Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Strommessung im µA-mA Bereich - Automatischen Umschalten, Ansätze, Fragen


von Keks F. (keksliebhaber)


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Hallo,

ich "bastle" freizeitlich an Eigenkreationen diverser Elektronikgeräte. 
Dabei dreht es sich fast ausschließlich um batteriebetriebene Geräte mit 
Kleinstströmen (ganz kurze Wachphasen im mA-Bereich und Schlafzustände 
im µA-Bereich) und dem Wunsch nach hoher Laufzeit. Abspielen tut sich 
das Ganze um ATTinys der 2-Series, angetrieben werden sie je nach 
Anforderungen von Knopfzelle(n) oder 2-3 Alkalibatterien in Reihe. Bis 
jetzt belaufen sich die Laufzeiten über mehrere Jahre. Programmiert 
werden diese über 2 TTL-Adapter (einer modifiziert um über UPDI einen 
Bootloader zu flashen, der andere für regulares Flashen und Debuggen) 
nach den Vorgaben des Maintainers der Bibliothek, die ich verwende 
(MegaTinyCore).

Ich möchte gerne meinen Arbeitsablauf extrem vereinfachen mit einer 
Eigenkreation. Schritt eins ist das Zusammenführen beider Adapter bzw. 
deren Funktionen zu einem. Zusätzlich zu einem Schalter um zwischen 
Bootloader- und normalem Flashen zu wechseln, soll ich die Spannung 
ebenso bequem per Schalter wechseln können (3.3V und 5V). Dazu ein 
eigener Verbindungsstandard mit eigener Zange und Footprint. Soweit 
eigentlich kein Problem für mich. Keine Hilfe benötigt.

Jetzt kam mir am Wochenende die Idee, doch automatisiert den 
Stromverbrauch meiner Geräte messen zu können. Das manuelle Messen mit 
dem Multimeter ist sehr mühselig, klobig, und birgt viele Tücken (bspw. 
das manuelle Umschalten um bei höherem Verbrauch den Spannungsabfall zu 
verhindern).
Mein Ziel ist eine zuschaltbare Strommessung mit automatischer 
Messbereich-Umschaltung, die dann eine Budgetierung des Verbrauches 
optional auf einem Display darstellt, oder auf den PC protokollierbar 
überträgt.

Kurzum, trotz Einlesen in den letzten Tagen bin ich (noch) zu blöd dazu. 
Mir ist aufgefallen, dass ich doch sehr verwöhnt bin durch die Benutzung 
und der Features von µCs und anderen tollen ICs mit guter Dokumentation 
inkl. Beispielschaltplänen in den Datenblättern.

Ich verfasse diesen Post in dem analogen Bereich, weil ich es für ein 
solches Problem halte, bitte aber um Verschiebung, wenn nötig.

Kurze Anforderungen des Gerätes:

Betriebsspannungen: 3.3V, 5V, Betrieb über USB

Strom maximal: 200mA

Messbereiche und Genauigkeiten:

500µA und darüber: 10%

<500µA: -+500nA

Messungen: >=1000/s


Der maximale Strom ist bewusst höher gewählt, weil ich das Programmier- 
und Messgerät bzw. das Strommessen eigentlich gerne auch für weniger 
sparsame Geräte in der Zukunft verwenden möchte.

Man findet sehr viele Beispielschaltungen, die aber alle keine 
automatische Messbereich-Umschaltung haben. Diskussionen über eine 
solche Implementation haben keine oder wenig dokumentierte Schaltpläne, 
und setzen gleich sehr viel Zusatzwissen aufeinmal voraus, was ich nicht 
besitze.
Einige Ansätze, über die ich gelesen habe:

1) Schalten des Messbereiches über einen µC: Geht das Messen, Erkennen 
der Umschaltnotwendigkeit plus das Umschalten denn überhaupt schnell 
genug?
2) Beide Shunt-Widerstände parallel schalten, den kleineren Shunt über 
eine Diode in Reihe verschalten: Das scheint mir unpraktikabel, weil die 
Vorwärtsspannung einer Diode doch extrem stromabhängig ist(?)
3) Den in diesem Falle einzigen Shunt recht clever wählen, und dann mit 
einer "Granate" wie dem AD8428 arbeiten, evtl. auch zusammen mit einem 
externen ADC im Bereich von 20-24Bit Auflösung.
4) Ich habe in KiCAD gewagt einen Testschaltplan aufzubauen, indem der 
kleinere Shuntwiderstand, der parallel geschaltet wird, von einem 
Open-Drain-Komparator (Vergleichsspannung durch Spannungsteiler erstellt 
als "Vergleichslast", bei der umgeschaltet werden sollte) über einen 
P-Kanal Mosfet abgetrennt wird. Es scheitert mir an dem, wie soll ich 
sagen, "rekursiven" Element bzw. der Zustandsänderung und der damit 
verbundenen Rückschaltung. Beide abendliche Versuche endeten in 
Flüchtigkeitsfehlern und unübersichtlichen Schaltungen. Ich hänge mal 
eine Grundschaltung an, die dann bei Bedarf den kleineren Shunt trennt, 
ihn dann aber auch nicht wieder durchschalten kann. Hier müsste 
eigentlich der Komparator aus der Schaltung genommen und dafür ein 
anderer geschaltet bzw. die Aufgabe an ihn abgegeben werden, der wieder 
umschalten kann, bei gleichzeitigem Halten des Mosfets.
5) Mehrmals habe ich von einem Aufbau gelesen, bei dem gleichzeitig 
"fein und grob" gemessen werden, und die letztendliche Auswertung dann 
das eine Ergebnis verwerfen soll. Dazu habe ich keine Schaltung gesehen.

Es mangelt mir auch irgendwo an einem Gefühl (ich denke ein 
Grundverständnis ist vorhanden) für Operationsverstärker. Da fehlt mir 
der Eindruck für die Dimensionierung und der Bewertung von möglichen 
Problemen und anderen Dingen, die man bedenken muss (oder eben nicht).

Eine Komplettlösung ist absolut unerwünscht. Gerne schätze ich eure 
Erfahrung und würde mir wünschen, wenn ihr in diesem bildlichen 
Rätsel-Spiel mein "Tipp"-Knopf sein könnt, der mir gerade so viel 
Hilfestellung gibt, dass ich selber weiterkomme.

Wie immer vielen Dank und einen schönen Abend

Der Keksliebhaber

von Michael B. (laberkopp)


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Keks F. schrieb:
> Eine Komplettlösung ist absolut unerwünscht.

Irgendwie ist jetzt jede Woche Strommessung von Batteriegeräten dran.

Eigentlich wurde dazu schon alles gesagt. Strommessung per shunt 
funktioniert nicht, und Umschalten von shunts erfolgt zu langsam.

Man löst das Problem anders, z.B. in dem man den Nachladestrom eines 
Reservoirkondensators trackt, den erzeugt man ja selbst also kann man 
ihn auch messen.

https://www.google.com/search?q=measure+current+standby+active+microcontroller

von Keks F. (keksliebhaber)


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Ah, danke für den Tipp.
Beitrag "Strommessung an einem shunt mit zwei Messbereichen (OPV)"

Ich merke, dass die Forensuche gar keine Sortierungsmöglichkeiten hat. 
Ohne manuelles Stöbern merkt man gar nicht, dass die Frage kürzlich 
gestellt wurde, wenn sie denn nicht schon als Relevanz genug vom 
Algorithmus geschätzt wird.

von Ron-Hardy G. (ron-hardy)


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Einfach mal gucken wie andere es machen

von Michi S. (mista_s)


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Keks F. schrieb:
> Messbereiche und Genauigkeiten:
>
> 500µA und darüber: 10%
>
> <500µA: -+500nA

Also bei 499µA wäre das dann ~+-1 Promille. und bei 1µA mehr reicht Dir 
plötzlich +-10 Prozent, also Faktor 100 ungenauer??

von Thomas W. (goaty)


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von Motopick (motopick)


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Das kann ein STM8L-Discovery und auch manche STM32-Discoveryboards
(z.B. STM32L152) schon fast O.O.B. incl. Anzeige.
Muss man nur ein wenig "umverdrahten". :)

Den integrierten ST-Link zieht man ins Reset, damit der nicht
unerwuenscht an der Batterie nuckelt.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Irgendwie ist jetzt jede Woche Strommessung von Batteriegeräten dran.

Tja, wird halt immer wichtiger und dann merken sie das Agilent fuer
ihren Messplatz ohne die notwendigen Tastkoepfe schon 20kEuro
haben will und dann ist Selbstbau angesagt. .-)

Ist aber wirklich heutzutage unverzichtbar geworden. Kommen ja
immer mehr Buden damit aufs Parket. Auf der Embedded war auch
einer aus Schweden mit einer Kiste. Ich meine so 1kEuro,
allerdings auch mit dem Nachteil das die ueber den PC messen.

Vanye

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Zumindest bei diesen DC-Verhältnissen kann das mit dem MOSFet so nicht 
funktionieren. Der leitet, wenn zwischen Gate und Source eine Spannung 
grösser als Ugth liegt. Überlege nun, was beim Durchschalten passiert.
Der MOSfet kommt in einen halbleitenden Zustand.

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Vanye R. schrieb:
> Tja, wird halt immer wichtiger und dann merken sie das Agilent fuer
> ihren Messplatz ohne die notwendigen Tastkoepfe schon 20kEuro
> haben will

Na ja, bei mir tut es ein Supercap für die Messung des sleep Stromes. 
;-)
Parallel mit aufladen, dann Stromquelle abklemmen und Spannung messen. 
Nach einer Weile wieder messen und rechnen.

von Keks F. (keksliebhaber)


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Michi S. schrieb:
> Keks F. schrieb:
>> Messbereiche und Genauigkeiten:
>>
>> 500µA und darüber: 10%
>>
>> <500µA: -+500nA
>
> Also bei 499µA wäre das dann ~+-1 Promille. und bei 1µA mehr reicht Dir
> plötzlich +-10 Prozent, also Faktor 100 ungenauer??

Ja. Das liegt einfach darin, dass es zwei verschiedene Zustände gibt. 
Den Schlafmodus/Ruheverbrauch der Schaltung, und die aktiven, viel 
kürzeren Phasen.

Bei letzterem ist es wichtig auch kleine Leckströme richtig messen zu 
können. Falsche Berechnungen bei Leckströmen von Kondensatoren o.Ä., 
oder einfach etwas, was man übersehen hat, kann da auf die Dauer sehr 
große Auswirkungen auf die Laufzeit haben.

Die Schwelle ist da von mir recht willkürlich gesetzt. Bei einem 
"nackten" Gerät ist der Ruhestrom im <30µA Bereich, eher unter 10µA. Bei 
einem LCD und Treiber sind das schon eher 200µA (ich habe jetzt kein 
Datenblatt zur Hand).

von Tim S. (Firma: tsx89) (freak_ts) Benutzerseite


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Matthias S. schrieb:
> Der MOSfet kommt in einen halbleitenden Zustand.

Und jetzt?
Schmidt-Trigger / Hysterese?
Oder mit-umgeschaltete Verstärkung bzw. andere Spannung für den OP Amp 
Comperator?
"auch haben will"

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Na ja, bei mir tut es ein Supercap für die Messung des sleep Stromes.
> ;-)

Ziemlich unbrauchbar weil du beim entwickeln wissen willst zu
welchem Zeitpunkt genau deine Schaltung wieviel Strom verbraucht
damit du da ansetzen und verbessern kannst.
Die Kondensatormethode ist nur fuer ganz armen die nix haben. :-)

Vanye

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Tim S. schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Der MOSfet kommt in einen halbleitenden Zustand.
>
> Und jetzt?
> Schmidt-Trigger / Hysterese?

Nö. Der TE muss den MOSFet mit einer Spannung durchschalten, die in 
jedem Betriebszustand hoch genug ist, um den MOSFet durchzusteuern. Er 
benötigt also eine zusätzliche Spannung von z.B. 12V oder eben einen 
P-Kanal.
Ein Schmitt-Trigger oder Hysterese hilft hier gar nichts.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Vanye R. schrieb:
> Ziemlich unbrauchbar weil du beim entwickeln wissen willst zu
> welchem Zeitpunkt genau deine Schaltung wieviel Strom verbraucht
> damit du da ansetzen und verbessern kannst.

Im sleep aendert sich nichts. Und die Zeitanhaengigkeit des normalen 
Verbrauchs ist bei Batteriebetriebenen Geraeten, die mal kurz aufwachen 
und was tun, relativ unerheblich. Da genuegt i.A. eine 
Durchschnittsmessung waehrend der aktiven Phase.
Ich will einfach nur wissen wann eine Batterie leer ist. Und da sind 
+-10% relative egal.
Wenn man also keine 20kEur fuer ein diesbezueliches Messgeraet ausgeben 
will ist man arm? Ok, dann bin ich arm. ;-)

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Ich will einfach nur wissen wann eine Batterie leer ist. Und da sind
> +-10% relative egal.

Dann ist ja alles in Ordnung und du kommst mit weniger aus.
Bei mir ist das anders. Ich moechte genau wissen bei welchem
Betriebszustand welcher Strom fliesst und optimiere meine
Schaltungen dann entsprechend. Oh..und die Software optimiert
man so natuerlich auch. Und ploetzlich haelt dann die Batterie
doppelt so lange. .-)

> Wenn man also keine 20kEur fuer ein diesbezueliches Messgeraet ausgeben
> will ist man arm? Ok, dann bin ich arm. ;-)

Das ist ja auch das Maximum. Man kann was preiswerteres kaufen oder sich 
selber was bauen.(so hab ich das gemacht) Aber klar ist ja wohl das der 
Bedarf an solchen Messungen stark ansteigt. Deshalb hier immer oefter 
die Nachfrage nach sowas und deshalb kommen auch immer mehr billigere 
Loesungen auf den Markt.

Aber zu sagen braucht man nicht ich hab Kondensator, ist genauso als 
wenn du jedem sagst der ein Oszi haben will, braucht man nicht geht 
alles mit einem Multimeter. Aber seit Strom nicht mehr einfach so aus 
der Steckdose kommt steigt halt das Interesse am Stromverbrauch STARK 
an.
Erst wenn Rigol euch das fuer 300Euro verkauft, dann ist es ploetzlich
ein unverzichtbares Werkzeug geworden. :-D

Vanye

von Bauform B. (bauformb)


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Andreas B. schrieb:
> +-10% relative egal.

Dann könnte man doch den Shunt-Widerstand durch eine Diode ersetzen. Der 
Spannungsabfall ist dann konstant genug, dass man nicht umschalten muss 
und einen Teil davon statisch kompensieren kann. Er ist aber immer noch 
messbar vom Strom abhängig, und zwar logarithmisch, z.B. 60mV/Dekade.

Ja, man muss die Kennlinie an mehr als 2 Punkten kalibrieren und auch 
noch die Temperatur berücksichtigen. Früher ging das nur analog und 
trotzdem hat man sowas gerne eingesetzt.

Bonus: die Diode simuliert den Innenwiderstand der Batterie ;)

von Andreas B. (bitverdreher)


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Vanye R. schrieb:
> Und ploetzlich haelt dann die Batterie
> doppelt so lange. .-)

Das glaube ich kaum. Wenn man etwas Hirmschmalz in die Entwicklung 
investiert, geht es im wesentlichen nur noch darum zu kontrollieren, ob 
man es richtig gemacht hat.
Und ja, ein 300Eur Rigol habe ich auch. Vorher ein 1000DM Hameg. Aber 
20kEur? Never.
Ok, wenn es der Arbeitgeber bezahlt...

von Keks F. (keksliebhaber)


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Matthias S. schrieb:
> Nö. Der TE muss den MOSFet mit einer Spannung durchschalten, die in
> jedem Betriebszustand hoch genug ist, um den MOSFet durchzusteuern. Er
> benötigt also eine zusätzliche Spannung von z.B. 12V oder eben einen
> P-Kanal.
> Ein Schmitt-Trigger oder Hysterese hilft hier gar nichts.

Das ist jetzt nur ein Teilaspekt der Diskussion, aber reicht hier nicht 
ein LL-Mosfet?

Andreas B. schrieb:
> Na ja, bei mir tut es ein Supercap für die Messung des sleep Stromes.
> ;-)
> Parallel mit aufladen, dann Stromquelle abklemmen und Spannung messen.
> Nach einer Weile wieder messen und rechnen.

Das ist von einem anderen Mitforisten angesprochen worden.
Ich persönlich hätte gerne eine Lösung ohne An- und Abklemmen und 
ständigem manuellem Messen. Dann kann ich auch mit dem Multimeter 
rangehen und kümmere mich um das rechtzeitige Umschalten.
Darüber hinaus ist für mich auch die zeitliche Konstante wichtig. Wie 
lange braucht meine Schaltung im höherstromigen Bereich? Da ist weniger 
der genaue Wert wichtig, als die zeitliche Konstante. Ich widerspreche 
da direkt deiner vorherigen Aussage, dass die zeitliche Konstante 
unwichtig wäre.
Hier wird auch getestet und nach Fehlern gesucht/ausgeschlossen, da ist 
dieses Mehr an Informationen auch hilfreich.

Ich merke folgendes:

1) Die Nachfrage an einem solchen Zwischengerät ist da und steigt. Der 
Aspekt einer günstigen Lösung für den (Semi-)Hobbyisten ebenso. Bis 
jetzt sind nur kommerzielle Lösungen da um diese Lücke zu füllen, und 
kein quelloffenes Projekt für den Nachbau.
2) Das Ganze ist sehr kompliziert und wird wohl auch längerfristig meine 
Kenntnisse in dem Bereich überfordern. Gleichzeitig wird es mehr Leute 
wie mich geben, die Elektronik für sich als interessantes Hobby finden, 
und auch mal Dinge bauen wollen, die in diesen Verbrauchs- und 
Laufzeitriegen sind.
3) Bei diesem Problem geht sehr schnell und gleichzeitig ins 
Detailwissen, sowohl was Halbleiter betrifft und den digitalen Bereich, 
aber auch das Analoge, insbesondere die Signalverarbeitung. Das macht es 
für mich sehr schwierig das Gesamtproblem zu quantifizieren und so 
schrittweise dazuzulernen.


Was spricht gegen ein Nacheinanderschalten mehrerer Differenzverstärker, 
dem gleichzeitigen Messen über einen mehrkanaligen ADC und dem Auswerten 
bzw. Verwerfen des Ergebnisses, was außerhalb der Reichweite oder der 
Genauigkeit ist? Eine Überspannung und dadurch Zerstörung an dem ADC 
durch einen Verstärker wäre doch durch Z-Dioden und Vorwiderstände zu 
beseitigen? Was übersehe ich und welche andere Probleme gibt es da?


Da hier auch STM Discovery Boards angesprochen worden sind.
Hier mal ein Auszug als Anhang, Quelle Seite 14 und folgend: 
https://www.st.com/resource/en/user_manual/um0970-stm8ldiscovery-stmicroelectronics.pdf

Das ist recht clever, aber nicht ganz "rückwärtskompatibel", vielleicht 
reicht mir das aber auch schon.
Hier wird ein entsprechender Pin seitens des TUD vorher geschaltet, um 
den neuen Verbrauchsbereich dem Messgerät anzukündigen, welches dann den 
Wechsel macht.

Hier dann auch für mich die Frage? Wieso wird dann hier nicht, wie von 
mir vorgeschlagen, über kaskadierende Differenzverstärker gemessen, und 
das eine Ergebnis dem anderen gegenübergestellt und verworfen?

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7429225 wurde vom Autor gelöscht.
von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Darüber hinaus ist für mich auch die zeitliche Konstante wichtig.

Dann solltest du sie benennen und dann daraus deine benoetigte
Bandbreite ausrechnen. Alles weitere haengt davon ab!

Vanye

von Motopick (motopick)


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> das eine Ergebnis dem anderen gegenübergestellt und verworfen?

Es wird ja der Shunt zugeschaltet.
Sonst waere der 2 k Shunt im "Hochstrombereich" aktiv und im Weg.

Das funktioniert sicher besser als
> kaskadierende Differenzverstärker

von Keks F. (keksliebhaber)


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Vanye R. schrieb:
> Dann solltest du sie benennen

Habe ich auch. Steht alles im ersten Beitrag. 1kHz, mehr ist mehr.

Motopick schrieb:
> Es wird ja der Shunt zugeschaltet.
> Sonst waere der 2 k Shunt im "Hochstrombereich" aktiv und im Weg.

Ja, das ist mir bewusst, die Frage ist aber, wieso das "sicher besser" 
wäre als (unter Verwendung eines einzelnen Shuntes) den Spannungsabfall 
stufenweise zu verstärken, zu messen und dann das beste Ergebnis 
rauszupicken.
Zum Problem der Überspannung hatte ich einen Lösungsansatz als Frage 
verpackt vorgeschlagen. Daher auch meine Frage "Was übersehe ich?".
Grundsätzlich ist es doch so, dass ich mit dem Problem nicht alleine 
bin, und es cleverere, erfahrenere, und Leute mit besseren Mitteln und 
besserer Frisur gibt und deren Lösungsansätze scheinbar nicht dem jetzt 
von mir vorgeschlagenem entsprechen. Was für Herausforderungen gibt es 
bei diesem Ansatz?

von Motopick (motopick)


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> unter Verwendung eines einzelnen Shuntes

Ja wie gross oder klein willst du den denn waehlen?
An 2 Ohm fallen bei einigen µA auch nur einige µV ab :).

Man kann sich das Leben natuerlich kuenstlich schwer machen.

von Simon D. (jamen)


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Hallo Keks,

mein Ansatz wäre so:

Ich nehme einen Transimpedanzverstärker, damit ich mit dem 
Strommesswiderstand nicht die zu vermessende Schaltung beeinflusse

Ich wähle einen schnellen Präzisions-ADC mit hoher effektiver Abtastrate 
und großem Dynamikumfang. Ich würde hier z. B. einen ADS131M oder etwas 
vergleichbares verwenden.

Ich prüfe, wie viele Messbereiche ich brauche. Deine +-500 nA erfordern 
ein kumuliertes Rauschen von ca. 150 nArms (500 nA sind 3 Sigma einer 
Normalverteilung mit einer Standardabweichung von 150 nA) in Bezug auf 
den Eingang der Messschaltung. Der vorgeschlagene ADC hat bei 4 kHz 
effektiver Abtastrate im besten Fall 5.35 µVrms Rauschen. Du musst also 
eine effektive Übertragungskonstante von mindestens 5.35 µVrms / 150 
nArms = 36 Ohm haben, um das zu erreichen. Der ADC hat eine Aussteuerung 
von +-1.2 V. Weil du keinen negativen Messbereich brauchst, hast du 1.2 
V. Mit 36 Ohm hättest du einen Messbereich von 1.2 V / 36 Ohm = 33 mA. 
Du möchtest 200 mA, also brauchst du zwei Messbereiche oder einen ADC 
mit größerer Aussteuerung und geringerem Rauschen. Du befändest dich 
hier aber schon an der Grenze des, mit überschaubarem Aufwand, 
möglichen. Ich würde zwei Messbereiche verwenden. Die Messbereiche 
laufen bestenfalls simultan, damit du keine Diskontinuität durch die 
Umschaltung bekommst.

Es gibt zwei Messbereiche, die sich durch zwei seriell geschaltete 
Präzisionswiderstände im Rückkopplungspfad des Transimpedanzverstärkers 
realisieren lassen. Die 36 Ohm würde ich vergrößern, weil du durch das 
Rauschen der Referenzspannung und den Verstärker am Strommesswiderstand 
noch weitere Rauschleistung ins Signal kriegen wirst. Hier wäre ein Wert 
von 100 Ohm vermutlich ganz gut. Der zweite effektive Widerstand darf 
maximal 1.2 V / 200 mA = 6 Ohm sein. Hier wähle ich grob gepeilt 1 Ohm 
oder 2 Ohm.
Wenn der Strom immer durch beide Widerstände fließen würde, hätte ich am 
großen Widerstand eine Verlustleistung von 100 Ohm * (200 mA)² = 4 W und 
bräuchte für den Transimpedanzverstärker eine Versorgungsspannung von 
mehr als 100 Ohm * 200 mA = 20 V. Das halte ich beides für 
problematisch. Ich muss die 100 Ohm also irgendwie schaltbar machen, um 
das Problem zu begrenzen.

Die Widerstände hart zu schalten ist schwierig, weil der 
Transimpedanzverstärker dann eine Diskontinuität ausregeln müsste. Wenn 
es ohne ginge, wäre das besser. Oben wurde bereits der Tipp mit den 
Dioden gegeben, entweder als dynamischer Strommesswiderstand oder zur 
Begrenzung der Spannung über dem Widerstand. Weil ich die Strommessung 
mit einem Widerstand für einfacher halte, würde ich den Ansatz mit der 
Spannungsbegrenzung durch die Dioden nehmen. Ich schalte also eine Diode 
parallel zu den 100 Ohm und bekomme dadurch eine Begrenzung der Spannung 
und damit der Leistung. Als Diode nehme ich einen BJT oder einen JFET, 
weil die nach allgemeiner Erfahrung besser definierte Kennlinien haben. 
Das sieht man in Messgeräten ganz häufig. Eine einzelne Diode greift mir 
zu früh ein, daher nehme ich 3 oder 4 Dioden in Serie. Meine Spannung 
wird damit grob auf 4 * 0.7 V = 2.8 V begrenzt, was einer 
Verlustleistung von (2.8 V)² / 100 Ohm = 80 mW entspricht, das ist 
handhabbar. Die Dioden blenden kontinuierlich zwischen normalem Betrieb 
und Spannungsbegrenzung, sodass der Tranzimpedanzverstärker immer sauber 
ausgeregelt bleibt. Eventuell reichen 4 Dioden noch nicht, um den 
kleinen Messbereich sinnvoll zu nutzen. Das kann ich ohne genauere 
Recherche nicht sinnvoll beurteilen.

Du brauchst dann für beide Strommesswiderstände noch eine Zwischenstufe, 
die den Gleichtakt entfernt und das Signal für den ADC konditioniert. 
Dafür würde ich einen rauscharmen Differenzverstärker verwenden. Mit dem 
richtigen ADC geht es eventuell auch ohne Zwischenstufe, also mit 
direkter Messung über dem Widerstand.

In der Signalverarbeitung musst du dich dann darum kümmern, wie du die 
beiden simultanen Messbereiche richtig zusammenführst. Du schaust dir 
immer den großen Messbereich an und prüfst mit dem, ob dein kleiner 
Messbereich gültig ist. Wenn der kleine Messbereich gültig ist, nimmst 
du den Wert und hast damit die gute Präzision. Wenn der kleine Bereich, 
durch die Dioden, gesättigt ist, nimmst du den großen. Wenn du es noch 
besser haben möchtest, machst du eine Sensordatenfusion der beiden 
Messkanäle und profitierst damit von der guten Präzision des kleinen 
Messbereichs und der Weite des großen Messbereichs. Das ist dann aber 
schon ziemlich fortschrittlich und wahrscheinlich Überentwickelt.

Das sind meine ersten Gedanken dazu. Es gibt bestimmt auch bessere 
Lösungen, aber das ist das Beste, was mir in der Zeit, und ohne 
Erfahrung mit der Aufgabe, eingefallen ist.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Keks F. schrieb:
> Das ist jetzt nur ein Teilaspekt der Diskussion, aber reicht hier nicht
> ein LL-Mosfet?

Nö, denn das prinzipielle Problem bleibt doch das gleiche. Du baust da 
einen Sourcefollower, bei dem die Source um den Betrag der Ugth weniger 
als das Gate rausgibt.
Wenn du 5V schaltest und das Gate nur mit 5V ansteuerst, sind an der 
Source eben nur 3V oder so. Etwas weniger beim normalen MOSFet als beim 
LL Typ.

von Brüno (dominic_m833)


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Simon D. schrieb:
> ohne Erfahrung mit der Aufgabe

Das merkt man. Die dynamische Impedanz des TIAs ist bescheiden, vorallem 
da man die Rückkopplung für die kapazitive Last der zu versorgenden 
Schaltung schnarchlangsam machen muss. Schwingen und bei Lastwechsel 
rumzicken wird es trotzdem mit hoher Wahrscheinlichkeit.

Verhältnismäßig groẞer highside-Shuntwiderstand für 10mV Drop im 
niedrigen Messbereich an einen 100x Verstärker mit nachfolgendem, 
schnellen Open-Drain-Komparator der dem Shunt bei Überschreitung der 
10mV per p-MOSFET einen kleineren Shunt parallel schaltet, ist nun 
wirklich kein Hexenwerk. Tricky wird nur die Hysterese, der Komparator 
soll ja nicht durch das nach Umschaltung niedrigere Signal direkt wieder 
zurück fallen.

: Bearbeitet durch User
von Keks F. (keksliebhaber)


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Ich kann leider auf den tollen längeren Beitrag noch nicht antworten, es 
ist schon spät, aber ganz kurz.

Matthias S. schrieb:
> Nö, denn das prinzipielle Problem bleibt doch das gleiche.

Scheiße, du hast Recht, ich habe das total falsch verstanden. Ein Mosfet 
schaltet ja abhängig vom Potenzial zwischen Gate und Source...
Einmal falsch aufgegriffen, noch nicht angewendet und hinterfragt.
Boah, danke.

Das erklärt ja auch, wieso so oft P-Kanal Mosfets verwendet werden, 
obwohl man da manchmal umgekehrt denken muss.

von Purzel H. (hacky)


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Wenn man keinen Spannungsabfall durch einen Shunt haben will, verwendet 
man einen Transimpedanz Verstaerker, der liegt dann auf GND, ohne 
spannungsabfall. Der steuert dann negativ aus,  das kann man nochmals 
invertieren und auf einen 24 bit wandler. Irgendwelche Umschaltereien 
wuerd ich sein lassen.

von Simon D. (jamen)


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Brüno schrieb:

> Die dynamische Impedanz des TIAs ist bescheiden, vorallem
> da man die Rückkopplung für die kapazitive Last der zu versorgenden
> Schaltung schnarchlangsam machen muss. Schwingen und bei Lastwechsel
> rumzicken wird es trotzdem mit hoher Wahrscheinlichkeit.

Das ist ein guter Einwand. Ich denke schon, dass man einen TIA dafür 
flott machen kann und, dass man auch eine gute Bandbreite hinkriegen 
würde. Vielleicht ist ein simpler Strommesswiderstand doch besser.

> Verhältnismäßig groẞer highside-Shuntwiderstand für 10mV Drop im
> niedrigen Messbereich an einen 100x Verstärker mit nachfolgendem,
> schnellen Open-Drain-Komparator der dem Shunt bei Überschreitung der
> 10mV per p-MOSFET einen kleineren Shunt parallel schaltet, ist nun
> wirklich kein Hexenwerk.

Das hieße, dass wir einen Strommesswiderstand mit 10 mV / 200 mA = 50 
mOhm verwenden. Bei den angestrebten 150 nArms Stromrauschen haben wir 
also ein maximales Spannungsrauschen von 150 nArms * 50 mOhm = 7.5 
nVrms. Das halte ich für etwas sportlich, mindestens für eine Messung an 
der Highside. Mit 100 mV Spannungsabfall hätten wir ein Budget von 75 
nVrms, das halte ich für machbarer. Wenn man auf die Lowside geht, wird 
die Umsetzung noch einfacher. Wir sind eigentlich nicht an die Highside 
gebunden, richtig? Jetzt kann man den Widerstand aufteilen und bekommt 
damit wieder zwei simultane Messbereiche. Den großen Widerstand kann man 
überbrücken, wenn einem der Spannungsfall zu groß sein sollte. Bei 100 
mV spricht aber vermutlich auch nichts dagegen, den einfach immer drin 
zu lassen.

Hier ist das Prinzip ganz gut zusammengefasst.

https://www.imc-tm.com/download-center/white-papers/measuring-currents-with-extreme-dynamics-using-auto-ranging-technology/

Ich würde aber zwei simultane Messbereiche daraus machen, um wirklich 
den hohen Dynamikumfang nutzen zu können.

: Bearbeitet durch User
von Brüno (dominic_m833)


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Simon D. schrieb:
> Bei den angestrebten 150 nArms Stromrauschen haben wir
> also ein maximales Spannungsrauschen von 150 nArms * 50 mOhm = 7.5
> nVrms.

Guter Einwand, aber dass die Anforderung von 500nA 3Sigma bei niedrigem 
Drop ziemlich sportlich sind, dürfte klar sein.

Mehrere Shunts in Reihe gefällt mir konzeptionell, dann beeinflusst der 
Widerstand des Kurzschluss-FETs die Messung nicht. Ich würde das so wie 
im Anhang machen, mit Batterie kann man sich dann überlegen ob man 
highside oder lowside misst. Als MOSFET empfielt sich was mit möglichst 
hoher Vds, möglichst hoher Vth und möglichst niedrigem Rds, oder direkt 
ein gutes Solid State Relais, die sind auf low leakage optimiert aber 
eher langsam.

Simon D. schrieb:
> Bei 100
> mV spricht aber vermutlich auch nichts dagegen, den einfach immer drin
> zu lassen.

Bei 100mV@500µA hat man 40V@200mA. Den Shunt muss man also definitiv 
kurzschließen.

: Bearbeitet durch User
von Motopick (motopick)


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Viel Aufwand fuer fast nichts.

Wenn man die Energie "mitzaehlen" will, reicht es den Bedarf
bei den extremen Sparsituationen einmal zu messen.
Z.B. Controller im Sleep und steuert nur das LCD an.
Dieser Wert aendert sich ja nicht mehr.
Je nach Design, koennen von diesen Situationen mehrere auftreten,
die man nur einmalig messen muss.
Fuer das Energiebudget muss man dann nur noch die Zeit je Zustand
akkumulieren.
Auch im "Normalbetrieb" kann es sein, dass der aufgenommen
Strom einfach nur konstant ist, und wenn nicht, kann man
den Strom dann mit nur einem Shunt messen und akkumulieren.

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