Forum: HF, Funk und Felder Theorie zu schlechter Performance von Audion / Pendelempfänger auf UKW


von Stefan K. (stefan02)


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Hallo,

ich suche nur nach einer Bestätigung meiner Vermutung bei Audion / 
Pendelempfängern auf UKW.

Diese "1-Transistor Radios" sind sehr toll für Mittelwelle, Kurzwelle 
und co. Bereits mit einem Transistor kann man hier einen Radio bauen, 
wenn man einen entspr. Ohrhörer verwendet. Die folgenden Stufen sind 
oftmals nur NF Verstärker, oder dem Pendler könnte man noch eine HF 
Stufe vorschalten, um so die Abstrahlung des Signals über die Antenne zu 
vermeiden.


Nun ist es so, das viele Leute diese Schaltungen gerne umbauen, sodass 
sie auf UKW arbeiten, ich selber habe über die Jahre schon etliche 
Versuche dazu gemacht, und auch Experimente von anderen angesehen.

Allgemein ist es so, das diese Schaltungen funktionieren, und 
tatsächlich ein einwandfreies Tonsignal auf UKW liefern... aber nur, 
wenn der HF Pegel enorm stark ist.

Hier wird natürlich die Flankendemodulation angewandt, aber es ist halt 
so. Ich habe hier z.B. die Situation, das ich relativ nahe an einem 
Grundversorgungssender lebe. Allerdings sind wir in einer Lage, wo das 
Signal dieses Senders durch Berge stark abgeschirmt wird.

Es ist für "normale" Radios nach wie vor ein Ortssender, und wird idr. 
ohne Störungen... einwandfrei... empfangen, doch bei Audion und Pendler 
ist es kaum möglich, das Signal Störungsfrei (unverzzerrt) zu empfangen.

Ich habe wirklich schon viel rum probiert, Tricks angewandt... und unter 
Anwendung eines bestimmten Tricks kann ich diese Sender auch mit dem 
Pendelempfänger unverzerrt empfangen ... der dazu notwendige Aufwand 
hebt die "Einfachheit" der Schaltung aber auf.

In rund 1km Distanz zu unserem Haus befindet sich ein "Lokalsender", 
bzw. der Transmitter dazu, der das Signal mit 100W ausstrahlt. Da 
gerademal 1km zwischen der Sendeantenne und dem Haus sind, ist das 
Signal entsprechend sehr stark.

Mit Audion und Pendelempfänger gelingt es ohne größeren Aufwand diesen 
Sender unverzerrt zu empfangen...

Nun zu meiner Theorie, wo ich mir etwas schwer tue, sie zu 
formulieren...

Da wir ja Flankendemodulation nutzen, um aus der FM eine AM zu machen, 
muss genug "Leistung" da sein, das dies ... linear passiert?

Bei dem 100W Lokalsender ist der Pegel enorm stark, daher ist genug 
"Linearität" "Signalreserve" vorhanden, um auch bei voller FM-Auslenkung 
noch genug Signalpegel in den Empfänger zu bekommen, das dieser 
unverzerrt empfängt...

Bei den "schwachen" Sendern ist es so, das das Signal bis zu einem 
gewissen % Modulationsgrad noch ausreichend stark ist, aber umso weiter 
der Hub "ausschlägt" umso weniger HF Energie ist da, und in den Spitzen 
reicht es dann nicht, der Empfang reißt ab (das ist das "Clipping / 
Verzerren").

Besonders auffällig ist das bei Musik mit viel Lautstärke. Unter den 5 
Sendern ist auch ein Sender für klassische Musik, und dieser Sender wird 
unverzerrt empfangen (obwohl er von den "schwachen" Sendern ist), 
solange bei der Musik gerade eine leise Passage gespielt wird. Kaum ist 
aber wieder "Lärm" da, kommen die nicht gerade schönen Verzerrungen...

Stimmt die Theorie in etwa mit der Realität überein? Ich weis, es ist 
nicht optimal formuliert, aber ich denke, man kann verstehen, was ich 
meine.

Über die Jahre habe ich viele "Minimalistische" UKW Empfänger gesehen, 
auch welche, wo beim Band durch drehen jeder Sender unverzerrt 
empfangbar war - aber es ist ja nicht bekannt, wo das aufgenommen wird. 
Würde ich mich mit dem Pendler in die Nähe (Sichtlinie) des Großsenders 
begeben, hätte ich dort auch 5 Sender unverzerrt...

Auch der "Kosmos Elektronik" Pendler aus dem X3000 verzerrt, und selbst 
Röhren Pendler, die ich gesehen habe, verzerren... es liegt also nicht 
umbedingt an meinem Schaltungsdesign.

von Old (Gast)


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Die Empfangsempfindlichkeit von Pendlern beruht darauf, dass der 
Empfangsschwingkeis mit der Pendelfrequenz entdämpft wird und damit 
periodisch schmalbandiger wird. Damit funktioniert 
FM-Flankendemodulation dann nur mit geringem FM-Hub.

von Edi M. (edi-mv)


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Die Flankendemodulation war eine aus der Not geborene Lösung für nicht 
so teure Geräte, und bei geringem Hub funtioniert sie recht gut.
Zu Zeiten der "Pendler- Vorsätze" war das noch so.
Aber auch einige der ersten UKW- Superhets verwendeten den Röhrensatz 
und die normalen Schaltungen und Stufen des AM- Superhets, es gab kein 
UKW- Eingangsteil, und der Demodulator war eben auch nur der AM- 
Demodulator.
Beispiele: Stern- Radio Rochlitz "7E81" mit Pendler- Nachrüstgerät, 
Sachsenwerk "Cocktail" 537WUM, Staßfurt 5E6-10 "Carmen", 5E63 , "Aida", 
"Tosca", Loewe- Opta "Globus" 3651W, alle bei mir vorhanden.
Zu der Zeit gab es nur Mono, also keine hohe Bandbreite für Stereo und 
keinen Pilotton, damit reichte das aus.
Bei heutigen Sendern muß die Einstellung der Filter etwas breitbandiger 
erfolgen, das geht dann zu Lasten der Empfindlichkeit.
Bei Audion und Pendler kann man nur die Entdämpfung verringern, also die 
Rückkopplung heruntersetzen.

http://edi.bplaced.net/?Grundlagen___Was_ist_eigentlich..._Flankendemodulation_%3F

: Bearbeitet durch User
von Robi (teki)


Angehängte Dateien:

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Funktionierte sehr gut. Mal in Radiomuseum schauen

von Lotta  . (mercedes)


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Hey, edi, Respekt!!

@Stefan:

Wenn dich ein Pendelaudion interessiert und Du
Experimente machen willst:
Baue nen fremdgesteuerten Pendler, den kannst Du viel feiner
einstellen.

Baue ein normales Audion mit Rückkopplung,
wo du fein die Rückkoppelung einstellen kannst.
Probiere dies erst aus, denn es muß funktionieren.
Dann baust Du nen 50 Khz RC Phasenschiebergenerator, der die 
Kollektorspannung Deines Audions moduliert. Die Spannung des
RC-Generators muß in der Amplitude einstellbar sein.
So kannst diu die Rückkopplung des Audions und die "Quenschmodulation"
getrennt einstellen:
Erst die Rückkoppelung kurz vor den Schwingungseinatz,
dann den 50 KHZ Quenschgenerator vorsichtig dazu um zu pendeln.

Der Pendler arbeitet dann im "linearen Modus".
Wenn Du jetzt vorsichtig die Rückkoppelung zurücknimmst
wird die Bandbreite des Schwingkreises größer und die Qualität besser.

Hifi wird aber nie. ;-P

mfg

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo allerseits,

ich fasse mal zusammen.

Stefan hat beobachtet an seinen Experimentier-Empfängern:

- starker Sender ergibt guten Empfang auch bei vollem/großem FM-Hub
- schwache Sender ergeben guten Ton bei geringem Hub und verzerrten Ton 
bei großem Hub

- Beweis: schwacher Klassiksender bringt unverzerrten Ton (vermutlich an 
leisen Passagen), laute Klassikstellen sind verzerrt.
- Edi erklärt im Link, HEUZUTAGE sei der Hub sehr hoch wegen Stereo und 
durch den großen Hub käme man in einen ungünstigen Bereich auf der 
Resoanzkurve, woduch die NF verzerrt heruas käme, früher bei UKW-Mono 
und dem geringeren Hub aber nicht.

Edi erklärt, weshalb es das gab, wann und wie lange dies genügend gut 
war und zeigt im Link schematisch die Funktionsweise der 
Flankenmdemodulation an der Resonanzkurve eines Schwingkreises. Dabei 
wird aber nur auf die Größe des Hubs eingegangen, nicht aber auf die 
Signalstärke, mit der Stefan zu kämpfen hat. Es mag sein, daß die 
Empfänger, die Edi beschreibt, alle eine Schwundregelung haben und somit 
nahezu konstante ZF-Spannung am Flankendemodulator ansteht.

Vielleicht kann noch jemand weiter ausführen, mich interessiert das 
eben.

Ich möchte noch auf das Kapitel "Frequenzspektrum bei 
Frequenzmodulation" aufmerksam machen, siehe Link.
https://de.wikipedia.org/wiki/Frequenzmodulation

Eventuell geht bei sehr breitem Spektrum momentan ein Teil verloren, 
weil die weiter entfernten Spektrallinien zu weit nach "oben" oder 
"unten" auf der Flanke des Demodulator-Schwingkreises abgebildet werden 
und somit die Verzerrungen entstehen. Und dort ist man von Linearität 
weit genug entfernt.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Edi M. (edi-mv)


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Lotta  . schrieb:
> Der Pendler arbeitet dann im "linearen Modus".
> Wenn Du jetzt vorsichtig die Rückkoppelung zurücknimmst
> wird die Bandbreite des Schwingkreises größer und die Qualität besser.

Der "lineare Modus" ist eher für AM interessant.
Aber dieser bietet dennoch Vorteile: Bessere Einstellbarkeit, und bei 
Verwendung eines sauberen SInus weniger Störungen durch Oberwellen.

Christian S. schrieb:
> Es mag sein, daß die
> Empfänger, die Edi beschreibt, alle eine Schwundregelung haben und somit
> nahezu konstante ZF-Spannung am Flankendemodulator ansteht.

Die Geräte, die ein magisches Auge haben, zeigen bei "FM"... nichts. Die 
Getäe sind auch recht unempfindlich, da ist also nichts zu regeln.

Kann bei verschiedenen Geräten sein, kenne ich aber nicht.

Hauptsächlich ist einfach die Flanke "zu kurz" für eine ordentliche 
Demodulation, und schnell sind Verzerrungen da- eben weil heute 
wesentlich weiter ausmoduliert wird, als damals üblich (Mono). Dem 
kommen noch die im Sender verwendeten Audioprozessoren und deren 
Software- Steuerung ("Optimod") entgegen. Das "überfährt" einen 
Flankendemodulator schnell.

Verzerrungen hatte ich bei einigen Sendern bei den Staßfurter Geräten 
"Tosca" (Musiktruhe, "Aida" ist das Tischgerät mit gleichem Chassis), 
bei denen einige Sender wirklich stark verzerrt klangen, während andere 
absolut einwandfrei klangen.
Loewe- Opta "Globus" dagegen ist "gutmütiger abgestimmt", da ist kaum 
ein Unterschied zu hören..
Pendler- Geräte ebenfalls, aber die haben nicht selten Stör- Pfeifen 
durch Überlagerung ihrer Pendelfrequenz mit dem Stereo- Pilotton, der 
ziemlich nerven kann.

von Karl B. (gustav)


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Edi M. schrieb:
> Pendler- Geräte ebenfalls, aber die haben nicht selten Stör- Pfeifen
> durch Überlagerung ihrer Pendelfrequenz mit dem Stereo- Pilotton, der
> ziemlich nerven kann.

Hi, nur nebenbei. Kann mich gut daran erinnern, wie die Post plötzlich 
vor der Tür stand und Ursache für Streifen im Fernsehbild des Nachbarn 
nachspürte. Die haben die schnell herausgefunden anhand des 
Röhrenradiomodells. Das Radio haben die gleich mitgenommen, damit es 
nicht mehr in Betrieb ging. So rigoros war damals die Post.

ciao
gustav

von Motopick (motopick)


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> So rigoros war damals die Post.
Das wuenschte man sich heute auch oefter. :)
Da wuerde es wohl im manchen Haushalt schlagartig d0nkel werden.

Das das Pendelaudion bei starken (FM-)Signalen scheinbar besser
demoduliert, liegt wohl daran, dass in dem Bereich wo das
Pendelaudion selbst oszilliert, vom FM-Traeger "mitgezogen" wird.
Also gar keine Flankendemodulation im eigentlichen Sinne auftritt.

Das muesste man also einmal naeher messtechnisch untersuchen.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Karl B. schrieb:
> Das Radio haben die gleich mitgenommen,

Eigentum spielte schon damals keine Rolle.

mfg

von Edi M. (edi-mv)


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Motopick schrieb:
> Das das Pendelaudion bei starken (FM-)Signalen scheinbar besser
> demoduliert, liegt wohl daran, dass in dem Bereich wo das
> Pendelaudion selbst oszilliert, vom FM-Traeger "mitgezogen" wird.
> Also gar keine Flankendemodulation im eigentlichen Sinne auftritt.

Das (logarithmische) selbstschwingende Pendelaudion ist auch kein 
Flankendemodulator.
Das ist lange bekannt, siehe "Superregenerative Receivers" von J. R. 
Whitehead,1950
Ganz kurz gefaßt hier:
http://edi.bplaced.net/?Grundlagen___Pendler%2C_Pendelempfaenger%2C_Pendelaudion%2C_Superregenerativ-_Grundlagen

Karl B. schrieb:
> Hi, nur nebenbei. Kann mich gut daran erinnern, wie die Post plötzlich
> vor der Tür stand und Ursache für Streifen im Fernsehbild des Nachbarn
> nachspürte. Die haben die schnell herausgefunden anhand des
> Röhrenradiomodells. Das Radio haben die gleich mitgenommen, damit es
> nicht mehr in Betrieb ging. So rigoros war damals die Post.

Wann war das ? Was war das für ein Gerät ?
Ein Gerät, welches Fernsehen dermaßen stört... muß ja eine üble Gurke 
gewesen sein !
Sowas gab es vielleicht in den 50ern, da gab es ja auch die Geräte mit 
UKW- Pendler- Eingangsteil oder "Vorsetzer", die so hochfrequente 
Störungen verursachen konnten, in den 60ern war man da schon von weg, 
wenn nicht doch noch jemand so einen Oldie hatte.
Ende der 60er habe ich die letzten Geradeausempfänger noch erlebt, da 
gab es zwar nur noch Superhets, und die waren ausgereift, aber es gab 
noch etliche funktionstüchtige Volksempfänger "DKE" oder "VE301", und es 
waren noch lange die beliebten "Grünau" oder "1U11" als Zweitgerät auf 
dem Flur oder in der Gartenlaube im Einsatz.

: Bearbeitet durch User
von Motopick (motopick)


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> Das ist lange bekannt, siehe "Superregenerative Receivers" von J. R.
> Whitehead,1950

Das ist schoen, dass die antike Fachliteratur meine Vermutung stuetzt. 
:)

Sie hat das Pendelaudion trotzdem nicht davor bewahrt, es im
praktischen Gebrauch tunlichst zu meiden.

Was spaetestens dann evident wird, wenn eine Hausfrau mehrere
der beliebten "Funksteckdosen" nebeneinander in die Steckdosenleiste
steckt. Dann "rauschen" sich die Pendler naemlich gegenseitig zu.

> Ende der 60er habe ich die letzten Geradeausempfänger noch erlebt

In den 70ern gab es ein russisches Bausatzradio, dass kein Super war.
Fuer den lokalen Ortssender reichte es, und am Abend wenn das Band
"aufging" hoerte man auch mehr.

von Edi M. (edi-mv)


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Motopick schrieb:
> Sie hat das Pendelaudion trotzdem nicht davor bewahrt, es im
> praktischen Gebrauch tunlichst zu meiden.

Dennoch: Es gibt noch heute integrierte Schaltkreise, deren Eingang... 
ein Pendler ist, etwas für Datenübertragung auf kürzeste Distanz, etwa 
für Computer- Zubehör, Maus, Tastatur.
Grund für Pendler: Konkurrenzlos geringer Stromverbrauch.

Ich habe noch ein Kinder- Walkie- Talkies, die funktionieren auch mit 
dem Pendler.
40m überbrücken die noch gerade so.
Ob sowas noch produziert wird ?

> Was spaetestens dann evident wird, wenn eine Hausfrau mehrere
> der beliebten "Funksteckdosen" nebeneinander in die Steckdosenleiste
> steckt. Dann "rauschen" sich die Pendler naemlich gegenseitig zu.

Ja klar, wenn sowas mit Pendlern arbeitet, zu erwarten.

von Motopick (motopick)


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> Datenübertragung auf kürzeste Distanz

Da wuerde ich eher simple Geradeausempfaenger erwarten.

Mit einem Spektrumanalyzer faellt es leicht, einen Pendler zu
identifizieren. Bei 433 MHz erzeugt der eine mehrere(!) MHz breite
Rauschglocke mit ca. 40 ueber Rauschen im Maximum.
Im 2.4 GHz Band wuerde sich da ein Einsatz wohl grundsaetzlich
verbieten. Ich habe hier noch 2 Tastaturen/Maeuse im 27.12 MHz Band.
Aber die sind von der Abstrahlung voellig unverdaechtig.
Da koennte man hoechstens nach dem Oszillatorsignal eines Supers
suchen. :)

von Stefan K. (stefan02)


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Hallo,

danke für die vielen Beiträge und die Rückmeldung auch die tlw. 
analytischen Erklärungen, die hier gepostet wurden.

Der "Fremdgesteuerte Pendler" ist mir natürlich ein Begriff, und hier 
gibt es auch Schaltungen, die mit dem Exoten "2N2646" als Oszillator 
arbeiten, um die "Pendelschwingung" fest vorzugeben. In meinen eigenen 
Experimenten nutzte ich dazu eine 2 Transistor R-C Oszillatorschaltung, 
und habe über einen 3. Transistor den Basisanschluss des Pendler 
Transistors gesteuert. Das hat in
der Tat relativ gut funktioniert... aber ich war so abgelenkt, andere 
Lösungen zu erarbeiten, das ich diese offensichtliche Schaltung ganz aus 
den Augen verloren hatte.

Prinzipiell habe ich es ja geschafft, auch mit dem Pendelempfänger die 
schwächeren Sender empfangbar zu machen. Beispielsweise in dem ich ihm 
einen mitlaufenden HF Vorverstärker spendtiert habe. Das ganze 
"summiert" sich dann auch, wenn man so will, denn der mitlaufende 
Vorverstärker empfängt ja den Pendler selber, sendet in den Pendler 
rein, und je nach Verstärkungsgrad wird das ganze dann halt einfach zu 
einem Sender.

Wenn man es jedoch richtig abgleicht, und den richtigen Punkt findet, 
verhält sich die Schaltung vom Empfang her wie ein TDA7000. Ich rede 
jetzt nicht von der Empfangsleistung - die ist klar schlechter, ich rede 
eher von dieser art "Einrasten" auf einen Sender, die jeder, der schon 
mal mit dem TDA7000 experimentiert hat, kennen dürfte. In etwa so klang 
das dann auch, und selbst die Schwachen Sender wurden gut empfangen.

Die Versuche fanden auf einem Steckboard statt, und natürlich weis ich, 
das "UKW" und "Steckboard" nicht so gut zusammenpassen - daher hatte ich 
den Aufbau angepasst, Kondensatoren (die HF relevant waren) teilweise 
direkt mit den Transistoranschlüssen in das selbe Loch im Steckboard 
gesteckt, so wie lange Leitungswege (+ x nH) durch Aufbautechniken 
vermieden oder zumindest so gut wie möglich verkleinert.

Als ich das dann auf einer ordentlichen CU Platine aufgebaut habe, gute 
Masseverbindungen, ebenfalls kompakte Bauweise, hat es aber gleich viel 
schlechter funktioniert.

Mir ist klar, das das Steckboard etliche (unerwünschte) Kapazitäten hat, 
die in dem Fall zur Funktion des Prototypen beitrugen, aber weil das 
ganze generell Erwartungsgemäß relativ Handempfindlich gewesen ist, habe 
ich das Konzept dann erst mal nicht mehr weiter verfolgt.

Beim UKW-Audion (1 Transistor + NF Verstärker) ist es so, das ich mit 
dem Zurücknehmen der Rückkopplung den Effekt erziele, das der gewünschte 
Sender immer unschärfer zu empfangen ist, und die Verzerrung absolut 
erhalten bleibt. Man muss den Audion schon fast schwingen lassen, um 
ebenfalls diesen "Einrasten" Effekt zu erhalten, aber dann ist die 
Bandbreite schon wieder zu klein, um den Sender gut zu demodulieren.

Mir ging es eigentlich im Kern darum, ob Pendler und Audion Schaltungen 
generell eher unbrauchbar sind (wenn nicht gerade extrem starkes Signal 
vorhanden, sondern "nur" Ortssender Signalstärke), oder ob mir einfach 
das Talent fehlt... da eine gute Schaltung zu bauen.

Nachdem ich über mehr als eine Dekade immer mal wieder "rum gespielt" 
habe, und ja auch dann Schaltungen gebaut habe, die das erfüllen, was 
ich möchte (aber zig mal so aufwendig sind wie ein einfacher 1 
Transistor Radio) wollte ich mich halt informieren.

Die Störstrahlung von Pendlern bekommt man gut weg, wenn man einfach 
einen Verstärker zwischen Empfangsantenne und Pendler schaltet. Auch 
wenn der wegen fehlendem "Matching" nur V=1 haben mag (und so mit 
eigentlich sinnlos ist) sorgt er doch dafür, das das Pendelsignal nicht 
gleich etliche Meter weit "sendet", sobald man eine Empfangsantenne 
anschließt.


Mir wurde ja eine Schaltung empfohlen, und da sie relativ einfach ist, 
überlege ich mir, ob ich sie aus Neugierde mal aufbaue. Frage: Wie 
kritisch sind hier die Bauteile? Einen BF255 oder was es ist, habe ich 
gerade nicht hier, aber sehr viele andere HF T´s wie BFR90 / 96 oder 
natürlich BF199 / S9018 und co. Auch die alten NF Transistoren würde ich 
gerne durch modernere Typen ersetzen (547, 337, S9014 und so)... 
machbar, oder wurde die Schaltung so ausgelegt, das sie nur mit den 
Original Bauteilen (interne Kapazitäten) gut funktioniert? 5pF -> 4,7pF?

Für mich sieht die Schaltung nach einem typischen 0815 Pendler aus, mit 
"erwartbarem" Ergebnis, aber sie wurde empfohlen, daher überlege ich 
mir, sie eventuell mal aus zu probieren.


Danke für all die Antworten.

Gruß: Stefan

: Bearbeitet durch User
von Edi M. (edi-mv)


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Motopick schrieb:
> Da wuerde ich eher simple Geradeausempfaenger erwarten.
>
> Mit einem Spektrumanalyzer faellt es leicht, einen Pendler zu
> identifizieren. Bei 433 MHz erzeugt der eine mehrere(!) MHz breite
> Rauschglocke mit ca. 40 ueber Rauschen im Maximum.

Das nimmt man wohl hin. Hier sind einige, für 250- 433 MHz.
http://www.ynovo.com.c*n/index.php/en/ownproduct/lists/typeid/22.html
(Stern aus dem Link entfernern, wird als Spam gewertet)
(rechts die PDF- Datenblätter, einige Links funktionieren nicht)

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Motopick schrieb:
> Das das Pendelaudion bei starken (FM-)Signalen scheinbar besser
> demoduliert,
.....
> Also gar keine Flankendemodulation im eigentlichen Sinne auftritt.

Hmm, wer möchte denn bitte erklären, weshalb in den beiden Textstellen 
KEIN Widerspruch zu sehen sein sollte?

Oder anders ausgedrückt:
Bei starkem FM-signal wird scheinbar besser demoduliert, dazu aber nicht 
die Flanke benutzt. Womit wird dann demoduliert stattdessen?

mfg

: Bearbeitet durch User
von Edi M. (edi-mv)


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Stefan K. schrieb:
> Mir ging es eigentlich im Kern darum, ob Pendler und Audion Schaltungen
> generell eher unbrauchbar sind

Für den Verwendungszweck möglich, aber suboptimal. Als diese Schaltungen 
verbreitet waren, gab es noch kein Stereo, welches eine Bandbreite hat, 
die einfache Demodulatoren "überfährt", und schon gar keine Audio- 
Prozessoren.

> oder ob mir einfach
> das Talent fehlt... da eine gute Schaltung zu bauen.

Das sehen Sie, wenn Sie eine gute Schaltung HABEN.
Etwa die der bekannten FM- Demodulatoren. Die sind nämlich nicht an das 
Superhet- Prinzip  gebunden. Das geht auch mit dem Geradeaus- Prinzip, 
wenn Sie einen geeigneten Demodulator verwenden.
Hier Beispiele aus der Röhren- Zeit:
http://edi.bplaced.net/?Edi%60s_Specials___Special%3A_Geradeaus-_Empfangsteil_fuer_UKW

(Anmerkung: Die Rückkopplung kann hier auch zum Vorteil in der Vorstufe 
verwendet werden)

: Bearbeitet durch User
von Motopick (motopick)


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> Womit wird dann demoduliert stattdessen?

Es ist nicht so, dass ich mir dieses Umstandes nicht bewusst
gewesen waere. Die Situation ist in diesem Punkt ja eher aehnlich
zu einer gerasteten PLL. Das durch das Pendelprinzip dass nur
fuer einen Teil der Zeit gilt, schadet nicht.
Der Schwingkreis schwingt mit der gespeicherten Energie weiter.

Gegen eine Flankendemodulation spricht die unerwartet gute
Qualitaet des demodulierten Signals.

von Edi M. (edi-mv)


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Christian S. schrieb:
> Bei starkem FM-signal wird scheinbar besser demoduliert, dazu aber nicht
> die Flanke benutzt. Womit wird dann demoduliert stattdessen?

Es ist immer noch eine Demodulation, die Impulse konstanter Höhe, aber 
verschiedener Breite liefert.
Die unterschiedliche Breite entsteht durch verschiedene Einsatzschwellen 
der Schwingung ("Schwingungsanfachung"). Die Frequenz hat, wenn 
überhaupt, nur geringen Einfluß, die Ampltudenänderung am Schwingkreis 
durch Frequenzänderung auf der Flanke der Resonanz schon.

von Motopick (motopick)


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@ Edi
Gut erklaert. :)
Der Frequenzfehler, aka Modulation, erzeugt eine PWM.

von Edi M. (edi-mv)


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Hier noch ein Ausschnitt aus einer älteren Beitragsfolge:
Beitrag "Pendelaudion AM- Hinweise auf historische Geräte gesucht"
(Beitrag vom  09.04.2016 14:01)
HAt jetzt nicht wirklich mit Hub, Feldstärke und Verzerrungen zu tun, 
aber zeigt den Unterschied zwischen den beiden Modi des Pendlers.

******************************************
Das ist in den historischen Quellen gut belegt (Cantz/ Novak: "Der
Pendelempfang", Kap. 1.13), und zwar für den "Selbstpendler":

Beim Selbstpendler steigt bei fehlendem Empfang die Verstärkungswirkung 
soweit an. daß das bekannte Rauschen mit voller Lautstärke aus dem 
Lautsprecher ertönt.

Degegen aus der gleichen Quelle für den "Fremdpendler":

Schaltungen mit getrenntem Pendelfrequenzerzeuger ...einige beachtliche 
Vorteile aufweisen.
...
Ein großer Vorteil eines solchen Pendlers liegt darin, daß bei fehlendem 
Empfang kein Rauschen zu hören ist, wenn die Rückkopplung für einen 
ausreichend starken Sender vorher optimal eingestellt wurde.
******************************************

Wie geschrieben: Flanken- Demodulation und Pendler sind nicht die besten 
Geradeaus- Konzeptions- Lösungen, ein echter FM- Demodulator 
-Diskriminator oder Verhältnisgleichrichter- ist jedoch auch mit dem 
Geradeausprinzip nutzbar, ggf. sogar wie beim Audion, mit einer 
entdämpften HF- Stufe.

von Edi M. (edi-mv)



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Na, noch jemand am Thema interessiert ?

Hier ein Video zum Thema Flankendemodulation bei UKW.
(Einen UKW- Pendler habe ich leider noch nicht, zwar ein Radio, welches 
einen verwendet, der fehlte jedoch)

Dazu die Schaltung des Geräts- eine sehr interessante Schaltung 
übrigens.

Das Radio ist ein Loewe- Opta "Globus " 3651W, Baujahre 1950/51.

Dieses Radio arbeitet auf UKW mit Flankendemodulation, in einer sehr 
reduzierten Superhet- Schaltung, mit 6 Kreisen AM, aber nur 4 Kreisen FM 
!
Das Gerät ist sehr unempfindlich auf UKW, ich habe einen Unter- Dach- 
Ringdipol dran.
Der Empfang ist bei schwachen Sendern wesentlich leiser- von Ausgangs- 
LEISTUNG ist kaum zu sprechen.

Ich habe den UKW- Signalweg im Schaltplan farbig abgesetzt.

Es gibt keinen "UKW- Tuner", die Schaltung ist eigentlich kaum anders, 
als eine AM- Schaltung, nur Spulen und Drehkos sind eben von den Werten 
her kleiner.
Die 2 Filter haben nur je eine abgestimmte Spule, zusammen mit 
Eingangskreis und Oszillatorkreis sind das nur 4 Kreise, eine Vorstufe 
ist da, aber die ist nichtabgestimmt.
Der Demodulator wird genau wie bei AM verwendet, nur eben auf ein 10,7er 
Bandfilter geschaltet.
Die Regelung wird bei UKW heruntergesetzt, die Aussteuerungsanzeige 
könnte noch anzeigen, aber da müßte ein sehr hoher Pegel vorhanden sein, 
dem ist nicht so.

Das Video habe ich gemacht, um zu zeigen, wie sich Flankendemodulation 
auswirkt.
Selbige nutzt die Dermodulator- Spannungsunterschiede am Schwingkreis 
(Bandfilter), welche durch die Abstimmung "neben den Sender", also damit 
auf die Flanke des (Bandfilter-) Schwingkreises, entstehen.
Damit... müßten aber, weil ein Schwingkreis 2 Flanken der Resonanzkurve 
besitzt, auch 2 Demodulationen möglich sein.

Und das demonstriere ich hier.

Jeder Sender hat 2 Empfangsstellen, dicht nebeneinander.
Nur der erste Sender... hat das auch, aber  kaum noch wahrnehmbar- der 
ist der stärkste Sender in meiner Region. Der klingt auch nicht mehr 
sauber.
Da mit höherer Feldstärke dem Demodulator die überhaupt größtmögliche 
Bandbreite eines Senders angeboten wird, wird die Flankendemodulation 
"überfahren".

(Eigentlich sollte die Bandbreite nicht anders sein, aber daß mit 
Ortssender- Nähe die Bandbreite doch etwas höher ist, erkannte man 
bereits in den 30er Jahren bei Körting.
Dies ist damit begründet, daß die Empfänger Bandbreiten- begrenzt waren, 
die Sender aber doch etwas weiter ausmodulierten.)
Siehe angehängtes Bild, aus einem Körting- Werbeprospekt.

Schlechte Tonqualität kann auch durch das weite Ausfahren der Modulation 
-mittels der im Sender verwendeten Audio- Prozessoren- entstehen.

Es ist eben die Technik der ersten UKW- Jahre- es gab schon kurz danach 
bereits Geräte mit guten, nun getrennten UKW- Eingangsteilen- "UKW- 
Tuner".
Aber... es funktioniert, das Radio sieht recht nett aus, und ist bis 
heute, 73 Jahre später,  immer noch gut nutzbar, auch wenn man mit der 
Leistung kaum einen Hering vom Teller zieht.

: Bearbeitet durch User
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