahrzeug keinerlei 
Notbremsschnickschnap hat, rechtzeitig gebremst. Die Aufmerksamkeit des 
Fahrers war ja schließlich da...

von Richard B. (r71)


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Martin S. schrieb:
> Was bringt mir dieses
> ganze Geraffel an Sensorik und Software, wenn diese Karre bei gefühlt 30
> km/h nicht mal RECHTZEITIG darüber informiert, dass sich ein STEHENDES
> Objekt auf meiner Spur befindet.

Weil das stehende Fahrzeug vom einen (Human-) Idioten verdeckt worden 
war.

Martin S. schrieb:
> Hier hat das System versagt!

So wie der Fahrer des vorausfahrenden PKW ;)
Der hätte eigentlich stehen bleiben müssen-statt andere zu nötigen!

Martin S. schrieb:
> Die Aufmerksamkeit des Fahrers war ja schließlich da...

Wegen Menschen, wie diesen (siehe oben) ist mir
dasselbe ohne Autopilot auch schon öfters beinahe passiert.

Da hilft nur eines -> Abstand halten!

von Holger S. (holli_1)


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Richard B. schrieb:
> Na dann sieht dir mal das Video nochmal an.
> Der Autopilot hat richtig reagiert-und gebremst.
>
> Fehlverhalten (Teilschuld) könnte mann den Autofahrer,
> welcher zu spät und knapp überholt hat -> vorwerfen.

Richard B. schrieb:
> So wie der Fahrer des vorausfahrenden PKW ;)
> Der hätte eigentlich stehen bleiben müssen-statt andere zu nötigen!


Was für ein Blösinn.

Der Verkehr wurde zweispurig an der Baustelle vorbei geleitet. Das 
voraus fahrende Fahrzeug hat den Blinker an und fährt auf der Spur schon 
weit rechts. Die Fahrzeuge auf der rechten Spur fahren schon auf dem 
rechten Begrenzungsstreifen. Der Vorausfahrende überholt zudem überhaupt 
nicht, er weicht einem Hindernis aus. Und genötigt wurde da auch keiner.

Der Tesla hingegen scheint kurz vor der Notbremsung nämlich noch zu 
beschleunigen, man vergleiche mal die Geschwindigkeit mit dem Auto 
unmittelbar auf der rechten Seite. Der Tesla übersieht schlicht das 
Hindernis an linken Fahrbahnrand, da hat der tolle "Autopilot" einfach 
versagt.

von A. S. (Gast)


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Also ich verstehe das bashing des vorausfahrenden auch nicht. Wären 
seine Nachbarn stur geblieben, hätte er angehalten.

Der Tesla Fahrer hat gepennt. Hätte ich auch, aber sowas  wird ein 
Autopilot die nächsten Jahre nicht hin bekommen: abschätzen ob im 
Sonderfall genug Platz sein wird. Wenn Sicherheit vor geht, legt so ein 
auto regelmäßig vollbremsungen hin, weil ein Auflieger zuckelt oder ein 
Bauarbeiter Hütchen verteilt. Das wäre genauso gefährlich.

von Richard B. (r71)


Angehängte Dateien:

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Achim S. schrieb:
> Also ich verstehe das bashing des vorausfahrenden auch nicht.

Ich bin kein Tesla Fan, aber das wird hier ein Tesla-Bashing.

Fakt ist:

In diesem auf der Auswertung der Fahrzeugdaten basierenden Bericht 
stehe, dem Tesla sei ein Fahrzeug vorausgefahren, das plötzlich die Spur 
gewechselt habe.

Das würde ich auch so interpretieren.

Doch für das Gericht ist klar: Der Fahrer ist selber schuld am Crash. 
Richter Manuel Blaser begründete die Entscheidung damit, dass auch ein 
Fahrer eines Tesla mit all seinen technischen Hilfsmitteln wie Autopilot 
und Notbremsfunktion immer noch Herrscher über das Fahrzeug sein müsse. 
Der Beschuldigte sei aber vor dem Unfall schlicht unaufmerksam gewesen. 
Eine andere Erklärung für den Crash gebe es nicht.

Das ist in AT definitiv nicht so.
Schuld aufs Auto abwälzen geht nicht. Das ist klar.
Aber diese Situation ist wesentlich komplexer als: Du bist schuld.

Sein letzter Satz ist nur noch müll.
Der hat gar keine Ahnung.

Eine Baustelle in AT wird scheinbar anderes abgesichert (siehe Bild).
Fahrzeug abstellen, wie der das gemacht hat, geht nicht.

von Gustav K. (hauwech)


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Georg G. schrieb:
> Das Tesla System wird vom Hersteller ausdrücklich als NICHT-Autopilot
> beworben ...

M.W. wollte man ursprünglich technologisch mal wieder ganz vorne sein 
und hat das System anfangs als vergleichbaren Autopiloten beworben. 
Nachdem man bemerkt hat, dass ein Teil der Kundschaft das wörtlich nahm 
(wechseln auf die Rückbank usw.), wurde aus dem Autopiloten einen 
NICHT-Autopilot.

Nach dem Urteil wird auf jeden Fall klar, dass man bei Nutzung dieser 
Assistenzsysteme für Fehlleistungen des Systems haftet.

von Gustav K. (hauwech)


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Richard B. schrieb:
> Der Beschuldigte sei aber vor dem Unfall schlicht unaufmerksam gewesen.
> Eine andere Erklärung für den Crash gebe es nicht.

Bei der ganzen Geschichte gibt es ein zentrales Problem: Entweder ich 
habe ein System, das sicher funktioniert, oder es funktioniert nicht 
zuverlässig, dann hat es im Auto nichts verloren.

Auf so ein System wird man sich früher oder später verlassen (auch wenn 
man es laut Handbuch nicht soll) und z.B. was lesen, wenn es wegen 
dichtem Verkehr nicht vernünftig vorwärts geht. Dann dem Fahrer den 
schwarzen Peter zuzuschieben, wenn der Automat auffährt ist m.E. nicht 
korrekt.

von Rick M. (rick-nrw)


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Gustav K. schrieb:
> Bei der ganzen Geschichte gibt es ein zentrales Problem: Entweder ich
> habe ein System, das sicher funktioniert, oder es funktioniert nicht
> zuverlässig, dann hat es im Auto nichts verloren.

Wenn man jemand trotz ABS, ESP etc. ins Schleudern kommt, gehören dann 
die Systeme nicht ins Auto?
Das heißt Assistenzsystem, er unterstützt nur den Fahrer.
Überwachen kann anstrengender sein, als selbst zu fahren.

Selbst in einem modernen Verkehrsflugzeug müssen die Piloten den 
Autopiloten überwachen.

Gustav K. schrieb:
> Dann dem Fahrer den
> schwarzen Peter zuzuschieben, wenn der Automat auffährt ist m.E. nicht
> korrekt.

Doch!
RTFM!

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Richard B. schrieb:
> Na dann sieht dir mal das Video nochmal an.
> Der Autopilot hat richtig reagiert-und gebremst.
>
> Fehlverhalten (Teilschuld) könnte mann den Autofahrer,
> welcher zu spät und knapp überholt hat -> vorwerfen.
Gut, dass man immer gleich einen Anderen findet, der schuldig ist...

Natürlich ist der Tesla (mitsamt seinem verträumten Fahrer) schuldig. 
Denn diese völlig simple Situation hätte ein Fahrschüler in der 
allerersten Fahrstunde intuitiv beherrscht, ohne sie vorher einmal 
selber gesehen, erlebt oder gar trainiert zu haben.

Gustav K. schrieb:
> Auf so ein System wird man sich früher oder später verlassen
Das erklärte Ziel des "Autopiloten" ist nicht, fehler- oder gar 
unfallfrei zu fahren, sondern nur besser als ein Mensch. Und einen 
Menschen, der noch schlechter fährt als dieser Automat ist schnell 
gefunden. Also ist logischerweise der Autopilot schon fertig.

Richard B. schrieb:
> Fakt ist:
> In diesem auf der Auswertung der Fahrzeugdaten basierenden Bericht
> stehe, dem Tesla sei ein Fahrzeug vorausgefahren, das plötzlich die Spur
> gewechselt habe.
>
> Das würde ich auch so interpretieren.
Ich nicht und nicht mal besagter unvorbereiteter Fahranfänger. Mir wäre 
in dieser Situation das Auto, das die Spur wechselt, nämlich völlig 
egal. Von dem geht keinerlei Gefahr aus. Zudem erkennt man den stehenden 
Lieferwagen völlig eindeutig von der allerersten Sekunde des Unfalls an 
und ich vermute, der Fahrer des vorausfahrenden Fahrzeugs hat sich sein 
Ausweichmanöver auch nicht erst auf den letzten 10 Metern ausgedacht.

Seien wir ehrlich: diese Autopiloten fahren eigentlich auf dem 
kongitiven Niveau eines simplen Mehrzellers durch die Gegend. Und das 
ist beängstigend.

Und beängstigend ist auch, dass diese halbgaren Autopiloten tatsächlich 
auf der Straße fahren dürfen und nicht automatisch bei einer 
Geschwindigkeit von 25mkm/h inaktiv werden müssen. Das sehe ich ein 
etwas bigottes Verhalten der Zulassungsbehörden: auf der einen Seite ist 
alles geregelt bis zur Prüfnummer auf dem Lämpchen für das hintere 
Nummernschild, aber auf der anderen Seite darf so ein halbgares 
Softwarekonstrukt versuchen, ein Fahrzeug bei hoher Geschwindigkeit auf 
der Strecke zu halten.

Aber das hatten wir schon im 
Beitrag "Re: Erster Unfalltoter mit Autopilot von Tesla" und im 
Beitrag "Re: Alle Teslas sollen per Software-Update zu vollautonomen Fahrzeugen werden können - realistisch?"

: Bearbeitet durch Moderator
von Icke ®. (49636b65)


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Lothar M. schrieb:
> Natürlich ist der Tesla (mitsamt seinem verträumten Fahrer) schuldig.
> Denn diese völlig simple Situation hätte ein Fahrschüler in der
> allerersten Fahrstunde intuitiv beherrscht, ohne sie vorher einmal
> selber gesehen, erlebt oder gar trainiert zu haben.

Sehe ich ebenso. In dieser Situation die Schuld woanders zu suchen und 
den Autopiloten in Schutz zu nehmen, zeugt nur von blindem 
Technikfanatismus.

von Gerald B. (gerald_b)


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Den Effekt, das mit neuen Sicherheitsfeatures einige Fahrer 
risikoreicher fahren, gab es schon bei ABS und Airbag.
Andererseits ist das was da als "Assistenzsysteme" verkauft wird, 
teilweise anstrengender, als einen 20 Jahre alten Wagen zu fahren.
Wir haben als Firmenwagen neue Passats. Das Kombiinstrument hat 
autistische Züge. Da ein Gong und dort ein Blinken wo man ohne RTFM 
nicht weiß, was die Karre einem eigentlich mitteilen will. Wenn ich dann 
die Kollegen fachsimpeln höre, wie man sich am besten mit den Marotten 
engagiert, wenn bspw. auf der Autobahn beim Fahren in der 2. Spur 
permanent jeder LKW in der 1. Spur als Hindernis auf der eigegen Spur 
angemeckert wird und welcher Workaround da funktioniert, da lobe ich mir 
meinen 20 Jahre alten Passat.
Der hat Klima, Automatic und Winterpaket, bringt mich halbwegs 
komfortabel von A nach B und geht mir nicht auf den Sack! Da sind die 
Zuständigkeiten eindeutig geklärt und das ist auch gut so :-)

von Peter D. (peda)


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Richard B. schrieb:
> So wie der Fahrer des vorausfahrenden PKW ;)
> Der hätte eigentlich stehen bleiben müssen-statt andere zu nötigen!

Damit dann der Tesla ihm draufbrummt?
Er hat doch ordnungsgemäß geblinkt vor dem Spurwechsel. Und auch die 
Warnblinker des stehenden Fahrzeugs waren lange genug sichtbar.
Auch alle anderen Fahrer haben die Situation problemlos erkennen können 
und sind nahe an den Seitenstreifen herangefahren.

Der Teslafahrer hat riesen Glück gehabt, daß es nur bei 20km/h passiert 
ist und nicht bei 120km/h.

von Gustav K. (hauwech)


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Georg G. schrieb:
> Das Tesla System wird vom Hersteller ausdrücklich als NICHT-Autopilot
> beworben ...

Eben ein Video mit Werbeauschnitten von TESLA gesehen:
"Anfang 2016 führt TESLA den Autopiloten per Software-Update ein ..."
Also Autopilot und nicht "Nicht-Autopilot".

https://www.youtube.com/watch?v=mwXbL33F3ls

Am Ende des Videos sieht man eine Animation zu dem tödlichen Unfall in 
den USA: Auch diese Situation hätte ein Fahrschüler in der ersten 
Fahrstunde gemeistert. Nur ein zu 100% Blinder würde die gigantische 
seitliche Fläche des Riesenlasters übersehen.

: Bearbeitet durch User
von Axel L. (axel_5)


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Gustav K. schrieb:

>
> Am Ende des Videos sieht man eine Animation zu dem tödlichen Unfall in
> den USA: Auch diese Situation hätte ein Fahrschüler in der ersten
> Fahrstunde gemeistert. Nur ein zu 100% Blinder würde die gigantische
> seitliche Fläche des Riesenlasters übersehen.

Tja, könnte man vielleicht glauben.

Tatsächlich ist das wohl ein Unfallschwerpunkt, an der es genau solche 
Unfälle schon häufiger gegeben hat.

Gruss
Axel

: Bearbeitet durch User
von Gustav K. (hauwech)


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Bin im Netz auch über die Information gestolpert, dass dieser Autopilot 
auch mal eben in den Gegenverkehr steuert. Den Vorgang gibt es in einem 
Video zu sehen, das Anfangs auch auf den Schweizer Fall eingeht (ab 
0:44):

https://www.youtube.com/watch?v=h4_EURhSBh8

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Die Bezeichnung Autopilot für dieses dumme Stück Software ist schlicht 
falsch.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Gustav K. schrieb:
> Bin im Netz auch über die Information gestolpert, dass dieser Autopilot
> auch mal eben in den Gegenverkehr steuert.

Ein solches Szenario wird in den Tesla-Foren mehrfach beschrieben.

Die Tesla-Software hält offenbar reproduzierbar die üblichen 
Bitumenstreifen, die kleine Risse im Asphalt abdecken sollen, wenn sie 
längs zur Fahrrichtung liegen, sehr oft für die neue 
Fahrbahnmittelmarkierung und versucht dann bspw. auf der linken AB-Spur, 
den Wagen noch weiter nach links zu ziehen - und zwar ziemlich 
plötzlich.

Es gab deswegen schon mehrere Beinaheunfälle und zerstörte Felgen. Denn 
die Software scherte sich dann auch plötzlich nicht mehr um die 
Fahrbahnbegrenzung zum Mittelstreifen hin. Und auch die Kamerasysteme 
und andere Sensoren waren offenbar nicht in der Lage, den bebauten 
Mittelstreifen zu erkennen und den Wagen davon abzuhalten, in diesen zu 
steuern. Schon dieses eine Beispiel (wohlgemerkt von Tesla-Fans) zeigt 
doch, wie unausgereift und deswegen wirklich gefährlich diese Software 
noch ist.

Man möchte sich nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn es dort nur eine 
doppelte durchgezogene Mittellinie gegeben hätte.

Mir ist es auch ein Rätsel, wie eine solche Software, die wirklich den 
kompletten Wagen steuern kann, vom KBA die Zulassung erhalten hat, zumal 
sie ja permanent geändert und Dinge ergänzt werden und andere nicht mehr 
funktionieren.

von Matthias L. (limbachnet)


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Nun ja - die Zulassung hat das Stück Software ja nur als 
Assistenzsystem, jedenfalls in Deutschland. Und IIRC wird der 
Tesla-Autopilot auch in Amerika nur als Stufe 2-Autonom angesehen, auch 
dort hat also nach wie vor der menschliche Fahrer die Verantwortung.

Man DARF sich daher nicht auf dieses Stück Software verlassen, auch wenn 
das noch so verlockend ist. Offensichtlich tun einige Leute das 
trotzdem.

Und da hätten wir das "falsche" Benutzen von Assistenzsystemen, was im 
Thread "PKW mit Spurhalteassistent" als lächerlich hingestellt wurde.

von Jan L. (ranzcopter)


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Matthias L. schrieb:
> Nun ja - die Zulassung hat das Stück Software ja nur als
> Assistenzsystem, jedenfalls in Deutschland. Und IIRC wird der
> Tesla-Autopilot auch in Amerika nur als Stufe 2-Autonom angesehen, auch
> dort hat also nach wie vor der menschliche Fahrer die Verantwortung.

exakt, Tesla hat offiziell SAE Level 2 - d.h. die Hände müssen am 
Lenkrad sein, und im aktuellen Release wird das auch erzwungen (früher 
hat's nur gepiept, jetzt schaltet sich das System für den Rest der Fahr 
ab, falls man die Hände zu lange von Lenkrad nimmt).

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Holger S. schrieb:
> Der Tesla übersieht schlicht das Hindernis an linken Fahrbahnrand, da
> hat der tolle "Autopilot" einfach versagt.
Da genau 1:1 das selbe:
http://www.autobild.de/artikel/autonomes-fahren-tesla-unfall-10667505.html
Und da rechts:
https://www.welt.de/wirtschaft/article172788064/Tesla-rast-mit-Autopilot-in-geparkten-Feuerwehrwagen.html
Also, ein Feuerwehrauto übersehen, das schafft ja nicht mal ein 
Fahranfänger. Und er schafft es erst recht nicht, das Feuerwehrfahrzeug 
dann auf der Standspur anzufahren.
Andere Komponenten in KFZ müssten bei solchen Vorkommnissen eine 
Rückrufaktion durchlaufen und auf jeden Fall erst mal deaktiviert 
werden.

Jan L. schrieb:
> d.h. die Hände müssen am Lenkrad sein, und im aktuellen Release wird
> das auch erzwungen
Das wird aber so nicht dargestellt:
https://www.tesla.com/de_DE/autopilot
Wenn man sich dann das Werbevideo und vor allem die mittlere Kamera 
rechts mal langsam ansieht, dann möchte man als Fußgänger nicht am 
Straßenrand laufen, wenn so ein Technikgläubiger mit seinem Spielzeug an 
einem vorbeifahren will...

Und noch mal als Zusammenfassung von dieser Seite: "Autonomes Fahren 
bietet ein wesentlich höheres Sicherheitspotenzial als ein menschlicher 
Fahrer."

: Bearbeitet durch Moderator
von Jan L. (ranzcopter)


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Lothar M. schrieb:
>> d.h. die Hände müssen am Lenkrad sein, und im aktuellen Release wird
>> das auch erzwungen
> Das wird aber so nicht dargestellt:
> https://www.tesla.com/de_DE/autopilot

Werbebla halt; was durchaus stimmen mag (auch wenn es Fachleute gibt, 
die die Fokussierung auf Kameras als "Sensoren" skeptisch sehen):

"Alle in unserem Werk hergestellten Tesla-Modelle einschließlich des 
Model 3 sind mit der notwendigen Hardware für autonomes Fahren 
ausgerüstet. "

Die Software aber, die das möglich machen/nutzen soll, soll nach 
aktuellen Plänen "Ende 2019"(!) ausgerollt werden.

Es gab ja einen ziemlichen Rückschlag, was die Software betrifft, als 
vor (AFAIK) 2 Jahren die zuständige Firma abgesprungen ist. Seit dem 
strickt Tesla was Eigenenes, und erst die jüngsten Releases kommen so 
langsam wieder an das Niveau der alten Version ran...

von Robert L. (lrlr)


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>Es gab ja einen ziemlichen Rückschlag, was die Software betrifft,

es gibt (soweit ich weiß) inzwischen schon den 3. Versuch eines 
"Autopiloten" für Tesla

https://en.wikipedia.org/wiki/Tesla_Autopilot


>"Alle in unserem Werk hergestellten Tesla-Modelle einschließlich des
>Model 3 sind mit der notwendigen Hardware für autonomes Fahren
>ausgerüstet. "

stehende Hindernisse werden (auch bei Deutschen Automarken) vom Notbrems 
System nicht erkannt.


bin das Model X mal (mehrere Minuten)  auf der Autobahn im 
"Beta"Autopiloten gefahren..  hier nicht aufmerksamer zu fahren, als 
ohne, wäre tödlich.. (Reaktionszeit ist ja länger, Hände weiter weg vom 
Lenkrad usw. )



wer das Video gesehen hat, und behauptet der Fahrer ist nicht 100% 
schuld, dem ist ja wohl nicht zu helfen.. der fährt ja pfeil gerade ein 
ein stehendes Auto dass man schon EWIG vorher sieht..

wer erwartet dass solche systeme im Auto funktionieren, braucht sich nur 
die Zuverlässigkeit seines Regesnsensors (Geschwindigkeit 
Scheibenwischer) anschauen..

: Bearbeitet durch User
von TM F. (p_richner)


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Das Problem mit der ganzen Software ist immer, dass der normale Betrieb 
schnell funktioniert. Sobald jedoch etwas spezielles vorhanden ist, was 
es zig-1000 fach in unserem alltäglichen Leben gibt und wir im 
Unterbewusstsein ohne Probleme verarbeiten, muss eine Ausnahme 
hinzuprogrammiert werden. Deshalb, vermute ich, wird es noch lange 
gehen, bis so ein Autopilot zu 99,99% funktioniert (100% wird er nie, 
der Mensch jedoch auch nie :)

Das selbe Problem hat aus meiner Sicht die gesamte KI.
Sie kann nicht improvisieren, wie wir das können.

von Rick M. (rick-nrw)


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TM F. schrieb:
> Deshalb, vermute ich, wird es noch lange
> gehen, bis so ein Autopilot zu 99,99% funktioniert (100% wird er nie,
> der Mensch jedoch auch nie :)

Zu fast 100%, wie ein Mensch, kann es funktionieren unter gewissen 
Rahmenbedingungen.
- Stadtverkehr, max. 50km/h
- Gute sichtbare Verkehrsführung
- Nur autonom fahrende Fahrzeuge auf der Straße
- ....

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Rick M. schrieb:
> Zu fast 100%, wie ein Mensch, kann es funktionieren unter gewissen
> Rahmenbedingungen.
> - Stadtverkehr, max. 50km/h
> - Gute sichtbare Verkehrsführung
> - Nur autonom fahrende Fahrzeuge auf der Straße
> - ....

- keine Baustellen
- keine Fußgänger
- keine Radfahrer
- kein Schnee
- keine umfallenden Bäume
- kein Müll auf der Straße

Das sieht nicht gut aus ;-)

von TM F. (p_richner)


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Chris D. schrieb:
> Das sieht nicht gut aus ;-)

In Utopia wäre es möglich :P

Es gibt einige nützliche Tools, wie der automatische Abstandsregler oder 
der Müdigkeitsdetektor. Die Hände jedoch ganz vom Steuer zu lassen 
können wird schwierig.

von Gu. F. (mitleser)


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Robert L. schrieb:
> wer das Video gesehen hat, und behauptet der Fahrer ist nicht 100%
> schuld, dem ist ja wohl nicht zu helfen.. der fährt ja pfeil gerade ein
> ein stehendes Auto dass man schon EWIG vorher sieht..

Wenn ein stehender Lieferwagen mit laufender Warnblinkanlage schon nicht 
erkannt wird, was bleibt von dem ganzen Quatsch dann noch übrig?
Würde der "Autopilot" auch ungebremst in eine Betonmauer krachen?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Gu. F. schrieb:
> Würde der "Autopilot" auch ungebremst in eine Betonmauer krachen?
Lässt sich so eine Betonmauer evtl. am ehesten mit einem querstehenden 
großen weißen LKW simulieren? Dann: ja...

von Richard B. (r71)


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Chris D. schrieb:
> Mir ist es auch ein Rätsel, wie eine solche Software, die wirklich den
> kompletten Wagen steuern kann, vom KBA die Zulassung erhalten hat, zumal
> sie ja permanent geändert und Dinge ergänzt werden und andere nicht mehr
> funktionieren.

Ganz genau. Hier fäng alles an!

Lothar M. schrieb:
> Gut, dass man immer gleich einen Anderen findet, der schuldig ist...

Hier geht es um Teilschuld.
Es waren immerhin mehrere Fahrzeuge beteiligt.

Lothar M. schrieb:
> Natürlich ist der Tesla (mitsamt seinem verträumten Fahrer) schuldig.

Nö, das sagt auch das Gericht.
Schuld ist hier nur der Autofahrer.
Wie gesagt, in AT bekämen die anderen zwei womöglich auch eine 
Teilschuld.

Peter D. schrieb:
> Damit dann der Tesla ihm draufbrummt?

Das wäre jetzt eine -> Mutmaßung ;)

Icke ®. schrieb:
> In dieser Situation die Schuld woanders zu suchen und
> den Autopiloten in Schutz zu nehmen, zeugt nur von blindem
> Technikfanatismus.

Kaum einer nimmt den Autopiloten in Schutz.
Da hast du etwas missverstanden.

Rick M. schrieb:
> Wenn man jemand trotz ABS, ESP etc. ins Schleudern kommt, gehören dann
> die Systeme nicht ins Auto?
> Das heißt Assistenzsystem, er unterstützt nur den Fahrer.
> Überwachen kann anstrengender sein, als selbst zu fahren.

Ich verstehe es auch nicht, warum sich die Leute aufs Tesla's Autopilot 
versteifen?
Bei Auffahren schreit auch keiner "das war mein ABS"

von Rick M. (rick-nrw)


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Richard B. schrieb:
> Ich verstehe es auch nicht, warum sich die Leute aufs Tesla's Autopilot
> versteifen?
> Bei Auffahren schreit auch keiner "das war mein ABS"

Assistenzsysteme sollen MICH (!) beim Fahren unterstützen,
nicht ICH die Assistenzsysteme beim Fahren überwachen.

Da kann ich fast lieber selbst fahren, wenn es dann trotz 
unterstützender Assistenzsysteme kracht, bin ich Schuld, keine Software.

Einen Fahranfänger kann ich fragen oder auf etwas hinweisen, siehst du 
das Auto da rechts, etc.

Das vollautonome Assistenzsystem wird mir nicht antworten.
Was ist dann stressfreier - selbst ist der Mann oder aufpassen, das das 
Fahrzeug nicht plötzlich und unvermutet Mist baut?

von Matthias S. (dachs)


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Richard B. schrieb:
> Wie gesagt, in AT bekämen die anderen zwei womöglich auch eine
> Teilschuld.

Der Lieferwagenfahrer vielleicht, haengt von den Vorschriften ab.

Der Kombi vor dem Tesla? Warum? Weil der sich rechtzeig aus dem Staub 
gemacht hat, um nicht als Prellbock zu dienen?

Auf solche Ideen kommen nur Anwaelte.

Matthias

von A. S. (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Der Kombi vor dem Tesla? Warum? Weil der sich rechtzeig aus dem Staub
> gemacht hat, um nicht als Prellbock zu dienen?
>
> Auf solche Ideen kommen nur Anwaelte.

Ja, nennt man zurückschauendes Fahren. So wie man vor leichten Kurven 
leicht blinkt, damit der Hintermann das Lenkrad entsprechend einschlagen 
kann. Eine rücksichtslose Fahrweise wird nicht länger geduldet!

von Karl K. (leluno)


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Es gibt immer wieder Fälle, da landet ein Autofahrer im Wasser, weil er 
sich auf sein Navi verläßt.

Von Menschen geschaffene Software ist selten ausgereift und fehlerfrei. 
Unfälle wird es daher immer geben. Ich habe auch Zweifel, dass nicht 
technikaffine Nutzer in der Lage sind, ihren Videorecorder, ihre Heizung 
oder ihren Autopiloten zutreffend zu bedienen.

Einzige Frage ist, ob die Unfallhäufigkeit von Autopilotfahrzeugen höher 
ist als bei humidgesteuerten Fahrzeugen. Erst wenn man dies sicher 
verneinen kann, ist die Zeit reif für autonomes Fahren. Ich meine, es 
ist bereits soweit.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Karl K. schrieb:
> Ich meine, es ist bereits soweit.
Solange eines der wenigen Autos, die das können, bei bestem Wetter in 
ein Feuerwehrfahrzeug fährt, sicher nicht. Und wenn es tausendmal 
bremst, aber beim tausendersten Mal stockvoll irgendwo reindonnert, dann 
erst recht nicht.

Zitat aus den Links oben:
1
«Ja, ich hätte früher reagieren können», schreibt der Fahrer zu seinem Video.
2
«Aber wenn ein Auto 1000 Mal abbremst, dann vertraut man auch beim nächsten Mal darauf.»

von Michael B. (alter_mann)


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Karl K. schrieb:
> ist die Zeit reif für autonomes Fahren. Ich meine, es
> ist bereits soweit.

Dann melde Dich bitte als Crash-Test-Dummy für Fahrversuche mit derlei 
Firlefanz-Autopiloten.
Oder ist es mit der Überzeugung doch nicht so weit her?

von Holger S. (holli_1)


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Richard B. schrieb:
> Wie gesagt, in AT bekämen die anderen zwei womöglich auch eine
> Teilschuld.

Naja, Lesen scheint nicht gerade eine Stärke von dir zu sein, deshalb 
hier noch mal ein Zitat aus dem ganz oben verlinkten Artikel:

"Das Elektroauto war damals bei einer Baustelle mit einem Fahrzeug des 
Werkhofs Bern zusammengekracht."

Oder mit anderen Worten, er ist auf ein BAUSTELLENFAHRZEUG aufgefahren, 
welches am Anfang der Baustelle stand. Wahrscheinlich zur Absicherung 
und Schutz der Arbeiter.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Gustav K. schrieb:
> Georg G. schrieb:
>> Das Tesla System wird vom Hersteller ausdrücklich als NICHT-Autopilot
>> beworben ...
>
> M.W. wollte man ursprünglich technologisch mal wieder ganz vorne sein
> und hat das System anfangs als vergleichbaren Autopiloten beworben.

Meines Wissens hat Tesla das nie getan, könntest Du Deine Behauptung 
bitte belegen? Vielen Dank.

> Nachdem man bemerkt hat, dass ein Teil der Kundschaft das wörtlich nahm
> (wechseln auf die Rückbank usw.), wurde aus dem Autopiloten einen
> NICHT-Autopilot.

Wie gesagt: es war noch nie ein Autopilot und wurde meines Wissens auch 
niemals als solcher beworben. Aber das ist wohl wie mit damals mit dem 
ABS und später mit den Firewalls: weil manche Menschen sich dadurch 
sicherer fühlten, sind sie größere Risiken eingegangen, die Psychologie 
dahinter nennt sich Risikokompensation oder Peltzmann-Effekt.

> Nach dem Urteil wird auf jeden Fall klar, dass man bei Nutzung dieser
> Assistenzsysteme für Fehlleistungen des Systems haftet.

Sowieso -- einerseits als Fahrer, andererseits aber auch als derjenige, 
der ein KFZ bewegt. Der Jurist spricht hier von Betriebsgefahr: schon 
dadurch, daß Du ein tonnenschweres Fahrzeug bewegst, gefährdest Du 
andere.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite



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Sheeva P. schrieb:
> Wie gesagt: es war noch nie ein Autopilot und wurde meines Wissens auch
> niemals als solcher beworben.
Du hast den Link auf die Tesla HP weiter oben nicht gesehen? Dort und 
auch in der Handyversion meine ich relativ klar diese ASCII Kombination 
zu erkennen.

Und wenn ich meinen Tesla konfiguriere, dann kann ich wieder den 
Autopiloten auswählen...

: Bearbeitet durch Moderator
von Sheeva P. (sheevaplug)


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Gerald B. schrieb:
> Wir haben als Firmenwagen neue Passats. Das Kombiinstrument hat
> autistische Züge. Da ein Gong und dort ein Blinken wo man ohne RTFM
> nicht weiß, was die Karre einem eigentlich mitteilen will.

Hacker's secrets #7: Hackers read manuals.

> [...] da lobe ich mir meinen 20 Jahre alten Passat.
> Der hat Klima, Automatic und Winterpaket, bringt mich halbwegs
> komfortabel von A nach B und geht mir nicht auf den Sack! Da sind die
> Zuständigkeiten eindeutig geklärt und das ist auch gut so :-)

Tatsächlich kann ich die Assistenten ganz nach Bedarf und Belieben ein- 
und ausschalten -- oder natürlich übersteuern.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Robert L. schrieb:
> stehende Hindernisse werden (auch bei Deutschen Automarken) vom Notbrems
> System nicht erkannt.

Das kann ich bestätigen, steht aber natürlich auch im Handbuch.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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TM F. schrieb:
> Es gibt einige nützliche Tools, wie der automatische Abstandsregler oder
> der Müdigkeitsdetektor.

Unbedingt!

> Die Hände jedoch ganz vom Steuer zu lassen können wird schwierig.

Naja, bisher jedenfalls... ;-)

Aber dann gibt es da noch einige Aspekte, die mir in der Diskussion fast 
immer zu kurz kommen.

Erstens, wie schnell die Entwicklung in den letzten Jahren gegangen ist: 
noch vor sechs Jahren bin ich eine damals flammneue MB E-Klasse 
gefahren, dabei waren ABS, ASR und der Tempomat das höchste der Gefühle. 
Heute haben Mittelklassewagen wie mein neuer Golf 7 bereits 
Assistenzsysteme, die zwar zugegeben noch relativ primitiv sind, jedoch 
alles in den Schatten stellen, was der Oberklassewagen vor sechs Jahren 
vorweisen konnte.

Zweitens sind unsere Straßen seit Jahrzehnten nur auf menschliche Fahrer 
ausgelegt und ausgerichtet -- und schon dabei oftmals schlecht genug. 
Was passiert, wenn wir unsere Straßen zukünftig stärker auf 
Assistenzsysteme auslegen? Schon verbesserte Fahrbahnmarkierungen würden 
es der Sensorik erheblich erleichtern, die richtige Spur zu finden. Und 
die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen (und sei es auch nur über 
verbesserte Blink- und Bremslichter, die sich von der Sensorik besser 
von zum Beispiel Ampeln unterscheiden lassen) bietet IMHO auch noch 
viele Möglichkeiten.

Kurz gesagt: die Entwicklung steht immer noch an ihrem Anfang, findet 
aber offensichtlich ausgesprochen schnell statt. Und wenn wir es 
wirklich ernst meinen mit dem autonomen Fahren, müßten wir auch unsere 
Straßen und unsere Fahrzeuge weiter anpassen.

Davon abgesehen befürchte ich, daß der heutige Individualverkehr in der 
langfristigen Sicht verlieren wird. Es tut mir im Herzen weh, aber es 
ist einfach ökonomischer und auch ökologischer Mist, wenn jeder Haushalt 
ein bis zwei Fahrzeuge hat, die im Schnitt vielleicht zwanzig Stunden am 
Tag herumstehen und dabei nur Standfläche zu beanspruchen -- aber alle 
mit hohem Ressourcen- und Energieaufwand produziert, genutzt und 
irgendwann auch wieder verschrottet oder recycelt werden müssen.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Gu. F. schrieb:
> Würde der "Autopilot" auch ungebremst in eine Betonmauer krachen?

Stand heute und ohne Notbremsassistenten: ja.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Richard B. schrieb:
> Icke ®. schrieb:
>> In dieser Situation die Schuld woanders zu suchen und
>> den Autopiloten in Schutz zu nehmen, zeugt nur von blindem
>> Technikfanatismus.
>
> Kaum einer nimmt den Autopiloten in Schutz.

Verzeih', aber ich nehme den Assistenten in Schutz -- der im Übrigen 
kein Autopilot ist, sondern eben nur ein dummer Assistent.

Solche Assistenzsysteme haben Grenzen, wie so ziemlich alle Systeme. 
Wenn Systeme außerhalb ihrer Grenzen betrieben werden, funktionieren sie 
nicht richtig. Wenn Du zum Beispiel versuchst, mit einem F1-Rennwagen 
einen Acker zu pflügen oder mit Deinem Traktor an einem F1-Rennen 
teilzunehmen, wärst Du in beiden Fällen wohl nicht besonders 
erfolgreich.

Wenn Du versuchst, einen ATTiny13 direkt am Lichtnetz zu betreiben, da 
bleiben auch nur ein Häuflein Asche und geschmolzener Kunststoff übrig. 
Sowas würde hier, wo "steht im Datenblatt" oder "lies das Datenblatt" ja 
geradezu Standard-Textbausteine sind, niemanden wundern. Warum zerreißen 
sich hier dieselben Leute das Maul, wenn die Grenzen des Fahrassistenten 
eines Tesla-Fahrzeuges überschritten werden?

Die Grenzen der Fahrassistenten sind im Handbuch beschrieben. Wer sich 
außerhalb dieser Grenzen bewegt, darf sich nicht beschweren, wenn das 
Ergebnis das ist, was in Programmierbüchern gerne als "undefiniertes 
Verhalten" bezeichnet wird. Peng!

Daß dieselben Menschen, die sonst nicht müde werden auf Datenblätter und 
Application Notes zu verweisen, jetzt selbst das Lesen des Handbuches zu 
ihren Assistenzsystemen verweigern, hat schon eine gewisse Ironie. ;-)

> Ich verstehe es auch nicht, warum sich die Leute aufs Tesla's Autopilot
> versteifen?

Weil das böses Karma ist, moderne Technik und so Teufelszeug. Es ist ein 
völlig normaler menschlicher Reflex, neuen Dingen erstmal skeptisch bis 
kritisch oder sogar ablehnend gegenüberzustehen.

Vielleicht ist es ja eine genetische Sache, wie sie bei unbekanntem 
Essen bereits nachgewiesen ist. Die einen sind experimentierfreudig und 
nehmen Neuerungen positiv an, die anderen neigen zur Sicherheit nach dem 
Motto "was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht".

von Gustav K. (hauwech)


Angehängte Dateien:

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Sheeva P. schrieb:
> Meines Wissens hat Tesla das nie getan, könntest Du Deine Behauptung
> bitte belegen? Vielen Dank.

Ich staune eben nicht schlecht: Kann es sein, dass du den Wald vor 
Bäumen nicht mehr siehst? Oben ein Screenshot eines Werbevideos.

von Richard B. (r71)


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Holger S. schrieb:
> Lesen scheint nicht gerade eine Stärke von dir zu sein

Was ein unfähige Zeitungsschmierer veröffentlich hat,
juckt mich nicht die Bohne. Scheinbar hat dir das lesen
des Artikels nicht viel genutzt...

Holger S. schrieb:
> "Das Elektroauto war damals bei einer Baustelle
> mit einem Fahrzeug des Werkhofs Bern zusammengekracht."

Ja, weil nicht ordnungsgemäß abgestellt!

Holger S. schrieb:
> Wahrscheinlich zur Absicherung und Schutz der Arbeiter.

a) Mutmaßung und
b) Das ist, in diese Form keine zulässige Absicherung eine Baustelle.
Um das richtig zu beurteilen ist das Video ohnehin zu kurz.

Eine Schutzfunktion hatte das Fahrzeug immerhin erfüllt :)

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Lothar M. schrieb:
> Zitat aus den Links oben:
>
1
> «Ja, ich hätte früher reagieren können», schreibt der Fahrer zu seinem 
2
> Video.
3
> «Aber wenn ein Auto 1000 Mal abbremst, dann vertraut man auch beim 
4
> nächsten Mal darauf.»
5
>

Im Handbuch meines Golf steht ausdrücklich, daß das Fahrzeug keine 
stehenden Hindernisse erkennen kann. Eindeutiger Fall von Read The Fine 
Manuel.

von Richard B. (r71)


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Sheeva P. schrieb:
> Solche Assistenzsysteme haben Grenzen, wie so ziemlich alle Systeme.
> Wenn Systeme außerhalb ihrer Grenzen betrieben werden, funktionieren sie
> nicht richtig.

So habe ich das auch gemeint.

Sheeva P. schrieb:
> Weil das böses Karma ist, moderne Technik und so Teufelszeug. Es ist ein
> völlig normaler menschlicher Reflex, neuen Dingen erstmal skeptisch bis
> kritisch oder sogar ablehnend gegenüberzustehen.

Ja, schon. Das hier ist aber µController.net.
Ich dachte die Leute sind etwas realistischer unterwegs.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Lothar M. schrieb:
> Sheeva P. schrieb:
>> Wie gesagt: es war noch nie ein Autopilot und wurde meines Wissens auch
>> niemals als solcher beworben.
> Du hast den Link auf die Tesla HP weiter oben nicht gesehen? Dort und
> auch in der Handyversion meine ich relativ klar diese ASCII Kombination
> zu erkennen.
>
> Und wenn ich meinen Tesla konfiguriere, dann kann ich wieder den
> Autopiloten auswählen...

Auch für mich ist die ASCII-Kombination deutlich erkennbar. Heilige 
Krabbe, da haben sich die Tesla-Leute aber wirklich ein Ei gelegt. Wie 
kann man nur so dämlich sein...

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Gustav K. schrieb:
> Sheeva P. schrieb:
>> Meines Wissens hat Tesla das nie getan, könntest Du Deine Behauptung
>> bitte belegen? Vielen Dank.
>
> Ich staune eben nicht schlecht: Kann es sein, dass du den Wald vor
> Bäumen nicht mehr siehst? Oben ein Screenshot eines Werbevideos.

Vielen Dank, darauf hat auch Lothar bereits hingewiesen. Ich bin ehrlich 
gesagt schockiert, was diese Idioten versprechen.

von Gustav K. (hauwech)


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Jan L. schrieb:
> die Hände müssen am Lenkrad sein ...

Hier muss ich nun doch nochmal nachhaken:

Verstehe ich das jetzt richtig, der Automat lenkt und ich auch?
Wo fahren wir dann hin? Der Stärkere gewinnt?

In einem Video war zu sehen, dass der Automat in den Gegenverkehr lenkt 
und es beinahe zum Crash kommt. Der Fahrer reißt das Lenkrad im letzten 
Moment zurück.

Dann: Führt der Automat bei einer Gefahr z.B. von der Seite eine 
Lenkkorrektur durch, obwohl ich die Hände am Lenkrad habe?

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Richard B. schrieb:
> Ja, schon. Das hier ist aber µController.net.
> Ich dachte die Leute sind etwas realistischer unterwegs.

Wir sind alle Menschen, und können uns nicht von menschlichen Reflexen 
und Verhaltensweisen frei machen.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Gustav K. schrieb:
> Jan L. schrieb:
>> die Hände müssen am Lenkrad sein ...
>
> Hier muss ich nun doch nochmal nachhaken:
>
> Verstehe ich das jetzt richtig, der Automat lenkt und ich auch?
> Wo fahren wir dann hin? Der Stärkere gewinnt?

Da kann ich bislang nur über den Tiguan reden: dessen Lenkautomaten kann 
man jederzeit übersteuern. Tatsächlich muß man sich Mühe geben, dessen 
Eingriff in die Lenkung zu fühlen, das geht auch nur auf perfekter 
Fahrbahn.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sheeva P. schrieb:
> Da kann ich bislang nur über den Tiguan reden: dessen Lenkautomaten kann
> man jederzeit übersteuern.
Als Elektroniker befällt mich beim Begriff "übersteuern" an dieser 
Stelle dann doch ein leichtes Unbehagen...  ;-)

von Karl K. (leluno)


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Die Entwicklung des Autonomen Fahrens ist wie die Entwicklung von 
Schachcomputern. Mit jeder Verbesserung ergeben sich neue Probleme, an 
die die Entwickler vorher gar nicht gedacht haben. Stand jetzt ist 
vielleicht: der Automat fährt so gut wie der durchschnittliche 
über78jährige Autofahrer.

Maßstab muss aber der durchschnittliche Autofahrer sein.

von Peter D. (peda)


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Es wird mit dem autonomen Fahren genauso ablaufen, wie mit der 
künstlichen Intelligenz. Erst kommt der Hype und dann die Ernüchterung, 
daß der entgültige Durchbruch nicht zu schaffen ist. Ein Computer ist 
eben kein Mensch.
Generell traue ich dem Computer kein vorausschauendes Fahren zu, wie man 
es in der Fahrschule lernt. Ein Mensch kann z.B. durch die Scheiben des 
vor ihm fahrenden Fahrzeugs blicken und so eine Gefahrensituation 
erkennen. Auch fährt ein Mensch an unübersichtlichen Stellen nicht 
spurmittig, sondern zum Vordermann versetzt. Ein Mensch kann sich viel 
leichter an Verkehrssituationen anpassen, als ein Computer und er lernt 
auch ständig dazu. Er merkt sich Situationen, wo es fast gekracht hat 
und versucht es das nächste mal besser zu machen.

von Matthias S. (dachs)


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Sheeva P. schrieb:
> Weil das böses Karma ist, moderne Technik und so Teufelszeug. Es ist ein
> völlig normaler menschlicher Reflex, neuen Dingen erstmal skeptisch bis
> kritisch oder sogar ablehnend gegenüberzustehen.

Das nennt man Erfahrung.

> Vielleicht ist es ja eine genetische Sache, wie sie bei unbekanntem
> Essen bereits nachgewiesen ist. Die einen sind experimentierfreudig und
> nehmen Neuerungen positiv an, die anderen neigen zur Sicherheit nach dem
> Motto "was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht".

Wäre ja besonders in diesem Falle besser gewesen.

Sheeva P. schrieb:
> Die Grenzen der Fahrassistenten sind im Handbuch beschrieben. Wer sich
> außerhalb dieser Grenzen bewegt, darf sich nicht beschweren, wenn das
> Ergebnis das ist, was in Programmierbüchern gerne als "undefiniertes
> Verhalten" bezeichnet wird. Peng!
>
> Daß dieselben Menschen, die sonst nicht müde werden auf Datenblätter und
> Application Notes zu verweisen, jetzt selbst das Lesen des Handbuches zu
> ihren Assistenzsystemen verweigern, hat schon eine gewisse Ironie. ;-)

Das mag ja stimmen, aber die Randbedingungen sind eben doch von 
erheblichem Einfluss.

Leute, die Datenblaetter lesen und verstehen, koennten das hinbekommen, 
die ca. 100 Variablem staendig im Auge zu behalten und sich auch in 
kritischen Situationen danach zu richten. Die aber sehen keinen (oder 
nur sehr wenig) Nutzen.

Lieschen Mueller oder der (vermutlich) Banker im Tesla dagegen, nutzen 
das einfach ohne genau zu verstehen, was sie da tun, das koennen sie ja 
auch in der noetigen Tiefe gar nicht verstehen.

Matthias

von Marko ⚠. (mos6502) Benutzerseite Flattr this


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Eigentlich ist der Name Autopilot von Tesla perfekt gewählt. Der Begriff 
Autopilot kommt ja von der Schifffahrt bzw. vom Flugzeug. Dort übernimmt 
er Routineaufgaben (Kurs halten, etc.), kann aber niemals einem 
Hindernis ausweichen oder sonstwie autonom agieren, er muss immer vom 
Menschen überwacht werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Autopilot

von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Sheeva P. schrieb:

> Vielen Dank, darauf hat auch Lothar bereits hingewiesen. Ich bin ehrlich
> gesagt schockiert, was diese Idioten versprechen.

Das ist die berühmte usamerikanische Großmäuligkeit. Auch grad beim 
amtierenden Präsidenten zu Bewundern.
Made in usa ist für mich kein besonderes Qualitätsmerkmal sondern erst 
mal ein Hinweis genauer hinzuschauen. Auch wenn wir im Messgerätesektor 
verwöhnt wurden.

von Axel L. (axel_5)


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Peter D. schrieb:
> Ein Mensch kann z.B. durch die Scheiben des
> vor ihm fahrenden Fahrzeugs blicken und so eine Gefahrensituation
> erkennen. Auch fährt ein Mensch an unübersichtlichen Stellen nicht
> spurmittig, sondern zum Vordermann versetzt. Ein Mensch kann sich viel
> leichter an Verkehrssituationen anpassen, als ein Computer und er lernt
> auch ständig dazu. Er merkt sich Situationen, wo es fast gekracht hat
> und versucht es das nächste mal besser zu machen.

Pruuuust.

Ist jetzt nicht Dein Ernst, oder ?

Gruss
Axel

von Peter D. (peda)


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Axel L. schrieb:
> Ist jetzt nicht Dein Ernst, oder ?

Ist vielleicht etwas idealisiert dargestellt, aber ich halte die 
visuellen Fähigkeiten des Menschen für deutlich besser, als die einer 
Bildverarbeitungssoftware. Er kann auch kleinste Bildausschnitte in der 
Ferne beurteilen, ob sie für die Verkehrssituation relevant sind.
Die Radar- und Kamerasoftware scheint dagegen nur das auswerten zu 
können, worauf direkte Sicht besteht. Vermutlich ist sich schon mit den 
Spiegeln an unübersichtlichen Ausfahrten völlig überfordert.

von Mikro 7. (mikro77)


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Gustav K. schrieb:
> In dem Video im nächsten Link sieht man, wie der Tesla drauframmelt:
> 
https://www.aargauerzeitung.ch/limmattal/zuerich/schweizer-tesla-fahrer-baut-wegen-autopilot-unfall-auf-a1-130310981

Das Video bezieht sich auf ein Unfall der erst später statt fand. 
Zumindest sag das:

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Tesla-Autopilot-ist-nicht-schuld-an-Unfall-27490756

Bei dem Unfall aus dem Urteil ist der Fahrer mit ca. 100 km/h auf ein 
Baustellenfahrzeug mit Anhänger gekracht. Ob der Vorausfahrende die 
Sicht verdeckt hat und ob/wie derjenige möglicherweise den Tesla-Fahrer 
durch "spätes" Ausweichen irritiert haben könnte, ist spekulativ. Die 
Schuld auf den "Autopiloten" zu schieben funktioniert imho aber nie.

Das Video im Eingangslink ist trotzdem interessant: Ich spekuliere mal, 
dass der Tesla einerseits die Spur hält, andererseits dem 
vorausfahrenden Fahrzeug folgt. Dann ist der Vorausfahrende "plötzlich" 
weg und der Tesla sieht die "Wand" dennoch erst spät (für einen 
Computer). Die "Wand" war aber bereits die ganze Zeit da. Scheinbar sind 
die Sensoren nicht in der Lage, vor das vorausfahrende Fahrzeug zu 
schauen. Das wäre imho ein gravierendes Problem in der 
Sensorik/Software.

von Matthias S. (dachs)


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Peter D. schrieb:
> Vermutlich ist sich schon mit den
> Spiegeln an unübersichtlichen Ausfahrten völlig überfordert.

Solange die Bildverarbeitung ein auf der Spur stehendes, grosses und 
auffaelliges Fahrzeug mit Warnblinklicht nicht erkennt, braucht man doch 
gar nicht ueber die Verarbeitung von Spiegelbildern nachdenken.

Matthias

von Axel L. (axel_5)


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Peter D. schrieb:
> Axel L. schrieb:
>> Ist jetzt nicht Dein Ernst, oder ?
>
> Ist vielleicht etwas idealisiert dargestellt, aber ich halte die
> visuellen Fähigkeiten des Menschen für deutlich besser, als die einer
> Bildverarbeitungssoftware. Er kann auch kleinste Bildausschnitte in der
> Ferne beurteilen, ob sie für die Verkehrssituation relevant sind.
> Die Radar- und Kamerasoftware scheint dagegen nur das auswerten zu
> können, worauf direkte Sicht besteht. Vermutlich ist sich schon mit den
> Spiegeln an unübersichtlichen Ausfahrten völlig überfordert.

Das Problem hier ist das "kann", es müsste aber "könnte" sein. Die 
meisten Fahrer sind offensichtlich schon damit überfordert, eine Ampel 
in 50-100m Entfernung für die Entscheidung, ob man Geschwindigkeit 
erhöht, reduziert oder beibehält zu nutzen. Das ist leider die Realität.

Theoretisch gibt es viele Gedankengänge die sich intelligente Fahrer 
machen, um sicher oder leider doch meist eher schnell ans Ziel zu 
kommen. In der Praxis wird das wenigste davon umgesetzt, meistens geht 
es nur aus reinem Glück gut.

> Er merkt sich Situationen, wo es fast gekracht hat
> und versucht es das nächste mal besser zu machen.
Das Problem ist, wenn es bei diesem Lernprozess Tote und Verletzte gibt.

Weiter oben schrieb jemand:
>Also, ein Feuerwehrauto übersehen, das schafft ja nicht mal ein
>Fahranfänger. Und er schafft es erst recht nicht, das Feuerwehrfahrzeug
>dann auf der Standspur anzufahren.
Das mag man glauben.

Tatsache ist aber, dass es eine erhebliche Zahl an Unfällen gibt, bei 
denen LKW ungebremst in Stauenden fahren, bei denen Leute in 
Baufahrzeuge knallen, bei denen Polizisten getötet werden, weil jemand 
in deren Auto knallt, welches mit Blaulicht auf dem Standstreifen steht. 
Das ist so normal, dass es nur noch in den Regionalnachrichten bei den 
Verkehrsmeldungen gemeldet wird.

Das führt jetzt dazu, dass man den Einbau von Assistenzsystemen in LKW 
verbindlich vorschreibt.

Gruss
Axel

von Georg A. (georga)


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Warum erkennen jetzt eigentlich die üblichen Assistenten im PKW keine 
stehenden Hindernisse während das beim LKW schon vorgeschrieben ist? Ist 
die Erkennung schwieriger?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Sheeva P. schrieb:
> Kurz gesagt: die Entwicklung steht immer noch an ihrem Anfang, findet
> aber offensichtlich ausgesprochen schnell statt.

Das würde ich nicht unterschreiben. Es wird zwar gerade um den 
Tesla-"Autopiloten" ein ziemlicher Hype veranstaltet, aber die reinen 
Fakten sind dann doch sehr ernüchternd. Stand der Technik ist, dass man 
offenbar schon Probleme hat, Bitumenstreifen nicht für 
Fahrbahnmarkierungen zu halten und nicht auf stehende Fahrzeuge 
aufzufahren.

Sobald auch nur eine Kleinigkeit außerhalb der Reihe geschieht, brechen 
diese Systeme "zusammen".

Nicht umsonst hat Musk die Fahrt von Küste zu Küste abgeblasen und redet 
mittlerweile nur noch von möglichen Leveln autonomen Fahrens in ein paar 
Jahren.

> Und wenn wir es
> wirklich ernst meinen mit dem autonomen Fahren, müßten wir auch unsere
> Straßen und unsere Fahrzeuge weiter anpassen.

Das ändert aber alles nichts daran, dass es weiterhin Fußgänger, 
Radfahrer und vor allem immer wieder außergewöhnliche Situationen gibt. 
Wenn man während seiner Autofahrt darauf achtet, eigentlich sogar 
permanent.

Es geht letztendlich nicht so sehr darum, dass ein AP besser als ein 
Mensch fährt, sondern dass der Mensch überhaupt in der Lage ist, den 
Verkehr auch unter widrigsten Bedingungen am Laufen zu halten. Das fängt 
bei Gesten an und hört bei vorausdenkendem Fahren noch längst nicht auf.

> Davon abgesehen befürchte ich, daß der heutige Individualverkehr in der
> langfristigen Sicht verlieren wird. Es tut mir im Herzen weh, aber es
> ist einfach ökonomischer und auch ökologischer Mist, wenn jeder Haushalt
> ein bis zwei Fahrzeuge hat, die im Schnitt vielleicht zwanzig Stunden am
> Tag herumstehen und dabei nur Standfläche zu beanspruchen -- aber alle
> mit hohem Ressourcen- und Energieaufwand produziert, genutzt und
> irgendwann auch wieder verschrottet oder recycelt werden müssen.

Jepp - das Problem lösen leider auch E-Mobile nicht: den Platzbedarf hat 
man ebenso, ebenso die Gefährdung anderer, Lärm und Feinstaub (wenn auch 
in geringerer Höhe).

Wenn Individualverkehr, dann müssen die Fahrzeuge deutlich kleiner 
werden.

Ideal wäre das Rad - umweltfreundlich, leise, platzsparend und deutlich 
weniger gefährlich :-) Und da haben wir doch mittlerweile wirklich 
Fahrzeuge, die man mit E-Antrieb gut betreiben kann. Es gibt dreirädrige 
Lastfahrräder, die durchaus auch schwere Dinge transportieren können 
usw.
Für Schlechtwetterfahrten könnte man passende Leichtbaukabinen 
konstruieren - das wäre bzw. ist heute schon alles möglich.

Natürlich wird der Handwerker mit seiner neuen Heizung weiterhin einen 
LKW benötigen - aber die meisten eben nicht mehr.

Alleine, wenn man sich überlegt, wieviele Parkflächen plötzlich z.B. für 
Grünflächen zur Verfügung ständen, auch zweispurige Straßen könnte man 
wohl auf eine verkleinern (z.B. um eine als Radspur einzurichten).

Es gäbe auch keine Staus mehr, Ampeln wären vermutlich auch überflüssig. 
Die Stadt wäre sehr ruhig, die Luft viel besser.

Und schneller am Ziel als heute wäre man vermutlich auch noch.

So geht es jedenfalls nicht mehr weiter.

: Bearbeitet durch Moderator
von Karl K. (leluno)


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Peter D. schrieb:
> Es wird mit dem autonomen Fahren genauso ablaufen, wie mit der
> künstlichen Intelligenz. Erst kommt der Hype und dann die Ernüchterung,
> daß der entgültige Durchbruch nicht zu schaffen ist. Ein Computer ist
> eben kein Mensch.


Das ist alles sehr relativ.  Der Computer ist sicher nicht besser als 
der besonnen fahrende ausgeruhte vollkonzentrierte durchschnittliche 
Fahrer.

Unfälle bauen gehäuft Fahranfänger und alte Fahrer. Selbstüberschätzung 
und nachlassende Reaktion. Bezogen auf diese Personengruppe ist der 
Computer vermutlich schon heute der bessere Fahrer.

Zum Autofahren braucht es keine künstliche Intelligenz. Es ist - genau 
wie das Schachspiel - bereits dadurch erfassbar, dass eine nahezu 
Unendliche Vielzahl von Möglichkeiten rein mechanisch durchgerechnet 
wird. Die Zeiten, in denen gute menschliche Spieler Schachcomputer 
schlagen konnten sind lange Vorbei. Beim Autofahren ist es nicht anders.

Wenn man den Autopilot entsprechend vorsichtig programmiert, kann er 
auch ein urplötzlich auftauchendes stehendes Hindernis beherrschen. Er 
muss dann nur etwas langsamer mit größerem Abstand Fahren - wo ist das 
Problem?

Ich habe nicht den Anspruch, dass der Lenkassistent das Fahrzeug auf der 
linken oder mittleren Spur sicher durch den Verkehr steuert. Aber auf 
der rechten Spur hinter einem LKW herzuckeln, das kann er allemal 
genauso sicher wie ein durchschnittlicher menschlicher Fahrer.

: Bearbeitet durch User
von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Chris D. schrieb:
>
> Ideal wäre das Rad - umweltfreundlich, leise, platzsparend und deutlich
> weniger gefährlich :-) Und da haben wir doch mittlerweile wirklich
> Fahrzeuge, die man mit E-Antrieb gut betreiben kann. Es gibt dreirädrige
> Lastfahrräder, die durchaus auch schwere Dinge transportieren können
> usw.
> Für Schlechtwetterfahrten könnte man passende Leichtbaukabinen
> konstruieren - das wäre bzw. ist heute schon alles möglich.

Du hast grad das Velomobil wieder erfunden. Das Material ist da aber der 
Wille zum Umstieg fehlt.

von Mikro 7. (mikro77)


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Chris D. schrieb:
> Sobald auch nur eine Kleinigkeit außerhalb der Reihe geschieht, brechen
> diese Systeme "zusammen".

Autonomes Fahren und KI entwickeln sich rasant. Die "Kleinigkeiten" 
werden weniger. Und wie schon von anderen geschrieben, haben auch 
Menschen Probleme mit so manchen "Kleinigkeiten". Für eine sinnvolle 
Diskussion müsste man die "Kleinigkeiten" qualifizieren und sich die 
Entwicklung dazu genauer angucken.

Generell handelt es sich um einen Entwicklungsprozess. Man muss nicht 
sofort einen menschlichen Fahrer als Vergleich heranziehen. Ich sehe 
bspw. kurzfristig Perspektiven für Kolonnenfahrten auf der Autobahn 
(LKW). Mittelfristig für komplett automatisiertes (und auf 
automatisierten Verkehr ausgerichtete) Verkehrssysteme ohne "störende" 
menschliche Fahrer.

Karl K. schrieb:
> Zum Autofahren braucht es keine künstliche Intelligenz. Es ist - genau
> wie das Schachspiel - bereits dadurch erfassbar, dass eine nahezu
> Unendliche Vielzahl von Möglichkeiten rein mechanisch durchgerechnet
> wird. Die Zeiten, in denen gute menschliche Spieler Schachcomputer
> schlagen konnten sind lange Vorbei. Beim Autofahren ist es nicht anders.

Gar nicht vergleichbar. Die Thematik der Sensorik fehlt beim Schach. Die 
Anzahl der Möglichkeiten sind nicht vergleichbar. Schach ist ein 
wohldefiniertes geschlossenes System. Definiere mir dagegen einmal 
"Autofahren".

Edit/BTW: Die Überlegenheit der Schachprogramme ergibt sich nicht 
dadurch, dass sie alle Möglichkeiten durchrechnen; sondern aus einer 
Kombination von Durchrechnen (mit begrenzter Tiefe) und 
"Stellungsbewertung" die vom menschlichen Programmierer vorgegeben ist.

: Bearbeitet durch User
von Rick M. (rick-nrw)


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Karl K. schrieb:
>
> Zum Autofahren braucht es keine künstliche Intelligenz. Es ist - genau
> wie das Schachspiel - bereits dadurch erfassbar, dass eine nahezu
> Unendliche Vielzahl von Möglichkeiten rein mechanisch durchgerechnet
> wird. Die Zeiten, in denen gute menschliche Spieler Schachcomputer
> schlagen konnten sind lange Vorbei. Beim Autofahren ist es nicht anders.
>

Beim Schachspiel hast du eine begrenzte Anzahl von Figuren, die jeweils 
nur bestimmte Züge machen können.
Der Läufer wird sich nur diagonal bewegen und nicht über andere Figuren 
springen.
Du hast Zeit zu antworten, es kommt nicht auf Bruchteile von Sekunden 
an.
Bauernopfer darf es nicht im Straßenverkehr geben.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Mikro 7. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Sobald auch nur eine Kleinigkeit außerhalb der Reihe geschieht, brechen
>> diese Systeme "zusammen".
>
> Autonomes Fahren und KI entwickeln sich rasant.

Das sehe ich anders. Insbesondere die Algorithmenkonzepte dahinter (Deep 
learning etc.) sind mehr als alte Hüte, nur jetzt mit brutaler 
Rechenleistung. Entwickelt hat sich in dem Bereich - leider - in den 
letzten zwanzig Jahren nicht viel.

Aber: mit diesen Algorithmen wird man kein vollautonomes Fahrzeug bauen 
können, einfach weil man sie nur mit bekannten Situationen füttert.

Ich hatte das aber alles schon in anderen Threads ausgeführt.

> Die "Kleinigkeiten"
> werden weniger. Und wie schon von anderen geschrieben, haben auch
> Menschen Probleme mit so manchen "Kleinigkeiten". Für eine sinnvolle
> Diskussion müsste man die "Kleinigkeiten" qualifizieren und sich die
> Entwicklung dazu genauer angucken.

Eine Kleinigkeit sind bspw. Gesten, die mir ein anderer 
Verkehrsteilnehmer gibt. Ein autonomes Fahrzeug wird diese verstehen 
müssen, weil es sonst bspw. in der Rush-Hour Stunden am Kreisel steht 
und nicht hineinkommt.

> Generell handelt es sich um einen Entwicklungsprozess. Man muss nicht
> sofort einen menschlichen Fahrer als Vergleich heranziehen. Ich sehe
> bspw. kurzfristig Perspektiven für Kolonnenfahrten auf der Autobahn
> (LKW). Mittelfristig für komplett automatisiertes (und auf
> automatisierten Verkehr ausgerichtete) Verkehrssysteme ohne "störende"
> menschliche Fahrer.

Auf der AB könnte das halbwegs funktionieren - aber auch da hat man mit 
Baustellen, Unfällen etc. immer Ausnahmesituationen.

Auf allen anderen Straßen muss man jederzeit mit menschlichen Wesen 
rechnen, im Extremfall mit dem Mann mit der Handkarre auf der Straße ;-)

> Karl K. schrieb:
>> Zum Autofahren braucht es keine künstliche Intelligenz. Es ist - genau
>> wie das Schachspiel - bereits dadurch erfassbar, dass eine nahezu
>> Unendliche Vielzahl von Möglichkeiten rein mechanisch durchgerechnet
>> wird. Die Zeiten, in denen gute menschliche Spieler Schachcomputer
>> schlagen konnten sind lange Vorbei. Beim Autofahren ist es nicht anders.
>
> Gar nicht vergleichbar. Die Thematik der Sensorik fehlt beim Schach. Die
> Anzahl der Möglichkeiten sind nicht vergleichbar. Schach ist ein
> wohldefiniertes geschlossenes System. Definiere mir dagegen einmal
> "Autofahren".

So ist es. Schach ist von den Regeln her klar definiert und sehr eng 
umgrenzt. Das ist nicht einmal ansatzweise mit der Umgebung eines 
autonomen Fahrzeugs zu vergleichen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Mikro 7. (mikro77)


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Chris D. schrieb:
> Das sehe ich anders. Insbesondere die Algorithmenkonzepte dahinter (Deep
> learning etc.) sind mehr als alte Hüte, nur jetzt mit brutaler
> Rechenleistung. Entwickelt hat sich in dem Bereich - leider - in den
> letzten zwanzig Jahren nicht viel.

Die Argumentation ist imho nicht schlüssig. Vielleicht fehlt es den 
"alten Hüten" lediglich an Rechenleistung? Könnte ja sein, oder? Auch, 
dass sich bei der Entwicklung nichts getan hat, sehe ich anders (ich 
könnte dich jetzt mit Papers zuschütten und du könntest mit alten Wein 
in neuen Schläuchen argumentieren ;-). Ich stimme dir zu, dass einige 
grundsätzliche "Problematiken" bzgl. der KI und ihrer Implementierungen 
weiterhin nicht geklärt sind. (Ich mistraue bspw. dem "Black-Box" Ansatz 
bei Neuronalen Netzen.)

> Eine Kleinigkeit sind bspw. Gesten, die mir ein anderer
> Verkehrsteilnehmer gibt. Ein autonomes Fahrzeug wird diese verstehen
> müssen, weil es sonst bspw. in der Rush-Hour Stunden am Kreisel steht
> und nicht hineinkommt.

Um auf dieses Level zu kommen, müsste man eine menschenähnliche KI 
implementieren. Abgesehen von den technischen und moralischen Aspekten 
ist dies aber hier nicht notwendig: Man kann (mittelfristig) das gesamte 
Vekehrssystem auf autonom umstellen.

> Auf allen anderen Straßen muss man jederzeit mit menschlichen Wesen
> rechnen, im Extremfall mit dem Mann mit der Handkarre auf der Straße ;-)

Auf Anhieb würde mir da ein Friend/Foe Ansatz einfallen; zusammen mit 
Nothalt wie er schon jetzt in autonomen Fahrzeugen existiert. Ich denke 
schon, dass es technisch zuverlässige Ansätze gibt.

Ohne technisch detaillierte Diskussion ist das alles ein bisschen 
Glaubensfrage. Ich "glaube" an die technische Umsetzung (hatte letztens 
eine ähnliche Diskussion mit einem Bekannten).

von Richard B. (r71)


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Peter D. schrieb:
> Ist vielleicht etwas idealisiert dargestellt, aber ich halte die
> visuellen Fähigkeiten des Menschen für deutlich besser, als die einer
> Bildverarbeitungssoftware. Er kann auch kleinste Bildausschnitte in der
> Ferne beurteilen, ob sie für die Verkehrssituation relevant sind.

Nö, das stimmt schon so.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Mikro 7. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Das sehe ich anders. Insbesondere die Algorithmenkonzepte dahinter (Deep
>> learning etc.) sind mehr als alte Hüte, nur jetzt mit brutaler
>> Rechenleistung. Entwickelt hat sich in dem Bereich - leider - in den
>> letzten zwanzig Jahren nicht viel.
>
> Die Argumentation ist imho nicht schlüssig. Vielleicht fehlt es den
> "alten Hüten" lediglich an Rechenleistung? Könnte ja sein, oder?

Nein, denn die Netze können nur das, was sie gelernt haben. Man füttert 
sie mit Unmengen an ähnlichen Situationen, um eine halbwegs brauchbare 
Antwort zu erhalten. Tritt nun eine neue Situation auf, die etwas 
"außerhalb" dieser gefütterten Datenmenge liegt, dann versagt das Netz.

Einfaches Beispiel:

Um bspw. einem neuronalen Netz beizubringen, wie eine Straße auszusehen 
hat, füttert man es mit Unmengen an Straßenbildern. Irgendwann erkennt 
es Straßen, die so oder so ähnlich aussehen.
Weicht die Eingabe zu stark vom Gelernten ab, dann versagt dieses Netz.

Ein Mensch arbeitet aber offenbar ganz anders, denn selbst ein Kleinkind 
kann eine "Straßenart", die es noch nie gesehen hat, sicher als solche 
klassifizieren.

Es ist dabei vollkommen egal, ob das eine Eispiste über einen 
zugefrorenen See ist und er noch nie auch nur ansatzweise so etwas 
gesehen hat.

Denn ein Mensch hat eine Vorstellung davon, was für einen Zweck eine 
Straße hat.

Das ist von der Qualität der Verarbeitung/Speicherung her ein gewaltiger 
Unterschied.

Denn damit erfasst der Mensch problemlos all diese Muster, mit denen er 
bisher nie gefüttert wurde - auch extrem weit abweichend vom 
aufgenommenen sensorischen Eindruck.

Wie man aber einem NN das Wissen "Was ist der Zweck einer Straße?" 
beibringt, das hat man noch nicht ansatzweise gelernt, weil die 
Mechanismen im Gehirn auf dieser Ebene noch gar nicht bekannt sind. Und 
da hat sich in den letzten Jahren auch leider wenig bis nichts getan.

Die aktuellen künstlichen Netze bilden quasi nur die erste 
Verarbeitungsschicht ab, im Bereich der optischen Mustererkennung ist 
das der Bereich der Dominanzsäulen im Areal 17. Man erkennt ein paar 
Linien und hat seine Boxen im Bild.

Aber: das reicht eben nicht ansatzweise für die Komplexität unseres 
Straßenverkehrs.

> Auch,
> dass sich bei der Entwicklung nichts getan hat, sehe ich anders (ich
> könnte dich jetzt mit Papers zuschütten und du könntest mit alten Wein
> in neuen Schläuchen argumentieren ;-).

Ja, ich kenne diese Paper vermutlich, da ich die Szene als "gebranntes 
Kind" (meine Dipl.Arbeit ging über neuronale Mustererkennung) doch sehr, 
sehr aufmerksam verfolge.

>  Ich stimme dir zu, dass einige
> grundsätzliche "Problematiken" bzgl. der KI und ihrer Implementierungen
> weiterhin nicht geklärt sind. (Ich mistraue bspw. dem "Black-Box" Ansatz
> bei Neuronalen Netzen.)

Richtig. Vor allem bietet der sehr wenig Ansätze, um gezielte 
Verbesserungen herbeizuführen.

>> Eine Kleinigkeit sind bspw. Gesten, die mir ein anderer
>> Verkehrsteilnehmer gibt. Ein autonomes Fahrzeug wird diese verstehen
>> müssen, weil es sonst bspw. in der Rush-Hour Stunden am Kreisel steht
>> und nicht hineinkommt.
>
> Um auf dieses Level zu kommen, müsste man eine menschenähnliche KI
> implementieren.

Exakt - da wird man nicht drumherumkommen.

> Abgesehen von den technischen und moralischen Aspekten
> ist dies aber hier nicht notwendig: Man kann (mittelfristig) das gesamte
> Vekehrssystem auf autonom umstellen.

Eher sehr langfristig - und auch dann muss man KI haben, um die 
Situationen meistern zu können, die von der Norm abweichen. Und die gibt 
es reichlich.

> Ohne technisch detaillierte Diskussion ist das alles ein bisschen
> Glaubensfrage. Ich "glaube" an die technische Umsetzung (hatte letztens
> eine ähnliche Diskussion mit einem Bekannten).

Ich glaube, den meisten ist gar nicht klar, wie komplex das menschliche 
Gehirn arbeitet.

: Bearbeitet durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Peter D. schrieb:
> Ist vielleicht etwas idealisiert dargestellt, aber ich halte die
> visuellen Fähigkeiten des Menschen für deutlich besser, als die einer
> Bildverarbeitungssoftware.
Es kommt dabei nicht so sehr auf die visuellen Fähigkeiten an, viel 
wichtiger sind die kognitiven Fähigkeiten: was wird aus der erfassten 
Bildinformation gemacht. Also das, was dort ab "Erkennen" im Block "Bild 
verstehen" beschrieben wird:
http://www.geoinformatik.uni-rostock.de/einzel.asp?ID=-408941375

Und diese Fähigkeiten sind mit Rechnern offenbar immer noch lausig 
schlecht und nur für simpelste Sachen zu gebrauchen (in der Industrie 
z.B. zum Erkennen einfacher Formen und Farben). Denn ein Mensch erkennt 
ein sich irgendwie spiegelndes Straßenschild ganz einfach. Für einen 
Computer ist das Wissen, dass Licht an Objekten reflektiert wird, 
üblicherweise unbekannt.

Chris D. schrieb:
> Ich glaube, den meisten ist gar nicht klar, wie komplex das menschliche
> Gehirn arbeitet.
Lass mal einen Roboter einen geworfenen Ball fangen. Solche komplexen 
Differentialgleichungen können schon Kinder "nebenher" lösen...

: Bearbeitet durch Moderator
von Jens M. (Gast)


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Meine unmaßgebliche Meinung möchte ich auch beitragen:

Vorweg, meine "Marken" heißen Europcar, Sixt Car2Go DrivNow StattAuto 
etc. Meist weiß ich gar nicht in welcher Automarke ich sitze, es ist mir 
auch egal.

Vor ein paar Jahren bekam ich mal ein Upgrade in die obere Mittelklasse; 
Vollausstattung. Abstands- , Spur- , Müdigkeitserkennung jede Menge 
Schnickschnak, perfekt versteckt und verarbeitet. Man kam da intuitiv 
drauf, einfach ein Traum.

Das endete allerdings damit das ich im dichten Nebel bei 180 im Dunkeln 
auf der Autobahn die Hände vom Lenkrad nahm um mal zu testen ob das Auto 
so etwas merkt (hat es und gemeckert). Super geiles Blindfluggefühl, das 
Auto hat schon gebremst als nichts vom Vordermann zu sehen war. Wie hier 
zu lesen ist ging das ganze gut.

Hinterher hab ich mich dann allerdings gefragt ob es nicht ein bisschen 
wahnsinnig war und für andere und mich sehr schlecht hätte ausgehen 
können. Aber so was verleitet nun mal.

Wenn dann noch eine Funktion die alles andere als ausgereift ist vom 
Marketing "Autopilot" genannt wird ist das für mich Aufruf zu Mord oder 
Selbstmord.

Autopiloten funktionieren in Bereichen wo viel Platz, wenig Verkehr und 
wenig äußere Umstände sind.  Da sind z.B. die Seefahrt und die 
Fliegerei.

Da gibt eher wenige Ereignisse und der Mann am Steuer(knüppel) neigt zur 
Ermüdung (bzw. Alkoholmissbrauch in der Sportschifffahrt). Es gibt Leute 
die Segeln damit um die Welt (und vertrauen auf die Ausweichpflicht der 
Berufsschifffahrt wenn Sie schlafen).

Da macht ein Autopilot auch Sinn da die Überwachung den Menschen nicht 
überfordert. Die Technik fängt mehr Fehler ab als Sie macht und es 
bleibt beim Versagen ausreichend Reaktionszeit.

Im Auto sieht das ganz anders aus, die Leute die da noch richtig 
reagieren könne fahren auch ohne sicher.

Ich finde die Suggestion unverantwortlich, der Hersteller geht da über 
Leichen.

von Gustav K. (hauwech)


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Mikro 7. schrieb:
> Bei dem Unfall aus dem Urteil ist der Fahrer mit ca. 100 km/h auf ein
> Baustellenfahrzeug mit Anhänger gekracht. Ob der Vorausfahrende die
> Sicht verdeckt hat und ob/wie derjenige möglicherweise den Tesla-Fahrer
> durch "spätes" Ausweichen irritiert haben könnte, ist spekulativ.

OK, dann gab es da offensichtlich bei der Zuordung des Videos ein 
Problem. Ich hatte mich auch schon gewundert, denn im Text stand was von 
einem Baustellenfahrzeug, während man in Video einen Transporter sah.

Dennoch interessant, denn der Unfall mit dem Baustellfahrzeug ereignete 
sich, obwohl der Fahrer den Autopiloten eingeschaltet und zusätzlich 
noch ein Aufprallvermeidungssystem in Betrieb war. Beide Systeme haben 
also offensichtlich versagt.

Dazu die Aussage des Fahrer des vorausfahrenden Fahrzeugs:

"... der Verkehr sei damals zweispurig an der Baustelle vorbeigeführt 
worden. Es sei problemlos möglich gewesen, die Stelle zu passieren. Zu 
seinem Erstaunen habe ihn der Tesla links überholt, sei geradeaus 
weitergefahren und in den Anhänger des Werkhof-Fahrzeugs geprallt."

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Tesla-Autopilot-ist-nicht-schuld-an-Unfall-27490756

von Gustav K. (hauwech)


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Chris D. schrieb:
> Ideal wäre das Rad - umweltfreundlich, leise, platzsparend und deutlich
> weniger gefährlich :-)

Örgs, also ob Radfahren so ungefährlich ist, wage ich mal anzuzweifeln.

2014 wurden 77.900 Fahrradfahrer verletzt, davon 14.500 schwer. 396 
Fahrradfahrer sind bei Unfällen ums Leben gekommen, der Wert entspricht 
12% aller Verkehrstoten. Tendenz steigend. Wenn ich so auf die Straßen 
schaue, sehe ich da keine 12% Radfahrer ...

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/zahl-der-toedlich-verunglueckten-radfahrer-gestiegen-a-1048689.html

Dann taugt das Rad nur bei entsprechender Witterung, die Nutzung im 
Hochsommer ist tierisch, im Winter bei Kälte oder bei Minusgraden übel 
und zudem gefährlich. Das Rad ist in erster Linie ein Freizeitgerät, mit 
dem man sich nach meiner Erfahrung von der Straße fernhalten sollte. 
Wenn ich paar Scheine aus dem Geldautomaten ziehe, muss ich dazu nicht 
unbedingt die tonnenschwere Monsterkarre aus der Garage holen. Ein Rad 
kann aber keinesfalls einen PKW ersetzen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Ich finde solche selbststeuernden Fahrzeuge super. Gerade jetzt zum 
Beispiel: Mir wäre es zum Motorradfahren heute zu kalt. Also lasse ich 
das Motorrad mal allein eine Tour durch den Harz machen, stecke ihm ein 
wenig Geld als Wegzehrung in den Tankrucksack und schicke es los. Ich 
ermahne es noch per Sprachsteuerung, vorsichtig zu fahren, da es oben 
beim Torfhaus sicher noch viel Schnee liegen hat und es glatt sein 
könnte. Außerdem gibt es dort jede Menge Blitzer und es fängt dann im 
Falle des Falles immer das Gejammere an, daß mal wieder ein Motorrad 
ohne Fahrer die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten hat. Das 
muß ja nicht sein...

Ich heize schon einmal die Garage, damit es sich aufwärmen kann, wenn es 
wieder kommt. Das gibt es dann auch einen guten Schluck warmes 5W30 aus 
der Kanne.

MfG Paul

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Gustav K. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Ideal wäre das Rad - umweltfreundlich, leise, platzsparend und deutlich
>> weniger gefährlich :-)
>
> Örgs, also ob Radfahren so ungefährlich ist, wage ich mal anzuzweifeln.
>
> 2014 wurden 77.900 Fahrradfahrer verletzt, davon 14.500 schwer. 396
> Fahrradfahrer sind bei Unfällen ums Leben gekommen, der Wert entspricht
> 12% aller Verkehrstoten. Tendenz steigend. Wenn ich so auf die Straßen
> schaue, sehe ich da keine 12% Radfahrer ...

Das stimmt.

Wenn man dann aber mal schaut, mit wem diese Radfahrer kollidiert sind, 
dann ergibt sich aber ein ganz anders Bild.

Die allerwenigsten Radfahrer kommen ohne Fremdeinwirkung ums Leben, und 
- nicht weniger wichtig - gefährden durch ihre bloße Masse andere.

Eine Innenstadt mit fast keinen Autos, dafür aber sehr vielen 
Radfahrern, würde natürlich zu einem erheblichen Rückgang der Anzahl der 
Schwerverletzten führen.

Wenn Radfahrer nicht mit "Schutzstreifen" oder sogenannten "Radwegen" an 
die Seite gequetscht würden, sondern wie Autos eine komplette eigene 
Fahrspur in Beschlag nehmen dürften, dann gäbe es auch nicht mehr diese 
schlimmen Unfälle (hauptsächlich beim Abbiegen von Autos).

Nicht umsonst sind die Quoten der Städte mit vielen Radfahrern (Münster, 
Leer, Amsterdam etc.) deutlich besser: Autofahrer rechnen dort permanent 
mit diesen und fahren entsprechend.

> Dann taugt das Rad nur bei entsprechender Witterung, die Nutzung im
> Hochsommer ist tierisch, im Winter bei Kälte oder bei Minusgraden übel
> und zudem gefährlich.

Nicht wirklich. Dreiräder und auch Vierräder existieren, auch mit 
Kabinen, ebenso wie Spikes (weiß kaum jemand - ja, Spikes sind bei 
Fahrradmänteln erlaubt). Und dann gibt es ja auch noch den öffentlichen 
Nahverkehr.

> Das Rad ist in erster Linie ein Freizeitgerät, mit
> dem man sich nach meiner Erfahrung von der Straße fernhalten sollte.

Ja - wenn man sich die aktuelle Lage in den Großstädten anschaut.

So darf das natürlich nicht bleiben. Man müsste Radfahrern deutlich mehr 
Platz einräumen. Und das wäre durchaus möglich, weil bei einer Reduktion 
des Automobilverkehrs um 80-90% plötzlich einfach viel mehr Platz 
vorhanden wäre.

> Wenn ich paar Scheine aus dem Geldautomaten ziehe, muss ich dazu nicht
> unbedingt die tonnenschwere Monsterkarre aus der Garage holen. Ein Rad
> kann aber keinesfalls einen PKW ersetzen.

Nicht in jeder Situation, aber in 80% der Fahrten in die Innenstadt 
sicherlich.

: Bearbeitet durch Moderator
von Paul B. (paul_baumann)


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Chris D. schrieb:
> ....ja, Spikes sind bei
> Fahrradmänteln erlaubt). Und dann gibt es ja auch noch den öffentlichen
> Nahverkehr.

Wenn ich wirklich mal mit dem Bus fahren muß, dann hätte ich /für mich 
selbst/  auch gerne einen Mantel mit Spikes.
:)
MfG Paul

: Bearbeitet durch User
von Gustav K. (hauwech)


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Chris D. schrieb:
> Es gäbe auch keine Staus mehr, Ampeln wären vermutlich auch überflüssig.
> Die Stadt wäre sehr ruhig, die Luft viel besser.

Die Länge der Fahrten ist auch eine Betrachtung wert:

Die Tage in einem Geschäft einen Handwerker gesehen, der einen 
Bodenbelag ausbesserte. Da ich ein ähnliches Problem zuhause habe, habe 
ich denjenigen angesprochen, ob er evtl. eine Lösung für mein Problem 
hätte. Letztendlich habe ich nicht schlecht gestaunt, dass der aus ca. 
100 km Entfernung angereist ist. Obwohl wir hier im Ort und ebenso in 
dem umliegenden Orten ebenfalls Firmen haben, die Arbeiten an 
Bodenbelägen anbieten.

Ist mir schon öfter aufgefallen, wenn irgendwo was gebaut oder saniert 
wird, dass die Firmen von Hinterdupfingen kommen, anstatt aus dem 
Umfeld. Ähnlich wie mit der Arbeit: Man arbeitet in der Stadt und wohnt 
100 km entfernt auf dem Land. So wird es mit Umweltschutz nichts werden. 
Das Problem ist m.E. aber auch nicht lösbar.

von Paul B. (paul_baumann)


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Gustav K. schrieb:
> So wird es mit Umweltschutz nichts werden.
> Das Problem ist m.E. aber auch nicht lösbar.

Natürlich wäre das lösbar, wenn man die Frage der Ökonomie nicht auf die 
verlagern würde, die die Arbeit machen. Beispiel: Hier wurde in der Nähe 
kurz nach der sog. Wende eine Fabrik für Heizkörper fernab jeder 
Ansiedlung in die Prärie gesetzt. Sämtlicher Materialtransport und die 
"Anreise" der Beschäftigten MUSS mit Fahrzeugen erfolgen.

Es hätte Bahnanschluß gegeben -> platt gemacht
Es wären in Ortsnähe Gewerbeflächen da gewesen -> nicht platt gemacht 
->Ruinen bis heute

So lange die Leute der Arbeit hinterherreisen müssen, wird das so 
bleiben. Sollte es zum Dank dann noch zu Fahrverboten kommen, dann 
platzt bei Einigen sicher der Mond.

MfG Paul

von Gustav K. (hauwech)


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Paul B. schrieb:
> Natürlich wäre das lösbar, wenn man ...

Die Frage ist immer, wer ist "man", oder wer sollte "man" sein ...

Was will "man" machen, wenn mit dem LKW deutsches Wasser nach Italien 
gekarrt wird und im Gegenzug italienisches Wasser nach Deutschland?

Oder eine Schraubenfabrik in Norddeutschland ihre Schrauben in 
Süddeutschland verkauft und eine Schraubenfabrik in Süddeutschland ihre 
Schrauben in Norddeutschland?

Oder Krabben aus Norddeutschland zum Pulen nach Osteuropa gekarrt werden 
(und wieder zurück), weil in Osteuropa billiger gepult wird?

Tiere werden über weite Stecken umher gekarrt, obwohl es überall Tiere 
gibt, usw. Die Liste ließe sich nahezu unendlich fortsetzen.

: Bearbeitet durch User
von Michael X. (Firma: vyuxc) (der-michl)


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Chris D. schrieb:

> So darf das natürlich nicht bleiben. Man müsste Radfahrern deutlich mehr
> Platz einräumen. Und das wäre durchaus möglich, weil bei einer Reduktion
> des Automobilverkehrs um 80-90% plötzlich einfach viel mehr Platz
> vorhanden wäre.

Nö, zuerst will man die Verbrenner durch Elektrokarren ersetzen. Diese 
Probleme bleiben uns erstmal erhalten. Erst wenn sich das 
"Mobilitätsbedürfnis" unserer Mitmenschen ändert kann was draus werden. 
An Verbote glaube ich nicht, entweder werden sie dann ignoriert oder 
umgangen.
Zum Radfahren braucht es ein "ich will das" und keine blaßgrünen 
Lippenbekentnisse. Das wirst du aus deinem Umfeld kennen.

von Paul B. (paul_baumann)


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Gustav K. schrieb:
> Die Frage ist immer, wer ist "man", oder wer sollte "man" sein ...

Der sogenannte oder auch Gesetzgeber oder die Experten in Brüssel. 
Hätte man drauf kommen können....

>
> Was will "man" machen, wenn mit dem LKW deutsches Wasser nach Italien
> gekarrt wird und im Gegenzug italienisches Wasser nach Deutschland?

Verbieten. Ist unökonomisch -und hier nicht zu vergessen: unökologisch

>
> Oder eine Schraubenfabrik in Norddeutschland ihre Schrauben in
> Süddeutschland verkauft und eine Schraubenfabrik in Süddeutschland ihre
> Schrauben in Norddeutschland?

Transport per Bahn. Nein, Schrauben sind keine verderbliche Ware. Die 
Straße ist kein von der Allgemeinheit bezahlter (Vorsicht neusprech)
Just in Time-Lagerort

>
> Oder Krabben aus Norddeutschland zum Pulen nach Osteuropa gekarrt werden
> (und wieder zurück), weil in Osteuropa billiger gepult wird?

Wird wieder hier erledigt. Dann kostet das Zeug eben wieder den realen 
Preis.

>
> Tiere werden über weite Stecken umher gekarrt, obwohl es überall Tiere
> gibt, usw. Die Liste ließe sich nahezu unendlich fortsetzen.

Verbieten. Nur, was wirklich  "Aus der Region" stammt, wird in der 
Region verkauft.

Das bringt Niemanden um.
Zu guter Letzt muß auch Niemand am 22. Februar frische Erdbeeren auf dem 
Tisch haben.

SCNR
Paul

von Gustav K. (hauwech)


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Paul B. schrieb:
> Verbieten.
> Verbieten.
> Verbieten.
> ...

Das sagt sich leicht: Das Problem mit schädlicher Luft (da sterben 
Menschen!) in den Großstädten ist seit vielen Jahren bekannt und wird 
täglich durch Messungen dokumentiert. Wo sind die Fahrverbote?

Irgendwann muss man sich auch die Frage stellen:
Will die Mehrheitsgesellschaft eine solche permanente Bevormundung?

von Paul B. (paul_baumann)


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Gustav K. schrieb:
> Irgendwann muss man sich auch die Frage stellen:
> Will die Mehrheitsgesellschaft eine solche permanente Bevormundung?

Diese Frage zu stellen, ist müßig. Ob eine Bevormundung gewollt wird 
oder nicht -danach wird Niemand gefragt. Wer mit wachen Sinnen durch 
das Leben geht, sieht das doch.

Insofern halte ich das für sinnvoll, sinnloses und für die Allgemeinheit 
schädliches Tun zu verbieten. Beim Verbieten ist man doch in anderen 
Bereichen auch nicht so zimperlich.

MfG Paul

von Le X. (lex_91)


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Paul B. schrieb:
> Insofern halte ich das für sinnvoll, sinnloses und für die Allgemeinheit
> schädliches Tun zu verbieten.

Aber wem gibst du die Deutungshoheit darüber, welches Tun sinnlos und 
allgemeinheitsschädigend ist?

von Matthias S. (dachs)


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Michael X. schrieb:
> An Verbote glaube ich nicht, entweder werden sie dann ignoriert oder
> umgangen.

Ich auch nicht.
Wenn aber jedes Jahr die Maut um 10% steigen würde, dann könnte sich die 
Industrie darauf einstellen und irgendwann, so nach der 10. Steigerung, 
würden dann auch wirklich Effekte sichtbar, heute ist Transport VIEL zu 
billig.

Hier in der Gegend ist eine grosse Molkerei(wohl eher eine Chemiefabrik 
mit natürlichen Rohstoffen), da wird die Milch aus 200km Umkreis 
herangekarrt. Polen, Tschechien und Deutschland. Nur weil der Herr M. 
dafür Mengen an Steuergeldern bekommen hat.

Und nein, die deutsche Wirtschaft würde deswegen nicht innerhalb von 
Wochen zusammenbrechen.

Ausserdem muss die destruktive Subventionierung des Fernpendelns 
schrittweise abgebaut werden. Warum sollen wir alle mit Steuergeld dafür 
zahlen, dass Leute sich Häuser in 100km Entfernung vom Arbeitsort bauen? 
Warum sollen wir alle dafür zahlen, dass Leute sich Jobs in 100km 
Entfernung suchen? Unterbinden kann man sowas nicht, aber das darf auch 
nicht auf Dauer subventioniert werden. Logischerweise muss auch dieser 
Abbau schrittweise erfolgen, damit Zeit bleibt, sich darauf 
einzustellen.

Das Verkehrsproblem in den Innenstädten wäre halb so schlimm, wenn die 
Einhaltung der Regeln deutlich mehr kontrolliert würde und Verstösse 
viel konsequenter geahndet würden.

Und ja, ich bin auch dafür, dass Bussgelder immer nach der 
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bemessen werden. Heute zahlt die 
Zustellerin mit Mindestlohn 2 Stundenlöhne für ein Parkticket, der 
Versicherungmanager vielleicht 2 Minutenlöhne - logisch, dass der sich 
an Nichts hält.

Matthias

von Gustav K. (hauwech)


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Paul B. schrieb:
> Ob eine Bevormundung gewollt wird oder nicht -danach wird Niemand gefragt.

Langsam, solange die Leute alle 4 Jahre ein Kreuz auf einem Papier 
machen, ist man weg vom Fenster, wenn man den Mehrheiten zu sehr ans 
Bein pinkelt. Dann hast du sehr schnell eine neue SUV-Partei, die aus 
dem Stand über 50% der Stimmen holt und durch regiert, ohne nach links 
oder rechst zu schauen.

Le X. schrieb:
> Aber wem gibst du die Deutungshoheit darüber, welches Tun sinnlos und
> allgemeinheitsschädigend ist?

Genau der Punkt: Habe hier mal mitgeteilt, dass meine jährliche 
Fahrleistung eher gering ist, worauf prompt einer der Ansicht war, dass 
ich kein Auto benötige. Am Ende wird dann mal wieder von unten nach oben 
umverteilt.

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