Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik H-Brücke Messungen und Meinung


von Danny (Gast)



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Hallo in die Runde,

Ich habe anliegende H-Brücke mit je 3 Parallelen IRF3204 MOSFET pro 
Zweig gebaut. Der Motor läuft soweit, das Kart (24 V/ 450 W) steht aber 
noch aufgebockt da. Der Motor wurde mech. für die Messungen blockiert.

Anliegend habe ich ein paar Messungen gemacht und würde Euch um 
Meinungen und Hinweise bitten. Die Messungen deshalb, weil beim ersten 
Mal ein Zweig hoch ging. Das lag aber höchstwahrscheinlich an einer 
falschen Programmierung. Hab mir die Abfolge leider nicht aufgeschrieben 
damals…

Leider hab ich die höheren Verluste der Bodydioden nicht beachtet. Ist 
das so korrekt ? Die Kühlkörper wurden auf 10 W Schaltverluste 
ausgetestet. Dabei treten 75 Grad auf.

Danke für eure Unterstützung.

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Danny schrieb:
> Die Kühlkörper wurden auf 10 W Schaltverluste ausgetestet.
Was bedeutet das? Wie hast du da was "ausgetestet"?

> Anliegend habe ich ein paar Messungen gemacht und würde Euch um
> Meinungen und Hinweise bitten.
Was sieht man auf diesen Screenshots?
Wie sehen die Ansteuersignale zwischen G und S aus? Was klingelt da so?

> Ist das so korrekt ?
Nein ist es nicht. Siehe den anderen Thread,
wo ich schon schrieb:
>> bitte nicht Plenken!
>> Ein Satzzeichen hat keine eigene Zeile verdient.

EDIT: das nächste Mal dann auch gleich das richtige Forum auswählen. Die 
Frage hier betrifft ein zutiefst analoges Thema.

: Bearbeitet durch Moderator
von Achim S. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Was bedeutet das? Wie hast du da was "ausgetestet"?

Die Beschreibung ist im pdf mit den Messungen versteckt: per 
Heizwiderstand 10W verbraten und die Temperaturerhöhung des Kühlkörpers 
gemessen.

Dort findet sich auch der Vermerk:

"Bei 30 A Ausgangsstrom fließt durch jede Bodydiode unten links (-T3) je 
10 A. Der Spannungsfall der IRF3205 beträgt 0,7 V -> also insgesamt 21 
W"

Dazu der Hinweis an den TO: da du eine H-Brücke hast kannst du die FETs 
so ansteuern, dass der Spannungsabfall an der Body-Diode durch den 
leitenden FET "kurzgeschlossen" wird. Wenn der FET durchgesteuert ist, 
ist es ihm egal, ob der Strom von Drain nach Source oder von Source nach 
Drain fließt - in beiden Fällen wird nur der R_DSon wirksam, der weniger 
Spannungsabfall verursacht als die Body-Diode.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Achim S. schrieb:
> Die Beschreibung ist im pdf mit den Messungen versteckt
Richtig.
Für die Schaltverluste wäre noch interessant, ob die Annahmen mit 100ns 
und 70ns auf der Leistungsseite auch tatsächlich funktionieren. Denn wie 
schon im 
Beitrag "Re: Pull down am MOSFET" 
angemerkt, ist die verwendete Ansteuerungart "not recommended".

von MaWin (Gast)


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Danny schrieb:
> würde Euch um Meinungen und Hinweise bitten.

Es klingelt bei dir ordentlich auf den Leitungen.

Kann ein  Messproblem sein (Iszi-Masseclip) aber wahrscheinlicher ein 
GND-Plane Problem beim Aufbau. "die Rückseite der Platine ist wichtiger 
als der Schaltplan".

Es gibt nichts was den Strom gleichmässig auf die FETs und die 
nachträglich eingelöteten Freilaufdioden verteilt.

Ziemlich hohe Schaltfrequenz im Vergleich zur Motoinduktivität, ist das 
nötig ?

von Danny (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Achim S. schrieb:
>
>> Die Beschreibung ist im pdf mit den Messungen versteckt
>
> Richtig.
> Für die Schaltverluste wäre noch interessant, ob die Annahmen mit 100ns
> und 70ns auf der Leistungsseite auch tatsächlich funktionieren. Denn wie
> schon im
> Beitrag "Re: Pull down am MOSFET"
> angemerkt, ist die verwendete Ansteuerungart "not recommended".

Die Schaltzeiten sind etwas größer als in der theoretischen Berechnung. 
Könnte aber auch am Gatewiderstand 5 Ohm für EIN liegen und am Pull down 
für AUS. Sehe ich das korrekt?

Danke.

von Danny (Gast)


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> Dazu der Hinweis an den TO: da du eine H-Brücke hast kannst du die FETs
> so ansteuern, dass der Spannungsabfall an der Body-Diode durch den
> leitenden FET "kurzgeschlossen" wird. Wenn der FET durchgesteuert ist,
> ist es ihm egal, ob der Strom von Drain nach Source oder von Source nach
> Drain fließt - in beiden Fällen wird nur der R_DSon wirksam, der weniger
> Spannungsabfall verursacht als die Body-Diode.

Danke, den Inhalt verstehe ich grad nicht richtig.

Für EIN sind nur die Diagonalen Zweige ON. Wenn T1 und T4 bei mir an 
sind kann nicht noch T3 EIN sein. Dann gäbe es doch einen Kurzschluss.

von Danny (Gast)


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> Ziemlich hohe Schaltfrequenz im Vergleich zur Motoinduktivität, ist das
> nötig ?

Beim Chinaregler schalten die MOSFET mit 16 kHz und haben Rdson 6 mOhm.

https://skoda.daves.cz/YK31C_mod_tuning?&tisk=1&limit1=&all1=

Weniger Schalten -> weniger Verluste

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Lothar M. schrieb:
> angemerkt, ist die verwendete Ansteuerungart "not recommended".

Wir können ja mal zu seinen Gunsten annehmen, das die LED von 
Gegentaktausgängen angesteuert werden :-P
Aber der Hinweis mit den antiparallelen LED hat nicht gewirkt und was 
noch viel schlimmer ist, das die Gegen-EMK des Motor in eine 
Versorgungsschiene ohne jegliche Abblockung geführt wird. Da müssen ein 
paar dicke Elkos niederohmig an die MOSFets.

von Achim S. (Gast)


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Danny schrieb:
> Danke, den Inhalt verstehe ich grad nicht richtig.
>
> Für EIN sind nur die Diagonalen Zweige ON. Wenn T1 und T4 bei mir an
> sind kann nicht noch T3 EIN sein. Dann gäbe es doch einen Kurzschluss.

Wenn T1 eingeschaltet ist, darf T3 natürlich nicht gleichzeitig 
eingeschaltet sein: das ergäbe tatsächlich den Kurzschluss und die FETs 
würde zerstört.

Aber in deinem pdf mit Messungen hattest du geschrieben:
"Bei 30 A Ausgangsstrom fließt durch jede Bodydiode unten links (-T3) je 
10A. Der Spannungsfall der IRF3205 beträgt 0,7 V -> also insgesamt 21 
W."

Diesen Stromfluss durch die Body-Diode von T3 hast du nicht, wenn T1 
eingeschaltet ist. Sondern dann, wenn T1 mit PWM angesteuert wird 
während der Off-Phase der PWM. Und in dieser Off-Phase von T1 kannst du 
T3 einschalten.

Aktuell wirken die Body-Dioden von T3 als Freilaufdioden für deine PWM 
an T1. Mit der zusätzlichen Ansteuerung von T3 hättest du einen sog. 
aktiven Freilauf, bei dem nicht mehr der Spannungsabfall an den 
Bodydioden sondern nur noch der Spannungsabfall am eingeschalteten FET 
auftritt.

Aber natürlich musst du dann noch stärker darauf achten, keinen Fehler 
in der Ansteuerung zu machen. Denn wie du selbst schon beschrieben hast: 
wenn versehentlich mal T1 und T3 gleichzeitig eingeschaltet werden, wird 
das sehr schnell die FETs zerstören.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Achim S. schrieb:
> Denn wie du selbst schon beschrieben hast:
> wenn versehentlich mal T1 und T3 gleichzeitig eingeschaltet werden, wird
> das sehr schnell die FETs zerstören.

Ich hänge mal ein Paper an, in dem eine recht gut durchdachte modulare 
Halbbrücke entwickelt wird. Vllt. wird dann auch klar, was ich mit den 
antiparallelen LED meine. Sorry für die 600kB.

: Bearbeitet durch User
von Danny (Gast)


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Achim S. schrieb:

> Aktuell wirken die Body-Dioden von T3 als Freilaufdioden für deine PWM
> an T1. Mit der zusätzlichen Ansteuerung von T3 hättest du einen sog.
> aktiven Freilauf, bei dem nicht mehr der Spannungsabfall an den
> Bodydioden sondern nur noch der Spannungsabfall am eingeschalteten FET
> auftritt.
> Aber natürlich musst du dann noch stärker darauf achten, keinen Fehler
> in der Ansteuerung zu machen. Denn wie du selbst schon beschrieben hast:
> wenn versehentlich mal T1 und T3 gleichzeitig eingeschaltet werden, wird
> das sehr schnell die FETs zerstören.

Hallo und vielen dank für Deine wirklich ausführliche & sachliche 
Erklärung. Eventuell ist es nicht ganz klar hervorgegangen oder von mir 
schlecht beschrieben worden. T1 bekommt PWM und T4 ist dauernd EIN. Das 
ist auch im PDF mit den Messungen beim 3. Bild mit den 12,7 V G-S zu 
sehen.

Frage mich gerade, warum dann über die Bodydioden von T3 trotzdem Strom 
fließt?

von Achim S. (Gast)


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Danny schrieb:
> T1 bekommt PWM und T4 ist dauernd EIN.

gut

Danny schrieb:
> Frage mich gerade, warum dann über die Bodydioden von T3 trotzdem Strom
> fließt?

Weil deine Last induktiv ist. Die Induktivität sorgt dafür, dass der 
Strom auch in der Off-Phase von T1 weiter fließt. Und weil T1 keinen 
Strom mehr liefert, muss er über T3 kommen.

Steuere T3 komplementär zu T1 an. Mit ein wenig Totzeit dazwischen, 
damit es sicher nicht zum kurzzeitigen "Kurzschluss" im Umschaltmoment 
kommt, und du reduzierst die Verluste in T3 deutlich.

von Danny (Gast)


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> Weil deine Last induktiv ist. Die Induktivität sorgt dafür, dass der
> Strom auch in der Off-Phase von T1 weiter fließt. Und weil T1 keinen
> Strom mehr liefert, muss er über T3 kommen.
> Steuere T3 komplementär zu T1 an. Mit ein wenig Totzeit dazwischen,
> damit es sicher nicht zum kurzzeitigen "Kurzschluss" im Umschaltmoment
> kommt, und du reduzierst die Verluste in T3 deutlich.

Ja, ist dann soweit klar. Der Strom kann halt nicht bei Induktiver Last 
schlagartig 0 werden/sein. Leider ist die vorgeschlagene Ansteuerung 
nicht möglich, nutze nur ein PWM Signal und UND Gatter.

Vielen Dank erneut 👍.

von Achim S. (Gast)


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Danny schrieb:
> Leider ist die vorgeschlagene Ansteuerung
> nicht möglich, nutze nur ein PWM Signal und UND Gatter.

Deswegen hatte Matthias oben eine Beschaltung vorgeschlagen, bei der die 
LEDs deiner Opto-Treiber antiparallel angeschlossen werden, so dass ein 
Steuersignal ausreicht um T1 und T3 komplementär zu betreiben. Und durch 
die passende RC-Beschaltung an den LEDs kann man die gewünschte Totzeit 
festlegen.

Je nachdem, welche Betriebsfälle du mit deiner Ansteuerung alle abdecken 
möchtest kann das eine gute Idee sein oder auch nicht.

von Danny (Gast)


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Hallo an alle,

Wie sind so eure gefühlten Einschätzungen zur Auslegung der Kühlkörper 
und Anzahl der MOSFET. Sagen wir mal die 30-40 A fließen nur kurzzeitig 
beim Anfahren und reduzieren sich dann auf etwa 15 A beim fahren.

Bei der Mosfet Anzahl hab ich mich am China Regler „orientiert“. Der 
macht zwar nur eine Richtung, aber schaltet mit 16 kHz und hat nur das 
Gehäuse als Kühlkörper.

https://www.google.com/search?q=yk31c&client=safari&channel=iphone_bm&prmd=sivxn&sxsrf=AOaemvJBCluJo1tTv0ZCOqhbpcD39KsYEQ:1631869479730&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwjPsqLF04XzAhUH-qQKHY_8AcMQ_AUoAnoECAIQAg&biw=414&bih=715&dpr=2#imgrc=Owh4Hagj3eA31M&imgdii=d1Mwzr7yU9yrsM

Zu den Schaltzeiten EIN/ AUS der oberen drei Mosfet gab es m.M. nach 
auch keinen Kommentar.

Sicherlich kann man die Schaltung bis ins unendliche „schön“ optimieren, 
aber ist das wirklich immer so notwendig?

Mit 200 ns Ein und 300 ns Aus lieg ich doch nicht so schlecht?

Danke.

von C. U. (chriull)


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Anbei eine Aufstellung über die Verlustleistungen für 15, 30 und 40 A 
Motorstrom einmal mit Bodydioden, einmal mit aktivem Freilauf.
Interessant für dich ist der maximale R th case-ambient, den dein 
Kühlkörper (Gehäuse) haben darf.
PS.: Nochmal auf Rechen- und andere Fehler kontrollieren kann sicher 
nicht schaden...

von Danny (Gast)


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Christian U. schrieb:
> Anbei eine Aufstellung über die Verlustleistungen für 15, 30 und
> 40 A Motorstrom einmal mit Bodydioden, einmal mit aktivem Freilauf.
> Interessant für dich ist der maximale R th case-ambient, den dein
> Kühlkörper (Gehäuse) haben darf.
> PS.: Nochmal auf Rechen- und andere Fehler kontrollieren kann sicher
> nicht schaden...

Hallo Christian, vielen Dank für deine Mühe und die Berechnungen. 
Nachrechnen konnte ich leider noch nicht, aber bei Gelegenheit werde ich 
dies tun. Wäre es bitte möglich, die Tabelle zur Verfügung zu stellen? 
Hilft vielleicht anderen auch ?

Jedenfalls bin ich selbst mal Probe gefahren und war überrascht, dass 
der Strom sogar kurzzeitig an/ etwas über 60 A beträgt. Die 35 A KFZ 
Sicherung hat gehalten, ebenso wie die MOSFET 😄. Auf dem Oszi sieht man 
den Strom ganz gut bei 500 oder 1000 ms/DIV. An den Kühlkörpern konnte 
man kaum Hitze/ Erwärmung feststellen. Längere Tests stehen noch aus, 
aber es sieht erstmal gut aus.

Danke an alle bis hierhin erstmal.

von C. U. (chriull)


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Danny schrieb:
> Hallo Christian, vielen Dank für deine Mühe und die Berechnungen.
> Nachrechnen konnte ich leider noch nicht, aber bei Gelegenheit werde ich
> dies tun. Wäre es bitte möglich, die Tabelle zur Verfügung zu stellen?
> Hilft vielleicht anderen auch ?

Ist (weiterhin ungeprüft) anbei.

> Jedenfalls bin ich selbst mal Probe gefahren und war überrascht, dass
> der Strom sogar kurzzeitig an/ etwas über 60 A beträgt. Die 35 A KFZ
> Sicherung hat gehalten, ebenso wie die MOSFET 😄. Auf dem Oszi sieht man
> den Strom ganz gut bei 500 oder 1000 ms/DIV. An den Kühlkörpern konnte
> man kaum Hitze/ Erwärmung feststellen. Längere Tests stehen noch aus,
> aber es sieht erstmal gut aus.

Das solltest du nicht über die Temperaturerhöhung der Kühlkörper 
abschätzen sondern mittels der Maximum Safe Operating Area aus dem 
Datenblatt absichern.

Danny schrieb:
> IRF3204

Ich hatte die Daten für einen IRF3205PbF aus den Datenblättern...

von Infinity (Gast)


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Christian U. schrieb:
> Danny schrieb:
>> IRF3204
>
> Ich hatte die Daten für einen IRF3205PbF aus den Datenblättern...

Meines Wissens gibt_es_keinen "IRF3204" - oder etwa doch? IRF bzw.
Infineon scheint den nicht zu kennen (ich habe das Kürzel auch zum
ersten mal gelesen hier... nun gut, muß ja nichts heißen), welcher
Hersteller vertreibt den? (Manche "IRFXXXX" gibt es auch von anderen
Herstellern als IRF, und einige wenige Typen sogar nur von solchen.)

von Danny (Gast)


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Hallo,

Es handelt sich natürlich um IRF3205. Ist nur im Startpost falsch, 
weiter unten ist es dann der IRF3205.

Danke und Grüße

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