Forum: Platinen Schaltungsentwurf Vollbrücke


von Clemens (Gast)



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Hallo zusammen,

habe die Tage versucht, eine Vollbrücke für ca. 60V und 20A zu 
entwerfen.
Weil ich keine Erfahrung bzgl. des Leiterplattenentwurfs besitze, hoffe 
ich auf Hilfe aus diesem Forum.

Anbei habe ich Bilder von Schaltplan und PCB angefügt.
In der ersten Iteration stell ich also die Frage, welche No-Gos ich hier 
eingebaut habe, die unbedingt korrigiert werden müssen.

Die zwei übrigen Netzlinien im PCB werde ich über Kabel beim Bestücken 
verbinden. Gleiches gilt für den Anschluss des ACS Stromsensors. Bzgl. 
der Stromtragfähigkeit des Leistungsteil hoffe ich, dass eine 
ausreichenden Schichtdicke die 20A ermöglicht (>= 105um).

Ich freue mich auf Eure Antworten :)

von Maik F. (Firma: ibfeew) (mf_hro)


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Hallo, vorab eine Frage: mit welcher Frequenz soll die Brücke schalten?
(Hintergrund:
- kleine Frequenz/ einfaches statisches umschalten: IR2183 als Treiber 
ungünstig)
- höhere Frequenz: Gatekondensatoren müssen C3/C4/c6/C7 weg)
Maik

von Clemens (Gast)


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Danke für Deine Antwort.

Würde die gerne mit bis zu 50 kHz betreiben. Wenn die Thermik das nicht 
zulässt, dann auch mit 20 kHz.
Die Kondensatoren sind da, um den Einfluss der Miller-Kapazität beim 
Schalten zu kompensieren (vgl. Parasitic Turn-on of Power
MOSFET – How to avoid it? von Infineon ). Belasten diese den Treiber zu 
stark oder wird die Zeitkonstante am Gate nur zu groß?

Die vorgesehenen Mehrschicht Keramik-Kondensatoren haben eine geringe 
Selbstentladung, sodass die Bootstrap-Schaltung bei oben genannten 
Frequenzen funktioniert.

von Maik F. (Firma: ibfeew) (mf_hro)


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Ok, das wird ein sehr sehr weiter weg für dich.
Du mußt dir ein Buch/Webseite suchen, die eine Mosfet-Vollbrücke 
erklären, inkl. der Schaltungsbeschreibung und wieso/warum etwas gemacht 
wird. (Ich habe gerade keine Empehlung zur Hand).
Als Stichpunkte:
- Pulsfrequenz 50kHz ist machbar --> das wird aber sehr warm
- Treiber IR2183 wird prinzipiell gehen
- Gatekondensatoren weg, das ist in 
https://www.infineon.com/dgdl/Parasitic_Turn-on_of_Power_MOSFET.pdf?fileId=db3a30431ed1d7b2011eee756cee5475 
nicht so gemeint, daß du parasitäres Einschalten mit dicken 
Kondensatoren am Gate bekämpfst
- Mosfet Vishay IRF510: können keinen 20A-Strom ab. Du brauchst Mosfets, 
die >=100A Nennstrom haben
- ich habe den Sinn der ganzen Dioden D2/D3/D4/D5 nicht erfaßt - selber 
ausgedacht oder irgendwo gesehen?
- es fehlt ein richtiger Zwischenkreiskondensator zwischen plus/minus 
der Mosfetbrücke, bestehend aus einem (oder mehr) dicken Elko + parallel 
schnelle Keramikkondensatoren/Folienkondensatoren. Der eine 1000uF am 
rechten Rand wird den Strom nicht können (der Elko wird im worst-case 
mit der PWM-Frequenz von 50kHz mit 20A geladen/entladen)
- In die Zuleitung zur Last und in die Mosfet-Zweige nach Masse: 
Widerstände zur Strommessung einbauen, damit du bei ersten Versuchen 
auch Strom+Spannung messen kannst (Verluste der Widerstände beachten)
- Dioden D1+D6: schnelle Dioden (Schottky) nehmen, keine 1N4xxx
- da ist bestimmt noch sehr viel mehr, Layout hat noch gar keinen Blick 
abbekommen

Du solltest das Ziel evtl. niedriger hängen.
Für Inbetriebnahme unbedingt notwendige Ausrüstung:
- dickes Netzteil mit einstellbarer Strombegrenzung. Wenn du Tests 
direkt mit einer Batteriestromversorgung machst, fliegt gleich alles 
hoch.
- Oszilloskop für Inbetriebnahme

: Bearbeitet durch User
von Clemens (Gast)


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Hallo Maik,

vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit nimmst mir zu helfen. Das freut 
mich sehr.
Ich habe nach einem entsprechenden Buch gesucht. Bisher allerdings nur 
welche gefunden, in dem die Schaltung prinzipiell erklärt wird. Falls 
ich ein detaillierteres finde oder gar eine wiss. Arbeit zu einem 
entsprechendem Design, liefere ich die Info nach.

Maik F. schrieb:
> - Pulsfrequenz 50kHz ist machbar --> das wird aber sehr warm

Wie gesagt, wenn’s gar nicht geht, dann halt langsamer. Ist ja nur ein 
Bastelprojekt …

Maik F. schrieb:
> - Treiber IR2183 wird prinzipiell gehen

Na wenigstens etwas 😊

Maik F. schrieb:
> - Gatekondensatoren weg, das ist in
> 
https://www.infineon.com/dgdl/Parasitic_Turn-on_of_Power_MOSFET.pdf?fileId=db3a30431ed1d7b2011eee756cee5475
> nicht so gemeint, daß du parasitäres Einschalten mit dicken
> Kondensatoren am Gate bekämpfst

Die Kondensatoren am Gate wurden auch noch einmal in „Toshiba (2018). 
MOSFET Gate Drive Circuit. Application Note.“ auf S. 20 beschrieben. 
Zudem habe ich im persönlichen Gespräch zweimal gesagt bekommen, dass 
dies mitunter als „quick and dirty“ Variante angewendet wird, wenn der 
Anschluss an den Gate-Treiber eine zu hohe Impedanz aufweist. Dass sich 
Schaltverluste durch den längeren Schaltvorgang erhöhen und auch der 
Treiber-IC stärker belastet wird, nehme ich erstmal in Kauf. Deshalb 
würde ich zumindest die Pads zunächst beibehalten und später mal 
nachmessen. Die R und C Bauteile am Gate kann ich dann immer noch 
variieren oder weglassen.

Maik F. schrieb:
> - Gatekondensatoren weg, das ist in
> 
https://www.infineon.com/dgdl/Parasitic_Turn-on_of_Power_MOSFET.pdf?fileId=db3a30431ed1d7b2011eee756cee5475
> nicht so gemeint, daß du parasitäres Einschalten mit dicken
> Kondensatoren am Gate bekämpfst

Das ich den so überdimensionieren muss ist überraschend. Ist das eine 
Faustformel oder sprichst du hier aus Erfahrung? Existiert eine 
Überschlagsgleichung der Schalt- und Durchlassverluste für MOSFETs mit 
der du gute Erfahrung gemacht hast?

Maik F. schrieb:
> - ich habe den Sinn der ganzen Dioden D2/D3/D4/D5 nicht erfaßt - selber
> ausgedacht oder irgendwo gesehen?

Die zusätzlichen Dioden habe ich aus zwei Gründen vorgesehen:
1. Die body-Dioden besitzen eine sehr große Sperrschichtkapazität. 
Deshalb ist die Sperrverzugszeit sehr groß und es kommt zu einem 
Brückenkurzschluss (das habe ich irgendwo gelesen, mit Leuten besprochen 
und in LTSpice simuliert). Die Schottky-Diode parallel zur body Diode 
ersetzt die body-Diode als Freilaufdiode. Sie besitzt eine wesentlich 
kleinere Sperrschichtkapazität.  Dadurch ist die Dauer des 
Brückenkurzschlusses wesentlich kleiner und die deshalb auftretende 
Stromspitze um ein Vielfaches reduziert. Ich vermute, dass in vielen 
Schaltungen die man über Google findet, diese Stromspitze in Kauf 
genommen wird und die Zwischenkreiskondensatoren dann an diese Belastung 
angepasst werden. Eine Überdimensionierung der MOSFETs muss bei diesen 
Stromspitzen sicher  auch durchgeführt werden.  Ich will diese 
Stromspitzen allerdings nicht haben.
Weil ich in der Leistungsklasse keine Schottky-Dioden gefunden habe, die 
eine deutlich kleinere Flussspannung besitzen als die body-Dioden, wird 
die body-Diode durch eine Diode in Reihe blockiert, damit diese sicher 
nicht einschaltet (z. B. aufgrund des Temperaturdrifts der Flussspannung 
der body-Diode).
2. Ein Teil der Verluste wird in der externen Diode  umgesetzt und der 
MOSFET weniger belastet.

Maik F. schrieb:
> - es fehlt ein richtiger Zwischenkreiskondensator zwischen plus/minus
> der Mosfetbrücke, bestehend aus einem (oder mehr) dicken Elko + parallel
> schnelle Keramikkondensatoren/Folienkondensatoren. Der eine 1000uF am
> rechten Rand wird den Strom nicht können (der Elko wird im worst-case
> mit der PWM-Frequenz von 50kHz mit 20A geladen/entladen)

Das mit dem Zwischenkreiskondensator fällt mir gerade schwer, weil ich 
gar keinen Lastzyklus definiert habe. Da setze ich mich nochmal ran. 
Danke für den Hinweis.

Maik F. schrieb:
> - In die Zuleitung zur Last und in die Mosfet-Zweige nach Masse:
> Widerstände zur Strommessung einbauen, damit du bei ersten Versuchen
> auch Strom+Spannung messen kannst (Verluste der Widerstände beachten)

Danke für den Tipp bzgl. des Messshunts. Den werde ich einbauen!

Maik F. schrieb:
> - Dioden D1+D6: schnelle Dioden (Schottky) nehmen, keine 1N4xxx

Geht klar! Danke.

Maik F. schrieb:
> Du solltest das Ziel evtl. niedriger hängen.

Beziehst du dich auf das ganze Projekt an sich oder die gewünschte 
Schaltfrequenz, Leistungsbereich, etc?

von Clemens (Gast)


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Clemens schrieb:
> Maik F. schrieb:
>> - Gatekondensatoren weg, das ist in
>>
> 
https://www.infineon.com/dgdl/Parasitic_Turn-on_of_Power_MOSFET.pdf?fileId=db3a30431ed1d7b2011eee756cee5475
>> nicht so gemeint, daß du parasitäres Einschalten mit dicken
>> Kondensatoren am Gate bekämpfst
>
> Das ich den so überdimensionieren muss ist überraschend. Ist das eine
> Faustformel oder sprichst du hier aus Erfahrung? Existiert eine
> Überschlagsgleichung der Schalt- und Durchlassverluste für MOSFETs mit
> der du gute Erfahrung gemacht hast?

Hier gings um dieses Zitat:

Maik F. schrieb:
> - Mosfet Vishay IRF510: können keinen 20A-Strom ab. Du brauchst Mosfets,
> die >=100A Nennstrom haben

von Maik F. (Firma: ibfeew) (mf_hro)


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kurze Anmerkungen:
>Beziehst du dich auf das ganze Projekt an sich oder die gewünschte
>Schaltfrequenz, Leistungsbereich, etc?
Bastelprojekt ist erstmal gut, wenn du das durchziehst, solltest du auch 
zu deinem Erkenntnisgewinn kommen. Mit "Du solltest das Ziel evtl. 
niedriger hängen" meinte ich die generellen Parameter, ganz speziell 
Spannung+Strom. 60V/20A wären 1,2kW Leistung, das ist kein 
Anfängerprojekt.

- Zwischenkreiskondensator: Elko aussuchen nach Ripple-Strom, worst-case 
ist halt 20A. Vermutlich mehrere parallel. Überschlag zum Anfangen 
4x3300uF/100V. Parallel kleine schnelle Kondensatoren direkt an der 
Mosfet-Brücke.

- Mosfet: Für den Anfang (Bastelprojekt) einfach ordentlich dicke Typen 
aussuchen. Das verschlechtert zwar die Schalteigenschaften, aber dann 
läuft die PWM halt erstmal nur mit 10kHz. Reserven haben ist immer gut.
Überschlagsrechnung Verluste:
Durchlaßverluste = Rdson (siehe Datenblatt, worst case bei >100°C 
nehmen) * Imax*Imax
Schaltverluste: U*I_max*0,5*Schaltzeit*frequenz
minimale Schaltzeit siehe Dtaenblatt, du willst aber viel langsamer 
schalten (um alle möglichen Probleme zu vermeiden) und nimmst dann mehr 
Verluste in Kauf.

- Kondensatoren am Gate:
>als „quick and dirty“ Variante angewendet wird, wenn der
>Anschluss an den Gate-Treiber eine zu hohe Impedanz aufweist
Ja, dafür geht das als Notlösung. Und sich den Platz dafür freihalten 
(und erstmal nicht bestücken) ist eine sehr gute Vorgehensweise. Aber 
als Normalfall sind diese Kondensatoren nicht zu sehen!

- Empfehlung Dioden:
Laß die Dioden erstmal weg. Sie machen das Layout schwieriger und die 
Schaltung sollte auch ohne sie funktionieren. Komplizierter machen 
kannst du im 2.Versuch.
Das Argument mit der Verlustverteilung zieht nicht richtig, die Mosfets 
müssen so&so an einen Kühlkörper geschraubt werden, da bekommen sie ihre 
Verlustwärme schon weg. Und wenn die Mosfets doch nicht ausreichen, dann 
werden statt der Diodengeschichte mehrere Mosfets parallel geschaltet 
(die dabei anstehenden Probleme kannst du in Version 3...7 deines 
Projektes lösen).

von Der schreckliche Sven (Gast)


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Wenn Du die unbedingt einbauen willst,
dann gehören die aber in den Drain-Kreis.

von Clemens (Gast)


Angehängte Dateien:

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Danke Maik,

für deine detaillierte Antwort und sogar die Angabe von konkreten 
Werten!

Gerne würde ich auf die Dioden verzichten, weil sie die Bauteilanzahl 
erhöhen. Sie sind nicht billig und auch das wird wie von Maik 
beschrieben kompliziert.
Ich möchte hiermit darstellen, weshalb ich sie für so wichtig halte.
Anbei befindet sich eine Darstellung simulierter MOSFET-Halbbrücken. 
Meine Annahme ist, dass der nachfolgend beschriebene Effekt auch in den 
Halbbrücken der Vollbrücke auftritt.
Die Diagramme in der angehängten Abbildung zeigen den Strom durch den 
Knoten am Drain-Anschluss des jeweiligen Low-Side MOSFETs einer 
Halbbrücke. Ohne zusätzliche Dioden und Kondensator zw. Gate und Source 
ist eine extreme Stromspitze zu sehen. Das Hinzufügen der Kondensatoren 
am Gate verringert diese Stromspitze (möglicherweise weil der 
Schaltvorgang verlangsamt und damit das du/dt verringert wird und/oder 
aus den in ,,Parasitic Turn-on of Power
MOSFET – How to avoid it? von Infineon" genannten Gründen?).
Ohne Gate-Kondensatoren und mit Dioden ist die Stromspitze noch weiter 
reduziert, ohne dass der Schaltvorgang merklich verlängert wird.

Der vorausgegangenen Diskussion entnehme ich nun, dass u.a. die zwei 
Möglichkeiten bestehen:
1. Die Stromspitze in Kauf nehmen und geeignete MOSFETs und 
Kondensatoren vorsehen, die die durch die Stromspitzen auftretende 
zusätzliche Belastung gut aushalten. Diese sind dadurch bzgl. der 
Bemessungsgrößen der Vollbrücke überdimensioniert.
2. Zusätzliche Beschaltung vorsehen, die den Bauteilaufwand erhöht und 
die Schaltung komplizierter macht.

Habe ich das so grundsätzlich richtig verstanden?
Wenn ja, wie muss ich so eine Stromspitze bzgl. Ptot berücksichtigen. 
Wird der MOSFET anhand der zu erwartenden Maximalbelastung, also der 
Höhe der Stromspitze, ausgewählt?

Der schreckliche Sven schrieb:
> Wenn Du die unbedingt einbauen willst,
> dann gehören die aber in den Drain-Kreis.

Wegen der dadurch auftretenden parasitären Induktivitäten am Gate? Ja, 
diese zu vermeiden ist das erste was man bzgl. des Schaltungsentwurfes 
liest. Hier besteht das Dilemma, dass ich nur passenden 
Dual-Schottky-Dioden mit gemeinsamer Kathode gefunden habe. Wenn ich die 
einzeln kaufe, dann verdoppelt sich gleich der benötigte Bauraum ... 
Aber gut, dass müsste ich dann hinnehmen. Danke für den Hinweis.

von Clemens (Gast)


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Zum vorausgegangenen Post:

Leider bringe ich hier wieder andere Bauteile in die Diskussion ein. Die 
MOSFETs in meinem ersten Post habe ich eingefügt, weil ich kein 
Bauteilmodell der ursprünglich geplanten IRFB5615 parat hatte und nur 
den Footprint des packages haben wollte.

In der Diskussion hat Maik mittlerweile gezeigt, dass diese für das 
Vorhaben ebenfalls unterdimensioniert. Ich denke, dass der Effekt mit 
den Stromspitzen auch bei größeren MOSFETs auftritt. Hier vllt. sogar 
stärker, weil die Sperrverzugsladung größer ist.

von Maik F. (Firma: ibfeew) (mf_hro)


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>IRFB5615
immer noch zu klein. Geh mal auf die RS/Farnell-webseite und mit den 
Suchfiltern suche nach n-Kanal/U_ds=100V  Gehäuse TO220  Id>=100A.
Da fällt z.B. der IRFB4110 raus. Rdson=9mOhm (worst case), Schaltzeit 
<100ns, könnte zum rumspielen gut gehen.
Oder ein Mosfet im Gehäuse TO220FP, hätte den Vorteil der isolation. 
Speziell für Anfägerprojekt: eine Stelle weniger, an der man 
versehentlich Kurzschlüsse bauen kann

Deine Simulation:
schön, aber nur Theorie. Real wird diese Spitze nicht so hoch ausfallen.
Vor allem kannst du dich ja an die Realität annähern: Du fängst mit 
Arbeitspunkten von 10V/1A an und steigerst dann nach&nach 
Strom+Spannung. Du merkst dann ja, wo es warm wird. Und dann überlegt 
man, warum und weshalb
.

Schaltgeschwindigkeit der Mosfets:
einstellen mit den Gatewiderständen. Mehr Gatewiderstand --> langsameres 
schalten --> mehr Verluste, aber dafür weniger Probleme mit "parasitic 
Miller switch-on" und auch dein befürchteter Querstrom tritt so nicht 
auf (weil der obere Mosfet gar nicht schnell genug diese 220A liefern 
kann).
An dieser Stelle kannst du mit der Simulation tatsächlich rumspielen. 
Ermittele einen Gatewiderstand, der zusammen mit einem real passenden 
Mosfet eine Schaltgeschwindigkeit von 200..400ns ergibt. Nicht 
langsamer, dein mosfet-treiber hat 500ns-Totzeit-verriegelung, da muß 
man auf jeden Fall drunter bleiben. Und mit diesen schön langsam 
schaltenden Mosfets fängt man dann an, die Schaltung aufzubauen. Und 
dann mit dem Oszi messen:
U_gs + U_ds + I_D + Temperatur Mosfet + Temperatur alles andere
Und dann langsam U/I steigern und/oder Gatewiderstände ändern und oder 
Zwischenkreiskondensatoren dazubauen. (Immer nur eine Änderung pro 
Versuch).

>Wird der MOSFET anhand der zu erwartenden Maximalbelastung,
>also der Höhe der Stromspitze, ausgewählt?
Jein. Auswahlkriterien:
- Spannungsfestigkeit sehr wichtig - wenn Spannung zu hoch, dann Mosfet 
kaputt. Und Überspannungen können sehr schnell auftreten. Modelliere mal 
10nH in die Drain-Zuleitung vom mosfet rein und guck dir U_ds an. Da 
sollte im Schaltmoment ein Spike > 60V auftreten. Dafür muß der Mosfet 
genug reserve haben.
- Stromspitze: der mosfet kann kurze Stromspitzen problemlos ab, das 
geht nur auf die Temperatur. Dazu gibt es das SOA-Diagramm im Datenblatt 
(wieviel Strom für wie lange)
- Strom: Nennstrom muß passen mit viel Reserve. Größerer Mosfet hat 
kleineren Rdson--> weniger Durchlaßverluste. Die Schaltgeschwindigkeit 
wird schlechter, aber wie oben geschrieben solltest du sowieso erstmal 
mit langsamerem Schaltvorgang anfangen --> da bringt ein schnellerer 
Mosfet, den man in der Geschwindigkeit gar nicht ausnutzt, nichts. Daher 
die Empfehlung (für deinen Fall): je dicker, je besser

Wenn die Brücke irgendwann funktioniert und optimiert werden soll, dann 
kann man auch über schnellere Schaltvorgänge und die dafü nötigen 
schnelleren Mosfets nachdenken. Ist jetzt zu früh.

von Clemens (Gast)



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Hallo Maik,

ich habe versucht, die von Dir angesprochenen Punkte in einem neuen 
Schaltplan zu berücksichtigen. Sieht der jetzt etwas vernünfiger aus?

Weil ich die Anschlussimpedanz der Spannungsversorgung nicht kenne, habe 
ich die Kapazität der Elkos nach 
https://www.mikrocontroller.net/articles/Zwischenkreiskapazit%C3%A4t für 
eine Belastung des Zwischenkreises mit festgelegte Zeitdauer gewählt 
(20A@1ms). Die Kapazität der Folien- und Kermaik-Kondensatoren ist 
anhand des Spannungsrippels infolge der Belastung mit PWM-Frequenz 
ausgelegt, wie es in 
https://www.ecicaps.com/wp-content/uploads/IEMDC_2009_11310_Final_Rev_4.pdf 
beschrieben wird. Dazu habe ich mir eine minimale Induktivität der Last 
festgelegt (100uH). Ergibt das Sinn, die Belastungen derart getrennt zu 
betrachten?

Maik F. schrieb:
> - Spannungsfestigkeit sehr wichtig - wenn Spannung zu hoch, dann Mosfet
> kaputt. Und Überspannungen können sehr schnell auftreten. Modelliere mal
> 10nH in die Drain-Zuleitung vom mosfet rein und guck dir U_ds an. Da
> sollte im Schaltmoment ein Spike > 60V auftreten. Dafür muß der Mosfet
> genug reserve haben.

Die Simulation unter Berücksichtigung der parasitären Induktivität bei 
Udc=60V treibt die Drain-Source-Spannung des High-Side-Mosfet in das 
Limit von UDSmax=100V. Erst wenn ich die Spannung auf uDc=15V reduziere, 
wird das Limit nicht erreicht.
Ist der Verlauf für uDc=15V plausibel? Und ist es in Realität auch so, 
dass die Spannung über dem Mosfet im Schaltvorgang mehr als das 5-fache 
der Zwischenkreisspannung erreicht?

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