Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ansteuerung von Leistungsendstufen-Transistoren mit einem Op-Amp


von Alfons G. (alibaba55)


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Hallo,

schon seit längerer Zeit bewegen mich Gedanken zum Bau eines 
Verstärkers.
Folgende Schaltung, die ich bereits gebaut habe, ist der Ausgangspunkt 
meiner Überlegungen:

"Ruhestromlose Endstufe mit sehr geringer Verzerrung"
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/endstu_t.htm
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/endstu_p.htm

Interessant und faszinierend finde ich die Tatsache, dass der 
Operationsverstärker die Übernahmeverzerrungen (weitgehend?) ausgleicht, 
so dass eine Gegentakt-Endstufe auch ohne Ruhestrom und ohne (für den 
Laien) komplizierte Ruhestrom-Einstellung gebaut werden kann.

Wie gesagt, diese im obigen Link gezeigte Schaltung funktioniert in der 
Tat mit erstaunlicher Qualität, hat aber einen Nachteil: 
Leistungsfähigere Verstärker lassen sich mit den üblichen (NE5534; oder 
noch lieber: TL074) Op-Amps nicht mit diesem Prinzip der "ruhestromlosen 
Endstufe" bauen, da die Gegentakt-Endstufentransistoren nur (knapp) mit 
der Spannung arbeiten mit der sie angesteuert werden. Klar: 
Sonder-Op-Amp's gibt es, die hohe Spannungen vertragen: TDA 7250, aber 
mit diesen fertigen IC's kann's jeder – und der Bau eines solchen 
Verstärkers soll ja ein Hobby und interessant sein.

Ich habe nun versucht, dieses Problem zu lösen und schalte eine 
Transistor-Zwischenstufe an den Treiber-Transistor der 
Endstufen-Transistoren. Theoretisch (mit LT-Spice) funktioniert das ja 
prima – aber praktisch???

Und dazu würde mich die Meinung der hier anwesenden Spezialisten 
interessieren. Dass noch einige Kondensatoren zum Unterdrücken von 
Schwingungen verbaut werden müssen ist mir klar – für Hinweise wäre ich 
dankbar. Aber – bevor ich mit dem praktischen Aufbau beginne:  lohnt 
sich die weitere Mühe?

Viele Grüße!
A. Geigenberger

http://www.amp.n-bay.de/Ee_5.zip

von Wilhelm; DK4TJ (Gast)


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Hallo Albert,

vielleicht ist ein Leistungs-OP das Richtige für dich,
z. B. L165.
Habe mit solchem Teil im invertierender Schaltung vor Jahren mal einen
Lautsprecher gespeist. Ging prima.

73 Wilhelm

von Alfons G. (alibaba55)


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Danke für den Hinweis, Wilhelm!

Auch in meinem "Partykeller" läuft ein selbstgebauter Verstärker (2* TDA 
2050) zu meiner vollkommenen Zufriedenheit - kann ich nur empfehlen!!

Trotzdem - ich suche die "Herausforderung"  ;-)

Und wenn zu obigen Schaltplan jemand etwas sagen kann, wäre ich dankbar.

von Harald W. (wilhelms)


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Wilhelm; DK4TJ schrieb:
> Hallo Albert,
>
> vielleicht ist ein Leistungs-OP das Richtige für dich,
> z. B. L165.
> Habe mit solchem Teil im invertierender Schaltung vor Jahren mal einen
> Lautsprecher gespeist. Ging prima.

M.W. entspricht der L165 dem NF-Verstärker-IC TDA2030. Der L165 ist
wohl nur auf kleinere Offsetspannung selektiert.
Gruss
Harald

von einer (Gast)


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Mal ganz anders.

von einer (Gast)


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Die untere Diode ist falsch herum.

von Jens G. (jensig)


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>Interessant und faszinierend finde ich die Tatsache, dass der
>Operationsverstärker die Übernahmeverzerrungen (weitgehend?) ausgleicht,

Ja - weitgehend. Wobei man das "Weitgehend" noch genauer definieren 
müsste.
Bei geringer Aussteuerung hört man in der Regel dann die Verzerrrungen, 
weil der OPV dann ständig anders regeln muß. DIe Kennlinie des inneren 
Verstärkung ändert sich zu sehr abhängig von der Aussteuerung).

>so dass eine Gegentakt-Endstufe auch ohne Ruhestrom und ohne (für den
>Laien) komplizierte Ruhestrom-Einstellung gebaut werden kann.

Jo

>Wie gesagt, diese im obigen Link gezeigte Schaltung funktioniert in der
>Tat mit erstaunlicher Qualität, hat aber einen Nachteil:
>Leistungsfähigere Verstärker lassen sich mit den üblichen (NE5534; oder
>noch lieber: TL074) Op-Amps nicht mit diesem Prinzip der "ruhestromlosen
>Endstufe" bauen, da die Gegentakt-Endstufentransistoren nur (knapp) mit
>der Spannung arbeiten mit der sie angesteuert werden. Klar:

Da gibts auch eine Lösungen: siehe DB des TDA2030 (zumindest bei einigen 
Herstellern).

>Sonder-Op-Amp's gibt es, die hohe Spannungen vertragen: TDA 7250, aber
>mit diesen fertigen IC's kann's jeder – und der Bau eines solchen
>Verstärkers soll ja ein Hobby und interessant sein.

>Ich habe nun versucht, dieses Problem zu lösen und schalte eine
>Transistor-Zwischenstufe an den Treiber-Transistor der
>Endstufen-Transistoren. Theoretisch (mit LT-Spice) funktioniert das ja
>prima – aber praktisch???

Praktisch wird's schwierig, weil Du mit dieser Zusatzbeschaltung die 
(innere) Verstärkung des OPV kräftig aufbohrst. Damit hast Du ganz 
schnell die Schwingbedingung (v>1 bei 180° Phasendrehung) erreicht.

>Und dazu würde mich die Meinung der hier anwesenden Spezialisten
>interessieren. Dass noch einige Kondensatoren zum Unterdrücken von
>Schwingungen verbaut werden müssen ist mir klar – für Hinweise wäre ich

Ja, damit geht ganz schnell die Grenzfrequenz der Gesamtanordnung in den 
Keller.

>dankbar. Aber – bevor ich mit dem praktischen Aufbau beginne:  lohnt
sich die weitere Mühe?

Vermutlich nur, wenn Du experimentieren willst (Du wolltest ja eine 
Herausforderung ;-). Im praktischen Einsatz wirst Du schnell merken, daß 
soclhe Prinzipschaltungen ziemlich schwingempfindlich sind, und wohl 
auch noch recht abhängig von der Lastimpedanz sind (kapazitiv oder mehr 
induktiv).

von Alfons G. (alibaba55)


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Danke für die Hilfen!

@ einer (Gast) : "mal ganz anders":

ich glaube, diese Schaltung löst nicht mein Problem: Die 
Endstufentransistoren können auch bei dieser Schaltung maximal die 
Ausgangsspannung des Op-Amp's erreichen. Ich würde ja gerne mit 
"üblichen Op-Amp's" (sh. mein Posting) eine höhere "Spannungsamplitude" 
(und damit mehr Leistung) der Endstufentransistoren bekommen.

@ jensig:

Als Laie verstehe ich nur einen (sehr kleinen) Teil:
"die(innere) Verstärkung des OPV"; "v>1 bei 180° Phasendrehung"; 
"Grenzfrequenz der Gesamtanordnung"; "abhängig von der Lastimpedanz sind 
(kapazitiv oder mehr induktiv)"
Gerne hätte ich mehr Ahnung von dieser Materie :-(  Insgesamt klingt das 
alles sehr sehr entmutigend: Also wenn Du ganz offen sprichtst, Jensig: 
"keine Chance, oder?"

A. Geigenberger

von einer (Gast)


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Alfons Geigenberger schrieb:
> Die
> Endstufentransistoren können auch bei dieser Schaltung maximal die
> Ausgangsspannung des Op-Amp's erreichen.

Das sehe ich anders.
Die Ausgangsspannung des Opamps ist hier übrigens immer Null.

von kennie (Gast)


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Du kannst es mal mit Bootstrapping versuchen; ich poste dazu mal eine 
passende Schaltung. Im Prinzip "reitet" der OP dabei mit seiner 
Versorgungsspannung um z.B: +/-6.8V um seine Ausgangsspannung herum; 
somit sind auch mit Standard-Op's die eigentlich nur +/-18V vertragen 
höhere Betriebsspannungen möglich. Wenn man's richtig macht sollten sich 
sogar die Verzerrungen damit verringern lassen.

www.edn.com/contents/images/45890.pdf

von Fetz (Gast)


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Wenn du was cooles bauen willst, dann gurgel mal nach "Gainclone" :)

von Ottmar K. (wil1)


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Hallo Alfons,

falls Du ernsthaft am "Durchstieg" bei Verstärkern, aber auch anderen 
Schaltungen interessiert bist, möchte ich Dir das kostenlose 
Simulationsprogramm "LTspiceIV" empfehlen, welches kostenlos von der 
Seite [http://www.linear.com/designtools/software/#Spice] herunterladen 
kannst.

Weitere Links finden sich auf 
[http://www.elektronikbasteln.pl7.de/linkliste-zu-ltspice.html]. Vieles 
ist in englischer Sprache, aber ein umfangreiches DEUTSCHES TUTORIAL 
gibt es auf der Seite von Gunthard Kraus 
[http://www.elektronikschule.de/~krausg/] zum runterladen.
Dazu gibt es auch noch die Yahoo-LTspice-Gruppe 
[http://tech.groups.yahoo.com/group/LTspice/] in welcher man sich 
weitere Anregungen Tips, Bauteilmodelle usw abholen kann.

Zum "Appetit holen" habe ich Dir mal die Abbildung einer Schaltung als 
Anhang beigefügt. Die Schaltung habe ich hinsichtlich der Endstufe von 
der Seite 
[http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/endstu_t.htm] 
"abgekupfert" und hinsichtlich der Bauteilwerte mit Hilfe von LTspice 
optimiert.

Wie Du siehst lassen sich Spannung, Strom, Leistung und mehr grafisch 
darstellen. Eine Beschreibung aller Möglichkeiten wäre wirklich sehr 
umfangreich. Das Schöne ist, man macht nichts kaputt und wenn eine 
Schaltung in der Simulation arbeitet, kann man diese auch nachbauen um 
zu sehen wie eine Schaltung in der "realen Welt" funktioniert.

Gruss Ottmar

P.S, ... dann lassen sich auch die vorgenannten Schaltungserweiterungen 
rasch auf grundsätzliche Eignung prüfen...

von Alfons G. (alibaba55)


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Hallo,

erstmal nochmal vielen Dank für die Hilfen!

Aber erstmal "der Reihe nach":

@ einer (Gast)
Die Ausgangsspannung ist Null, ok. Ich hab's falsch ausgedrückt. Aber 
der den Endstufentransistoren zur Verfügung stehende "Spannungsbereich" 
kann doch über den "Spannungsbereich", der dem Op-Amp zur Verfügung 
steht, nicht hinaus, so dass eine zusätzliche (über den Op-Amp mögliche) 
Verstärkung nicht möglich ist, oder?

@ kennie (Gast)
Danke!!!! Der Link ist toll!!! Dies ist wirklich eine geniale und 
trickreiche Schaltung, die eigentlich zu meinem zum Ziel führen müßte. 
Auch der verlinkte Artikel erklärt dieses "Bootstrapping" eines OP-Amps 
hervorragend!! Danke, Danke nochmal dafür!

Dennoch bin ich noch ein wenig "geknickt" von den pessimistischen 
Aussichten von Jens.G.  In meiner eingangs geposteten Schaltung wird ja 
eigentlich nur eine vielfach beschriebene Gegentaktendstufe ( z.B. die: 
http://sound.westhost.com/project03.htm  oder die: 
http://sound.westhost.com/project3a.htm oder auch die: 
http://www.brunt.de/Elektronik/280W_Verstaerker/280W_Verstaerker.htm ) 
genommen (natürlich bei mir mittels LtSpice nur vereinfacht 
dargestellt), wobei ja nur die Ansteuerung nicht mit einem 
Transistorpärchen mittels Differenzverstärker geschieht, sondern eben 
mit einem Op-Amp. Ist das wirklich in der praktischen Ausführung so 
problematisch und kniffelig?? Ich wollte eben hier nur Expertenmeinungen 
zu diesem Gedanken einholen, bevor ich in der Praxis "Material 
verschwende" ;-) Gibt's noch andere Meinungen zu meiner "Idee"?

@ Ottmar
Danke für Deine hilfreichen Links. Mit Lt-Spice arbeite ich ja schon. 
Der obige Link ( http://www.amp.n-bay.de/Ee_5.zip ) verweist ja auf die 
von mir gepostete LT-Spice-Datei zum downloaden und einfachen 
Ausprobieren. Und mit LT-Spice funktioniert ja alles bestens!! 
Allerdings macht Jens G. recht eindrucksvoll darauf aufmerksam, dass 
eben eine riesige Kluft besteht zwischen Theorie (Lt-Spice) und Praxis 
(Eigenbau, Schwingungsprobleme usw.)
Zu Deinem "Appetithappen", Ottmar:
Auch in dieser Schaltung haben die Endtransistoren keinen größeren 
Spannungsbereich zur Verfügung wie der Op-Amp, so dass eine wirklich 
gute Verstärkung mit Spannungen, die über die Versorgungsspannung des 
Op-Amps hinausgehen, eben nicht möglich ist! Das ist ja aber gerade mein 
Problem, das ich gerne lösen würde!!

Nochmals Viele Grüße an die hilfsbereite Community hier!!

Alfons Geigenberger

von einer (Gast)


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Angenommen der Opamp will eine positive Spannung erzeugen.
dazu wird er Strom aus seinem +Ub Pin ziehen und damit einen Basisstrom 
beim oberen Transistor erzeugt.

Die Betriebsspannung der Transistoren kann um die an den Zenerdioden 
abfallende Spannung höher sein als am Opamp.

von Jens G. (jensig)


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>Allerdings macht Jens G. recht eindrucksvoll darauf aufmerksam, dass
>eben eine riesige Kluft besteht zwischen Theorie (Lt-Spice) und Praxis
>(Eigenbau, Schwingungsprobleme usw.)

Simulieren kann man sowas schon. Hängt natürlich immer von den benutzten 
Modellen ab, die da benutzt werden.

Ein gegengekoppelter Verstärker ist ja nichts anderes als ein Regler. 
Und Regler haben leider das Problem, daß man die "innere Verstärkung" 
bzw. Open-Loop-Verstärkung (also daß, was der Verstärker ohne 
Gegenkopplung hätte) nicht beliebig hoch treiben kann.
Viel innere Verstärkung ist zwar gut, um Nichtliearitäten im Verstärker 
(wie sie durch die ruhestromlose Endstufentransis regelrecht forciert 
werden) auszubügeln. Verschlechtern aber generell die 
Stabilitätsreserven.
Es gibt OPV's, die arbeiten nur bei einer eingestellten 
Mindestverstärkung sauber. Darunter fangen die ohne irgendwelche 
Kompensationsmaßnahmen an zu schwingen, weil "zu viel" zurückgekoppelt 
wird, was dazu noch bei höheren Frequenzen phasengedreht ist. Bei 180° 
Drehung und v>1 (über die gesamte Rückkopplungsschleife) ist es eben 
schluß mit "Stabil", und das Ding wird zum Oszillator.
Und Wenn Du Transistoren hinterherschaltest, dann bohrst Du ja die 
innere Verstärkung des OPV auf.
Wenn die OPV-Modelle in LTSpice einigermaßen realitätsnah sind, sollten 
sich solche Effekte simulieren lassen.

Such mal nach "stability opamp" oder sowas, dann finden sich schon genug 
Quellen, die sich damit beschäftigen (ich glaube, bei TI oder LT gab es 
ma l eine schöne Abhandlung von OPV, inkl. Statbilitätsbetrachtungen).

Was ich bezüglich TDA2030 meinte ist ein Beispiel wie der 40W-Verstärker 
in http://mycaramplifiers.com/tda2030-amplifier-circuit-47.html, 
allerdings noch mit einer kleinen Zusatzbeschaltung (zwei R's zw. TDA- 
und Transistorausgängen und Masse), um die Schaltung auch wirklich bis 
an die Betriebsspannung aussteuern zu können. Finde aber leider kein 
Beispiel im Netz dazu.

von Alfons G. (alibaba55)


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einer schrieb:
>
> Die Betriebsspannung der Transistoren kann um die an den Zenerdioden
> abfallende Spannung höher sein als am Opamp.

... ist mir soweit klar, ABER die Spannung, die "hinter" (also an den 
Kollektoren - also "lautsprecherseits") den Leistungstransistoren 
herrscht kann aber doch nicht höher sein als die (durch die Zenerdioden 
"gedrosselte") Spannungsversorgung des Op-Amp's. Aber genau das wäre 
mein Ziel.

von einer (Gast)


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Alfons Geigenberger schrieb:
> ... ist mir soweit klar, ABER die Spannung, die "hinter" (also an den
> Kollektoren - also "lautsprecherseits") den Leistungstransistoren
> herrscht kann aber doch nicht höher sein als die (durch die Zenerdioden
> "gedrosselte") Spannungsversorgung des Op-Amp's. Aber genau das wäre
> mein Ziel.

Aber genau das ist doch der Witz an der Schaltung mit den Zenerdioden 
und dem Ausgang am Masse.

von kennie (Gast)


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Hier mal eine solche Schaltung aus komerzieller Nutzung; gemessene THD: 
0.002% @10KhZ, 0.004% @20Khz bei 6VRMS in 30R-Kopfhörer.

Die Schaltung lässt sich mit höherer Versorgungsspannung+dickeren 
Transistoren auf 17WRMS bringen. Was mir nicht gefällt ist dass der 
Bias-Strom hier aus dem Operationsverstärker kommt; die zweite Schaltung 
ist mein 5.1-Verstärker; hier habe ich die Transistoren mit einer LED 
vorgespannt die aus einer Konstantstromquelle gespeist wird. THD@10Khz 
laut Spice ist 0.000089% bei 17WRMS in 8R; das ist allerdings eher 
optimistisch.

Das Vorspannen der Transistoren ist auf jedem Fall der ELKO-Methode 
vorzuziehen. In der ELKO-Schaltung liegt ein 100R-Widerstand zwischen 
OP-Ausgang und Lausprecher und erlaubt dem OP, den Lautsprecher bei 
niedrigem Pegel (wenn die Transen noch aus sind) selbst anzusteuern. Bei 
höheren Pegeln stört dieser Widerstand aber; zumindest in meinen 
SPICE-Simulationen hat er bei vorgespannten Endstufentransen die 
Verzerrungen erheblich vergrößert. Sollte man also nicht machen.

Prinzipiell kann man mit so einer Schaltung Verstärker bauen die 
"audiophil" (besser als Hifi) sind. Die Verzerrungen werden nochmal 
reduziert wenn man 2 statt 1 Op-Amp verwendet wobei der 1. die 
Spannungsverstärkung macht und außer durch den Spannungsteiler (der die 
Verstärkung festsetzt) fast nicht belastet wird und der 2. mit 100% 
Feedback die Endstufe ansteuert (prinzipiell: je mehr negative 
RÜckkopplung, desto niedriger die Verzerrungen). Die Endstufentransen 
müssen einen hohen Beta haben um die Verzerrungen gering zu halten; 
Darlington ist hier am einfachsten und unproblematischsten und kann man 
diskret bauen oder (wie bei mir) integrierte Schaltungen (TIP142/174) 
nehmen.

Der Nachteil ist dass die Endstufe ein Emitterfolger ist und keine 
Spannungsverstärkung bringt; damit legt der OP-Ausgang die maximale 
Leistung fest. Übliche Op-Amps können mit +/-18V betrieben werden; der 
NE5534 kommt mit +/-22V etwas höher; mehr als 17W RMS in 8R ist aber 
auch damit nicht drin. Texas Instruments hat spezielle Opamps wie den 
OPA551 oder OPA552 (besser!) die mit +/-30V betrieben werden können und 
auch für Audioanwendungen geeignet sind; damit lassen sich höhere 
Ausgangsleistungen (50W vielleicht) erreichen. Wenn man 2 Verstärker 
brückt wären das schon 100W was m.M. für den Heimbereich schon Overkill 
ist (wenn man nicht grad Parties feiert) - das meiste Musikhören zuhause 
findet zwischen 1 und 5W RMS statt, und die Leistungsangaben auf 
käuflichen Verstärkern eh zu 99% pure Phantasie. Grad bei Autoendstufen 
steht gerne schonmal 700W drauf wo 7W drin sind, kein Witz.

Wenn man eine weitere Verstärkungsstufe in die Feedback-Schleife einbaut 
kommt man natürlich zu beliebig hoher Leistung aber dann wird's hässlich 
weil dadurch zusätzliche Phasenverschiebung entsteht und der Verstärker 
im HF-Bereich unstabil wird. Damit geht die Einfachheit der Schaltung 
flöten.

Das mit dem Bootstrappen sollte man unbedingt mal ausprobieren; werde 
das bei Zeiten mal durchsimulieren. Die Möglichkeit, einen audiophilen 
Verstärker für sagen wir mal 100W nur mit Op-Amp und einigen 
Transistoren zu bauen hat was.

von Alfons G. (alibaba55)


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@ einer (Gast):

????
Ich möchte ja nicht den Op-Amp "nur" von der (zu) hohen 
Versorgungsspannung schützen; ich möchte die gesamte Spannungsamplitude, 
die von der Versorgungsspannung zur Verfügung gestellt wird, mit den 
Endtransistoren "nutzen". Und das gelingt doch mit den Zenerdioden 
nicht, da die Emitterspannung von Q1 und Q2 nicht über die 
Zenerdiodenspannung "hinauskommet" (Emitterfolger).

von einer (Gast)


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Alfons Geigenberger schrieb:
> (Emitterfolger).

Schau noch mal hin.
Die Transistoren sind nicht als Emitterfolger geschaltet.
Hier ist der PNP oben und der NPN unten.

von kennie (Gast)


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@einer

Sehe ich das richtig dass die PSSR des Op-Amp bei dieser Schaltung 
komplett nutzlos wird? Die Basen der Endstufe kriegen hier jeden Ripple 
in der Versorgung direkt ab.

von kennie (Gast)


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>Und das gelingt doch mit den Zenerdioden
>nicht, da die Emitterspannung von Q1 und Q2 nicht über die
>Zenerdiodenspannung "hinauskommet" (Emitterfolger).

Zieht der OP-Amp bei einer pos. Halbwelle mehr Strom durch die obere 
Zenerdiode, fällt an R2 mehr Spannung ab; Q2 sieht eine niedrigere 
Basisspannung und der Kollektorstrom steigt. Das funzt schon, nur 
schlägt der Ripple auf der Versorgung auf die Basis durch.

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