Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker


von Markus (Gast)


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Hallo Forum,

habe mal eine Frage an die Speziallisten. Ich probiere jetzt schon 
länger herum, die Verstärkung des OP's LTC1049 in beiliegender Schaltung 
zu ermitteln, komme aber auf keinen grünen Zweig. Das knifflige daran 
ist die Offset Spannung von 200mV die am LM10-Pin 1 anliegen. Eventuell 
kann mir jemand mit der Herleitung des Verstärkungsfaktors bzw. auch das 
Verhältnis Ausgangsspannung zu Eingangsspannung helfen.

Schon mal vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

FG
Markus

: Verschoben durch Moderator
von Da Baby [reformed] (Gast)


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Was soll 8 für ein Bauteil sein?

von Gerald K. (geku)


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Man könnte es mit LtSpice simulieren. Was ist das für ein Bauelement 
ganz links?

von Andrew T. (marsufant)


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Gerald K. schrieb:
> Man könnte es mit LtSpice simulieren. Was ist das für ein
> Bauelement ganz links?

Die Referenzspannung Sektion des LM 10

von Gerald K. (geku)


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Diode im Gegenkopplungspfad des OPV weist auf einen Logarithmierer hin.
Beitrag "Logarithmierer mit OPV und Diode". Die Verstärkung hängt von 
der Eingangspannung ab. In diesem Fall von der Referenzspannung des LM 
10.

Der rechte OPV wird als Subtrahierer verwendet und bildet die Differenz 
zwischen der Referenzspannung und dem Logarithmus der Referenzspannung.

Die DC-Verstärkung der Referenzspannung wird durch R6+R8 und R7 
entsprechen
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210141.htm bestimmt.

Die DC-Verstärkung des Ausgangsignals des Logarithmierer erfolgt gemäß
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210151.htm , wobei die 
Eingangspannung am nichtinvertierenden Eingang durch den 
Spannungsteiler, bestehend aus R3, R2 und R5, reduziert wird.

Offen ist nur die "Spannungverstärkung" die durch den Logarithmierer 
entsteht. Hier kommt auch 
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0210141.htm zum Einsatz. 
Wobei hier für die Verstärkung die Diode und R1+R4 verantwortlich ist. 
Der "Widerstand" der Diode hängt von Uf und If ab.

Die große Frage ist, was stellt die Eingangsgröße dar? Die 
Referenzspannung abhängig von Spannung und Temperatur?

: Bearbeitet durch User
von Thomas B. (thomas2)


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Markus schrieb:
> kann mir jemand mit der Herleitung des Verstärkungsfaktors bzw. auch das
> Verhältnis Ausgangsspannung zu Eingangsspannung helfen.

Welche Eingangsspannung? Wenn man die Spannung an Pin 3 des LTC1049 als 
Eingangsspannung Ue betrachtet, müsste gelten:

Ua = Ue * [R7/(R6+R8) + 1] - 200 mV * R7/(R6+R8)

von Gerald K. (geku)


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Thomas B. schrieb:
> Ua = Ue * [R7/(R6+R8) + 1] - 200 mV * R7/(R6+R8)

Wie wirkt sich die Diode KTY87, R4 und R1 ... auf das Ergebnis aus?

von Thomas B. (thomas2)


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KTY87 ist keine Diode, sondern ein Widerstands-Temperatursensor. Die 
Spannung an Pin 3 hängt somit von der Temperatur und von den 
Potieinstellungen ab.

von Achim S. (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Diode im Gegenkopplungspfad des OPV weist auf einen Logarithmierer hin.

das ist zwar als Diode gezeichnet, aber ich kenne den KTY87 einfach nur 
als temperaturabhängigen Widerstand. Der LM10 liefert also 200mV, 
verstärkt diese temperaturabhängig mit dem Bezugspunkt Masse. Die 
Ausgangsspannung der ersten Verstärkerstufe liegt damit grob bei 0,4V 
(abhängig von der Potieinstellung) und steigt halbwegs linear mit ca. 
1,5mV/°C.

Das wird wieder runtergeteilt. Wahrscheinlich ungefähr halbiert, um bei 
einer "Referenztemperatur" wieder die 200mV zu treffen (also z.B. 200mV 
bei 0°C). Damit halbiert sich auch wieder die Temperaturempfindlichkeit 
(auf z.B. 0,8mV/°C). Und die zweite Vestärkerstufe verstärkt dass dann 
mit dem Faktor 21 relativ zu der Referenzspannung 200mV.

Die genaue Funktion hängt von den Potieinstellungen ab. Aber es könnte 
einfach ein Thermometer sein, dass bei 0°C die Spannung 0V ausgibt und 
andere Temperaturen mit 20mV/°C

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Das Ganze ist bzw. war ein Temperaturmessmodul von Conrad für die
C-Control:

  https://www.qsl.net/dg1xpz/elektronik/ccontrol/temperatur11.html

von Gerald K. (geku)


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Thomas B. schrieb:
> KTY87 ist keine Diode, sondern ein Widerstands-Temperatursensor.
> Die Spannung an Pin 3 hängt somit von der Temperatur und von den
> Potieinstellungen ab.

Aber hat dieser Zweig keine Auswirkung auf das Ausgangsignal?

von Thomas B. (thomas2)


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Gerald K. schrieb:
> Aber hat dieser Zweig keine Auswirkung auf das Ausgangsignal?

Doch, natürlich, das ganze ist ja ein Temperaturmessumformer mit 
Spannungsausgang. Drum ist die Frage nach dem Verhältnis 
Ausgangsspannung zu Eingangsspannung eigentlich unsinnig bzw. nur in 
Bezug auf den LTC1049 zu beantworten, aber nicht in Bezug auf die ganze 
Schaltung. Da gibt es ja keine Eingangsspannung.

Man müsste vielmehr nach dem Verhältnis von Ausgangsspannung zu 
Messtemperatur fragen. Allerdings hängt das von den nicht bekannten 
Potieinstellungen ab und ist zudem nichtlinear, so dass sich die Frage 
nicht beantworten lässt.

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Allerdings hängt das von den nicht bekannten
> Potieinstellungen ab

das stimmt. Über die Potis lassen sich Nullpunkt und Steigung der 
Ausgangsspannung in einem gewissen Bereich variieren.

Thomas B. schrieb:
> ist zudem nichtlinear

das sehe ich allerdings nicht so. Die Linearität wird hier nicht von der 
Schaltung begrenzt sondern primär vom Sensor. Die Kennlinie von 
Si-Widerstandssensoren ist halbwegs linear, kommt aber nicht z.B. an die 
Linearität von einem Platin-Widerstandssensor ran.

von Thomas B. (thomas2)


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Achim S. schrieb:
> Die Kennlinie von Si-Widerstandssensoren ist halbwegs linear

Das habe ich anders in Erinnerung und in der C-Control-Software wird ja 
laut Yalus Link auch eine Umrechnungstabelle verwendet.

Edit: Ok, ich lese gerade, der KTY87 ist hier tatsächlich besser, mit 
dem hatte ich noch nie zu tun.

: Bearbeitet durch User
von Achim S. (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Edit: Ok, ich lese gerade, der KTY87 ist hier tatsächlich besser, mit
> dem hatte ich noch nie zu tun.

Im Anhang mal ein grober Vergleich der Kennlinien für verschiedene 
Temperatursensortypen.

NTC und Halbleiter-PTC sind extrem nichtlinear (haben aber dafür im 
interesanten Bereich eine schön steile Kennlinie und damit eine hohe 
Empfindlichkeit).

Halbleiter-Widerstandssensoren (wie der KTY87) sind nahe bei den 
Metall-Thermistoren.

von Thomas B. (thomas2)


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Was ist für dich der Unterschied zwischen einem Halbleiter-PTC und einem 
Halbleiter-Widerstandssensor? Die KTY-Sensoren sind ja schon auch PTCs 
in dem Sinn, dass sie einen positiven Temperaturkoeffizienten haben. 
Deine PTC-Kennlinie zeigt einen "Schalt-PTC", wie er für Motorschutz o. 
ä. verwendet wird, das ist natürlich wieder was anderes.

Der KTY81 ist nicht so wirklich linear, siehe etwa 
Beitrag "KTY81-210 normieren"

Der KTY87 soll besser sein, aber ein Datenblatt finde ich dazu nicht, 
scheinbar gibt es ihn schon seit langem nicht mehr?

von Achim S. (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Deine PTC-Kennlinie zeigt einen "Schalt-PTC", wie er für Motorschutz o.
> ä. verwendet wird, das ist natürlich wieder was anderes.

Genau. Das ist kann z.B. ein undotiertes, ferroelektrisches 
Halbleitermaterial sein. Unterhalb der Sprungtemperatur hat es ein 
NTC-Verhalten, bei der Sprungtemperatur verliert es die 
ferroelektrischen Eigenschaften und wird praktisch isolierend.

Die Halbleiter-Widerstandssensoren (wie der KTY87) bestehen dagegen aus 
homogen dotiertem Halbleitermaterial (Si). Sie haben also bei 
Raumtemperatur eine gewisse Leitfähigkeit, die sich aus der Dotierdichte 
ergibt. Wenn sich die Temperatur etwas ändert, bleibt die Dichte der 
freien Ladungsträger gleich (alle Dotieratome sind ohnehin schon 
ionisiert). Die Temperaturabhängigkeit ergibt sich genau wie bei 
Metallen daraus, dass ein bei höherer Temperatur mehr Stöße mit dem 
Kristallgitter stattfinden.

Thomas B. schrieb:
> Der KTY81 ist nicht so wirklich linear, siehe etwa

Ist immer die Frage, über welchen Temperaturbereich du ihn einsetzt und 
was deine Anforderungen an die Linearität sind. Wie schon gesagt: er 
kommt nicht an die Linearität von Platin ran, im Vergleich mit Nickel 
sieht er gar nicht so schlecht aus.

Thomas B. schrieb:
> Der KTY87 soll besser sein, aber ein Datenblatt finde ich dazu nicht,

bitteschön:
https://www.datasheetarchive.com/pdf/download.php?id=6c88e374a139f370c9fbec2bd9285062692737&type=M&term=KTY87

von Gerald K. (geku)


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Warum wurde für KT89 ein Diodensymbol gewählt?

Die Liniarität von Spannung(Strom) und Spannung(Temperatur) sind zwei 
verschiedene paar Schuhe.

von HildeK (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Warum wurde für KT89 ein Diodensymbol gewählt?

Weil es der Ersteller des Plans nicht besser wusste 
(https://www.qsl.net/dg1xpz/uebermich/index.html)

von Markus (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Thomas B. schrieb:
>> Ua = Ue * [R7/(R6+R8) + 1] - 200 mV * R7/(R6+R8)
>
> Wie wirkt sich die Diode KTY87, R4 und R1 ... auf das Ergebnis aus?

Habe die Formel von Thomas noch etwas umgestellt, und jetzt scheint es 
zu passen. Die Ausgangsspannung (Ua) am Pin 6 des LTC1049 ergibt sich in 
Abhängigkeit der Eingangsspannung (Ue) am Pin 3 des LTC1049 nach 
folgender Formel:

Ua=(Ue-0,2)*(1+R7/(R6+R8))+0,2

Danke für Eure Rückmeldungen.

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