Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wann gehen BJT's nach Sättigung nacheinander in den Aktivbereich?


von Jana (jana_b232)


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Hallo ich habe hier eine Schaltung, zu der ich einige Fragen habe. Ich 
schreibe demnächst ein Klausur über Halbleiterschaltungstechnik. Bei den 
Transistoren handelt es sich um npn-BJT's.

1. Ue wird verringert. In welcher Reihenfolge gehen die Transistoren in 
den Aktivbereich?
2. Ab welcher Spannung Ue geht T2 in Sperrbereich
3. gehen T1 und T3 vor, nach oder gleichzeitig mit T2 in den 
Sperrbereich?

ich komme hier leider nicht weiter. Ich habe für die 1 Frage gedacht, 
dass ja der Aktivbereich vorliegt, wenn die SPannung U_BE1 größer als 
U_CE,satt = 0,2V ist.


[Mod: Formatierung korrigiert]

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von Rainer W. (rawi)


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Jana schrieb:
> Bei den Transistoren handelt es sich um npn-BJT's.

Das würde ich dann auch im Schaltbild durch das entsprechende 
Schaltzeichen zum Ausdruck bringen ;-)

zu 1)
Je mehr der Transistor in der Sättigung ist, um so mehr Ladungen müssen 
fließen, um ihn da wieder raus zu holen.

: Bearbeitet durch User
von Jana (jana_b232)


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Rainer W. schrieb:
> Jana schrieb:
>> Bei den Transistoren handelt es sich um npn-BJT's.
>
> Das würde ich dann auch im Schaltbild durch das entsprechende
> Schaltzeichen zum Ausdruck bringen ;-)
>
> zu 1)
> Je mehr der Transistor in der Sättigung ist, um so mehr Ladungen müssen
> fließen, um ihn da wieder raus zu holen.

> wie ist das hier konkret mit den Widerständen und der Einspannung U_e 
auszzudrücken?
> zu 2)
> siehe U_BE-Kennlinie
> es gibt keine U_Be Kennlinie, da das eine Klausuraufgabe ist, die theorethisch 
gelöst werden soll. Das heißt, hier muss eine Gleichung in Abhängigkeit von den 
Parametern abgeleitet werden.

> zu 3)
> Sperren ist Sperren
Du meinst es sperren alle gleichzeitig? Das glaube ich eher nicht.

von Clemens L. (c_l)


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Hast du verstanden, wie man den Basis-Strom berechnet, und was U_BE 
damit zu tun hat? (Das ist der Schlüssel für alle drei Fragen.)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Jana schrieb:
> Du meinst es sperren alle gleichzeitig?
1. es kommt drauf an, wie "gleichzeitig" definiert ist, im Grunde also, 
wie schnell oder langsam die Spannung sinkt

2. wenn das reale Transistoren mit Fertigungstoleranzen sind, dann 
dürften die Abschalt(zeit)punkte eher zufällig verteilt sein

von Jana (jana_b232)


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Clemens L. schrieb:
> Hast du verstanden, wie man den Basis-Strom berechnet, und was U_BE
> damit zu tun hat? (Das ist der Schlüssel für alle drei Fragen.)

Vielen dank für den Anstoß:
Zur 1.Frage:
Ich habe jetzt erstmal gedacht, das IB= Ue/RB_ges ist. SOmit habe ich 
die Teilströme mit dem Stromteiler berechnet und komme zu dem Schluss, 
dass I_B1 < I_B2 < I_B3 und da annähernd IB ~ U_BE gilt, folgt daraus 
U_BE1 < U_BE2 < U_BE3.

Daher geht T1 als erstes in den Aktivbereich: U_Be < U_CE

zur 2.
T2 geht in den Sperrbereich wenn gilt: U_BE2 < 0,6V

Zur 3.
Analog zu 1 geht T1 als erstes in den Sperrbereich da U_BE1 < U_BE2 < 
U_BE3. Demnach folgt 2 und danach 3.


kann man das so beantworten ?

von Uwe (neuexxer)


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>> 2. wenn das reale Transistoren mit Fertigungstoleranzen sind,
>> dann dürften die Abschalt(zeit)punkte eher zufällig verteilt sein

Solch einen "Punkt" muss man willkürlich festlegen, weil
der Übergang vom Leiten zum Sperren eben nicht schlagartig erfolgt.

Desgleichen kann man die Stelle des Übergangs vom aktiven
zum Betrieb in Sättigung nicht allgemeingültig-streng definieren.

> ... und da annähernd IB ~ U_BE gilt...

Diese Abhängigkeit ist reichlich nichtlinear.

von Peter S. (peter_sch)


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Jana schrieb:
> Angehängte Dateien:
>             IMG-0364.jpg

Wie kann
sein, wenn
ist?

von Georg M. (g_m)


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Jana schrieb:
> 1. Ue wird verringert. In welcher Reihenfolge gehen die Transistoren in
> den Aktivbereich?

3---2---1
Je größer der Basiswiderstand ist, desto kleiner ist der Basisstrom, 
desto früher wird die Sättigung beendet.



Jana schrieb:
> 2. Ab welcher Spannung Ue geht T2 in Sperrbereich
> 3. gehen T1 und T3 vor, nach oder gleichzeitig mit T2 in den
> Sperrbereich?

Wenn kein Strom mehr fließt, spielt der Unterschied der Widerstände 
keine Rolle mehr.

von Lutz V. (lutz_vieweg)


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von Clemens L. (c_l)


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Jana schrieb:
> Ich habe jetzt erstmal gedacht, das IB= Ue/RB_ges ist.

Aber die Basis-Emitter-Strecke des Transistors verhält sich nicht wie 
ein Widerstand (sondern wie eine Diode). Die Aufgabe sagt U_BE = 0,6 V, 
also:
* wenn mindestens 0,6 V möglich sind, dann ist der Spannungsabfall über 
BE exakt 0,6 V, und es fließt ein beliebig hoher Strom in die Basis;
* wenn weniger als 0,6 V möglich sind, dann fließt gar kein Strom.
Der Strom wird also nur durch den Vorwiderstand begrenzt. Das sich der 
Transistor immer 0,6 V weg nimmt, bleibt der Rest für den Widerstand, 
also:

I_B = (Ue - 0,6 V) / R_B

> da annähernd IB ~ U_BE gilt

Nein, U_BE ist in dieser Aufgabe konstant. (In der Realität und den 
darauf aufbauenden Simulatoren nicht, und der Zusammenhang ist nicht 
linear. Aber diese Annäherung ist gut genug, um viele Schaltungen 
entwerfen zu können, und einfach genug, dass Anfänger sie ausrechenen 
können. :)

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Lothar M. schrieb:
> wenn das reale Transistoren mit Fertigungstoleranzen sind, dann
> dürften die Abschalt(zeit)punkte eher zufällig verteilt sein

Ich habe in der Ausbildung immer so geantwortet:

"Unter der unrealistischen Annahme, dass die Transistoren gleiche 
Eigenschaften haben, ..."

von Lutz V. (lvw)


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Jana schrieb:
> Hallo ich habe hier eine Schaltung, zu der ich einige Fragen habe. Ich
> schreibe demnächst ein Klausur über Halbleiterschaltungstechnik. Bei den
> Transistoren handelt es sich um npn-BJT's.
>
> 1. Ue wird verringert. In welcher Reihenfolge gehen die Transistoren in
> den Aktivbereich?
> 2. Ab welcher Spannung Ue geht T2 in Sperrbereich
> 3. gehen T1 und T3 vor, nach oder gleichzeitig mit T2 in den
> Sperrbereich?
>
> ich komme hier leider nicht weiter. Ich habe für die 1 Frage gedacht,
> dass ja der Aktivbereich vorliegt, wenn die SPannung U_BE1 größer als
> U_CE,satt = 0,2V ist.

Für mich ist in der Fragestellung so einiges unklar.
Der Reihe nach:
1.) Durch Ue-Verringerung sollen die npn-Transistoren nacheinander in 
den Aktivbereich übergehen - also befinden diese sich zuvor alle im 
Schaltbetrieb (mit relativ großen Basisströmen)- Dann ist aber doch auch 
klar, dass der Transistor mit dem KLEINSTEN Basisstrom (größter 
Vorwiderstand, also T3) zuerst in den Aktiv-Betrieb überwechselt.
2.) Um genaue Spannungswerte angeben zu können (Frage 2), braucht man 
die Stromverstärkung  von T2.
3.) Wie ist bei Dir/Euch denn der Sperrbereich definiert ? Natürlich 
geht auch der Transistor bei weitere Ue-Verringerung als erster in den 
Sperrbereich, der als erster in den Aktivbereich gewechselt ist - er hat 
ja den größten Spannungsabfall am Vorwiderstand (bei den anderen ist die 
Spannung Ube ja noch etwas größer).

Alls natürlich unter der idealisierenden Annahme gleicher Transstoren.

: Bearbeitet durch User
von Mampf F. (mampf) Benutzerseite


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Georg M. schrieb:
> 3---2---1
> Je größer der Basiswiderstand ist, desto kleiner ist der Basisstrom,
> desto früher wird die Sättigung beendet.

Deshalb mag ich keine BJT Transistoren und benutze nur noch MOSFETs - 
die sind irgendwie viel einfacher zu verstehen^^

von Lutz V. (lvw)


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Mampf F. schrieb:
> Georg M. schrieb:
>> 3---2---1
>> Je größer der Basiswiderstand ist, desto kleiner ist der Basisstrom,
>> desto früher wird die Sättigung beendet.
>
> Deshalb mag ich keine BJT Transistoren und benutze nur noch MOSFETs -
> die sind irgendwie viel einfacher zu verstehen^^

Na ja - das mag bei Dir und Deinen Anwendungen ja so sein. Es gibt aber 
nun auch andere Anwendungen, wo BJT`s unverzichtbar sind. Man hat ja nun 
nicht immer die freie Wahl, um mit den Bauteilen zu arbeiten, die 
"einfacher zu verstehen" sind.

: Bearbeitet durch User
von Klaus H. (hildek)


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Steve van de Grens schrieb:
> Ich habe in der Ausbildung immer so geantwortet:
>
> "Unter der unrealistischen Annahme, dass die Transistoren gleiche
> Eigenschaften haben, ..."

Hat dir das einen Plus- oder einen Minuspunkt eingebracht?
Plus: aha, der Probant denkt mit und kennt sich aus!
Minus: soso, der Probant zweifelt meine Kompetenz (die des Ausbilders) 
an!

😉

von Jana (jana_b232)


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Lutz V. schrieb:
> Alls natürlich unter der idealisierenden Annahme gleicher Transstoren

ALles klar, das macht Sinn. ja die Fragestellungen sind oft in der 
Praxis so wenig anwendbar. Ich komme von der TU, da wird wenig 
praxisorientiert gelehrt. Die Transistoren haben meist immer die 
gleichen Eigenschaften und werden wie ideale BJT's behandelt.  Der 
Sperrbereich ist definiert als: U_BE < U_D (also die 
Durchlassungsspannung der Diode auf der Basis Emitter Strecke). Hier in 
diesem Fall U_BE<0.6V.

Danke für die Antwort. Ich habe jetzt verstanden, warum 3 als erstes in 
den Aktivbereich geht. und auch später dann in den Sperrbereich.

von Jana (jana_b232)


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Lutz V. schrieb:
> Zur Veranschaulichung einfach in einen Simulator malen:

Super Link, danke, hatte so etwas noch nicht gehabt. Werde ich nun öfter 
benutzen.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Klaus H. schrieb:
> Hat dir das einen Plus- oder einen Minuspunkt eingebracht?

Das weiß ich nicht mehr. Da ich so ziemlich alles direkt zuhause 
ausprobiert habe und das wiederum Fragen hervor brachte hatet der Lehrer 
mich bestimmt noch lange in Erinnerung.

Einmal traf ich ihn an einem Samstag in der Bücherei. "Her ...., was 
machen Sie denn hier?" "Ich suche Antworten auf ihre Fragen".

: Bearbeitet durch User
von Klaus H. (hildek)


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Jana schrieb:
> Super Link, danke, hatte so etwas noch nicht gehabt. Werde ich nun öfter
> benutzen.

Freunde dich eher mit LTSpice an. Da hast du mehr davon.

Jana schrieb:
> Ich habe jetzt verstanden, warum 3 als erstes in
> den Aktivbereich geht. und auch später dann in den Sperrbereich.

Nachdem deine Aufgabe keine Angabe über die Höhe von Ue enthält, kann 
diese Aussage gar nicht so einfach getroffen werden.
Ich hab das mal mit LTSpice simuliert, Transistor BC817-25 bei drei 
verschiedenen Eingangsspannungen. Die Kurven zeigen die 
Kollektorspannung an den drei Transistoren, wobei O1 der Kollektor von 
T1 ist usw.

Bei kleinen Eingangsspannungen ist T1 am schnellsten, weil alle nur 
wenig übersteuert sind. Bei großen Eingangsspannungen dreht sich das 
Bild.

von Clemens L. (c_l)


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Klaus H. schrieb:
> Bei kleinen Eingangsspannungen ist T1 am schnellsten, weil alle nur
> wenig übersteuert sind. Bei großen Eingangsspannungen dreht sich das
> Bild.

In dieser Aufgabe geht es um die analogen Eigenschaften von BJTs; Ue 
soll sich langsam ändern (von irgendwo über 0,6 V zu irgendwo unter 
0.6 V). Hier wird, wenn überhaupt, mit dem Multimeter und nicht mit dem 
Oszilloskop gemessen.

von Lutz V. (lvw)


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Jana schrieb:
> Lutz V. schrieb:
>> Alls natürlich unter der idealisierenden Annahme gleicher Transstoren
>
> ALles klar, das macht Sinn. ja die Fragestellungen sind oft in der
> Praxis so wenig anwendbar. Ich komme von der TU, da wird wenig
> praxisorientiert gelehrt. Die Transistoren haben meist immer die
> gleichen Eigenschaften und werden wie ideale BJT's behandelt.  Der
> Sperrbereich ist definiert als: U_BE < U_D (also die
> Durchlassungsspannung der Diode auf der Basis Emitter Strecke). Hier in
> diesem Fall U_BE<0.6V.
>
> Danke für die Antwort. Ich habe jetzt verstanden, warum 3 als erstes in
> den Aktivbereich geht. und auch später dann in den Sperrbereich.

Dass man an der TU mit einem Transistor arbeitet, der bei Ube>0,6V im 
aktiven Verstärkerbereich arbeitet und bei Ube<0,6V sperren soll, finde 
ich schon überraschend. So eine Vereinfachung ist m.E. unverantwortlich 
und ist weit ab (SEHR weit) von der Realität, denn natürlich fließt auch 
bei 0,5V noch ein Koll.Strom. So rechnet und denkt man höchstens noch im 
Physik-Unterricht in der 9. Klasse (und auch dort hakte ich es für 
unsinnig).

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Lutz V. schrieb:
> So eine Vereinfachung ist m.E. unverantwortlich
Ausführliche Erläuterung im Beitrag "Verständnisfrage Transistor"

Und lass der Jana einfach noch ein paar Semester Zeit, die ist jetzt ja 
offensichtlich noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Denn nicht jeder hat 
die Weisheit schon im ersten Semester mit dem Löffel gefressen.

: Bearbeitet durch Moderator
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