Forum: HF, Funk und Felder Quarz für schmalbandiges DCF77-Filter


von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Hallo Hilde,

HildeK schrieb:
> Habe vor vielen Jahren (ca 1980) mal einen solchen Geradeausempfänger
> für DCF-Empfang gebaut. Als Filter verwendete ich einen 77,5MHz Quarz,
> extra geschliffen für diesen Zweck (es gab damals eine Firma namens
> Wuttke). Der Quarz ist zwar 5cm lang, aber die Filtereigenschaften waren
> hervorragend.

Volltreffer bei der Suche im WWW... Ich bin auf der Suche nach genau so 
einem Quarz. Und ich habe, ungefähr zur gleichen Zeit wie du, ziemlich 
genau das selbe gemacht, wie du: Einen Geradeausempfänger für 
DCF-Empfang. Als Filter verwendete ich einen 77,5 kHz Quarz, extra 
geschliffen für diesen Zweck (es gab damals eine Firma namens Wuttke). 
Der Quarz ist zwar 5cm lang... Das war ja nicht billig. Dazu 13 
Nixie-Röhren und einen Haufen 74LSxx.

Jetzt wollte ich auch wieder einen solchen Empfänger bauen, aber nicht, 
um die Uhrzeit zu empfangen, sondern um die 77,5 kHz als Referenz für 
eine 10 MHz PLL-Schaltung zu verwenden. Und so wollte ich dich fragen, 
ob du zufällig deinen Quarz noch hast und abgeben kannst.

Kaufen kann man die nicht, schleifen lassen vielleicht, aber wohl kaum 
zu erträglichen Preisen, und Stimmgabelquarze scheinen mir herzlich 
ungeeignet für diesen Zweck. Der Empfänger soll möglich schmalbandig mit 
dem einen Quarz sein. Wenn die Sekundenpulse nur noch schwach 
ausgebildet wären, Größenordnung 1 Hz Bandbreite, wäre das sehr 
vorteilhaft. Aber das wäre wohl zu viel verlangt.

Ralf Berres hat es ja offensichtlich noch erheblich aufwändiger 
getrieben. 300 DM für 4 Quarze - ich glaube, das passt zu dem, was ich 
bezahlt habe. Aber 6 Hz tiefer passt bei mir nicht.

Ich habe meinen Quarz noch, aber der läuft seit über 40 Jahren in meinem 
DCF77-Empfänger auf dem Wohnzimmerschrank - den werde ich niemals 
schlachten(!). (Den Empfänger, nicht den Schrank.)

Die 77,5k - 10MHz-PLL ist schon fertig, ich betreibe sie, indem ich 
meinen DCF77-Empfänger anzapfe. Dafür geht seit einigen Wochen ein Kabel 
quer durch das Wohnzimmer... Das soll weg...

Und vielleicht hat ja noch jemand so ein Teil. Wir waren offensichtlich 
nicht die Einzigen, die das gemacht haben.

Bin gespannt.

Grüße, DZDZ

von Harald W. (wilhelms)


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Der Zahn der Zeit schrieb:

> Quarz für schmalbandiges DCF77-Filter

> Ich habe meinen Quarz noch, aber der läuft seit über 40 Jahren in
> meinem DCF77-Empfänger - den werde ich niemals schlachten(!).

Für normale DCF77-Empfänger werden solche Filterquarze
nicht mehr benötigt. Du kannst dort problemlos einen
anderen Empfänger einbauen. Mit einer Zwischenplatine
am besten so, das Du das jederzeit zurückbauen kannst.
Dann hast Du Deinem eigenen Filterquarz frei für Deinen
Referenzempfänger.

von Helmut -. (dc3yc)


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Gibt's mittlerweilen für 2Euro20 bei diversen Händlern. Sind halt 
mittlerweilen etwas kleiner geworden, wie alle moderneren Quarze. 
FT243-Gehäuse ist out of date!

von Old P. (Gast)


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Hmmm, ich habe Anfang letzten Jahres etwa 50 Stück gekauft.
Wo? Muss mal alte Rechnungen filzen.

Old-Papa

von Helmut -. (dc3yc)


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Kennst du Guckel? Gibste ein: "quarz 77.5 khz". Kriegste 4 Händler auf 
den ersten drei Seiten.

von Gebhard (Gast)


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Helmut -. schrieb:

> Gibt's mittlerweilen für 2Euro20 bei diversen Händlern.

Keinen gefunden. Bitte einen Link auf einen Händler.

von Megatroll (Gast)


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Bei digikey gibt's einen Hersteller. 1.2Euro oder so. Aber 20-30 ppm 
daneben ist nicht wirklich so der Hammer...

von HildeK (Gast)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Hallo Hilde,

HildeK bitte! :-) - ich bin nicht weiblich ...

Der Zahn der Zeit schrieb:
> Jetzt wollte ich auch wieder einen solchen Empfänger bauen, aber nicht,
> um die Uhrzeit zu empfangen, sondern um die 77,5 kHz als Referenz für
> eine 10 MHz PLL-Schaltung zu verwenden. Und so wollte ich dich fragen,
> ob du zufällig deinen Quarz noch hast und abgeben kannst.

Tja, ich habe nur einen und er läuft nach wie vor in meiner DCF-Uhr. 
Brauche ich also noch und kann ihn nicht weggeben! Tut mir leid!
Da geht es mir genauso wie dir :-).

Der Zahn der Zeit schrieb:
> Der Empfänger soll möglich schmalbandig mit
> dem einen Quarz sein. Wenn die Sekundenpulse nur noch schwach
> ausgebildet wären, Größenordnung 1 Hz Bandbreite, wäre das sehr
> vorteilhaft. Aber das wäre wohl zu viel verlangt.
Die Bandbreite konnte man schön mit einem normalen Trimmpoti - als Last 
geschaltet - einstellen. Meine Uhr läuft so mit 10-15Hz BB, weniger ist 
auf Kosten des Signalpegels auch möglich. Ob 1Hz noch brauchbar geht, 
habe ich nie ausprobiert, da sind ja die mir wichtigen DCF-Pulse fast 
weg.

Helmut -. schrieb:
> Gibt's mittlerweilen für 2Euro20 bei diversen Händlern. Sind halt
> mittlerweilen etwas kleiner geworden, wie alle moderneren Quarze.

Ich bin mir nicht sicher (habe es nie getestet), ob die genauso gut als 
Filterquarz verwendbar sind. Hat da jemand Erfahrung?

von Old P. (Gast)


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HildeK schrieb:
...
> Ich bin mir nicht sicher (habe es nie getestet), ob die genauso gut als
> Filterquarz verwendbar sind. Hat da jemand Erfahrung?

Schau mal hier, da wurde ein Quarz als Vorfilter verwendet
http://www.robotrontechnik.de/html/forum/thwb/showtopic.php?threadid=15374&time=1562776781&s=83415d490d328a4d4b3de72293bd3d15

Old-Papa
PS: Wenn ich am anderen Rechner bin, schau ich mal nach alten 
Rechnungen, glaube aber, die waren vom Segor in Berlin.

Old-Papa

von Bodo M. (dg8ly)


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Hallo Hilde K,
einen solchen Quarz kann ich dir anbieten. Hatte vor Jahren eine 
Schaltung aus der Funkschau Sonderheft Nr.: 34 mit Erfolg nachgebaut.
Einen einzigen Quarz 77.5 KHz habe ich noch.
Falls noch Interesse besteht, PN an mich.

Beste 73

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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HildeK schrieb:
> HildeK bitte! :-) - ich bin nicht weiblich ...
Sorry - aber das Missverständnis hat sich aufgedrängt.

HildeK schrieb:
> Ich bin mir nicht sicher (habe es nie getestet), ob die genauso gut als
> Filterquarz verwendbar sind. Hat da jemand Erfahrung?
Ich halte es für ziemlich ausgeschlossen, dass sie gut geeignet sind, 
deswegen schrieb ich oben:
> und Stimmgabelquarze scheinen mir herzlich
> ungeeignet für diesen Zweck
Diese Quarze, die mir hier mehrfach an's Herz gelegt werden, haben einen 
Serienwiderstand von ca. 50 kOhm (nicht 50 Ohm, sondern 50 kOhm!), und 
wie man da einen anständigen Filter von machen soll, wäre mir 
schleierhaft.

Die Serienresonanz nehmen und die Parallelkapazität gegenphasig 
kompensieren? Ich gehe davon aus, dass die Resonanzfrequenz auch für 
diese Quarze für Parallelresonanz spezifiziert ist, also fällt dieser 
Ansatz wohl ohnehin flach.

Parallelresonanz bei 15 pF Lastkapazität - mit sehr hoher Impedanz 
einkoppeln (und dabei dann wieder für die Weitab-Selektion die 
Parallelkapazität bei der Einkopplung kompensieren)? 15 pF entsprechen 
bei 77 kHz ca. 100 kOhm, und um eine eine hohe Güte des Schwingkreises 
zu erreichen, sollte die Einkopplung  mit dem 10^2- bis 10^3-fachen (10 
- 100 MOhm) erfolgen. Nein, da glaube ich nicht dran. Damit lässt sich 
nicht erreichen, was mit einem normalen (5 cm langen) Quarz erreichbar 
ist.

Es gibt allerdings Empfänger ICs, die mit solchen Quarzen arbeiten. Ich 
bin da skeptisch... (Die haben auch nur einen Dekoder-Ausgang, aber 
leider keinen für den Träger, deswegen sind sie für mich ohnehin nicht 
interessant.)

Für Oszillatoren sind die Stimmgabelquarze natürlich gut geeignet: Ihre 
extrem geringen Ströme sind in Batterie-Uhren wichtig.

Nebenbei: Solche Quarze habe ich, und dass die bei DigiKey nicht sehr 
teuer und lieferbar sind, hatte ich auch schon herausgefunden. Nein, so 
uninformiert bin ich nicht.

DZDZ

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Bodo M. schrieb:
> Hallo Hilde K,
> einen solchen Quarz kann ich dir anbieten. Hatte vor Jahren eine
> Schaltung aus der Funkschau Sonderheft Nr.: 34 mit Erfolg nachgebaut.
> Einen einzigen Quarz 77.5 KHz habe ich noch.
> Falls noch Interesse besteht, PN an mich.
>
> Beste 73

Nicht Hilde K sondern HildeK - ich bin ja fast froh, nicht alleine 
darauf herein gefallen zu sein ;-)

Aber ich war es, der so einen Quarz gesucht hatte. Er müsste dann im 
HC6-Gehäuse mit mehreren cm Länge sein. Eine PN kann ich dir schicken.

Vor Jahren? Meine DCF77-Empfänger war auch durch einen Funkschau-Artikel 
initiiert, aber das war vor Jahrzehnten - vor 1980 oder so, und es war 
kein Sonderheft.

VY73
DZDZ

von ZF (Gast)


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Hallo DZDZ,

wahrscheinlich weißt Du es und es geht Dir ums Prinzip, falls nicht: Mit 
Oszillatordisziplinierung durch GNSS (GPS, Galileo etc.) fährt man heute 
meist besser, besonders wenn man nicht in direkter Nähe von Mainflingen 
wohnt. Die Ausbreitungszeit schwankt bei Langwelle mehr als beim 
Sichtkontakt zu den Satelliten.

von Bodo M. (dg8ly)


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Hallo HildeK,
kann passieren.
Also der Quarz hat folgende Abmasse:
Breite 18.2mm
Höhe 44.2 mm
Dicke 8 mm
Ich versuche mal 2 Bilder anzuhängen.

Beste 73

von Bodo M. (dg8ly)


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Noch ein's

von HildeK (Gast)


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Bodo M. schrieb:
> Hallo HildeK,
> kann passieren.

Kein Problem. Ich weise nur gelegentlich darauf hin.

Nicht ich suche den Quarz, sondern "Der Zahn der Zeit" sucht ihn. Ich 
habe einen in Betrieb - es war die nur Frage, ob der bei mir übrig ist.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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ZF schrieb:
> Hallo DZDZ,
>
> wahrscheinlich weißt Du es und es geht Dir ums Prinzip, falls nicht: Mit
> Oszillatordisziplinierung durch GNSS (GPS, Galileo etc.) fährt man heute
> meist besser, besonders wenn man nicht in direkter Nähe von Mainflingen
> wohnt. Die Ausbreitungszeit schwankt bei Langwelle mehr als beim
> Sichtkontakt zu den Satelliten.
Ja, ich weiß es. Solche "Gerätchen" (GPS-DO) gibt's fertig zu kaufen, 
und die müssen nicht unbedingt mehr kosten, als ein individuell 
geschliffener Quarz. Und dass sie eine bessere Referenz als DCF77 
liefern, habe ich durch meinen Aufbau auch erfahren: Die Sekunden-Pulse 
kommen mit einer nicht vernachlässigbaren Phasenverschiebung an 
(zumindest aus meinem Empfänger), die für eine Referenzfrequenz in 
meinem Rahmen sich mit endlicher Lock-In-Zeit nur begrenzt ausregeln 
lassen, aber noch erträglich sind. Mit GPS wäre noch viel "Luft nach 
oben". Es geht mir, zumindest zum Teil, tatsächlich um's Prinzip.

Deinen Hinweis hier finde ich wichtig, denn ich empfehle nicht, meinen 
Weg zur Erzeugung einer Referenzfrequenz zu gehen.

DZDZ

von Bodo M. (dg8ly)


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Hallo  Der Zahn der Zeit ,
wer lesen kan ist stetz im Vorteil! Sorry.
Die Abmasse und die Bilder des Quarzes habe reingestellt.
Wenn du an dem Quarz noch Interesse hast, PN an mich.
Beste 73

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Bodo M. schrieb:
> Wenn du an dem Quarz noch Interesse hast, PN an mich.

Die müsste bei dir schon angekommen sein.

Ich bin "positiv überrascht", dass sich hier 3 weitere Personen 
eingefunden haben, die vor langer Zeit das selbe - oder fast das selbe - 
wie ich mit solchen Quarzen gemacht haben. Eine schöne Erfahrung!

Hattest du deinen schleifen lassen, oder gab es den damals irgendwo ab 
Lager?

Nebenbei, nicht so wichtig: Hast du technische Daten dazu, insbesondere 
die spezifizierte Parallelkapazität?

Hier auch mal ein Bild von meinem "Zeitempfänger" (es ist nach meiner 
Definition keine Uhr). Das waren noch Zeiten...

DZDZ

von Bodo M. (dg8ly)


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Hallo  Der Zahn der Zeit,

zu deiner "Uhr" toll, dass war noch Technik!
Diese Quarze habe ich so gegen Anfang der 80 Jahre gekauft. Da hatte ich 
noch nicht so viel Ahnung was Parallelkapazität und Co. so bedeuten. Ich 
hatte nur das Projekt aus der Funkschau vor mir und wollte das 
nachbauen. Alle Bauteile bestellt und aufgebaut. Erster Aufbau 6 von 10 
Punkten! Zweiter Aufbau war ok und lief einwandfrei. Zu meinem heutigen 
Bedauern war es für mich damals nicht so wichtig was das Fotografieren 
anbelangte.Tja, was soll's.
Aber deinen Aufbau mit Röhren, echt gut. Hast du ein Bild von der 
Vorderseite, mit laufender Uhr? Gibt es Unterlagen zu deiner Uhr?
Beste 73

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Unterlagen habe ich nicht mehr. Ich müsste wenigstens mal die 
Empfänger-Schaltung (das Board an der Seite) heraus zeichnen. Und damals 
ging es mir genauso wie dir: Keine Ahnung von Parallel- und 
Serienresonanz, Bürdekapazität, Ziehbereich... Es hat aber funktioniert, 
und das tut es immer noch. Nach wenigen Jahren alle Nixies ausgetauscht 
und schätzungsweise 3 x die Elkos im Netzteil...

Bild von soeben. Der Oszi hat da oben auf dem Wohnzimmerschrank seinen 
Stammplatz, weil ich damit hin und wieder die Empfangsstörungen 
analysiere (noch ein Problem bei der Verwendung von DCF77 als Referenz). 
Und mit dem Tastkopf zapfe ich das 77,5 kHz-Signal für meine PLL ab.

Hat noch jemand den Funkschau-Artikel von damals?

von Manfred (Gast)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> sondern um die 77,5 kHz als Referenz für
> eine 10 MHz PLL-Schaltung zu verwenden.

Da gab es mal einen Schaltungsvorschlag, die 10MHz auf 77,5kHz herunter 
zu teilen und damit einen Quarz zu ziehen. Taugt nicht wirklich, weil 
die Kurzzeitstabilität des Trägers nicht so toll ist. Seriöse 
Schaltungen arbeiten mit dem 1Hz-Signal und integrieren über viele 
Stunden.

>> (es gab damals eine Firma namens Wuttke).
>> Der Quarz ist zwar 5cm lang,
>> aber die Filtereigenschaften waren hervorragend.

Und kostete bescheidene 57 DM, habe ich in Erinnerung.

HildeK schrieb:
> Die Bandbreite konnte man schön mit einem normalen Trimmpoti -
> als Last geschaltet - einstellen.

Kam der Widerstand nicht parallel dran, der Quarz war als 
Reihenschwingkreis geschaltet.

> Meine Uhr läuft so mit 10-15Hz BB,

Genau diese 15Hz wurden damals empfohlen. Eine geringere Bandbreite 
erhöht die Zeitabweichung, wobei die PTB 'Abweichung' ja sehr eng 
ausgelegt hat.

Harald W. schrieb:
> Für normale DCF77-Empfänger werden solche Filterquarze
> nicht mehr benötigt.

Der Küchenuhr ist das egal. Ansonsten habe ich bei modernen Superhets 
mit schneller Regelung ein heftiges Phasenjittern des Rechtecksignals 
gesehen, was bei dem klassischen Geradeausempfänger nicht auftritt.

-----------

Die Funkschau-Schaltung samt Beschreibung sollte ich noch im Regal 
haben. Ich hoffe, dass die Tage dazu komme, die zu scannen.

von HildeK (Gast)


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Manfred schrieb:
> Kam der Widerstand nicht parallel dran, der Quarz war als
> Reihenschwingkreis geschaltet.

Der Quarz war in Reihe zum Signal, also Serienschwingkreis. Das Poti war 
dann am Ausgang des Quarzes als Last geschaltet. Je niederohmiger, desto 
schmalbandiger.

von Michael M. (michaelm)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Jetzt wollte ich auch wieder einen solchen Empfänger bauen, aber nicht,
> um die Uhrzeit zu empfangen, sondern um die 77,5 kHz als Referenz für
> eine 10 MHz PLL-Schaltung zu verwenden.

Moin,
ist das heute überhaupt noch sinnvoll, DCF als Ref. zu nutzen? Ich hatte 
an diversen Stellen gelesen, dass DCF mittlerweile den Träger 
pseudophasenmoduliert. Ist das dann nicht kontraproduktiv?

Ich hatte nämlich ebenso vor, meinen alten Geradeausempfänger irgendwann 
umzustricken, weil ich noch zwei dieser Quarze "geerbt" habe..

Für sachdienliche Antworten schon mal Danke.

von Harald W. (wilhelms)


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Der Zahn der Zeit schrieb:

> Hat noch jemand den Funkschau-Artikel von damals?

Es gibt wohl mehrere Leihbüchereien, die auch solche alten
Hefte archiviert haben.

von Old P. (Gast)


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Michael M. schrieb:
>
> Moin,
> ist das heute überhaupt noch sinnvoll, DCF als Ref. zu nutzen? Ich hatte
> an diversen Stellen gelesen, dass DCF mittlerweile den Träger
> pseudophasenmoduliert. Ist das dann nicht kontraproduktiv?

Nein, es ist nicht mehr sinnvoll.
Ich habe (weil ich ne Macke habe?) sowohl DCF-basiertes (das teure 
FA-Teil)  als auch ein GPS-basiertes (Eigenbau) und zum Schluss dann ein 
Rubidiumnormal im Regal.
Das GPS läuft seit Jahren 24/7 durch und ist quasi meine 
Werkstattreferenz. Als jch in diesem Thema gebaut habe, habe ich die 
alle gegeneinander antreten lassen. GPS und Rubidium waren über Stunden 
wie eineige Zwillinge, das DCF ist ständig gewandert. Dabei in Summe 
zwar auch +/- 0, doch ständig hin und her.
Wenn es denn gerade läuft. Bei den ganzen Schaltnetzteilen im Haus, 
setzte es immer wieder mal aus. Nachts war am besten. (logisch)

> Ich hatte nämlich ebenso vor, meinen alten Geradeausempfänger irgendwann
> umzustricken, weil ich noch zwei dieser Quarze "geerbt" habe..
>
> Für sachdienliche Antworten schon mal Danke.

Lass es und bau oder kauf notfall eine der inzwischen angebotenen GPS 
Referenzen.

Old-Papa

von HildeK (Gast)


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Manfred schrieb:
> Und kostete bescheidene 57 DM, habe ich in Erinnerung.

Ja, mit 13% MWSt. und Versandkosten hab ich das selbe bezahlt (1980).

Manfred schrieb:
> Kam der Widerstand nicht parallel dran, der Quarz war als
> Reihenschwingkreis geschaltet.

Im Anhang meine Schaltung von damals - die heute noch arbeitet.
Eigenentwicklung, einzig der Teil zwischen T5 und T6, der Demodulator, 
war aus der Funkschau abgekupfert. Durch den großen Elko kann der rund 
10dB Signalschwankungen abfangen und demoduliert noch korrekt.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Old P. schrieb:
> Lass es und bau oder kauf notfall eine der inzwischen angebotenen GPS
> Referenzen.
Wenn du das primär aus rein kommerziellen Aspekten siehst, wenn du 
möglichst schnell eine zuverlässige und genaue Referenz brauchst, stimme 
ich dem voll zu.

Wenn du aber andere Motivationen hast, z. B., dich als Hobby mit der 
Technik im Detail befassen oder etwas Eigenes auf die Beine stellen 
willst, dann mach' es genau so! Deshalb tue ich das auch. Mich 
interessieren hier verschiedene Teillösungen, die ich ggf. anderswo 
einsetzen will. Da bringt mir eine Kauf von etwas Fertigen _überhaupt 
nichts_. Und bei aller Zweitklassigkeit der Lösung: Sie reicht bei mir. 
Gerade so eben. Einen GPS-DO kaufe ich später vielleicht dennoch.

Wenn es keine Hobby-Bastler mehr geben würde, die Sachen machen, die man 
auch fertig kaufen würde, wenn alle nur noch Fertiges (aus China) kaufen 
würden, dann würde es bald schlecht um technisch qualifiziertes Personal 
in Deutschland stehen. Noch schlechter, als es im internationalen 
Vergleich jetzt schon ist, noch schlechter, als jetzt schon an 
Hochschulen geklagt wird. Dort wissen Maschinenbau-Anfänger (zu) oft 
nicht mal mehr, was Rechtsgewinde oder M3 bedeutet. Kann man ja alles 
fertig kaufen - muss man nicht selber schrauben.

Es gibt (gute) Einkäufer und es gibt (gute) Konstrukteure bzw. 
Entwickler. Beide sind wichtig. Vor letzteren habe ich mehr Respekt. Und 
ich halte sie für wichtiger. Aber die fallen nicht vom Himmel.

DZDZ

von Michael M. (michaelm)


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Old P. schrieb:
> Nein, es ist nicht mehr sinnvoll.

Danke für die Antwort; nun liegt es an mir, eine Entscheidung zu fällen, 
BEVOR ich anfange, umzustricken...

Manfred schrieb:
> Da gab es mal einen Schaltungsvorschlag, die 10MHz auf 77,5kHz herunter
> zu teilen und damit einen Quarz zu ziehen. Taugt nicht wirklich, weil
> die Kurzzeitstabilität des Trägers nicht so toll ist. Seriöse
> Schaltungen arbeiten mit dem 1Hz-Signal und integrieren über viele
> Stunden.

Wäre das Integrieren eine machbare Lösung? Welche Genauigkeit ließe sich 
damit erreichen? Gibt's Erfahrungs-/Messwerte?

von Ralph B. (rberres)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Jetzt wollte ich auch wieder einen solchen Empfänger bauen, aber nicht,
> um die Uhrzeit zu empfangen, sondern um die 77,5 kHz als Referenz für
> eine 10 MHz PLL-Schaltung zu verwenden.

welche Stabilität und maximale Abweichung von der 1MHz Sollfrequenz 
strebst du denn an?

Ich hatte damals unzählige Lösungen aufgbaut und ausprobiert. Auch 
Bauanleitungen aus Funkschau Elrad Elektor und wie die Zeitschriften 
noch alle heisen.

Ralph Berres

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Ralph B. schrieb:
> welche Stabilität und maximale Abweichung von der 1MHz Sollfrequenz
> strebst du denn an?
Mit einer PLL ist meine Abweichung von 10 MHz im Mittel genauso groß wie 
die Genauigkeit der Atom-Uhr (war es eine Caesium-Fontaine?) der PTB. Im 
Mittel heißt: Es gibt Schwankungen. Und Signalausfälle.

Ich arbeite bzw. spiele seit längerer Zeit mit VCXOs mit weitem 
Ziehbereich (Dazu gibt's andere Threads hier), und denke über rein 
digitale DCF-Uhren nach (nur eine Doppel-Antenne, dahinter direkt ein 
2-Kanal-ADC und den Rest macht ein FPGA - kein Empfänger, kein 
Verstärker). Gedankenspiele - dabei wird es wohl bleiben.

Der Auslöser war der Bedarf an einer genaueren Frequenzmessung meiner 
VCXOs als es mein unkalibrierter HAMEG 8021 erlaubte. Also wollte ich 
"mal auf die Schnelle" mit (m)einem VCXO und dem vorhandenen DCF77 
Zeitempfänger eine 10 MHz-Referenz zum Kalibrieren machen. Um es so 
hinzubekommen, wie es jetzt läuft, war es nicht so trivial, wie einen 
GPS-DO zu kaufen und ich habe erheblich mehr gelernt und Erfahrung 
gesammelt, als wenn ich was Fertiges gekauft hätte. Die PLL ist auf 
Leiterplatte, einen passenden Empfänger wollte ich jetzt noch als 
I-Tüpfelchen dazu machen.

Da graust es jedem Einkäufer, der weiß, wo man schneller etwas Besseres 
fertig kaufen kann.

Die Schwankungen beruhen auf ganz kleinen Phasensprüngen im 77,5 
kHz-Signal bei den Sekundenimpulsen. (Eine Phasenmodulation, die oben 
vermutet wurde, beobachte ich nicht.) Diese Phasensprünge bewirken bei 
der Frequenzmessung mit 10 Sekunden Torzeit eine Schwankung von ca. 
+/-0,3 Hz, das sind +/-0,3 * 10^-7. Das ist ein kleiner Bruchteil der 
Grundgenauigkeit des HM8021, vollkommen zur Kalibrierung ausreichend, 
aber sichtbar. Langsamere Schwankungen, z. B. durch unterschiedliche 
Ausbreitungsbedingungen, kann ich unter diesen Umständen natürlich nicht 
mehr identifizieren.

Du hattest doch auch den Bandfilter mit 4 Quarzen gemacht - wie hat das 
geklappt?

DZDZ

von Sven L. (svenl)


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DCF77 war früher(tm) mal geeignet, um ein Frequenznormal zu bauen. Es 
gab da sogar einen Bausatz von ELV, welcher einen Geradeausempfänger mit 
etlichen TCA440/A244D mit unterschiedlichen Regelzeitkonstanten 
realisiert, um die Amplitudenmodulation aus dem Signal zu entfernen.

Ein 10 MHz XO wurde dann per PLL an die Trägerfrequenz angebunden.

Heute ist diese Methode nicht mehr zu gebrauchen, da Wetterdaten für 
Wetterstationen phasenmoduliert auf dem Signal übertragen werden. Diese 
Pseudo-Phasenmodulation heißt so, weil die Langzeitstabilität der 
Trägerfrequenz sich nicht wesentlich ändert, aber dafür die 
Kurzzeitstabilität erheblich und diese ist nun einmal entscheidend für 
die Genauigkeit einer relativ kurzen Messung.

Mein derzeitiges Frequenznormal ist auch ein DCF77-Normal, allerdings 
als Superhet-RX aufgebaut. Der 10 MHz OCXO (Isotemp) wird per PLL an den 
Sekundenimpuls des Signals angebunden. Egal wie die Phase des Trägers 
nun ist, die Amplitudenmodulation erfolgt hochgenau. Der Nachteil dieser 
Lösung ist eine recht lange Rastzeit von mehreren Minuten bis zu einer 
Stunde, aber das Teil lässt man schon aufgrund des Quarzofens dauerhaft 
durchlaufen.

Fertige GPSDOs sind billiger!

Viele Grüße!

Sven

von Ralph B. (rberres)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Diese Phasensprünge bewirken bei
> der Frequenzmessung mit 10 Sekunden Torzeit eine Schwankung von ca.
> +/-0,3 Hz, das sind +/-0,3 * 10^-7.

das ist etwa das was man mit einer analogen PLL mit DCF77 erreichen 
kann.

Aber auch nur dann wenn der Mars die richtige Konstellation zum Venus 
hat und obendrein Vollmond ist.

Der Zahn der Zeit schrieb:
> Du hattest doch auch den Bandfilter mit 4 Quarzen gemacht - wie hat das
> geklappt?

Das bandfilter hat hervorragend funktioniert. Siehe
http://df6wu.de/Bauanleitungen%20Messtechnik/DCF-Frequenznormal/

Wie ich das Projekt 1994 gestartet habe, hatte ich mit unglaublich 
vielen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Unter anderem mit sehr viel HF_Müll in der Nähe der 77,5KHz. Die 5te 
Oberwelle der Zeilenfrequenz des analogen Fernsehens war nur 625Hz 
entfernt, und hatte bis zu 40db höhere Pegel erzeugt als das eigentliche 
DCF77 Signal.

Ein einpoliges Filter hatte bei mir nur eine weitabselektion von knapp 
30db.

Stimmgabelfilter wurden durch das Störsignal hoffnungslos übersteuert 
und es entstanden Phasenmodulationen im Filter.

Deswegen war bei mir ein Ladderfilter mit 4 Quarzen entstanden, mit 10Hz 
Bandbreite und einer Weitabselektion von über 80db.

Die eigentliche PLL hatte ich Anfangs auch analog lösen wollen. Doch die 
Regelzeitkonstante von fast 3 Stunden war mit analogen Bauelemente nicht 
realisierbar. Diese Regelzeitkonstante benötigt man aber wenn man wie 
ich es anstrebte eine Stabilität von 10exp-9 erreichen wollte. Das 
funktionierte letztendlich nur mit eine digitalen Regelschleife.

Die PLL kann aber nur die Langzeitstabilität garantieren. Die 
Kurzzeitstabilität muss der zu disziplinierende Quarzofen selbst 
bereitstellen.

Und so ging es von Rückschlag zu Rückschlag weiter, bis es letztendlich 
ein gut 1000 DM teures Projekt geworden ist, welches heute noch läuft.

Ralph Berres

von Helmut -. (dc3yc)


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Hab hier noch einen Funkschau-Artikel von 1991: DCF77-Synchro-Oszillator 
ud aus der Design&Elektronik von 1990: Atomzeit für Ihren PC (mit 8751). 
Wenn's interessiert, jage ich's mal durch den Scanner!

von Old P. (Gast)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Old P. schrieb:
>> Lass es und bau oder kauf notfall eine der inzwischen angebotenen GPS
>> Referenzen.
> Wenn du das primär aus rein kommerziellen Aspekten siehst, wenn du
> möglichst schnell eine zuverlässige und genaue Referenz brauchst, stimme
> ich dem voll zu.

Nun, meine GPS-Referenzen habe ich bisher alle selber gebaut (ja, es 
waren mehrere), doch es gibt inzwischen wohl auch Bausätze (die meinte 
ich mit kaufen)

> Wenn es keine Hobby-Bastler mehr geben würde, die Sachen machen, die man
> auch fertig kaufen würde, wenn alle nur noch Fertiges (aus China) kaufen
> würden, dann würde es bald schlecht um technisch qualifiziertes Personal
> in Deutschland stehen.

Der Zug ist leider schon in voller Fahrt.
Ich zumindest bau vieles noch selber, wenn es Zeit hat und sinnvoll ist. 
Z. B. habe ich Bauanleitungen für DSOs auf der Festplatte, dennoch habe 
ich mir zwei gekauft (und eins umgebaut, Thread hier im Forum), weil 
sinnvoller. Ich habe auch mal ein DMM gebaut (komplett mit Gehäuse usw.) 
das liegt irgendwo, weil Fluke und Konsorten danach kamen ;-)

Also, Du hast mich offenbar falsch verstanden ;-)


Old-Papa

von Ralph B. (rberres)


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Sven L. schrieb:
> Fertige GPSDOs sind billiger!

so ist es.

Der von SDR-Kits kostet keine 200 Euro und funktioniert mindestens 
genauso gut wie mein damals gebauter DCF77 Frequenznormal.

Nur waren solche Geräte damals unerschwinglich teuer, genau wie 
Rubidiumfrequenznormale ( welches übrigens kein Primärnormal ist ).

Ralph Berres

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Von der Auswertung der Sekunden-Impulse halte ich wenig. Man ignoriert 
77499 Schwingungen, mit denen man viel schneller viel präziser eine 
Phasenabweichung bestimmen kann.

Problem dabei, zumindest bei mir: Die Amplitudenschwankung. Mein 
nächster Schritt wäre, die PLL während der Sekunden-Impulse und noch ein 
bisschen danach zu disablen, so dass mir pro Sekunde ca. 50000 
Phaseninformationen mit dem gleichen Phasenrauschen zur Verfügung 
stehen, wie die eine, die alle Sekunde ausgewertet wird.  Aber was ich 
jetzt habe, ist gut genug. Mit der Auswertung der Sekunden-Impulse 
müsste man 50000 Sekunden messen, bis man die Phase genauso gut bzw. 
genau ge- bzw. ermittelt hat.

Die Störungen durch den früheren Röhren-TV habe ich durch genaue 
Ausrichtung der Antenne in den Griff bekommen. Bei den Störungen durch 
den jetzigen LCD-TV, der mit CCFLs arbeitet, geht das nicht. Nach dem 
Einschalten läuft einer der CCFL-Wandler nach dem anderen durch die 77,5 
kHz - nach ca. 1/4 Stunde sind sie alle durch und habe ich wieder 
Empfang.

Ralph: Ein enormer Aufwand (und Erfolg) bei dir, Gratulation!

Ja Sven, fertige GPSDOs sind billiger, das wissen wir doch alle. Aber 
darum geht es doch gar nicht. Phasenmodulation kann ich definitiv nicht 
erkennen, und ich müsste sie sehr deutlich sehen.

von Egon D. (Gast)


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Sven L. schrieb:

> Heute ist diese Methode nicht mehr zu gebrauchen, da
> Wetterdaten für Wetterstationen phasenmoduliert auf
> dem Signal übertragen werden.

Die Modulationsfolge ist so gewählt, dass der resultierende
Phasenfehler über eine Sekunde gemittelt (!) gleich Null
ist.

Denkt hier eigentlich jeder, dass die Typen von der PTB
völlig bescheuert sind?


> Diese Pseudo-Phasenmodulation heißt so, weil die
> Langzeitstabilität der Trägerfrequenz sich nicht wesentlich
> ändert,

Sie ändert die Langzeitstabilität überhaupt nicht.


> aber dafür die Kurzzeitstabilität erheblich und diese
> ist nun einmal entscheidend für die Genauigkeit einer
> relativ kurzen Messung.

???

DCF77 liefert, grob geschätzt, 10^5 Trägerpulse je Sekunde.
Man muss also etwa 10^4 Sekunden warten, damit man mit der
Auflösung überhaupt in die Nähe der Region 10^-9 kommen kann.

10^4 Sekunden sind knapp drei Stunden.

Die offiziell empfohlenen PLL-Zeitkonstanten für hochwertige
DCF77-Empfänger liegen im Bereich einiger Stunden (abhängig
von Tag oder Nacht). Auf dieser Zeitskala ist die Phasen-
modulation völlig irrelevant.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Egon D. schrieb:
> Die Modulationsfolge ist so gewählt, dass der resultierende
> Phasenfehler über eine Sekunde gemittelt (!) gleich Null
> ist.
Die PLL läuft bei mir mit 2,5 kHz, nicht mit 1 Hz. 77,5 kHz/31 und 10 
MHz/4000. Und ich könnte Phasen-Abweichungen im Bereich ab ca. 200 ns, 
bezogen auf eine Frequenz, die über mehrere Sekunden die gemittelte 
Phase wiedergibt, deutlich erkennen.

> Denkt hier eigentlich jeder, dass die Typen von der PTB
> völlig bescheuert sind?
Nein. Aber denkt hier einer, ich wäre es? Oder ist die Phasenmodulation 
< 200 ns?

> DCF77 liefert, grob geschätzt, 10^5 Trägerpulse je Sekunde.
> Man muss also etwa 10^4 Sekunden warten, damit man mit der
> Auflösung überhaupt in die Nähe der Region 10^-9 kommen kann.
Prinzipiell nein. Kennst du nur Frequenzzähler oder auch reziproke 
Frequenzzähler? Theoretisch reicht ein Trägerpuls für beliebige 
Genauigkeit. Dass der Unterschied zwischen Theorie und Praxis hier sehr 
groß ist, ändert nichts an der Aussage.

> Die offiziell empfohlenen PLL-Zeitkonstanten für hochwertige
> DCF77-Empfänger liegen im Bereich einiger Stunden
Wäre interessant. Link?

von Manfred (Gast)



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Manfred schrieb:
> Die Funkschau-Schaltung samt Beschreibung sollte ich noch im Regal
> haben.

Da ist der Artikel von 1974, steckt als Fotokopie seit 24 Jahren in der 
Plastikhülle und hat etwas Schärfe eingebüßt.

von Egon D. (Gast)


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Der Zahn der Zeit schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> Die Modulationsfolge ist so gewählt, dass der resultierende
>> Phasenfehler über eine Sekunde gemittelt (!) gleich Null
>> ist.
>
> Die PLL läuft bei mir mit 2,5 kHz, nicht mit 1 Hz. 77,5 kHz/31
> und 10 MHz/4000. Und ich könnte Phasen-Abweichungen im Bereich
> ab ca. 200 ns, bezogen auf eine Frequenz, die über mehrere
> Sekunden die gemittelte Phase wiedergibt, deutlich erkennen.

Äähh... und?!

Das beweist nur, dass die von Dir gewählte Regelzeitkonstante
für die Verwendung als Normalfrequenz VIEL zu klein ist.


>> Denkt hier eigentlich jeder, dass die Typen von der PTB
>> völlig bescheuert sind?
>
> Nein. Aber denkt hier einer, ich wäre es?

Nein, wieso denn?

Nochmal auf Anfang: Hier kursierte die Behauptung, DCF77 sei
wegen der Phasenmodulation des Trägers als Normalfrequenz
untauglich.

Meine Aussage dazu war: Das ist nach meinem Kenntnisstand
falsch, denn die Modulationsfolge wurde so gewählt, dass sich
die voreilenden und nacheilenden Phasen bereits innerhalb einer
einzigen Sekunde ausgleichen. Der mittlere Phasenfehler bei
Integrationszeiten, die deutlich größer als eine Sekunde sind,
ist somit Null.

Davon völlig unberührt ist die Tatsache, dass der Funkkanal
selbst Phasenfluktuationen verursacht, zu deren Beseitigung
man u.U. noch deutlich länger mitteln muss.


>> DCF77 liefert, grob geschätzt, 10^5 Trägerpulse je Sekunde.
>> Man muss also etwa 10^4 Sekunden warten, damit man mit der
>> Auflösung überhaupt in die Nähe der Region 10^-9 kommen kann.
>
> Prinzipiell nein.

Aber praktisch doch -- denn das Problem am Funkkanal sind
die schwankenden Ausbreitungsbedingungen und die dadurch
hervorgerufenen Phasenfluktuationen.


> Kennst du nur Frequenzzähler oder auch reziproke
> Frequenzzähler?

Irrelevant. Reziproke Zähler sind nur bei kurzzeitstabilen
Signalen anwendbar, aber genau das ist der Funkkanal eben
nicht .


> Theoretisch reicht ein Trägerpuls für beliebige Genauigkeit.
> Dass der Unterschied zwischen Theorie und Praxis hier sehr
> groß ist, ändert nichts an der Aussage.

Doch -- denn das hat nichts mit dem Unterschied von Theorie
und Praxis zu tun, sondern damit, dass eine Messmethode, die
kurzzeitstabile Signale erfordert, nicht für Signale anwendbar
ist, die nicht kurzzeitstabil sind.


>> Die offiziell empfohlenen PLL-Zeitkonstanten für hochwertige
>> DCF77-Empfänger liegen im Bereich einiger Stunden
>
> Wäre interessant. Link?

Leider keiner. Stand in einer alten PTB-Broschüre (pdf); die
habe ich auf die Schnelle aber nicht wiederfinden können.

von Egon D. (Gast)


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Nachtrag:

Egon D. schrieb:
>>> Die offiziell empfohlenen PLL-Zeitkonstanten für hochwertige
>>> DCF77-Empfänger liegen im Bereich einiger Stunden
>>
>> Wäre interessant. Link?
>
> Leider keiner. Stand in einer alten PTB-Broschüre (pdf); die
> habe ich auf die Schnelle aber nicht wiederfinden können.

"Zeit- und Normalfrequenzverbreitung mit DCF77", auffindbar
bei der PTB über Google.

von Wolfgang (Gast)


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Gebhard schrieb:
> Keinen gefunden. Bitte einen Link auf einen Händler.

z.B. http://www.andyquarz.de/
Fragen kostet nichts.

von Old P. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Gebhard schrieb:
>> Keinen gefunden. Bitte einen Link auf einen Händler.
>
> z.B. http://www.andyquarz.de/
> Fragen kostet nichts.

Vorher ins Google "Andyquarz" eingeben auch nicht, es gab da mal 
Probleme.

Old-Papa

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Manfred schrieb:
> Da ist der Artikel von 1974, steckt als Fotokopie seit 24 Jahren in der
> Plastikhülle und hat etwas Schärfe eingebüßt.

Manfred, vielen Dank! Das war jetzt sehr hilfreich! Ich habe mich damals 
(1974/5) relativ eng an die vorgeschlagene Schaltung gehalten. Sie 
wieder zu haben, kann mir jetzt irgendwelche Eingriffe deutlich 
vereinfachen. Ich sollte z. B. wenigstens den damals mit wenig 
Hintergrundwissen "irgenwie auch" gemachten Quarzfilter optimieren.

Egon, wir werden uns niemals gegenseitig überzeugen können. Es lohnt 
sich nicht, wenn wir uns daran abarbeiten.

Andyquarz scheint ein guter Tipp zu sein. Unter 1,5 MHz immerhin auf 
Anfrage.

von Ralph B. (rberres)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Egon, wir werden uns niemals gegenseitig überzeugen können. Es lohnt
> sich nicht, wenn wir uns daran abarbeiten.

Sorry wenn ich es sagen muss. Egon hat aber zu großen Teilen recht.

Das waren genau die Erfahrungen die ich 1992 auch machen musste, wie ich 
meine Kiste gebaut habe. Ich hatte dabei sogar noch Hilfe durch einen 
Rohde&Schwarz Mitarbeiter, welcher mich auf manche Probleme aufmerksam 
gemacht hat, und mir auch Lösungswege aufgezeigt hat.

Ralph Berres

von Egon D. (Gast)


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Der Zahn der Zeit schrieb:

> Egon, wir werden uns niemals gegenseitig überzeugen
> können. Es lohnt sich nicht, wenn wir uns daran
> abarbeiten.

Ich weiss zwar nicht einmal, in welcher konkreten Frage
wir unterschiedlicher Meinung sind, aber offenbar kann
man nicht alles haben.

Nun ja.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Hi Ralph,

es geht nicht um einzelne Punkte, in dem er recht hat, vielleicht nur 
weil wir aneinander vorbei reden und uns missverstehen. Das alles 
auseinander zu sortieren geht mir zu weit. Im Gespräch unter 4 Augen 
ließe sich das alles klären, wir würden uns einig werden, aber hier 
führt das nur zu erhöhtem Adrenalinspiegel. Das hasse ich.

Grüße, DZDZ

von Old P. (Gast)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
>...
> Andyquarz scheint ein guter Tipp zu sein. Unter 1,5 MHz immerhin auf
> Anfrage.

Hmmmm, lies mal hier:

Beitrag "Wo kann man Schwingquarze kaufen"

Aber vielleicht ist er ja wieder im Lot.

Old-Papa

von Kurt M. (trukm)


Angehängte Dateien:

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Darf ich Euch auch noch ein paar Bilder meines DCF77-Empfängers aus dem
Jahr 1975 zeigen ?

Auch bei mir wurde das Projekt durch den Funkschau-Artikel von 1974 
ausgelöst.
Ein Ansatz mit Quarzen im Empfangsfilter schied aber damals wegen deren 
Preis
aus. Zudem sollte das Gerät auch für den Schweizer Normalfrequenz-Sender 
HBG
auf 75 kHz funktionieren. Es musste also ein anderes Konzept her. Nach 
vielen
Versuchen erwiesen sich schmalbandige Filter mit geschalteten Kpazitäten 
als
brauchbare Lösung. Im Schaltbild filter.png sieht man wie ich das damals
realisiert habe. Der Vorteil war, dass die Filter-Mittenfrequenz 
lediglich
durch Umschaltung der Taktfrequenz eingestellt werden konnte. Die dafür
notwendigen 8-fachen Taktfrequenzen (600 und 620 kHz) habe ich aus dem 
lokalen
10 MHz-Oszillator wie folgt erzeugt: 10 MHz herunterteilen auf 500 kHz 
und 200 kHz;
Ausfiltern der 3. Harmonischen von 200 KHz ergibt 600 kHz (dient als 
Filtertakt
für 75 kHz); Teilen der 600 kHz auf 120 kHz; Mischen der 120 kHz mit 500 
kHz;
Herausfiltern der 620 kHz.

Gruss,
Kurt

von Wolfgang (Gast)


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Old P. schrieb:
> Hmmmm, lies mal hier:
> Beitrag "Wo kann man Schwingquarze kaufen"
> Aber vielleicht ist er ja wieder im Lot.

Da musst du schon ein paar mehr Argumente bringen. Ein Einzelfall, der 
sich auch unbekannten Gründen gezofft hat - omg.
Es geht um keine Lebensentscheidung, sondern um Größenordnung 20€

von Old P. (Gast)


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Wolfgang schrieb:

> Da musst du schon ein paar mehr Argumente bringen. Ein Einzelfall, der
> sich auch unbekannten Gründen gezofft hat - omg.
> Es geht um keine Lebensentscheidung, sondern um Größenordnung 20€

Das kann ja sein, doch auch in Radio- und Funkforen hatte ich damals 
einiges darüber gelesen. Ich hoffe für ihn, dass inzwischen alle 
Probleme behoben sind.

Old-Papa

von Old P. (Gast)


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Kurt M. schrieb:
> Darf ich Euch auch noch ein paar Bilder meines DCF77-Empfängers aus dem
> Jahr 1975 zeigen ?

Feine Arbeit, Gratulation!

Old-Papa

von Ralph B. (rberres)


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Der Zahn der Zeit schrieb:
> Ralf Berres hat es ja offensichtlich noch erheblich aufwändiger
> getrieben. 300 DM für 4 Quarze - ich glaube, das passt zu dem, was ich
> bezahlt habe. Aber 6 Hz tiefer passt bei mir nicht.

Die 6Hz tiefer kommen daher das  bei einen Ladderfilter die 
Mittenfrequenz nachher um etwa die halbe Bandbreite höher ist als die 
Serienresonanz des einzelnen Quarzes. Die Erfahrung musste ich damals 
auch erst machen. Ich wuste es einfach nicht vorher.  Mit dem ersten 
Quarzen bei genau 77,5KHz war die Mittenfrequenz des Filters eben 6Hz zu 
hoch und die 77,5KHz lag genau am unteren Ende der Durchlasskurve.

Die Fa. Quarztechnik Daun, bei der ich die 4 Quarze habe herstellen 
lassen, waren dann so kulant, und haben mir die Quarze kostenlos auf die 
6Hz tiefere Frequenz umgeändert, und auch die Messprotokolle für die 4 
Quarze wieder beigelegt.
Kann man alles unter Bauanleitungen bei df6wu.de nachlesen.

Ralph Berres

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Kurt M. schrieb:
> Darf ich Euch auch noch ein paar Bilder meines DCF77-Empfängers aus dem
> Jahr 1975 zeigen ?
>
> brauchbare Lösung. Im Schaltbild filter.png sieht man wie ich das damals
> realisiert habe. Der Vorteil war, dass die Filter-Mittenfrequenz
> lediglich
> durch Umschaltung der Taktfrequenz eingestellt werden konnte. Die dafür
> notwendigen 8-fachen Taktfrequenzen (600 und 620 kHz) habe ich aus dem
> lokalen
> 10 MHz-Oszillator wie folgt erzeugt: 10 MHz herunterteilen auf 500 kHz
> und 200 kHz;
> Ausfiltern der 3. Harmonischen von 200 KHz ergibt 600 kHz (dient als
> Filtertakt
> für 75 kHz); Teilen der 600 kHz auf 120 kHz; Mischen der 120 kHz mit 500
> kHz;
> Herausfiltern der 620 kHz.
>

Hast du noch andere Filterelemente im Signalweg drin oder ist das eine 
Comb-Filter alles (Mal abgesehen von der Selektivität der Antenne und 
bestimmt einigen LC-Bandpässen)?

Welche Bandbreite hat das Comb-Filter und wie weit weg wohnst du von 
Mainflingen?

Gefällt mir.

: Bearbeitet durch User
von Kurt M. (trukm)


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Abdul K. schrieb:

> Hast du noch andere Filterelemente im Signalweg drin oder ist das eine
> Comb-Filter alles (Mal abgesehen von der Selektivität der Antenne und
> bestimmt einigen LC-Bandpässen)?

Ja, ausser der abgestimmten Ferritantenne sind im Vorverstärker 2
Bandfilter aus gekoppelten Schwingkreisen.

> Welche Bandbreite hat das Comb-Filter und wie weit weg wohnst du von
> Mainflingen?

Die Bandbreite eines Comb-Filters beträgt etwa 60 Hz, aber es sind 2
identische Filter kaskadiert. Das dürfte die Gesamtbandbreite auf etwa
die Hälfte reduzieren.

Die Luftlinie aus der Uhrenmetrolpole Biel zu DCF77 sind etwa 340 km und
zu HBG 110km. Jetzt wohne ich in einer Distanz von 710 km von 
Mainflingen
entfernt. Da habe ich damit (und mit allen anderen Funkuhren) grosse
Empfangs-Probleme. Aber nicht so sehr wegen der Distanz, sondern wegen 
der
elektromagnetisch verseuchten Umgebung in unserem Haus.

Gruss,
Kurt

von Stephan M. (stephanm)



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Kurt M. schrieb:
> Da habe ich damit (und mit allen anderen Funkuhren) grosse
> Empfangs-Probleme. Aber nicht so sehr wegen der Distanz, sondern wegen
> der elektromagnetisch verseuchten Umgebung in unserem Haus.

Ich habe mir so eine "Wideband Activ Small Magnetic Loop"-Antenne 
gebaut, siehe 
https://www.lz1aq.signacor.com/docs/wsml/wideband-active-sm-loop-antenna.htm 
- seitdem geht LW/MW/KW deutlich besser. Die Loop ist ein Draht, der 
läuft hier einmal ums Fenster rum und ist eigentlich zu groß 
dimensioniert, so dass bei KW oberhalb von 20 MHz Schluss ist. Dafür 
geht z.B. DCF77 gut.

Was das Thema Frequenznormal mit DCF77 angeht habe ich in den letzten 
Wochen mal einen Doppelsuper-Ansatz probiert: Antenne -> 1. Mischer auf 
5 MHz -> 200 Hz breites Crystal Ladder Filter -> 2. Mischer zurück auf 
77.5kHz -> Verstärker mit OpAmps -> 1 Bit-Quantisierer 
(Nulldurchgangsdetektor mit Komparator) -> Digitale PLL im FPGA.

Die ganze analoge Signalverarbeitung ist nix besonderes, der erste 
Mischer ist ein MC1496, der zweite ein SA612. Ein großer Teil der 
Verstärkung wird über LC-Schwingkreise direkt an den Mischer-Ausgängen 
realisiert, den größten Teil steuern aber die OpAmp-Stufen nach dem 2. 
Mischer/Tiefpassfilter bei. Der Komparator sieht aktuell ein verstärktes 
Signal mit mehr als 9V p-p (bzw. 2.5V p-p bei Trägerabsenkung).

Nachgeregelt wird mit dem Aufbau ein 10 MHz OCXO, das ist so ein 
Isotemp-Teil, die man vor einigen Jahren mal billig auf Ebay bekommen 
hat. Der OCXO lässt sich mit 0-5V um 1ppm (10Hz) einstellen.

Im FPGA wird der 10MHz-Takt vom OCXO auf 100 MHz vervielfacht. Daraus 
leite ich über einen NCO einen 77.5kHz-"VCO"-Takt ab, der zusammen mit 
dem externen DCF77-Referenzsignal aus dem Komparator in einen auf dem 
FPGA realisierten digitalen Phasenkomparator geht. Der macht eigentlich 
nichts anderes als den Abstand der steigenden Flanken von NCO-Takt und 
DCF77-Referenz in Einheiten von 10ns (=1/100MHz) zu messen. Mit diesen 
Ergebnissen füttere ich die digitale PLL-Regelschleife, die man zwischen 
unterschiedlichen Zeitkonstanten umschalten kann.

Hinter der Regelschleife sitzt im Moment ein Pulsweitenmodulator (im 
FPGA) mit RC-Tiefpaßfilter (außerhalb des FPGA) als DAC, die - ähem - 
"Referenz" dafür kommt aus einem TL431. (Ein ordentlicher 16 bit DAC 
liegt hier schon rum, ist aber noch nicht im Einsatz.)

Im FPGA ist ein RS232-Transmitter implementiert, über den sendet der IC 
ein mal pro Sekunde ein paar Statusinformationen, aus denen sind die 
angehängten Bilder erstellt. Dazu ein paar Kommentare:

"Messreihe 1": Die blaue Kurve ist die über 1s gemittelte 
Phasenabweichung von NCO gegen die DCF77-Referenz in Nanosekunden (linke 
y-Achse.) Die rote Kurve ist die DAC-Spannung in Volt (rechte y-Achse.) 
Die grauen Linien zeigen in Etwa die Zeitpunkte, an denen ich die 
Zeitkonstante der PLL raufgesetzt habe. Wenn das passiert, springt die 
Spannung am DAC und die PLL muss erstmal wieder nachregeln. (Gegen das 
Springen muss ich mir noch was einfallen lassen.)

Mit der kleinsten Zeitkonstante der PLL liegt die 3dB-Bandbreite der PLL 
bei ca. 500 Sekunden. Im Bild sieht man, dass die PLL etwa 1500s 
braucht, um die Phase von NCO gegen die DCF77-Referenz einigermassen 
auszuregeln. Das gewackel an der DAC-Spannung kommt hauptsächlich vom 
Proportionalteil der Regelung und sieht erstmal wild aus, man muss sich 
aber klar machen, dass die vielleicht 80mV hin und her bei der 
DAC-Spannung gerade mal 160 ppb in der Frequenz des OCXO bedeuten.

Mit größer werdenden Zeitkonstanten der PLL wird dann auch das Gewackel 
kleiner. Am Ende der Messung, nach knapp 2 Stunden (7132 Sekunden), 
liegt die 3dB-Bandbreite der PLL bei 2600 Sekunden und das Gewackel am 
DAC sind nur noch 10mV, das sind 20 ppb bezogen auf den 10 MHz-OCXO.

Im aktuell "langsamsten" Modus der digitalen PLL wäre die 3dB-Bandbreite 
größer als 120000 Sekunden, dazu hätte ich die Integrationszeiten aber 
mit meiner aktuellen Implementierung im FPGA noch 7 mal hochschalten 
müssen. So lange habe ich die Messung aber nicht laufen lassen. 
Allerdings ist genau das der spannende Punkt, nämlich: Wie verhält sich 
das System bei wirklich langen Zeitkonstanten?

Im Bild "Messreihe 2" habe ich übrigens die PLL-Zeitkonstante nochmal um 
eine weitere Stufe hochgesetzt, da sieht man dann in der Tat, dass sich 
die DAC-Spannung mit jeder Vergrößerung der Zeitkonstante etwas 
beruhigt. Die beiden Signal-Störungen (Peaks bei ca. 9000s bzw. 11680s) 
regelt die PLL auch relativ schnell aus (dazu aber unten mehr.) Für 
diese Messreihe habe ich aber auch den analogen Teil der 
Signalverarbeitung nochmal etwas verbessert - mehr Verstärkung vor dem 
Komparator. Man sieht, dass das die Schwankungen der mittleren 
Phasenabweichung deutlich verringert hat. In den letzten 200 Sekunden 
der Messreihe 2 liegt die DAC-Spannung im Mittel bei 2,37529V (min: 
2.37207, max: 2.37847, Standardabweichung: 1.37mV.) Max-min sind hier 
nur noch 12 ppb bezogen auf die 10MHz vom OCXO.

Insgesamt finde ich diese Ergebnisse recht ermutigend, wobei aber wie 
gesagt die echten Langzeittests noch ausstehen. Da ich über keine 
alternative Frequenzreferenz (Ribidumnormal o.ä.) verfüge dürfte es 
schwierig werden, da genaue Aussagen zu treffen. Nur gegen das 
empfangene DCF77-Signal zu testen ist eine Krücke und erlaubt zwar ein 
Gefühl, aber keine präzise Aussage.

Ein paar Anmerkungen noch zu meinen Beobachtungen mit dem Aufbau und dem 
Thema im Allgemeinen:

Mit dem 200 Hz breiten Quarzfilter bleibt zwar noch ein Teil der 
Phasenmodulation des DCF77-Signals übrig, aber nicht genug, um das 
Auszuwerten. Auf dem Oszilloskop sieht man das DCF77-Signal gegenüber 
dem NCO im FPGA jittern, man sieht da sogar sehr schön, dass der Jitter 
für 0.1/0.2 Sekunden während der Pegelabsenkung verchwindet und dann für 
0.9/0.8 Sekunden einsetzt, sowie dass die 59. Sekunde ganz ohne 
Phasenmodulation vom Sender ausgestrahlt wird.

Das dritte Bild im Anhang ist ein Histogramm über die im FPGA gemessenen 
Phasenabweichungen zwischen dem NCO und der DCF77-Referenz, wobei jeder 
Bin im Histogramm 100ns breit ist. Interessant finde ich die 
Dreiecksform, die ich mir bisher nicht wirklich erklären kann. Würde die 
Phasenmodulation das Quanzfilter besser passieren, dann würde ich 
eigentlich zwei ausgeprägte Peaks links und rechts von der Mitte 
erwarten.

Man sieht auch im Histogramm, dass die Phasenabweichungen ziemlich breit 
streuen (das Histogramm zeigt einen Bereich von -1µs bis +1µs). Aus der 
Phasenmodulation alleine würde man bei perfektem Empfang +/- 466ns 
erwarten. Ich vermute dass das alles mit Unzulänglichkeiten in der 
analogen Signalverarbeitung zu tun hat - im FPGA läuft alles zeitdiskret 
mit 10ns-Schritten ab, das, was ich beobachte, liegt da aber um den 
Faktor 200 bzw. 46 drüber.

Aus irgendeiner Quelle meine ich mich erinnern zu können, dass die 
Bandbreite des DCF77-Signals mit Phasenmodulation bei 1.3kHz liegt. Dann 
wäre mir intuitiv klar, dass mein 200Hz breites Quarzfilter nicht dazu 
taugt, die Phasenmodulation zu rekonstruieren.

Generell habe ich den Eindruck, dass das Quarzfilter in diesem Aufbau 
ein neuralgischer Punkt ist: Mit dem LO für den ersten und zweiten 
Mischer muss man die Mittenfrequenz des Filters schon um 10 oder 20 Hz 
genau treffen. Liegt man weiter daneben, dann beobachtet man eine AM des 
DCF77-Signals (nicht die Sekundenpulse, sondern ein schnelleres 
Gewackel.) Ich denke das Stichwort ist die PM-to-AM-Conversion. Aktuell 
kommt das LO-Signal aus einem HP3325A-Synthesizer, später wäre da eine 
DDS angesagt, da die LO-Frequenz (aktuell 5075.765 kHz) doch recht krumm 
ist. Es stellt sich nun halt die Frage nach den Auswirkungen eines 
Phasenrauschens der LO-Frequenz.

So schön und so ermutigend ich den aktuellen Aufbau und seine Ergebnisse 
jetzt zwar finde, frage ich mich dennoch, ob ein anderes 
Schaltungskonzept nicht sinnvoller wäre. Der analoge Teil schön und gut, 
ein DCF77-Signal zu filtern und auf einige Volt peak-peak zu verstärken 
wäre eigentlich ein schöner Demonstrator für Schulen oder sonstwas, und 
die Signalpegel sin goß genug um damit leicht einen 
Sekundenpulsbasierten DCF77-Dekoder zu bauen. Die digitale PLL im FPGA 
ist in diesem Konstrukt auch ne nette Spielerei, zumindest macht mir das 
Spaß.

Besser wäre vermutlich aber ein SDR-ähnlicher Ansatz, so wie andere 
Schaltungen das machen: Antenne -> Antialiasingfilter -> Verstärker -> 
ADC -> FPGA oder DSP.

Vielleicht mag ja noch der eine oder andere hier seine Meinung kundtun 
zu dem was ich hier geschrieben habe. Würde mich freuen.

Grüße, Stephan.

von Harald W. (wilhelms)


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Stephan M. schrieb:

> Wie verhält sich das System bei wirklich langen Zeitkonstanten?

Ich denke, das gibt Probleme, wenn es zu kurzzeitigen
Empfangsausfällen z.B. durch Blitzschlag kommt.

von Stephan M. (stephanm)


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Hallo Harald,

Harald W. schrieb:
>> Wie verhält sich das System bei wirklich langen Zeitkonstanten?
>
> Ich denke, das gibt Probleme, wenn es zu kurzzeitigen
> Empfangsausfällen z.B. durch Blitzschlag kommt.

Stimmt, im Moment gibt es da keinen "Schutz" dagegen (siehe Meßreihe 2.) 
Das Problem halte ich aber für lösbar: Pulslänge des 
DCF77-Referenzsignals messen und PLL "anhalten" wenn diese nicht den 
Erwartungen entspricht.

Bei den großen Zeitkonstanten macht es der PLL nix aus, wenn die 
Phasendifferenz eines NCO/DCF77-Flankenpaarrs um einige 1000 oder 10000 
Zyklen Zeitversetzt verarbeitet wird. Auf diese Weise würde ich den 
PI-Regler in der PLL nur dann mit neuen Phasendifferenzwerten füttern, 
wenn z.B. 10000 DCF77-Signalzyklen vorher und nachher korrekt empfangen 
wurden.

Stephan.

von Michael M. (michaelm)


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Stephan M. schrieb:
> So schön und so ermutigend ich den aktuellen Aufbau und seine Ergebnisse
> jetzt zwar finde, frage ich mich dennoch, ob ein anderes
> Schaltungskonzept nicht sinnvoller wäre.

Ja, m.M.n. ....
Warum empfängst du nicht einfach geradeaus? Oder ist dir das zu popelig?

ZWEI Mischstufen, sprich ZWEI LOs mit deren Abweichungen und 
Phasenrauschen (Jitter)....
Wenn die beiden aus einem Rub.-Normal abgeleitet wären, könnte ich das 
Konzept noch verstehen, aber....


Was erwartest du denn von einem Doppelsuper? Etwa, dass die 
Unzulänglichkeiten der LOs und Mischer außen vorbleiben?

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Kurt M. schrieb:
> Die Luftlinie aus der Uhrenmetrolpole Biel zu DCF77 sind etwa 340 km und
> zu HBG 110km

HBG gibts nicht mehr. Ebenso OMA50.
MSF60 läuft wohl noch, ist aber für stabile Verhältnisse zu weit weg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitzeichensender

von Gerhard H. (ghf)


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Er schreibt, dass er von 77.5 KHz auf 5 MHz raufmischt und auch wieder
runter, dann heben sich sich Frequenzfehler genau auf, weil es 2* der
gleiche Oszillator ist.

Wenn das Delay durch das Filter 0 wäre, dann würde sich auch das
Phasenrauschen rausheben; das könnte für tiefe Frequenzen durchaus
trotzdem zutreffen wenn das Filter sorgfältig zentriert ist.

Das Gerede von Phasenmodulation etc ist sowieso weitgehend sinnfrei
weil man Integrationszeiten über Stunden braucht; für alles was
schneller ist, ist man der Qualität seines Quarzofens ausgeliefert.

Das gleiche gilt für's Phasenrauschen; für gutes Phasenrauschen auf
77.5 KHz kann man sich rein garnix kaufen. Selbst wenn der Träger
auf 77.5 KHz in astraler Schönheit stahlt: Auf 775 KHz ist er schon
20 dB schlechter, und auf 7.75 MHz hochmultipliziert sind es schon
40 dB schlechter.

Ein ordentlicher Quarzoszillator ist damit nicht mehr zu beeindrucken;
dem kann man mit sowas nur noch den langfristigen Trend vorgeben.

Für mich habe ich das erst mal mit einem Lucent Z3811A/Z3812A GPS mit 2
MTI-260-Öfen (Redundanz) gelöst; Rubidium ist nicht besser; höchstens
zur Überbrückung, wenn GPS ausfällt. Integration über Tag/Nacht der
Langwelle bleibt mir auch erspart. Ich brauche die Redundanz nicht
wirklich; wenn die Öfen tatsächlich langfristig phasenstarr sind
(nie danach gesehen) Könnte man sie zusammenkombinern für besseres
Phasenrauschen.

Gruß, Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Michael M. (michaelm)


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Stephan M. schrieb:
> Im FPGA wird der 10MHz-Takt vom OCXO auf 100 MHz vervielfacht. Daraus
> leite ich über einen NCO einen 77.5kHz-"VCO"-Takt ab, der zusammen mit
> dem externen DCF77-Referenzsignal aus dem Komparator in einen auf dem
> FPGA realisierten digitalen Phasenkomparator geht. Der macht eigentlich
> nichts anderes als den Abstand der steigenden Flanken von NCO-Takt und
> DCF77-Referenz in Einheiten von 10ns (=1/100MHz) zu messen.

Die Verzehnfachung passiert natürlich vollkommen jitterfrei....?

Ich denke, dass ich mich nicht allzuweit aus dem Fenster lehne und sage, 
dass eine aperiodische Teilung "sauberer" zu realisieren ist.
______

@ Gerhard: Stimmt, hatte ich irgendwie verdrängt, dass es nur einen LO 
gibt.

Das Gerede von PM... Ich habe es nicht angestimmt; aber jetzt:
Für meinen Geschmack ist dieses Konzept nicht gemacht, so nebenbei.
Wenn ich während der PM von DCF Samples für den Phasenvergleich ziehe, 
dann MUSS ich es eben ständig tun, um per Mittelung wieder auf "0" zu 
kommen.

Ich würde eher eine 1 PpS-Lösung vorziehen, und zwar zum Zeitpunkt, wenn 
der 77,5-Träger NICHT P-moduliert, also in der Amplituden-Absenkung.

Gruß Michael

von Gerhard H. (ghf)


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Michael M. schrieb:

> Ich würde eher eine 1 PpS-Lösung vorziehen, und zwar zum Zeitpunkt, wenn
> der 77,5-Träger NICHT P-moduliert, also in der Amplituden-Absenkung.

Das ist die schlechtestmögliche Lösung. In der Absenkung ist das
S/N am übelsten und die Signalenergie von 59/60 der Zeit wirfst du 
überhaupt weg.

In einem früheren Leben habe ich mal den gleichen Fehler gemacht und 
gedacht, dass mehr Selektion besser ist. Dem ist nicht so wenn man
dabei auch Signalenergie verliert.

Ich habe an einem Ranging-System für einen Fernseh-Sat gearbeitet.
Da wurde ein Analogträger vom Boden über den normalen Transponder
geschickt und an anderen Stellen am Boden wieder empfangen. Das
geht einfach so als "Parasit" 20 dB unter dem normalen MPEG-Datenstrom.
Funktioniert im Prinzip wie GPS, nur umgekehrt: Die Standorte auf der
Erde sind bekannt, die genaue Position des Satelliten ist gewünscht.

Damit es genau wird, wertet man natürlich die Trägerphase aus. Die
ist aber nicht eindeutig weil sie sich alle paar cm wiederholt.
Also wird das Sendesignal BPSK-moduliert mit einem Pseudo-Noise,
wie bei GPS. Die Lauflänge des PN ist so lange, dass man eindeutige
Verhältnisse hat. Man muss halt das Sendemuster mit dem
Empfangsmuster korrelieren. Wo das Maximum ist, dort ist auch
der Anfang des PN-Rahmens und der 1pps ist am Anfang des
"richtigen" Rahmens. Die PN-Folge wird halbe-halbe früh/spät
moduliert, so dass sich das über einen Rahmen aufhebt.
Das funktioniert bestens.

Ich habe dann die Beobachtung gemacht, dass das System umso
schlechter funktioniert hat, je besser mein Modulator wurde
und je mehr ich die Empfänger-Bandbreite schmaler gemacht habe.

Im Nachhinein war's dann klar: Ein ordentliches BPSK-Signal
hat überhaupt keinen Restträger und die Costas- oder
Squaring loop lebt dann ausschließlich von der Energie in den
Seitenbändern. Wenn das Signal nicht moduliert ist, dann
ist das der Costas/SQ-Loop genauso recht.

Man bekommt jedenfalls einen wunderbar rekonstruierten Träger.

Gruß, Gerhard

von ~Mercedes~ (Gast)


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Boahhh! ;-P

Viele Hasen sind des Igels Tod! ;-))

Zufallsgenerator, Rahmensyncronisation,
Trägerückgewinnung...

Wozu braucht man so ne genaue Zeit?
Wollt Ihr Euch auf nen Frequenzhopper
draufsyncronisieren?


mfg

von Stephan M. (stephanm)


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Michael M. schrieb:
> Ja, m.M.n. ....
> Warum empfängst du nicht einfach geradeaus? Oder ist dir das zu popelig?

Nein, zu popelig ist mir das nicht. Ich wollte einfach das 
Zweifach-Super-Schaltungskonzept mit Quarzleiterfilter mal ausprobieren 
und war gespannt, wie sich das verhält.

Die Motivation für dieses Konzept ist ja, dass man ohne Spezialquarze 
auskommt. Andererseits erreicht man mit diesen Filtern im MHz-Bereich 
halt keine Bandbreiten im Bereich von ein paar Hz, sondern eher von ein 
paar hundert Hz. Was dabei rauskommt habe ich hier dargestellt.

Gerhard H. schrieb:
> Er schreibt, dass er von 77.5 KHz auf 5 MHz raufmischt und auch wieder
> runter, dann heben sich sich Frequenzfehler genau auf, weil es 2* der
> gleiche Oszillator ist.

Richtig, erster und zweiter Mischer verwenden die selbe LO aus dem 
selben Oszillator.

Michael M. schrieb:
> Stephan M. schrieb:
>> Im FPGA wird der 10MHz-Takt vom OCXO auf 100 MHz vervielfacht. ...
>
> Die Verzehnfachung passiert natürlich vollkommen jitterfrei....?

Nein, natürlich nicht. Über lange Zeiträume mittelt sich das aber raus.

Anders wäre es natürlich, wenn die Frequenzvervielfachung im DCM des 
FPGA nicht sauber arbeitet, und z.B. den Takt um 10.000001 vervielfacht 
statt um 10.000000. Das wäre dann ein systematischer Fehler der sich 
nicht rausmittelt. Da vertraue ich aber auf den FPGA (ohne es jetzt 
recherchiert zu haben.)

> Ich denke, dass ich mich nicht allzuweit aus dem Fenster lehne und sage,
> dass eine aperiodische Teilung "sauberer" zu realisieren ist.

Warum? Was ist der Vorteil davon?

Michael M. schrieb:
> Das Gerede von PM... Ich habe es nicht angestimmt; aber jetzt:
> Für meinen Geschmack ist dieses Konzept nicht gemacht, so nebenbei.
> Wenn ich während der PM von DCF Samples für den Phasenvergleich ziehe,
> dann MUSS ich es eben ständig tun, um per Mittelung wieder auf "0" zu
> kommen.
>
> Ich würde eher eine 1 PpS-Lösung vorziehen, und zwar zum Zeitpunkt, wenn
> der 77,5-Träger NICHT P-moduliert, also in der Amplituden-Absenkung.

Mit der Phasenmodulation des DCF77-Signals ists doch das selbe wie mit 
dem Jitter des hochskalierten Takts im FPGA - im langfristigen Mittel 
hebt sich das raus.

Gerhard H. schrieb:
> Das Gerede von Phasenmodulation etc ist sowieso weitgehend sinnfrei
> weil man Integrationszeiten über Stunden braucht; für alles was
> schneller ist, ist man der Qualität seines Quarzofens ausgeliefert.

Was das rausmitteln angeht: ja, verstehe ich auch so.

Ich wollte halt wissen, ob das Signal hinter dem 200Hz-Quarzfilter noch 
"genügend" phasenmoduliert ist, um die Zeitinformation daraus zu 
dekodieren. Ist es aber nicht. (Ich bin hier kein Experte, der sich 
sowas schnell mal mit Papier und Bleistift herrechnet - daher habe ich 
es halt mal ausprobiert. Das selbe gilt auch für den Effekt 
PM-to-AM-conversion - funktioniert alles gut, wenn Filter und LO sauber 
abgestimmt sind; wenn nicht, dann klingelt das Signal hinter dem Filter 
so stark dass der Komparator die Nulldurchgänge nicht mehr sauber 
erkennt.)

Grüße, Stephan.

von Gerhard H. (ghf)


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> Wozu braucht man so ne genaue Zeit?
> Wollt Ihr Euch auf nen Frequenzhopper
> draufsyncronisieren?


Es ging mir lediglich darum, dass es kontraproduktiv ist, wenn man
Signalenergie wegwirft, entweder durch übertriebene Selektion, oder
gar weghören während 98% der Zeit.

Die Zeit muss man so genau wissen, weil z.B. kleine Länder nur
einen einzigen Parkplatz im geostationären Orbit haben, aber gerne
mehr als einen Sat. Die sind dann quasi auf Rufweite und man muss
sehr genau wissen, wo und wohin sie sich bewegen.
Die Sollposition wird aktiv gehalten und das kostet Treibstoff.
Minimale, optimierte Bewegungen entscheiden normalerweise
über die Lebensdauer des Sats.

3 nsec Laufzeitungenauigkeit sind eben 1 Meter Positionsfehler.
Das ist viel, wenn man m/s ausrechnen will.

Gruß, Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Michael M. (michaelm)


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Stephan M. schrieb:
>> Stephan M. schrieb:
>>> Im FPGA wird der 10MHz-Takt vom OCXO auf 100 MHz vervielfacht. ...

Stephan M. schrieb:
>> Ich denke, dass ich mich nicht allzuweit aus dem Fenster lehne und sage,
>> dass eine aperiodische Teilung "sauberer" zu realisieren ist.
>
> Warum? Was ist der Vorteil davon?
Der Phasenvergleich wird aufgrund niedrigen Jitters exakter... ^^

Den Herrn Bangert (r.i.F.) und seine Ausarbeitung kennst du?

http://ulrich-bangert.de/AMSAT-Journal.pdf

Hast du ein Blockschaltbild vom FGPA?

von Stephan M. (stephanm)


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Michael M. schrieb:
>>> Ich denke, dass ich mich nicht allzuweit aus dem Fenster lehne und sage,
>>> dass eine aperiodische Teilung "sauberer" zu realisieren ist.
>>
>> Warum? Was ist der Vorteil davon?
> Der Phasenvergleich wird aufgrund niedrigen Jitters exakter... ^^

Das ist schon klar. Bringen tut das bei meinem Aufbau aber nichts.

Die Phasenmodulation des DCF77-Signals beträgt +/- 13°. Bezogen auf die 
Nulldurchgänge des Signals sind das +/- 466 ns. Mit einem Filter für das 
DCF77-Signal gibt es nun zwei Möglichkeiten:

Entweder ist das Filter schmalbandig genug (wenige Hz), um die PM 
vollständig zu entfernen. Hier sehe ich ein, dass die Reduktion von 
Jitter sinnvoll ist und etwas bringen kann.

Oder aber das Filter ist nicht schmalbandig genug, so dass die PM oder 
Reste davon übrig bleiben. So ist das mit meinem 200 Hz 
Quarzleiterfilter. Das DCF77-Signal selbst jittert hinter dem Filter so 
stark, dass man das leicht mit einem Oszilloskop sehen kann. Siehe dazu 
auch das Histogramm in meinem Post weiter oben. Hier muss die PLL den 
Jitter ausmitteln.

Der Jitter um den es hier gerade geht ist hausgemacht. Zu dem dazu kommt 
aber noch ein systembedingter Effekt, nämlich dass die Phase des 
DCF77-Signals am Empfangsort zeitlichen Schwankungen unterworfen ist. In 
der PTB-Publikation "Zeit- und Normalfrequenzverbreitung mit DCF77" ist 
das in Bild 10 auf Seite 11 veranschaulicht: die Phase wandert 
abends/nachts um mehr als 1µs. Ich stelle mich nach meinen Überlegungen 
auf den Standpunkt, dass die PLL beide Effekte durch hohe Zeitkonstanten 
rausmitteln sollte und das auch tut (unter der Voraussetzung, dass der 
OCXO auf allen relevanten Zeitskalen stabil genug ist.)

Michael M. schrieb:
> Den Herrn Bangert (r.i.F.) und seine Ausarbeitung kennst du?
> http://ulrich-bangert.de/AMSAT-Journal.pdf

Das habe ich schon mal gesehen, kann mich aber an den Inhalt nicht mehr 
erinnern. Ich schaus mir an.

Michael M. schrieb:
> Hast du ein Blockschaltbild vom FGPA?

Ist angehängt.

Zum Verständnis: Im FPGA läuft alles synchron zum internen 100MHz-Takt, 
der durch x10-Vervielfachung aus dem 10 MHz OCXO gewonnen wird. Daraus 
ergeben sich natürlich weitere Jitter-Quellen, z.B. durch das 
einsynchronisieren des DCF77-Referenzsignals vom Komparator oder auch am 
Ausgang des NCOs.

Grüße

Stephan

von Michael M. (michaelm)


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Stephan M. schrieb:
>> Den Herrn Bangert (r.i.F.) und seine Ausarbeitung kennst du?
>> http://ulrich-bangert.de/AMSAT-Journal.pdf
>
> Das habe ich schon mal gesehen, kann mich aber an den Inhalt nicht mehr
> erinnern. Ich schaus mir an.
Es ist m.E. wirklich hilfreich, auch zwischen den Zeilen... ;-


> Michael M. schrieb:
>> Hast du ein Blockschaltbild vom FGPA?
> Ist angehängt.
Danke dir.

> Zum Verständnis: Im FPGA läuft alles synchron zum internen 100MHz-Takt,
> der durch x10-Vervielfachung aus dem 10 MHz OCXO gewonnen wird. Daraus
> ergeben sich natürlich weitere Jitter-Quellen, z.B. durch das
> einsynchronisieren des DCF77-Referenzsignals vom Komparator oder auch am
> Ausgang des NCOs.
Ja, ich denke auch, es sind in der Hauptsache systematische Ursachen.
So schön deine Idee ist (das schmale Q-Filter zu umghehen), so viele 
Gefahren lauern hinter allen Ecken :-)
U.Bangert schreibt (sinngemäß) z.B.: ..."Selbst Synchronteiler (im 
aperiodischen T.) sollte man nicht allzu großen Temp.-Schwankungen 
aussetzen"...

Stephan M. schrieb:
> Das DCF77-Signal selbst jittert hinter dem Filter so
> stark, dass man das leicht mit einem Oszilloskop sehen kann.
Deswegen meine Idee (auch wenn Gerhard -sicherlich mit Recht- etwas 
"dagegen" hat, 98% nicht zu nutzen :-) ), nur die Phasen ohne Pseudo-PM 
auszuwertenn. Auf die Idee, die 59. bzw. 60. Sekunde dazu zu benutzen, 
war ich offengestanden selbst noch nicht gekommen, wie schön... Da hätte 
ich dann 100% Trägeramplitude, um etliche zig Ph.-Vergleiche 
anzustellen.

Nebenbei: Ich habe in meiner (grad neu entstehenden) Bastelbude heute 
eine ca. 30 Jahre alte DCF-Uhr (Elrad oder so??, k.A.) wieder in Gang 
gesetzt. Trotz Massivbauweise ohne Fenster hat sie tags konstanten 
Empfang, und das bei 450km Entfernung bis Mainflingen mit einer 
superwinzigen Ferritantenne...
Das lässt hoffen :-)

Gegen die Tageszeit bedingten Abweicheungen hilft leider nichts außer 
a)Mitteln oder b)Speichern und "Aussitzen", wenn der Mutteroszillator 
stabil genug ist.


Dafür -gesamt gesehen- sind deine Ergebnisse qualitativ relativ gut. 
Kannst du nicht mal vllt. leihweise an ein R-Normal gelangen, um die 
Genauigkeit zu überprüfen?

Gruß, Michael

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