Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lebensdauer von X2 Kondensatoren


von Gustav K. (hauwech)


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Hallo,

im Datenblatt eines X2 Kondensators lese ich was von 100.000 Stunden 
Lebensdauer, was bei einer 24/7 Anwendung rechnerisch ca. 11 Jahren 
entspricht.

Nun wird solch ein Kondensator nach 11 Jahren nicht plötzlich zu Staub 
zerfallen. Weiß jemand, wie die Hersteller diese Grenze definiert haben?

Gustav

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Gustav K. schrieb:

> Weiß jemand, wie die Hersteller diese Grenze definiert haben?

Wie der unbekannte Hersteller das macht kann man nicht wissen.

Normalerweise wenn x% der Kondensatoren völlig defekt sind, oder ihre 
Kapazität um y% unter der Toleranzgrenze liegt. Das Ganze dann noch bei 
bestimmter Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

von Marco K. (fuerst-rene)


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PN dann kann ich nachfragen ich kenne die meisten Hersteller und hab zum 
FAE kontakt.

von Gustav K. (hauwech)


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H. H. schrieb:
> Wie der unbekannte Hersteller das macht kann man nicht wissen.

Wima schreibt 300.000 Stunden, Vishay und TDK garantieren eine konstante 
Kapazität über 1.000 Stunden. Mehr Informationen konnte ich zum Thema 
nicht finden.

> Normalerweise wenn x% der Kondensatoren völlig defekt sind, oder ihre
> Kapazität um y% unter der Toleranzgrenze liegt. Das Ganze dann noch bei
> bestimmter Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

D.h., man hat eine Spanne von etwas Kapazitätsverlust über eine Zeit X 
bis zum Totalausfall irgendwann. Wie geht man vor, wenn man einen 
möglichst langlebigen X2 Kondensator sucht, Stichwort 
Kondensatornetzteil?

von Ozvald K. (Firma: Privat) (ozvaldk)


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Gustav K. schrieb:
> was bei einer 24/7 Anwendung rechnerisch ca. 11 Jahren
> entspricht.

Hallo Gustav,

ein aktuelles Thema auch bei mir. Habe zwei IR-Bewegungsmelder gehabt, 
die nach ~10 Jahren Fehlfunktionen aufwiesen. Neugierig wie ich es bin, 
habe sie zerlegt und inspiziert. Die 0,47uF Kondensatoren im Netzteil 
sind nicht zum Staub zerfallen, aber wesentlich an Kapazität verloren. 
~0,16uF, bzw. ~0,087uF

von Udo S. (urschmitt)


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Gustav K. schrieb:
> Wie geht man vor, wenn man einen
> möglichst langlebigen X2 Kondensator sucht, Stichwort
> Kondensatornetzteil?

Einen mit höherer Nennspannung nehmen (305 oder gar 400V statt 275V.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Ich nehme mal an, dass die versprochene Lebensdauer nur für den 
unwahrscheinlichen Fall gilt, dass der Kondensator keine 
Überspannungs-Impulse ab bekommt.

Die besondere Eigenschafte dieser Kondensatoren ist ja, dass sie nach 
einer Überspannung weiter benutzbar sind.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ozvald K. schrieb:
> Neugierig wie ich es bin, habe sie zerlegt und inspiziert. Die 0,47uF
> Kondensatoren im Netzteil sind nicht zum Staub zerfallen, aber
> wesentlich an Kapazität verloren. ~0,16uF, bzw. ~0,087uF
Jetzt wäre es spannnend, wie die Folie ausgesehen hätte, wenn du die 
Kondensatoren auch noch zerlegt hättest.
Siehe den Beitrag "Re: Kondensatornetzteil - Spannungseinbruch".

Gustav K. schrieb:
> Wie geht man vor, wenn man einen möglichst langlebigen X2 Kondensator
> sucht, Stichwort Kondensatornetzteil?
Man muss einen suchen, der für diese "Serienschaltung" im 
Kondensatornetzteil geeignet ist. Weil das blöderweise kein Hersteller 
reinschreibt, muss man nach dem Gegenteil suchen.

Der hier ist z.B. sicher nicht für ein Kondensatornetzeil geeignet, denn 
da steht explizit *not for use in "series with mains" type 
applications*:
- 
https://www.tme.eu/Document/cdea93403c379fcb90fcfcc161c7ae21/KEM_F3093_R46_X2_275_110C.pdf

Und die hier sind für "across the line X2 applications" vorgesehen, also 
auch nicht für Kondensatornetzteile geeignet:
- https://www.vishay.com/en/product/28166/
- https://www.vishay.com/en/product/28138/

von H. H. (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Man muss einen suchen, der für diese "Serienschaltung" im
> Kondensatornetzteil geeignet ist. Weil das blöderweise kein Hersteller
> reinschreibt, muss man nach dem Gegenteil suchen.

Epcos hat das mal getan. Keine Ahnung ob es die Serie noch bei TDK gibt, 
und ob sie speziell dafür ausgezeichnet ist.

Beitrag #7602344 wurde vom Autor gelöscht.
von Udo K. (udok)


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Der ist geeignet:

https://www.tdk-electronics.tdk.com/inf/20/20/ds/MKT_B32932_936.pdf?ref_disty=digikey

- "For connection in series with the mains"
- "For severe ambient condition"
- "Damp heat test" (mit angelegter Spannung!)

von H. H. (Gast)


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Udo K. schrieb:
> B32932_936

Die hatte ich in Erinnerung.

von Gustav K. (hauwech)


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H. H. schrieb:
> Udo K. schrieb:
>> B32932_936
>
> Die hatte ich in Erinnerung.

Interessant! Bisher fand ich Datenblätter zu B32921_928 und B32924_928.
B32932_936 werde ich mal studieren. Vielen Dank an Udo und Hinz.

: Bearbeitet durch User
von Ozvald K. (Firma: Privat) (ozvaldk)


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Lothar M. schrieb:
> Jetzt wäre es spannnend, wie die Folie ausgesehen hätte, wenn du die
> Kondensatoren auch noch zerlegt hättest.

Es ist noch nicht spät, ich habe sie noch nicht entsorgt. Wie kann man 
am besten zerlegen?

Beitrag #7602527 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ozvald K. schrieb:
> Wie kann man am besten zerlegen?
Wie jeder Elektroniker das machen würde: mit dem Seitenscheider das 
wegknipsen, was nicht nach Folie aussieht. So lange, bis der Wickel 
übrig ist.

Ist ja nicht so schlimm, wenn du die äusseren Lagen dabei ein wenig 
kaputtmachst... ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Andre G. (andgst01)


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Gustav K. schrieb:
> Nun wird solch ein Kondensator nach 11 Jahren nicht plötzlich zu Staub
> zerfallen.

Kann auch sein dass die Vergussmasse langsam aber sicher anfängt 
Feuchtigkeit aufzunehmen / durchzulassen ...

Gerade bei den gelben durchsichtigen Folienkondensatoren.
(z.B. solche 
https://www.distrelec.biz/Web/WebShopImages/landscape_large/4-/01/Kemet-PME271YE6100MR30-11040254-01.jpg)

von Martin H. (horo)


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Andre G. schrieb:
> Gerade bei den gelben durchsichtigen Folienkondensatoren.

Beitrag "Re: Rifa Kondensator geplatzt"

von H. H. (Gast)


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HaJo schrieb im Beitrag #7602527:
> Ich empfehle einen gut justierten Lasercutter. 😁

Oder Cordit!


Oder doch besser sägen/schleifen. Aber dabei aufpassen, dass es nicht zu 
heiß wird, sonst verschweißen die Lagen gleich wieder.

von Ozvald K. (Firma: Privat) (ozvaldk)


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Ich habe den Kondensator mit 0,087uF Restkapazität zerlegt, kann man 
etwas erkennen?

von Marcel V. (mavin)


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Ozvald K. schrieb:
> Ich habe den Kondensator mit 0,087uF Restkapazität zerlegt, kann
> man etwas erkennen?

Nö, jetzt kannst du ihn getrost wegwerfen!

von ArnoNym (bergler)


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Gustav K. schrieb:
> D.h., man hat eine Spanne von etwas Kapazitätsverlust über eine Zeit X
> bis zum Totalausfall irgendwann. Wie geht man vor, wenn man einen
> möglichst langlebigen X2 Kondensator sucht, Stichwort
> Kondensatornetzteil?

Man muss leider damit rechnen, dass am Netz Spannungsspitzen bis 2kV und 
mehr kommen können. Die muss man vorher abfangen.

Ich würde einen VDR parallel zum Netz setzen, der die 
SURGE/BURST-Impulse kappt. Und für ein Kondensatornetztil einen 
Kondensator mit vernünftiger Nennspannung nehmen.

1kV hinter in Kombination mit einem 400-V-VDR würde wohl gutgehen. Ein 
Serienwiderstand in Serie zum Kondensator ist auch nicht verkehrt, ideal 
ein "fusable" Typ *1), der im Fall eines Schadens (Durchbruch des 
Kondensators als Beispiel) das großes Kabumm verhindert, das bei 
Netzspannung gern dabei ist.
Als Kondensator tuts eventuell auch ein Kerko. 2512 mit 1kV gibt es im 
nF-Bereich. Kerkos sind vermutlich zuverlässiger als 
Folienkondensatoren. Ein VDR sollte es schaffen, die Spannung unter 1kV 
zu halten, und der Widerstand Stoßströme verhindern. Im Gegenzug 
verhindert der Kondensator, dass der Widerstand überlastet werden kann. 
Somit sollte das halbwegs zuverlässig sein.

*1) Beispiel:
https://www.vishay.com/docs/20002/lcm0207si.pdf

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ozvald K. schrieb:
> kann man etwas erkennen?
Noch nicht, du musst ihn noch weiter auspacken und dann den Folienwickel 
abwickeln. Das sind ein paar Meter...

von Ozvald K. (Firma: Privat) (ozvaldk)


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Ich habe jetzt ~1m abgerollt. Ich bin mir nicht sicher ob der fehlende 
Aluschicht in der Mitte wegen Abrollen entstanden ist. Es pickt leicht. 
Wenn man es besser anschaut, sieht man in diesem Bereich auch dunkle 
Flecken, am Bild ist das leider nicht zu erkennen.

von H. H. (Gast)


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Man sieht doch wunderbar, dass es ein Überspannungsschaden ist.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ozvald K. schrieb:
> sieht man in diesem Bereich auch dunkle Flecken
Sieh das aus wie dort im Bild 3:
- https://cds.cern.ch/record/2038610/files/arXiv:1607.01540.pdf

Oder wie die Bilder dort:
- 
https://www.eevblog.com/forum/blog/eevblog-1486-the-real-truth-why-film-capacitors-fail!/msg4306300/#msg4306300

Auch da ist so eine "Schlangenlinie" in der Mitte des Wickels...

von Marcel V. (mavin)


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H. H. schrieb:
> Man sieht doch wunderbar, dass es ein Überspannungsschaden ist.

Da du um 23:26 Uhr versäumt hast eine Begründung für deine Behauptung 
mitzuliefern, habe ich mal ein paar bunte Kreise ins Bild eingezeichnet. 
Du brauchst nur noch kognitiv die Farbe des Kreises zu nennen und ich 
versuche eine Erklärung daraus herzuleiten.

Besser wäre aber, wenn du es selbst erklären könntest.

von Thomas (kosmos)


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des bessere X2 Kondensator wird ein X1 Kondensator sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator#Klassifizierung

Ich vermute das die bedampfte Folie dicker sein wird. Könnte man 
aufgrund der Kapazität bei gleicher Baugröße rausfinden.

von Peter D. (peda)


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Entstörkondensatoren müssen ja nur den CE-Test überstehen. Ihre 
Haupteigenschaft ist, daß sie auf keinen Fall leitend werden dürfen 
(Personensicherheit), eine konstante Kapazität ist nebensächlich.

Werden Entstörkondensatoren allerdings zweckentfremdet als 
Kondensatornetzteil verwendet, kann die Lebensdauer des Gerätes 
drastisch reduziert sein. Eine nachlassende Kapazität bewirkt den 
Ausfall des Gerätes.

von Udo K. (udok)


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Thomas schrieb:
> des bessere X2 Kondensator wird ein X1 Kondensator sein.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Entst%C3%B6rkondensator#Klassifizierung
>
> Ich vermute das die bedampfte Folie dicker sein wird. Könnte man
> aufgrund der Kapazität bei gleicher Baugröße rausfinden.

Ich würde eher vermuten, dass das dieselben Bauteile sind.  Bei X2 gibt 
es auch kleinere Bauformen, weil die Pinabstände wegen nur 2.5 kV 
Testspannung kleiner sein können.

von Andrew T. (marsufant)


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Marcel V. schrieb:
> habe ich mal ein paar bunte Kreise ins Bild eingezeichnet.
> Du brauchst nur noch kognitiv die Farbe des Kreises zu nennen

nicht kogni:  marineblauer Kreis ansehen.


> und ich
> versuche eine Erklärung daraus herzuleiten.

Nehme ich Dir ab bevor der Thread weiter driftet: Metallschicht auf der 
Folie unterbrochen == Sicherungseffekt.
Also genau das, was ein X2 leisten können muss.

>
> Besser wäre aber, wenn du es selbst erklären könntest.

don't hinz it .-)

von Thomas R. (thomasr)


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Wieso eigentlich immer "X2"? Tatsächlich findet man die in fast jedem 
Kondensatornetzteil; die dann häufig defekt sind.

In der application note weist TDK für diese Anwendungen aber selbst auf 
andere Serien hin?

Wenn ich mir die Alternativen ansehe wird klar daß Zuverlässigkeit mehr 
Bauraum benötigt. Ein üblicher 470nF mit 630VDC/250VAC hat als B3263 
schon 22,5mm spacing.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Thomas R. schrieb:
> In der application note weist TDK für diese Anwendungen aber selbst auf
> andere Serien hin?

Erfordern aber eine Sicherung, z.B. den Strombegrenzungswiderstand als 
Sicherungswiderstand.

von Ozvald K. (Firma: Privat) (ozvaldk)


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Wenn wir schon bei Sicherungswiderständen sind, eine "dumme" Frage: kann 
man diese Bauteile als Sicherung nehmen? Es sind sogenannte PPTCs:

https://www.littelfuse.com/products/polyswitch-resettable-pptcs/telecom/trf250.aspx

Die TRF250 Serie ist für 250V AC spezifiziert. Vorteil, sie brennen 
nicht durch sondern bei zu viel Strom hochohmig werden, nach abkühlen 
sind wieder funktionsfähig. Bei Kondensatornetzteilen mit Strömen in 
zweistelligen mA Bereich könnte man sie einsetzen. (oder nicht?)

von H. H. (Gast)


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Ozvald K. schrieb:
> Die TRF250 Serie ist für 250V AC spezifiziert.

Sind halt recht teuer.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Peter D. schrieb:
> Werden Entstörkondensatoren allerdings zweckentfremdet als
> Kondensatornetzteil verwendet, kann die Lebensdauer des Gerätes
> drastisch reduziert sein.

Du hast schon weiter vorne gelesen, dass es auch Typen gibt, die laut 
Datenblatt dafür geeignet sind?

Thomas R. schrieb:
> Wieso eigentlich immer "X2"? Tatsächlich findet man die in fast jedem
> Kondensatornetzteil; die dann häufig defekt sind.
>
> In der application note weist TDK für diese Anwendungen aber selbst auf
> andere Serien hin?

Aber weist auch auf "X2 safety approved" hin bzw. dessen Fehlen. Wenn 
man CE-Konformität mit gutem Gewissen unterschreiben möchte, wird ein 
typgeprüft zertifiziertes Bauteil die Wahl sein.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Manfred P. schrieb:
> Peter D. schrieb:
> Aber weist auch auf "X2 safety approved" hin bzw. dessen Fehlen. Wenn
> man CE-Konformität mit gutem Gewissen unterschreiben möchte, wird ein
> typgeprüft zertifiziertes Bauteil die Wahl sein.

Wie von Hinz schon geschrieben: Mit Vorsicherung braucht es aber nicht 
zwingend x2.
X-Kondensatoren sind da absolut zwingend wo sie DIREKT am Netz hängen, 
ohne Sicherungselement. Das x bedeutet ja nur das sie im Fehlerfall 
nicht (dauerhaft) kurzschließen und keine Brände verursachen.
Y Kondensatoren haben zusätzlich noch höhere Anforderungen an die 
Isolation der Lagen so dass es gar keinen Schluss dazwischen geben kann 
(der bei x vorkommt, aber durch die Selbstheilung behoben wird)

Tatsächlich nimmt man die X Kondensatoren bei Kondensatornetzteilen 
(auch mit sicherung)weil man da einfach auf Nennspannung auslegen kann. 
Man muss sich nicht erst jedes Datenblatt ansehen ob der jeweilige 
Kondensator denn auch die 2 bzw. 4kv Überspannungsimpulse verträgt. Das 
ist in der X Angabe enthalten...

Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von Gustav K. (hauwech)


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Manfred P. schrieb:
> Du hast schon weiter vorne gelesen, dass es auch Typen gibt, die laut
> Datenblatt dafür geeignet sind?

Nachdem ich mich ausgiebig in die Materie Kondensatornetzteil mit X2 
Kondensatoren eingearbeitet habe, muss ich feststellen, dass man die 
geeigneten Kondensatoren (TDK/EPCOS) nirgends kaufen kann :-(

Meinte eben bei Bürklin fündig geworden zu sein (KEMET) und muss im 
Datenblatt lesen: "Not for use in series with mains" ...
Nach über einer Stunde suchen werfe ich nun das Handtuch :-(

Also versuche ich mein Glück mal hier, vielleicht hat jemand ein 
besseres Händchen. Ich brauche für ein Kondensatornetzteil:

MKP - X2 - 220nF - 275 besser 310VAC - RM 22.5 oder 27.5mm

von ArnoNym (bergler)


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Ozvald K. schrieb:
> Wenn wir schon bei Sicherungswiderständen sind, eine "dumme"
> Frage: kann
> man diese Bauteile als Sicherung nehmen? Es sind sogenannte PPTCs:
>
> 
https://www.littelfuse.com/products/polyswitch-resettable-pptcs/telecom/trf250.aspx
>
> Die TRF250 Serie ist für 250V AC spezifiziert. Vorteil, sie brennen
> nicht durch sondern bei zu viel Strom hochohmig werden, nach abkühlen
> sind wieder funktionsfähig. Bei Kondensatornetzteilen mit Strömen in
> zweistelligen mA Bereich könnte man sie einsetzen. (oder nicht?)

Kann man. Nur sollte man eher nicht.

Der Sinn der Dinger ist, dass sie selbstrückstellend sind. Wenn man 
einen Fehler hat, der von allein wieder gut wird, super. Das ist z.B. 
dann sehr brauchbar, wenn die Schaltung eine Klemme hat, wo man sich 
verklemmen kann und einen Kurzschluss verursachen kann.
Aber nur für Dinge, die gelegentlich kaputt gehen. Die Teile halten 
nämlich nicht beliebig viele Schaltvorgänge oder belibig lange Zeit im 
Kurzschluss durch. Hier im Datenblatt gut versteckt in der 
Enviromental-spec (Thermal Shock: 10 Times):
https://www.littelfuse.com/media?resourcetype=datasheets&itemid=67c58a0d-c81a-4408-ba85-49e46a3a5e78&filename=littelfuse-ptc-tr-datasheet


Im Fehlerfall ist es außerdem so, dass sie permanent einen gewissen 
Strom durchlassen (=hold current), den sie brauchen um heiß zu bleiben. 
Wenn es den in der Schaltung etwas durchhaut will man das abgeschaltet 
haben, und kein Bauteil haben, das ersten Strom durchlässt und zweitens 
brennheiß wird..

Naja, damit so ein (richtig ausgelegter) Sicherungswiderstand in dieser 
Schaltung kaputt wird, muss es wirklich den Kondensator durchhauen - das 
ist brandgefährlich.
Das will man permanent abgeschaltet haben, darum ist hier eine Sicherung 
besser geeignet. Auch eine verlötete. Da man den Widerstand eh will, 
bietet sich der Sicherungswiderstand an.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Carsten S. schrieb:
>> Aber weist auch auf "X2 safety approved" hin bzw. dessen Fehlen. Wenn
>> man CE-Konformität mit gutem Gewissen unterschreiben möchte, wird ein
>> typgeprüft zertifiziertes Bauteil die Wahl sein.
>
> Wie von Hinz schon geschrieben: Mit Vorsicherung braucht es aber nicht
> zwingend x2.
> X-Kondensatoren sind da absolut zwingend wo sie DIREKT am Netz hängen,
> ohne Sicherungselement. Das x bedeutet ja nur das sie im Fehlerfall
> nicht (dauerhaft) kurzschließen und keine Brände verursachen.

Da stimme ich Dir zu, X2 für die Sicherheit.

Aber nun fragen wir mal den Kaufmann, ob er eine zusätzliche Sicherung 
toll findet. Der Kaufmann könnte sogar ich selbst sein, wenn ich für 
einen Eigenbau Sicherungen kaufen müsste.

Oder wir fragen mal den Designer der Geräte, ob genug Platz für eine 
Sicherung vorhanden ist, die nach VDE_irgendwas für 230V taugt. Da war 
doch erst vor wenigen Tagen ein Thread, wo in einem Seriengerät extrem 
wenig Platz war und der TO einen X2 mit recht kleinen Abmessungen sucht.

Alternativ kaufen wir beim Chinahöker, der baut einfach einen braunen 
400V ohne Zertifizierung ein und druckt trotzdem CE auf den Karton. Der 
auf dem angehängten Bild ist nicht aufgebrannt, aber hatte noch knapp 
die halbe Kapazität.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Gustav K. schrieb:
>> Du hast schon weiter vorne gelesen, dass es auch Typen gibt, die laut
>> Datenblatt dafür geeignet sind?
>
> Nachdem ich mich ausgiebig in die Materie Kondensatornetzteil mit X2
> Kondensatoren eingearbeitet habe, muss ich feststellen, dass man die
> geeigneten Kondensatoren (TDK/EPCOS) nirgends kaufen kann :-(

Das ist unschön. Ich muß zugeben, dass ich dieses "Not for use in series 
with mains" vor diesem Thread noch garnicht kannte.

Also weiter wie bisher, irgendeinen X2 nehmen und bei Zickerei 
auswechseln. Bei meinen Eigenbauten kenne ich ja die Schaltung und 
verwende im Gehäuse auch keine Arschlochschrauben.

von H. H. (Gast)


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Manfred P. schrieb:
> Arschlochschrauben.

Analbit nehmen.

von Manfred P. (pruckelfred)


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ArnoNym schrieb:
> Naja, damit so ein (richtig ausgelegter) Sicherungswiderstand in dieser
> Schaltung kaputt wird, muss es wirklich den Kondensator durchhauen - das
> ist brandgefährlich.
> Das will man permanent abgeschaltet haben, darum ist hier eine Sicherung
> besser geeignet. Auch eine verlötete. Da man den Widerstand eh will,
> bietet sich der Sicherungswiderstand an.

Auch da sind wir wieder bei den Kosten: Ist der nicht zertifizierte 
Kondensator soviel billiger, wie der Sicherungswiderstand mehr kostet?

Wie war das Sprichwort, Diskussion um des Kaisers Bart?

von H. H. (Gast)


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Manfred P. schrieb:
> Wie war das Sprichwort, Diskussion um des Kaisers Bart?

Siehe Anhang.

von Ozvald K. (Firma: Privat) (ozvaldk)


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@ArnoNym: Danke!

von Gustav K. (hauwech)


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Manfred P. schrieb:
> Ich muß zugeben, dass ich dieses "Not for use in series
> with mains" vor diesem Thread noch garnicht kannte.

Geht mir ebenso. Aber scheinbar ist das Volumen pro µF der Schlüssel.

Hatte mal ein Energiemessgerät von ELV (EM600), da wurde recht schnell 
das Display schwächer, irgendwann war es nicht mehr ablesbar. Im Innern 
ein Kondensatornetzteil und die Kapazität des Kondensators war auf 1/3 
runter (Bild 1). Bei den renommierten Herstellern war kein Ersatz 
aufzutreiben, denn MKP X2 Kondensatoren mit 275VAC waren allesamt viel 
größer und passten nicht in das Gehäuse.

Aktuell habe ich hier einen Kondensator aus einem Kondensatornetzteil 
(Bild 2), der hat nach 200.000 Betriebsstunden noch 87% seiner 
ursprünglichen Kapazität (1.3µF). Auch hier ist es so, dass die üblichen 
MKP X2 Kondensatoren mit 275VAC von den renommierten Herstellern nur das 
halbe Volumen haben. Nur die hier bereits erwähnte B9293 Serie von TDK 
hat dann wieder das passende Volumen, allerdings dann auch 305 statt 
275VAC.

ERO LxBxH: 31 x 15.5 x 29.5 mm
TDK LxBxH: 31.5 x 16 x 32 mm

Hat eigentlich "FX2 (K)" irgendeine eine Bedeutung (statt nur X2)?

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Gustav K. schrieb:
> FX2

das F gehört zum µ... sollte man garnicht glauben...

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Geht mir ebenso. Aber scheinbar ist das Volumen pro µF der Schlüssel.

Da ist was dran. Gilt auch bei Elkos. Je dicker je laenger...

Vanye

von Gustav K. (hauwech)


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Wolfgang R. schrieb:
> das F gehört zum µ...

Jetzt wo du es sagst, fällt es mir wie Schuppen von den Augen ...
Manchmal sieht man den Wald vor Bäumen nicht :-(

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