Forum: HF, Funk und Felder Grundig RF1000 Tastkopf


von Richard (Gast)


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Kleines Vorwort, ich bin zwar Elektroniker, allerdings habe ich 
überhaupt keine Ahnung von HF und Funk.

Ich habe ein Grundig RF1000, aus der Arbeit mitnehmen dürfen, es sollte 
entsorgt werden, weil es nicht mehr benötigt wurde und der Tastkopf auch 
nach langer gründlicher Suche nicht gefunden werden konnte.

Ich würde das Gerät gerne testen und wenn möglich im NF Bereich (10kHz 
bis 1MHz) verwenden, kann mir jemand vielleicht erklären, wie der 
Tastkopf funktioniert und wie ich das Gerät vielleicht ohne 
(Original-)Tastkopf testen kann?

Der Originalschaltplan des Tastkopfes lässt sich hier einsehen:
https://www.vintageshifi.com/repertoire-pdf/pdf/telecharge.php?pdf=Grundig-RF-1000-Owners-Manual.pdf

von Gerhard O. (gerhard_)


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Das ist ein sogenanntes Kompensationsmillivoltmeter. Die Fa. Rohde und 
Schwarz pionierten dieses Prinzip schon vor vielen Jahrzehnten mit der 
URV Geräteserie.

In Deinem Manual ist die Schaltung des Tastkopfs vorhanden. Es werden 
zwei BAT62 spezielle Gleichrichter Schottky Dioden eingesetzt. 
Wahrscheinlich werden diese kaum noch beschaffbar sein. Ausserdem 
sollten die Dioden ausgesprochen ausgesuchte Paare sein.

Wenn Du Dir einen eigenen Tastkopf bauen willst, geht das auch mit 
ausgesuchten Germanium Dioden bis zu ein paar hundert MHz. Ich baute mir 
vor ein paar Jahrzehnten ein URV nach und es funktioniert ganz gut mit 
solchen Dioden. Wenn Du die Möglichkeit hast es vergleichen zu können 
wirst Du mittels Korrekturtabelle bestimmt brauchbare Ergebnisse 
erzielen. Als "Schätzeisen" allemal;-)

Es dürften sich mit etwas Suche auch brauchbare SMD kapazititätsarme 
Low-Barrier UHF taugliche Schottky Dioden von Avago o.ä. Finden lassen. 
Bin aber ohne Recherche überfragt. Mit den HF-tauglichen Eigenschaften 
solcher Dioden steht und fällt die Genauigkeit solcher Instrumente.

Es kommt am Eingang auf kapazitätsarmen und Aufbau mit kurzen 
Verbindungen an. Da die Schaltung so einfach ist, kann man sie in ein 
Aufschraubbares Kugelschreibergehäuse einbauen. Der zweite Gleichrichter 
ist da weniger kritisch.

Es ist wichtig, daß die Dioden thermisch gekoppelt sind um gleiche 
Kennlinienänderungen zu erfahren. Am besten klebst du die Dioden mit 
Zweikomponentenkleber auf ein Stück Streifen Kupfer oder FR4. Den Rest 
lötest Du herum mit SMD Komponenten in Manhattenbauweise ein. 
Ausreichend funktionieren wird so ein selbstgebauter Tastkopf allemal. 
Es ist auch wichtig aufzupassen, daß der zweite Gleichrichter keine HF 
sieht, sonst gibt es zusätzliche Messfehler. Das Tastkopfkabel sollte 
gut abgeschirmt und flexibel sein.

Auch muß nan aufpassen, die Eingangsdiode nicht mit zu viel HF Pegel zu 
belasten. Diese Spezialdioden gehen leicht kaputt.

Die anderen hier werden Dir bestimmt auch noch gute Vorschläge machen 
können. Das wären vorerst meine Gedanken dazu.

In den UKW Berichten der 80er Jahre gab es einen Selbstbauvorschlag 
eines solchen Messinstrumentes.

: Bearbeitet durch User
von blubb (Gast)


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BAT62 gibt es noch bei mouser und anderen..

von Richard (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> In Deinem Manual ist die Schaltung des Tastkopfs vorhanden. Es werden
> zwei BAT62 spezielle Gleichrichter Schottky Dioden eingesetzt.
> Wahrscheinlich werden diese kaum noch beschaffbar sein. Ausserdem
> sollten die Dioden ausgesprochen ausgesuchte Paare sein.

Die BAT62 (Doppeldiode) ist noch verfügbar, was ich aber nicht ganz 
verstehe, die Kreise um die Leitungen sollen doch Schirmungen 
darstellen? Brauche ich wirklich eine mehrfache Schirmung oder kann ich 
die Anschlüsse 4,5 und 6 auf einen gemeinsamen Schirm legen? Ich kann 
leider auch nicht nachvollziehen, warum die die Schirme welche mit B61 
verbunden sind, erst beide Leitungen und dann die Leitungen einzeln 
umfassen.

von sepp222 (Gast)


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die AA119 haben bei mir bis 1000 Mhz im UKW Bausatz funktioniert.
                                   Gruß  Hans

von sepp222 (Gast)


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Die Kabelabschirmung könnte ein NF-Kabel sein R+L Kanal extra 
geschirmt,habe
NF Überspielkabel mit beidseitigem 5poligem Din Stecker ca 2m lang.
                               Gruß  Hans

von Ralph B. (rberres)


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sepp222 schrieb:
> Die Kabelabschirmung könnte ein NF-Kabel sein R+L Kanal extra
> geschirmt,habe
> NF Überspielkabel mit beidseitigem 5poligem Din Stecker ca 2m lang.
>                                Gruß  Hans

Rohde&Schwarz hat ein Kabel verwendet, welches aus zwei einzelnen 
einpolig abgeschirmte und isolierte Kabel besteht. Um dieses beiden 
Kabeln gibt es nochmal eine Gesamtabschirmung.

Die Litzen der Kabel hat unter der Abschirmung noch einen leitfähigen 
Plastiküberzug um das Mikrofonieverhalten des Kabels zu verbessern.

Es gilt zu bedenken das bei HF Spannungen von 3mV DC Spannungen im 
zweistelligen Mikrovoltbereich entstehen.



Richard schrieb:
> die Kreise um die Leitungen sollen doch Schirmungen
> darstellen? Brauche ich wirklich eine mehrfache Schirmung oder kann ich
> die Anschlüsse 4,5 und 6 auf einen gemeinsamen Schirm legen?

Es wird besser sein ein mehrfach geschirmtesKabel zu nehmen, welche 
zusätzlich eine gesamte Abschirmung besitzt.

> Ich kann leider auch nicht nachvollziehen, warum die die Schirme welche
> mit B61 verbunden sind, erst beide Leitungen und dann die Leitungen
> einzeln umfassen.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Ein mehrfach und gesamtabgeschirmtes Kabel dürfte natürlich optimal 
sein. Trotzdem bin ich der Meinung, daß ein flexibles abgeschirmtes 
"Diodenkabel" für viele Anwendungen ausreichend gut funktionieren wird. 
Solche Spezialkabel sind nicht immer leicht zu finden. Ich würde es 
schon probieren. Die Doppelte Abschirmung wirkt sich nur dann aus wenn 
der Meßplatz mit HF verseucht ist (DECT, Handy, WLAN).

Die eine Verbindung führt nur Gleichstrom von uV bis Volt und die zweite 
Verbindung nur das NF Kompensationssignal gleicher Größenordnung. Ich 
sehe eigentlich nicht ein warum man nicht ein einfach abgeschirmtes 
Kabel mit mehreren Innenleiter verwenden könnte und dann jeweils ein 
Paar für die Meßsignale verwenden könnte. Auf diese Weise sind die 
Stromkreise immer noch getrennt. Ich vermute nicht, daß 
Übersprecheffekte hier trotz der geringen Signale zwischen 
gleichgerichter Spannung und dem NF-Kompensationskreis eine große Rolle 
bei ein paar kHz spielen dürften.

Notfalls könnte man über einzelnen abgeschirmtem dünnen Kabeln ein 
Abschirmgeflecht und Rüschschläuch überziehen. Ist halt nicht sehr 
schön. Manchmal findet man geeignete Kabel auch durch Zufall.

Übrigens sind nicht alle Kabelsorten gleich gut verwendbar. Es gibt 
Dielektrika die durch einfache Bewegung durch einen physikalischen 
Effekt durch Statikeffekte(Triboelectric)) Störspannungen induzieren die 
bei empfindlichen Meßschaltungen unerwünscht sein können.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Ralph B. schrieb:
> Es wird besser sein ein mehrfach geschirmtesKabel zu nehmen, welche
> zusätzlich eine gesamte Abschirmung besitzt.

VGA oder Scart-Kabel?
Ist ein bischen dick, aber vermutlich hat jeder ambitionierte Bastler so 
etwas in der Grabbelkiste.

von Ralph B. (rberres)


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Hier mal ein paar  Kabelbeispiele

https://www.huss-licht-ton.de/product_info.php/Cordial-CMD-4-AESEBU-Multicore-Kabel/info/36555.html

https://www.huss-licht-ton.de/product_info.php/Sommer-Cable-SC-Mistral-MCF04-FRNC-Multicore-Kabel/info/15704.html

oder bei Sommer direkt da bekommt man auch zweipaarig als Meterware zu 
einem noch akzeptablen Preis.

https://shop.sommercable.com/Kabel/Meterware-Audio/Multipair-SC-Mistral-MCF-100-0101.html

https://shop.sommercable.com/Kabel/Meterware-Audio/Multipair-SC-Quantum-QMC-100-0451.html

Man kann die beiden Adern in einem Adernpaar ja parallel schalten.


Richard schrieb:
>> zwei BAT62 spezielle Gleichrichter Schottky Dioden eingesetzt.

Die BAT62 ist sehr gut geeignet. Nur wenig unempfindlicher als 
Germaniumdioden. Dafür gehen sie locker bis 2GHz, wenn man den Aufbau HF 
gerecht macht.

Die BAT62 halten übrigens locker 15Veff aus. Es sind die einzigen 
Zerobiasdiodn die ich kenne, welche eine so hohe Sperrspannung 
spezifiziert sind, abgesehen von den BAT16-42 die es nirgendswo mehr 
gibt.

Die ganzen Zerobiasdioden von HP und sonstige Firmen haben alle nur eine 
maximale Sperrspannung von 4V was sie für den Einsatz im Gundig RF1000 
ungeeignet macht.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von sepp222 (Gast)


Angehängte Dateien:

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Es gibt eine Übersichtsliste von HF-Dioden, nicht von mir.
                                  Gruß  Hans

von Gerhard O. (gerhard_)


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Hier ist ein Bild vom RF1000 Tastkopf:

https://www.ebay.com/itm/Grundig-Probe-For-RF-1000-RF-Millivolt-Meter-/162648884663
https://www.ebay.com/i/372672544705?chn=ps

Das RF1000 ist dem URV3 sehr ähnlich. Der URV3 Tastkopf verwendet 
übrigens vier Dioden in Spannungsverdopplungsschaltung. Dessen Dioden 
sind eine Kundenspezifische RS Spezialanfertigung und nicht erhältlich.

https://cdn.rohde-schwarz.com/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/SLMESS_E.PDF
(Sehr lesenswerte Firmenschrift)
Beitrag "Re: Powermeter URV5"
https://www.ricardo.ch/fr/a/rohde-schwarz-hf-millivoltmeter-urv-3-1059494646/

: Bearbeitet durch User
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