Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisproblem Dioden


von Maximilian (Gast)


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Hallo,

sagen wir mal ich habe eine Siliziumdiode mit einer Flusspannung von 
0,7V. Wie kann es sein, dass an der Diode immer 0,7V abfallen? Sagen wir 
mal ich lege da 10V an, dann müssen doch da 10V abfallen. Ich kann mir 
das nicht vorstellen. Wo "gehen" denn die Restlichen 10V - 0,7V = 9,3V 
hin?

Danke

von Dirk B. (dirkb2)


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Die gehen in Wärme auf.
Oder besser an den in Reihe geschalteten Verbraucher.

von aldesser (Gast)


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Naja, so einfach ist es nicht. Dioden haben expotenielle Kennlinien. 
Falls deine Spannunsgquelle die 10V bei mehreren 100 kA (geschätzt) 
bereitstellen kann, fallen an der Diode tatsächlich (theoretische) 10V 
ab. Natürlich ist die Diode vorher schon den thermischen Tod gestorben.

von aldesser (Gast)


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Aber ganz ehrlich, hast du dir den Wikipedia Artikel mal durchgelesen?
Oder hier im Wiki geschaut: 
https://www.mikrocontroller.net/articles/Diode ?

von Dussel (Gast)


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Ideal wären es auch bei 10 V Eingang 0,7 V über der Diode. Da das im 
Widerspruch steht, geht das natürlich (real) nicht.

Eine Diode hat auch einen Widerstand, genauso wie die Leitungen. 
Außerdem ist die Kennlinie auch wegen anderer Effekte nicht unendlich 
steil.
Die restlichen 9,3 V würden also über der Leitung (zum kleinen Teil) und 
über der Diode abfallen.
Die 0,7 V sind auch nur ein Richtwert, keine Konstante in realen Dioden.

von so läuft 's hier (Gast)


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Na, heute erklärt man das per Video, Lernen 4.0 eben(d):
https://www.youtube.com/watch?v=pMdrxoQGOcM

von Maximilian (Gast)


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aldesser schrieb:
> Aber ganz ehrlich, hast du dir den Wikipedia Artikel mal durchgelesen?
> Oder hier im Wiki geschaut:
> https://www.mikrocontroller.net/articles/Diode ?
Wie so oft im Leben, bringt einen das manchmal nicht weiter. Es erklärt 
meinen "theoretischen" Fall nämlich nicht. Alles was mir die 
x-Internetseiten mit Kennlinien sagen ist:

Eine Diode hatte eine Durchlflussspannung, die sich bei steigendem 
Stromfluss durch die Diode einem Wert annähert. Der Durchflussstrom ist 
begrenzt, irgendwann brennt das Ding durch.

Das erklärt mir als Laie aber nicht, wo die restlichen 9,3V hingehen. 
Nach noch mehr Googlen (ja, das habe ich schon getan bevor ich gefragt 
habe). Habe ich das hier gefunden (die gleiche Frage, nur in Englisch):

https://electronics.stackexchange.com/questions/148730/what-happens-with-diode-voltage-drop-when-connected-directly-to-constant-voltage

Dort findet sich dann in den Kommentaren, die eigentliche Lösung:
Mit steigendem Stromfluss durch die Diode, bricht die Spannung an der 
Spannungsversorgung ein. Deshalb würden sich tatsächlich die 0,7V 
theoretisch einstellen, die restlichen 9,3V würden am Innenwiderstand 
der Spannungsquelle verbraten werden. Real würde dann wohl die Diode 
vorher durchbrennen.

von c r (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Real würde dann wohl die Diode
> vorher durchbrennen.

Das kommt ganz auf die Diode, deine Spannungsquelle und die Zuleitungen 
an.

Eine 1N4007 an einer 12V Zitronenbatterie wird nicht in Rauch aufgehen.
An einer Autobatterie vermutlich schon.

von hinz (Gast)


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c r schrieb:

> Eine 1N4007 an einer 12V Zitronenbatterie wird nicht in Rauch aufgehen.
> An einer Autobatterie vermutlich schon.

Ich kann für beide Fälle positive Experimente berichten.

von c r (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Das erklärt mir als Laie aber nicht, wo die restlichen 9,3V hingehen.

Es gibt dann keine "restlichen 9,3V".
Wenn du 10V an die Diode anlegst, dann ist das eben so.
Der Strom, der sich dann einstellt ergibt sich aus der Kennlinie.
Sowohl theoretisch, als auch praktisch.

Wenn du mal 10V in die Gleichungen einsetzt, wirst du feststellen, dass 
der Strom enorm hoch wäre und somit die ideale Diodengleichung nicht 
mehr ausreicht, da die ohm'schen Anteile (U = R*I) wichtig werden.

von c r (Gast)


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hinz schrieb:
> Ich kann für beide Fälle positive Experimente berichten.

"positiv" im Sinne von...?

von (prx) A. K. (prx)


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Was bei bipolaren Halbleitern wie Dioden und Transistoren ganz gut 
funktioniert: einen bestimmten Strom durch schicken und die Spannung 
messen.

Was deutlich schlechter funktioniert: eine bestimmte Spannung anlegen 
und den Strom messen.

von Mani W. (e-doc)


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Ich werfe da noch ca. -2mV/K ein für die Durchlassspannung...

von hinz (Gast)


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c r schrieb:
> hinz schrieb:
>> Ich kann für beide Fälle positive Experimente berichten.
>
> "positiv" im Sinne von...?

Hab schon mittels 1N400x die Strombelastbarkeit einer Autobatterie 
getestet. Keine besonders spektakuläre Sache, nix für Silvester. Es 
bleiben sogar die beiden Anschlussdrähte übrig.

von hinz (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Ich werfe da noch ca. -2mV/K ein für die Durchlassspannung...

Das gilt knapp unter dem Schmelzpunkt von Silizium nicht mehr.

von Mani W. (e-doc)


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hinz schrieb:
> Das gilt knapp unter dem Schmelzpunkt von Silizium nicht mehr.

Eh kloar!

Aber weit darunter ist es wohl so...

von qwertzuiopü+ (Gast)


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Maximilian schrieb:
> Eine Diode hatte eine Durchlflussspannung, die sich bei steigendem
> Stromfluss durch die Diode einem Wert annähert.

Nö, auch die Spannung geht gegen unendlich bei einem unendlich hohen 
Strom.
Aber U ist proportional zu log(I). Oder anders: I~exp(U)
Dementsprechend würde die Diode mehrere kW bei 10V umsetzen (Oder MW, je 
nach Diode). Da steht dann aber im Weg, dass die Zuleitungen, die 
Anschlussdrähte und der Innenwiderstand der Versorgung für einen 
gewissen Spannungsabfall sorgen. Aber grundsätzlich sind auch 10V an der 
Diode möglich.

von hinz (Gast)


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qwertzuiopü+ schrieb:
> Aber grundsätzlich sind auch 10V an der
> Diode möglich.

https://www.hvproducts.de/files/7-2cl1-br.pdf


;-)

von Mani W. (e-doc)


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hinz schrieb:
> Hab schon mittels 1N400x die Strombelastbarkeit einer Autobatterie
> getestet. Keine besonders spektakuläre Sache, nix für Silvester. Es
> bleiben sogar die beiden Anschlussdrähte übrig.


Das ist aber auch alles, was übrig bleibt...

Für Silvester sind da eher Elkos sinnvoll und Tantal...


;-)

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Maximilian schrieb:
> sagen wir mal ich habe eine Siliziumdiode mit einer Flusspannung von
> 0,7V. Wie kann es sein, dass an der Diode immer 0,7V abfallen?

Es ist ja gar nicht so, sondern stromabhängig. Beim Maximalstrom den 
eine Diode aushält ist es au h keicht mal 1V, bei Mikroampere ist es oft 
nur 0.5V.

> Sagen wir
> mal ich lege da 10V an, dann müssen doch da 10V abfallen.

Ja, allerdings an einer kaputten Diode. Die ist nämlich explodiert und 
vaporisiert als im ersten Moment der 10V einige zrhntausend Ampere durch 
die Diode flossen (vorausgesetzt, deine Spannungsquelle konnte die 
bringen).

> Ich kann mir
> das nicht vorstellen. Wo "gehen" denn die Restlichen 10V - 0,7V = 9,3V
> hin?

Wenn deine Spannungsquelle keine zigtausend Ampere bringt, sondern nur 
so viel wie die Diode aushält (z.B. 1 A bei einer 1N4004) dann ist es 
keine ideale Spannungsquelle sondern eine schwache mit hohem 
Innenwiderstand und die vermissten 9.3V fallen am Innenwiderstand der 
Spannungsquelle ab, an den äusseten Klemmen die mit der Diode verbunden 
sind liegen also nur noch die 0.7V .

von Mani W. (e-doc)


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qwertzuiopü+ schrieb:
> Aber grundsätzlich sind auch 10V an der
> Diode möglich.

Und die löst sich dann auf...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Maximilian schrieb:
> Sagen wir mal ich lege da 10V an, dann müssen doch da 10V abfallen.
Mit 50% Wahrscheinlichkeit sogar, ohne dass die Diode kaputt geht... ;-)

> Wie kann es sein, dass an der Diode immer 0,7V abfallen?
In Rückwärtsrichtung darf die Spannung meist deutlich höher sein.

> Wie kann es sein, dass an der Diode immer 0,7V abfallen?
Die 0,7V sind keine Naturkonstante. Sie ergeben sich in etwa an einer 
Siliziumdiode, wenn ein für sie erträglicher Strom fließt. Welche Diode 
würdest du für deinen Versuch nehmen?

> Sagen wir mal ich lege da 10V an, dann müssen doch da 10V abfallen.
Richtig. Wenn du 10V aus einer Spannungsquelle anlegst, die immer 10V 
bringt und du dicke Kabel nimmst, die keinen nennenswerten Widerstand 
haben, dann liegen auch 10V an der Diode.
Wie es der dann geht wurde ja schon berichtet. Denn deine exemplarische 
Diode "hält" bei ihrem Nennstrom eben nur 0,7V aus. Wenn die Spannung 
höher wird, dann steigt der Strom durch die Diode (deshalb ist es ja 
eine Diode, denn andesrum gepolt sinkt der Strom). Und wenn der Strom zu 
hoch wird, erwärmt sie sich so stark, dass du die Wärme nicht mehr 
abführen kannst und die Diode deshalb mehrfach ausserhalb der Absolute 
Maximum Ratings aus dem Datenblatt betrieben wird. Fazit: der schnelle 
Tod.

: Bearbeitet durch Moderator
von VitaminC (Gast)


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hinz schrieb:
>> Eine 1N4007 an einer 12V Zitronenbatterie wird nicht in Rauch aufgehen.
>> An einer Autobatterie vermutlich schon.
>
> Ich kann für beide Fälle positive Experimente berichten.

Diodentyp? Zitronenart? -menge? Verschaltung? Mit einem Laster Zitronen 
könnte man ja vielleicht auch eine Ziegelsteindiode kleinkriegen?

von M. K. (sylaina)


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Lothar M. schrieb:
>> Wie kann es sein, dass an der Diode immer 0,7V abfallen?
> In Rückwärtsrichtung darf die Spannung meist deutlich höher sein.

Wow, der Erste, der die Spannung in Sperrrichtung anlegt. Hab mich heute 
morgen schon gefragt, wie lange es dauert, bis das jemand erwähnt ;)

von Mani W. (e-doc)


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Lothar M. schrieb:
> Und wenn der Strom zu
> hoch wird, erwärmt sie sich so stark, dass du die Wärme nicht mehr
> abführen kannst und die Diode deshalb mehrfach ausserhalb der Absolute
> Maximum Ratings aus dem Datenblatt betrieben wird. Fazit: der schnelle
> Tod.

Siliziumanisches Krematorium, entweder Kurzschluss und Verschmelzung,
oder im Falle
von...

aldesser schrieb:
> Falls deine Spannunsgquelle die 10V bei mehreren 100 kA (geschätzt)
> bereitstellen kann, fallen an der Diode tatsächlich (theoretische) 10V
> ab. Natürlich ist die Diode vorher schon den thermischen Tod gestorben.

Das kriegt aber Keiner mit, weil sich diese Diode einfach in Luft
auflöst, und wie schon

hinz schrieb:
> Es
> bleiben sogar die beiden Anschlussdrähte übrig.


;-)

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