Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker für hohe Eingangsfrequenzen


von Thomas K. (sirfinstale)


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Hallo liebe User,

ich versuche im Moment eine invertierende Operationsverstärkerschaltung 
aufzubauen die mir ein Photomultiplier Signal (PMT) invertiert.


Zu meinen Eingangsparametern: Die PMT befindet sich an einem Mikroskop 
und misst das Fluoreszenzlicht verschiedener Proben. Meine Aufgabe ist 
es nun das Spannungssignal der PMT, welches je nach Verstärkung von -1 V 
bis zu -5 V reicht zu invertieren, auszulesen und durch ein Programm 
weiter zu verarbeiten. Die verwendete PMT (Hamamatsu) besteht aus GaAs 
und liefert bei einer stark fluoreszierenden Probe Events von bis zu 
100MHz.

Als ersten Versuch ein Testsignal von einem Signalgenerator zu 
invertieren habe ich mir den Standard Operationsverstärker von Texas 
Instrument (LM741) geschnappt und mit zwei 10 kΩ Widerständen die 
invertierende Schaltung aufgebaut. Das vom Signalgenerator erzeugte 
Testsignal wurde dabei wie gewünscht invertiert. Der nächste Schritt 
liegt nun darin die tatsächliche Schaltung für meinen Versuch 
aufzubauen. Dafür brauche ich natürlich einen geeigneteren OPV als den 
LM741.


An diesem Punkt würde ich euch gerne um Rat bitten, da ich leider in der 
Elektronik und vor allem in den einzelnen Spezifikationen der OPV’s 
nicht so viel Erfahrung habe. Welchen OPV könnte ich den für ein 
Eingangssignal von ca. -1 V bis -5 V und einer Eingangsfrequenz von bis 
zu 100 MHz verwenden.

Im Voraus schon einmal ein großes Dankeschön

von Joe F. (easylife)


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TI bietet da eine ganz wunderbare parametrische Suche:
http://www.ti.com/amplifier-circuit/op-amps/high-speed/overview.html

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich habe meinem Scintillationsdetektor (auch mit PMT, aber Impulse von 
ca. 3µs) zwei LT1227 nachgeschaltet. Die können +/- 15V Versorgung und 
140 MHz.
https://www.analog.com/en/products/lt1227.html#product-overview
Reichelt hatte sie jahrelang im Programm, scheint aber rausgeflogen zu 
sein. Suchbegriff für schnelle OPs "current feedback", wie auch hier.

: Bearbeitet durch User
von Joe F. (easylife)


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OPA2695 könnte evtl. passen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Beitrag "Re: Pollin PMT-Modul"
die Impulse hatten damals aber bis zu -65V.

von hinz (Gast)


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THS3061 ist da eine gute Wahl. Aber anfängergeeignet sind solche Opams 
ehr nicht, man hat da ratzfatz einen prima Handystörsender.

von Michael B. (laberkopp)


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Thomas K. schrieb:
> Als ersten Versuch ein Testsignal von einem Signalgenerator zu
> invertieren habe ich mir den Standard Operationsverstärker von Texas
> Instrument (LM741) geschnappt und mit zwei 10 kΩ Widerständen die
> invertierende Schaltung aufgebaut

Autsch, 741.

Ja, da hat sich was getan in den 50 Jahren seit dem der erfunden wurde.

Aber es lohnt auch nicht, einen Gigahertz-OpAp zu kaufen.

Am besten wohl: Simuliert mit LTSpice, ob dir die Response-Antwort auf 
deinen Impuls in Bezug auf die Genauigkeit reicht, und nimm einen 
"ausreichenden" OpAmp. Und verstärke nicht unbedingt zu viel mit 1 
OpAmp, das gibt nur Stabilitätsprobleme, sondenr nimm 2 Stufen, gut 
voneinander geschirmt/abgeblockt.

von Thomas K. (sirfinstale)


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Hallo miteinander,

vielen Dank für eure Hilfe, der Input hat geholfen!


Ich bin gerade dabei die Schaltung in LTspice zu simulieren und anhand 
meiner Werte den richtigen OPV zu finden.

Ich geb Rückmeldung wenn es funktioniert hat.

von Ingo (Gast)


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Hallo Thomas K.,

Du weißt wahrscheinlich selbst am besten, wie die Fluoreszenzdetektion 
mittels PMT in diesem konkreten Fall umgesetzt wird, aber: oft werden 
PMT in solchen Anwendungen im pulse counting Modus betrieben. Die 
Information steckt dann ausschließlich in der Pulsfrequenz/Countrate, 
und nicht im Analogsignal. Die Amplitudenhöhe und Pulsbreite hängt dann 
vom Verstärkungsfaktor, Eintrittswinkel/Eintrittsort der Photonen, und 
bei hohen Verstärkungen auch viel vom Zufall ab.

In diesem Fall würdest du also eher einen Komparator brauchen, und je 
nachdem ob du das Signal digital oder analog weiterverarbeitest entweder 
einen Pulszähler oder aber sowas wie Monoflop (zum Normalisieren von 
Amplitude und Dauer) + Integrator. Der Komparator (und Eingang des 
pulszählers) muss dann auch mindestens die Bandbreite von 100MHz 
aufweisen, auf der Ausgabeseite kommts dann eher auf dein 
Ausleseintervall an.

Das ganze gilt natürlich nur für den pulse counting Betriebsmodus - aber 
im Falle von Fluoreszenz, wo Intensitäten ja bis nahezu null gehen 
können, ist das meines Wissens nach nicht ungewöhnlich. In dem Fall hast 
du aber vielleicht auch Glück und kannst schon das konditionierte Signal 
(invertiert, nach Komparator und Monoflop) irgendwo abgreifen!

von M. K. (sylaina)


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Thomas K. schrieb:
> Hallo miteinander,
>
> vielen Dank für eure Hilfe, der Input hat geholfen!
>
>
> Ich bin gerade dabei die Schaltung in LTspice zu simulieren und anhand
> meiner Werte den richtigen OPV zu finden.
>
> Ich geb Rückmeldung wenn es funktioniert hat.

Schreib hier auch ruhig wie du simulierst, wie die konkrete Schaltung 
ausschaut usw. Schon dein Eingangspost lässt vermuten, dass du 
diesbezüglich sehr wenig Erfahrung hast. Wie mein Namensvetter schon 
schrieb: Der 741 ist nicht grade der neueste OPV und wenn man sich mal 
dessen Grenzfrequenz anschaut und welchen Frequenzbereich bei dir von 
Interesse ist hätte von vorne herein klar sein müssen, dass so ein OPV 
überhaupt nicht geeignet ist, d.h. den Test mit dem 741 hätte man sich 
sparen können. Das einzige, dass du damit getestet hast ist, wie ein 
invertierender Verstärker funktioniert. Das ist aber mehr als nur 
hinreichend bekannt, das gehört schlichtweg zu den allgemeinsten 
Grundlagen der OPVs. Das ist vergleichbar damit ob man erstmal schaut ob 
ein Schraubendreher auch wirklich Schrauben drehen kann, für die er 
gebaut wurde.

von Peter D. (peda)


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Ingo schrieb:
> oft werden
> PMT in solchen Anwendungen im pulse counting Modus betrieben.

Z.B. als Verstärker: AD8009, als Komparator: AD8561

von Marcus H. (Firma: www.harerod.de) (lungfish) Benutzerseite


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Und bitte einen vernünftigen Testaufbau machen. Dazu gehören u.a. 
Versorgung, Verkabelung, Verschaltung und Layout. Nicht dass wir als 
nächstes hier Fragen in der Form bekommen "mein Aufbau schwingt" für 
einen USB versorgten Steckbrettaufbau bekommen. Am Besten Schaltplan und 
Layout vor der Produktion zeigen.

von Ingo (Gast)


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Peter D. schrieb:
> Ingo schrieb:
>> oft werden
>> PMT in solchen Anwendungen im pulse counting Modus betrieben.
>
> Z.B. als Verstärker: AD8009, als Komparator: AD8561

Exakt, Peter, es ist als sässest du vor meinem Instrument. Eine andere 
Variante hier nutzt AD8009 & AD96685 als Verstaerker und Komparator.

Bist Du vom Fach? Ich haette da vielleicht noch ein paar Fragen, wieso 
beispielsweise vor der weiteren Auswertung das Signal im konkreten Fall 
noch durch ein MC10EL31 und ein MC100EPT25 IC geschickt werden. Es 
scheint mir, als waere das Signal bereits gar nicht mehr vom Typ ECL, 
und als wuerden diese Chips jetzt sozusagen zweckentfremdet werden, um 
etwas bestimmtes zu erreichen (besonders kurzer Ausgangspuls, besonders 
steile Flanke o.ä.)...

Wie auch immer, mein Tipp an den TO wäre, zuerst sicherzustellen, dass 
du es nicht mit einem PMT im Pulse Counting Betrieb zu tun hast, 
ansonsten ist der von dir verfolgte Weg wohl nicht der richtige, und du 
folgst besser Peters und meinem Vorschlag.

Wie du vielleicht auch schon in den Datasheets zu AD8009 und Co. gesehen 
hast, sind Schaltungsdesign und Layout gar nicht mehr so ganz trivial 
bei solchen Pulsfrequenzen, so dass mein naechster Tipp waere:

Schau Dir mal genau deine Platine an! Da es sich hier vermutlich um 
wissenschaftliches Equipment handelt, und die Wege vom Prototyp bis zur 
Quasi-Marktreife da häufig kurz sind, wirst Du mit allergroesster 
Wahrscheinlichkeit eine Art von Test- oder Debugpin finden. Mit etwas 
Glueck sogar bereits nach Invertierung, Verstärkung, Komparator, ... 
schoen als gebuffertes Signal herausgefuehrt, mit dem Du direkt weiter 
arbeiten kannst. Da sparst Du Dir einen Haufen Arbeit und viele 
moegliche Fehlerquellen!

Ingo

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