Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Phasenschieber-Oszillator: Woher weiß das RC-Glied die richtige bzw. geforderte Verschiebung?


von Michael M. (michaelm)


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Moin,
ich habe eine Frage an die Fachleute:

Woher "weiß" das (oder die) RC-Glied(er) im Phasenschieber-Oszillator, 
wie groß die Phasenverschiebung sein soll?
Ich habe in diesem Thema 
Beitrag "RC Oszillator" schon gelesen und auch 
Herrn Mancini von TI "befragt" 
(https://www.ti.com/lit/an/slyt164/slyt164.pdf?ts=1595893946176&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F), 
aber DER Punkt ist mir nicht klar.
Im handelsüblichen Phasenschieber werden 3 RC-Glieder mit je 60° 
Verschiebung benötigt, in der gepufferten Version ebenso (klar), aber 
z.B. im Bubba-Oszillator mit vier RC-Gliedern ist die Verschiebung bei 
gleicher Bauteil-Dimension auf einmal nur noch 45° je Glied?
Ich bin verwirrt... :-/

Bitte, wenn möglich, Erklärungen ohne komplexe Mathe... ;-)

Michael

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Michael M. schrieb:

> Woher "weiß" das (oder die) RC-Glied(er) im ...

Das RC-Glied hatte zuvor die Gelegenheit genutzt, die allwissende 
Weißwurscht nach dem aktuell geforderten Phasenwinkel zu befragen und 
gibt die Anordnung an seine Mitstreiter weiter.


> Im handelsüblichen Phasenschieber werden 3 RC-Glieder mit je 60°
> Verschiebung benötigt, in der gepufferten Version ebenso (klar), aber
> z.B. im Bubba-Oszillator mit vier RC-Gliedern ist die Verschiebung bei
> gleicher Bauteil-Dimension auf einmal nur noch 45° je Glied?

Man muß es andersherum betrachten: 180 Grad Phasenverschiebung stellt 
bereits das Verstärkungselement bereit. Die restlichen 180 Grad, die zur 
Schwingbedingung notwendig sind, verteilen sich auf die sinnvoll 
angeordneten passiven Bauteile, die den Signalweg schließen. Mehr als 90 
Grad können die RC-Glieder nicht bieten, auch die Weißwurscht würde dies 
niemals verlangen, aber weniger geht schon. So kann sich die restliche 
180 Grad Phasenverschiebung also auf drei, vier oder mehr RC-Glieder 
verteilen, wobei um so mehr Dämpfung auftritt, je mehr Glieder eingebaut 
werden. Diese Dämpfung muß das Verstärkungsglied wieder ausgleichen zu 1 
insgesamt. Dann und nur dann schwingt die Anordnung. Bei >1 auch, aber 
nicht mehr sinusförmig.

> Bitte, wenn möglich, Erklärungen ohne komplexe Mathe... ;-)


Bittesehr, war das komplex genug?

MfG

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Sobald die Rückkopplungsbedingung erfüllt ist, schwingt der Oszillator 
auf der zugehörigen Frequenz. Dazu muss die Gesamtdämpfung des Netzwerks 
aus RC-Gliedern gerade so überwunden werden (genügend Verstärkung), und 
die Phasenverschiebung 180 Grad erreichen. Nicht die RC-Glieder 
"wissen", auf welche Phasenverschiebung sie sich einzustellen haben 
(machen sie nicht), sondern die passende Frequenz stellt sich ein. Die, 
bei der die Gesamtverschiebung 180 Grad erreicht.
Wie gefordert, ganz ohne Mathe  :-)

von A-Freak (Gast)


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Stell dir vor daß der Verstärker ein Grundrauschen hat das alle 
möglichen Frequenzen enthält.

Alle Frequenzen bei denen die Phasenverschiebung sich nicht über alle 
RC-Glieder zusammen zu 180 Grad addiert kommen sozusagen unpassend durch 
den Kreis und können sich nicht Phasenrichtig zum Anfangssignal 
addieren.

Die eine Frequenz bei der Phasenverschiebung genau 180 Grad hat kommt 
genau passend zum Verstärker zurück damit sie (nach dessen Invertierung) 
phasenrichtig addieren kann.

Wenn sich auf jedem Rundweg die Amplitude phasenrichtig addiert baut 
sich deine Schwingung auf.

von Michael M. (michaelm)


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Hallo,
dane für eure zielführenden Antworten. Das habe ich nun soweit 
verstanden (dass da kein kleines grünes Männchen drin sitzt und dem RC 
sagt .."jetzt musst du schieben"...) :-) .

Mancini / TI sagt , dass sich die Verteilung der Verstärkung insgesamt 
positiv auswirkt, vor allem aber, dass sie quasi keinen negativen 
Einfluss auf f-osc hat.

Da stellt sich schon die nächste Frage:
Sinuserzeugung mit hoher Reinheit (minimalem Klirrfaktor, sehr gute 
Phasenreinheit) erfordert grundsätzlich eine Stabilisierung bzw. 
Regelung der erzeugten Amplitude. Es werden (bekannt) Dioden, aktive 
Gleichrichter + FET oder Optokoppler und (HP) Glühlampen als PTC 
eingesetzt.

Es wundert mich, dass beim Bubba-O. dieses Thema plötzlich keins mehr 
ist. Zum Start benötigt jeder dieser Oszillatoren einen kleinen 
Überschuss an Verstärkung, was kurz danach zum unkontrollierten 
Anwachsen der Amplitude führt. Klirren ist dann unvermeidbar; es wird 
zwar nach jedem TP anteilsmäßig weniger, aber warum verhindert man das 
nicht von vorn herein?
Gerade der gepufferte Phasenschieber und der Bubba bieten doch insgesamt 
sehr große Stabilität. Ich konnte darauf bis jetzt keine Antwort finden.

Michael

von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
> Zum Start benötigt jeder dieser Oszillatoren einen kleinen
> Überschuss an Verstärkung, was kurz danach zum unkontrollierten
> Anwachsen der Amplitude führt. Klirren ist dann unvermeidbar; es wird
> zwar nach jedem TP anteilsmäßig weniger, aber warum verhindert man das
> nicht von vorn herein?

Jedes Halbleiter hat eine nichtlineare Kennlinie. Das heist , die 
Steilheit ändert sich mit der Aussteuerung.

Bei einen Oszillator aus 3 oder 4 RC Gliedern und einen Transistor 
verhält sich das folgendermasen.

Die Amplitude wird sich auf den Wert einstellen, bei der die 
Kreisverstärkung auf Grund seiner gekrümmten Transistorkennlinie 1 wird.

Der Klirrfaktor wird dabei schon im einstelligen Bereich sein.

Alle anderen Schaltungen benötigen eine wie auch immer geartete Regelung 
oder Begrenzung der Verstärkung.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> ....Alle anderen Schaltungen benötigen eine wie auch immer geartete
> Regelung oder Begrenzung der Verstärkung...

Guten Morgen Rslph,
danke für die Anmerkung. Sowie OPAs in's Spiel kommen, sind diese in der 
Lage, die Amplitude bis an die Rails zu fahren. Und eine "harte" 
Begrenzung hat ja dann sofort ungradzahlige Oberwellen -also Klirr- zur 
Folge.
Ich habe wenig Gefallen daran, diesen Klirr zunächst zuzulassen, um ihn 
dann mit den 3 oder 4 TP "unvollkommen" wieder wegzufiltern. Beim 
Wienbrücken-O. macht man sehr viel Aufstände um die Ampl.-Regelung. Beim 
gepufferten Phasenschieber (wozu ja auch der Bubba zählt) ist das 
komischerweise kein Thema mehr, nicht einmal mit nur einem Wort erwähnt. 
^^
Michael

EDIT: Ich erhebe gar nicht den Anspruch auf 120 dB 
Neben-/Oberwellenabstand, aber mit 60 dB könnt ich schon gut leben. ;-)

: Bearbeitet durch User
von my2ct (Gast)


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Michael M. schrieb:
> Sowie OPAs in's Spiel kommen

Meinst du vielleicht OTA oder OpAmp?
Vielleicht solltest du nicht mit irgendwelche Buchstabenkombinationen 
protzen, wenn du dir so unsicher bist.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

oft werden z.B. zum Bubba-Oszillator Prinzipschaltbilder angegeben, die 
keine Amplitudenstabilisierung enthalten. Baut man ein solches auf, wird 
die Amplitude maximal werden, bis sie durch die Grenzen der OPVs zur 
Betriebsspannung hin begrenzt werden. Möchte man niedrigen Klirrfaktor 
bei z.B. 1Vss, kommmt man um eine Amplitudenregelung nicht herum. 
Begrenzungen nur mit Dioden bringen eine Delle in den Verlauf hinein.

MfG

von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
> Beim
> Wienbrücken-O. macht man sehr viel Aufstände um die Ampl.-Regelung.

hallo Michael

beim Wienbrückenoszillator reicht schon ein kleines Glühlämpchen als 
Kaltleiter im Gegenkopplungszweig welches nur ganz ganz  schwach glimmen 
muss.

damit kann man deine geforderten 0,1% Klirrfaktor schon erreichen.

Allerdings haben Amplitudenregelungen generell den Nachteil, das sie 
eine Einschwingzeit haben. Diese muss um so länger sein, je kleiner die 
gewünschte Ausgangsfrequenz ist.

Auch State-Vario Oszillatoren benötigen eine Amplitudenregelung.

Extrem klirrarme Signale ohne diese Nachteile lassen sich mit DDS 
Synthesizer erzeugen. He mehr Bits die DA Wandler haben desto 
klirrärmer.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Michael M. (michaelm)


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my2ct schrieb:
> Meinst du vielleicht OTA oder OpAmp?...

Ich bin mir dessen sicher, dass ich einen OPA (Operational Amplifier) 
oder auch "OPV" meine und KEINEN OTA. ;-)

Christian S. schrieb:
> oft werden z.B. zum Bubba-Oszillator Prinzipschaltbilder angegeben, die
> keine Amplitudenstabilisierung enthalten. Baut man ein solches auf, wird
> die Amplitude maximal werden, bis sie durch die Grenzen der OPVs zur
> Betriebsspannung hin begrenzt werden. Möchte man niedrigen Klirrfaktor
> bei z.B. 1Vss, kommmt man um eine Amplitudenregelung nicht herum.

Mich wundert nur, dass in den Veröffentlichungen (von Sinus-Generatoren) 
keiner dieses Thema erwähnt. Dass eine A.-Regelung vonnöten ist, ist mir 
schon sehr klar.

Ralph B. schrieb:
> beim Wienbrückenoszillator reicht schon ein kleines Glühlämpchen als
> Kaltleiter welches nur ganz ganz  schwach glimmen muss.
>
> damit kann man deine geforderten 0,1% Klirrfaktor schon erreichen...

Über die Glühlämpchen-Methode (so genial sie ist bzw. damals war) bin 
ich schon ein wenig hinaus. Die anderen Regel-Möglichkeiten sind jedoch 
zweifellos auch "nicht ohne" wegen der Nichtlinearitäten.
Der gepufferte Ph.-Schieber erscheint mir aufgrund der 3 oder 4 
aufeinanderfolgenden TPe am besten geeignet.

Michael

von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
> Der gepufferte Ph.-Schieber erscheint mir aufgrund der 3 oder 4
> aufeinanderfolgenden TPe am besten geeignet.

hat aber den höchsten Klirrfaktor. der wird sich so bei 1-5% einstellen.

von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> hat aber den höchsten Klirrfaktor. der wird sich so bei 1-5% einstellen.

Ohne Regelung oder mit einer solchen?
Hier: https://sound-au.com/articles/sinewave.htm
wird von einem ca. Zehntel gesprochen, allerdings bezogen auf eine Nicht 
geregelte Schaltung UND Simulation.

Wenn dann eine A.-Regelung integriert würde, müsste der Kirrfaktor ja 
entsprechend sinken.

Michael

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
> Ohne Regelung oder mit einer solchen?

Der Phasenschieberoszillator mit 3 oder 4 Phasenschieberstufen und einen 
Transistor wird ohne Regelung einen Klirrfaktor von ca 1-5% haben.

Als begrenzendes Element ist die Basis-Emitterdiode-

Aber der Trick im Gegenkopplungszweig statt der Glühlampe 2 Dioden in 
Antiparallelschaltung zu verwenden könnte auch funktionieren, wenn man 
dieser Diodenparallelschaltung einen Widerstand in Reihe schaltet, so 
das der Begrenzungsknick ein wenig abgerundet wird. Mit dem Widerstand 
müsste sich die Höhe der Ausgangsspannung einstellen lassen und 
eventuell ein Klirrfaktorminimum.

Ralph Berres

von HildeK (Gast)


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Die RC-Glieder bei den Varianten mit OPA-Spannungsfolger haben ja auch 
eine Tiefpasswirkung, die die Oberwellen reduziert. Bei der vierstufigen 
Variante (sound-au.com, Bild 5.6.4) wäre wahrscheinlich der Klirr noch 
kleiner, wenn man an C4 nochmals einen Spannungsfolger anschließt und da 
das Ausgangssignal abnimmt.

von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> Der Phasenschieberoszillator mit 3 oder 4 Phasenschieberstufen und einen
> Transistor wird ohne Regelung einen Klirrfaktor von ca 1-5% haben.

Die 1-Transistor-Version ist eh aus der Diskussion... Es kommt NUR die 
gepufferte Version in Frage.

> ...Mit dem Widerstand
> müsste sich die Höhe der Ausgangsspannung einstellen lassen und
> eventuell ein Klirrfaktorminimum....
Wenn man/ich eine Klirrfaktormessbrücke hätte... Ich müsste mir dazu 
dann erst einmal was basteln, so in Richtung Notchfilter + Verstärker.

Michael

von Michael M. (michaelm)


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HildeK schrieb:
> Bei der vierstufigen
> Variante (sound-au.com, Bild 5.6.4) wäre wahrscheinlich der Klirr noch
> kleiner, wenn man an C4 nochmals einen Spannungsfolger anschließt und da
> das Ausgangssignal abnimmt.

Danke HildeK, das beschreibt (nicht nur) er ja auch im Text.

von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
> Wenn man/ich eine Klirrfaktormessbrücke hätte... Ich müsste mir dazu
> dann erst einmal was basteln, so in Richtung Notchfilter + Verstärker.

hier hilft auch eine gute ( externe ) Soundkarte und ein pasendes FFT 
Programm.

Ralph Berres

von Daniel S. (d_s)


Angehängte Dateien:

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@Michael M.
Habe mir genau dies letzte Woche aufgebaut:
1kHz Wien- Oszillator mit Glühlämpchen (Amplitude einstellbar), Notch- 
Filter (trimmbar), +40dB Verstärker

Habe mir den Wien- Oszillator gebaut um Audio-Klirrmessungen machen zu 
könnnen. Wollte natürlich den Oszillator vorab selbst messen. Die erste 
Oberschwingung war aber so gering, dass sie mit meinem Messgerät 
(Digilent Electronics Explorer) nicht vernünftig messbar war (10bit ADC, 
bei Oversampling und Averaging). Der Notch- Filter filtert die 1kHz 
Grundwelle um etwa 50dB (einstellbar), der anschließende Verstärker hebt 
das komplette Signal nochmals um 40dB an. So komme ich auf etwa -80dB 
von Grund- zu Oberschwingung.

Bilder vom Aufbau gibts auch. Links Wien- Oszillator mit Glühlämpchen, 
rechts Notch- Filter, unten 40dB Verstärker.

von Michael M. (michaelm)


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Daniel S. schrieb:
> Habe mir genau dies letzte Woche aufgebaut:

Ja, Daniel, genauso müsste das dann prinzipiell aussehen. Ich benötige 
für das Projekt nur eine einzige Frequenz (77.500), da ich 
ausschließlich diesen Oszillator (TCVCO) "sauber und stabil" zum Spielen 
bringen muss.
Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig als solch eine 
Notchfilter-Schaltung als Hilfe zu realisieren. Eventuell kann ich auf 
den zusätzlichen Verstärker verzichten und mein schönes 
HP400-Millivoltmeter zum Einsatz bringen; das kann im empfindlichsten 
Bereich 100 uV Vollausschlag. Das ist zwar dann nicht selektiv, aber 
sicher ist schon eine qualitative Aussage möglich, oder was meint ihr?

@ Ralph:
Externe Soundkarte wird möglicherweise bei der Frequenz ausscheiden. 
Meine EMU 0204 macht -denke ich- bei 100kHz Schluss. :-(
Und erst darüber wird es dann interessant. Da könnte ich allenfalls mit 
einem SDR weitermachen, das ich nicht habe....

Es wartet viel Arbeit auf mich :)
Michael

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Michael M. schrieb:
> Im handelsüblichen Phasenschieber werden 3 RC-Glieder mit je 60°
> Verschiebung benötigt
Es müssen insgesamt 180° sein.
Dieser Betrag kann auch aus 50+60+70° zusammengesetzt sein.

von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
> Externe Soundkarte wird möglicherweise bei der Frequenz ausscheiden.
> Meine EMU 0204 macht -denke ich- bei 100kHz Schluss. :-(
> Und erst darüber wird es dann interessant. Da könnte ich allenfalls mit
> einem SDR weitermachen, das ich nicht habe....

Hallo Michael

Ich bin nicht von ausgegangen das du ein 77,5KHz Signal mit einen 
Oberwellenabstand von 60db und mehr haben willst.

Wienbrückenoszillatoren setzt man eigentlich mehr im Audiofrequenzband 
ein.

Und da kann gerade der Emu 204 bis 96KHz messen und auch FFT bis zu 
dieser Frequenz. mit seinen 24 Bit AD-Wandler erreicht er dann locker 
einen Dynamikbereich von 100db.
die 24Bit 192KHz funktionieren aber nur in Verbindung mit dem 
Asiotreiber. Die Windows Soundkartentreiber können nur 16Bit 48Khz

Ralph Berres

von Joachim B. (jar)


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Michael M. schrieb:
> Woher "weiß" das (oder die) RC-Glied(er) im Phasenschieber-Oszillator,
> wie groß die Phasenverschiebung sein soll?

das kann befohlen werden, gute RC-Glieder wissen das!

frei nach Frankenfeld -> die Ballistik
https://www.youtube.com/watch?v=qZwqKA3ZNC0

von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> Wienbrückenoszillatoren setzt man eigentlich mehr im Audiofrequenzband
> ein.
Ja, deswegen weniger Wienbrücke und "mehr" Phasenschieber, denen 
nachgesagt wird, dass sie bis ca. 200 kHz grad noch gehen...

> Und da kann gerade der Emu 204 bis 96KHz messen

Ja, ist mir bewusst. Ich hatte deswegen extra vorher auch noch mal 
nachgesehen, wie weit sie (nach oben) einsetzbar ist.
________

Lothar M. schrieb:
> Es müssen insgesamt 180° sein.
> Dieser Betrag kann auch aus 50+60+70° zusammengesetzt sein.

Hallo Lothar,
das >könnte< man mit verschiedenen Zeitkonstanten natürlich machen, 
jedoch ist in deiner angehängten Simu die Katastrophe bereits leider 
deutlich zu sehen. Mal abgesehen davon, dass der nicht gepufferte 
Oszillator im Vergleich um Längen hintendran rangiert. ;-)

Michael

von Egon D. (Gast)


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Lothar M. schrieb:

> Michael M. schrieb:
>> Im handelsüblichen Phasenschieber werden 3 RC-Glieder
>> mit je 60° Verschiebung benötigt
>
> Es müssen insgesamt 180° sein.
> Dieser Betrag kann auch aus 50+60+70° zusammengesetzt
> sein.

Hat es einen speziellen Grund, dass Du ausgerechnet
eine HOCHPASS-Struktur verwendest?

von Michael M. (michaelm)


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Joachim B. schrieb:
> das kann befohlen werden, gute RC-Glieder wissen das!
..und wehe, die Tiefpässe fangen das Rotieren an, dann kommt Herr Magnus 
mit seiner nach ihm benannten Kraft in's Spiel und die ganzen 
Schwingungen gehen zurück in den Ausgang des OPV. 8-(

von Michael M. (michaelm)


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Egon D. schrieb:
> Hat es einen speziellen Grund, dass Du ausgerechnet
> eine HOCHPASS-Struktur verwendest?
Stimmt, Egon, und das bei unter 1 kHz...

von Harald W. (wilhelms)


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Michael M. schrieb:

> Mich wundert nur, dass in den Veröffentlichungen (von Sinus-Generatoren)
> keiner dieses Thema erwähnt.

Weil es im INet immer mehr Veröffentlichungen von Menschen gibt,
die keine Ahnung haben. :-(

von Harald W. (wilhelms)


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Joachim B. schrieb:

>> Woher "weiß" das (oder die) RC-Glied(er) im Phasenschieber-Oszillator,
>> wie groß die Phasenverschiebung sein soll?
>
> gute RC-Glieder wissen das!

...oder sie fragen im "RC-Forum" nach.

von Michael M. (michaelm)


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Harald W. schrieb:
> Weil es im INet immer mehr Veröffentlichungen von Menschen gibt,
> die keine Ahnung haben. :-(
Ich denke, die Ursache liegt hier woanders.
Die Erzeugung von hoch-spektralreinem Sinus (> -120 dB) ist ein 
Spezialgebiet von HighEnd-HiFi. Neben der Forderung nach spektraler 
Reinheit ist genauso wichtig, eine >variable< Frequenz erzeugen zu 
können.
Mit einer Wienbrücke o.ä. (2 parallel zu verändernde Bauteile, 2xR oder 
2xC) ist das noch gut realisierbar.
Beim Phasenschieber (3 oder gar 4 RC-Glieder, um die Frequenz zu 
beeinflussen) bekommt man echte Probleme. Deswegen ist das 
Phasenschieber-Konzept uninteressant.

Spätestens dann kommt alternativ der DDS mit XYZ-Bit-Auflösung in's 
Spiel, der jedoch ungleich höheren HW-Aufwand erfordert. Natürlich kann 
man dem dann leicht eine unglaubliche Funktionsvielfalt entlocken...

Michael

von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
> Die Erzeugung von hoch-spektralreinem Sinus (> -120 dB) ist ein
> Spezialgebiet von HighEnd-HiFi. Neben der Forderung nach spektraler
> Reinheit ist genauso wichtig, eine >variable< Frequenz erzeugen zu
> können.

Michael M. schrieb:
> Spätestens dann kommt alternativ der DDS mit XYZ-Bit-Auflösung in's
> Spiel, der jedoch ungleich höheren HW-Aufwand erfordert.

Für 120db Oberwellenabstand benötigt man mindestens einen 20 Bit DA 
Wandler.
Die handelsüblichen DDS Synthesizerchips von Analog Devices haben aber 
in der Regel 12 Bit oder die besseren 14 Bit DA Wandler an Bord.
Mit 12 Bitwähren 72db mit 14 Bit 84db Oberwellenabstand realisierbar.

Deswegen sind diese ultraklirrarmen Generatoren für analoge Signale 
meistens als State-Vario Generatoren aufgebaut. Selbstverständlich mit 
einer aktiven Amplitudenregelung.

Der State-Vario-Oszillator hat gegenüber der Wienbrücke den Vorteil, das 
der in einen Bereich überstreichbarer Frequenzbereich viel größer ist 
als bei der Wienbrücke. Der State-Vario-Oszillator besteht aus 2 
hintereinandergeschaltete Integratoren und einen Invertierenden 
Verstärker.

Wenn die beiden Integratoren nicht exakt gleich laufen, ändert sich 
zunächst mal die Frequenz, bis die 180° Phasenverschiebung wieder 
getroffen wird. Die eventuell eintretende Amplitudenänderung ist mit 
6db/ Oktave relativ gering und wird durch die ALC in der invertierenden 
Verstärkerstufe ohne Probleme ausgeregelt.

Der Tektronix SG5010 Generator ist so ein ultraklirrarmer Generator mit 
ca 100db Oberwellenabstand bis 100KHz.

Bei Rohde&Schwarz ist der analoge Ausgang des Audioanalyzers UPD soviel 
ich weis auch ein Vario-State Oszillator.

DDS Synthesizer findet man gerne als Modulationsgeneratoren in den 
Signalgeneratoren. Doch besitzen die meist einen 10Bit oder 12 Bit
DA-Wandler.

Ralph Berres

von Egon D. (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Mit 12 Bit währen 72db mit 14 Bit 84db Oberwellenabstand
> realisierbar.

Das ist arg pessimistisch gerechnet.
Die Quantisierungsverzerrungen gehen ja nicht 1:1 in
eine bestimmte Oberwelle; je nach Nutzfrequenz und
DDS-Takt geht auch ein erheblicher Teil in das Rauschen,
das außerhalb des Nutzbandes liegt.

Voraussetzung bleibt natürlich, dass man anständig
filtert (was mir häufig nicht gegeben scheint).


> Der State-Vario-Oszillator hat gegenüber der Wienbrücke
> den Vorteil, das der in einen Bereich überstreichbarer
> Frequenzbereich viel größer ist als bei der Wienbrücke.

Wien-Brücke war lukrativ zu Zeiten, als Doppeldrehkos
Massenware waren. Rein elektronische Abstimmung ist mit
Wien-Brücken nicht so einfach.

von Ralph B. (rberres)


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Egon D. schrieb:
>> Mit 12 Bit währen 72db mit 14 Bit 84db Oberwellenabstand
>> realisierbar.
>
> Das ist arg pessimistisch gerechnet.

Das ist aber leider die Realität, welche ich bisher messtechnisch 
nachweisen konnte.

Egon D. schrieb:
> Die Quantisierungsverzerrungen gehen ja nicht 1:1 in
> eine bestimmte Oberwelle; je nach Nutzfrequenz und
> DDS-Takt geht auch ein erheblicher Teil in das Rauschen,
> das außerhalb des Nutzbandes liegt.

Es geht aber in das Frequenzband ein, welches noch nicht vom 
Tiefpassfilter beeinflusst wird. Der DDS Takt ist ja oft nur drei mal 
höher als die Grenzfrequenz des Tiefpasses.

Ralph Berres

von Egon D. (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Egon D. schrieb:
>>> Mit 12 Bit währen 72db mit 14 Bit 84db Oberwellenabstand
>>> realisierbar.
>>
>> Das ist arg pessimistisch gerechnet.
>
> Das ist aber leider die Realität, welche ich bisher
> messtechnisch nachweisen konnte.

Naja, das bezieht sich schätzungsweise auf fertige
Geräte, die Du auf dem Tisch gehabt hast.

Ich hatte Michael so verstanden, dass Selbstbau für
ihn durchaus in Frage kommt.


> Egon D. schrieb:
>> Die Quantisierungsverzerrungen gehen ja nicht 1:1 in
>> eine bestimmte Oberwelle; je nach Nutzfrequenz und
>> DDS-Takt geht auch ein erheblicher Teil in das Rauschen,
>> das außerhalb des Nutzbandes liegt.
>
> Es geht aber in das Frequenzband ein, welches noch nicht
> vom Tiefpassfilter beeinflusst wird. Der DDS Takt ist
> ja oft nur drei mal höher als die Grenzfrequenz des
> Tiefpasses.

Klar -- aber wenn er nur 77.5 kHz braucht, kann er ja
einen Tiefpass mit entsprechend niedriger Grenzfrequenz
nachschalten. Das ist ja nicht verboten.

Ein DDS-Takt von 39.68 MHz gibt mit einem Phasenincrement
von 1/512tel exakte 77.5 kHz; die sind nebenwellenfrei,
weil der Teiler glatt aufgeht.
Selbst wenn der AD9835 nur 60dB Störabstand schafft, kann
man noch zwei Bandfilter -- oder meinetwegen auch einen
Tiefpass -- nachschalten. Besser als ein Phasenschieber-
oszillator ist es ziemlich sicher.

Oder noch rustikaler: Passender Quarz -- Teilerkette --
Bandfilter. Mit drei Zweikreis-Bandfiltern müsste locker
100dB Sperrdämpfung machbar sein.

von Ralph B. (rberres)


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Egon D. schrieb:
> Naja, das bezieht sich schätzungsweise auf fertige
> Geräte, die Du auf dem Tisch gehabt hast.

Das ist richtig. Ich bezog mich auf fertige Messgeräte renomierter 
Hersteller. Die kochen zwar auch nur mit Wasser, aber es ist schon nicht 
irgend ein Wasser -:)

Egon D. schrieb:
> Klar -- aber wenn er nur 77.5 kHz braucht, kann er ja
> einen Tiefpass mit entsprechend niedriger Grenzfrequenz
> nachschalten. Das ist ja nicht verboten.

Klar das habe ich vergessen. Hier würde ich aber direkt einen 
Quarzoszillator einsetzen. Ein 77,5KHz Quarz hat eine Güte von ca 
100000.

Der ist zwar teuer, erspart aber eine Menge Hardwareaufwand.

Egon D. schrieb:
> Ein DDS-Takt von 39.68 MHz gibt mit einem Phasenincrement
> von 1/512tel exakte 77.5 kHz; die sind nebenwellenfrei,
> weil der Teiler glatt aufgeht.
> Selbst wenn der AD9835 nur 60dB Störabstand schafft, kann
> man noch zwei Bandfilter -- oder meinetwegen auch einen
> Tiefpass -- nachschalten.

Kann man so machen. Für eine einzige Frequenz würde ich den Aufwand 
nicht treiben.

Egon D. schrieb:
> Besser als ein Phasenschieber-
> oszillator ist es ziemlich sicher.

Der ist sicherlich die denkbar schlechteste Lösung, die man sich 
aussuchen kann.

Egon D. schrieb:
> Oder noch rustikaler: Passender Quarz -- Teilerkette --
> Bandfilter. Mit drei Zweikreis-Bandfiltern müsste locker
> 100dB Sperrdämpfung machbar sein.

so würde ich das machen, wenn ich so eine Anforderung hätte.

Ich frage mich nur die ganze Zeit, Wozu benötigt man einen 77,5KHz 
Oszillator mit einen Klirrfaktor von 0,001% ?

Ralph Berres

von Egon D. (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> Klar -- aber wenn er nur 77.5 kHz braucht, kann er ja
>> einen Tiefpass mit entsprechend niedriger Grenzfrequenz
>> nachschalten. Das ist ja nicht verboten.
>
> Klar das habe ich vergessen. Hier würde ich aber direkt
> einen Quarzoszillator einsetzen. Ein 77,5KHz Quarz hat
> eine Güte von ca 100000.

Hmpf.
Du hast natürlich Recht: Ein 77.5kHz-Quarzoszillator ist
NOCH einfacher. :)

von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> Ich frage mich nur die ganze Zeit, Wozu benötigt man einen 77,5KHz
> Oszillator mit einen Klirrfaktor von 0,001% ?

Nun muss ich mal eingreifen... ;-)
0,001% habe ich nicht genannt und auch nicht vor.
Ich hatte "60dB genügen gut" gesagt. Das sind doch 0,1%, oder irre ich?? 
Bitte um Korrektur, falls ja.
Stabil soll er gefälligst sein und sich nicht aus der Ruhe bringen 
lassen. ;-)

> Der ist zwar teuer, erspart aber eine Menge Hardwareaufwand.
Noch einen 77,5kHz-Quarz habe ich nicht mehr vorrätig, nur drei. Und die 
gehen in die Empfänger-Filter... :( Das würde das Projekt vom Preis her 
echt aufblähen. Und einen 2. Ofen dazu ...

Ich weiß, dass ein Quarz von ich aus schon mal etliches stabiler ist.

Egon D. schrieb:
> aber wenn er nur 77.5 kHz braucht, kann er ja
> einen Tiefpass mit entsprechend niedriger Grenzfrequenz
> nachschalten. Das ist ja nicht verboten.
Natürlich :D , das ist alles erlaubt. Er bekommt natürlich sowas, bevor 
es in den Diplexer und Mischer weiter geht.

Michael

von Rainer V. (a_zip)


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Michael M. schrieb:
> 0,001% habe ich nicht genannt und auch nicht vor.
> Ich hatte "60dB genügen gut" gesagt.

Und damit bist du doch mit Quarz und Teiler und "ordentlichem" Tiefpass 
garantiert dabei. Schau mal was die Onlinerechner bei TP höherer Ordnung 
ausgeben. State-Variable-Filter ist auch immer eine gute Wahl, auch als 
Oszillator. Da kann eigentlich nichts schief gehen...die Spezialisten, 
die 120dB aus dem Ärmel schütteln, kannst du hier getrost vergessen.
Die Frageformulierung verdeckt übrigens elegant die Eigenschaft 
"beliebiger" Systeme, eine Eigenresonanz zu haben! Und wenn das System 
in irgend einer Form angeregt wird (werden kann), dann hat es eben seine 
ureigene "Resonanzfrequenz". Das mit dem Wort "wissen" zu umschreiben, 
ist daher knapp daneben. Auch der Stein weiß, wo unten ist...also wohin 
er fallen muß :-)
Gruß Rainer

von Michael M. (michaelm)


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So, ich wollte das jetzt mal eben "live" wissen und erleben.. :-)
Also habe ich den Bubba-Osz. gerade mal im Manhattan-Style aufgebaut und 
bin positiv überrascht.. ;-)

Stinknormale Bauteile: TL084, Styro-Cs (1 nF 2,5%), Kohle-Rs (2,06k 5%)
Betriebsspannung = +/-12 V
Verstärkung liegt bei ca. 4,4 (noch nicht gemessen, weil ein TrimPot mit 
im Feedback ist)
Frequenz gerechnet = 77,18 kHz, gemessen ca. >67,2 kHz
noch keine Temp-Co, offen über Cu-Groundplane
Stabilität liegt momentan bei +/- 3-4 * exp(-5); er nimmt jeden 
kleinsten Luftzug wahr... ^^ und geht (s. Bild) einseitig etwas in die 
Begrenzung.
Anschwingen erfolgt ohne merkbare Verzögerung. Bei +/-8 V reißt die 
Schwingfreude dann ab, er startet aber bei wenigen mV höher sofort 
wieder.

Dann gibt's da oben noch das Bild mit
Ch 1 (oben) direkt am Verstärker-Ausgang, 20 Vss
Ch 2 (unten) hinter dem 4. TP (Verst.-Eingang), ca. 6 Vss

Ich werde morgen -wenn Zeit- das C/R-Verhältnis noch mal ändern; dann 
ist die Last an den OPV-Ausgängen nicht so groß und die TK-Probleme 
(hauptsächlich der Styros) sind nicht so gravierend.

Insgesamt finde ich das (bei den Randbedingungen) nicht übel bzw. sogar 
recht erfreulich. Ich hatte mit schlimmeren Ergebnissen gerechnet.

Michael

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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sag mal wozu benötigst du überhaupt einen 77,5KHz Oszillator?

Ralph Berres

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Egon D. schrieb:
> Hat es einen speziellen Grund, dass Du ausgerechnet eine
> HOCHPASS-Struktur verwendest?
Nein, das "normale" Design war halt schon in meinen LTSpice-Ordner... 
;-)

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael M. schrieb:
> So, ich wollte das jetzt mal eben "live" wissen und erleben.. :-)
> Also habe ich den Bubba-Osz. gerade mal im Manhattan-Style aufgebaut
> und bin positiv überrascht.. ;-)

Mir sagte der Begriff "Bubba" gar nichts, also habe ich mal gegoogelt. 
Und was soll ich sagen: ich bin unterwältigt.

Das ist doch nur ein stinknormaler Phasenschieber-Oszillator. Ja, ok mit 
4 RC-Gliedern statt mit 3. Und mit Puffern dazwischen. Aber ohne 
Amplitudenstabilisierung und deswegen mit dem erwartbar grottigen 
Klirrfaktor.

Der einzige echte Vorteil dieses Designs ist, daß man 4 Signale mit 
relativ genauen je 45° Phasenverschiebung abnehmen kann. Sogar 
niederohmig - sofern man es richtig macht und nicht wie in dem 
vergurkten Schaltplan in der TI-Appnote. Den anscheinend fast die ganze 
Welt genauso falsch abgezeichnet (bzw. kopiert) hat. Zumindest habe ich 
mit der Google Bildersuche auf der ersten Seite nur einen Schaltplan 
gesehen, der den Sinus-Ausgang an der richtigen Stelle eingezeichnet 
hatte.

Der offensichtliche Nachteil ist, daß man für eine Einstellung der 
Frequenz entweder 4 Bauteile simultan ändern muß (die 4 Widerstände oder 
die 4 Kondensatoren im Phasenschieber-Netzwerk). Oder, wenn man die 
Sparvariante fährt und nur einen oder 2 verändert, dann verliert man die 
schöne 45° Phasenbeziehung.

Wenn man dem Bubba eine Amplitudenregelung spendieren würde und das 
Signal nach dem letzten Buffer entnimmt (was gewöhnlich als "Cosinus" 
Ausgang bezeichnet ist) dann könnte man zumindest einen ganz 
vernünftigen Klirrfaktor erreichen.

> Stinknormale Bauteile: TL084, Styro-Cs (1 nF 2,5%), Kohle-Rs (2,06k 5%)
...
> Ich werde morgen -wenn Zeit- das C/R-Verhältnis noch mal ändern; dann
> ist die Last an den OPV-Ausgängen nicht so groß und die TK-Probleme
> (hauptsächlich der Styros) sind nicht so gravierend.

Wenn du wirklich Kohleschichtwiderstände verbaut hast, dann sind die 
das Problem. Nicht die Kondensatoren.

von Ralph B. (rberres)


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mir erschließt sich immer noch nicht wozu er in seinen DCF77 
Frequenznormal einen 77,5KHz Oszillator benötigt.

Der stopft ihm doch garantiert seinen Empfänger völlig zu.

Ralph Berres

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Ralph B. schrieb:
> mir erschließt sich immer noch nicht ...

Mir auch nicht. Wobei ich auch nichts von "seinem DCF77 Frequenznormal" 
gelesen habe. Falls das etwas mit DCF77 zu tun hat (wovon man fast 
sicher ausgehen kann) dann wären Genauigkeit und Konstanz der Frequenz 
sowieso viel wichtiger als das letzte % Klirrfaktor.

Und deswegen würde man so ein Signal auch digital erzeugen, mit einem 
Quarz als Zeitbasis. Bei 77.5kHz kann man auch schon relativ problemlos 
mit LC-Kreisen filtern, ohne ein extra Zimmer für die Spule anbauen zu 
müssen.

von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> sag mal wozu benötigst du überhaupt einen 77,5KHz Oszillator?

Guten Morgen Ralph.

ich benötige ihn als "Schwungrad" in der DCF-Disziplinierung,
Beitrag "DCF-Disziplinierung eines OCXO - Re-Design (Rev. II)".

Das ist der Teil, den Jochen Jirmann in seinem Digital-Design in der 
cq-DL (meines Wissens bis jetzt leider (noch)) nicht veröffentlicht hat.
Da es in einer anderen Veröffentlichung 
(https://www.robkalmeijer.nl/techniek/electronica/radiotechniek/hambladen/cq-dl/1988/page153/index.html
leider komplett an der exakten Auswertung samt nachvollziehbarem 
Zahlenmaterial fehlt, habe ich mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht.

Wie gefällt dir das erste Ergebnis mt dem Bubba-Oszillator, mal ganz 
grundsätzlich betrachtet?

Michael

von Michael M. (michaelm)


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Axel S. schrieb:
> Falls das etwas mit DCF77 zu tun hat (wovon man fast
> sicher ausgehen kann) dann wären Genauigkeit und Konstanz der Frequenz
> sowieso viel wichtiger als das letzte % Klirrfaktor.

Hallo Axel,
ich versuche ja gerade DEN Weg zu finden, um ihn zu einem konstanten 
Signal "zu überreden".
Bereits gesagt: Ich suche nicht das letzte % Klirrfaktor; Ich brauche 
und will nachher auch gar kein Rechtecksignal, weil es im nächsten 
Schritt in einen DBM geht.
Wenn die sich die Begrenzung mit einer sanften Amplitdenregelung 
beseitigen lässt, wird er sicherlich (auch) noch ein wenig stabiler. 
Dies und dann die Temp-Komp. in den Griff zu bekommen ist der 
nächstfolgende Akt.

Der Probeaufbau und dessen Ergebnis ist >zumindest< schon mal wenigstens 
genausogut wie mein alter analoger Wavetek Funktionsgenrator. Der hatte 
auch keine bessere Stabilität, auch  nach kompl. 
Justierung/Kalibrierung.

Wenn sich das ganze "Forschen" mit/um Bubba und RC-Osz. als ergebnislos 
herausstellen sollte, habe ich zumindest meinen Erfahrungsschatz 
erweitert. Und Spaß macht(e) das auch noch.. :-)

Michael

von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> Der stopft ihm doch garantiert seinen Empfänger völlig zu.
Bist du sicher, dass ich das Teil nicht genügend abgeschirmt bekomme?
Ich baue da ja keine Antenne dran und Induktivitäten sind auch nicht im 
Spiel, die als solche wirken könnten.

Michael

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Axel S. schrieb:
> Mir sagte der Begriff "Bubba" gar nichts, also habe ich mal gegoogelt.
> Und was soll ich sagen: ich bin unterwältigt.

Same here.
Vielleicht sollte ich einen Hubba-Bubba Oszillator "erfinden" mit 7..8 
Phasenschiebern verteilt auf 2 4fach OpAmps. Da wird dann der Sinus noch 
"schoener"...

Zur Sinnhaftigkeit in dem Vorhaben hier sag' ich mal lieber nix.

Gruss
WK

von Michael M. (michaelm)


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Dergute W. schrieb:
> Vielleicht sollte ich einen Hubba-Bubba Oszillator "erfinden" mit 7..8
> Phasenschiebern verteilt auf 2 4fach OpAmps. Da wird dann der Sinus noch
> "schoener"...

Sicher wird er nach 8 TP-Filtern schöner, aber auch rauschiger, denn das 
Rauschen der OPVs wird dann zum Problem.

von Michael M. (michaelm)


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Axel S. schrieb:
> Wenn du wirklich Kohleschichtwiderstände verbaut hast, dann sind die
> das Problem. Nicht die Kondensatoren.
Ja, werde ich in Betracht ziehen, danke. Ich hatte offengestanden gegen 
Mitternacht keine Muße mehr auf 1206er-Metallfilm...


> ....Den anscheinend fast die ganze
> Welt genauso falsch abgezeichnet (bzw. kopiert) hat....
Den Kopierern muss man allerdings zugute halten, dass sie in ihren 
Beschreibungen darauf hinweisen, wo der geringste Klirr rauskommt.
;-)

Michael

von Ralph B. (rberres)


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Michael M. schrieb:
>> Der stopft ihm doch garantiert seinen Empfänger völlig zu.
> Bist du sicher, dass ich das Teil nicht genügend abgeschirmt bekomme?
> Ich baue da ja keine Antenne dran und Induktivitäten sind auch nicht im
> Spiel, die als solche wirken könnten.

da bin ich mir ganz sicher.

Es ist immer eine schlechte Idee einen Oszillator genau auf der 
Empfangsfrequenz oder auf einer ZF zu betreiben.

Ich habe bei meinem Frequenznormal das 77,5KHz Signal aus der letzten 
Stufe auf eine BNC Buchse nach vorne geführt. Das hätte ich mir auch 
sparen können.
Wenn ich da nur einen Drahtstummel von 1cm reinstecke fängt der ganze 
Empfänger sofort an zu schwingen, obwohl cie Ferritantenne 2 Räume 
weiter in ca 10m Entfernung plaziert ist.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael M. schrieb:
> Ralph B. schrieb:
>> sag mal wozu benötigst du überhaupt einen 77,5KHz Oszillator?
>
> ich benötige ihn als "Schwungrad" in der DCF-Disziplinierung,
> Beitrag "DCF-Disziplinierung eines OCXO - Re-Design (Rev. II)".

Michael M. schrieb:
> ich versuche ja gerade DEN Weg zu finden, um ihn zu einem konstanten
> Signal "zu überreden"

Je mehr ich davon lese, desto weniger sinnvoll erscheint mir das ganze 
Unterfangen. Das geht schon mit der Idee des "Schwungrades" los. Wenn 
man einen OCXO mit dem DCF-Signal disziplinieren will, dann ist der 
OCXO doch der lokale Oszillator. Was will man dann mit einem 
zusätzlichen, locker Faktor 10.000 weniger stabilen RC-Oszillator als 
weiterem LO? Das Konzept ist entweder so genial, daß ich es nicht 
erkenne, oder vollkommen gaga.

Und selbst wenn wir das einfach mal akzeptieren, dann eignet sich der 
Bubba doch eher wenig als VCO. und gar nicht als LO. Die 
Frequenzstabilität ist einfach viel zu schlecht. Bei 77kHz wird auch die 
Phasenverschiebung der OPV bereits einen Einfluß haben. Und die dürfte 
auch einen TempCo haben.

Last not least: der ganze Zirkus wird nur deswegen veranstaltet, weil 
sich der TO zu alt fühlt, um die angemessene und zeitgemäße digitale PLL 
in einem <spuck>"Teufelsdreck!" µC zu implementieren? LOL. Ich fühle 
mich ja auch manchmal alt. Aber zu alt für neue Technik werde ich 
hoffentlich nie sein.

von Michael M. (michaelm)


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Ralph B. schrieb:
> Es ist immer eine schlechte Idee einen Oszillator genau auf der
> Empfangsfrequenz oder auf einer ZF zu betreiben.

Prinzipiell meine absolute Zustimmung.
Ich frage mich nur, wie z.B. Jochen Jirmann diese Thematik gelöst hat. 
Großes Geheimnis? Er beschreibt ausdrücklich einen disziplinierten 
Oszillator, der auf 77k5 "mitläuft", siehe cq-DL 10/2000, Seite 722 
Bild-Nr. 3.
Der andere Verfasser des sogen. MNO = Mitnahme-O. (cq-DL 1988 ??) 
schweigt sich ebenso darüber aus...

von Michael M. (michaelm)


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Axel S. schrieb:
> Je mehr ich davon lese, desto weniger sinnvoll erscheint mir das ganze
> Unterfangen. Das geht schon mit der Idee des "Schwungrades" los. Wenn
> man einen OCXO mit dem DCF-Signal disziplinieren will, dann ist der
> OCXO doch der lokale Oszillator. Was will man dann mit einem
> zusätzlichen, locker Faktor 10.000 weniger stabilen RC-Oszillator als
> weiterem LO? Das Konzept ist entweder so genial, daß ich es nicht
> erkenne, oder vollkommen gaga.
Ich stelle mir die Frage: Warum hat ein Mensch wie Jochen J. (der sicher 
weiß, was er sagt) das in seinem Konzept reaalisiert und wie? 
Irgendwelche Gründe muss es ja haben.

Nach Egon Ds. Hinweisen (die den Kernpunkt genau trafen) bezüglich einem 
ungestörtem DCF-Signal (frei von Fading, lokalen Störern) war dieses 
Schwungrad-Konzept "der rettende Anker". Ich hatte aus plausiblen 
Gründen (fehlender Be-/Nachweis) die "MNO"-Lösung sowieso verworfen.

> Bei 77kHz wird auch die
> Phasenverschiebung der OPV bereits einen Einfluß haben. Und die
> dürfte auch einen TempCo haben.
Der TempCo der OPVs liegt wohl gut/weit unter dem der externen Bauteil, 
vermute ich.

> ...der ganze Zirkus wird nur deswegen veranstaltet, weil sich
> der TO zu alt fühlt, um die angemessene und zeitgemäße digitale PLL
> in einem <spuck>"Teufelsdreck!" µC zu implementieren? LOL.
Ich hatte hier im eigentlichen DCF-Thema 
(Beitrag "Re: DCF-Disziplinierung eines OCXO - Re-Design (Rev. II)") bereits was dazu 
gesagt...

Michael

EDIT: Heute Abend werde ich wieder löten und sehen, ob sich da deutlich 
bessere Ergebnisse erzielen lassen.

: Bearbeitet durch User
von Lutz V. (lvw)


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Michael M. schrieb:
> Da stellt sich schon die nächste Frage:
> Sinuserzeugung mit hoher Reinheit (minimalem Klirrfaktor, sehr gute
> Phasenreinheit) erfordert grundsätzlich eine Stabilisierung bzw.
> Regelung der erzeugten Amplitude. Es werden (bekannt) Dioden, aktive
> Gleichrichter + FET oder Optokoppler und (HP) Glühlampen als PTC
> eingesetzt.
>
> Es wundert mich, dass beim Bubba-O.dieses Thema plötzlich keins mehr
> ist.

Hi Michael......ich antworte spät, vielleicht ja noch nicht zu spät...
Das Problem bei jedem Phasenschieber-Osz. (ganz besonders beim 
Zweifach-Integrator-Osz.) hinsichtlich der Amplitudenstabilisierung 
besteht darin, dass es "eigentlich" nicht ausreicht, die Verstärkung zu 
kontrollieren, da diese Oszillatoren ja nun phasensensitiv sind.

Das heißt: jede Verstärkungsbegrenzung (-änderung) hat auch Einfluss auf 
die Phase und damit auf die Oszillatorfrequenz. Das ist z.B. bei allen 
Bandpass-Oszilloren (WIEN)ganz anders. Die Phase der 
Schleifenverstärkung ist da unabhängig von der Verstärkung.

Das ist der Grund für die "Zurückhaltung" der Autoren beim Thema 
"Amplitude". Ganz drastisch beim Integrator-Osz. - es gibt -zig 
Veröffentlichungen zum Quadratur-Oszillator - in KEINER EINZIGEN wird 
das Thema Amplitude auch nur angesprochen...alle nutzen die Begrenzung 
durch die Betriebsspannung, die aber zum Glück kaum sichtbar ist.
Das ist ein Phänomen, das auch nicht erwähnt - geschweige denn erläutert 
wird.
(Ich habe das mal untersucht und eine Erklärung gefunden, die noch 
nirgendwo angesprochen ist.)

Aber ein anderer Punkt: Kennst Du den auf dem GIC (2 OPVs) basierenden 
Oszillator? Sehr gute Qualität - auch ohne externe Stbilisierung. 
Abgleichbar in der Frequenz mit EINEM geerdeten Widerstand - ohne 
Beeinflussung der Schwingbedingung. Der GIC (General Impedance 
Converter) wird in der Filtertechnik als die beste Variante hinsichtlich 
des Einflusses realer OPV-Eigenschaften auf die gewünschten 
Frequenzeigenschaften angesehen.

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael M. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Je mehr ich davon lese, desto weniger sinnvoll erscheint mir das ganze
>> Unterfangen.
...
>> Das Konzept ist entweder so genial, daß ich es nicht
>> erkenne, oder vollkommen gaga.

> Ich stelle mir die Frage: Warum hat ein Mensch wie Jochen J. (der
> sicher weiß, was er sagt) das in seinem Konzept reaalisiert und wie?

Tja. Jetzt hättest du die Gelegenheit gehabt, Argumente vorzubringen.
"... wird schon wissen, was er tut" ist kein Argument. Ich möchte 
wissen, nicht glauben.

> Irgendwelche Gründe muss es ja haben.

Vielleicht ist es ja gar nicht das gleiche Konzept? Denn 
selbstverständlich kann man versuchen, einen freilaufenden 77.5kHz 
Oszillator mit dem Signal des DCF77 zu synchronisieren. Es ist nur nicht 
sonderlich sinnvoll, den LO als RC-Oszillator aufzubauen. Denn der LO 
soll ja die Kurzzeitstabilität einbringen (und Resilienz gegen Ausfall 
der Referenz). Dafür ist ein RC-Oszillator eine ganz schlechte Wahl. Ein 
OCXO hingegen eine ganz vorzügliche.

von Michael M. (michaelm)


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Lutz V. schrieb:
> Kennst Du den auf dem GIC (2 OPVs) basierenden
> Oszillator? Sehr gute Qualität - auch ohne externe Stbilisierung.
> Abgleichbar in der Frequenz mit EINEM geerdeten Widerstand - ohne
> Beeinflussung der Schwingbedingung.

Hallo Lutz,

danke für deinen Beitrag (Dank geht auch an die vielen anderen 
Mitschreiber, die sich alle um sehr sachliche Agumentation mühen). Mit 
nur einem Widerstand hört sich sicherlich interessant an.. :-)

Ich hatte vom auf Gyratoren basierende Prinzip bereits gelesen/gefunden. 
Das ist jedoch totales Neuland für mich, wo ich mich erst einmal 
einarbeiten muss/müsste. Deswegen suchte ich zuerst nach "einfachen" 
Standardlösungen.
Also, vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt... ;-)
__

Axel S. schrieb:
> Tja. Jetzt hättest du die Gelegenheit gehabt, Argumente vorzubringen.
> "... wird schon wissen, was er tut" ist kein Argument. Ich möchte
> wissen, nicht glauben.

Ich hatte im vorigen Beitrag bereits einen Link gegeben; wenn dir die 
Argumente nicht reichen, kann ich dir leider nicht weiterhelfen.

Ich frage bei solchen Dingen nur einfach nach, weil ich den Hintergrund 
nicht kenne, jedoch gerne wüsste. Es könnte ja sein, dass ein Mitleser 
mehr darüber weiß; sicher ist das nicht, aber immerhin eine Chance....

Im Übrigen: Jochen Jirmann traue ich ein >sehr sehr weites Stück< über 
den Weg und habe überhaupt keinen Grund, seine Veröffentlichungen und 
Ausführungen (negativ) zu kritisieren oder anzuzweifeln. Ja, ich bin 
überzeugt, er >weiß< was er tut, schreibt und sagt (als Prof. seines 
Faches).
Solchen Menschen, die ihr Wissen und Können uneigennützig anderen 
zugängig machen, bin ich unwahrscheinlich dankbar. Ohne sie wäre ich 
heute ein ganzes Stück unschlauer. ;-)

So einfach ist das mit dem Dazulernen... (wer nicht fragt, bekommt auch 
keine Antworten).
Meine Kenntnisse sind ganz sicher nur als Hobby-Niveau einzustufen. 
Beruflich war ich (meist) anders orientiert. Jedoch trau ich mir schon 
zu, relativ "einfache" Schaltungen zu verstehen und auch zu 
dimensionieren. Auch wenn ich mal irgendetwas dabei übersehe.

Wenn mir Infos fehlen, versuche ich sie zu finden; das Netz bietet ja 
genügend Möglichkeiten. Wo ich an Grenzen stoße, frage ich eben nach UND 
profitiere auch von den qulaifizierten Antworten, die da kommen. 
Allerdings nehme ich mir die Freiheit, diese oder jene Erfahrungen 
selber machen zu wollen und zu müssen. Auch das ist Lernprozess (und 
bestimmt kein Masochismus :-D)....
"Bausatzbastelei" ist echt nicht mein Ding. VERSTEHEN will ich es, was 
ich da zusammenlöte.... Deswegen auch die Aversion gegen die 
Tausendfüßler, womit man sich 100% beschäftigen muss, wenn man verstehen 
will, was in dem Käferchen wirklich passiert. Die Zeit ist mir zu schade 
(auch, weil ich nicht mehr 25 bin)... ;-)

Michael

von Michael M. (michaelm)


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Axel S. schrieb:
> Denn
> selbstverständlich kann man versuchen, einen freilaufenden 77.5kHz
> Oszillator mit dem Signal des DCF77 zu synchronisieren. Es ist nur nicht
> sonderlich sinnvoll, den LO als RC-Oszillator aufzubauen. Denn der LO
> soll ja die Kurzzeitstabilität einbringen (und Resilienz gegen Ausfall
> der Referenz). Dafür ist ein RC-Oszillator eine ganz schlechte Wahl. Ein
> OCXO hingegen eine ganz vorzügliche.

Der OCXO ist mit seiner Kurzzeit-Stabilität Voraussetzung, klar.
Auch klar: Ich muss ihn in geeigneten Zeitabständen führen.
Sollgröße dafür liefert DCF, jedoch nur SOLANGE DCF einwandfrei und in 
geeigneter Weise empfangen werden kann.
Sowie z.B. ein Senderausfall oder örtliche Störungen vorliegen, 
funktioniert das nicht (mehr). Siehe Argumente von Egon D. im ersten 
DCF-Thema.
Für diesen Fall ist der VCO da, der mit seiner Anbindung an DCF 
mindestens minütlich ein weitgehend exaktes Referenzsignal (per PLL) 
liefert. Wenn DCF fehlt oder Störungen vorliegen, kann der Ph.-Vergleich 
mit dem OCXO zumindest noch auf der Basis der Korrekturwerte erfolgen, 
die eine, vielleicht ein paar (oder mehr) Minuten zurückliegen.
Der OCXO wird aufgrund seiner Stabilitätseigenschsften das im Zweifel 
sogar mehrere und etliche Stunden ohne große Probleme "überstehen", z.B. 
nachts, wenn der DCF-Empfang absolut Nonsense ist (meine Interpretation, 
wegen der im Mittel >10-fach größeren Ph.-Abweichung).

Ich "warte" die nächsten Ergebnisse von heute Abend ab; sie werden mir 
den Weg zeigen und, ob ich noch in einen zusätzlichen OCXO als 
DCF-"Begleiter" investieren muss. Wie Ralph B. schon sagte, werden die 
Probleme nicht weniger. Die Aussage ist für mich gültig, aber ich würde 
schon gerne wissen, ob und wie man das lösen kann.
DA kam Jochen J. in's Spiel, der offenbar genau diesen DCF-geführten 
Schwungrad-Osz. in einem Schaltungkonzept eingebaut hat. Und dann eben 
die sich daraus ergebenden Fragen...

Michael

: Bearbeitet durch User
von Egon D. (Gast)


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Axel S. schrieb:

> Je mehr ich davon lese, desto weniger sinnvoll
> erscheint mir das ganze Unterfangen. Das geht schon
> mit der Idee des "Schwungrades" los. Wenn man einen
> OCXO mit dem DCF-Signal disziplinieren will, dann
> ist der OCXO doch der lokale Oszillator.

Hmm. Ja.


> Was will man dann mit einem zusätzlichen, locker
> Faktor 10.000 weniger stabilen RC-Oszillator als
> weiterem LO?

Nun ja, natürlich kann man direkt eine einschleifige
PLL mit dem DCF77-Empfangssignal als Referenz und dem
OCXO als Lokaloszillator aufbauen. Dann bekommt man aber
ein ernsthaftes Problem, sobald -- egal, aus welchem
Grund -- die Phasendifferenz über +-90° anwächst.

Also schafft man erstmal eine unterlagerte PLL, die den
Hilfsoszillator auf das Empfangssignal synchronisiert.
Man gewinnt als Vorteil, dass dieses Hilfsoszillatorsignal
-- im Gegensatz zum Empfangssignal -- als störungsfrei
vorausgesetzt werden darf.

Integration über längere Zeiten (z.B. 24h) ist jetzt
leicht mittels digitaler Zähler möglich.


> Das Konzept ist entweder so genial, daß ich es nicht
> erkenne, oder vollkommen gaga.

Weder -- noch, würde ich sagen, sondern schlicht die
berühmte "normative Kraft des Faktischen".

Allerdings würde ich den Hilfsoszillator deutlich
hochwertiger aufbauen, als Michael das vorhat.

von Ralph B. (rberres)


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Egon D. schrieb:
> Also schafft man erstmal eine unterlagerte PLL, die den
> Hilfsoszillator auf das Empfangssignal synchronisiert.
> Man gewinnt als Vorteil, dass dieses Hilfsoszillatorsignal
> -- im Gegensatz zum Empfangssignal -- als störungsfrei
> vorausgesetzt werden darf.

verstehe ich das richtig das du mit Hilfe einer PLL einen 77,5KHz 
Oszillator an das Empfangssignal anbienden willst?

Ralph Berres

von Egon D. (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> Also schafft man erstmal eine unterlagerte PLL, die den
>> Hilfsoszillator auf das Empfangssignal synchronisiert.
>> Man gewinnt als Vorteil, dass dieses Hilfsoszillatorsignal
>> -- im Gegensatz zum Empfangssignal -- als störungsfrei
>> vorausgesetzt werden darf.
>
> verstehe ich das richtig das du mit Hilfe einer PLL einen
> 77,5KHz Oszillator an das Empfangssignal anbienden willst?

So verstehe ich das Konzept, ja.

von Ralph B. (rberres)


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Den Oszillator samt PLL müsstest du aber schon extrem gut abschirmen, 
damit er nicht direkt in den Empfängereingang streut.

Auserdem gibt es ungewollte und unkontrolliertr Mitzieheffekte,

Dann kommen die Probleme mit dem trägernahen Seitenbandrauschen.

Du hast sicherlich schon mal beobachtet, das bei einen HF 
Spektrumanalyzer der bis wenige KHz oder sogar bis wenige Hz runtergeht, 
die Empfindlichkeit des SAs extrem zurückgeht, bzw. der Rauschteppich 
bei in der Nähe von Null extrem zunimmt. Das hat auch was mit dem 
Seitenbandrauschen des Oszillators zu tun, aber auch mit der ZF 
Bandbreite.

Das dürfte kaum beherrchbar sein.

Ralph Berres

von Egon D. (Gast)


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Ralph B. schrieb:

> Den Oszillator samt PLL müsstest du aber schon extrem gut
> abschirmen, damit er nicht direkt in den Empfängereingang
> streut.

Hmm. Berechtigter Einwand.

Ich weiss ja nicht, was Michael plant, aber ich würde den
Oszillator sowieso auf einer anderen Frequenz schwingen
lassen und herunterteilen. Ein VCO für 3.1MHz würde sich
anbieten; das teilt man direkt auf der PLL-Baugruppe durch
40, um die 77'500Hz zu erzeugen.
Abschirmen muss man die PLL natürlich trotzdem.

Zur Weiterverarbeitung gibt man das durch 31 geteilte Signal
aus, das sind dann gerade 100kHz. Das sollte weit genug vom
Empfangssignal wegliegen.


> Auserdem gibt es ungewollte und unkontrolliertr
> Mitzieheffekte,

Naja, das würde ich für beherrschbar halten. Eine
abgesetzte Antenne mit ferngespeistem Vorverstärker ist
ja für ein Frequenznormal kein unanständiger Luxus...


> Das dürfte kaum beherrchbar sein.

Deine Einwände sind berechtigt, aber ich bin da nicht ganz
so pessimistisch.

von Michael M. (michaelm)


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Axel S. schrieb:
> ...selbstverständlich kann man versuchen, einen freilaufenden 77.5kHz
> Oszillator mit dem Signal des DCF77 zu synchronisieren.
Genau das ist der zu beschreitende Weg. Allerdings hat er eine Grenze 
gefunden, denn:

> Es ist nur nicht
> sonderlich sinnvoll, den LO als RC-Oszillator aufzubauen...
...was mir die abschließenden Tests nun auch deutlich gezeigt haben.
Ein RC-Phasenschieber (Bubba) wird offenbar nur unter SEHR großem (hier 
nicht rechtzufertigenden) Aufwand eine Stabilität von evtl. 1*exp(-6) 
oder besser erreichen.

Ich habe gestern Abend noch einige Änderungen probiert (Metallschicht-R, 
leider nur mit TK 300ppm verfügbar; TP-Bauteile größerer Impedanz, damit 
der OPV nicht so stark belastet wird (war suboptimal von mir); einfache 
Begrenzung des Verstärkers: antiparallele Dioden im 
Gegenkopplungszweig).
Das Ergebnis war ernüchternd, teils sogar schlechter.
- Die Stabilität wurde kein Deut besser.
- Egal, an welchem TP ich gemessen habe, hatte ich mit nur wenigen pF 
Belastung (Tastkopf) eine F-Beeinflussung von sogar 1*exp(-4) :-(
- Die Begrenzerdioden mochte er überhaupt nicht. Trotz mehreren 100k 
Serienwiderstand (Vorschlag von Ralph) brach die Osz.-Spannung sofort 
auf ca. ein Zehntel ein.

Besser als im o. gezeigten Oszi-Bild wurde es leider nicht. Der Klirr 
hinter dem 4. TP mag durchaus zufriedenstellend sein, aber die 
geforderte Stabilität lässt sich mit einfachen Mitteln keinesfalls 
erreichen. :-(

Herauszufinden, ob ein einfacher RC-Osz. mit Hausmacher-Mitteln geeignet 
ist oder nicht, war ja das (Teil)ziel des anderen Projekts. 
Erfahrungswert für mich, wieder was gelernt (Praxis)!
Ich sehe damit >dieses< Thema als abgeschlossen.

Die weiteren Beiträge (Egon D. und Ralph B.) werde ich gleich im 
eigentlichen DCF-Thema** beantworten, wo sie besser hingehören.

** Beitrag "DCF-Disziplinierung eines OCXO - Re-Design (Rev. II)"

Danke auf jeden Fall für eure Beteiligung, Gedanken und Mühen.
Michael

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