Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Konstantstromquelle mit 130 Ausgängen ohne Microcontroller


von Artem D. (a_d)


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Guten Tag,

in meiner Projektarbeit an der UNI muss ich 130 einzelne Schaltungen 
parallel auf Mikrorisse mit Hilfe von Online-Messung (=Messung von 
möglichen Spannungsänderungen)  untersuchen. Für dieses Vorhaben muss 
ich einen Strom zwischen 30 bis 50 mA auf jede Schaltung legen , d.h. 
ich benötige eine Konstantstromquelle mit 130 einzelnen Ausgängen.

Ich habe mir überlegt sechs dieser LED-Treiber 
(http://de.farnell.com/texas-instruments/tlc5947dap/led-treiber-linear-32-tssop/dp/1755259) 
parallel zu schalten. Jedoch benötigen diese Bauelemente einen 
Controller, von deren Programmierung keiner in meiner Abteilung eine 
Ahnung hat. Deswegen würde ich sehr gerne wissen ob es eine Möglichkeit 
gibt, die Schaltung auch ohne einen Controller betreiben zu können.

Da ich nahezu kein Know-How in diesem Bereich (Elektrotechnik, 
Schaltungspläne etc.) habe, würde ich gerne erfahren ob mein Gedanke 
irgendwie umsetzbar ist bzw. wie ich sonst eine Konstantstromquelle mit 
so vielen Ausgängen realisieren kann.

Für das Betreiben der Konstantstromquelle ist bei uns eine 
Konstantspannungsquelle vorhanden, zudem spielt der Preis der benötigten 
Bauelemente keine Rolle.

Vielen Dank für Eure Hilfe

: Verschoben durch Moderator
von Gerhard W. (gerhard86)


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Naja, was für Abweichungen sind erlaubt und welchen Frequenzgang sollen 
die Stromquellen haben? Sind die 30-50mA ein Toleranzbereich, oder soll 
der Strom irgendwie einstellbar sein? In ersterem Fall reichen 
möglicherweise sogar Widerstände. 130 Transistorstromquellen sind 
vermutlich auch in ein paar Tagen zusammengelötet.

von Besucher (Gast)


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Schau mal hier rein, da sollte was für Euch dabei sein:

http://www.mikrocontroller.net/articles/Konstantstromquelle

Gruß

von MaWin (Gast)


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> die Schaltung auch ohne einen Controller betreiben zu können.

Sicher geht das, ein NE555 könnte ab dem Einschalten dauernd SCLK mit 1 
an SIN in die Schieberegister takten und wenn am Ende bei SOUT die 1 
wieder rasukommt, verwendet man sie als XLAT zum Festhalten.

Aber der Chip ist überkandidelt, er kann PWM Graustufen die du nicht 
brauchst, und ärgerlicherweise ist das Schieberegister nicht mit 0 
vorbelegt, so daß der oben genannte XLAT Trick nicht funktioniert. Es 
wird aber Chips geben, mit denen das geht.

Zudem ist fraglich, wie du die Ergebnisse deiner Spannungsänderungen 
erfassen willst ohne Microcontroller, den hättest du also sowieso.

von Stefan (Gast)


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Fomulier das mal um: Du brauchst 130 Konstantsromquellen, nicht eine mit 
130 AUsgängen. Schaltungen für Konstantstromquellen findest Du leicht im 
Internet Ein Beispiel:
1
A+o---------+-----+
2
            |     |
3
           |~|    |   R1
4
           |_|    |
5
            |   |/
6
            +---|     T1
7
            |   |\>
8
            |     |
9
             \|   |
10
              |---+   T2
11
            </|   |
12
            |    |~|
13
            |    |_|  R2
14
            |     |
15
B-o---------+-----+

R1 = 2,2k Ohm
R2 = 12 Ohm
T1, T2 = BC337-40

Der Strom wird durch die BE Spannung von T2 (ca 0,6V) und dem Widerstand 
R2 bestimmt (bei 50mA fallen 0,6V ab). Dann leitet T2 und nimmt dem T1 
seinen Steuerstrom weg.

R1 muss so gewählt werden, dass T2 (entsprechend seinem 
Verstärkunsfaktor) bei dem gewünschten minimalen Spannungsabfall 
ausreichend Steuerstrom erhält. Bei 2,2k Ohm braucht die 
Konstantstromquelle mindestens 2V.

Es dürfen maximal ca 10V abfallen, entsprechend der thermischen 
Belastbarkeit von T1.

Durch Wahl anderer Transistoren mit Kühlkörper kann man größere 
Spannungsbereiche abdecken.

Aber rechnen und Datenblätter lesen kannst Du sicher selbst.

von Stefan (Gast)


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Sorry Tippfehler. Es muss heissen:

R1 muss so gewählt werden, dass T1 (nicht T2) bei dem gewünschten 
minimalen Spannungsabfall ausreichend Steuerstrom erhält.

von Stefan (Gast)


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Artem D. schrieb:
> in meiner Projektarbeit an der UNI muss ich 130 einzelne Schaltungen
> parallel auf Mikrorisse mit Hilfe von Online-Messung (=Messung von
> möglichen Spannungsänderungen)  untersuchen.

Die KSQ dürften da wohl das kleinere Problem sein wenn Du 130 mal 
wirklich parallel messen willst. Da ja wahrscheinlich das Messen nicht 
wirklich parallel gehen wird kannst Du ja auch eine KSQ zum syncron zum 
wie auch immer gearteten Messgerät multiplexen falls die zu testende 
Schaltung nicht zu träge reagiert.

Artem D. schrieb:
> zudem spielt der Preis der benötigten Bauelemente keine Rolle.

Na dann, einfach 130 Labornetzteile ;-)

Stefan

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Artem D. schrieb:
> in meiner Projektarbeit an der UNI muss ich 130 einzelne Schaltungen
> parallel auf Mikrorisse mit Hilfe von Online-Messung (=Messung von
> möglichen Spannungsänderungen)  untersuchen. Für dieses Vorhaben muss
> ich einen Strom zwischen 30 bis 50 mA auf jede Schaltung legen , d.h.
> ich benötige eine Konstantstromquelle mit 130 einzelnen Ausgängen.

Ähm. Nein. Dieses folgt nicht aus jenem.

"auf Mikrorisse ... untersuchen" deute ich mal als "die Änderung des 
Widerstands einer Struktur erkennen". Was sich da an Fragen so stellen 
würde:

1. 30-50mA ... bei welcher Spannung denn? Würde es nicht eher reichen 
eine konstante Spannung anzulegen und den Strom zu messen?

Das Einspeisen der Testströme (bzw. -Spannungen) ist ja bestenfalls die 
halbe Miete. Der jeweils andere Wert muß ja gemessen werden.

2. Wie schnell muß eine Änderung erfaßt werden? Wie kann eine Änderung, 
die durch einen Mikroriß hervorgerufen wird von einer anderweitigen 
Änderung unterschieden werden?

Und dann noch "130 einzelne Schaltungen" ...

3. haben die einen gemeinsamen Bezugspunkt? Reicht es also z.B. an 130 
Punkten einen Strom gegen GND einzuspeisen und die resultierende 
Spannung zu messen? Oder müssen die 130 "Schaltungen" womöglich 
galvanisch getrennt ausgewertet werden?


Je nachdem wie die Antworten auf obige Fragen ausfallen, kann die Lösung 
sich zwischen "ein 5V Netzteil für 10A und 130 Widerstände a 100 Ohm 
plus ein ADC mit Multiplexer 130:1" und "richtig häßlich viel Aufwand" 
bewegen.

Also tu doch mal Butter bei die Fische!


XL

von Amateur (Gast)


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Wenn Du 130 Konstant Stromquellen rund um ein Werkstück, welches 
wahrscheinlich Leitfähig ist, verwenden willst, so sollten diese wohl 
entweder gemultiplext oder galvanisch getrennt sein.
Im ersten Falle brauchst Du eigentlich nur eine Quelle, im zweiten Falle 
wird auch die Auswertung spannend.

von Martin V. (oldmax)


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Hi
So ganz kann ich deinem Vorhaben nicht folgen, denn
>ich benötige eine Konstantstromquelle mit 130 einzelnen Ausgängen.

so wird es nicht gehen. du benötigst eine Spannungsquelle mit 130 
Konstantstromquellen, wenn einzelne Bauteile geprüft werden, denn wenn I 
konstant ist und R variabel, dann ist V auch variabel.
gruß oldmax

von Artem D. (a_d)


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Guten Morgen und vielen Dank für die schnellen Antworten.
Nach den vielen Fragen versuche ich mein Problem besser zu erläutern:

1) Die zu testenden Schaltungen sind galvanisch getrennt (= kein 
geömeinsamer Bezugspunkt)

2) Der Strom soll konstant bleiben, d.h. er soll nicht einstellbar sein. 
Er soll jedoch zwischen 30 und 50 mA liegen. (für jede Schaltung)

3) Für die Messung der Spannungsänderungen während der Online-Messung 
sind bereits zwei Messboxen vorhanden (mit über 130 Eingängen), derren 
Anschlüsse an die 130 Schaltungen gelötet werden um so alle Spannung 
gleichzeitig zu messen. Für die Spannungsmessung ist somit alles 
vorhanden.

4) 130 KSQ mit Widerständen und Transistoren zu realisieren hat mein 
Betreuer abgelehnt. Er hat mich gebeten eine Lösung mit weniger 
Bauteilen zu finden, deswegen habe ich mir überlegt LED-Treiber 
(http://de.farnell.com/texas-instruments/tlc5947dap/led-treiber-linear-32-tssop/dp/1755259) 
mit mehreren Ausgängen parallel zu schalten. Jedoch habe ich bis jetzt 
keinen LED-Treiber gefunden, der ohne einen Mikrocontroller auskommen 
würde.

Zusätzliche Anmerkung: die Schaltungen werden in einen 
Temperatur-Schock-Tester für ca. 6 Wochen gelegt, deswegen müssen alle 
Schaltungen auch gleichzeitig/parallel mit Strom versorgt werden.

von Helfer33 (Gast)


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Artem D. schrieb:
> Die zu testenden Schaltungen sind galvanisch getrennt (= kein
> geömeinsamer Bezugspunkt)

Artem D. schrieb:
> 3) Für die Messung der Spannungsänderungen während der Online-Messung
> sind bereits zwei Messboxen vorhanden (mit über 130 Eingängen), derren
> Anschlüsse an die 130 Schaltungen gelötet werden um so alle Spannung
> gleichzeitig zu messen.


Bist du dir sicher, dass auch in der Messbox eine galvanische Trennung 
der einzelnen Messkreise sichergestellt ist, bzw. wenn dann eben nur die 
Massen gemeinsam sind?

Also dürfen die Stromquellen alle das gleiche Massepotenzial haben?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Artem D. schrieb:

> 3) Für die Messung der Spannungsänderungen während der Online-Messung
> sind bereits zwei Messboxen vorhanden (mit über 130 Eingängen), derren
> Anschlüsse an die 130 Schaltungen gelötet werden um so alle Spannung
> gleichzeitig zu messen. Für die Spannungsmessung ist somit alles
> vorhanden.

gut

> 1) Die zu testenden Schaltungen sind galvanisch getrennt (= kein
> geömeinsamer Bezugspunkt)

OK. Ich nehme aber an, daß sie für die Messung dann trotzdem an eine 
gemeinsame Masse angeschlossen werden, oder?

> 2) Der Strom soll konstant bleiben, d.h. er soll nicht einstellbar sein.
> Er soll jedoch zwischen 30 und 50 mA liegen. (für jede Schaltung)

Und muß es wirklich eine Stromquelle sein? Oder reicht nicht ein simpler 
Vorwiderstand? Ich meine, eine LED kann man ja auch mit einem 
Vorwiderstand betreiben und der Strom schwankt dann viel weniger als von 
30mA zu 50mA.

Wie groß ist der Spannungsbedarf deiner Schaltungen? Und wie sehr 
schwankt der von Exemplar zu Exemplar?

> 4) 130 KSQ mit Widerständen und Transistoren zu realisieren hat mein
> Betreuer abgelehnt. Er hat mich gebeten eine Lösung mit weniger
> Bauteilen zu finden

Ich weiß nicht wie sinnvoll das ist. Kommt drauf an, wieviel Spannung 
deine "Schaltungen" brauchen und wieviel Reserve man (für 
exemplarabhängige Schwankungen) vorsehen muß. 50mA * 2V sind schon 
100mW. Ein integrierter Treiber mit 16 Ausgängen müßte dann schon 1.6W 
loswerden.

Und nochwas: sowas muß ja auch robust sein. Bei einem Kurzschluß der 
Probe wären das dann Betriebsspannung*50mA. Das kann man mit 
Einzeltransistoren nicht nur besser auffangen - bei einem Defekt wäre 
auch nur jeweils ein Transistor zu tauschen.


XL

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Da die Genauigkeitsanforderungen nicht sehr hoch sind (sonst hättest du
den TLC5947 nicht in Erwägung gezogen), reichen 1 Transistor und 1
Widerstand pro Kanal und eine gemeinsame Referenzspannungsquelle.

Ist das immer noch zu viel Aufwand, kannst du jeweils mehrere der zu
testenden Module in Reihe schalten und mit einer gemeinsamen Stromquelle
speisen. Von den gemessenenen Spannungen musst du dann eben hinterher
die Differenzen bilden. Wieviele der Module du jeweils in Reihe schalten
kannst, hängt vom Messbereich der verwendeten Spannungsmesser ab.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

die Verwendung von PWM-Ausgängen zur Widerstandsmessung ist sowieso eine 
ganz ganz schlechte Idee, da brauchst du jede Menge Filterung um die 
PWM-Frequenz zu unterdrücken. ICs für Konstantstrom ohne jedes externe 
Bauteil gibt es nicht, folglich spielt es keine Rolle, ob du nun 
Widerstand und Transistor oder Widerstand und IC einsetzt. Die Vorgabe, 
keine diskrete Lösung zu verwenden, ist also alles andere als 
sachgerecht - aber das sind wir hier schon gewohnt, dass solche Vorgaben 
aus akademischen Quellen ziemlich unsinnig sind. Vielleicht gehört das 
zur Ausbildung, damit man sich an sowas gewöhnt.

Gruss Reinhard

von Helge A. (besupreme)


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"Weniger Bauteile" kann man natürlich auch erreichen, indem man 
Widerstandsarrays mit jeweils 4-5 Widerständen im SIL Gehäuse verwendet 
;)

Im Idealfall dürfen höchstens 50mA fließen. Da bieten sich Arrays mit 68 
Ohm an, die sind gut erhältlich. Das ganze muß dann mit 3,3V versorgt 
werden. Diese Widerstände dürfen jeweils mit ca. 0,2W belastet werden, 
es werden pro Widerstand max. 0,16W verbraten.

Für eine echte Widerstandsmessung muß natürlich der Meßwert linearisiert 
werden, aber "nur" für eine Durchgangsprüfung reicht es, einen Grenzwert 
festzulegen.

Netzteile für 3,3V sind gut erhältlich, und die Widerstandsnetzwerke 
auch.

Reihenschaltung der Meßobjekte ist möglich, allerdings nur, wenn 
irgendein Ausfall ein Abbruchkriterium ist. Mehrere Ausfälle in einer 
Reihenschaltung lassen sich nicht finden :(

von Udo S. (urschmitt)


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Werden die Stromquellen gemeinsam an ein metallisches Prüfteil 
angeschlossen?
Falls ja dann haben alle 130 oder zumindest (bein mehreren Teilen) immer 
einige über das Metall Kontakt zu anderen und beeinflussen sich 
gegenseitig.
Dann müssten alle 130 galvanisch voneinander getrennt werden.

von Horst H. (horst_h44)


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Da die Testobjekte galvanisch getrennt müsste auch eine 
Konstantstromsenke gehen. Hier gibt es LED/Lasertreiber mit 
einstellbarenm Konstantstrom(nur über einen Spannungseingang - kein 
Mikrocontroller). Frage ist auch wie hoch der Innenwiderstand der 
Testobjektes ist, was die benötigte Spannung bestimmt und ob eine 
Serienschaltung von mehreren Testobjektes möglich ist. Der iC-HG 
(http://www.ichaus.biz/product/iC-HG ) hat z.B. sechs einstellbare 
Stromsenken mit bis zu 0,5A in einem Gehäuse( 3A gesamt). Die 
Versorgungsspanng für die LED/Lasertreiberstufen ist max. 12V.

von Martin H. (martinhaag)


Angehängte Dateien:

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Wie wärs denn mit einem LM317 mit 33Ohm Widerstand als Stromregler (rund 
37mA). Für den Feinabgleich könnte man paralell zu den 33 Ohm noch einen 
hochohmigeres poti schalten wenn nötig.
Grüsse Martin

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Wenn der Temperaturgang der U-BE-Strecke nicht stört, reicht doch eine 
Konstantspannungsquelle, z.B. "Zenerdiode" als IC mit ca. 1,2V für alle 
gemeinsam und pro Ausgang ein Transistor und ein Widerstand am Emitter. 
In SMD-Ausführung sollte das auf eine Europakarte passen.
Das läßt sich mit pnp oder npn bauen, je nachdem, ob die Last nach Masse 
gehen muss.

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